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Die akkadische Kunst
sondern die außerordentliche Feinheit und Überlegung, die bei der
Faltengebung des Gewandes angewendet ist, gibt der Statue einen
großen Reiz. Das Kleid ist ein fußlanger Schurz, von einem Gürtel-
bande zusammengehalten. Zwei Furchen beleben den Gürtel, und
sechs weiche Furchen, sich mit der Rundung des Körpers leise dre-
hend, geben der Statue eine plastische und elegante Wirkung, die
durch die Schlankheit der Figur noch erhöht wird. Mit diesem Kunst-
werk war der mesopotamischen Kunst um 2800 v. Chr. ihre bestim-
mende Richtung verliehen, die ihr bis zum Ende der Hammurapizeit
treu geblieben ist.
Die Wohlproportionalität und feine runde Ausführung bringt auch
das Relief. Ein Fragment einer doppelseitig skulptierten Stele aus
Lagasch in Paris (Abb. 36) hat noch die alte sumerische Anordnung
in Streifen übereinander. In den Friesen sind Einzelkämpfe dar-
gestellt. Der Bogen ist jetzt die entscheidende Waffe geworden.
Aber die berühmte Stele des Naram-Sin (Abb. 37) aus Buntsand-
stein, in Susa gefunden, geht darüber hinaus, indem der Künstler
hier das ganze hohe Relieffeld in eine einzige Szene zusammengezogen
hat, und zwar mit Hilfe der Natur, Gebirge und Wald, in dem die
bärtigen Krieger des Königs hinaufsteigen und in ihrer Haltung den
Fürsten wiederholen, der oben an der Spitze den Gipfel und die
Feinde erreicht hat, die zum Teil besiegt sind oder um Gnade flehen.
Die Haltung des Königs, die linke Hand mit den Waffen vor der
Brust, die rechte Hand mit einem Pfeil gesenkt, ist sehr energisch
und wirkungsvoll. Dieses Vorbild hat die spätere Zeit der Hammurapi-
periode wieder aufgegriffen und auf ihren Siegelzylindem bei der Dar-
stellung desGottes als einenfeststehendenTypus nachgeahmt (Abb.56).
Ein andres feines Basaltrelief (Abb. 38), das in Kurdistan, also
weit entfernt von Akkad, entdeckt worden ist und sich jetzt in Kon-
stantinopel befindet, gibt dem ersteren an feiner Bearbeitung und
Eleganz nichts nach. Hier ist der König im göttlichen Volantkleide
mit dem hohen Helm auf dem Kopfe, in der Hand ein religiöses
Instrument, beim Opfer vor der Gottheit anwesend, die links gegen-
über dem Herrscher noch zu ergänzen sein wird.
Größere Szenen sind auf den kleinen Siegelzylindern (Abb. 31,
39—41) erhalten: eine Jagd auf den Löwen, den man durch ein an
Die akkadische Kunst
sondern die außerordentliche Feinheit und Überlegung, die bei der
Faltengebung des Gewandes angewendet ist, gibt der Statue einen
großen Reiz. Das Kleid ist ein fußlanger Schurz, von einem Gürtel-
bande zusammengehalten. Zwei Furchen beleben den Gürtel, und
sechs weiche Furchen, sich mit der Rundung des Körpers leise dre-
hend, geben der Statue eine plastische und elegante Wirkung, die
durch die Schlankheit der Figur noch erhöht wird. Mit diesem Kunst-
werk war der mesopotamischen Kunst um 2800 v. Chr. ihre bestim-
mende Richtung verliehen, die ihr bis zum Ende der Hammurapizeit
treu geblieben ist.
Die Wohlproportionalität und feine runde Ausführung bringt auch
das Relief. Ein Fragment einer doppelseitig skulptierten Stele aus
Lagasch in Paris (Abb. 36) hat noch die alte sumerische Anordnung
in Streifen übereinander. In den Friesen sind Einzelkämpfe dar-
gestellt. Der Bogen ist jetzt die entscheidende Waffe geworden.
Aber die berühmte Stele des Naram-Sin (Abb. 37) aus Buntsand-
stein, in Susa gefunden, geht darüber hinaus, indem der Künstler
hier das ganze hohe Relieffeld in eine einzige Szene zusammengezogen
hat, und zwar mit Hilfe der Natur, Gebirge und Wald, in dem die
bärtigen Krieger des Königs hinaufsteigen und in ihrer Haltung den
Fürsten wiederholen, der oben an der Spitze den Gipfel und die
Feinde erreicht hat, die zum Teil besiegt sind oder um Gnade flehen.
Die Haltung des Königs, die linke Hand mit den Waffen vor der
Brust, die rechte Hand mit einem Pfeil gesenkt, ist sehr energisch
und wirkungsvoll. Dieses Vorbild hat die spätere Zeit der Hammurapi-
periode wieder aufgegriffen und auf ihren Siegelzylindem bei der Dar-
stellung desGottes als einenfeststehendenTypus nachgeahmt (Abb.56).
Ein andres feines Basaltrelief (Abb. 38), das in Kurdistan, also
weit entfernt von Akkad, entdeckt worden ist und sich jetzt in Kon-
stantinopel befindet, gibt dem ersteren an feiner Bearbeitung und
Eleganz nichts nach. Hier ist der König im göttlichen Volantkleide
mit dem hohen Helm auf dem Kopfe, in der Hand ein religiöses
Instrument, beim Opfer vor der Gottheit anwesend, die links gegen-
über dem Herrscher noch zu ergänzen sein wird.
Größere Szenen sind auf den kleinen Siegelzylindern (Abb. 31,
39—41) erhalten: eine Jagd auf den Löwen, den man durch ein an