solgt. Es liegen dasür die unzweideutigsten Beweise
vor. Der Papst, der genau davon unterrichtet ist,
möchte aus uaheliegenden Gründen nicht der erste
sem, welcher das Losungswort ausgiebt; denn
Frankreich hat einmal den Ruf, die getreueste Tochter
der Kirche zn sein und die französischen Jesuiten
flnd in China durch zahlreiche und rührige Mit-
glieder vertreten. Aber in Jtalien, Spauien wie
in Portugal herrscht entschiedene Neigung. sich der
sranzösischen Paßzwangsjacke zu eutledigen»
wenn ein Staat ersten Ranges. wie
z. B. Deutschland, mit gutem Beijpiele
voranginge. Der Fürst Bismarck brauchte nur
seiue Consuln anzuweisen, den deutschen Missionaren
und Katholiken deutsche Pässe auszustellen, so würde
sofort die französische Schutzhcrrschaft, die auf
keiuem verbrieften Vertrage oder selbst einer Ab-
machung beruht, in nichts zerfallcn. Eine förmliche
Abschaffung ist unmöglich, wo keine förmliche
Vereinbarung besteht. Sollte es aber zu Einsprüchen
französischerseits kommen, so besitzen die Spanier
und Portngiesen, bei welchen die religiösen Orden
noch zu Recht bestehen, in der ordenaustreibenden
Politik der Republik die beste Waffe sür die Ab-
schüttelung des Paßunwesens. „Wir können" — so
dürsten sie sagen — „der sranzösischen Republik un-
möglich eine Schutzherrschaft über unsere Mitglieder
derjenigen Orden, welche aus Frankreich verbannt
find, zumuthen". und vor dieser Schlußsolgerung
müßte das französische Auswärtige Amt die Segel
sireichen. Dem päpstlichen Stuhle wäre es voraus-
sichtlich nicht uuangeuehm, wenn Fürst Bisniarck sich
zu dem erwähnteu Schritte entschließen wollte, weil
alsdann der katholische Delegat Erzbischof Agliardi,
welcher sich im August oder September nach Peking
begiebt, do t nur noch den Schatten der franzöfijchen
Schutzherrschaft vorsände.
Die vom Choleraschaupl atz vorliegenden
Meldungen behaupten unentwegt ihren ver-
hältnißmäßig befriedigenden Gesammtcharakter.
Am meisten Jnteresse dürften die Meldungen
aus der Triester und Finmaner Gegend in
Anspruch nehmen. Dort ist Seitens der
Behörden ein umsichüg entworsenes System
von Vorbeugungsmaßregelnzur Durchführung
aelangt, welches in örtlicher Begrenzung des
Choleragebietes bereits Anerkennenswerthes
aeleistet hat und die Gesundheitsbehörden
sogar schon befähigt, von der sanitären
Defensive zur Offensive überzugehen, indem
man die Seuche durch Entziehuug ihrer
notürlichen Daseins- und Entwickelungs-
bedingungen auf den Aussterbe-Etat setzt.
Geeignete Ernährung der arbeitenden Be-
vvlkerung, Einführung einer strengen gesund-
heitsbehördlichen Aufsicht, die Einstellung
aller solcher öffentlichen Bauten, die einen
Zusammenfluß größerer Arbeitermassen an
einzelnen Punkten erfordern, Verthenung
von Desinfectionsmitteln auf alle ansteckungs-
verdächtigen Gemeinden, scharfe Controllirung
des Lebensmittelverkehrs und desTrinkwassers
bilden den wesentlichsten Jnhalt des vou den
österreichischen Gesundheitsbehörden adopttrten
Cholerafeldzugsprogrammes.
Die Lage im Sudan wird von den
Militärbehörden als hoffnungsvoll angesehen.
Nach ihrer Meinung wird die Ordnung bald
hergestellt fein und der Handel in jeuer
Gegend wieder aufgenommen werden können.
(Berfolg der Volitik siehe Beilage.)
Auswechselung der amtlicheii Documente, wissen-
schastlichen und literarischen Publicationen, die
Docuinente der parlamentarischen Annalen, den
Nachtrag zu der im Jahre 1883 zu Paris abge-
schloffenen Convention zum Schutze des industriellen
Eigenthums, der Convention, betreffend den Schutz
des unterseeischen Kabels, betreffs des inter-
nationalen Telegraphen-Tarifs, endlich eine von
dem Unterrichtsminister eingebrachte Borlage über
Gründung von Vorbereitungsschulen.
Personalien.
Telegramme.
^ Berlin, den S.A«guft.(Privat-
Telegramm.) Als Commissarien der ver-
schiedenen Ministerien für die Ansiedelungs-
Commission sind nach der „Post" bestellt:
die geheimen Räthe v. Tepper-Laski, v. Wil-
mowski, Haafe, Kuntze und Kugler.
Bayreuth, den 2. August. (Reut. Bur.) Zum
Diner bei Sr. K. und K. Hoheit dem Kronprinzen
waren der Stadtkouimandant Graf Zech, der Re-
gierungsdirector Gossinger, der Verwaltungsrath
der Bühnenfestspiele, der Bürgermeister Muncker,
Bankier Feustel, sowie mehrere Mitglieder der
Freimaurerloge geladen.
Bayreuth, den 2. August. (Reut. Bur.) Se. k.
und k. Hoheit der Kronprinz besuchte heute früh
die Eremitage, die Brandenburger Ordenskirche und
die Freimaurerloge. Um 4 Uhr begab sich der
Kronprinz im offeuen Wagcn uach dem Theater,
auf dem ganzen Wege von stürmischen Hochrufen
der zahlreich anwesenden Volksmenge bcgrüßt.
Heidclberg, dcn 3. August. (Reut. Bur.) Das
großherzogliche Paar ist Nachmittags «ingetroffen
und enthusiastisch empsangen. Jn der Festhalle
erfolgte Abends 9 Uhr vor etwa 6000 Anwesenden
die Begrühung der Gäste seitens der Stadt. Ober-
bürgermeister Wilkens betonte in seiner Ansprache
ben nationalen Gedanken nnd schloß mit einem
dreifachen Hoch auf den Kaiser und den Großherzog,
«orauf die Absingung des „Heil Dir im Sieger-
kranz" erfolgte. Hierauf wurde der Festmarsch
von Vineenz Lachner, Scheffrl's Festlied und der
HymnuS von Julius Wolff iutvnirt, und damit
der officielle Act geschlossen.
Heidklberg, den 3. August. (Reut. Bur.) Pro-
rector Bekker empfing gestern die Delegirten des
Papstes, der Universitäten und Akademien. Zum
Generatredner der deutschen Universitäten bei dem
hentigen Festacte ist Prof. Zeller (Berlin), zum
Generalredner der ausländischen Universitäten der
Präsident des Institnt äs §runoö, Zeller (Paris),
gewählt.
Wien, den 2. Augufl. (Reut. Bur.) Von
geftern Mittag bis heute Mittag find in Finme
8 Personen an der Cholera erkrankt und 2gestorben,
tn Triest 6 erkrankt nnd keine gestorben.
Wien, den 3. August. (Reut. Bnr.) Nach einer
Meldung der „Preffe" tritt am 7. Augnfl im
Handelsministerium eine Confcrenz dcr Vertreter
des Handels-, Justiz- und Sckerbauministeriums
behuss Berathuug des vom HaudelSministerium
auSgearbeitetrn Entwurfrs deS Markenschutzgesetzes
tusammen.
Gastein, den 3. Bugnst. (Reut. Dur.) Fürst
vismarck ist gestern Abcnd 8>s Uhr hier einge-
troffen.
London, den 3. August. (Reut. Bur.) Ritchie
«nrde zum Präsidenten des Localregierungsamts
ernannt. Ehaplin schlug diesen Posten aus, wcil
krin Cabinetssitz damit verknüpst ist. James Fer-
gnson wurde UuterstaatSsecretär des Auswärtigcn,
Gorst UnterstaatSsecretär sür Jndien, Dunraven
llnterstaatssecretär der Colouien, Worms Secretär
des Handelsawts, Jackson Finanzsecretär des
Schatzamts, Northcote Finanzsecretär des Kriegs-
amts.
Paris, den 3. Bugust. (Reat. Bur.) 1401 Ge>
neralrathswahlen sind bekannt, davon 829 republi-
kanische, 402 conservative; 170 Stichwahleu. Die
Republikaner gewannen 69, verloren 83 Sitze.
Lifsabon, den 2. August. (Reut. Bur.) Der König
ist hente incognito unter dem Namen eines Herzogs
vo» Guimaraes nach Plymoutb abgereist. Bon
dort beabsichtigt der König, sich nach Osborne und
dann nach London zu begeben. Von London aus
wird der König über Vliessingeu nach dem Haag,
Kopenhagen uud Stockholm geheu. Die Rückkehr
hierher ist auf den 27. September festgesetzt.
Rom. den 3. August. (Reut. Bur.) Das diplo-
atische CorpS wurde benachrichtigt, der Papst habe
idgültig beschlossen. unter dem Titel eines
:>id Ministerresidenten einen
-^Wlomatischen Votreter nach Peking zu entsenden.
China beglaubigt jeine.t Gri-mdteu in Londo» auch
bci dem Batican
Nisck-, aen o. Nugust >ckt»ir. Bur.) Die
«skupschtiria genehir-'a^ solgende V^rgcn: Die
«utsch-serbische Conventron, d«reffend Muster- und
irodellschntz, die De^-'^tion, betreffend den Marken-
utz, die inter-- 'Eale Conventioiy b etreffend die
Paris, den l. August. Gestern Abend wurde
in einem Restaurant am Boulevard Saint-Germain
der 100. Geburtstag des „ältesten Studenten", des
Cbemikers Chevreul, in einem Kreise von Ver-
ehrer» und Freunden gefeiert. Der Jubilar wohnte
dcm Feste bei, aß, trank und planderte vergnügt
und sah nach der Versicherung Aller zum Mindesten
so rüstig aus, wie scin 70jährigcr Sohn, der »och
mit kindlicher Ehrfurcht zu dem Vater aufblickt.
—. Die „Elbf.Z." theilt das Ceremouiel iür die
Ueberführuog des Herzens König Ludwig II.
nach Altötting mit: Allerhöchstem Befehle gemäß
besteht die zu dieser Feierlichkeit ernannte Hoscom-
mission aus: 1) dem Stistsdekan Jakob Ri:ter von
Türk mit seinem geistlichen Assistenten, 2) dem als
königliLsn Hofcommissär functionirenden könig-
lichen Kämmerer, Geuerallieutenant, Premierlieute-
nant derLeibgarde der Harischiere, Frhn. v. Lerchen-
feld-Aham, 3) den zwei königlichen Kämnierern
Frhn. v. Barth-Harmating, Frhn. v. Kramer; serncr
haben im Geleile zu sein: der königliche Hoffourier,
zwei Leibjäger, sechs Hoflakaien. Am Tage der
Ueberführung, Montag, den 16. August l. I.,
wird in der alten köuiglichen Residenzkapelle in
München, i» welcher das königliche Herz beigesetzt
ist, um halb sechs Uhr Morgens eine heiiige Meffe
gelesen, welcher genaunte Hofkommission, der k.
Obersthofmeister, der k Staatsminister des könig-
lichen Hauses und des Aeußern unv die Herren
vom Dicnste Sr. königlichen Hoheit des Prinz-
regenten anwohnen. Nach Beendigung der beiligen
Messe wirv das Gefäß mit dem königlichen Herzen,
von einem schwarzen Vslnm bedeckt, durch Len
Stistsdekan unter Begleitung der genannten An-
wesenden zwischen dem Spalier von 24 Hartschieren
(welche unter dem Kommando eines Osfiziers und
Exempts zu beiden Seiten des Wagens bis in den
Ostbahnhos an den bereit gehaltenen Extrahofzug
Geleit geben), nach vollzogener Einsegnung an den
Wagen getragen. Die Wagen sahren in
folgender Ordnung ab: l) mit vier Pferden
bespannt für den k. Hoffourier, 2) mit
sechs Pferden bespannt für die beiden königlichen
Kämmerer, 3) mit scchs Pferden bespannt und mit
einem vorreitenden Piqueur für den Stiftsdekan,
den königlichen Hofkommissär und den Assistenten,
welche das Gesäß Lewahren. Bor dem letzten
Wagen reitet als Eskorte, mit einem Trompeter
und von einem Osfizier geführt, eine Abtheilung
des 1. k. Schweren Reiterregiments Priuz Karl,
rückwärts des Wagens ebenfalls eiue Abtheiluiig
dieser Reiter, bis an dcn Ostbahnhof. Bor dem
ersten Wagen reiteu zwei Gensdarmen bis an den
Bahnhof. Unter dem Geläute Ler Glocken, welches
bis zu der uni 7 Uhr 15 Minuten stattfindenden
Nbfahrt des Exirahofzuges dauert, bewegt sich der
Zug von der alten Hofkapelle durch die
Residenzstraße über den Max - Josefsplatz,
durch die Maximilian - Sraße, bei dem
Aihenäum rechts vorbei an deu Ostbahnhof.
Jn der Bahnstation Neuötting wird der Extrahofzug,
welcher daselbst unr 8 Uhr 45 Minuten eintrifft,
verlaffen. Die Hofcommission besteigt den bereit-
gehaltenen sechsspännigen Hofwagen, dem zwei
Weispännige Hoswagen vorausfahreu, in deren
Ersterem der k. Hosfourier, im zweiken die zwei
k. KämmererPlatz nehmen. Vordem setzsspännigen
Wagen marschirt eine Abtheilring des k. Jnfanterie-
leibregiments und rückwäris des Wagens solgt
ebenfalls eine Abtheilung derselbeu Truppe; zu
beiden Seiten des sechsspännige» Wagens geht die
Hofdienerschaft. Während der Durchfahrt nach
Neuötting wird mit deu Glocken geläutet. Jn
Altötting wird der Zug von cinem Theile der
Geistlichkeit, von den königlichen Beamten und den
Gemeindebehörden von Neu- und Altötting empfan-
gen. Das Gefäß niit dem königlichen Herzen wird
sofort in der Stistskirche auf einem mit Krone
nnd Szepter und dem k. Wappen geschmückten,
von brennendeu Kerzen umgebenen Kata-
falke beigesetzt. Hieraus finden die Bigilien und,
unmittelbar daran anschließend, das feierliche
Reaniem statt, welches von dem Herrn Bischof von
Paffau gehalten wird. Nach der Beendigung des
Requicms wird das Gefäß mit dem Königlichcn
Hcrzen in feierlicher Prozession, wie folgt, in die
Muttergvtteskapelle transserirt: «in Zug des kgl.
Jnfanterieleibregimentes, die Kapclldiener, die
Sckulen, die Bruderschaften, die Klostergeistlichkeit,
ein Krenzträger und zwei Leuchterträger, die ge-
sammte Geistlichkeit, der Bischof von Passau mit
Assistenz, sechs Ministranten mitFackeln, die Musik-
kapelle von Altötting, dcr k. Hoffourier, der
Stiftsdekan, das Gesäß tragend (mit zwei Assi-
stenten in Rauchmänteln) unter «inem Baldachin,
welchen Bürger, in schwarzer Kleidung mit Trauer-
flvr, tragen; zu beiden Seiten gehen je 12 Mann,
von dem Offizier geführt, und die Hofdiener-
schaft mit brennenden Fackeln. Dem Stists-
dekan folgen: der königliche Hofkommissär, die
beiden königlichen Kämmerer, die königlichen KSm-
merer und die königlichen Stabs- «nd Oberoffiziere,
welche sich zur Feier eingefundeii haben, die könig-
lichen Beamten, die Gemeindebehörden, die Ge-
meindedeputationen aus der Umgegend; den Schluß
bildet ein Zug Jnfanterie. Jn der Muttergottes-
kapelle wird das Gefäß unter Kirchengesang von
dem Stiftsdekan an dem Aufbewahrungsorte ein-
gesetzt, welcher von dem königlichen Hofcommissar
mit dem Schlüssel verschlossen tvird. Nach Be-
endignng der kirchlichen Funktionen begiebt sich die
königliche Hofconimission nnter Begleitung in die
für sie bereit gehaltene Wohnung nnd kehrt Abends
6 Uhr mit dem Extrahofzug nach München zurück,
wo derselbe gegen 8 Uhr im Ostbahnhof eintrifft.
