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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Norddeutsche Allgemeine Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17451#0001
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Stettln: 8° SLloWo». — frsnkckurt s. ^t.: S. L. vs.Qds L 60., ^Lxsr's LiioLkLllÄgs. —

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Abend-Ausgabe.

WIvn: OvsUot, Sl»1,sll1)L«tsi 2. — AmrteräLM: vsllUNLr ^LL., SxllistrLLt 184.

— fr»nlLrs>vk: ^oLll L. ^oass Mokk. ill Ls.ris, 81 dis k»udollrg - Llolltm»rtrs. —
kngksnä: ^oLll L. ävllss ^aeLk. ill Vouäoll, 166 klsst 8t»s«t. — Lokvn unä klusrlLNä:
Ls^eLvili.llll L Lrsllälsr Ln ^»rseks-ll, 3sllL.torsllgLS«s 28.

-R

Nr. 360.

Berlm, Donnerstag deu 3. Augnst 1886, Abends.

25. Jahrgang.

Die »Norddeutsche Allgemetne Zeitung' erscheint täglich Morgens und Mends, mit Ausnahme von Sonntag Abend und Montag Morgen, bei besonderen Ereigniffen in Extra-Ausgaben. Der Abonnementspreis beträgt für daS Deutsche Reich und die österreichisch-
ungarische Monarchie vierteljährlich 7 Mark 50 Pf., für das übrige AuSland mit dem eutsprechendcn Postaufschlag, «nd werden Abonnements bei den betrcffenden Postanstalte« angenommen. Für Berli« nehmen sämmtliche Zeitnngs-
Speditenre und die Expedition dieser Zeitung, Wilhelmstrafie 32, Abonnements vierteljährlich zum Preise von 7 Mark 50 Pf., sowie die Post-Expeditionc« 8 Mark inkl. Bestellgebühr entgegen. Preis der einzclnen Nummer 10 Pf. Jnserate nimmt
die Expedition zum Preise von 40 Pf. pro fünfgespaltene Petitzeile an. BeitrLge für die Redaktio« der .Norddeutschen Allgemeincn Zeitung' stnd an diese: Berlin 48, 8VV. Wilhelmstratzc 32, zu richten, «nd wird gleichzeitigc Honorarangabe erbete«.
Nachträgliche Honorarausprüche finden keinc Berückslchtigung, unbenützte Einsendungen können nicht aufbewahrt werden. Die Redaktion und die Erpedition frankire» alle ihre Sendungen, nehmen daher auch nur frankirte Briefe an.

Politischer Tagesbericht.

Berlin. 5. August.

Die Freunde des Normalarbeitstages
können nach zwei Kategorieen unterschieden
werden.

Die Einen, die wirklichen Verehrer der
Normalarbeit, als eines wirthschaftlichen Prin-
zips, können sich dieselbe nicht vorstellen, ohne
gleichzeitig dein Hintergedanken an die Herbei-
führung eines Normallohnes Raum zu geben.
Eigentlich haben diese Recht: die kommunistisch-
sozialistische Uiopie kann nicht in Erfüllung
gehen, wenn es nicht gelingt, außer der Normal-
zeit für die Arbeit auch das Quantum Normal-
genuß festzustellen, welches durch das vom
Jndividuum an ersterer dargebrachte Opfer
von der Gesellschaft zu erlangen ist. Unsere
Sozialdemokraten, welche von der dann neben
Normal-Zeit und -Lohn doch auch bedingten Fest-
setzung der Normalleistung so wenig wie möglich
sprechen und welche ihre Forderung vom Nor-
malarbeitstag auf den Maximalarbeitstag
herabgesetzt haben, sind die Vertreter dieser
ersten Kategorie, was stch unter Anderem auch
dadurch ausdrückt, daß sie gleichzeitig wenigstens
auf Feststellung von Minimallöhnen bestehen
zu sollen meinen.

Die andere Kategorie verlangt dagegen
Regelung der Arbeitszeit aus rein humanen
Gesichtspunkten. Sie will den Arbeiter
geschützt wisien, eventuell auch gegen sich
selbst, und ihr kommt es durchaus nicht, wie der
Sozialdemokratie, darauf an, jene kommunisti-
sche Utopie vorzubereiten, sondern darauf,
einem Zuge der Zeit folgend, Schutzmaßregeln
gegen oen Mißbrauch der Arbeitszeit und
-Kraft durch Andere und den Arbeitenden selbst
zu gewinnen.

