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Torbrügge, Walter
Die Hallstattzeit in der Oberpfalz (Auswertung und Gesamtkatalog ; 1): Text — Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1979

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70709#0093

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Bruchstücke aus Beilngries sind vielleicht ähnlich
zu ergänzen: 32/5 (II Taf. 52, 22. 23). Grob zu
vergleichen ist ein anderer Haken aus Beilngries
mit profiliertem Plattenumriß, der eine Mittel-
niete besessen haben könnte: 33/19, 24 (II Taf. 58,
23) 30°.
Die meisten Stücke zeigen eine rhombische
Platte, doch unterscheiden sich mindestens zwei
Hauptserien, die Kossack einheitlich unter dem Il-
lustrationstyp mit breiter Platte und breitem
Nietsteg kartiert 301. Diese Form kann bis über
die Plattenhälfte mit dem Gürtel vernietet sein,
macht aber auch in Südbayern nur einen Teil der
Funde aus 302. Die zwei oberpfälzischen Muster
sind offenbar allein am Steg vernietet gewesen:
32/48,2 (II Taf. 52, 1.2). 265/3,3 (Taf. 120, 8).
Der einen Platte ist zusätzlich ein rechteckiges
punzverziertes Bronzeblech aufgenietet (II Taf.
52, 2), das trotz des einmaligen Radmotivs Dekor
nach Art der treibverzierten Gürtelbleche wider-
spiegelt 303.
Die Masse der Eisenhaken zeigt bei unterschiedli-
cher Größe und variablem Umriß deutlicher mar-
kierte Plattenrhomben mit weit abgespreiztem
Knebelende. Die rund ausgeschmiedeten Kne-
bel verlaufen schnurgerade (Taf. 80, 3) oder sind
an Stelle der Ausziehung in Plattenmitte leicht ein-
gekerbt (Taf. 65, 1). Wie bei dem Bronzehaken von
Niederhofen wird der Gürtel mit zwei Schlaufen
befestigt. Die Stücke können unabhängig vom übri-
gen Gürtelteil und der Zusammenarbeit mit ande-
ren Handwerkern nahezu überall produziert wer-
den. Sie ermöglichen zugleich leichten Austausch
der Gürtel und obendrein die Verwendung von
Stoffgürteln 304. Die wirkliche Verbreitung solcher
Haken geht aus der unvollständigen Verbreitungs-
karte bei Kossack nicht hervor 305. Allein aus der
Oberpfalz liegen mehr Haken vor als aus Süd-
bayern, wo sie im Verein mit anderen Gütern

gleichwohl den Salzhandel von Hallein und Hall-
statt nach Südwestdeutschland und den Rücktrans-
port westlicher Produkte markieren sollen 3°°. Aus
der Fundverteilung läßt sich auch keineswegs mut-
maßen, daß die bayerischen Haken mit rhombi-
scher Platte eigentlich Imitationen südostalpiner
Musterstücke seien 307. Tatsächlich sind sie nichts
anderes als sehr einfache, zweckmäßige und billige
Gebrauchsformen, deren allgemeine und weiträu-
mige Verwendung schon wegen der schlechteren
Erhaltungsbedingungen für Eisen noch gar nicht
genau abzuschätzen ist. Die auffällige Häufung
in Beilngries kennzeichnet ja nicht etwa einen ört-
lichen Vorzugstyp, sondern nur die langjährige und
manchmal etwas sorgfältigere Beobachtung in ei-
ner selbständigen Forschungslandschaft. — Identi-
fizierbare Haken mit rhombischer Platte und Kne-
belende: 31/112 (II Taf. 23, 24—26). 31/132. 31/
142 (II Taf. 25, 26). 32/50 (II Taf. 52, 24—26).
33/19, 8 (II Taf. 54, 1. 2). 33/19, 15 (II Taf. 56, 1).
33/19, 22 (II Taf. 57, 8). 33/19, 24 (II Taf. 58, 25.
26). 33/26 (II Taf. 62, 4). 135 A (Taf. 65, 1). 169
(Taf. 80, 3). 261/2 (Taf. 111, 2). — Nicht genau
zu identifizieren: 31/104, 1. 32/1. 22. 47. 59. 33/5
(II Taf. 59, 6?). 198 B. 280 B 1 (Taf. 131, 6). 303
A.
f. Kopfschmuck
Beobachtungen zur Lage und genauen Funktion
der einzelnen Formen sind in der Oberpfalz außer-
ordentlich spärlich. Ein spezieller Bezug auf Haar,
Haube oder Ohr ist kaum zu ermitteln, doch weisen
alle sicheren und wahrscheinlichen Befunde mit Se-
rienschmuck stets auf Frauengräber. Bei den sehr
einfachen Drahtringen läßt sich allerdings nicht im-
mer ein und dieselbe Verwendungsart vorausset-
zen. Soweit nicht im Einzelfall am Schädel bezeugt,
müssen sie in neutralen Gesamtlisten geführt wer-

300) Runde Platte mit längerem Haken und Mittelniet bei G. Kossack 1959, 225 f. Nr. 261 Abb. 42,5.

301) G. Kossack 1959 Taf. 154 C.

302) Ebd. Taf. 94,26; 100,4; 103,5.

303) Vgl. ebd. Taf. 100,4; K. Kromer 1959 Taf. 35,6.

304) Zu gewebten und geflochtenen Gürteln H.-J. Hundt, Vorgeschichtliche Gewebe aus dem Hallstätter Salzberg.
Jahrb. RGZM 6, 1959, 66-94 bes. 85 ff. Nr. 20 u. 93 Taf. 26,2-4; 27; Ders., Gewebefunde aus Hallstatt. Krie-
ger und Salzherren (1970) 53-71 bes. 64.70 f. Taf. 74.

305) G. Kossack Taf. 154 C mit einer gewissen Häufung in Südbayern, aber nur zwei Fundorten in der Oberpfalz;
zu ergänzen wären Neufunde wie BVbl. 27, 1962, 216 Abb. 32,1. Nach K. Kromer 1959 Taf. 8,8; 12,4;
229,22 u. a. sind Eisenhaken mit rhombischem Blatt auch in Hallstatt zahlreicher, es finden sich außerdem
sorgfältig ausgeführte Gegenstücke aus Bronze wie a. a. O. Taf. 1,14; 8,1. L. Wämser 1972, 56 Verbreitungs-
karte 5 spricht auf Grund der Kossack'schen Karte sicher voreilig von „bayerischen Gürtelhaken".

306) G. Kossack 1959, 82.

307) Ebd. 112.

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