heit weisen sie jedenfalls auf eine regelhafte Be-
ziehung zwischen Ort und Objekt, die nicht wie
bei den offenen Wohnplätzen durch zufällige Ver-
luste erklärt werden kann (siehe oben Höhlen S.
62). Die Grabfunde sind schwerer zu beurteilen.
Nur der graphitierte Spinnwirtel aus dem Forstbe-
zirk Burglengenfeld geht sicher mit einer Frauen-
ausstattung zusammen, zu der auch das singuläre
Goldringlein gehört (Taf. 27, 1 —12). Die übrigen
Befunde sind undurchsichtig, erscheinen aber zum
Teil ungewöhnlich (31/9). Zu den typischen Frauen-
beigaben kann man die Wirtel jedenfalls nicht rech-
nen, anderwärts sind sie sogar sicher in Männergrä-
bern bezeugt 43°.
Pauli nennt in diesem Zusammenhang einige lat
nezeitliche Beispiele für Sonderbestattungen mit
Häufung von Wirteln oder ihrer Kombination mit
Amuletten 431. Gerade bei ihnen handelt es sich je-
doch nicht um Stücke, die nur „weil sie aus Ton
sind und nicht die übliche Perlenform aufweisen"
als „Spinnwirtel" laufen, sondern vielmehr umge-
kehrt um ziemlich rare Exemplare, die ihrerseits
nicht die übliche Spinnwirtelform aufweisen, näm-
lich um durchaus perlenartig profilierte Tonwirtel
und um Wirtel aus Kalkstein oder Bergkristall
Ihr „praktischer und gedanklicher Hintergrund"
wird natürlich mit der Bezeichnung Spinnwirtel
nicht erfaßt, ihre mutmaßlich magische Amulett-
funktion leitet sich aus dem Material und der for-
malen Angleichung an echte Perlen aus Glas oder
Bernstein ab. Der praktische Hintergrund echter
Spinnwirtel dagegen ist seit ihrer Erfindung im
Neolithikum völlig klar: er ergibt sich aus der idea-
len Form des Schwungringes für die Handspindel,
die Pauli wohl nicht in Frage stellen wollte. Das
Mißverständnis beruht auf der irrigen Gleichung
zwischen vermeintlich ähnlichen Grundformen. Sie
kann für den Spinnwirtel aber schon deshalb nicht
gelten, weil er immer nur Teil eines zusammenge-
setzten Gerätes ist. Wenigstens bei den Höhlen-
funden kann man voraussetzen, daß die Wirtel am
Holzstab der Spindel und nicht lose oder an einem
imaginären Gehänge deponiert worden sind. Und
nur aus der irrealen Funktion der Spindel insgesamt
können sie mit magischen Qualitäten gedacht wer-
den, die freilich bei den Grabbeigaben umgedeutet
sein mögen und vielleicht sogar isolierte Wirtel-
verwendung erlaubt oder gefordert haben. Nach
den besonderen Fundumständen zu urteilen, soll-
ten die Spinnwirtel jedoch hier wie dort weit über
einen hauswirtschaftlich begrenzbaren Gedanken-
kreis hinauswirken 433.
Feuerböcke und Bratspieße
Zwei eiserne Feuerböcke und die Reste von etwa
14 eisernen Bratspießen aus Beilngries sind in dop-
pelter Hinsicht bemerkenswert: 32/74 (II Taf. 27,
8 —14; 28, 1—4). Nur sie stellen neben einigem
Bronzegeschirr in der Oberpfalz noch Hausgerät
von gesellschaftlichem Rang dar; zugleich sind die
niedrigen Feuerböcke bisher die einzigen nach etrus-
kischer Art nördlich der Alpen schon während der
Stufe Ha C. Als Ausnahme unter den Beilngrieser
Funden haben sie deshalb schon 1906 ihre literari-
sche Würdigung durch J. Ranke und danach Auf-
nahme in verschiedene Handbücher gefunden 434.