Wenn nur nicht zu befürchten wäre, daß
diese Form von Arbeiterschutz der Entwickelung
der Jndustrie theuer zu stehen kommen könnte
und damit dem Arbeiter selbst empfindliche
Einbuße?an seinem Lohneinkommen zufügen
würde, so könnte man sich mit den Forde-
rungen oieser Kategorie befreunden; es sind
ja auch diese Forderungen, welche in der
vielbesprochenen Gesetzgebung einiger Länder
zum Ausdruck gebracht sind.

Hierbei sind indeß wiederum zwei ver-
schiedene Wege eingeschlagen worden, von denen
allerdings keiner zudem utovischenZiele der ersten
Kategorie führtundführen kann. Emen indirekten
Weg hat die englische Gesetzgebung genommen,
indem sie durch gesetzliche Beschränkung der für
Frauen- und Kinderarbeit zulässigen Zeit in
der Praxis die allgemeine Arbeitszeit der
Hauptsache nach geregelt, zugleich aber einen
faktischen Beweis vafür geliefert hat, wie wenig
der moderne Jndustrialismus im Stande ist,
Frauen- und Kinderarbeit überhaupt zu ent-
behren, und wie man das Kind mit dem Bade
ausschütten würde, wollte man nach dem
Willen mancher „Arbeiterfreunde" jene beiden
schlechthin verbieten.

Den anderen, den direkten Weg haben die
Gesetzgebungen Oesterreichs, der Schweiz und
der Vereinigten Staaten eingeschlagen. Für
daS erstere Land liegen bisher ausreichende Er-
fahrungen nicht vor, weil das betreffende Gesetz
dazu noch nicht lange genug in Kraft steht.
Die Gesetze der Vereinigteu Staaten fallen
schon um deswilleu nicht ins Gewicht, weil die
überwiegende Mehrzahl derselben die Neben-
abrede über die Dauer der Arbeitszeit frei-
läßt, die gesetzliche Maximalarbeitszeit also
nur da in Betracht kommt, wo eine Verein-
barung der Parteien nicht stattgefunden hat.
Unter diesen Umständen fft für die Verfechter
der Einführung des Normalarbeitstages die
Schweiz das wichtigste Land, und meistens wird
von jener Seite auch auf die dort gemachten
Erfahrungen exemplifizirt. Aus den Berichten
der schweizerischen Fabrikinspektoren und an-
deren Quellen weiß man nun zwar, daß die
Meinungen über das dort gemachte Experi-
ment sebr getheilt sind; man weiß serner, daß
es mit der Durchführung des Prinzips gerade
da am wenigsten streng genommen wird, wo es
eveniuell am Nöthigsten wäre, und daß im Uebri-
gen die Orts- und sonstigen Behörden mit der Zu-
laffung von Ausnahmen nicht gerade sparsam
sind. Da aber dessen ungeacktet die Frage des
Normal- resp. des Maximal-Arbeitstages fort-
gesetzt unter Seitenblicken auf die Schweiz bei
uns verhandelt wird, erscheint uns ein diese
Materie behandelnder Artikel der „Neuen
Zürcher Zeitung" intereffant genug, um den-
selben im Wesenllichen hier miizutheilen. Unter
ver Ueberschrift: „Auch ein Normalarbeitstag"
heißt es dort:

Der elfstündige Normalarbeitstag bat sich all-
mälig eingclebt, und in den Kreiscn der organisirten
Arbeitcrschaft wird bereits von einem zehnstündigen
NormalarbeitStage gcsprochen. Ob der lctztcre so
bald in die Fabrikgesetzgebung cindringt, ist freilich
sehr zweifelhaft. Zwar läßt der Schlosserstrike ver-
muthen, daß die Zehnstundenarbeit in einzelnen Ge-
werbebetrieben im Laufe einiger Jahre vielleicht Regel
zu werden vermag; einer allgcmeinen Durchfübrung
derselben stehen aber momentan bei uns zu vielerlci
Hinderniffe im Wege. Als erstcs dersclbcn ist die
Krisiö in unserer Jndustrie zu nenncn. Lange wollte
man dieselbe in denjenigen Parteien, welche die
Weiterbildung der sozialen Gesetzgebung gepachtet zu
haben'vermeinen, nicht gewahren; abcr die Ereignisse
eines Jahres — die Fallimcnte in der Baumwoll-
industrie und die Ergebnisse der stattstischen Aus-
nahmen in der Seidenindustrie — haben verschiedene
Strauße überzeugt, daß der Sand, in den sie bei
ihren Zukunftsträumen dcn Kovf zu steckcn pslcgen,
nur noch wenig Goldkörner enthält.

