stand. Damit zeigen sie im Grunde zuerst einen
Wechsel in den Beigabenregeln an. Typologisch lau-
fen die Gefäßkonturen zuletzt zu frühlat^nezeitli-
chen Umrissen aus, so bei plumpen Flaschen (Taf.
36, 16). Manche Töpfe sind überhaupt nicht mit
Gewißheit noch der Hallstatt- oder schon der La-
tenezeit zuzuweisen (Taf. 53, 18. 19). Späte Ware
wird gelegentlich mit Glimmergraphit versetzt
(110). Ein Pseudo-Hochhalsgefäß von Oberwil-
denau (Taf. 53, 16) spiegelt bei Wahrung konser-
vativer Kegelhalsform zugleich Anpassung an früh-
latenezeitliche Flaschen wider 632.
Besondere Formen
Einige besondere Formen müssen eigens erwähnt
werden, weil sie im Arbeitsgebiet auffallen und
zeitgenössische Außenbeziehungen verraten, ohne
Importstücke zu sein. Um einheimische Produkte
handelt es sich zweifellos bei den Tonlöffeln,
die als mutmaßliche Beigaben für Kinder (siehe
oben S. 53) offenbar weithin verbreitetes Brauch-
tum anzeigen. Der Durchmesser der kleinen Löffel-
schalen liegt zwischen rund 3,5 und 6,0 cm. Eine
auffällige Häufung der Fundstücke in Beilngries
mag ebenso durch die örtliche Sitte wie durch an-
derwärts verschleierte Fundumstände bedingt sein.
— Gesamtfunde: 31/29.44.50.68 (II Taf. 21, 12;
11,4; 19, 1). 32/28 (II Taf. 41, 16). 276 (Taf. 130,
1).
Auch Miniaturgefäße kommen häufiger
in Kindergräbern vor, doch verschwimmt die Ab-
grenzung zu kleinen Regelgefäßen (II Taf. 47, 16).
Ohnehin sind die Fundumstände zumeist unklar.
Neben winzigen Näpfchen (Taf. 150, 1) stehen
Tellerchen (Taf. 154, 1. 2). Bemalung, Graphitie-
rung und Rollrädchenmuster werden nach Groß-
gefäßen kopiert (II Taf. 4, 9. 10; 62, 9). Eine Son-
derrolle spielen vielleicht Miniaturschüsseln aus
Niederhofen (Taf. 45, 3), die allem Anschein nach
mit tutulusförmigen Deckelchen zusammen-
gehören (Taf. 45, 5.7—10) 633.
Einen eigenen Typus stellen die großen sogenann-
ten Urnendeckel dar, obwohl ihre Funktion
trotz der Öffnung im abgesetzten Mittelknauf nicht
immer sicher erweislich ist. Ein Deckel mit Roll-
rädchenverzierung ist nach Art der Stufenschalen
gebildet (Taf. 17, 11). Verwendung als Urnendek-
kel liegt am ehesten bei einem Stück von Petten-
hofen nahe (Taf. 53, 12), auf dem Vogelfiguren in
Rollrädchentechnik (siehe unten S. 186) inhaltliche
Verbindung zu Gefäßdeckeln mit plastischen Vo-
gelaufsätzen aus dem südöstlichen Hallstattbereich
andeuten ™. In der regionalen Fundliste fällt wie-
derum eine gewisse Häufung um Beilngries auf. —
Gesamtfunde: 31/17.29.35.36.51.116 (II Taf. 9, 2;
15, 8). 32/7.30.54 (II Taf. 48, 1. 2). 37 A (II Taf.
65, 1). 48. 50 A (Taf. 17, 11). 94 (Taf. 53, 12).
Fußschalen mit scharf abgesetztem Standring
sind selten, aber sonst im Westen wie im Osten
weithin üblich, obwohl nicht als selbständige Ty-
pengruppe einzugrenzen. Zwei Schalen mit S-Pro-
fil und niedrigem Fußteil von Pillhausen scheinen
aus einem Service zu stammen: 266/13 (Taf. 125,
13. 14). Die übrigen Stücke variieren nach töpfe-
rischer Laune: 31/29 (II Taf. 21, 10). 33/32, 1 (II
Taf. 61, 7). 112 (Taf. 55, 10). 265/2 (Taf. 118,5).
Aus dem Rahmen fällt ein rotes Schälchen mit ho-
hem massiven Fuß von Beilngries: 33/19 (II Taf.
