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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0090

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Grab 459 zusätzlich zu einem Blechgürtel als Schär-
pe von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte
angelegt war. Bei den breiten und oft über 100 cm
langen Gürteln bleibt zu prüfen, ob sie nicht in
Wirklichkeit über den Hüften anstatt um Leibes-
mitte getragen wurden. Eindeutig handelt es sich
aber in Schrotzhofen um den Gürtel einer Frau,
die mit Brillenfibeln und Ringhalskragen für ober-
pfälzische Verhältnisse sehr reich ausgestattet war
(Taf. 83, 1—7; 84, 1—4). — Ebenfalls zu den
Blechgürteln mit getriebenem Dekor zählt ein re-
lativ schmales Stück vom Typ Dürrnberg
aus Ortlesbrunn (82 C). Es besitzt angenieteten
Haken und Verstärkungsleisten an den Enden. Das
Ornament besteht in vier Längszonen jeweils nur
aus Kreuz- oder Sigmastempeln. Der Typ ist
hauptsächlich aus Hallstatt und vom Dürrnberg
bei Hallein bekannt278. Einen besonderen Zusam-
menhang mit einer eigentümlichen Gewandung, für
die jeweils drei Fibeln regelhaft sein sollen, darf
man bezweifeln 279.
Gürtelkette
Merkwürdig isoliert gefundene Kettenreste von
Labersricht sind Gürtelketten zu vergleichen, wie
sie unter anderem Blechen vom Typ Dürrnberg
angenietet sind: 89 B 1/7 (Taf. 47, 9 — in Tafel-
unterschrift irrig Grab 6). Jeweils zwei zusammen-
gegossene Ringe mit querstehenden Randösen bil-
den ein Glied, das dem nächsten mit Hilfe eines
offenen Zwischenringes angehängt wird 28°.
Gürtelbleche
Die rechteckigen Gürtelbleche aus Bronze und Eisen
sind stets mit einem Lederteil zusammengesetzt und
werden offenbar in Ringen am Gegenende ver-
hakt. Von den verhältnismäßig zahlreichen Typen

und Varianten ist in der Oberpfalz nur eine klei-
nere Auswahl vertreten.
Zur Gruppe der glatten Gürtelbleche zählt
der Typ Cannstatt, der mit Bronze- oder
Eisenhaken und in der Regel mit Randleisten an
den beiden Schmalseiten ausgerüstet ist 281. Er streut
in recht unterschiedlichen Varianten fast über den
gesamten nordwestalpinen Hallstattkreis bis Nord-
ostbayern. In Hörmannsdorf sind die Schmalsei-
ten mit quergerillten Leisten besetzt, gegenüber dem
Hakenende ist zusätzlich eine Zwinge unterlegt:
139 (Taf. 68, 25). Die Geschlossenheit des Inven-
tars mit Blech, 6 Stöpselringen und 14 Steigbügel-
ringen ist kaum anzuzweifeln. Danach handelt es
sich um ein Frauengrab, während der Typ in Ba-
den-Württemberg und Bayern sonst in Männer-
gräbern mit Waffen oder reicherer Ausstattung er-
scheint. Für die Oberpfalz kennzeichnet die Bei-
gabe ganzer Ringsätze ebenfalls schon einen gewis-
sen Reichtum. Wahrscheinlich ist das Gürtelblech
hier auch zur Frauentracht getragen worden, weil
die speziellen Sitten der zentralen Gürtelprovin-
zen unbekannt oder jedenfalls unverbindlich wa-
ren und das Blech in jedem Falle zuerst gehobenen
Status ausdrücken sollte. — VomTypHohen-
a1theim282 der glatten Bleche findet sich ein
Exemplar der Variante 1 mit je einer Reihe grö-
ßerer Punzbuckel an den Schmalseiten und ange-
nietetem Eisenhaken in Beilngries: 33/5 (II Taf.
59, 3). Ein Blech von Pfeffertshofen soll zur Va-
riante 2 gehören, bei der auf jeden Punzbuckel noch
eine Niete mit kleinem Kugelkopf gesetzt wird:
100 (Taf. 51, 1). Die Abbildung bei Kilian-Dirl-
meier ist allerdings mißverständlich, weil sie nach
einem Foto und dem idealen Variantenbild ange-
fertigt wurde und nicht nach der Wirklichkeit 283.
Die drei Varianten des Typs und verwandte Stücke

278) Ebd. 84 ff.

279) Ebd. 85 f. in unklarer Gedankenverbindung zur Fundlage schräg über der Brust in Hallstätter Gräbern und
zur Begleitung von jeweils drei Fibeln auf dem Dürrnberg, wo aber drei Fibeln auch ohne Gürtel vorkommen:
vgl. Moosleitner/Pauli/Penninger 1974, 41 Taf. 144 A. Die Ausstattung mit mehr als zwei Fibeln hängt sicher
ohne speziellen Gürtelbezug von der üblichen Landestracht ab, aber Trachtvergleiche zu Hallstatt mit anderen
Fibelgarnituren verbieten sich ohnehin, weil dort Gürtel vom Typ Dürrnberg nach begleitenden Brillenfibeln
in die Phase Ha D 1 gehören, während sie auf dem Dürrnberg mit Pauken- und Fußzierfibeln zusammen-
gehen. Entsprechend weichen die beiden lokalen Fundgruppen trotz einheitlicher Technik und Übereinstim-
mung im Grunddekor in Details und unterschiedlichem Kettenbehang deutlich voneinander ab, so daß auch
die Annahme einer einzigen Werkstatt mit ziemlich unveränderten Produkten während der gesamten Stufe
Ha D ebd. 87 einigermaßen unwahrscheinlich wird.

280) Moosleitner/Pauli/Penninger 1974 Taf. 122,9; 126,5 mit Gliedern aus je drei aneinander gegossenen Ringen.

281) I. Kilian-Dirlmeier 1972, 20 ff.; zur Chronologie hier Anm. 290.

282) Ebd. 24 ff.

283) Ebd. Taf. 12,116 sind in einer Reihe 9 Punzbuckel gezeichnet, doch sind zwischen 5 Buckeln tatsächlich 4
kräftige Pflocknieten zur Befestigung des Bleches auf der Unterlage eingeschoben.

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