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F. Tocbclmann : Römische Gcbälke.

weit der Bau des Maxentius zu dessen Lebzeiten gediehen ist, läßt sich nicht ausmachen.
Wenn im Gewölbe des Hauptschiffes im Jahre 1828 eine kleine in den Mörtel eingebettete
Münze des Maxentius gefunden ist, so gibt dies nur einen terminus post quem, da die Münze
natürlich auch mehere Jahre nachdem sie geprägt war dort verborgen oder verloren sein
konnte. Aber der Ausdruck des Biographen (Victor Caes. 40,6): cuncta opera quae magnifice
construxerat (Maxentius), urbis fanum atque basilicam Flavii (Constantini) meritis patres
sacravere deutet darauf hin, daß der Bau seiner Vollendung schon sehr nahe gewesen sein
muß, als Maxentius im Jahre 313 bei Saxa Rubra Reich und Leben verlor. Daß der Bau
nach der Thronbesteigung des Constantin vom Senate mit dessen Namen belegt wurde,
geht aus dem gleichen Zeugnisse hervor: doch heißt das Gebäude im Regionenbuch Basilica
Nova, erst im Chronographen von 354 Basilica Constantini.

Mit dem Wechsel des Bauherrn trat auch eine Änderung im Bauplane ein: man schuf
einen zweiten Haupteingang von der Sacra Via her, und diesem gegenüber im mittleren
Bogen des nördlichen Seitenschiffes eine zweite halbrunde Apsis. In letzterer wurde ein
Tribunal für Magistrate und Richter eingebaut, während die ursprüngliche am Westende
durch eine Kolossalstatue Constantins ausgefüllt wurde.

Wann der Riesenbau in Trümmer gesunken ist, bleibt völlig dunkel; er stand noch
aufrecht, als Papst Honorius (625—638) seine bronzenen Dachziegel wegnahm, um damit
die vatikanische Basilica zu decken. Im 12. Jahrhundert muß er schon Ruine gewesen sein,
da sonst die in den Mirabilia erzählte Sage nicht hätte entstehen können, er sei wunderbarer-
weise in der Nacht der Geburt Christi eingestürzt. Auf zahlreichen mittelalterlichen Stadt-
plänen, welche auf ein um 1190 entstandenes Prototyp zurückgehen, erscheinen gleichfalls
nur die drei kolossalen Bogen des nördlichen Seitenschiffes. Seit dem Ende des 15. Jahr-
hunderts werden dann Abbildungen und architektonische Aufnahmen des Gebäudes häufig:
daß Bramante die Pfeiler und Bogen des Seitenschiffes zum Vorbild für das Hauptschiff
von S. Peter nahm, ist bekannt. In der Renaissancezeit nannte man die Ruine Templum
Pacis, und dieser falsche, zuerst bei Flayius Blondus (um 1450) vorkommende Name erhielt
sich bis zum Beginne des 19. Jahrhunderts. Erst Antonio Nibby hat (1819) dem Denkmal
seinen wahren Namen wiedergegeben: er hat auch, namentlich in den Jahren 1827—1829,
die Ruine gründlicher als es früher geschehen war durchforscht. Die Aufdeckung des
gesamten Innern bis zum antiken Niveau ist erst durch die Ausgrabungen von 1875 und
1880 durchgeführt worden.

Veduten der Ruine sind seit dem 16. Jahrhundert häufig (so Hieronymus Cock Tf.
N. O, Duperac Tf. 5, Alö Giovannoli 1616 Tf. 51), von Zeichnungen seien Heemskerck 11 f. 6
und 84 sowie Dosio Uff. 2510 (gestochen von Cavalieri, 1569, Tf. 8) hervorgehoben. Sehr
zahlreich sind die Aufnahmen von Details, namentlich von dem großen Gebälk über der
einzigen bis 1611 noch stehenden Säule: dieses schon bei Giuliano da Sangallo cod. Barb.
f. 9 v. und im Codex Escurialensis f. 32 (p. 97 Egger). Die Florentiner Blätter verzeichnet
Ferri, Indice geografico-analitico p. 129L Über die Ausgrabungen im 19. Jahrhundert
s. Canina, Supplementi al Desgodetz Tf. 20—27; Notizie degli scavi 1878, 132; 1879, 263L,
312L; Hülsen-Jordan Topogr. I, 3 p. 11 —14. //.

Tafel XIX und XX. Geisonstück aus dem Mittelschiff. F. Toebelmanns Auf-
nahmen geben Einzelheiten von drei verschiedenen Gebälkresten des Baues. Zweifellos
sind die Stücke über den großen Säulen des Mittelschiffs die ältesten. Sie sollen daher
zuerst behandelt werden. Kennzeichnend für die späte Zeit der Entstehung ist die Ge-
samthaltung des Profils des Kranzgesimses. Beinahe berührt eine 45°-Linie die Spitzen
der Profile; die starke rhythmische Gliederung in Corona und Unterglieder ist fast ganz
verwischt. Weiter ist kennzeichnend das starke Vorschieben der Profile; besonders Sima
 
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