VORWORT
Wir eroffnen den sechsten Band von Tools
and Tillage mit nur drei, aber dafiir um so
gehaltvolleren Beitragen. Wie schon bisher
sind auch sie ein Beweis fur den internatio-
nalen Gesichtskreis der Zeitschrift.
Der umfangreichste Beitrag aus der Feder
von Francois Sigaut befafit sich mit dem
grundsatzlichen Thema der Getreide-Spei-
cherungstechniken. Seit vielen Jahren spielt
Sigaut eine fiihrende Rolle beim Sammeln
einschlagigen Materials und bei der Durch-
fiihrung von Tagungen, in deren Folge Ver-
offentlichungen zu dieser Thematik erschie-
nen sind. Das letzte dieser Treffen fand im
Mai 1988 unter der Leitung des European
University Centre for the Cultural Heritage
in Ravello, Italien, statt (auch einer der Her-
ausgeber, A. F., nahm daran teil); es ging da-
bei um “Die Zubereitung von Getreide als
Nahrungsmittel”, wobei die ganze Breite des
Themas “vom Feld bis zum Magen” abge-
deckt wurde. So beruhen Sigauts Uberlegun-
gen und Ansichten auf einem umfassenden
Wissen. Er sucht dabei nach bestimmten Mu-
stern. In der Tat konnen Methoden der Ge-
treidespeicherung eine Art von Kennzeichen
fur bestimmte Perioden der europaischen
Landwirtschaftsgeschichte liefern. Dabei gibt
es allerdings ein grundsatzliches Problem, das
ubrigens auch fur andere Themenbereiche
gilt. Solange der Stand der Untersuchungen
und auch die Veroffentlichung von Materia-
lien in den verschiedenen Teilen Europas
nicht auf ein vergleichbares Niveau gebracht
worden sind, lassen sich allgemeingultige
Theorien, die auf einem gut erschlossenen
Vergleichsmaterial basieren mufiten, nur
schwer und kaum mit absoluter Sicherheit
aufbauen. So liefert der Beitrag von Sigaut
zugleich ein Stimulans, den Stand der For-
schung zu verbessern.
Peter Stromgaards Aufsatz erweitert un-
sere landwirtschaftlichen Kenntnisse fur ein
Gebiet, das bisher kaum beachtet worden ist.
Er liefert eine sorgfaltig beobachtete Be-
schreibung eines Wanderfeldbaus bei Bevolke-
rungsgruppen in Sambia, die es auf eine be-
merkenswerte Art verstandem haben, ihre
landwirtschaftlichen Techniken den besonde-
ren lokalen Verhaltnissen und sich verandern-
den Voraussetzungen anzupassen. Das sind
ernstzunehmende Anregungen fur alle, die an
Bodenkonservierung interessiert sind. Im
tibrigen sollte man nicht davon ausgehen, dah
die beschriebenen Techniken, namlich das
Abhauen von brennbarem Material und das
anschhefiende Verbrennen auf einer kleineren
Flache (“Binnenfeld”) in Europa unbekannt
gewesen waren. Noch im 17. Jahrhundert
wurde in Schottland Torfgras mit Pfliigen in
der aufieren Feldmark gewonnen und auf das
Binnenfeld gebracht, um dort spater ver-
brannt zu werden. Man mufi dabei immer in
Betracht ziehen, in welchem MaBe der Kampf
ums Dasein zur Weiterentwicklung auch sol-
dier Anbaumethoden zwang, die wir aus
heutiger Sicht als primitive Daseinsbewalti-
gung bezeichnen wtirden.
Wir begrufien einen weiteren Beitrag von
Niall Brady, der sich diesmal mit Pflugkieseln
befafit. Er ist eine detaillierte und vorzuglich
dokumentierte Untersuchung von neuem Ma-
terial, das mit kritischem Blick auch in Hin-
sicht auf die Herkunft vorgelegt wird. Seine
Ansicht, dafi einige der irischen Beispiele friih
zu datieren seien, wird unterstiitzt durc'h neu-
erliche Funde von Pflugkieseln bei Whithorn
im siidwestlichen Schottland, die zusammen
mit Bodenbearbeitungsspuren zum Vorschein
gekommen sind. Letztere lassen sich durch an-
gelsachsische Mtinzen in einer Schicht dar-
iibermit Sicherheit in das 9. bis 10. Jahrhundert
datieren. Ein Bericht dariiber soil zu einem spa-
teren Zeitpunkt in Tools and Tillage erschemen.
Fortsetzung auf Seite 46.