55,26). Es ist außen unter der Wandung mit schwar-
zen Strichen bemalt, so daß es als Deckel gedacht
sein könnte. Formal liegen urnenfelderzeitliche Vor-
läufer mit hohlem Fuß zugrunde °85. Zeitgleiche
Parallelen finden sich im Westen 636 wie im Osten,
wohin auch die rote Grundfärbung mit Schwarz-
muster danubische Verbindung anzeigt °37.
Bei den wenigen Tellern soll die Benennung
nichts zur Funktion besagen. Ein plattes Gebilde
mit kurzem Rand und nachträglich angebrachtem
632) Weitere lateneartige Formen hier: 44 C (Abb. 11,10). 285/5 (Taf. 133,13). 286 (Taf. 137,12.13). 296/7,2
(Taf. 156,11); vgl. H. P. Uenze, Hügelgräber der Hallstatt- und Lat^nezeit bei Höresham. Studien z. vor- u.
frühgeschichtl. Arch. Festschr. f. Joachim Werner z. 65. Geburtstag I (1974) 73-113 bes. 75 ff. Abb. 4,1 mit
handgemachtem Kegelhalsgefäß der frühen Latenezeit; umgekehrt Keramik hallstattzeitlicher Art mit echter
Frühlateneware in Mintraching (225 a B).
633) Vgl. M. Pichlerovä 1960 Abb. 2,11; 3,7; 10,6; 17,1; H. Zürn 1957 Taf. 3,5.6; 15,10-12; 27,14 mit westlichen
Spitzfußgefäßen, deren Innenverzierung sie als Schälchen ausweist.
634) Anm. 731; allgemeine Ableitung von den aus Fußschalen entwickelten Deckeln mit geschlossenem Boden im
östlichen Hallstattkreis wie in Italien liegt offen zutage.
635) Etwa H. Hennig, Urnenfelderkultur (wie Anm. 4) Taf. 18,9.
636) Exemplarisch H. Zürn 1957 Taf. 27,8; Abhandl. NHG 21 H. 2 (1917) 52 Taf. 22 Abb. 44,12; formal zu
vergleichen Holzgefäß von Uffing, Ldkr. Weilheim: G. Kossack 1959 Taf. 109,7; Torbrügge/Uenze 1968, 107
Abb. 83.
637) M. Pichlerovä 1960 Abb. 5,2.3.5.6; Dies. 1969 Taf. 20,1-3.
— 162 —
Wechsel in den Beigabenregeln an. Typologisch lau-
fen die Gefäßkonturen zuletzt zu frühlat^nezeitli-
chen Umrissen aus, so bei plumpen Flaschen (Taf.
36, 16). Manche Töpfe sind überhaupt nicht mit
Gewißheit noch der Hallstatt- oder schon der La-
tenezeit zuzuweisen (Taf. 53, 18. 19). Späte Ware
wird gelegentlich mit Glimmergraphit versetzt
(110). Ein Pseudo-Hochhalsgefäß von Oberwil-
denau (Taf. 53, 16) spiegelt bei Wahrung konser-
vativer Kegelhalsform zugleich Anpassung an früh-
latenezeitliche Flaschen wider 632.
Besondere Formen
Einige besondere Formen müssen eigens erwähnt
werden, weil sie im Arbeitsgebiet auffallen und
zeitgenössische Außenbeziehungen verraten, ohne
Importstücke zu sein. Um einheimische Produkte
handelt es sich zweifellos bei den Tonlöffeln,
die als mutmaßliche Beigaben für Kinder (siehe
oben S. 53) offenbar weithin verbreitetes Brauch-
tum anzeigen. Der Durchmesser der kleinen Löffel-
schalen liegt zwischen rund 3,5 und 6,0 cm. Eine
auffällige Häufung der Fundstücke in Beilngries
mag ebenso durch die örtliche Sitte wie durch an-
derwärts verschleierte Fundumstände bedingt sein.
— Gesamtfunde: 31/29.44.50.68 (II Taf. 21, 12;
11,4; 19, 1). 32/28 (II Taf. 41, 16). 276 (Taf. 130,
1).
Auch Miniaturgefäße kommen häufiger
in Kindergräbern vor, doch verschwimmt die Ab-
grenzung zu kleinen Regelgefäßen (II Taf. 47, 16).
Ohnehin sind die Fundumstände zumeist unklar.
Neben winzigen Näpfchen (Taf. 150, 1) stehen
Tellerchen (Taf. 154, 1. 2). Bemalung, Graphitie-
rung und Rollrädchenmuster werden nach Groß-
gefäßen kopiert (II Taf. 4, 9. 10; 62, 9). Eine Son-
derrolle spielen vielleicht Miniaturschüsseln aus
Niederhofen (Taf. 45, 3), die allem Anschein nach
mit tutulusförmigen Deckelchen zusammen-
gehören (Taf. 45, 5.7—10) 633.
