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Fiechter, Ernst Robert [Hrsg.]; Toebelmann, Fritz [Begr.]
Römische Gebälke (Band 1) — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.8775#0087
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X. Der Tempel des Serapis.

an der Via Flaminia liefern müssen1. Die Rückwand mit dem kolossalen Eckblocke des
Geisons fiel um 1620, als die Rospigliosi ihren Palast bei San Silvestro erbauten. Der
Eckblock und einige andere Fragmente sind seitdem im Giardino Colonna aufbewahrt,
für den Rest des Gebäudes auf der Hügelhöhe sind wir auf die Zeichnungen der Renaissance-
künstler angewiesen.

Auszugehen ist natürlich nicht von den Grundrissen Palladios und Salvestro Peruzzi's,
welche einen normalen hellenistisch-römischen Tempel darstellen, sondern von dem er-
heblich älteren Giuliano's da Sangallo. Unhaltbar ist freilich seine Erklärung des Ganzen
als Palast, auch erweckt die ganz symmetrische Gruppierung der Säle und Treppen sowohl
östlich wie westlich vom mittleren Hofe dieses „Palazzo" Bedenken. Man wird eine dieser
Gruppen als freie Ergänzung betrachten dürfen, und zwar die vom Hügelrand entferntere
östliche. Dagegen wird die westliche, an die Rückwand des Ganzen sich anlehnende
Gruppe, deren Mauern zur Stabilität der Ecke und der Rückwand wesentlich beitrugen,
von Sangallo im ganzen richtig beobachtet und dargestellt sein.

Danach dürfen wir als wesentliche Teile des Baues betrachten: den nahezu quadra-
tischen Hof mit umgebender Säulenhalle, den an die Westseite dieses Hofes anstoßenden
Saal, der viel breiter als tief war, und die hinter diesem Saale liegenden drei quadratischen
Zellen, deren gemeinsame Rückwand die große am besten erhaltene Mauer bildete. Dieser
Grundriß nun entspricht, wie Fr. v. Bissing zuerst bemerkt hat, in auffälliger Weise dem
normalen Grundrisse eines ägyptischen Tempels aus dem neuen Reiche. Dadurch wird
es wahrscheinlich, daß der Bau als Heiligtum einer ägyptischen Gottheit gedient hat,
und es fragt sich, ob ein solches sich in dieser Gegend des alten Roms nachweisen läßt.

Die konstantinische Regionsbeschreibung führt in der sechsten Region ein Templum
Serapis auf, und zwar neben der Aedes Sahttis, deren Lage auf der Höhe des Quirinais
nördlich vom Giardino Colonna feststeht. Allerdings ist der Name des Serapis an den
vorausgehenden der Salus mit et angeschlossen, also das Argument für die unmittelbare
Nachbarschaft nicht zwingend2. Jedenfalls gibt es keinerlei Funde, welche für die Lokali-
sierung des Serapistempels etwa in der Mitte oder im Osten der Region Anhalt böten:
dagegen deuten verschiedene am westlichen Ende des Hügels gemachte Funde darauf
hin, daß er in dieser Gegend zu suchen sei. So stammt aus Palazzo della Molara an Piazza
delle Tre Cannelle eine Basis mit der Inschrift Serapi Conservalori (CIL. VI, 573 = 30797);
aus den Fundamenten des Palazzo Capranica-del Grillo an Via Nazionale (gegenüber
Palazzo Colonna) eine griechische Weihinschrift Ö7iep co^pia; auToxparopoi; M. AüprjXiou
'Avtwvlvou MsyaXou 2£ß(arjxoü) Ali TL.wo MsydcXw ^apä-tSt etc. (IGr. XIV, 1024). Bedeut-
samer noch ist das Fragment einer Monumentalinschrift, welches in das Paviment der
Kirche S. Agata in Subura, gleichfalls nicht weit vom Giardino Colonna, eingelassen
war und dort bis Mitte des 18. Jahrhunderts öfters abgeschrieben ist: Serapidi deo [Imp.
Caesar] M. Aurelius Anioninu[s Pius Felix Aiigustus .... pontjifex max(mus) tribunic.

pote\st......] aedem ....... Freilich kann diese Inschrift, deren ganze Länge sich auf

er. 6 m bei einer Höhe von ca. 1,50 m berechnen läßt, nicht die Frontinschrift des riesigen
Gebäudes gewesen sein, dessen Rückwand im Giardino Colonna erhalten war, doch
könnte man sie wohl über einem Eingangsportal, sei es des ganzen Heiligtums, sei es einer
Cella, angebracht denken. Es wird also der Name „Tempel des Serapis" für die Ruine auf
der Westspitze des Quirinais mit großer Wahrscheinlichkeit vorgeschla gen werden dürfen.

1 Siehe die Nachweisungen bei Lanciani, Storia degli seavi II, 154. III. 203! Auf dem Blatte Uffizj 1120 notiert
Antonio da Sangallo il gio. zu einer flüchtigen Skizze eines Fragmentes vom Architniv: .,si trova al palazo di farnese."

2 Siehe darüber Jordans Bemerkungen Topogr. II, S. 268.

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