Man macht also zunächst auch dort die
Erfahrung, daß der Streit um die Arbeits-
dauer zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber

durch die Einführung einer gesetzlichen Normal-
arbeitszeit noch keineswegs beendet ist, sondern
fortdauert, und man ersieht, es haben dort
sogar schon „verschiedene Strauße" gemerkt,
daß für die Erhaltung der Henne, welche die
goldenen Eier legt, die Frage des Normal-
arbeitstages eine Lebensfrage werden könnte.

Jm Weiteren erblickt jener Artikel ein an-
deres Hinderniß in dem Umstande, „daß sich
die anderen Jndustriestaaten immer noch nicht
beeilen, unsere Gesetzesbestimmungen über den
Normalarbeitstag erwachsener Arbeiter nachzu-
bilden" — ein Kasus, der für die Einführung
der Sache bei uns doch auch mitsprechen müßte.
Dann heißt es weiter:

Warum bei uns trotz alledem das Drängen
nach einer Verkürzung des Normalarbeitstagcs für
Erwachsene?

Weil unsere ganze Arbeitergesetzgebung
Schablonenarbeit ist. Man hat sich einen in
Wirklichkeit nicht cxistirenden Arbeiter-
typus konstruirt, dem das ganze Fabrikgesetz und
seine Nachläuser auf den Leib geschnitten werden;
wer diesem Typus nicht ähnlich ist, findet keine Be-
rücksichtigunb — und möchte er des Schutzes noch so
bedürftig sein.

Das klingt wirklich doch recht wenig er-
muthigend zur Nachfolge, zeigt aber auch, wie
viel korrekter man in Deutschland verfahren
ist, diese Art von Fragen, wie die der Sonn-
tagsarbeit, der Frauen- und Kinderarbeit, zu-
nächst sehr sorgfältig auf die thatsächlichen Ver-
hältniffe zu untersuchen.

Das Züricher Blatt erwähnt dann, daß
und weshalb man Arbeiterinnen und Lehr-
töchter, welche zu Schneiderinnen und Mo-
distiunen in die Lehre kommen, nicht schütze,
und weshalb das Gleiche nicht sür die Frauen
und Kinder geschehe, die in der Hausindustrie,
speziell der Stickerei, beschäftigt sind, indem
nämlich die Gesetzschablone auf diese Fälle nun
einmal nicht paffe. Dann aber heißt es weiter:

Aber seibst in Fällcn, die leicht zu bewältigcn
wären, wird nichts gethan, wenn man von der
Schablone abweichen müßte. Man betrachte z. B.
einmal die Arbeitsleistungen der Kellnerinnen in all
den vielcn hundert Wirthschaften, in denen unsere
Bevölkerung nach Landesbrauch einen Theil des täg-
lichen ErwerbeS in Wein und Bier umsetzt.
Vormittags um 9 Uhr, wenn die ersten Friih-
schöppler einrücken, fängt die Arbeit an;
gegen die Mittagszeit ist ein gewisscr Durst
vorhanden, um sieben Uhr stellen sich größere Massen
ein, die um acht Uhr sich wieder lichten; nach neun
Ubr aber beginnt der Rummel von neuem und bis
Nachts zwölf Uhr, bis ein Uhr, ja sogar bis zwei
Uhr eilt die Kcllncrin hin und her durch den ewigen
Tabacksqualm, hustend, müde, abgehetzt. Zwölf bis
achtzehn Stunden Tagesarbeit stnd nichts Ungewöhn-
liches, und diese Tagesarbeit wird sehr ost in einer
Lust und in einer Temperatur verriajtet, wie sie so
elend und so miserabel in der schlechtestventilirten
Fabrik nicht vorkommt. Die Sterblichkeit ist dcnn
auch selbstvecständlich nnter den Kellnerinncn eine
große. — Hier wäre leicht ein Normalarbeitstag
herzustellen, es wäre dies auch sehr nothwendig, —
aber es geschieht nichts.