Jn München wird der Schlüssel von dem königlichen
Hofcommiffar dem königlichen Oberhofmeister ein-
gehändigt und von diesem in dem königlichen Haus-
archiv deponirt.
Schüler iin akademischeii Atelier des Hofrathes
Profejsor Panwels, Paul Pötzsch, für das Oel-
gemälde „Die Danaiden" zugesprochen worden,
während der Mitbewerber um dieses Stipendium,
der Schüler in demselben Atelier August Frind
aus Hannover durch die große goldene Medaille
ausgezeichnet wurde. Die große silberne Medaille
erhielt u. A. auch Alexander Marcks aus dem
Atelier des vorgenannten Prosesjors.
—. Eine Gesteinart von bcsonderer Schönbeit wird
seit einiger Zeit am St. Gotthard gebrochen.
Dieselbe wird von fachmännischer Seite als eine
seltene Varietät von amphibolhaltigem. äußerst
widerstandsfähigem Serpentin bezeichnet, der sich
sür technische und Kuustzwecke weit besser eignen
soll, alS jcdes bis jetzt in der Schweiz bekannt ge-
wordene Gestein. Der Stein ist von grüner Fär-
bung, mit Abstusungeil zwischen hell- bis dunkel-
arlln, nnd zeigt geschlisfen außcrordentlich hübsche
Zeichnungen. Er ist bedeutend härter als Marmor.
Während der Marmor, der Witterung ausgesetzt,
den Glanz der Polttnr bald verliert, zeigen aus
Gotthard - Serpentin gefertigte und vor mehr
als Jahresfrist aufgestellte Grab - Mouumente noch
keinerlei Veränderung.
Kunst,WiffenschaftundLiterat«r.
^,.8. Sylt, den 31. Juli. Daß die Küste
Nordfrieslands cS »ewesen. woher die Phönizier
den Bernstein d. h. Brennstein holte», ist heute so
ziemlich allgemein anerkannt; auch daß der Reisende
Pythnas um die Zeit Alexander's des Großen an
der Elbmündung die Teutonen ansässig fand, ist
sicher gestellt. Historisch Sicheres über die nord-
friesischcn Jnseln erfahren wir aber erst im l3.Jahr-
hundert, wo z. B. in dem sogenannten Erdbuch
Waldemar'S, welches gewöhnlich iu das Jahr 1231
geietzt wird, Föhr, „Sild", Amrum, Romö, Fanö,
Manö und Jordsand als Jnseln genannt werden.
Selbftverständlich ist damit nicht etwa bewiesen,
daß die Namen dänische Benennuugen gewcsen,
noch auch, daß sie rein friesischen Ursprungs sind.
Das Wahrscheinliche ist vielmehr, daß die Jnseln
schon ihre Namen trugen, ehe die Friesen hier ein-
wanderten und andere germaniiche Stämine nach-
svlgten. Ein friesisches Geprägs trägt anscheinend
nur der Name der Jnsel Amrum, dessrn ursprüng-
liche Form Ammerham gelautet haben wird. Jm
Allgcmeinen steht es heute unter den Sprach-
sorschern fest, daß die Endung um ans ham ent-
standen ist: dafür lassen sich nicht bloß aus den
englischen Ortsnamcn aus ham, sondern auch aus
Urkundrn zahlreiche Beweise beibringcn. Jndcß
ist es nicht richtig, wenn heute in den Lehr-
büchern selbst berühmter Geographen bchauptet
wird, daß alle heutigen Ortsnamen auf
nm in Deutschland friesischen Ursprungs seien,
die Endung um erscheint vtelniehr anch in Orts-
namen, die unzwctselhaft dänischen oder englischea
Ursprungs sind. Jn diesem Falle lassen sie sich
richtiger als Dative auffassen; z. B. spricht ein
angelsächsischer Reisendcr im Mittelalter von einem
berühinten Hafen atvaitdnm, d. h. an den Heiden,
wount Haithaby, d. h. Schleswig, gemeint ist. —
Neben der früher schon erwähnten Hallig Apelland
nnd Habel, deren Namen merkwürdigerweise in Be-
nennungen wiederklingen, die schvn aus der rönn-
schea Zeit staninien, crscheint der Nanie Farria als
eine der ältesten. Von ihr spricht Adam von
Bremen, und wie man auch über ihn und scine
Nachrichten urtheilen mag, es wäre doch wunder-
bar, wenn er nicht über die Bremen so nahe liegen-
den Jnieln oricntirt gewesen wäre. Wenn er nun
die Jnsel Farria erwähnt, so kann man meines
Erachtens dsrunter durchaus nichis anderes ver-
stehen als den Namen, den jetzt die Jnsel Föhr
trägt. Derselbe würde nicht gut anders zu über-
setzen sein als mit „Fährinsel, Anlegeinsel" und
anch mit der Darstellung Adams unter gewiffen
Voraussetzungen stimmen. Doch darüber werde ich
bci Gelegeuheit der bald erscheinenden historijchen
Ta^te Nvrdsrieslands von dem bekannten Topo-
g>apyrn tSeerz noch weireres zu demerken mir
erlauben.
Dresden, den 2. Augnst. Seitens der könig-
lichen Akademie der bildenden Künste ist bei
der kürzlich erfolgte» Preisvertheilung das große
akademische Reisestipendium im Betrag von 2400A.
jährlich aus die Dauer von zwei Jahren dcm
Theater und Mnsik.
—. Ueber das schon erwähnte Sängerfest in
Milwaukee schreibt ma» d»r „N.-D. H.-Z.": Am
2l. Iuli begann in Milwaukee, Wisc., das
24. Sängerfest des nordamerikanischen Sänger-
bundes, zu welchem großartige Borbereitungen ge-
troffen waren. Dem am Mittwoch Abend im Ans-
stelluiigsgebäude stattgefnndeneii Empfangs-Concerte
wohnten ca. l2,000 Personen bei, darunler Musik-
Director Mohr aus Berlin und andere ausländische
Gäste, svwie der Gonverneur von Wisconsin und
andere hervorragende Persönlichkeiten aus allen
Theilen des Landes. An dem Empfangs-Concerte
betheiltgien sich als Solisten die berühmten Sänge-
rinnen Marianne Brandt und Lilli Lehmann, sowie
die Sänger Joseph Staudigl und Jojeph v. Witt.
Den Glanzpunkt des Sängersestes bildete die Auf-
führung der Brambach'schen Preis-Cantate „Co-
lumbus". Bei den Concerten wirkten ca. 2500 Mit-
glieder verschiedener Gesangvereine und folgende
Solisten mit: Die Damen Marianne Brandt, Lilli
Lehmann und Carrie Goldsticker, sowie die Herren
Rasael Joseffy, Joseph Staudigl, Joseph v. Witt,
A. Paulet, Mox Heinrich und Joseph Benedict.
Unter den bei der Säiigerfest-Behörde eingetroffenen
zahlreichen telegraphischen Grüßen und Glück-
wünschen zum Festc befanden sich folgende: Aus
Köln: „Dem Festausschuß und allen Sängern
bietet deutschen Gruß, sowie herzlichen Glückmunsch
zum Bundessest der Kölner Mäiniergesangverein".
Aus Wien: „Dank und Preis Euch, daß Jhr dem
deutschen Liede im fernen Westen eine so herrliche
Heimstätte bereitet. Hoch die Sängerbrüder und
Festgäste. Wiener Männergesangverein".
Verschiedenes.
—. Ueber den Eisenbahn-Unfall bei Halle
wird amtlich solgendes mitgetheilt: Am Sonnabend
den 3l. Juli diejes Jakres, ist der vvn Halle um
5 Uhr 39 Minuten nach Bertin abgehende Scknell-
zug in der Nähe der Ueberführung über die Magde-
burg-Leipziger Eiseubahn entgteist. Wenngleich
mehrere Wagen erheblich beschädigt worden sind,
ist dcnnoch keine schwere Verletzung vou Perjonen
constatirt. Sämmtliche Pasjagiere sind mit Aus-
nahme einer Dame sofort mit dem gestellten Hülfs-
zuge, die Dame am nächsten Tage weitergereist.
Von den übrigen Personen hat nur ein Herr über
eine Kontusion des Armes geklagt. Der Unfall ist
dadurch herbeigcsührt worden, daß eine zum Zwecke
des Umbaues dcr vorgenannten Uebersührung ein-
gelegte Weiche, deren Verbindung uitt dem Nachbar-
gleise noch nicht fertig gestellt war, für die Zugs-
richtnng sich in falscher Lage befand. Ob die mit
der Aussühruug der dorr anzubringenden Weichen-
und Signalsicherungs-Anlagen jeitens des Lie-
feranten beaustragten Personen die falsche Stellung
der Weiche verschulden, wird sich nur durch die
gerichtliche Untersuchung feststellen lassen.
—. Anläßlich des Unglückfalles in Darmstadt
theilt Herr Profeffor Brauer mit, daß seine Ver-
letzungen sich auf dsm normalen Wege der Besserung
befinden und daß die Verletzungen der betheiligten
Studircnden sich bei näherer Prnfung als minder
erheblich herausgestellt haben, beziehentlich den
normalen Heilungsverlauf nehmen.
—. Von einem schrecklichen Unglück ist, der
„Germania" zusolge, die Familie einer Dame be-
troffen worden, welche augenblicklich zum Besuäjp
bei der verwittweten Frau Stadträthin Löwe in
Lichterselde bet Berlin weilt. Die drei noch
jungen Kinder Ler Dame spielten daselbst unbeauf-
sichtigt im Garten, pflückten sich Beeren und aßen
diejelben. Kurz nach dem Genusse erkrankten die
Kiuder und starben alle drei, trotz aller ärztlich
angewandten Hülfe, daS älteste nach 3 Stundcn,
die beiden anderen uach 5 Stundeu des unseeligen
Genusses der lacheildeii Beeren. Der Schmerz der
Mutter, die mit den Kindern Erholnng in frischer
Lust suchte, lätzt sich begreifen, doch nicht schilderu.
—. Aus Metz, 30. Juli, berichtct das „Fr. I.":
Anfangs April d. I. verschwaud aus dem Bureau
eines hiesige» Bankgeschästes ein Wechsel im Be-
trage von 41.1245, zahlbar am 12. April bei der
Eljaß-Lothringischeu Bank hier. Das Verschwtndcn
des Wechsels wurde am >5. April bemerkt, als man
den Porteseuillebcstand ausnahm und hierbei eine
Differenz in der Höhe des fraglichen Wechsels fest-
stellte. Die betreffende Bank erbat sich von ihrem
Remittenteu, einem Frankfurter Bankhauss, ein
Dublicat des abhanden gekommencn Wechsels,
welches letzteres auch einsandte. Als dann dieses
Duplicat bei Ler Elsaß-Lothringischen Bank znr Ein°
lösung präsentirt wurde, stellte es sich heraus, daß
der Originalwechsel richtig am Verialltage, dem
12. April, durch einen Unbefugten präsentirt und ein-
cassirt worden war. Der Wechsel war richtig
quittirt; es wurde jedoch festgestellt, daß weder der
betreffende Bankbeamte, welcher den Wechsel quittirt
hatte, noch einer der übrigen Beamten oder Kassen-
diener der betr. Bank, welche sänimtlich mit dem
Kassirer der Elsaß-Lothringischeu Bank confrontirt
wurden, den Wechsel eincassirt hat. Der Procnrist
erinnert sich nicht, den sraglichen Wechjel gesehen zu
haben, uud kann sich seine Unterschrift auf demselben
nur dadurch erklären, daß ihm das Esfect mit
anderen Wechscln, deren er manchmal an einem
Tage mehrere hundert zu unterschreiben hat, vor-
gelegt worden sei. Die Sache wurde hierauf dem
Staatsanwalt angezeigt und eine Uiüersuchuiig ein-
geleitet, welche aber ebensowenig wie die ,-,ur Ent-
deckung des Thäters ansgesetzte Belohnung von
41-. 100 zu einem Resultate führte, so daß die Ein-
stellung des Berfahrens augeordnet werdcn mußte.
—. Aus Trier, 31. Juli, wird der „Köln. Z."
gcmeldet: Gestern Nachmittag erfolgte Plötzlich die
Verhaftung der beiden Jnyaber der Firma Ge-
brüder Löser, Commandit - Gejellschaft, chemische
Fabrik für Kunstdünger u. s. w. Die Verhaftiing
steht in Verbindung mit dem im vorigen Jahre
zum Ausbruch gekommenen Konkurs der Firma,
der mit einem Zwangsvergleich vou 12 zum
Abschluß gebracht wurde.
—. 53 Häuser des Wcrkes Villard La Madelaine,
Gemeinde Saint Chaufsrey, Ober-Alpe», wurden
in der Nacht auf den 30. Juli ein Raub der Flam-
men. Der angerichtete Schaden brläust sich aus
200,00t) Fr.
—. Amerikanisches. Bei Fort Hamilton, in
den Narrows, der Einfahrt zum Hasen von New-
york, wurde am letzteu Dicnstag ein Experiment mit
dem vom vom Lieutenant Zalinski construirten
submarinen Torpedv-Boote „Nautilus" ange-
stellt, welches durchaus erfolgreich ausstel. Das
Boot, in welchem sich ein halbes Dntzcnd Personcn
befanden, sank leicht auf den Grund des Meeres»
verblieb daselbst eine halbe Stunde und hob sich aus
gegebenes Tommando rasch wieder an die Oberfläche.
— Aus New-Vork, 24. Juli, meldet die
„N.-U. H. 3-": Der Boycott des Ehret'schen
Bieres daoert fort nnd haben die Mitglieder des
hiesigen Braner-Bereins in Folge deffen erklärt,
daß, falls die zu Arbeiter-Bereinen gehörenden
Brau-Arbeiter nicht öffentlich gegen den Boycott des
Ehret'sche» Bieres protestirten und die Anfhebung
desselben Seitens der Arbeiter-Organrjationen ver-
langteu, die Association der Bierbrauer zu
der Annahme bcrechtigt sei, daß ihre eigc-
nen Arbeiter den Boycott gegen Ehret
gutheißen, dadurch den Vertrag verletzen,
laut dessen ihnen Zugeständnisse gemacht
wurden und die Nichtigkeitserklärung derselben
geradezn heraussordern. DieBrau-Arbeiler erwider-
ten darauf, sie hätten mit dem Boycott nichts zu
thun, fie hatten ihr Uebereinkommen mit den Ar-
beitsgebern gehalten, wenn diese aber verlangten,
Laß sie, die Arbeiter, anderen Arbeitern dictiren
sollten, wie diese in der Sache vorzngehen hätten,
so >ei das wehr als sie thun könnten. Schließlich
wurde die ganze Angelegenheit an die „Central
Labor Union" verwiesen. Bon dicser ward nach
tängerrr Debatte die von den Braisdfirbeitern cin-
genommcne Stcllung gutgeheißen. Arr Ebret hat
in Folge der durch den Boycott verursachten Ab-
nahme seiues Gejchäftes sich genöthigt gesehen,
zwanzig Arbeiter zu entlaffen. Wenn der Boycott
fortdauert, wcrden noch mehr Arbeiter entlassen
werden müffen. Das Berfahren schadet somit
nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch
den Arbeitern nnd die letzteren werben
am empfiiidlichsten darunter leiden müsjen. —
Wie der „Anz. d. W." in St. Louis, Mo., mit-
theilt, sucht die Universität des Staates Missis-
sippi, in ernem Städtchen gelegen, welches uach der
berühmten englischen Universitätsstadt dcn Namen
Oxford erhalten hat, fünf Professoren und hat
dies durch Postkarten, welche im ganzen Lande
herumgeschickt wurden, bekannt gemacht. Der Eine
soll Latein, der Andere Griechisch, der Dritte Mathe-
mathik, der Bierte Literatnrgeschichte, der Fünfte
englische Sprache und Naturgeschichte lehren. Das
Gehalt eines Jeden beträgt H 2,000 nebst sreier
Wohnung. Wenn unter den vielen Studenten,
welche von den zahlreichen „Colleges" und sogen. ^
„Universitäten" in den lctzten Wochen promovirt
haben, einige sind, dis wirklich etwas gelernt haben,
so wäre hier eine Gelegenheit für sie. Eine Stelle
als Professor mit H 2,000 Gehalt und freier Woh-
nung ist — so meint die N. U. H. Z." — besser als
eine Schreiberstelle rn Washington, wohin sich
so viele junge Leute drängen. Und die Noth der
Oxforder Universität mnß ziemlich groß sein, sonst
würde sie nicht ihr Professoren-Gesuch durch Post-
karten im ganzen Landc bekannt machen. —
Der „Jll. Staatszeitung" entnehmen wir Fol-
gendes: Ein Berufsgeuosse des unsterblichen Figaro,
Gevrge W. White mit Namen, sucht den Ruhm
desselben durch eine in seinen Augen großartige
That iii den Schatien zu stellen. Er gedenkt näm-
lich nichts Kleineres zu thun» als über die gefähr-
lichen Strudel der Niagara-Fälle zu schwimmen.
