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Fiechter, Ernst Robert [Editor]; Toebelmann, Fritz [Bibliogr. antecedent]
Römische Gebälke (Band 1) — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.8775#0109
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XII. Domus Augustiana II.

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XII. Domus Augustiana II.

Tafel XV.

Da di e von F. Toebelmann aufgenommenen Gebälkstücke nicht als Teile eines be-
stimmten Baues bezeichnet sind, und von dem Kranzgesims A-E auf Tafel XV, sowie von
dem Stück X-Z auf Tafel XIII Angaben über die Auflager tiefe, bzw. Rückseite fehlen, be-
steht über die Zusammengehörigkeit der Profile keine Sicherheit. Es ist ziemlich unwahr-
scheinlich, daß A-E die Vorderansicht eines Kranzgesimses ist, von dem X-Z die Rück-
seite bildete, wie wohl auf dem Skizzenblatt von F. Toebelmann steht: aufgebänktes Ge-
simsstück, Rückseite. A-E wird allerdings nur bezeichnet als aufgebänktes Gesimsstück.
F-H als Architravstück rechts. Ob sie so, wie sie gezeichnet1 sind, zusammengehören
ist aus den Angaben nicht zu entnehmen, und nach den Verhältnissen nicht recht wahr-
scheinlich. Es bleibt nur übrig, die Stücke für sich einzeln zu betrachten; über ihren
baulichen Zusammenhang läßt sich nichts sagen.

Zunächst bemerken wir, daß sowohl am Geison A-E, wie am Architrav F-H gegenüber
dem Profil A-B auf Tafel XIII recht deutlich der Unterschied der Umrißlinie auffällt. Die
Einzelprofile treten nicht mehr stark vor, sondern bilden fließende Übergangsformen.
Das ist auch am Wechslerdenkmal Stilprinzip. Glatte Flächen werden möglichst ver-
mieden, selbst die Geisonstirne und ihre Unterseite sind in den Strudel der reichen Orna-
mentik hineingezogen.

Stück A-F. A. Die Sima ist durch reiches Rankenwerk verziert. Zugrunde liegt
das Motiv alternierender Anthemien, wenngleich die verbindende Ranke kaum mehr als
S-Linie zu erkennen ist. Ihre Enden sind dürftige spiralartige Schleifen, ihre Mitte
aber hat sich zu einem größeren Blattkörper ausgewachsen, dessen zackige Lappen den
Raum um das hängende Anthemion ausfüllen. Dieses selbst ist phantastisch geformt, die
spiraligen Schleifen wirken wie verknitterte Bänder, auch die Umschläge des Blattkelches
und die herausfahrenden seitlichen Fetzen haben den Charakter zittrig bewegter Körper.
Da ist nichts mehr von dem selbstverständlichen, mühelosen Hervorsprießen der Zweige
und Blüten, nichts mehr von jener Strenge und Folgerichtigkeit, ja geometrischen An-
ordnung der ornamentalen Teile, wie sie uns das trajanische Zeitalter gezeigt hat. Die
Blattlappen sind bald lang, bald breit, bald fleischig, bald mager, wie sie eben zur Füllung
in der bewegten Anordnung nötig sind. Weder die Linie, noch die Fläche sind grundlegend
für die Verteilung der Zeichnung. Das eigentliche Rhythmische eines wiederkehrenden
Bandmotivs wird stark verwischt. Dadurch bekommt das Ganze etwas Unruhiges und
durch seine wechselnden Reliefhöhen, die sich kaum in ein Simaprofil einfügen, etwas
Flimmerndes, Unmeßbares, Barockes. Barock ist auch der Umriß des ganzen Gesims-
stückes; auch ihm haftet jene Verwischung der klaren rhythmischen Gliederung an; seine
Einzelteile scheinen ineinander überzufließen. Der kleine Perlstab sitzt wieder tief in
seiner ausgehöhlten Rinne. Die Scheiben sind fast zu kleinen Doppelkegeln geworden.
Die Ränder der Rinne bilden feine Stege, die das zerbrechliche Glied umfassen.

B. Ähnlich wie die Sima ist auch die Geisonstirne außerordentlich reich verziert. Das
Rankenwerk lehnt sich wie dort an das Motiv wechselnder Anthemien. Stehende und hän-
gende Blattkelche werden durch auf- und absteigende Ranken verbunden. Aber das einfache

1 Die Aufzeichnung in Blei lag bereits vor und wurde als Grundlage für unsere Tafel benutzt.

Toebelmann, Gebälk«.

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