Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ulk: illustriertes Wochenblatt für Humor und Satire — 61.1932

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.54706#0047
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 24 * (61. Jahrgang

16. Juni 1932



Los von der
Woh Ifah rtsans ta It!
Es musst ja mat ein Ende nehmen
MU all der Nelverordneret.
Auch kommt den Vaterlandspf ohlemen
Man nicht mit ewigen Steuern bei-
Hieraus ergab sieh die Verpflichtung,
Dass Pälitlh- in neuer Richtung,
Geführt von Popen, Schleicher, Gayl,
Deutschland erwecken werde. Heil!
Die Seelenbasis gilt''s zu stärken
Im Volk, mit nationaler Kraft.
Nicht meckern! Erst an ihren Werken
Zeigt sich, wies die Regierung schafft.
Und gottgewollt befasste diese
Sieh mit der Schwierigkeit der Krise,
Indem der Adel schon von ja
Am besten kennt des Volkes Weh,
Seht! Wohl gelang es den Baronen,
Zu braun das deutsche Heilsrezcpt:
Es glückte, den Besitz zu schonen:
Nur wer Im Bruch Ist, wird gedeppt,
Es steigt die Not, es steigt die Steuer.
Das Salz zum trocknen Brot wird teuer.
Doch dafür kriegt noch weniger jetzt
Wer arbeitslos und kriegsverletzt.
Ward dies nun nochmal notverordnel,
Das ist ein Schönheitsfehler bloss.
Doch bald wird Deutschland auf geordnet,
Und dann geht die Befreiung los.
S. A. im Schutze der Regierung
Steigt wieder hoch in Prachtverzierung:
S. A. im braunen Heldenschnitt
Ist Trost für jedes Defizit!
T obias
Was ist paradox?
Dass Hitler von seinem Gehalt als Regie-
nmgsrat — Beschäftigungssteuer zahlen
muss.
Was ist noch paradox?
Dass die Salzsteuer — gesalzen ist.
Seltsames Kartenspiel
Wenn die Caro-Dame auf ihren Herz-
König einen Pique hat, dann ist es ein
Kreuz.
N euunif ormierung
Die Kriegsbeschädigten erhalten einheitliche
Schmachtriemen. Das Koppelschloss trägt
die Aufschrift:
„Was man uns kürzt an Renten jetzt,
Wird durch Begeisterung ersetzt.“
Klops
Ach so!
„Für meine Frau lege ich die Hand
ins Feuer.“
„Nana.“
„Was heisst nana? Tu ich jeden Tag,
wirke als Fakir auf dem Rummelplatz.“
Der saure Apfel
„Ist es dir recht, mein Geliebter, wenn
Wir den Freitag festhalten als Tag unserer
Hochzeit?“
„Jeden beliebigen andern Tag, Hen-
riette, bloss gerade bitte den Freitag nicht.“
„Bist du abergläubisch, mein Ge-
liebter?“

„Keineswegs, Henriette, keineswegs.
Aber am Freitag bin ich. doch immer im
Klub, nicht wahr? Am liebsten wär' mir
schon der Sonntag. Sonntags weiss man ja
ohnehin nie, was man anfangen soll.“
Technik
„Saubermächen nennen Sie das? Und
das Spinngewebe hier?“
„Ich dachte, da» gehört zum Radio!“

Die Uhr
„Wie haben Sie denn Ihre Braut mit
Ihrem Freund erwischt?“
„Ganz einfach. Ich hatte ihr eine Arm-
banduhr geschenkt. Die ging richtig. Nach
einer Woche ging sie genau achtzehn Mi-
nuten nach. Dann besuchte ich meinen
Freund."
„Und dessen Uhr ging auch achtzehn
Minuten ., , ?“

„O nein, die ging richtig. Aber als es
vier schlug, warf er mich raus, weil er
achtzehn Minuten nach vier Damenbesueh
erwartete.“
Zeitgespräch
„Können Sie mir ein Wort Sagen,
in dem eine Frau vorkommt und das uns
die Möglichkeit gibt, zu heiraten?“
„jawohl. Defraudation.“

lllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllnllllllllllllfllllillllllllllllllllllillllllilllllllM

Die Schornsteine rauchen — Die Wirtschaft ist gerettet — 400000 Uniformen für
die S. A. sind bestellt , • a


Das nette Parteigebilde

Und das soll lebensfähig sein ? !


lllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllllllllll

Nachtgespräch
Hahn und Zahn fahren, mächtig an-
geheitert, im Auto nachts nach Hause und
müssen plötzlich vor einer heruntergelassenen
Bahnschranke anhalten. Der erleuchtete D-
Zug saust vorbei. Sagt Hahn zu Zahn:
„Hast du gesehen, in welchem Höllentempo
ich eben durch diese erleuchtete Stadt ge-
fahren bin . . .?“
Der Gedankensplitter
„Aufträge kenn’ ich gar nicht mehr!“
versicherte Reporter Schulze. „Ich lebe
jetzt von einem Gedankensplitter.“
„Wie kann man denn von einem
einzigen Gedankensplitter leben?“
„Na, bis jetzt hab’ ich ihn schon sechs-
mal verkauft. Ich bin grade wieder damit
auf dem Wege zu einer Redaktion.“
„Und wie lautet denn Ihr Gedanken-
splitter?“
„Der letzte Seufzer eines Brandstifters:
Gott sei mir armen Zünder gnädig!“

Briefkasten
Tausendsassa in Ulm. Dass aus einem
blauen Hunderter ein brauner Tausender
wird, wenn Sie ihn mit Höhensonne be-
strahlen, erscheint uns mehr als zweifelhaft
— aber versuchen Sie es doch einmal!
Rekonvaleszent in Bautzen. Falls
Ihnen Ihr Arzt tatsächlich ein Straussenei
zum Frühstück verordnet hat, so müssen
Sie es wohl oder übel in die Badewanne
schlagen.
Mia Z., AUenstein. Auf unsere
Rückfrage erklärt uns der fragliche Herr,
er sei Photograph und habe Sie nur fixiert,
weil er glaubte, Sie hätten die Entwick-
lungsjahre schon hinter sich.
Hertha P., Madrid. Melodien kann
man nicht braten; damit ist die Frage, ob
man „La Paloma“ panieren soll, absolut
hinfällig.
Verantwortlich; Hans Flemming
 
Annotationen