Er hat sich zu dieieni Zwecke bereits eüien Kork-
anzug angeschafst und die Fälle von der canadischen
Seite aus besichtigt. „Jch habe nicht den Wunsch,
mir einen Namen zu niachcn — ausgenommen,
wenn ich erfolgreich bin!" äußerte sich der als ein
wahrhafter Athlet geschilderte Barbier, welchen der
Ruhm des Küsers nicht schlafen läßt, der kürzlich
in eiuein verschlossenen Faffe die Schnelle passirte.
White stammt aus Oswego, N.-U., und behauptet,
daß er in deinselben Korkanzuge bercits die Lachinc-
Schnellen durchschwommcn hat „Jch habe nichts
zu verlieren, als mein Leben," sagt White, und
seine Frennde sind der Ansicht, daß dies ohne
Frage auch der Preis sein würde, falls er sein
tollkühnes UiUernchmen wirklich zur Aussührung
bringen sollte.
Aus dcn Bädcrn. H: Jn Bad Kissingen ist
die Zahl derj Badegäste asts 9333 gewachjen, in
Boalet aus 215. in Brückenau aus 651.
H Die amtliche Kurliste von Salzbrunn
zählte am 2. August 3048; gemeldeter Fremden-
verkehr 2147; Gesammt-Frequenz 5195 Perjonen.
Gerichts - Zeitung.
Schöffengericht I, den 3. August.
Richter: Amtsrichter vr. Lion.
Schöffen: C. A. P. Habenicht und H. Klein-
wordt.
Amtsanwalt: Reserendar Jacobsen.
Ein zweimal wegen Unterschlagung vvrbestrafter
Arbeiter, welcher eine auf Abzahlung eiitnommene
Nähmaschine. nachdem er anf den Kaufpreis von
12041. erst 3 4l. abbezahlt hatte, rechtswidrig für
1841. versetzt hat, wird wegen Unterjchlagung zu
4 Wochen Gesängniß verurtheili. — Jn Folge
eines am 21. Juni d. I. voraufgegangeneii Wort-
wcchsels schlug eine Frau den Gesellen ihres Ehe-
mannes mit einem Brett aus den Kopf und schleuderte
ein Glas gsqeu ihn. Die Frau wird nun wegen
gesährlicher Körperverletzung, unter Annahme mil-
dernder Umstände, zu 30.K. Geldstrafe, event.
7 Tagen Gefängniß, verurtheilt. — Ein Ziegel-
arbeiter, welcher sich in einer Wirthschaft Cigarren,
Bier und Schnaps erschwindelt hat, soü 2 Tage Ge-
fängniß verbüßcn.
Schöffengericht LI., den 3. Augnst.
Richter: Amtsrichter Dr. Goverts.
Schöfsen: A. Kaufmaiin uud H. Bass.
Amtsanwalt: vr. Hasche.
Als drei Comniis in dsr Nacht zum 16. Mai d. I.
aus einer Wirthschaft am Steindamm kamen,
rempelten sie einen ruhig seines Weges gehenden
Tischler an, warfen ihn zu Boden und verabreichtcn
ihm Schläge mit ihren Regenschirmcn. Dre drei
Commis werden nun wegen gemeinschaftlicher
Körperverletzung zu je 50 4t. Geldstrafe, event.
10 Tagen Gesängniß, verurtheilt. — Ein Bäcker-
knecht, welcher ein in einem Garten am Eppen-
dorferweg gefundenes amerikanisches Geldstück für
sich behalten hat, soll wegen Unterschlagung 6 4t.
Strafe zahlen. — Durch das unwahre Vorgeben,
daß sie ein ihrer minderjährigen Tochter gehörendes
Sparkasienbuch, das ste bei einer Psandleiherin
gegen ein Darlehn von 48 4t. versetzt hat, bei der
Vormundschaftsbehörde vorzeigen müsse, veranlaßte
eine Scheuerfran die Pfandleiherin, thr das
Sparkassenbuch zu diesem Zwecke anzuver-
trauen. Die Scheuersrau hat aber dann
auf das Sparkassenbuch bei der Sparkaffe
1004t. erhobeu, weshalb sie nun wegen Betrugs zu
3 Wochen Gefängniß verurtheilt wird. — Eine
Frau, welche im Jahre 1883 gclegentlich eines
Einkaufs iu einem Krämergeschäst den Versuch ge-
macht hat, aus der Casse Geld zu stehlen. erhält
3 Tage Gefängniß zuerkannt. — Ein Secmann,
welcher im Mai 1884 in Newyork vom Schiffe
„Hammonia" niit dem noch nicht abverdienten
Theil der im Voraus erhaltenen Heuer entlaufen
ist, wird zu 6 Tagen Gefängniß, die durch die
Untersuchungshaft als verbüßt gelren, verurtheilt.
— Als ein Kohlenarbeiter und ein Cigarrenarbeitcr
am 16. v. M. argen Straßenscandal verursachten
iiiid deshalb der letztere verhaftet wurde, soll der
Kohlenarbeiter den Versuch gemacht haben, den
Arrestaten aus der Gewalt des zur Verhaftung
schreitenden Schutzmannes zu befreien und letzteren
thätlich angegriffeu haben. Das Gericht ver-
urtheilt nun deu Kohleuarberter zu 14 Tagen Gc-
fängniß, den Cigarrenarbeiter zu 5 4t. Geldstrafe
ev. 1 Tag Hast.
Schöffengertcht HI, den 3. August.
Richter: Amtsrichter vr. Burchard.
Schöfsen: I. C. Gallois und S. L. Fürst
Amtsanwaltr Or. v. Bergen.
Ein Nrbeiter, welcher sich dergestalt dem Trunke
nnd Müßiggang ergeben hat, daß zum Unterhalte
seiner Frau und Kinder sremde Hülfe in Auspruch
genommen werden inußtr, wird zu 14 Tageu Haft,
unter nachheriger Ucberweisung an die Pvlizei-
bchörde, verurtheilt. — Ein erst im Fcbruar
d. I. wegen eines Jollendiebstahls bestrafte
Mäfchinenbaulehrling wird als übersührt erachtet.
im October 8. I. eine einem Maler gehörende
Jolle bei der St. Pauli Landungsbrücke gestohlen
zu haben. Das Gsricht erkennt dem Angeklagten
wegen Diebstahls im Nückfall 3Monate Gefängniß
zu. — Wegcn Desertion vom Schiffe „Moravia"
am 25. Jlini 1884 erhält ein Heizer 10 Tage Ge-
sängniß, unter Anrechnung der gleichen Dauer der
Untersuchungshaft zuerkannt. — Etn Steward,
welcher am 5. Juni d. I. zu Antwerpen am Bord
des Schiffes „Amalfi" ein dem Koch gehörendes
Portemvnnaie mit 80 4t. gestohlen hat, wird zn
1 Monat Gefängniß unter Nnrechnung von 14 Tagen
Untersuchungshast verurtheiit.
Tagesbericht.
Submission. Es soll die Reparatur zweier
Dampfkejsel der mittleren Maschincnanlage zu
Rolhenbnrgsort durch Einsetzung neuer Schüsse in
die Flammrohre im Siibmissionswege vergeben
werden. Reflectireude haben ihre Anerbieten bis
zum 17. Angust d. I., bei der Finanz-Deputation
in geschlossenem, auf der Adreß-Seite mit der
No. 447 versehenen Briese einzureichen.
—II»— Liszt und Hamburg. Wie in vielen
andcren Städtcn, so wird auch in der uusrigen die
Erinnerung an den großen Tonkünstler, der am
31. v. M. in Bayreuth eutschlafcn ist, außer den
Gefühlen der Wehmuth und Verehrung auch die-
jenigen der Dankbarkcit von Neuem zum Ausdruck
bringen müffen. Als Franz Liszt nach dcn uner-
hörten Triumpbe», die ihm im Winter 1841—42
in Berlin bereitet worden waren, auf seinen
serneren Reisen nach St. Petersburg gekommen
war, traf an einem Concerttage in der rujsijcheu
Hauptstadt die erste Kunde von dem entietzlichcn
Unglücke ein, welches in den bekannten Maitagen
des Jahres 1842 durch Feurrsgewalt über Ham-
burg verhängt worden war. Ohne Besinnen erließ
der menschensreundliche Künstlcr die Anzeige, daß
der ganze Ertrag des sür den Abend angekündigten
Conccrts den hülssbedürstigen Hamburgern übcr-
wiesen werdeu sollte. Dem edlen Meister verdankte
auf diese Weise Hamburg fast die srüheste Gabe
werkthätiger Menschenliebe und zwar keine der ge-
ringsten in jenen schweren Tagen. An den
ersten Aufenthalt des geseierten Klaviervirtuosen
in Hamburg selbst (1840) ist die Stiftung
einer Anstalt geknüpft, dnrch deren Namen das
dauernde Gedächtniß seines Begründers verbürgt
ist, nämlich der „Franz Liszt'schen Pensions-
Bnstalt" für die Musiker des Stadt-Theaters.
Diese, statuteygemäß vvu der Theiln,ibme an d----
F. L. Schröder'schen Anstalt ausgeschloffen, hatten
bereits in den drcitziger Jahren einen vergeblichen
Versuch zur Begründung einer besonderen Casse
gemacht, da übergab Liszt den Ertrag eiues Con-
certes vom 10. Rovember 1840 (die Summe von
beinahe 30004t.) Herrn Senator Dammert zur Be-
gründung eincr Mustker-Peiisionscasse, welche, von
hiestgen Kiinstf'reiliideli geförbert, bald festen Be-
stanb gewinnen svllte. Franz Liszt's zweiter Auf-
enthalt in Haniburg verlieh ferner dem dritten
norddeutschen Musikseste, welches an sechs Juli-
Tagen des Jahres 1841 hier gefeiert wurde, cinen
besonderen Glanz. So finden wir seinen Namen
auf verschiedenen Blättern der Geschichte hambur-
ger Lebens verzeichnet, als eines der seltensten
Musikheroen und eines warmcn, selbstlosen
Gemüths, kurz eines Geistes der außerordent-
ltchsten Art.
Ein grosies Preis-Wctt-Schwimmen findet
am Sonntag den 15. August, Nachmittags, in der
Bade-Anstalt auf dem Kleinen Grasbrovk unker
Aufsicht und Leitung des Bade-Anssehers Herrn
C. Th. Weström statt. Das vom Schwimm-Berein
„Kleiner Grasbrook von 1886" veranstaltete
Welt-Schivimiiien verspricht dcm mitgetheilten Pro-
gramme nach sich äußerst interessant zu gestalten.
Es werden im Ganzen 15 Concurrenzen stattfinden
und zwar sämmtlich innerhalb der Badeanstalt.
Wührend des Schwimmens wird ein treffliches
Musikcorps Concertniusik veranstalten. — Bei der
stetig wachsenden Neigung für alle Sports und
namentlich sür den gesungheitsfördernden Schwimm-
sport dürste auch dies in Aussicht stehende
Schwimnisest im Publikum großes Jnteresse er-
wecken uiid eine rege Vetheiliguiig finden.
— Vermisit werden die 17jährige Alwine und
die 21jährige Alma Schulze, beide wohnhafl bei
den Eltern, Pinnasberg No. 8, und der Gärtner
Ernst Schmidt, 40 Jahr alt, wohnhaft in Borg-
selde, Dorotheenpassage No. 13 pt.
Das riithselhafte Verschwinden zweier junger
Mädchen im Alter von 17 und 21 Jahren in
St. Pauli erregt Anfsehen. Die beiden jungen
Mädchen haben sich am 1. d. Mts. aus der elter-
lichen Wohiiung am Pinnasberg entfernt nnd sind
nicht zurückgekehrt. Eine Spur ist von den Ver-
schwundenen bisher nicht ermittelt worden.
Falsificat. Jn einer Naturalienhandlung am
Spielbudenplatz in St. Pauli wurde gestern ein
falsches Zweimarkstück vereinnahmt und der Polizei-
behörde nberliefert.
Wegcn verbotswidriger Rntkkehr wurde
gesiern Abend in der Friedrichstraße in St. Pauli
ein Korboiacher verhaftet. Derselbe soll daselbst
auch gebettelt hgben.
Abgefasit. Der Knecht eines Wirths, Ecke der
Taubenstraße und des Spielbudenplatzes ist auf
Anhalten seines Dienstherrn verhaftet worden, weil
er scit längerer Zeit die Ladenkasse bestohlen hat.
Jni Besitz des Berhafteten wurden noch 11 4b. 50H
gefunven.
— Diebstähle. Schlachterstraße No. 44 wurden
mehrere Wäschesachen und Bettstücke entwendet. Der
Dieb war dnrch ein offenstehendes Dielenfenster in
die Wohnung eingesliegen. — Wexstraße No. 1»
vierte Etage, wurden ebrnfalls mehrere Bettstücke
und Wäschesachen gestohlen.
— Eine diebische Elster. Bei einer an der
Englischen Planke wohnenden Frau miethete am
Svnntag eine juuge Unbekannte ein Logis auf
3 Wochen, indem sie dann, wie sie angab, die Ent-
bindungsanstalt aussuchen wollte. Gestern war sie
jedoch bereits aus dem Logis wieder verschwunden,
nachdem sie eine Commode erbrochen und aus der-
selben 110 4b, welche zur Miethezahlung bestimmt
waren, entwendet hatte. Die Polizei sahndet
eifrigst auf die Drebin.
— Etwas stark. Ein aus Dithmarschen ge-
bürtiger Schlosser legte sich gestern Abend spät auf
dem Flur des Hauses No. 18 der 1. Elbstraße zum
Schlasen nieder und bettelte die Bewohner des
Hauses, welche über ihn fielen, noch obendrein um
Geld an. Er wurde endlich verhaftet.
Eine liirmende Scene entstand in dieser Nacht
in der Herberge zur Heimath, Hopfenstraße, St.
Pauli. Ein Arbeiter und ein Weinküfer hatten
sich entzweit und verursachten einen solche» Scaudal,
daß die Nachbacn in ihrer Ruhe gestört wurden.
Die beiden unfriedfertigen Herbergsgäste wurden
verhaftet.
Die Stttenpolizei brachte gestern Abend in
St. Pauli ein Mädchen aus Altona wegen gewerbs-
mäßiger Unzucht in Haft.
— Verhaftet wurden: Zwei Schneidsrgehülfen,
welche in der letzten Nacht auf der Straße argen
Unfug machten, indem sie tobten und schrieen und
Passunten vom Trottoir stießen; — ein Commis,
welcher von eiuem in der Niedernstraße logirenden
Frauenzimmer beschulbigt wird, demselben gelegent-
lich eines Besuches eine silberne Uhr entwendet zu
haben; — eine Frau wegcn Verdachts. in eincm
Hauje am Steindamm, wo sie mit Reinmachen be-
schäftigt war, Diebstähle verübt zu haben. — Ein
Arbeiter und eiu SLriftsetzer, wclche gestern Abend
beim Deichthor Unfug trieben, mutzten das Ge-
fängniß beziehen. — Desgleichen zwei Ewerführer
uud ein Hausknecht welche sich gestern Abend in
einer am Landungsplatz beim Dovenfleeth liegenden
Schute zum Schlafen niederlegten und einen Schutz-
mann, welcher sie weckte, überfielen und mitz-
handelten. — Ein Schlachtergeselle ans Greifswald,
welcher in Hannover wegen Unfugs und Wider-
standes gegen die Staatsgewalt zu einerGefäiigniß-
strase vcrurtheilt worden war, deren Verbütznng er
sich jedoch durch die Flucht entzog, wurdc gestern
hier ermittelt und verhaftet. — Ein Arbeiter,
welcher verdächtig ist, vor einiger Zeit aus einer
an den Vorsetzen liegenden Schute mehrere
Schisferutensilieii entwendet zu haben, kani in Haft.
