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IX. Der Tempel des Serapis.

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Abb. 64. Sima vom Hadrianeum.

Gebälken das Simaprofil und der Grund des Ornamentes eine Fläche sind, sondern der
Umriß durch die Vorderkante des Ornamentreliefs bestimmt wird. Der Grund ist ziemlich
stark vertieft, und geht unten stumpf über in das abschließende Bandprofil. Das Ornament
wird gebildet aus einer Reihung breiter Palmetten, aus deren Kelchen heraus zu beiden
Seiten Ranken wachsen, die in ihrer Aufrollung zusammengebunden sind. Das alte geo-
metrische Motiv der Verbindung der Ranken ergibt die einfachste Art einer geschlossenen
Ornamentreihe. Ähnlich zusammengebunden sind auch die breiten Palmettenbüschel
der Sima am Hadrianstempel. An unserem Gesims ist aber die Zeichnung großzügiger,
barocker (Abb. 63). Über den zusammengebundenen Rankenvoluten ist kein weiteres
Dekorationsmotiv zu ergänzen, da die sehr breiten siebenfächrigen Palmetten den Raum
genügend füllten1. Vermutlich endigten auch die übrigen Palmettenblätter mit gelockerten
Blattformen, doch fehlen jetzt sichere Anhaltspunkte2. An der Sima des Hadrians-Tempels
(Abb. 64) wechseln knollige mit den üblichen sichelartigen Endungen, die einen aufwärts-
gebogen, die andern abwärts geneigt3. Die Kelche an unserer Sima bestehen aus drei flachen
überhängenden Blattlappen und einem dreiteiligen stehenden Hauptblatt. Die Umriß-
linie ihrer Zacken ist nur durch Bohrlöcher hergestellt; jede feinere Durchbildung fehlt.

B. Unter dem trennenden Plättchen folgt ein Eierstabprofil als Bekrönung der glatten
Corona. Die Vorliebe für den Eierstab ist echt antoninisch. Besonders zu beachten ist

1 Auf Abb. 63 ist links der Ansatz eines Wasserspeiers zu sehen. Die franzosische Aufnahme — Fragm. antiques,
Aufn. von Dutert, Guadct und Esquie — stimmt in den Einzelheiten der Simadekoration nicht mit der Wirklichkeit. Die
Bindung der Voluten ist locker, die Palmetten-Blätter sind nicht rohrartig kanneliert, und die Kelchblätter sind in Wirk-
lichkeit viel schlichter gehalten als nach den franzosischen Zeichnungen zu vermuten ist.

- Desgodetz, S. 65, gibt allerdings eine ganz andere Lösung an. Nach ihm legten sich über die Volutenenden gegen-
einander aufgerichtet große Blattranken zwischen die Palmetten. Diese selbst hatten nur kurze breitlappige Blätter. Die
Zeichnung stimmt indes recht wenig mit der Photographie des abgebildeten Stückes überein. Canina II, Taf. 48 schließt
sich Desgodetz mehr oder weniger an.

3 Abb. b. Gusman, Art cUcoratif de Rome, pl. 46, 1.
 
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