Einen eigenen Typus stellen die großen sogenann-
ten Urnendeckel dar, obwohl ihre Funktion
trotz der Öffnung im abgesetzten Mittelknauf nicht
immer sicher erweislich ist. Ein Deckel mit Roll-
rädchenverzierung ist nach Art der Stufenschalen
gebildet (Taf. 17, 11). Verwendung als Urnendek-
kel liegt am ehesten bei einem Stück von Petten-
hofen nahe (Taf. 53, 12), auf dem Vogelfiguren in
Rollrädchentechnik (siehe unten S. 186) inhaltliche
Verbindung zu Gefäßdeckeln mit plastischen Vo-
gelaufsätzen aus dem südöstlichen Hallstattbereich
andeuten ™. In der regionalen Fundliste fällt wie-
derum eine gewisse Häufung um Beilngries auf. —
Gesamtfunde: 31/17.29.35.36.51.116 (II Taf. 9, 2;
15, 8). 32/7.30.54 (II Taf. 48, 1. 2). 37 A (II Taf.
65, 1). 48. 50 A (Taf. 17, 11). 94 (Taf. 53, 12).
Fußschalen mit scharf abgesetztem Standring
sind selten, aber sonst im Westen wie im Osten
weithin üblich, obwohl nicht als selbständige Ty-
pengruppe einzugrenzen. Zwei Schalen mit S-Pro-
fil und niedrigem Fußteil von Pillhausen scheinen
aus einem Service zu stammen: 266/13 (Taf. 125,
13. 14). Die übrigen Stücke variieren nach töpfe-
rischer Laune: 31/29 (II Taf. 21, 10). 33/32, 1 (II
Taf. 61, 7). 112 (Taf. 55, 10). 265/2 (Taf. 118,5).
Aus dem Rahmen fällt ein rotes Schälchen mit ho-
hem massiven Fuß von Beilngries: 33/19 (II Taf.
55,26). Es ist außen unter der Wandung mit schwar-
zen Strichen bemalt, so daß es als Deckel gedacht
sein könnte. Formal liegen urnenfelderzeitliche Vor-
läufer mit hohlem Fuß zugrunde °85. Zeitgleiche
Parallelen finden sich im Westen 636 wie im Osten,
wohin auch die rote Grundfärbung mit Schwarz-
muster danubische Verbindung anzeigt °37.
Bei den wenigen Tellern soll die Benennung
nichts zur Funktion besagen. Ein plattes Gebilde
mit kurzem Rand und nachträglich angebrachtem
632) Weitere lateneartige Formen hier: 44 C (Abb. 11,10). 285/5 (Taf. 133,13). 286 (Taf. 137,12.13). 296/7,2
(Taf. 156,11); vgl. H. P. Uenze, Hügelgräber der Hallstatt- und Lat^nezeit bei Höresham. Studien z. vor- u.
frühgeschichtl. Arch. Festschr. f. Joachim Werner z. 65. Geburtstag I (1974) 73-113 bes. 75 ff. Abb. 4,1 mit
handgemachtem Kegelhalsgefäß der frühen Latenezeit; umgekehrt Keramik hallstattzeitlicher Art mit echter
Frühlateneware in Mintraching (225 a B).
633) Vgl. M. Pichlerovä 1960 Abb. 2,11; 3,7; 10,6; 17,1; H. Zürn 1957 Taf. 3,5.6; 15,10-12; 27,14 mit westlichen
Spitzfußgefäßen, deren Innenverzierung sie als Schälchen ausweist.
634) Anm. 731; allgemeine Ableitung von den aus Fußschalen entwickelten Deckeln mit geschlossenem Boden im
östlichen Hallstattkreis wie in Italien liegt offen zutage.
635) Etwa H. Hennig, Urnenfelderkultur (wie Anm. 4) Taf. 18,9.
636) Exemplarisch H. Zürn 1957 Taf. 27,8; Abhandl. NHG 21 H. 2 (1917) 52 Taf. 22 Abb. 44,12; formal zu
vergleichen Holzgefäß von Uffing, Ldkr. Weilheim: G. Kossack 1959 Taf. 109,7; Torbrügge/Uenze 1968, 107
Abb. 83.
637) M. Pichlerovä 1960 Abb. 5,2.3.5.6; Dies. 1969 Taf. 20,1-3.
— 162 —