Dicses Zurückhalten der Gesetzgebung im einen
und übcrfiüssigc Strenge derselben im anderen Falle
— man dcnke z. B. nur an die Strangulirung der
Seidenzwirnerei durch den Ausschluß der Kinder-
arbeit — hat freilich noch einen tieferen Grund, der
sich wie ein rother Faden durch unsere ganze Gesetz-
gebung zieht: es ist dies der Gegensatz zwischen dem
großen Arbcitgebcr und dem übrigen Theil der Be-
völkerung oder — in den demokratisch-politischen
Jargon übcrsetzt — zwischen „Geldsack" und
Volk. Dcc Fabrikbesitzer gehört nach den An<
schauungen einer großen Partei nicht zum ,VoIk",
während die Modistin, der Bierwirth und gar dec
Einzelstickec ein Stück „Volk" darstellen. Was man
dcn Ersteren zumuthet, darf gegen die Lctzteren nicht
praktizirt werden; ihre Arbciter erhaiten keinen
Schutz. Merke: Gehört der Arbcitgeber
nichl zum „Volk", so ist der Arbeiter
.Volk"; gehört dagcgen der Arbeitgeber
zum „Volk", so ist offenbar dcr Arbeiter
nur noch Volk zweiter Klasse und mag
deshalb warten.

Die letzteren Sätze sollte derjenige Theil
unserer Presse beachten, welcher hie und da
aus taktischen und Opportunitätsgründen mit
der Forderung des Normalarbeitstages kokettirt.
Jm Allgemeinen aber wird man aus dem
Artikel der „Ncuen Zürcher Zeitung" wohl
herauslesen müssen, daß man in der Schweiz
mit dem angestellten Experiment durchaus nicht
so zufrieden ist, wie man es bei uns zu Lande
glauben machen möchte.

Ueber die Feierlichkeiten in Heidelberg
wird von gestern Abend noch gemeldet:

Die sämmtlichen studentischen Korporationen
unter Theilnahme vieler altcn Herren brachten heute
Abend um 9 Uhr dem Großherzog als Rsotor
mLAiiiLesutissIwus eincn großartigen Fackelzug mit
allem studentischen Pomp. Ucber 2000 Fackeln und
sechs Musikkorps befanden sich in dem Zuge. Auf
dem Balkon und an den Fenstern dcs Rathhauses
waren der Großherzog, die Großherzogin, der Kron-
prinz und die anderen Fürstlichkeiten, ferner der Pro-
rektor und die Notabilitäten versammelt. Beim
Vorbeiziehen wurden den Allerhöchsten Herrschaften
enthusiastische Huldigungen dargebracht. Der Groß-
herzog dankte dem Äusschutz in den wärmsteu
Worten.

Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronpcinz
ist um 10 Uhr 10 Min. abgereist; dcr Großherzog,
die Großherzogin, die Prinzen und zahlreiche Nota-
bilitäten gabcn demselben bis zum Bahnhof das
Geleit. Als dec Zug sich in Bewczung setzte,
brachte der Ober-Bürgermeister cin dreifaches Hoch

auf den Kronprinzen aus.

* «

Bei den heute in Heidelberg erfolgten
Ehrenpromotionen sind zu Ehrendoktoren
ernannt worden:

Jn der theologischen Fakultät: Se.
königl. Hoheit der Großherzog, v. Stoeßer, Präsident
des evangelischen Kirchenrathes, Professor Cocnill-
Marburg, Hosprediger Helbing - Karlsruhe, Dekan

Zittel-Karlsruhe, Kirchenrath Sehringer - Karlsruhe,
Buis, Pfarrer in Glarus.

Zn der juristischen Fakultät: der Erb-
großherzog, Frhr. Äedens in Siebenbürgen, Rudolf
v. Bennigscn, Geh. Justizrath Docn-Leipzig, Landes-
gerichtsdirektor Kiefer - Konüanz, Ober - Finanzrath
Koch-Berlin, Profeffor R. Schöll-München, Senats-
prästdent v. Stößer-Karlsruhc, Professor Stubbs-
Oxford, Henry Taine Von der L.eaäsmiö lrauyslsö,
Profeffor Willems-Löwen, Profeffor dcr Geschichte
Winkelmann-Heidelberg, Dr. Zeumer-Berlin.