Wcgen Körpcrverlctzung ist gegen einen am
Hohleuweg No. 13 wohneuden Arbeiter eine Unter-
suchung eingeleitet worden. Derselbe wird beschuldigt,
seiueil Nachbar, eiuen hochbetagten Maun, nach
voraufgegangenem Wortwechsel so schwer gemiß-
handelt zu haben, daß derselbe Verletzungen erlitt.
Eine Untersuchung ist gegen einen bekannten
Heuerbaas in der 2. Bernhardstraße in St. Pauli
eingeleitet, weil derselbe etnen Matrosen gcstern
Abend so gemißhandelt haben soll, daß der Matrose
verletzt worden ist.
Unglücksfall. Jn der Hamnionia-Brauerei in
Eimsbüttel fiel gestern beim Aufstellen eines Eis-
schrankes ein Brauergehülfe rücklings von der
Leiter und brach das rechte Bein. Herr Or. Kunkel
legte dem Verletzten den Nothverband an, worauf
man ihn ins Freimaurer-Krankenhaus am kleinen
Schäferkamp beförderte.
— Ungliilksfälle. Gestern Vormittag wurde
auf der Wandsbecker Chaussee ein gjähriger Knabe,
Sohn eines in Wandsbek wohncnden Brothändlers,
von einem Jagdwagen überfahren und am Kops
ziemlich stark verletzt. Das Kind wurde nach der
elterlichen Wohnnng befördert. — Beim Trans-
portiren einer großen nnd schweren Kiste in einem
Speicher der Catharinenstraße, glitt gestern ein
Arbeiter aus, wobei ihm die Kiste aus den Leib
fiel. Er erlitt in Folge dessen innere Verletzungen.
— Beim Turnen siel gestern Nachmittag in einem
Garten am Rothenbaum der 12jährige Sohn eines
Kaufmannes so unglücklich, daß er einen Arm- und
einen Rippenbruch davvntrug. — Gestcrn Abend
kam auf dem Steindamm ein am Hansaplatz
wohnender Privatier zn Fall und erlitt einen
Bruch Les rechten Handgelenks. — Gestern Nach-
mittaq schlief beim Baumwall ein Ewerführer fest
ein, fiel dabei von der Bank nnd stürzte kopfüber
vom User anf den Schwimmbaum, wodurch er
schwere Verletzungen am Kopf erlitt. Man be-
sörderte ihn uach dem Allgemeinen Krankenhanse.
— Gestern Abend stürzte in eincm Hofe an den
zweiten Borsetzen ein englischer Seemann in be-
trunkcnem Zustande so unglncklich nieder, daß er
eine schwere Kopswnnde erlitt. Er wurde später
ausgefunden mid ins Kurhaus befördert.
— Scheu wurde gestern Nachmittag in der
Neust. Neustraße das vor einer Droschke befindliche
Pferd und ging durch. Dabei streß das Fuhrwerk
gegen die Karre eines Milchhändlers, welche total
iu Trünimer ging. Auch wurde fast sämmtliche
Milch verschüttet. Der Milchhändler giebt seinen
Schaden auf mehr als hundert Mark an. Das
Pferd wurde i» der Neust. Fuhlentwiete wieder
zum Stehen gebracht.
Ein großcr Auflauf>wurde gester» Nachmittag
auf der Glacis-Chaussee in St. Pauli dadurch ver-
anlaßt, daß ein großerHund sich plötzlich auf einen
kleinereu Hund stürzte und diesen todt biß. Der
Eigenthümer des bissigen Köters ist ermittelt
worden.
— Fcuerbericht. Heutc Morgen um 8^ Uhr
kani auf dem Boden des Hauses No. 53 der ABC-
Straße ein Feuer zum Ausbruch, welches in den dort
lagernden großen Mengen vvn Frnerunqsmateria-
lien und anderen leicht brennbaren Sachen reich-
liche Nahrung fand. Jn circa lsz Stunden waren
Boden und Dachstuhl vollständig vernichtet, anch
habcn dre Etagen etwas Schaden gelitten. Der 2te
und 3te Feuerwehrzug waren an Ort und Stelle.
Der 3te Zug war noch hente Mittag mit dem Nach-
löschen beschäftigt. Die Entstehungsursache des
Braades ist nicht ermittelt, man verniuthct indeß
die Entzüiidung einer Balkenlage durch einen schad
haften Schornstein. Auch der Bvden des Neben
hauses No. 54 sauimt dcn Dachkammern wnrde
zerstört. . ___
Wenn dies der Fall ist, soll das Berfahren und
event. die StrafvoÜstreckiuig beschlcuniqt werden,
damit vor Einstellung das Verfahren bceudet und
eine eventuell erkannte Strafe wenn möglich ver-
büßt ist.
-j- Frau Consul Th. Gaycn gcb. Lenz z»
Bahrenfeld verstarb vorgestern in Schwarzburg-
Rudolstadt, woselbst sie sich ihres leideuden Zu»
standes wegen zur Erholung aushielt. Die Armen
verlieren in der Dahiugeschiedenen eine Wohl-
thäterin, die Beküinmerten eine Trösterin. Lie
irdischen Ueberreste werden heute Abend vo»
RuLolstadt hier eintreffcn, um von Bahrenfeld aus
in der Familiengruft beigesetzt zu werden.
Die Hamburg-Altonaer JnnglingSvereine
begingen gestern Abend in der Steinsträtze 89 ihr
Sommerfest. Herr Pastor Koopmami hielt die Fest-
rede. währcnd der Bundesprases von Oertzen die
Ansprache an die Bersammelten richtete. Das Fest
wurde durch den Rcgen nicht bceinträchtigt, da man
sich in die iiineren Räume znrückzog. Der Gesangs-
verein „Cantato", der Posaunenchor wie das Strcich-
quartett der Jünglingsvereine wirkten wie iinmer
in hervorrageiider Weise und unter großeni Bei-
fall mit.
Der Fachverein Lcr Klempner hielt gesteru
eine Versammlung, in welcher über die letzte Aus-
fahrt berichtet und an die Anwesenden die Aufforde-
rung erlassen wurde, ini October au einein Uuter-
richts-Cursus in der Klempnerbranche theilzi^
nehuien.
Der Verein -cutscher Jnvaliden von
1848/5L und 1870/71 hatte gestern zum
Besten seiner Unterstützmigskasse eine Vorstellung
im Schulterblatt - Tivoii veranstaltet» welche vott
Tanseuden von Personen besucht war. Das Jn-
strnmental - Concert wurde von der Capelle des
Hauses, das Vocal-Concert von der Singakademi»
des Club Uugenannt (Dirigent Herr Wilthagrn)
ausgeführt mid sowohl die orchestralcn wie vocalen
Vorträge wurden vortrefflich executict und sehr bei-
sällig aufgeiiomuien. Die Vorslellmig im Theater,
welche dem Zmcck entsprechend patriotische Gaben
brachte, verlief musterhaft. Durch den trotz der
ungünstigen Witterung sehr zahlreichen Besnch
dürfte der Casse ein großer Ucberschuß zufließeo.z
Ausgetviesen. Dcr Cigarrenarbertcr H. Schulz
in Ottenseu ist auf Gruud des Socialisteugesetzes
von hier ausgewiesen und ihm ausgegeben worden
bis Donnerstag das Gebiet des kleinen Belagerungs-
zustandes zu verlassen. Es wird demjelben zur Last
gelegt, sich in letzterer Zeit bei Lcichenbestattnnge»
in besonders demonstrativer Weise betheiligt z»
haben.
Vcrbrechertransvort. Heute Morgeu wurde
der vom hiesigcn Schwurgcricht wegen Austiftung
zum Meineide zu 1 Jahr Zuchthaus verurtheilte
Kesselreiniger Haar zur Berbüßmig dieser Strafe
nach Rendsburg besördert.
Diebstöhle. Ans einem Hause der Georgflraße
wurde gestern cin Winterüberzieher. aus ri»em
Hause an der kleincn Freiheit ei»e Hose und eine
Weste gestohlen.
Ertvischt. Jn der Sonntagsnacht saud im
Etablissemeut „Waterloo" in Eimsbüttel eine
Schlägerei statt, wobei ein Polizeibeamter, der den
Streit schlichten wollte, mit einem sogenannten
Tvdtjchläger auf ven Kopf geschlagen und nicht un-
erheblich verletzt wurde. Der Thäter ist gestern auf
Requisitio» der hiesigen Polizei in Hamburg i» der
Person eines Arbeilers verhastet worden.
Berhaftungen. Wegen Verdachts des Dieb-
stahls wurde gestern ein Arbeiter von einem Be-
wvhner des Rothensoods in Hamburg bis znr
gr. Zohanuisstraße verfolgt und dort verhaftet.
Der Arbeiter soll dem Verfolger aus dessen
Wohnmig eine Uhr gestohleu haben. — Ein See-
fahrer, welcher besuchsweise in einem Hause in der
Bürgerstraße weilte und dort204t. gestohlen hatte,
kam iu Haft. Er will den Diebstahl auS Roth
verübt habcn. — Ferner wurden verhaftet: zwölk
Persouen wegen Betielns, Unfugs rc. und zwei
Arbeiter, von denen einer in Koppelmanns Salon,
der andere aus Gähler's Platz eine Schlägerei ver-
anlaßt hatten.
Eisenbahnfrevel. Während der Fahrt deS
Zuges No. 13, der um 10 Uhr 1 M. Abends von
Norden in Altona eintresfen soll, wurde gestern
Abend zwischen den Stationen Wrist und Dauenhof
plötzlich die Nothleine gezogen und stand der Zug
sofort still. Das Zugpersonal wurde beordert,
sämmtliche Coupäs zu revidiren, doch hat man den
Frevler, der grmidlos das Allarmzeichen gab, nicht
ermittelt.
Nnglüüsfall. Jn einer hiesigenHolzbearbeitmigs-
sabrik war gestern ein Säger damit beschästigt,
eine im Betrieb befindliche Maschine zu reinigen,
als er mit der rechten Hand in's Rad gerieth, wo-
durch ihm der MiNelfinger crhevlich verlctzt wurde.
Blutvergiftung. Ein an der Elbchaussee wohn-
hafter jungcr Kaufmann badele am Sonntaa
Morgen am neumühler Strand und sprang dabei
auf einen rostigen Nagel, der in die Fußsohle
drang, und eine Blutvergiftmig zur Folge hattq,
Ein hinzugezogener Arzt schnitt die giftigen Theiltz
heraus und ist Hoffnung vorhandcn, den jungen
Mann am Leben zu erhalten.
t. Wandsbeck, 2. August.
Ein großes Garten-Coucert wurde gestern Nach-
mittag und Abend in den Anlagen von Groß-
Jüthorn abgehalten, welchem sich um 10 Uhr
Abends ein von dem Pyrotechmker I. Hüner auS-
gesührtes aus 3V Nummern bestehendeS Kunft-
Feuerwerk anschloß. Der Besuch dieser Beran-
staltmigen war ein überaus zahlreicher.
Die Roggcnernte iin hiesigen Kreise ist in vollem
Gange; leider hat sich in den letzten Tageu der
Regen in hinderuder Weise eingestellt. Der BuL-
weizen steht an den meisten Stellen gut, so datz
eine gute Ernte zu erwarten ist.
Ein großer Theil ber beschlossenen Arbeiten drS
Verschönermigsvereins hieselbst, wie lokale Ver-
schönerung, Schaffung von Einrichtnngen zur Hei^
beiführung erneS besseren Bogelschutzcs in Gehölj
und Aulagen, nameutlich durch Üntevholz-An-
pflauzuiigen, ist in den Frühlingsmonaten bereits
ausgesührt worden. Um die für dieses Jahr noch
der Erledigung harrenden Anfgaben des VeretnS
durchfühien zu köunen, werden zur Zeit unter de»
Mitgliedern die erforderlichen Geldmittel ausge-
bracht. Die offensichtigen Erfolge des VereiuS
finden in der Bevölkerung allseitig Anerkennung.
— a— Altona, den 3. August.
Das Kgl. Justizministcrium hat eine Ber-
fügmig erlasjen, welche auch der hiesigen Kgl.
Staatsaumaltschafr überiuittelt woroen ist, wonach
die einlaufeiiden Anzclgen gegcn Pcrsoiicu erst ge-
hörig geprüft werden iollen, ob die Beschuldiqten
vor ihrer EiusteUuug in den Militärdienst stehen.
Briefknsten.
v. N. Das Deutsche Reich hatte nach der
lung vom 1. December 1885 eine Einwohnerzah!
von 46,840,587. Die Ziffern für die Streitmacht
Deutschlands im Kriegsfalle sind. ohne Landsturm
und besondere Formationen : I,519,l04, davon Osst-
ziere 35,427, insbejondere Feldarmee 763,422,
Ersatztruppen 301,410, Bcsatzmigstruppen 427,292,
Aerzte u. s. w. 27,000, Kanonen 2898, Pferdä
312,731. Ferner Kriegsflotte: 97 Schiffe und La-
nvnenboote mit 558 Kanonen. davon Panzerschiff«
27 mit 164 Kanorien, Dampfschiffe 85 mit 163,00»
Pferdekrast, 16,682 Mami Besatzung, außerdem
150 Torpedoboote. — Frankreich hatte nach de»
Zählung von 1881 eine Bevölkerungszisfer von
37,405.290. Die französische Armee auf Kriegsfutz
ist 1,186,300 Mann stark, bazu Territorialarme»
594,000. zusammen 1.780,300; verfügbares Menschen-
material 3,753,164. Kriegsflotte 568 Schiffe und
Kanonenboote mit 1667 Kanoneu» davon Panzer-
schiffe 52 mit 430 Kanouen.
Friy Friedrich. Der Vortrag ist uus uobe»
kannt.
L. Das ist sehr verschieden und wesentlich von
der Bejchaffenheit des umgebenden Erdreichs ab-
hängig.
Ein Detaillist und langjährigerLeser. DaS
beste Mittel gegen die Mäusevlage ist das Haltea
einer gnten Katze odcr eines Jgels.
Zollvcreinsniederlage. Die Stelle findrn Ei«
Sprüche 1,10.
17. Das 2. Westsäl. Husaren-Regt. No. tt,
das Westfäl. Ulanen-Regt. No. 5. Welchcs Jnfan-
terie-Regt. damals dort stand, tst nicht mit Be-
stimmlheit zu sagen. Gegenwärtig steht in Düffel-
dors das Niederrhein. Jüsilier-Ncgt. No. 39.
v. Nein. Nur Mangel sämmtlicher
Schneide-, Augen- und ersten Backzähue in eiuem
Kiefer gilt als bleibender Fehler und Gebrecheu.
Die hiermit Behafteten werden als bedingt tauglich
in der Regel der Ersatz-Reierve II. Kl,, auSnahmS-
weise 1, Kl. zugetheilt.
Tourist. Einen jolchen Artikel haben wir nicht
gebracht, wohl aber im Feuilleton eine Schilderuug
von Trouviüe unter dem Titel „Jm sranzösische»
Seebade" von Eugen v, Jagow, No. 163 Abend»
Ausgabe vom 12. Juli. Einige Exemplare von
dieser Nnmmer würden noch aufzutreiben sein.
V. «. Die Ziehung findet bekanntlich
heute statt; die Hauptgewinne werden Sie i»
nächster Zcit in den „jWnburger Nachrichteiü Mdxu.
' iltater " ' "
te Bchörde._
11. 368. Där'über exsstiren weder Usance»
Taxen; das richtet sich vlelmehr nach de«
Uebereinkommen zwischen Schrtftsteller und Bcv-
leger.
