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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0061

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tuation. Bei Hellkofen (243) etwa läuft das Hü-
gelland eher plänenhaft aus, wie der Flurname
„Auf der Platte" deutlich macht. „Auf der Platte"
bei Köfering (220) ist der breite Hügelsporn zwi-
schen Wolkeringer Mühlbach und Pfatter bei 365 m
Höhe jedoch gut 20 m über Talgrund gehoben. Die
sanfte Wölbung ist randlich und offenbar auch auf
der Höhe selbst dichter mit den Fundstellen aus
mehreren Perioden vom Neolithikum an besetzt,
sie ist außerdem seit langem als Fundgrund be-
kannt und deshalb immer wieder abgesucht wor-
den. Ähnlich verhält es sich mit der Zunge des
Hügellandes in der scharfen Westkehre des Lan-
generlinger Baches (Taf. 178, 1). Wenige Scherben
von vier Hangstellen bei Langenerling (223) und
Moosham (226—228) stecken eher einen allgemei-
nen Siedelbereich mit wechselhaften Standorten als
feste Dauersiedlungen ab. Für zwei Punkte (226.
227) mag die Nähe zum artesischen Staengbrun-
nen bedeutsam gewesen sein 155. Die Situation wie-
derholt sich gleichartig auf der Hochterrasse, auf
der eine Stelle bei Unterisling (230) ebenfalls in
eine quellreiche Bucht des Hügellandes zurückge-
setzt ist. Die restlichen Stellen liegen meist eng
über oder unter der Terrassenkante (217. 224. 238.
247. 250. 251), bei Mintraching (225 a) auf dem
flachen Ostausläufer des Mangoldinger Berges tief
bis 3 m über dem Pegel der Pfatter zur Niederter-
rasse herabgezogen. Stets sind Bäche oder Quellen
benachbart. Bei Taimering (239—242) scheint be-
sonders ein Weiher, der nie zufriert und ganzjährig
zur Pfatter abfließt, Siedlung vom Neolithikum
bis ins frühe Mittelalter angelockt zu haben 15°.

Nur wenige Plätze sind vom erhöhten Nordstreifen
der grundwassernahen Niederterrasse bekannt 157.
Bei Kreuzhof (214) zieht auf der Trasse der alten
Straubinger Straße in einem Abschnitt der B 8 ver-
mutlich ein uralter Fernweg vorbei, der mindestens
römisch bis frühmittelalterlich auffällig durch Sie-
delorte markiert wird "8, als Verbindungsstrang
am Donausüdufer aber offensichtlich schon seit dem
Mesolithikum fungiert 15°. Hallstattzeitliche Lese-
scherben sind von weiter östlich bei Barbing (vor
213) zu erwähnen. — Im Vorgriff zu einer all-
gemeinen Siedlungsgeschichte der Oberpfalz ist
aus der Fundverteilung trotz aller Lücken abzu-
lesen, daß vor allem die Lage an der ökologischen
Nahtstelle auf der Hochterrasse ausgenutzt wird.
Gegeben sind drei natürliche Wirtschaftsbereiche
mit verschiedenartiger Vegetation, die spezialisiert
für Viehweide und praktische Materialverwendung
dienen können: zwischen feuchteren Auen und dich-
ter bewaldeten Höhen die breiten sonnenoffenen
Terrassen mit Frischwasserversorgung und mutmaß-
lich lichterer Bestockung, die Rodung für den Feld-
bau erleichtert 16°. Zwangsläufig ergibt sich daraus
die Massierung der Wohnplätze im Bereich der
Lößüberdeckung. Schon deshalb bleibt es fraglich,
ob die Bodenbeschaffenheit selbst für die ländliche
Siedlung der Hallstattzeit oder einer anderen Pe-
riode von primärer Bedeutung war 161, von koloni-
satorischen Vorleistungen der Urnenfelderzeit ganz
abgesehen. Der heutige Zustand ist von rezenten
Maßnahmen mit Bearbeitung, Düngung und Drai-
nagen beeinflußt und folglich kleinräumig kein An-
satzpunkt. Die Ausgangslage wird sicher vom Wald

155) Von hier eine singuläre endneolithische Knaufaxt aus ortsfremdem grünlichem Gestein mit rundlicher Spitze
statt Schneide: VO 96, 1955, 494.500 Abb. 3.

156) A. Stroh 1951.

157) G. Kossack 1959, 62-68 bes. 67 zur Lage und Zeitdauer der Siedlungen in der Donauebene als primärem
Siedlungsraum.

158) Zur Straße Kl. Schwarz 1977, 37 Abb. 13; zu Fundorten u. a. G. Ulbert, Ein römischer Brunnenfund von
Barbing-Kreuzhof (Ldkr. Regensburg). BVbl. 26, 1961, 48-60; H. Dannheimer, Eine völkerwanderungszeit-
liche Grubenhütte bei Irl, Ldkr. Regensburg (Oberpfalz). BVbl. 32, 1967, 97-104; U. Osterhaus, Frühmittel-
alterliche Siedlung Oberparbing-Kreuzhof, östlich Regensburg. Ausgrabungsnotizen aus Bayern 1977/2.

159) W. Schönweiß und H. Werner, Mesolithische Wohnanlagen von Sarching, Ldkr. Regensburg. BVbl. 39, 1974,
1-29; Dies, in: Arch. Korrbl. 4, 1974, 1-3; Dies, in: Bonner Hefte z. Vorgesch. 8 (1974) 109-120. — M. Menke,
Zum Frühneolithikum zwischen Jura und Alpenrand. Germania 56, 1978, 24-52 bes. 51 will in Bau 3 von
Sarching schon ein frühmesolithisches Firstträgerhaus erkennen und leitet daraus in gedanklichen Bock-
sprüngen die Wahrscheinlichkeit spätmesolithischer und altneolithischer Talsiedelplätze mit kleinräumigen
Pfostenbauten ab, die seine apokryphe Konstruktion einer gestaffelten Neolithisierung in Süddeutschland
stützen sollen.

160) B. Sielmann, Zur Interpretationsmöglichkeit ökologischer Befunde im Neolithikum Mitteleuropas. Ger-
mania 49, 1971, 231-238.

161) So aber Ders., Die frühneolithische Besiedlung Mitteleuropas. Fundamenta R. A, Bd. 3 (1972) 1-65 bes. 19;
anders schon Brunnacker/Kossack 1957, 49 f., die Sielmann nicht beigezogen hat.

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