Wir eroffnen den sechsten Band von Tools
and Tillage mit nur drei, aber dafiir um so
gehaltvolleren Beitragen. Wie schon bisher
sind auch sie ein Beweis fur den internatio-
nalen Gesichtskreis der Zeitschrift.
Der umfangreichste Beitrag aus der Feder
von Francois Sigaut befafit sich mit dem
grundsatzlichen Thema der Getreide-Spei-
cherungstechniken. Seit vielen Jahren spielt
Sigaut eine fiihrende Rolle beim Sammeln
einschlagigen Materials und bei der Durch-
fiihrung von Tagungen, in deren Folge Ver-
offentlichungen zu dieser Thematik erschie-
nen sind. Das letzte dieser Treffen fand im
Mai 1988 unter der Leitung des European
University Centre for the Cultural Heritage
in Ravello, Italien, statt (auch einer der Her-
ausgeber, A. F., nahm daran teil); es ging da-
bei um “Die Zubereitung von Getreide als
Nahrungsmittel”, wobei die ganze Breite des
Themas “vom Feld bis zum Magen” abge-
deckt wurde. So beruhen Sigauts Uberlegun-
gen und Ansichten auf einem umfassenden
Wissen. Er sucht dabei nach bestimmten Mu-
stern. In der Tat konnen Methoden der Ge-
treidespeicherung eine Art von Kennzeichen
fur bestimmte Perioden der europaischen
Landwirtschaftsgeschichte liefern. Dabei gibt
es allerdings ein grundsatzliches Problem, das
ubrigens auch fur andere Themenbereiche
gilt. Solange der Stand der Untersuchungen
und auch die Veroffentlichung von Materia-
lien in den verschiedenen Teilen Europas
nicht auf ein vergleichbares Niveau gebracht
worden sind, lassen sich allgemeingultige
Theorien, die auf einem gut erschlossenen
Vergleichsmaterial basieren mufiten, nur
schwer und kaum mit absoluter Sicherheit
aufbauen. So liefert der Beitrag von Sigaut
zugleich ein Stimulans, den Stand der For-
schung zu verbessern.
Peter Stromgaards Aufsatz erweitert un-
sere landwirtschaftlichen Kenntnisse fur ein
Gebiet, das bisher kaum beachtet worden ist.
Er liefert eine sorgfaltig beobachtete Be-
schreibung eines Wanderfeldbaus bei Bevolke-
rungsgruppen in Sambia, die es auf eine be-
merkenswerte Art verstandem haben, ihre
landwirtschaftlichen Techniken den besonde-
ren lokalen Verhaltnissen und sich verandern-
den Voraussetzungen anzupassen. Das sind
ernstzunehmende Anregungen fur alle, die an
Bodenkonservierung interessiert sind. Im
tibrigen sollte man nicht davon ausgehen, dah
die beschriebenen Techniken, namlich das
Abhauen von brennbarem Material und das
anschhefiende Verbrennen auf einer kleineren
Flache (“Binnenfeld”) in Europa unbekannt
gewesen waren. Noch im 17. Jahrhundert
wurde in Schottland Torfgras mit Pfliigen in
der aufieren Feldmark gewonnen und auf das
Binnenfeld gebracht, um dort spater ver-
brannt zu werden. Man mufi dabei immer in
Betracht ziehen, in welchem MaBe der Kampf
ums Dasein zur Weiterentwicklung auch sol-
dier Anbaumethoden zwang, die wir aus
heutiger Sicht als primitive Daseinsbewalti-
gung bezeichnen wtirden.
Wir begrufien einen weiteren Beitrag von
Niall Brady, der sich diesmal mit Pflugkieseln
befafit. Er ist eine detaillierte und vorzuglich
dokumentierte Untersuchung von neuem Ma-
terial, das mit kritischem Blick auch in Hin-
sicht auf die Herkunft vorgelegt wird. Seine
Ansicht, dafi einige der irischen Beispiele friih
zu datieren seien, wird unterstiitzt durc'h neu-
erliche Funde von Pflugkieseln bei Whithorn
im siidwestlichen Schottland, die zusammen
mit Bodenbearbeitungsspuren zum Vorschein
gekommen sind. Letztere lassen sich durch an-
gelsachsische Mtinzen in einer Schicht dar-
iibermit Sicherheit in das 9. bis 10. Jahrhundert
datieren. Ein Bericht dariiber soil zu einem spa-
teren Zeitpunkt in Tools and Tillage erschemen.
Fortsetzung auf Seite 46.