L. 8. Hohcnfelde. Jn der Expeditiou licgt
ein Exeniplar zum Nachjchlagen berett.
vor. Der Papst, der genau davon unterrichtet ist,
möchte aus uaheliegenden Gründen nicht der erste
sem, welcher das Losungswort ausgiebt; denn
Frankreich hat einmal den Ruf, die getreueste Tochter
der Kirche zn sein und die französischen Jesuiten
flnd in China durch zahlreiche und rührige Mit-
glieder vertreten. Aber in Jtalien, Spauien wie
in Portugal herrscht entschiedene Neigung. sich der
sranzösischen Paßzwangsjacke zu eutledigen»
wenn ein Staat ersten Ranges. wie
z. B. Deutschland, mit gutem Beijpiele
voranginge. Der Fürst Bismarck brauchte nur
seiue Consuln anzuweisen, den deutschen Missionaren
und Katholiken deutsche Pässe auszustellen, so würde
sofort die französische Schutzhcrrschaft, die auf
keiuem verbrieften Vertrage oder selbst einer Ab-
machung beruht, in nichts zerfallcn. Eine förmliche
Abschaffung ist unmöglich, wo keine förmliche
Vereinbarung besteht. Sollte es aber zu Einsprüchen
französischerseits kommen, so besitzen die Spanier
und Portngiesen, bei welchen die religiösen Orden
noch zu Recht bestehen, in der ordenaustreibenden
Politik der Republik die beste Waffe sür die Ab-
schüttelung des Paßunwesens. „Wir können" — so
dürsten sie sagen — „der sranzösischen Republik un-
möglich eine Schutzherrschaft über unsere Mitglieder
derjenigen Orden, welche aus Frankreich verbannt
find, zumuthen". und vor dieser Schlußsolgerung
müßte das französische Auswärtige Amt die Segel
sireichen. Dem päpstlichen Stuhle wäre es voraus-
sichtlich nicht uuangeuehm, wenn Fürst Bisniarck sich
zu dem erwähnteu Schritte entschließen wollte, weil
alsdann der katholische Delegat Erzbischof Agliardi,
welcher sich im August oder September nach Peking
begiebt, do t nur noch den Schatten der franzöfijchen
Schutzherrschaft vorsände.
Die vom Choleraschaupl atz vorliegenden
Meldungen behaupten unentwegt ihren ver-
hältnißmäßig befriedigenden Gesammtcharakter.
Am meisten Jnteresse dürften die Meldungen
aus der Triester und Finmaner Gegend in
Anspruch nehmen. Dort ist Seitens der
Behörden ein umsichüg entworsenes System
von Vorbeugungsmaßregelnzur Durchführung
aelangt, welches in örtlicher Begrenzung des
Choleragebietes bereits Anerkennenswerthes
aeleistet hat und die Gesundheitsbehörden
sogar schon befähigt, von der sanitären
Defensive zur Offensive überzugehen, indem
man die Seuche durch Entziehuug ihrer
notürlichen Daseins- und Entwickelungs-
bedingungen auf den Aussterbe-Etat setzt.
Geeignete Ernährung der arbeitenden Be-
vvlkerung, Einführung einer strengen gesund-
heitsbehördlichen Aufsicht, die Einstellung
aller solcher öffentlichen Bauten, die einen
Zusammenfluß größerer Arbeitermassen an
einzelnen Punkten erfordern, Verthenung
von Desinfectionsmitteln auf alle ansteckungs-
verdächtigen Gemeinden, scharfe Controllirung
des Lebensmittelverkehrs und desTrinkwassers
bilden den wesentlichsten Jnhalt des vou den
österreichischen Gesundheitsbehörden adopttrten
Cholerafeldzugsprogrammes.
Die Lage im Sudan wird von den
Militärbehörden als hoffnungsvoll angesehen.
Nach ihrer Meinung wird die Ordnung bald
hergestellt fein und der Handel in jeuer
Gegend wieder aufgenommen werden können.
(Berfolg der Volitik siehe Beilage.)
Auswechselung der amtlicheii Documente, wissen-
schastlichen und literarischen Publicationen, die
Docuinente der parlamentarischen Annalen, den
Nachtrag zu der im Jahre 1883 zu Paris abge-
schloffenen Convention zum Schutze des industriellen
Eigenthums, der Convention, betreffend den Schutz
des unterseeischen Kabels, betreffs des inter-
nationalen Telegraphen-Tarifs, endlich eine von
dem Unterrichtsminister eingebrachte Borlage über
Gründung von Vorbereitungsschulen.
Personalien.
Telegramme.
^ Berlin, den S.A«guft.(Privat-
Telegramm.) Als Commissarien der ver-
schiedenen Ministerien für die Ansiedelungs-
Commission sind nach der „Post" bestellt:
die geheimen Räthe v. Tepper-Laski, v. Wil-
mowski, Haafe, Kuntze und Kugler.
Bayreuth, den 2. August. (Reut. Bur.) Zum
Diner bei Sr. K. und K. Hoheit dem Kronprinzen
waren der Stadtkouimandant Graf Zech, der Re-
gierungsdirector Gossinger, der Verwaltungsrath
der Bühnenfestspiele, der Bürgermeister Muncker,
Bankier Feustel, sowie mehrere Mitglieder der
Freimaurerloge geladen.
Bayreuth, den 2. August. (Reut. Bur.) Se. k.
und k. Hoheit der Kronprinz besuchte heute früh
die Eremitage, die Brandenburger Ordenskirche und
die Freimaurerloge. Um 4 Uhr begab sich der
Kronprinz im offeuen Wagcn uach dem Theater,
auf dem ganzen Wege von stürmischen Hochrufen
der zahlreich anwesenden Volksmenge bcgrüßt.
Heidclberg, dcn 3. August. (Reut. Bur.) Das
großherzogliche Paar ist Nachmittags «ingetroffen
und enthusiastisch empsangen. Jn der Festhalle
erfolgte Abends 9 Uhr vor etwa 6000 Anwesenden
die Begrühung der Gäste seitens der Stadt. Ober-
bürgermeister Wilkens betonte in seiner Ansprache
ben nationalen Gedanken nnd schloß mit einem
dreifachen Hoch auf den Kaiser und den Großherzog,
«orauf die Absingung des „Heil Dir im Sieger-
kranz" erfolgte. Hierauf wurde der Festmarsch
von Vineenz Lachner, Scheffrl's Festlied und der
HymnuS von Julius Wolff iutvnirt, und damit
der officielle Act geschlossen.
Heidklberg, den 3. August. (Reut. Bur.) Pro-
rector Bekker empfing gestern die Delegirten des
Papstes, der Universitäten und Akademien. Zum
Generatredner der deutschen Universitäten bei dem
hentigen Festacte ist Prof. Zeller (Berlin), zum
Generalredner der ausländischen Universitäten der
Präsident des Institnt äs §runoö, Zeller (Paris),
gewählt.
Wien, den 2. Augufl. (Reut. Bur.) Von
geftern Mittag bis heute Mittag find in Finme
8 Personen an der Cholera erkrankt und 2gestorben,
tn Triest 6 erkrankt nnd keine gestorben.
Wien, den 3. August. (Reut. Bnr.) Nach einer
Meldung der „Preffe" tritt am 7. Augnfl im
Handelsministerium eine Confcrenz dcr Vertreter
des Handels-, Justiz- und Sckerbauministeriums
behuss Berathuug des vom HaudelSministerium
auSgearbeitetrn Entwurfrs deS Markenschutzgesetzes
tusammen.
Gastein, den 3. Bugnst. (Reut. Dur.) Fürst
vismarck ist gestern Abcnd 8>s Uhr hier einge-
troffen.
London, den 3. August. (Reut. Bur.) Ritchie
«nrde zum Präsidenten des Localregierungsamts
ernannt. Ehaplin schlug diesen Posten aus, wcil
krin Cabinetssitz damit verknüpst ist. James Fer-
gnson wurde UuterstaatSsecretär des Auswärtigcn,
Gorst UnterstaatSsecretär sür Jndien, Dunraven
llnterstaatssecretär der Colouien, Worms Secretär
des Handelsawts, Jackson Finanzsecretär des
Schatzamts, Northcote Finanzsecretär des Kriegs-
amts.
Paris, den 3. Bugust. (Reat. Bur.) 1401 Ge>
neralrathswahlen sind bekannt, davon 829 republi-
kanische, 402 conservative; 170 Stichwahleu. Die
Republikaner gewannen 69, verloren 83 Sitze.
Lifsabon, den 2. August. (Reut. Bur.) Der König
ist hente incognito unter dem Namen eines Herzogs
vo» Guimaraes nach Plymoutb abgereist. Bon
dort beabsichtigt der König, sich nach Osborne und
dann nach London zu begeben. Von London aus
wird der König über Vliessingeu nach dem Haag,
Kopenhagen uud Stockholm geheu. Die Rückkehr
hierher ist auf den 27. September festgesetzt.
Rom. den 3. August. (Reut. Bur.) Das diplo-
atische CorpS wurde benachrichtigt, der Papst habe
idgültig beschlossen. unter dem Titel eines
:>id Ministerresidenten einen
-^Wlomatischen Votreter nach Peking zu entsenden.
China beglaubigt jeine.t Gri-mdteu in Londo» auch
bci dem Batican
Nisck-, aen o. Nugust >ckt»ir. Bur.) Die
«skupschtiria genehir-'a^ solgende V^rgcn: Die
«utsch-serbische Conventron, d«reffend Muster- und
irodellschntz, die De^-'^tion, betreffend den Marken-
utz, die inter-- 'Eale Conventioiy b etreffend die
Paris, den l. August. Gestern Abend wurde
in einem Restaurant am Boulevard Saint-Germain
der 100. Geburtstag des „ältesten Studenten", des
Cbemikers Chevreul, in einem Kreise von Ver-
ehrer» und Freunden gefeiert. Der Jubilar wohnte
dcm Feste bei, aß, trank und planderte vergnügt
und sah nach der Versicherung Aller zum Mindesten
so rüstig aus, wie scin 70jährigcr Sohn, der »och
mit kindlicher Ehrfurcht zu dem Vater aufblickt.
—. Die „Elbf.Z." theilt das Ceremouiel iür die
Ueberführuog des Herzens König Ludwig II.
nach Altötting mit: Allerhöchstem Befehle gemäß
besteht die zu dieser Feierlichkeit ernannte Hoscom-
mission aus: 1) dem Stistsdekan Jakob Ri:ter von
Türk mit seinem geistlichen Assistenten, 2) dem als
königliLsn Hofcommissär functionirenden könig-
lichen Kämmerer, Geuerallieutenant, Premierlieute-
nant derLeibgarde der Harischiere, Frhn. v. Lerchen-
feld-Aham, 3) den zwei königlichen Kämnierern
Frhn. v. Barth-Harmating, Frhn. v. Kramer; serncr
haben im Geleile zu sein: der königliche Hoffourier,
zwei Leibjäger, sechs Hoflakaien. Am Tage der
Ueberführung, Montag, den 16. August l. I.,
wird in der alten köuiglichen Residenzkapelle in
München, i» welcher das königliche Herz beigesetzt
ist, um halb sechs Uhr Morgens eine heiiige Meffe
gelesen, welcher genaunte Hofkommission, der k.
Obersthofmeister, der k Staatsminister des könig-
lichen Hauses und des Aeußern unv die Herren
vom Dicnste Sr. königlichen Hoheit des Prinz-
regenten anwohnen. Nach Beendigung der beiligen
Messe wirv das Gefäß mit dem königlichen Herzen,
von einem schwarzen Vslnm bedeckt, durch Len
Stistsdekan unter Begleitung der genannten An-
wesenden zwischen dem Spalier von 24 Hartschieren
(welche unter dem Kommando eines Osfiziers und
Exempts zu beiden Seiten des Wagens bis in den
Ostbahnhos an den bereit gehaltenen Extrahofzug
Geleit geben), nach vollzogener Einsegnung an den
Wagen getragen. Die Wagen sahren in
folgender Ordnung ab: l) mit vier Pferden
bespannt für den k. Hoffourier, 2) mit
sechs Pferden bespannt für die beiden königlichen
Kämmerer, 3) mit scchs Pferden bespannt und mit
einem vorreitenden Piqueur für den Stiftsdekan,
den königlichen Hofkommissär und den Assistenten,
welche das Gesäß Lewahren. Bor dem letzten
Wagen reitet als Eskorte, mit einem Trompeter
und von einem Osfizier geführt, eine Abtheilung
des 1. k. Schweren Reiterregiments Priuz Karl,
rückwärts des Wagens ebenfalls eiue Abtheiluiig
dieser Reiter, bis an dcn Ostbahnhof. Bor dem
ersten Wagen reiteu zwei Gensdarmen bis an den
Bahnhof. Unter dem Geläute Ler Glocken, welches
bis zu der uni 7 Uhr 15 Minuten stattfindenden
Nbfahrt des Exirahofzuges dauert, bewegt sich der
Zug von der alten Hofkapelle durch die
Residenzstraße über den Max - Josefsplatz,
durch die Maximilian - Sraße, bei dem
Aihenäum rechts vorbei an deu Ostbahnhof.
Jn der Bahnstation Neuötting wird der Extrahofzug,
welcher daselbst unr 8 Uhr 45 Minuten eintrifft,
verlaffen. Die Hofcommission besteigt den bereit-
gehaltenen sechsspännigen Hofwagen, dem zwei
Weispännige Hoswagen vorausfahreu, in deren
Ersterem der k. Hosfourier, im zweiken die zwei
k. KämmererPlatz nehmen. Vordem setzsspännigen
Wagen marschirt eine Abtheilring des k. Jnfanterie-
leibregiments und rückwäris des Wagens solgt
ebenfalls eine Abtheilung derselbeu Truppe; zu
beiden Seiten des sechsspännige» Wagens geht die
Hofdienerschaft. Während der Durchfahrt nach
Neuötting wird mit deu Glocken geläutet. Jn
Altötting wird der Zug von cinem Theile der
Geistlichkeit, von den königlichen Beamten und den
Gemeindebehörden von Neu- und Altötting empfan-
gen. Das Gefäß niit dem königlichen Herzen wird
sofort in der Stistskirche auf einem mit Krone
nnd Szepter und dem k. Wappen geschmückten,
von brennendeu Kerzen umgebenen Kata-
falke beigesetzt. Hieraus finden die Bigilien und,
unmittelbar daran anschließend, das feierliche
Reaniem statt, welches von dem Herrn Bischof von
Paffau gehalten wird. Nach der Beendigung des
Requicms wird das Gefäß mit dem Königlichcn
Hcrzen in feierlicher Prozession, wie folgt, in die
Muttergvtteskapelle transserirt: «in Zug des kgl.
Jnfanterieleibregimentes, die Kapclldiener, die
Sckulen, die Bruderschaften, die Klostergeistlichkeit,
ein Krenzträger und zwei Leuchterträger, die ge-
sammte Geistlichkeit, der Bischof von Passau mit
Assistenz, sechs Ministranten mitFackeln, die Musik-
kapelle von Altötting, dcr k. Hoffourier, der
Stiftsdekan, das Gesäß tragend (mit zwei Assi-
stenten in Rauchmänteln) unter «inem Baldachin,
welchen Bürger, in schwarzer Kleidung mit Trauer-
flvr, tragen; zu beiden Seiten gehen je 12 Mann,
von dem Offizier geführt, und die Hofdiener-
schaft mit brennenden Fackeln. Dem Stists-
dekan folgen: der königliche Hofkommissär, die
beiden königlichen Kämmerer, die königlichen KSm-
merer und die königlichen Stabs- «nd Oberoffiziere,
welche sich zur Feier eingefundeii haben, die könig-
lichen Beamten, die Gemeindebehörden, die Ge-
meindedeputationen aus der Umgegend; den Schluß
bildet ein Zug Jnfanterie. Jn der Muttergottes-
kapelle wird das Gefäß unter Kirchengesang von
dem Stiftsdekan an dem Aufbewahrungsorte ein-
gesetzt, welcher von dem königlichen Hofcommissar
mit dem Schlüssel verschlossen tvird. Nach Be-
endignng der kirchlichen Funktionen begiebt sich die
königliche Hofconimission nnter Begleitung in die
für sie bereit gehaltene Wohnung nnd kehrt Abends
6 Uhr mit dem Extrahofzug nach München zurück,
wo derselbe gegen 8 Uhr im Ostbahnhof eintrifft.
