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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0092
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zösischen Jura und in Bayern verbreitet. In Baden-
Württemberg bleibt er relativ selten, Einzelstücke
streuen bis an den Mittelrhein. — Zum Typ
Mühlacker293 rechnet ein Blech von Pillhau-
sen: 266/13 (Taf. 124, 7). Vom angenieteten Ei-
senhaken sind Reste erhalten. Die Schmalseiten
sind mit Punkt- und Ringbuckeln besetzt. Rippen-
bündel gliedern das Feld in Längszonen und qua-
dratische Felder, die wechselnd mit Kreuz- und
Buckelmustern gefüllt werden. Der Typ massiert
sich im südlichen und mittleren Baden-Württem-
berg mit vereinzelten Randstücken in der Ober-
pfalz, der Nordschweiz und im Elsaß. Mindestens
in Baden-Württemberg gehören die Bleche stets zur
Frauentracht, zum Teil stammen sie aus reichen
bis sehr reichen Gräbern. Entgegen Kilian-Dirl-
meier handelt es sich aber auch in Pillhausen nicht
um indifferente oder geringe Beigaben 294, sondern
unter anderem um eine höchst ungewöhnliche Tier-
fibel (Taf. 125, 12), wenn sie wirklich aus demsel-
ben Grabe wie das Gürtelblech stammt. Auch eine
schlecht beobachtete Doppelbestattung erscheint
möglich.
Ein eisernes Gürtelblech aus Beilngries
kann nach Material und Technik nicht ohne wei-
teres mit bronzenen Typenreihen verglichen wer-
den: 33/5 (II Taf. 59, 1. 2). Das Stüde gehört zur
Herstellungsgruppe IV nach Maier, in der alle
Exemplare aus glühenden Werkstücken geschmie-
det worden sind 295. Am Hakenende ist ein Ver-
stärkungssteg über die Schmalseite gesetzt (II Taf.
59, 1 — rechts von II Taf. 59, 2 zu sehen), am
Gegenende finden sich zwei Reihen von Hohlbuk-
keln und noch eine von ehemals zwei kräftigen

Pflocknieten (II Taf. 59, 2). Vergleichsstücke häu-
fen sich in Baden-Württemberg. Formal schließen
auch schmale Bronzebleche der Variante 1 vom
Typ Amancey an, ohne daß sich aus ihrer leichtge-
wichtigen Häufung in Hallstatt und Nordbayern
bestimmte Zusammenhänge ablesen ließen 2°°.
Gürtelhaken
Ein Gürtelhaken von Niederhofen besteht als ein-
ziger aus Bronze: 87 A 4 (Taf. 44, 14). Er ge-
hört zu leicht variablen Typen mit T-förmi-
gem Ende oder besser Knebelende, die
selten auch in Südbayern 297 und häufiger in Hall-
statt vertreten sind 2°8. Der Ledergürtel muß mit
zwei Schlaufen über den runden Endstegen be-
festigt gewesen sein.
Alle übrigen Haken sind aus Eisen geschmiedet.
Verhakt wurden sie meist wohl in Löchern am
Gegenende des Gürtels, doch scheinen gelegentlich
auch kleine Eisen- oder Bronzeringe in dieser Funk-
tion gedient zu haben: 33/19,8 (II Taf. 54, 1.2).Be-
satz der Gürtel mit Blechknöpfen ist wie bei den
bronzenen Gürtelblechen nicht sicher zu belegen.
Aus dem üblichen Rahmen fällt eine rundliche
Platte mit gestrecktem Hakenarm und umge-
bogener Befestigungslasche: 135 B (Taf.
63, 21 — in Tafelunterschrift irrig Bronze statt
Eisen). Da Fund und Fundort nicht beglaubigt
sind, bleibt auch die mögliche Zugehörigkeit eines
Bronzeringleins ganz offen (Taf. 63, 20 — in Ta-
felunterschrift irrig Eisen statt Bronze). Das Stück
entspricht im Prinzip den schon urnenfelderzeitli-
chen Bronzehaken vom Typ Unterhaching 2°9.

293) Ebd. 66 ff.

294) Ebd. 68.

295) F. Maier 1958, 139 I.182 Liste 18.

296) I. Kilian-Dirlmeier 1972, 26 f. Nr. 127-131.

297) G. Kossack 1959, 17 f. Taf. 90,7; 98,8. Allerdings belegt ein sehr schmaler Haken mit ausgezogenen Stegen
von Aschering, Ldkr. Starnberg, mit dem begleitenden Toilettegerät nicht auch das hallstattzeitliche Alter
eines Kugelknaufschwertes, das als Leitform der Phase Ha B 3 nach Müller-Karpe höchstens im übergreifenden
Nekropolenverbund gesehen werden darf (s. Anm. 854), nicht aber sicher aus dem gleichen Grabe stammt
(s. Anm. 850): ebd. Taf. 90,6-14. Zur schmalen Form liegen entgegen Kossack keineswegs zahlreiche Gegen-
stücke aus Hallstatt vor, die Masse der Haken besitzt hier vielmehr ausgebauchte Platten und regelrechte
Knebelenden (s. Anm. 298). Ein vergleichbares Exemplar aus Grab 48 steht eher in Ha D-Zusammenhang,
wenn der Fund geschlossen ist: K. Kromer 1959 Taf. 9,12. — Der zweite südbayerische Haken von Wielen-
bach, Ldkr. Weilheim, besitzt gebauchte Platte und eingerollte Enden: G. Kossack a. a. O. 101 Abb. 17 A 5
u. 243 Nr. 305/14 Taf. 98,8 (s. Anm. 335).

298) Mit wechselnd breiter Platte und meist mit eingekerbten Knebeln u. a. K. Kromer 1959 Taf. 14,4; 18,11;
30,2; 45,15; 59,2; 64,15; 66,3; 67,10; 69,20; 75,5; 100,14; 107,8; 109,9; 117,16; 121,7; 132,8; 146,9; 160,6;
170,3; 171,14.

299) Vgl. I. Kilian-Dirlmeier, Gürtelhaken, Gürtelbleche und Blechgürtel der Bronzezeit in Mitteleuropa.
PBF XII 2 (1975) 66 ff.

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