Jn der medtzinischen Fakultät: Graham-
Bell-Washington, Profeffor Cbevreul-Paris, Pro-
feffor v. Bayer-München, Staatsminister Jolly-
Karlsruhe, de Marignat-Gcnf, Baron Nocdenskjöld-
Stockholm, dcr Präsident der gcographischen Gesell-
schaft Professor v. Richthofen-Berlin, Profeffor dcr
Chemie Roscoe-Manchester, Werner Siemens-Ber-
lin, Profeffor Sir William Thomson - GlaSgow,
Professor Toeplez-Dresdcn.

Jn der philosophischen Fakultät:
Brioschi, Präsident der Academia dei Lincei-Mai-
land, Prof. Cayley - Cambridge, Prof. Capcrro-
Neapel, Prof. Cope-Philadelphia, de Candolle-
Genf, Oberbaurath Durm, Rcstaurator der Umver-
sität, Karlsruhe, Oberstlieutenant im Generalstabe
Mar JLHns-Bcrlin, Gch. Neg.-Ralh Prof. Robert
Koch-Berlin, Prof. Marsch - Newhavcn (Amerika),
Prof. Simon Newcombe (Amerika), Prof. Powell
(Amerika), Prof. Sweet-London, der päpstliche Biblio-
thekar Enrico Stevenson Sohn-Rom, Prof. I. W.
Strutt (England), Lord Rayieigh (England), Dr.
Tocpke - Heidelbcrg, Prof. Pflüger - Äonn, Prof.
Pegorini-Rom.

Bekanntlich sind mehrfach Wünsche laut geworden,
die auf Aenderungen des Krankcnversichcrungs-
gesetzes in Einzelpunkten abzielen. Neuerdings hat
äuch eine in Düsteldorf abgehaltcnc Versammlung
von Gemeindebeamten und Kaffenvorständen bezügiiche
Beschlüffe formulirt. Der „Lann. Kour." faßt die
Hauptgesichtspunkte dieser Aenderungsbestrebungen
folgendermaßen zusammen:

„Es kann nicht überraschen, wenn bei einem
Gesetze von so großer Tragweite, wie das am 1. De-
zember 1884 in Geltung getretene vom 1b. Juni 1883,
schon nach l^ Jahren Wünsche nach Ergänzungen
und AbänderuMN in größerer Aahl hervorgetreten
sind. Der Wunsch der Reichsregierung, allm
Betheiligten gerecht zu werden, hat deshalb
zur Hervorhebung von sünf Bestimmungen die-
ses Gesetzes geführt, über deren Aenderungs-
bedürstigkeit baldthunlichst die Aufsichtsbehör-
den der Krankenkaffen, und stwar zweckmäßig
nach Berathung mit den Kaffenvorständen, gegen die
Regierungsbehörden und dieie wiederum gegen die
Zmtralbehörden stch zu äußern habm. Es sind dieses
nebm der nicht gerade dringlichm Möglichkeit der
Abschaffung dreitägiger Karenzzeit (tz 6 Abs. 2) der
vielfach zur Umgehung der Versicherungsvflicht be-
nutzte Absatz 2 des tz 3, die aus dem tz 6 Nr. 1
resultirmde Verpflichtung der Kaffm, dm zwar im
Kaffenbezirke beschäftigten, ,.aber außerhalb desselben
wohnhaften Mitgliedcrn ohm4Beitragserhöhung die
kostspieligere Lrztliche BehandM»! nebst Arznei zu
gewährm, sowie die UngercchtiMit gegen die un-
verheiratheten Mitglieder, wetche darin iiegt, wmn
auf Grund des tz 21 Nr. b den verheiratheten
Mitgiiedcrn freie Arznei und ärztliche Behandlung
dcr Familimmitglieder, sowie deren Ehcfraum drei-
wöchige Wochenbettunterstützung bei gleich hohen
Beiträgm der Ledigen und Vcrheiratheten gewährt
wird, mdlich die durch den tz 49, Absatz 1 beschränkte
Meldepflicht der Arbeitgeber, in Folgc derm sowohl
angcbliche Mitglieder qualifizirter Hülfskaffm Ge-
legmheit finden, dem Beitritte zu dm Ortskranken-
kassen und der Zahlung von Bciträgm sich zu ent-
ziehen, obgleich diese Kassm im Fallc der wirklichm
Erkrankung doch zu derm Unterstützung verpflichtet
sind. — Die von anderer Seite aufgeworfene Frage,
ob dm Hinterbliebmen von Selbstmördern die gesetz-
lichen Sterbegeldcr zu vcrsagen sind, wird anschei-
nend der Regelnng durch die Kaffmstatute ebcnso zu
überlaffm sein, wie nach K 26, Nr. 2 die Versagung
oder Verringerung des statutmmäßigen Kranken-
geides im Falle dcr selbstvcrschnldetm Krankheit odcr
Körperverletzung dcr statutarischm Regelung übcr-
wiesm ist. Die Fürsorge für die Bcerdigung
würde alsdann dm Orts- und Landarmmverbändm
anheimfallen."