Jn München wird der Schlüssel von dem königlichen
Hofcommiffar dem königlichen Oberhofmeister ein-
gehändigt und von diesem in dem königlichen Haus-
archiv deponirt.
Schüler iin akademischeii Atelier des Hofrathes
Profejsor Panwels, Paul Pötzsch, für das Oel-
gemälde „Die Danaiden" zugesprochen worden,
während der Mitbewerber um dieses Stipendium,
der Schüler in demselben Atelier August Frind
aus Hannover durch die große goldene Medaille
ausgezeichnet wurde. Die große silberne Medaille
erhielt u. A. auch Alexander Marcks aus dem
Atelier des vorgenannten Prosesjors.
—. Eine Gesteinart von bcsonderer Schönbeit wird
seit einiger Zeit am St. Gotthard gebrochen.
Dieselbe wird von fachmännischer Seite als eine
seltene Varietät von amphibolhaltigem. äußerst
widerstandsfähigem Serpentin bezeichnet, der sich
sür technische und Kuustzwecke weit besser eignen
soll, alS jcdes bis jetzt in der Schweiz bekannt ge-
wordene Gestein. Der Stein ist von grüner Fär-
bung, mit Abstusungeil zwischen hell- bis dunkel-
arlln, nnd zeigt geschlisfen außcrordentlich hübsche
Zeichnungen. Er ist bedeutend härter als Marmor.
Während der Marmor, der Witterung ausgesetzt,
den Glanz der Polttnr bald verliert, zeigen aus
Gotthard - Serpentin gefertigte und vor mehr
als Jahresfrist aufgestellte Grab - Mouumente noch
keinerlei Veränderung.
Kunst,WiffenschaftundLiterat«r.
^,.8. Sylt, den 31. Juli. Daß die Küste
Nordfrieslands cS »ewesen. woher die Phönizier
den Bernstein d. h. Brennstein holte», ist heute so
ziemlich allgemein anerkannt; auch daß der Reisende
Pythnas um die Zeit Alexander's des Großen an
der Elbmündung die Teutonen ansässig fand, ist
sicher gestellt. Historisch Sicheres über die nord-
friesischcn Jnseln erfahren wir aber erst im l3.Jahr-
hundert, wo z. B. in dem sogenannten Erdbuch
Waldemar'S, welches gewöhnlich iu das Jahr 1231
geietzt wird, Föhr, „Sild", Amrum, Romö, Fanö,
Manö und Jordsand als Jnseln genannt werden.
Selbftverständlich ist damit nicht etwa bewiesen,
daß die Namen dänische Benennuugen gewcsen,
noch auch, daß sie rein friesischen Ursprungs sind.
Das Wahrscheinliche ist vielmehr, daß die Jnseln
schon ihre Namen trugen, ehe die Friesen hier ein-
wanderten und andere germaniiche Stämine nach-
svlgten. Ein friesisches Geprägs trägt anscheinend
nur der Name der Jnsel Amrum, dessrn ursprüng-
liche Form Ammerham gelautet haben wird. Jm
Allgcmeinen steht es heute unter den Sprach-
sorschern fest, daß die Endung um ans ham ent-
standen ist: dafür lassen sich nicht bloß aus den
englischen Ortsnamcn aus ham, sondern auch aus
Urkundrn zahlreiche Beweise beibringcn. Jndcß
ist es nicht richtig, wenn heute in den Lehr-
büchern selbst berühmter Geographen bchauptet
wird, daß alle heutigen Ortsnamen auf
nm in Deutschland friesischen Ursprungs seien,
die Endung um erscheint vtelniehr anch in Orts-
namen, die unzwctselhaft dänischen oder englischea
Ursprungs sind. Jn diesem Falle lassen sie sich
richtiger als Dative auffassen; z. B. spricht ein
angelsächsischer Reisendcr im Mittelalter von einem
berühinten Hafen atvaitdnm, d. h. an den Heiden,
wount Haithaby, d. h. Schleswig, gemeint ist. —
Neben der früher schon erwähnten Hallig Apelland
nnd Habel, deren Namen merkwürdigerweise in Be-
nennungen wiederklingen, die schvn aus der rönn-
schea Zeit staninien, crscheint der Nanie Farria als
eine der ältesten. Von ihr spricht Adam von
Bremen, und wie man auch über ihn und scine
Nachrichten urtheilen mag, es wäre doch wunder-
bar, wenn er nicht über die Bremen so nahe liegen-
den Jnieln oricntirt gewesen wäre. Wenn er nun
die Jnsel Farria erwähnt, so kann man meines
Erachtens dsrunter durchaus nichis anderes ver-
stehen als den Namen, den jetzt die Jnsel Föhr
trägt. Derselbe würde nicht gut anders zu über-
setzen sein als mit „Fährinsel, Anlegeinsel" und
anch mit der Darstellung Adams unter gewiffen
Voraussetzungen stimmen. Doch darüber werde ich
bci Gelegeuheit der bald erscheinenden historijchen
Ta^te Nvrdsrieslands von dem bekannten Topo-
g>apyrn tSeerz noch weireres zu demerken mir
erlauben.
Dresden, den 2. Augnst. Seitens der könig-
lichen Akademie der bildenden Künste ist bei
der kürzlich erfolgte» Preisvertheilung das große
akademische Reisestipendium im Betrag von 2400A.
jährlich aus die Dauer von zwei Jahren dcm
Theater und Mnsik.
—. Ueber das schon erwähnte Sängerfest in
Milwaukee schreibt ma» d»r „N.-D. H.-Z.": Am
2l. Iuli begann in Milwaukee, Wisc., das
24. Sängerfest des nordamerikanischen Sänger-
bundes, zu welchem großartige Borbereitungen ge-
troffen waren. Dem am Mittwoch Abend im Ans-
stelluiigsgebäude stattgefnndeneii Empfangs-Concerte
wohnten ca. l2,000 Personen bei, darunler Musik-
Director Mohr aus Berlin und andere ausländische
Gäste, svwie der Gonverneur von Wisconsin und
andere hervorragende Persönlichkeiten aus allen
Theilen des Landes. An dem Empfangs-Concerte
betheiltgien sich als Solisten die berühmten Sänge-
rinnen Marianne Brandt und Lilli Lehmann, sowie
die Sänger Joseph Staudigl und Jojeph v. Witt.
Den Glanzpunkt des Sängersestes bildete die Auf-
führung der Brambach'schen Preis-Cantate „Co-
lumbus". Bei den Concerten wirkten ca. 2500 Mit-
glieder verschiedener Gesangvereine und folgende
Solisten mit: Die Damen Marianne Brandt, Lilli
Lehmann und Carrie Goldsticker, sowie die Herren
Rasael Joseffy, Joseph Staudigl, Joseph v. Witt,
A. Paulet, Mox Heinrich und Joseph Benedict.
Unter den bei der Säiigerfest-Behörde eingetroffenen
zahlreichen telegraphischen Grüßen und Glück-
wünschen zum Festc befanden sich folgende: Aus
Köln: „Dem Festausschuß und allen Sängern
bietet deutschen Gruß, sowie herzlichen Glückmunsch
zum Bundessest der Kölner Mäiniergesangverein".
Aus Wien: „Dank und Preis Euch, daß Jhr dem
deutschen Liede im fernen Westen eine so herrliche
Heimstätte bereitet. Hoch die Sängerbrüder und
Festgäste. Wiener Männergesangverein".
Verschiedenes.
—. Ueber den Eisenbahn-Unfall bei Halle
wird amtlich solgendes mitgetheilt: Am Sonnabend
den 3l. Juli diejes Jakres, ist der vvn Halle um
5 Uhr 39 Minuten nach Bertin abgehende Scknell-
zug in der Nähe der Ueberführung über die Magde-
burg-Leipziger Eiseubahn entgteist. Wenngleich
mehrere Wagen erheblich beschädigt worden sind,
ist dcnnoch keine schwere Verletzung vou Perjonen
constatirt. Sämmtliche Pasjagiere sind mit Aus-
nahme einer Dame sofort mit dem gestellten Hülfs-
zuge, die Dame am nächsten Tage weitergereist.
Von den übrigen Personen hat nur ein Herr über
eine Kontusion des Armes geklagt. Der Unfall ist
dadurch herbeigcsührt worden, daß eine zum Zwecke
des Umbaues dcr vorgenannten Uebersührung ein-
gelegte Weiche, deren Verbindung uitt dem Nachbar-
gleise noch nicht fertig gestellt war, für die Zugs-
richtnng sich in falscher Lage befand. Ob die mit
der Aussühruug der dorr anzubringenden Weichen-
und Signalsicherungs-Anlagen jeitens des Lie-
feranten beaustragten Personen die falsche Stellung
der Weiche verschulden, wird sich nur durch die
gerichtliche Untersuchung feststellen lassen.
—. Anläßlich des Unglückfalles in Darmstadt
theilt Herr Profeffor Brauer mit, daß seine Ver-
letzungen sich auf dsm normalen Wege der Besserung
befinden und daß die Verletzungen der betheiligten
Studircnden sich bei näherer Prnfung als minder
erheblich herausgestellt haben, beziehentlich den
normalen Heilungsverlauf nehmen.
—. Von einem schrecklichen Unglück ist, der
„Germania" zusolge, die Familie einer Dame be-
troffen worden, welche augenblicklich zum Besuäjp
bei der verwittweten Frau Stadträthin Löwe in
Lichterselde bet Berlin weilt. Die drei noch
jungen Kinder Ler Dame spielten daselbst unbeauf-
sichtigt im Garten, pflückten sich Beeren und aßen
diejelben. Kurz nach dem Genusse erkrankten die
Kiuder und starben alle drei, trotz aller ärztlich
angewandten Hülfe, daS älteste nach 3 Stundcn,
die beiden anderen uach 5 Stundeu des unseeligen
Genusses der lacheildeii Beeren. Der Schmerz der
Mutter, die mit den Kindern Erholnng in frischer
Lust suchte, lätzt sich begreifen, doch nicht schilderu.
—. Aus Metz, 30. Juli, berichtct das „Fr. I.":
Anfangs April d. I. verschwaud aus dem Bureau
eines hiesige» Bankgeschästes ein Wechsel im Be-
trage von 41.1245, zahlbar am 12. April bei der
Eljaß-Lothringischeu Bank hier. Das Verschwtndcn
des Wechsels wurde am >5. April bemerkt, als man
den Porteseuillebcstand ausnahm und hierbei eine
Differenz in der Höhe des fraglichen Wechsels fest-
stellte. Die betreffende Bank erbat sich von ihrem
Remittenteu, einem Frankfurter Bankhauss, ein
Dublicat des abhanden gekommencn Wechsels,
welches letzteres auch einsandte. Als dann dieses
Duplicat bei Ler Elsaß-Lothringischen Bank znr Ein°
lösung präsentirt wurde, stellte es sich heraus, daß
der Originalwechsel richtig am Verialltage, dem
12. April, durch einen Unbefugten präsentirt und ein-
cassirt worden war. Der Wechsel war richtig
quittirt; es wurde jedoch festgestellt, daß weder der
betreffende Bankbeamte, welcher den Wechsel quittirt
hatte, noch einer der übrigen Beamten oder Kassen-
diener der betr. Bank, welche sänimtlich mit dem
Kassirer der Elsaß-Lothringischeu Bank confrontirt
wurden, den Wechsel eincassirt hat. Der Procnrist
erinnert sich nicht, den sraglichen Wechjel gesehen zu
haben, uud kann sich seine Unterschrift auf demselben
nur dadurch erklären, daß ihm das Esfect mit
anderen Wechscln, deren er manchmal an einem
Tage mehrere hundert zu unterschreiben hat, vor-
gelegt worden sei. Die Sache wurde hierauf dem
Staatsanwalt angezeigt und eine Uiüersuchuiig ein-
geleitet, welche aber ebensowenig wie die ,-,ur Ent-
deckung des Thäters ansgesetzte Belohnung von
41-. 100 zu einem Resultate führte, so daß die Ein-
stellung des Berfahrens augeordnet werdcn mußte.
—. Aus Trier, 31. Juli, wird der „Köln. Z."
gcmeldet: Gestern Nachmittag erfolgte Plötzlich die
Verhaftung der beiden Jnyaber der Firma Ge-
brüder Löser, Commandit - Gejellschaft, chemische
Fabrik für Kunstdünger u. s. w. Die Verhaftiing
steht in Verbindung mit dem im vorigen Jahre
zum Ausbruch gekommenen Konkurs der Firma,
der mit einem Zwangsvergleich vou 12 zum
Abschluß gebracht wurde.
—. 53 Häuser des Wcrkes Villard La Madelaine,
Gemeinde Saint Chaufsrey, Ober-Alpe», wurden
in der Nacht auf den 30. Juli ein Raub der Flam-
men. Der angerichtete Schaden brläust sich aus
200,00t) Fr.
—. Amerikanisches. Bei Fort Hamilton, in
den Narrows, der Einfahrt zum Hasen von New-
york, wurde am letzteu Dicnstag ein Experiment mit
dem vom vom Lieutenant Zalinski construirten
submarinen Torpedv-Boote „Nautilus" ange-
stellt, welches durchaus erfolgreich ausstel. Das
Boot, in welchem sich ein halbes Dntzcnd Personcn
befanden, sank leicht auf den Grund des Meeres»
verblieb daselbst eine halbe Stunde und hob sich aus
gegebenes Tommando rasch wieder an die Oberfläche.
— Aus New-Vork, 24. Juli, meldet die
„N.-U. H. 3-": Der Boycott des Ehret'schen
Bieres daoert fort nnd haben die Mitglieder des
hiesigen Braner-Bereins in Folge deffen erklärt,
daß, falls die zu Arbeiter-Bereinen gehörenden
Brau-Arbeiter nicht öffentlich gegen den Boycott des
Ehret'sche» Bieres protestirten und die Anfhebung
desselben Seitens der Arbeiter-Organrjationen ver-
langteu, die Association der Bierbrauer zu
der Annahme bcrechtigt sei, daß ihre eigc-
nen Arbeiter den Boycott gegen Ehret
gutheißen, dadurch den Vertrag verletzen,
laut dessen ihnen Zugeständnisse gemacht
wurden und die Nichtigkeitserklärung derselben
geradezn heraussordern. DieBrau-Arbeiler erwider-
ten darauf, sie hätten mit dem Boycott nichts zu
thun, fie hatten ihr Uebereinkommen mit den Ar-
beitsgebern gehalten, wenn diese aber verlangten,
Laß sie, die Arbeiter, anderen Arbeitern dictiren
sollten, wie diese in der Sache vorzngehen hätten,
so >ei das wehr als sie thun könnten. Schließlich
wurde die ganze Angelegenheit an die „Central
Labor Union" verwiesen. Bon dicser ward nach
tängerrr Debatte die von den Braisdfirbeitern cin-
genommcne Stcllung gutgeheißen. Arr Ebret hat
in Folge der durch den Boycott verursachten Ab-
nahme seiues Gejchäftes sich genöthigt gesehen,
zwanzig Arbeiter zu entlaffen. Wenn der Boycott
fortdauert, wcrden noch mehr Arbeiter entlassen
werden müffen. Das Berfahren schadet somit
nicht nur dem Arbeitgeber, sondern auch
den Arbeitern nnd die letzteren werben
am empfiiidlichsten darunter leiden müsjen. —
Wie der „Anz. d. W." in St. Louis, Mo., mit-
theilt, sucht die Universität des Staates Missis-
sippi, in ernem Städtchen gelegen, welches uach der
berühmten englischen Universitätsstadt dcn Namen
Oxford erhalten hat, fünf Professoren und hat
dies durch Postkarten, welche im ganzen Lande
herumgeschickt wurden, bekannt gemacht. Der Eine
soll Latein, der Andere Griechisch, der Dritte Mathe-
mathik, der Bierte Literatnrgeschichte, der Fünfte
englische Sprache und Naturgeschichte lehren. Das
Gehalt eines Jeden beträgt H 2,000 nebst sreier
Wohnung. Wenn unter den vielen Studenten,
welche von den zahlreichen „Colleges" und sogen. ^
„Universitäten" in den lctzten Wochen promovirt
haben, einige sind, dis wirklich etwas gelernt haben,
so wäre hier eine Gelegenheit für sie. Eine Stelle
als Professor mit H 2,000 Gehalt und freier Woh-
nung ist — so meint die N. U. H. Z." — besser als
eine Schreiberstelle rn Washington, wohin sich
so viele junge Leute drängen. Und die Noth der
Oxforder Universität mnß ziemlich groß sein, sonst
würde sie nicht ihr Professoren-Gesuch durch Post-
karten im ganzen Landc bekannt machen. —
Der „Jll. Staatszeitung" entnehmen wir Fol-
gendes: Ein Berufsgeuosse des unsterblichen Figaro,
Gevrge W. White mit Namen, sucht den Ruhm
desselben durch eine in seinen Augen großartige
That iii den Schatien zu stellen. Er gedenkt näm-
lich nichts Kleineres zu thun» als über die gefähr-
lichen Strudel der Niagara-Fälle zu schwimmen.