430) P. Reinecke 1911 (3) 400 Taf. 69 Nr. 1284 mit Eisenmesser und Eisenschwert; K. Spindler 1976, 58 f. Taf. 46
Grab 108 mit Nadel und Rasiermesser aus Eisen; F.-R. Herrmann, Die Funde der Urnenfelderkultur in Mittel-
und Südhessen. Röm.-Germ. Forsch. 27 (1966) 101 Taf. 99 C mit urnenfelderzeitlichem Schwert. — In Süd-
bayern stammt die Mehrzahl der Spinnwirtel von höchstens 9 oder 10 Wohnplätzen in der Donauebene und
im unteren Isartal, wo die besten Fundmöglichkeiten gegeben sind. Mit G. Kossack 1959, 108 darf man
gleichwohl davon ausgehen, daß jede Dorfgemeinschaft mindestens einen Webstuhl und einen Spinnrocken
besessen haben dürfte. Die wenigen Grabfunde ergeben keine markanten Hinweise auf Frauen. — Zur fast
regelhaften Wirtelbeigabe in andersartigem slowakischen Milieu M. Dusek, Thrakisches Gräberfeld der Hall-
stattzeit in Chotfn (1966) 35 f.
431) L. Pauli 1975 (1) 133.
432) Ebd. Abb. 9,2 zu enger Lochkanal bei Wirtelform; Abb. 10,2 Zylinderform großer Augenperlen und zu
enger Lochkanal; profilierte Stücke aus Grab 20 in Ranis, Kr. Pößneck, werden von H. Kaufmann 1959,
117 Taf. 46,1-7.16 denn auch ausdrücklich als Perlen bezeichnet; die Form dreier „Kalksteinwirtel" auf der
Brust zweier männlicher Skelette in Grab 22 a. a. O. 118 ist unbekannt.
433) R. A. Maier, Neolithische Tonspinnwirtel aus Ufersiedlungen des Bodensees. Germania 37, 1959, 35-52
grundsätzlich zur symbolischen Bedeutung als Zeichen- und Zierträger; zu Funden aus Kulthöhlen u. a.
G. Behm-Blancke, Höhlen-Heiligtümer-Kannibalen. Archäologische Forschungen im Kyffhäuser (1958) 79 f.
(Rindenbehälter mit kleinen Tonperlen, Bernsteinperlen, Knochenring und Spinnwirteln).
434) J. Ranke, Feuerböcke und Bratspieße aus prähistorischer Zeit. Corr. Bl. GA 37, 1906, 128-133 Abb. 2;
J. Dechelette, Manuel d'arch. II 2 (1913) 798 Abb. 317; Ebert II 126 Taf. 166 a, s. v. Bratrost, Bratspieß
(H. Mötefindt).
— 122 —
ziehung zwischen Ort und Objekt, die nicht wie
bei den offenen Wohnplätzen durch zufällige Ver-
luste erklärt werden kann (siehe oben Höhlen S.
62). Die Grabfunde sind schwerer zu beurteilen.
Nur der graphitierte Spinnwirtel aus dem Forstbe-
zirk Burglengenfeld geht sicher mit einer Frauen-
ausstattung zusammen, zu der auch das singuläre
Goldringlein gehört (Taf. 27, 1 —12). Die übrigen
Befunde sind undurchsichtig, erscheinen aber zum
Teil ungewöhnlich (31/9). Zu den typischen Frauen-
beigaben kann man die Wirtel jedenfalls nicht rech-
nen, anderwärts sind sie sogar sicher in Männergrä-
bern bezeugt 43°.
Pauli nennt in diesem Zusammenhang einige lat
nezeitliche Beispiele für Sonderbestattungen mit
Häufung von Wirteln oder ihrer Kombination mit
Amuletten 431. Gerade bei ihnen handelt es sich je-
doch nicht um Stücke, die nur „weil sie aus Ton
sind und nicht die übliche Perlenform aufweisen"
als „Spinnwirtel" laufen, sondern vielmehr umge-
kehrt um ziemlich rare Exemplare, die ihrerseits
nicht die übliche Spinnwirtelform aufweisen, näm-
lich um durchaus perlenartig profilierte Tonwirtel
und um Wirtel aus Kalkstein oder Bergkristall
Ihr „praktischer und gedanklicher Hintergrund"
wird natürlich mit der Bezeichnung Spinnwirtel
nicht erfaßt, ihre mutmaßlich magische Amulett-
funktion leitet sich aus dem Material und der for-
malen Angleichung an echte Perlen aus Glas oder
Bernstein ab. Der praktische Hintergrund echter
Spinnwirtel dagegen ist seit ihrer Erfindung im
Neolithikum völlig klar: er ergibt sich aus der idea-
len Form des Schwungringes für die Handspindel,
die Pauli wohl nicht in Frage stellen wollte. Das
Mißverständnis beruht auf der irrigen Gleichung
zwischen vermeintlich ähnlichen Grundformen. Sie
kann für den Spinnwirtel aber schon deshalb nicht
gelten, weil er immer nur Teil eines zusammenge-
setzten Gerätes ist. Wenigstens bei den Höhlen-
funden kann man voraussetzen, daß die Wirtel am
Holzstab der Spindel und nicht lose oder an einem
imaginären Gehänge deponiert worden sind. Und
nur aus der irrealen Funktion der Spindel insgesamt
können sie mit magischen Qualitäten gedacht wer-
den, die freilich bei den Grabbeigaben umgedeutet
sein mögen und vielleicht sogar isolierte Wirtel-
verwendung erlaubt oder gefordert haben. Nach
den besonderen Fundumständen zu urteilen, soll-
ten die Spinnwirtel jedoch hier wie dort weit über
einen hauswirtschaftlich begrenzbaren Gedanken-
kreis hinauswirken 433.