Rundschau im Auslande.

Heute tritt das neue englische Unterhaus
zusammen, um die nothwendigen Geschäfte ein-
schtießlich der Geldbewilligungen zu erledigen.
Die frühere Meldung von der Absicht Glad-
stones, gegen die finanziellen Vorlagen eine
„faktiöse" Opposition einzuleiten, wird nunmehr
von gut unterrichteter Seite in Abrede gestellt,
was um so begreiflicher erscheint, als jene Vor-
schläge ja vom Kabinet Gladstone selbst aus-
gegangen sind. Die „Morning Post", das
Organ Salisburps, läßt sich die Empfehlung
Lord Jddesleighs als Minister der auswärtigen
Angelegenheiten nicht nehmen und betont mit
Nachdruck, daß diese Ernennung eine Fort-
setzung der besten Ueberlieferungen des Konser-
vatismus auf dem Gebiete der auswärtiaen
Politik bedeute. Die „Daily News" begrüßen
die Geneigtheit Salisburps zu einer gründ-
lichen Lösung der irischen Frage ohne neue
Zwangsmaßregeln mit großer Befriedigung.

Das beinahe unveränderte Ergebniß der
französischen Generalrathswahlen wird von
der öffentlichen Meinung nnt bemerkenswerther
Einmüthigkeit als Beweis dafür angesehen,
daß die große Bevölkerung Frankreichs von
Tag zu Tag für die Experimente der republi-
kanischen wie der konservativen Exaltados un-
empsänalicher werde. Die „Konzentrirung aller
republnanischen Kräfte" auf dem liberal-kon-
servativen, jedem ruhebedürftigen, um den un-
gestörten Betrieb uno Genuß seiner Arbeit be-
sorgten Franzosen zugänglichen Boden, ist mehr
als je eine unerläßliche Vorbedingung deö
Fortbestandes der Republik. Die halsbrecheri-
schen Luftsprünge der Jntransigenten und der
extremen Radikalen machen die ruhigen Ele-
mente von Stadt und Land ebenso kopfscheu,
wie die Donquixotiaden der Cassagnacs und
der Blancs d'Espagne. Die „Ruralen" sangen

an, sich in kompakteren Maffen aneinander zu
schließen und sich zum Handeln vorzubereiten,
seitdem sie sehen, wie die Väter der Stadt
Paris auf dem trockenen parlamentarischen
Wege einer neuen Kommune entgegen mar-
schiren.

Zur theilweisen Ministerkrise in Spanien
wird gemeldet, daß der Kabinetschef Sagasta
die Entlassung des Finanzministers Camacho
angenommen hat. Es scheinen für Sagasta
zweierlei Erwägungen maßgebend gewesen zu
sein, um einen Kollegen, auf den er so große
Stücke hält, scheiden zu laffen: einmal die
gegen Camacho im letzten Ministerrathe zu
Tage getretene Mißstimmung der anderen
Kabinetsmitglieder, welche zu verstehen gaben,
daß sie die Unpopularität des Finanzministers
nicht theilen wollten, und dann der unangenehme
Eindruck, welchen die feindseligen Kundgebungen
zegen die Handels- uno Finanzpolitik des
labinets in der Provinz hervorgebracht haben
sollen. Sagasta mußte auch befürchten, durch
eine Verschiebuug der Krise auf den Herbst
das Kabinet zu schwächen-

