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Fiechter, Ernst Robert [Hrsg.]; Toebelmann, Fritz [Begr.]
Römische Gebälke (Band 1) — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.8775#0111
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XII. Domus Augustiana II.

Das Kyma bei G erinnert wieder an die alte Blattreihe; es ist ähnlich wie bei F auf
Tafel XIV (Wechslerdenkmal). Der untere Umschlag ist nur durch Abschrägung und Bohr-
löcher angedeutet. Die Zwischenblätter sind in die tiefe Umbohrung hineingelegt, so daß
sie wenig hervortreten.

Der Perlstab bei H zeigt wieder die kegelförmig geschnittenen Scheiben und hier
verhältnismäßig sehr kurze Perlen. An severischen Bauten und späteren sind die Glieder
langgestreckt.

Gebälkstück X-Z. [Einzelheiten auf Taf. XIII]. Über seine Zugehörigkeit zu den
übrigen Stücken s. o. S. 97. Bei X ist eine Konsole zu ergänzen, darüber wäre dann das
Profil einer Kassette anzunehmen. Auf dem Originalblatt F. Toebelmanns steht die Notiz:
Konsole lädiert, unkenntlich, Kassette.

Daß nun auch das Konsolgesims wieder erscheint, wird uns bei der deutlichen Absicht
an Flavisches anzuschließen, nicht wundern. Leider sind sonst aus der severischen Zeit
Gebälkaufnahmen nicht vorhanden, um feststellen zu können, ob das Konsolengebälk
nochmals eine größere Rolle spielte oder nur vereinzelt auftrat. Daß noch im 4. Jahrhundert
Konsolgesimse in Anlehnung an ältere Vorbilder entstehen, werden wir noch bei der Be-
sprechung der Basilica nova sehen.

Breit, gequetscht, plump, aber immer noch sehr tief umbohrt ist der Eierstab bei Y.
Die Schalenränder sind kaum gekehlt. Vom folgenden Zahnschnitt wird er durch einen
Steg getrennt. Die Zähne sind wieder niedriger als breit, die Zwischenräume im Verhältnis
dazu groß; beides Kennzeichen für Zahnschnitte des 3. Jahrhunderts. Die „Löckchen",
hier etwas derber als bei D (Taf. XV), sitzen wieder vorder tiefen Aushöhlung des Grundes.

Das Simaprofil bei Z ist unter dem Zahnschnitt nicht üblich, aber in der Folge der
Unterglieder erscheint es an severischen Gebälken häufiger und kommt schon am Antoninus-
Pius-Tempel vor. Seine Dekoration mit stehenden Blättern ist das gegebene Motiv; früher
wurden diese auf die fertige Simafläche aufgelegt, hier sind sie in die Umrißlinie verlegt,
so daß ihre Dicke nur da fühlbar wird, wo der tiefe Grund zwischen ihnen erscheint und
in der eingebohrten Mittelrippe. Es ist eine sehr abgekürzte Darstellung, die auf eine
eigene Modellierung der Blätter verzichtet. Darunter folgt noch ein Rundstabglied mit
tiefen Auskerbungen und Ausschnitten, eine Art lesbisches Kymaornament, aber auf
einen Rundstab aufgelegt.

Die Stücke auf Tafel XV zeigen wohl gegenüber dem Gebälk des Wechslerdenkmals
einen gewissen Fortschritt in der Bereicherung der Profile, in der Linienführung und der
Auflösung aller geometrisch-harten Formen. Sie mögen also nach jenem entstanden sein.
Die Unterschiede sind jedoch so gering, daß ein großer zeitlicher Abstand kaum anzunehmen
ist. Deutlicher trennt sich als älteres Stück von ihnen der Architrav A-E auf TafelXIII,
der wohl noch in frühe severische Zeit zu setzen ist (vgl. S. 87). F.
 
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