Er hat sich zu dieieni Zwecke bereits eüien Kork-
anzug angeschafst und die Fälle von der canadischen
Seite aus besichtigt. „Jch habe nicht den Wunsch,
mir einen Namen zu niachcn — ausgenommen,
wenn ich erfolgreich bin!" äußerte sich der als ein
wahrhafter Athlet geschilderte Barbier, welchen der
Ruhm des Küsers nicht schlafen läßt, der kürzlich
in eiuein verschlossenen Faffe die Schnelle passirte.
White stammt aus Oswego, N.-U., und behauptet,
daß er in deinselben Korkanzuge bercits die Lachinc-
Schnellen durchschwommcn hat „Jch habe nichts
zu verlieren, als mein Leben," sagt White, und
seine Frennde sind der Ansicht, daß dies ohne
Frage auch der Preis sein würde, falls er sein
tollkühnes UiUernchmen wirklich zur Aussührung
bringen sollte.
Aus dcn Bädcrn. H: Jn Bad Kissingen ist
die Zahl derj Badegäste asts 9333 gewachjen, in
Boalet aus 215. in Brückenau aus 651.
H Die amtliche Kurliste von Salzbrunn
zählte am 2. August 3048; gemeldeter Fremden-
verkehr 2147; Gesammt-Frequenz 5195 Perjonen.
Gerichts - Zeitung.
Schöffengericht I, den 3. August.
Richter: Amtsrichter vr. Lion.
Schöffen: C. A. P. Habenicht und H. Klein-
wordt.
Amtsanwalt: Reserendar Jacobsen.
Ein zweimal wegen Unterschlagung vvrbestrafter
Arbeiter, welcher eine auf Abzahlung eiitnommene
Nähmaschine. nachdem er anf den Kaufpreis von
12041. erst 3 4l. abbezahlt hatte, rechtswidrig für
1841. versetzt hat, wird wegen Unterjchlagung zu
4 Wochen Gesängniß verurtheili. — Jn Folge
eines am 21. Juni d. I. voraufgegangeneii Wort-
wcchsels schlug eine Frau den Gesellen ihres Ehe-
mannes mit einem Brett aus den Kopf und schleuderte
ein Glas gsqeu ihn. Die Frau wird nun wegen
gesährlicher Körperverletzung, unter Annahme mil-
dernder Umstände, zu 30.K. Geldstrafe, event.
7 Tagen Gefängniß, verurtheilt. — Ein Ziegel-
arbeiter, welcher sich in einer Wirthschaft Cigarren,
Bier und Schnaps erschwindelt hat, soü 2 Tage Ge-
fängniß verbüßcn.
Schöffengericht LI., den 3. Augnst.
Richter: Amtsrichter Dr. Goverts.
Schöfsen: A. Kaufmaiin uud H. Bass.
Amtsanwalt: vr. Hasche.
Als drei Comniis in dsr Nacht zum 16. Mai d. I.
aus einer Wirthschaft am Steindamm kamen,
rempelten sie einen ruhig seines Weges gehenden
Tischler an, warfen ihn zu Boden und verabreichtcn
ihm Schläge mit ihren Regenschirmcn. Dre drei
Commis werden nun wegen gemeinschaftlicher
Körperverletzung zu je 50 4t. Geldstrafe, event.
10 Tagen Gesängniß, verurtheilt. — Ein Bäcker-
knecht, welcher ein in einem Garten am Eppen-
dorferweg gefundenes amerikanisches Geldstück für
sich behalten hat, soll wegen Unterschlagung 6 4t.
Strafe zahlen. — Durch das unwahre Vorgeben,
daß sie ein ihrer minderjährigen Tochter gehörendes
Sparkasienbuch, das ste bei einer Psandleiherin
gegen ein Darlehn von 48 4t. versetzt hat, bei der
Vormundschaftsbehörde vorzeigen müsse, veranlaßte
eine Scheuerfran die Pfandleiherin, thr das
Sparkassenbuch zu diesem Zwecke anzuver-
trauen. Die Scheuersrau hat aber dann
auf das Sparkassenbuch bei der Sparkaffe
1004t. erhobeu, weshalb sie nun wegen Betrugs zu
3 Wochen Gefängniß verurtheilt wird. — Eine
Frau, welche im Jahre 1883 gclegentlich eines
Einkaufs iu einem Krämergeschäst den Versuch ge-
macht hat, aus der Casse Geld zu stehlen. erhält
3 Tage Gefängniß zuerkannt. — Ein Secmann,
welcher im Mai 1884 in Newyork vom Schiffe
„Hammonia" niit dem noch nicht abverdienten
Theil der im Voraus erhaltenen Heuer entlaufen
ist, wird zu 6 Tagen Gefängniß, die durch die
Untersuchungshaft als verbüßt gelren, verurtheilt.
— Als ein Kohlenarbeiter und ein Cigarrenarbeitcr
am 16. v. M. argen Straßenscandal verursachten
iiiid deshalb der letztere verhaftet wurde, soll der
Kohlenarbeiter den Versuch gemacht haben, den
Arrestaten aus der Gewalt des zur Verhaftung
schreitenden Schutzmannes zu befreien und letzteren
thätlich angegriffeu haben. Das Gericht ver-
urtheilt nun deu Kohleuarberter zu 14 Tagen Gc-
fängniß, den Cigarrenarbeiter zu 5 4t. Geldstrafe
ev. 1 Tag Hast.
Schöffengertcht HI, den 3. August.
Richter: Amtsrichter vr. Burchard.
Schöfsen: I. C. Gallois und S. L. Fürst
Amtsanwaltr Or. v. Bergen.
Ein Nrbeiter, welcher sich dergestalt dem Trunke
nnd Müßiggang ergeben hat, daß zum Unterhalte
seiner Frau und Kinder sremde Hülfe in Auspruch
genommen werden inußtr, wird zu 14 Tageu Haft,
unter nachheriger Ucberweisung an die Pvlizei-
bchörde, verurtheilt. — Ein erst im Fcbruar
d. I. wegen eines Jollendiebstahls bestrafte
Mäfchinenbaulehrling wird als übersührt erachtet.
im October 8. I. eine einem Maler gehörende
Jolle bei der St. Pauli Landungsbrücke gestohlen
zu haben. Das Gsricht erkennt dem Angeklagten
wegen Diebstahls im Nückfall 3Monate Gefängniß
zu. — Wegcn Desertion vom Schiffe „Moravia"
am 25. Jlini 1884 erhält ein Heizer 10 Tage Ge-
sängniß, unter Anrechnung der gleichen Dauer der
Untersuchungshaft zuerkannt. — Etn Steward,
welcher am 5. Juni d. I. zu Antwerpen am Bord
des Schiffes „Amalfi" ein dem Koch gehörendes
Portemvnnaie mit 80 4t. gestohlen hat, wird zn
1 Monat Gefängniß unter Nnrechnung von 14 Tagen
Untersuchungshast verurtheiit.
Tagesbericht.
Submission. Es soll die Reparatur zweier
Dampfkejsel der mittleren Maschincnanlage zu
Rolhenbnrgsort durch Einsetzung neuer Schüsse in
die Flammrohre im Siibmissionswege vergeben
werden. Reflectireude haben ihre Anerbieten bis
zum 17. Angust d. I., bei der Finanz-Deputation
in geschlossenem, auf der Adreß-Seite mit der
No. 447 versehenen Briese einzureichen.
—II»— Liszt und Hamburg. Wie in vielen
andcren Städtcn, so wird auch in der uusrigen die
Erinnerung an den großen Tonkünstler, der am
31. v. M. in Bayreuth eutschlafcn ist, außer den
Gefühlen der Wehmuth und Verehrung auch die-
jenigen der Dankbarkcit von Neuem zum Ausdruck
bringen müffen. Als Franz Liszt nach dcn uner-
hörten Triumpbe», die ihm im Winter 1841—42
in Berlin bereitet worden waren, auf seinen
serneren Reisen nach St. Petersburg gekommen
war, traf an einem Concerttage in der rujsijcheu
Hauptstadt die erste Kunde von dem entietzlichcn
Unglücke ein, welches in den bekannten Maitagen
des Jahres 1842 durch Feurrsgewalt über Ham-
burg verhängt worden war. Ohne Besinnen erließ
der menschensreundliche Künstlcr die Anzeige, daß
der ganze Ertrag des sür den Abend angekündigten
Conccrts den hülssbedürstigen Hamburgern übcr-
wiesen werdeu sollte. Dem edlen Meister verdankte
auf diese Weise Hamburg fast die srüheste Gabe
werkthätiger Menschenliebe und zwar keine der ge-
ringsten in jenen schweren Tagen. An den
ersten Aufenthalt des geseierten Klaviervirtuosen
in Hamburg selbst (1840) ist die Stiftung
einer Anstalt geknüpft, dnrch deren Namen das
dauernde Gedächtniß seines Begründers verbürgt
ist, nämlich der „Franz Liszt'schen Pensions-
Bnstalt" für die Musiker des Stadt-Theaters.
Diese, statuteygemäß vvu der Theiln,ibme an d----
F. L. Schröder'schen Anstalt ausgeschloffen, hatten
bereits in den drcitziger Jahren einen vergeblichen
Versuch zur Begründung einer besonderen Casse
gemacht, da übergab Liszt den Ertrag eiues Con-
certes vom 10. Rovember 1840 (die Summe von
beinahe 30004t.) Herrn Senator Dammert zur Be-
gründung eincr Mustker-Peiisionscasse, welche, von
hiestgen Kiinstf'reiliideli geförbert, bald festen Be-
stanb gewinnen svllte. Franz Liszt's zweiter Auf-
enthalt in Haniburg verlieh ferner dem dritten
norddeutschen Musikseste, welches an sechs Juli-
Tagen des Jahres 1841 hier gefeiert wurde, cinen
besonderen Glanz. So finden wir seinen Namen
auf verschiedenen Blättern der Geschichte hambur-
ger Lebens verzeichnet, als eines der seltensten
Musikheroen und eines warmcn, selbstlosen
Gemüths, kurz eines Geistes der außerordent-
ltchsten Art.
Ein grosies Preis-Wctt-Schwimmen findet
am Sonntag den 15. August, Nachmittags, in der
Bade-Anstalt auf dem Kleinen Grasbrovk unker
Aufsicht und Leitung des Bade-Anssehers Herrn
C. Th. Weström statt. Das vom Schwimm-Berein
„Kleiner Grasbrook von 1886" veranstaltete
Welt-Schivimiiien verspricht dcm mitgetheilten Pro-
gramme nach sich äußerst interessant zu gestalten.
Es werden im Ganzen 15 Concurrenzen stattfinden
und zwar sämmtlich innerhalb der Badeanstalt.
Wührend des Schwimmens wird ein treffliches
Musikcorps Concertniusik veranstalten. — Bei der
stetig wachsenden Neigung für alle Sports und
namentlich sür den gesungheitsfördernden Schwimm-
sport dürste auch dies in Aussicht stehende
Schwimnisest im Publikum großes Jnteresse er-
wecken uiid eine rege Vetheiliguiig finden.
— Vermisit werden die 17jährige Alwine und
die 21jährige Alma Schulze, beide wohnhafl bei
den Eltern, Pinnasberg No. 8, und der Gärtner
Ernst Schmidt, 40 Jahr alt, wohnhaft in Borg-
selde, Dorotheenpassage No. 13 pt.
Das riithselhafte Verschwinden zweier junger
Mädchen im Alter von 17 und 21 Jahren in
St. Pauli erregt Anfsehen. Die beiden jungen
Mädchen haben sich am 1. d. Mts. aus der elter-
lichen Wohiiung am Pinnasberg entfernt nnd sind
nicht zurückgekehrt. Eine Spur ist von den Ver-
schwundenen bisher nicht ermittelt worden.
Falsificat. Jn einer Naturalienhandlung am
Spielbudenplatz in St. Pauli wurde gestern ein
falsches Zweimarkstück vereinnahmt und der Polizei-
behörde nberliefert.
Wegcn verbotswidriger Rntkkehr wurde
gesiern Abend in der Friedrichstraße in St. Pauli
ein Korboiacher verhaftet. Derselbe soll daselbst
auch gebettelt hgben.
Abgefasit. Der Knecht eines Wirths, Ecke der
Taubenstraße und des Spielbudenplatzes ist auf
Anhalten seines Dienstherrn verhaftet worden, weil
er scit längerer Zeit die Ladenkasse bestohlen hat.
Jni Besitz des Berhafteten wurden noch 11 4b. 50H
gefunven.
— Diebstähle. Schlachterstraße No. 44 wurden
mehrere Wäschesachen und Bettstücke entwendet. Der
Dieb war dnrch ein offenstehendes Dielenfenster in
die Wohnung eingesliegen. — Wexstraße No. 1»
vierte Etage, wurden ebrnfalls mehrere Bettstücke
und Wäschesachen gestohlen.
— Eine diebische Elster. Bei einer an der
Englischen Planke wohnenden Frau miethete am
Svnntag eine juuge Unbekannte ein Logis auf
3 Wochen, indem sie dann, wie sie angab, die Ent-
bindungsanstalt aussuchen wollte. Gestern war sie
jedoch bereits aus dem Logis wieder verschwunden,
nachdem sie eine Commode erbrochen und aus der-
selben 110 4b, welche zur Miethezahlung bestimmt
waren, entwendet hatte. Die Polizei sahndet
eifrigst auf die Drebin.
— Etwas stark. Ein aus Dithmarschen ge-
bürtiger Schlosser legte sich gestern Abend spät auf
dem Flur des Hauses No. 18 der 1. Elbstraße zum
Schlasen nieder und bettelte die Bewohner des
Hauses, welche über ihn fielen, noch obendrein um
Geld an. Er wurde endlich verhaftet.
Eine liirmende Scene entstand in dieser Nacht
in der Herberge zur Heimath, Hopfenstraße, St.
Pauli. Ein Arbeiter und ein Weinküfer hatten
sich entzweit und verursachten einen solche» Scaudal,
daß die Nachbacn in ihrer Ruhe gestört wurden.
Die beiden unfriedfertigen Herbergsgäste wurden
verhaftet.
Die Stttenpolizei brachte gestern Abend in
St. Pauli ein Mädchen aus Altona wegen gewerbs-
mäßiger Unzucht in Haft.
— Verhaftet wurden: Zwei Schneidsrgehülfen,
welche in der letzten Nacht auf der Straße argen
Unfug machten, indem sie tobten und schrieen und
Passunten vom Trottoir stießen; — ein Commis,
welcher von eiuem in der Niedernstraße logirenden
Frauenzimmer beschulbigt wird, demselben gelegent-
lich eines Besuches eine silberne Uhr entwendet zu
haben; — eine Frau wegcn Verdachts. in eincm
Hauje am Steindamm, wo sie mit Reinmachen be-
schäftigt war, Diebstähle verübt zu haben. — Ein
Arbeiter und eiu SLriftsetzer, wclche gestern Abend
beim Deichthor Unfug trieben, mutzten das Ge-
fängniß beziehen. — Desgleichen zwei Ewerführer
uud ein Hausknecht welche sich gestern Abend in
einer am Landungsplatz beim Dovenfleeth liegenden
Schute zum Schlafen niederlegten und einen Schutz-
mann, welcher sie weckte, überfielen und mitz-
handelten. — Ein Schlachtergeselle ans Greifswald,
welcher in Hannover wegen Unfugs und Wider-
standes gegen die Staatsgewalt zu einerGefäiigniß-
strase vcrurtheilt worden war, deren Verbütznng er
sich jedoch durch die Flucht entzog, wurdc gestern
hier ermittelt und verhaftet. — Ein Arbeiter,
welcher verdächtig ist, vor einiger Zeit aus einer
an den Vorsetzen liegenden Schute mehrere
Schisferutensilieii entwendet zu haben, kani in Haft.