Der „Pester Llopd" meldet, in Temesvar
wäre an der rumänischen Grenze nächst Or-
sova zwischen ungarischen und rumänischen
Zollwächtern eine blutige Schlägerei vorgefallen,
ivelche eine derartige Ausdehnung annahm, daß
militairischer Beistand herbeigeholt werden
mußte-

Jn Salonichi haben unlängst unter den
dortigen türkischen Militairmannschaften Un-
ruhen stattgefunden. Nach den in Konstantino-
pet eingelaufenen amtlichen Berichten hatte
diese Meuterei folgenden Verlauf:

„(Linr Abtheilung von Redifs, die bereits die
Waffen abgezeben hatte und bereit war, in ihre
Heimalh abzucehcn, wo die Erntearbeiten ihre An-
wese'nheit crheisüten, war sehr mißvergnügt darüber,
daß ihre Verabschiebung einen so langen Aufschub er-
fuhr. Als nun eiu türkisches Transportschiff im
Hafen von Salonich: erschien, stürzten die Redifs, in
der Meinung, daß daSselbe für ihre Beförderung be-
stimmt war, an Bord des Schiffes und schrieen dem
Kapilain zu, daß sie abceisen wollten. Da die Re-
difs bereits aus dcm alsiven Militairverbandc ent-
laffen worden waren, so HLtte man ihrer Handlungs-
weise gegenüber vielleicht Nachsicht beobachten und
sie durch friedliche Mittel zur Ordnung^ zurückführen
können; der Generalgouverneur von Salonichi er-
blickte icdoch darin einen groben Vcrstoß gcgen die Dis-
ziplin und mtsendete ein Kavallerie-Detachement mit
der Aufforderung an die Redifs, denen es nicht ge-
lungen war, an Bord des Schiffes zu gclangen, in
ihr Lager zurückzukehren und auch die an Bord des
Lransportdampfers Befindlichen zum Verlassen des-
selben zu bestimmen. Beim Heranrücken der Kavallerie
wurde dieselbe jedoch von den Redifs mit Steinen
und anderen Gegenständen beworfen, worauf der
kommandirende Offizier Befehl zum Feuern gab,
wobei drei Redifs getödtet und zwei verwundet
wurdcn. Auch zwei Juden, die zufällig vorüber-
gingen, wurden getödtet. Es gelang dann zwar der
bewaffneten Macht, alsbald wiedcr die Ordnung her--
zustellen, der Vorfall hinterließ jedoch unter dest
Redifs einen sehr peinlichen Eindruck. GegenwärM
herrscht wieder vollkommene Ruhe."

- /

Die Heidelberger Festtage.

