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Martin, Kurt; Trübner, Wilhelm [Hrsg.]; Staatliche Kunsthalle Karlsruhe [Hrsg.]
Wilhelm Trübner und sein Kreis: Gedächtnisausstellung zum 100. Geburtstag. 1. Juli bis 30. September 1951. [Ausstellungskatalog] — Karlsruhe, 1951

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https://doi.org/10.11588/diglit.36438#0009
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LJic letzte große Trübnerausstellung in Karlsruhe wurde 1911 vom
Badischen Kunstverein veranstaltet; man feierte den sechzigjährigen
Meister. 1927 hat dann Willy F. Storch, der damalige Direktor der Staat-
lichen Kunsthalle, zur Wiederkehr von Trühners zehntem Todestag 130
Bilder des Künstlers vereinigen können — sie wurden in Basel, nicht in
Karlsruhe gezeigt. In Deutschland hat lediglich die Galerie Haberstock in
Berlin des Toten gedacht. Es bedarf daher keiner Rechtfertigung, wenn
gerade Karlsruhe den hundertsten Geburtstag des Meisters festlich begeht.
Unserer Veranstaltung ist in diesem Frühjahr eine kleine Gedächtnis-
Ausstellung in Heidelberg, der Geburtsstadt Trübners, vorausgegangen.
Beide Ausstellungen sind von Anfang an aufeinander abgestimmt worden,
nicht nur in ihren Zielen, sondern auch in der Auswahl der Bilder. In Heidel-
berg wollte man zeigen, was Trübner in seiner Vaterstadt und in ihrer
näheren Umgebung geschaffen hat, zugleich aber auch seine Entwicklung
darstellen, wie sie sich durch Zeit und Milieu ergab. Auch die Karlsruher
Ausstellung verfolgt Trübners Entwicklung, aber sie versucht, den Akzent
auf die Leistung zu legen, wie sie heute für uns gültig geworden ist.
Trübners Entwicklung beginnt mit einem erstaunlichen Aufstieg. Im
Alter von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren hat er eine Reihe von
Meisterwerken gemalt — Bildnisse und Landschaften —, wie sie kaum
je einem anderen Künstler beschieden waren. Er spricht selbst von der
„tonigen Zusammenfassung gedämpfter Farben", vom „Reckenhaften
Farbauftrag" und von der „feinsten Abstufung der Farbtöne", um diese
Epoche seines Schaffens zu charakterisieren. Das Handwerkliche solcher
Malerei hatte er von Leibi gelernt, zusammen mit seinen Freunden im Leibi-
kreis. Zu zeigen, wie Trübners Individualität in dieser Gruppe steht, wie
sich seine Leistung in allen Wechselwirkungen persönlich profiliert, ist ein
besonderes Anliegen unserer Ausstellung. Leibi und die Künstler, die sich
um ihn scharten und mit Trübner befreundet waren oder mit ihm in Ver-
bindung standen, sind daher mit bezeichnenden Werken aus diesen Jahren
der Gemeinsamkeit vertreten.
Als der Leibikreis sich auflöste, ging für die meisten der Weg abwärts.
Sie waren als Gruppe stark, die Kraft des Einzelnen reichte nur bei Trübner
und Schuch aus, um das Errungene zu halten und weiter zu entfalten. Auch
für Trübner setzte eine neue Entwicklung ein, die vom malerischen Ton zu
konstruktiv modellierenden Farben, von gedeckten, schwingend bewegten
Harmonien zu koloristisch straffer, eindringlicher Geschlossenheit führen

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