Die Anfänge der Cultur.
Erstes Kapitel.
Die Culturwissenschaft,
Cultur oder Civilisation. — In ihren Erscheinungen lassen sich bestimmte Gesetze
erkennen. — Methode der Classification und Darlegung der Beweisführung. — Zu-
sammenhang der auf einander folgenden Culturstufen durch Beharrung, Umgestaltung
und Ueberleben. — Hauptpunkte, welche in diesem Werke zur Sprache kommen.
Cultur oder Civilisation im weitesten ethnographischen Sinne
ist jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte
und allen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der
Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat. Der Zu-
stand der Cultur in den mannichfaltigen Gesellschaftsformen der
Menschheit ist, soweit er sich auf Grundlage allgemeiner Principien
erforschen lässt, ein Gegenstand, welcher für das Studium der Ge-
setze menschlichen Denkens und Handelns wohl geeignet ist. Auf
der einen Seite kann man die Gleichförmigkeit, welche sich durch
die ganze Civilisation hindurchzieht, zum grossen Theil der gleich-
förmigen Wirksamkeit gleichförmiger Ursachen zuschreiben, wäh-
rend man andrerseits die verschiedenen Grade derselben als Ent-
wickelungsstufen betrachten kann, deren jede das Ergebniss einer
vorhergehenden Geschichte ist und wiederum ihren Theil zur Ge-
staltung der Geschichte der Zukunft beitragen wird. Der Erforschung
dieser beiden grossen Principien auf verschiedenen Gebieten der
Ethnographie mit besonderer Berücksichtigung der Civilisation der
Naturvölker im Vergleich mit der höherer Nationen ist dieses Werk
gewidmet.
Unsere modernen Forscher auf dem Gebiete der unorganischen
Natur suchen vor Allem sowohl innerhalb wie ausserhalb ihres
speciellen Arbeitsfeldes die Einheit der Natur, die Unabänderlich-
T y 1 o r , Anfänge der Cultur. I. i
Erstes Kapitel.
Die Culturwissenschaft,
Cultur oder Civilisation. — In ihren Erscheinungen lassen sich bestimmte Gesetze
erkennen. — Methode der Classification und Darlegung der Beweisführung. — Zu-
sammenhang der auf einander folgenden Culturstufen durch Beharrung, Umgestaltung
und Ueberleben. — Hauptpunkte, welche in diesem Werke zur Sprache kommen.
Cultur oder Civilisation im weitesten ethnographischen Sinne
ist jener Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte
und allen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der
Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat. Der Zu-
stand der Cultur in den mannichfaltigen Gesellschaftsformen der
Menschheit ist, soweit er sich auf Grundlage allgemeiner Principien
erforschen lässt, ein Gegenstand, welcher für das Studium der Ge-
setze menschlichen Denkens und Handelns wohl geeignet ist. Auf
der einen Seite kann man die Gleichförmigkeit, welche sich durch
die ganze Civilisation hindurchzieht, zum grossen Theil der gleich-
förmigen Wirksamkeit gleichförmiger Ursachen zuschreiben, wäh-
rend man andrerseits die verschiedenen Grade derselben als Ent-
wickelungsstufen betrachten kann, deren jede das Ergebniss einer
vorhergehenden Geschichte ist und wiederum ihren Theil zur Ge-
staltung der Geschichte der Zukunft beitragen wird. Der Erforschung
dieser beiden grossen Principien auf verschiedenen Gebieten der
Ethnographie mit besonderer Berücksichtigung der Civilisation der
Naturvölker im Vergleich mit der höherer Nationen ist dieses Werk
gewidmet.
Unsere modernen Forscher auf dem Gebiete der unorganischen
Natur suchen vor Allem sowohl innerhalb wie ausserhalb ihres
speciellen Arbeitsfeldes die Einheit der Natur, die Unabänderlich-
T y 1 o r , Anfänge der Cultur. I. i