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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0091

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konzentrieren sich im südlichen Baden-Württem-
berg und in Hallstatt, streuen aber vereinzelt auch
bis Hagenau (Bas-Rhin) sowie bis Thüringen und
Mähren 284. Drei Exemplare der Varianten 1 und
2 stammen aus dem südlichen Nordbayern. —
Nahe verwandt ist der Typ Gerlingen mit
breiteren Buckelzonen an den Schmalseiten und
angenieteten Bronze- oder Eisenhaken 285. Entge-
gen Kilian-Dirlmeier zeigt ein Blech von Beiln-
gries jedoch nicht das übliche Muster von einer
Reihe großer Buckel zwischen ein oder zwei Perl-
buckelreihen, sondern umgekehrt eine Perlbuckel-
reihe zwischen zwei Reihen großer Buckel: 33/34
(II Taf. 58, 1). Die großzügige Angabe zur Ver-
breitung in „Württemberg, Bayern und Oberöster-
reich" mit einem Fundort in der Westschweiz trifft
sachlich nicht zu und deutet auch falsche Konzen-
trationen an 28°. Der Typ verteilt sich vielmehr
locker vom französischen Jura bis zum Mittelrhein
und über das südliche Süddeutschland bis zu iso-
lierten Punkten in Hallstatt und auf dem Dürrn-
berg im Salzburgischen. — Einige Fragmente glat-
ter Bleche sind nicht genauer zu bestimmen: 136 A
(Taf. 67, 1). 189 F. 209/4.
Aus der Gruppe horizontal gerippter
Gürtelbleche ist der Typ Hundersingen287
einmal von Beilngries vertreten: 31/82 (II Taf. 20,
70). Es handelt sich um eine Imitation der Va-
riante 1, bei der die sonst aufgenieteten Verstär-
kungsleisten mit Kugelkopfnieten an den Schmal-
seiten durch getriebene Vertikalrippen und Buckel
angedeutet werden. Bei Variante 2 erscheinen groß-
köpfige Ziernieten; aufgelegte Verstärkungsleisten
fehlen, doch ist in Muttenhofen immerhin eine
Leiste unterlegt: 269 A (Taf. 127, 23) 288. Hier
sind nach Naue oder seinen Mittelsmännern eine
eiserne Lanzenspitze und ein quergerippter Hohl-

ring zugehörig. Das bestätigt nicht, steht aber we-
nigstens im Einklang mit der Beobachtung, daß die
horizontal gerippten Gürtelbleche fast immer zur
Männertracht gehören 289. Der vornehmliche Bezug
auf die sogenannten Fürstengräber ist dabei jedoch
sicher zu hoch gegriffen. Kilian-Dirlmeier schließt
nach der Hauptverbreitung im mittleren und süd-
lichen Baden-Württemberg sogar eine gemeinsame
Herstellung der Bleche und bestimmter Antennen-
dolche mit gerippter Scheide für die Fürstenhöfe
der näheren Umgebung in einer Werkstatt auf der
mittleren Alb nicht aus 29°. Die Streuung der Bleche
bis in die Oberpfalz, in die Westschweiz, den fran-
zösischen Jura und bis an den Mittelrhein macht eine
so spezielle Fertigung unwahrscheinlich, von tech-
nischen Werkstattbedingungen ganz abgesehen. Au-
ßerdem führt ein Großteil der fraglichen Gräber
keineswegs eine fürstliche Ausstattung. — In Nach-
barschaft zu den Typen Neuenegg und Rixheim 291
mit Längsriefen statt Längsrippen ist vielleicht als
Sonderform ein sehr schmaler Blechstreifen von
nicht einmal 2 cm Breite aus Beilngries zu stellen:
32/23 (II Taf. 50,19), doch bleiben andere als Gür-
telfunktionen denkbar.
Zu den Gürtelblechen mit getriebenem De-
kor vom Typ Cudrefin292 zählt ein be-
schädigtes Stück von Dietfurt: 258 A (Taf. 109,
30). Das Stück vertritt die Variante 1, die an den
Schmalseiten mit Buckelreihen und Vertikalleisten
abschließt. Sonst ist das Blech bei glatten Rand-
streifen in Horizontalzonen gegliedert, in denen
jeweils ein und dieselben Punzmuster aufgereiht
werden: einmal das Vogel- und zweimal das Sig-
mamotiv. Die Variante 1 erscheint fast ebenso zahl-
reich in Süd- und Nordbayern wie im Schweizer
Mittelland. Der Typ insgesamt ist mit drei Varian-
ten hauptsächlich im Schweizer Mittelland, im fran-

284) Ebd. 26 mit unscharfen Angaben zur Verbreitung.
285) Ebd. 28 f.
286) Ebd. 29.
287) Ebd. 35 ff.
288) Geht aus ebd. Taf. 17,219 nach F. Maier nicht hervor.
289) F. Maier 1958, 154.
290) I. Kilian-Dirlmeier 1972, 37; ebd. 22 erwägt sie den Gebrauch von Verstärkungsleisten an den Schmalseiten
als Erfindung der für die „Adelsgeschlechter" arbeitenden Werkstätten, womit technische Formalien unter der
Faszination des südwestdeutschen Fürstengräberkreises sicherlich unbillig plötzlich auch soziologisches Gewicht
gewinnen. Chronologisch differenziert Kilian-Dirlmeier zwischen Verstärkungsleisten auf glatten Gürtel-
blechen, die sie exakt erst für die Phase Ha D 2 belegt glaubt, und Leisten auf horizontal gerippten Blechen
vom Typ Hundersingen, die sie schon nach Ha D 1 datiert. Da Stücke dieser Art vor allem von Männern ge-
tragen werden (s. Anm.289), liegt ein entsprechender Funktionsbezug viel näher als speziell „fürstliche"
Nutzung.
291) Ebd. 34 f.
292) Ebd. 46 ff.

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