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Tylor, Edward Burnett; Sprengel, J.W. [Übers.]; Poske, Fr. [Übers.]
Die Anfänge der Cultur: Untersuchungen über die Entwicklung der Mythologie, Philosophie, Religion, Kunst und Sitte (1. Band) — Leipzig: C. F. Winter'sche Verlagshandlung, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.61304#0210
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Fünftes Kapitel.

Billigung, wie im alten oder modernen Europa; und das Verbum
schärak, zischen, wird im Hebräischen in einem ähnlichen Sinne ge-
braucht, „über ihn zischen, da er gewesen ist.“ In Japan dagegen
drückt man durch ein Schweigen gebietendes Zischen Ehrfurcht
aus. Capitain Cook bemerkte, dass die Eingeborenen der Neu-
Hebriden ihre Bewunderung dadurch ausdrückten, dass sie wie
Gänse zischten. Casalis sagt von den Basutos: „Zischen ist das
unzweideutigste Zeichen des Beifalls und erscheint in afrikanischen
Parlamenten als ebenso wünschenswert!}, wie es unsern Candidaten
der Volksgunst furchtbar erscheint“1). Zu den Zischinterjectionen
gehören ferner das türkische susä, das ossetische ss! sos! „Ruhe!“
das fernandische sia\ „hör!“ „still!“ das jorubaische si6\ „pst!“
Es zeigt sich also, dass diese Laute, weit entfernt, einer einzelnen
Sprachfamilie eigenthümlich zu sein, sehr weit verbreitete Elemente
der menschlichen Sprache sind. Auch ist es keine Frage, dass
sie in vollkommen ausgebildete Wörter übergegangen sind, wie
z. B. in dem Verbum to kush, welches in dem Sinne „beruhigen,
schlafen legen“ („As kusk as death“ „todesstill“) und metaphorisch
to kusk up, „Etwas vertuschen“, in Gebrauch ist, das griechische
cr^w, „beschwichtigen, husch! sagen, Schweigen gebieten“. Selbst
das lateinische silere und das gothische silan, „schweigen“, lassen
sich mit einiger Wahrscheinlichkeit als Ableitungen von dem inter-
jectionalen s! des Schweigens erklären.
Sanskritwörterbücher führen mehrere Wörter auf, welche deut-
lich den Charakter der Interjectionen an sich tragen: dahin gehören
kunkära (hüm machen), „der Ausdruck des mystisch-religiösen Aus-
rufs Atm!“ und QiQQabda (g^-Laut), „ein Zischen“. Äusser diesen
ganz klaren Bildungen treffen wir das interjectionale Element in
höherem oder geringerem Grade in dem Verzeichniss sanskritischer
Wurzelwörter, welche wahrscheinlich besser als irgend eine andere
Sprache die Verbalwurzeln des alten arischen Stammes darstellen.
In ru, „brüllen, schreien, jammern“, und in kakk, „lachen“, haben
wir die einfachere Art der Ableitung von Interjectionen, nämlich die,
welche bloss einen Laut beschreibt. Von der schwierigem Art, bei

i) Gattin, „North American Indians, vol. I, pp. 221, 39, 151 , 161. Bailey,
in „Tr. Eth. Soc.“ vol. II, p. 318. Hiob, XXVII, 23. (Das Verbum schärak bedeutet
auch mit Zischen rufen, Jes. V, 26; Jerem. XIX, 8). Alcock, „The Capital of the
Tycoon“, vol. I, p. 394. Cook, Second Toy.(i, vol. II, p. 36. Casalis, „Basutos“,
p. 234.
 
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