Wcgen Körpcrverlctzung ist gegen einen am
Hohleuweg No. 13 wohneuden Arbeiter eine Unter-
suchung eingeleitet worden. Derselbe wird beschuldigt,
seiueil Nachbar, eiuen hochbetagten Maun, nach
voraufgegangenem Wortwechsel so schwer gemiß-
handelt zu haben, daß derselbe Verletzungen erlitt.
Eine Untersuchung ist gegen einen bekannten
Heuerbaas in der 2. Bernhardstraße in St. Pauli
eingeleitet, weil derselbe etnen Matrosen gcstern
Abend so gemißhandelt haben soll, daß der Matrose
verletzt worden ist.
Unglücksfall. Jn der Hamnionia-Brauerei in
Eimsbüttel fiel gestern beim Aufstellen eines Eis-
schrankes ein Brauergehülfe rücklings von der
Leiter und brach das rechte Bein. Herr Or. Kunkel
legte dem Verletzten den Nothverband an, worauf
man ihn ins Freimaurer-Krankenhaus am kleinen
Schäferkamp beförderte.
— Ungliilksfälle. Gestern Vormittag wurde
auf der Wandsbecker Chaussee ein gjähriger Knabe,
Sohn eines in Wandsbek wohncnden Brothändlers,
von einem Jagdwagen überfahren und am Kops
ziemlich stark verletzt. Das Kind wurde nach der
elterlichen Wohnnng befördert. — Beim Trans-
portiren einer großen nnd schweren Kiste in einem
Speicher der Catharinenstraße, glitt gestern ein
Arbeiter aus, wobei ihm die Kiste aus den Leib
fiel. Er erlitt in Folge dessen innere Verletzungen.
— Beim Turnen siel gestern Nachmittag in einem
Garten am Rothenbaum der 12jährige Sohn eines
Kaufmannes so unglücklich, daß er einen Arm- und
einen Rippenbruch davvntrug. — Gestcrn Abend
kam auf dem Steindamm ein am Hansaplatz
wohnender Privatier zn Fall und erlitt einen
Bruch Les rechten Handgelenks. — Gestern Nach-
mittaq schlief beim Baumwall ein Ewerführer fest
ein, fiel dabei von der Bank nnd stürzte kopfüber
vom User anf den Schwimmbaum, wodurch er
schwere Verletzungen am Kopf erlitt. Man be-
sörderte ihn uach dem Allgemeinen Krankenhanse.
— Gestern Abend stürzte in eincm Hofe an den
zweiten Borsetzen ein englischer Seemann in be-
trunkcnem Zustande so unglncklich nieder, daß er
eine schwere Kopswnnde erlitt. Er wurde später
ausgefunden mid ins Kurhaus befördert.
— Scheu wurde gestern Nachmittag in der
Neust. Neustraße das vor einer Droschke befindliche
Pferd und ging durch. Dabei streß das Fuhrwerk
gegen die Karre eines Milchhändlers, welche total
iu Trünimer ging. Auch wurde fast sämmtliche
Milch verschüttet. Der Milchhändler giebt seinen
Schaden auf mehr als hundert Mark an. Das
Pferd wurde i» der Neust. Fuhlentwiete wieder
zum Stehen gebracht.
Ein großcr Auflauf>wurde gester» Nachmittag
auf der Glacis-Chaussee in St. Pauli dadurch ver-
anlaßt, daß ein großerHund sich plötzlich auf einen
kleinereu Hund stürzte und diesen todt biß. Der
Eigenthümer des bissigen Köters ist ermittelt
worden.
— Fcuerbericht. Heutc Morgen um 8^ Uhr
kani auf dem Boden des Hauses No. 53 der ABC-
Straße ein Feuer zum Ausbruch, welches in den dort
lagernden großen Mengen vvn Frnerunqsmateria-
lien und anderen leicht brennbaren Sachen reich-
liche Nahrung fand. Jn circa lsz Stunden waren
Boden und Dachstuhl vollständig vernichtet, anch
habcn dre Etagen etwas Schaden gelitten. Der 2te
und 3te Feuerwehrzug waren an Ort und Stelle.
Der 3te Zug war noch hente Mittag mit dem Nach-
löschen beschäftigt. Die Entstehungsursache des
Braades ist nicht ermittelt, man verniuthct indeß
die Entzüiidung einer Balkenlage durch einen schad
haften Schornstein. Auch der Bvden des Neben
hauses No. 54 sauimt dcn Dachkammern wnrde
zerstört. . ___
Wenn dies der Fall ist, soll das Berfahren und
event. die StrafvoÜstreckiuig beschlcuniqt werden,
damit vor Einstellung das Verfahren bceudet und
eine eventuell erkannte Strafe wenn möglich ver-
büßt ist.
-j- Frau Consul Th. Gaycn gcb. Lenz z»
Bahrenfeld verstarb vorgestern in Schwarzburg-
Rudolstadt, woselbst sie sich ihres leideuden Zu»
standes wegen zur Erholung aushielt. Die Armen
verlieren in der Dahiugeschiedenen eine Wohl-
thäterin, die Beküinmerten eine Trösterin. Lie
irdischen Ueberreste werden heute Abend vo»
RuLolstadt hier eintreffcn, um von Bahrenfeld aus
in der Familiengruft beigesetzt zu werden.
Die Hamburg-Altonaer JnnglingSvereine
begingen gestern Abend in der Steinsträtze 89 ihr
Sommerfest. Herr Pastor Koopmami hielt die Fest-
rede. währcnd der Bundesprases von Oertzen die
Ansprache an die Bersammelten richtete. Das Fest
wurde durch den Rcgen nicht bceinträchtigt, da man
sich in die iiineren Räume znrückzog. Der Gesangs-
verein „Cantato", der Posaunenchor wie das Strcich-
quartett der Jünglingsvereine wirkten wie iinmer
in hervorrageiider Weise und unter großeni Bei-
fall mit.
Der Fachverein Lcr Klempner hielt gesteru
eine Versammlung, in welcher über die letzte Aus-
fahrt berichtet und an die Anwesenden die Aufforde-
rung erlassen wurde, ini October au einein Uuter-
richts-Cursus in der Klempnerbranche theilzi^
nehuien.
Der Verein -cutscher Jnvaliden von
1848/5L und 1870/71 hatte gestern zum
Besten seiner Unterstützmigskasse eine Vorstellung
im Schulterblatt - Tivoii veranstaltet» welche vott
Tanseuden von Personen besucht war. Das Jn-
strnmental - Concert wurde von der Capelle des
Hauses, das Vocal-Concert von der Singakademi»
des Club Uugenannt (Dirigent Herr Wilthagrn)
ausgeführt mid sowohl die orchestralcn wie vocalen
Vorträge wurden vortrefflich executict und sehr bei-
sällig aufgeiiomuien. Die Vorslellmig im Theater,
welche dem Zmcck entsprechend patriotische Gaben
brachte, verlief musterhaft. Durch den trotz der
ungünstigen Witterung sehr zahlreichen Besnch
dürfte der Casse ein großer Ucberschuß zufließeo.z
Ausgetviesen. Dcr Cigarrenarbertcr H. Schulz
in Ottenseu ist auf Gruud des Socialisteugesetzes
von hier ausgewiesen und ihm ausgegeben worden
bis Donnerstag das Gebiet des kleinen Belagerungs-
zustandes zu verlassen. Es wird demjelben zur Last
gelegt, sich in letzterer Zeit bei Lcichenbestattnnge»
in besonders demonstrativer Weise betheiligt z»
haben.
Vcrbrechertransvort. Heute Morgeu wurde
der vom hiesigcn Schwurgcricht wegen Austiftung
zum Meineide zu 1 Jahr Zuchthaus verurtheilte
Kesselreiniger Haar zur Berbüßmig dieser Strafe
nach Rendsburg besördert.
Diebstöhle. Ans einem Hause der Georgflraße
wurde gestern cin Winterüberzieher. aus ri»em
Hause an der kleincn Freiheit ei»e Hose und eine
Weste gestohlen.
Ertvischt. Jn der Sonntagsnacht saud im
Etablissemeut „Waterloo" in Eimsbüttel eine
Schlägerei statt, wobei ein Polizeibeamter, der den
Streit schlichten wollte, mit einem sogenannten
Tvdtjchläger auf ven Kopf geschlagen und nicht un-
erheblich verletzt wurde. Der Thäter ist gestern auf
Requisitio» der hiesigen Polizei in Hamburg i» der
Person eines Arbeilers verhastet worden.
Berhaftungen. Wegen Verdachts des Dieb-
stahls wurde gestern ein Arbeiter von einem Be-
wvhner des Rothensoods in Hamburg bis znr
gr. Zohanuisstraße verfolgt und dort verhaftet.
Der Arbeiter soll dem Verfolger aus dessen
Wohnmig eine Uhr gestohleu haben. — Ein See-
fahrer, welcher besuchsweise in einem Hause in der
Bürgerstraße weilte und dort204t. gestohlen hatte,
kam iu Haft. Er will den Diebstahl auS Roth
verübt habcn. — Ferner wurden verhaftet: zwölk
Persouen wegen Betielns, Unfugs rc. und zwei
Arbeiter, von denen einer in Koppelmanns Salon,
der andere aus Gähler's Platz eine Schlägerei ver-
anlaßt hatten.
Eisenbahnfrevel. Während der Fahrt deS
Zuges No. 13, der um 10 Uhr 1 M. Abends von
Norden in Altona eintresfen soll, wurde gestern
Abend zwischen den Stationen Wrist und Dauenhof
plötzlich die Nothleine gezogen und stand der Zug
sofort still. Das Zugpersonal wurde beordert,
sämmtliche Coupäs zu revidiren, doch hat man den
Frevler, der grmidlos das Allarmzeichen gab, nicht
ermittelt.
Nnglüüsfall. Jn einer hiesigenHolzbearbeitmigs-
sabrik war gestern ein Säger damit beschästigt,
eine im Betrieb befindliche Maschine zu reinigen,
als er mit der rechten Hand in's Rad gerieth, wo-
durch ihm der MiNelfinger crhevlich verlctzt wurde.
Blutvergiftung. Ein an der Elbchaussee wohn-
hafter jungcr Kaufmann badele am Sonntaa
Morgen am neumühler Strand und sprang dabei
auf einen rostigen Nagel, der in die Fußsohle
drang, und eine Blutvergiftmig zur Folge hattq,
Ein hinzugezogener Arzt schnitt die giftigen Theiltz
heraus und ist Hoffnung vorhandcn, den jungen
Mann am Leben zu erhalten.
t. Wandsbeck, 2. August.
Ein großes Garten-Coucert wurde gestern Nach-
mittag und Abend in den Anlagen von Groß-
Jüthorn abgehalten, welchem sich um 10 Uhr
Abends ein von dem Pyrotechmker I. Hüner auS-
gesührtes aus 3V Nummern bestehendeS Kunft-
Feuerwerk anschloß. Der Besuch dieser Beran-
staltmigen war ein überaus zahlreicher.
Die Roggcnernte iin hiesigen Kreise ist in vollem
Gange; leider hat sich in den letzten Tageu der
Regen in hinderuder Weise eingestellt. Der BuL-
weizen steht an den meisten Stellen gut, so datz
eine gute Ernte zu erwarten ist.
Ein großer Theil ber beschlossenen Arbeiten drS
Verschönermigsvereins hieselbst, wie lokale Ver-
schönerung, Schaffung von Einrichtnngen zur Hei^
beiführung erneS besseren Bogelschutzcs in Gehölj
und Aulagen, nameutlich durch Üntevholz-An-
pflauzuiigen, ist in den Frühlingsmonaten bereits
ausgesührt worden. Um die für dieses Jahr noch
der Erledigung harrenden Anfgaben des VeretnS
durchfühien zu köunen, werden zur Zeit unter de»
Mitgliedern die erforderlichen Geldmittel ausge-
bracht. Die offensichtigen Erfolge des VereiuS
finden in der Bevölkerung allseitig Anerkennung.
— a— Altona, den 3. August.
Das Kgl. Justizministcrium hat eine Ber-
fügmig erlasjen, welche auch der hiesigen Kgl.
Staatsaumaltschafr überiuittelt woroen ist, wonach
die einlaufeiiden Anzclgen gegcn Pcrsoiicu erst ge-
hörig geprüft werden iollen, ob die Beschuldiqten
vor ihrer EiusteUuug in den Militärdienst stehen.
Briefknsten.
v. N. Das Deutsche Reich hatte nach der
lung vom 1. December 1885 eine Einwohnerzah!
von 46,840,587. Die Ziffern für die Streitmacht
Deutschlands im Kriegsfalle sind. ohne Landsturm
und besondere Formationen : I,519,l04, davon Osst-
ziere 35,427, insbejondere Feldarmee 763,422,
Ersatztruppen 301,410, Bcsatzmigstruppen 427,292,
Aerzte u. s. w. 27,000, Kanonen 2898, Pferdä
312,731. Ferner Kriegsflotte: 97 Schiffe und La-
nvnenboote mit 558 Kanonen. davon Panzerschiff«
27 mit 164 Kanorien, Dampfschiffe 85 mit 163,00»
Pferdekrast, 16,682 Mami Besatzung, außerdem
150 Torpedoboote. — Frankreich hatte nach de»
Zählung von 1881 eine Bevölkerungszisfer von
37,405.290. Die französische Armee auf Kriegsfutz
ist 1,186,300 Mann stark, bazu Territorialarme»
594,000. zusammen 1.780,300; verfügbares Menschen-
material 3,753,164. Kriegsflotte 568 Schiffe und
Kanonenboote mit 1667 Kanoneu» davon Panzer-
schiffe 52 mit 430 Kanouen.
Friy Friedrich. Der Vortrag ist uus uobe»
kannt.
L. Das ist sehr verschieden und wesentlich von
der Bejchaffenheit des umgebenden Erdreichs ab-
hängig.
Ein Detaillist und langjährigerLeser. DaS
beste Mittel gegen die Mäusevlage ist das Haltea
einer gnten Katze odcr eines Jgels.
Zollvcreinsniederlage. Die Stelle findrn Ei«
Sprüche 1,10.
17. Das 2. Westsäl. Husaren-Regt. No. tt,
das Westfäl. Ulanen-Regt. No. 5. Welchcs Jnfan-
terie-Regt. damals dort stand, tst nicht mit Be-
stimmlheit zu sagen. Gegenwärtig steht in Düffel-
dors das Niederrhein. Jüsilier-Ncgt. No. 39.
v. Nein. Nur Mangel sämmtlicher
Schneide-, Augen- und ersten Backzähue in eiuem
Kiefer gilt als bleibender Fehler und Gebrecheu.
Die hiermit Behafteten werden als bedingt tauglich
in der Regel der Ersatz-Reierve II. Kl,, auSnahmS-
weise 1, Kl. zugetheilt.
Tourist. Einen jolchen Artikel haben wir nicht
gebracht, wohl aber im Feuilleton eine Schilderuug
von Trouviüe unter dem Titel „Jm sranzösische»
Seebade" von Eugen v, Jagow, No. 163 Abend»
Ausgabe vom 12. Juli. Einige Exemplare von
dieser Nnmmer würden noch aufzutreiben sein.
V. «. Die Ziehung findet bekanntlich
heute statt; die Hauptgewinne werden Sie i»
nächster Zcit in den „jWnburger Nachrichteiü Mdxu.
' iltater " ' "
te Bchörde._
11. 368. Där'über exsstiren weder Usance»
Taxen; das richtet sich vlelmehr nach de«
Uebereinkommen zwischen Schrtftsteller und Bcv-
leger.
L. 8. Hohcnfelde. Jn der Expeditiou licgt
ein Exeniplar zum Nachjchlagen berett.