Feuerböcke und Bratspieße
Zwei eiserne Feuerböcke und die Reste von etwa
14 eisernen Bratspießen aus Beilngries sind in dop-
pelter Hinsicht bemerkenswert: 32/74 (II Taf. 27,
8 —14; 28, 1—4). Nur sie stellen neben einigem
Bronzegeschirr in der Oberpfalz noch Hausgerät
von gesellschaftlichem Rang dar; zugleich sind die
niedrigen Feuerböcke bisher die einzigen nach etrus-
kischer Art nördlich der Alpen schon während der
Stufe Ha C. Als Ausnahme unter den Beilngrieser
Funden haben sie deshalb schon 1906 ihre literari-
sche Würdigung durch J. Ranke und danach Auf-
nahme in verschiedene Handbücher gefunden 434.
430) P. Reinecke 1911 (3) 400 Taf. 69 Nr. 1284 mit Eisenmesser und Eisenschwert; K. Spindler 1976, 58 f. Taf. 46
Grab 108 mit Nadel und Rasiermesser aus Eisen; F.-R. Herrmann, Die Funde der Urnenfelderkultur in Mittel-
und Südhessen. Röm.-Germ. Forsch. 27 (1966) 101 Taf. 99 C mit urnenfelderzeitlichem Schwert. — In Süd-
bayern stammt die Mehrzahl der Spinnwirtel von höchstens 9 oder 10 Wohnplätzen in der Donauebene und
im unteren Isartal, wo die besten Fundmöglichkeiten gegeben sind. Mit G. Kossack 1959, 108 darf man
gleichwohl davon ausgehen, daß jede Dorfgemeinschaft mindestens einen Webstuhl und einen Spinnrocken
besessen haben dürfte. Die wenigen Grabfunde ergeben keine markanten Hinweise auf Frauen. — Zur fast
regelhaften Wirtelbeigabe in andersartigem slowakischen Milieu M. Dusek, Thrakisches Gräberfeld der Hall-
stattzeit in Chotfn (1966) 35 f.
431) L. Pauli 1975 (1) 133.
432) Ebd. Abb. 9,2 zu enger Lochkanal bei Wirtelform; Abb. 10,2 Zylinderform großer Augenperlen und zu
enger Lochkanal; profilierte Stücke aus Grab 20 in Ranis, Kr. Pößneck, werden von H. Kaufmann 1959,
117 Taf. 46,1-7.16 denn auch ausdrücklich als Perlen bezeichnet; die Form dreier „Kalksteinwirtel" auf der
Brust zweier männlicher Skelette in Grab 22 a. a. O. 118 ist unbekannt.
433) R. A. Maier, Neolithische Tonspinnwirtel aus Ufersiedlungen des Bodensees. Germania 37, 1959, 35-52
grundsätzlich zur symbolischen Bedeutung als Zeichen- und Zierträger; zu Funden aus Kulthöhlen u. a.
G. Behm-Blancke, Höhlen-Heiligtümer-Kannibalen. Archäologische Forschungen im Kyffhäuser (1958) 79 f.
(Rindenbehälter mit kleinen Tonperlen, Bernsteinperlen, Knochenring und Spinnwirteln).
434) J. Ranke, Feuerböcke und Bratspieße aus prähistorischer Zeit. Corr. Bl. GA 37, 1906, 128-133 Abb. 2;
J. Dechelette, Manuel d'arch. II 2 (1913) 798 Abb. 317; Ebert II 126 Taf. 166 a, s. v. Bratrost, Bratspieß
(H. Mötefindt).
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