I. / /

Mit geschäftiger Hast vermittelt der Telegraph
die Berichte über die einzelnen Akte des großen
nationalcn Festes, zu dem sich die Jubelfeier der
altehrwürdigen Ruperto-Carola gestaltet, dem weitcn
deutschen Vaterlande. Kaum noch hatten die Theil-
nehmec an dem Begrüßungsfeste am Montag
Abend ausgeschlafen, so hatten schon die un-
gezählten Tausende, welchen xs nicht vergönnt
ist, die Ehrentage Heidelbergs mitzufeiern, und
derm Gedanken doch in diesm Tagm immer wieder
zu der alten Jugmdliebc zurückschweifm, gelesm,
wie schön das Fest verlaufen. Der Schauplatz des-
selben war die große, von Ober-Baurath Profeffor
Josef Durm erbaute Festhalle am User dcs Neckar
zwischm der altm und der neum Brücke. Nicht
unbedeutende Opscr haben Staat und Gemeinde ge-
bracht, um dm Bau zu ermöglichm: 25 000 gab
der Staat, 40 000 die Stadt. Die gewaltige
Halle, in Holz ausgefiihrt, ist eiu wirklich schönes
Werk und mau kann es nur bedauern, daß
cs uickt möglich sein wird, die Festhalle auf die Dauer
zu erhaltm. Der unmittclbar vor der Stirnseite des
Gebäudcs sich hinziehmde Raum ist durch Flaggen-
maste, Laubgewinde und grünc Hürdm umfriedigt
und mit Buschwerk und Rasen geschmückt. Nähert
man sich dem Eingange, so wird man durch die
rciche und durchweg harmonische Architektur der
Faffade überrascht. Pallas Athme auf silbernem
Schild ziert das mit bunten Blummgewindm und
mit dm Medaillonköpfm des GründerS und des
Wiedcrherstcllers der Ruperto-Carola: Ruprechts
und Karl Friedrichs, geschmückte Giebelfcl*, das von
Treppmthürmchm flankirt wird, die in kuppel-
bekröntm Pavillons endigm. Reiche Gesimse undi
gemalte und natürliche Blumengcwinde umziehen die^
ganze Fassade, große Wappenschilde, Kandelaberi
Festongeschlingc, die Medaiilonportraits des großl
herzoglichen Paares und reicher Flaggenschmuck gebenj
dem Ganzm ein festliches Gepräge. Jm Jnneren
theilm mit Rundbogm überspannte Freistützeii
dm gewaltigm Raum in drei Schiffe. Schier unmd?
lich dünkt der Blick, dm man durch die 19 Run D»
bogm über 82 Reihm langer Tische und Bänke H
Mittelschiff und 76 andcre im Seitenschiff h N
Groß, srei und heiter machm sich die mir blauem
Stoff verkleidete Decke, die mit WapPen und Fahnm
geziertm Wandflächm und die mit hellem transpa-
rmtem Stoff geschloffenm Fmster, auf welche farbige
Muster gezeichnet sind. Um 9 Uhr Abendö war die
weite Halle vollständig gefüllt mit den Festgästen,
welche sämmtlich cine Festmedaille nebst rothgelbcr
Schleife, dm badischm Landesfarben. tragm. Auch
an Damm fehlte es nicht, welche stch muthig ins
dichte Gedränge wagten; mancher „alte Herr" hatte
seine wachsame Hälfte zwischen sich und den ritter-
lichdn Kommilitonm sitzen, und auf den Angestchtern
der verschiedencn Hausehrm strahlte eine Lächeln der
Befriedigung darüber, daß der wohlerzogene Gemahl
unter seinesgleichen cine maßvolle Burschmfröh-
lichkeit an dcn Tag legte. Nach einigen stimmung-
gebenden Konzertstücken bestiegder Oberbürgermeister
von Heidelberg, Herr Dr. Wilckens, die Redner-

tribüne, um in schwungvoller Rede, an vielen Stcllm,
nammtlich solchm, wclche auch die nationale Bcdeu-
tung dcr Feier hervorhobm, von BeifaUsstürmm
untcrbrochen, die Gäste zu begrüßen. „Wir haben",
so führte der Redner aus, „das gar nicht hoch genug
anzuschlagmde Glück, die SOOjährige Jubelfeier der
ältestm deutschm Universität in dem Bewußtsein be-
gchen zu dürfen, daß die Zeitm der nationalen Zer-
splitterung mdgültig vorüber stnd, daß das Deutsche
Reich in ungeahntcr Macht und Herrlichkcit wieder-
auferstandm ist, und daß unscre Nation im Kreise
der Äölker heutzutage ein Ansehm genicßt, wie nie
zuvor. Wir erfreuen uns weiter des unschätzbaren
Glückes, daß an der Svitzc unseres Reiches ein
Monarch steht, welcher, nachdem cr durch eine
Reihe bcispiclloser kriegcrischer Erfolge dcn
deutschcn Namcn wicdcrum zu Ehrm ge-
bracht, der Schirmherr des Weltfriedms ge-
wordm ist und durch die weise Politik seiner
Rcgierung es zu crzielen wußte, daß, obwohl
ncue Verwickelungm fortwährmd in der Luft lagm,
die geistigm wie die materiellen Jntercffm seines
Nolkcs seit fünfzehn Jahrcn ohne Lckörung durch
Kriegslärm sich entwickeln können. Zu diesem gott-
begnadetm Fürstm, zu unserem greism Heldenkaiser
Wilhelm dem Siegreichm, welcher seine innige Theil-
nahme an unserem Feste in schönster Weise dadurch
bekundet hat, daß er seincn erlauchtm Sohn, den
Kronprinzm des DeutsLen Reiches, nach Heidelbcrg
entsandte, wollen wir hcute dankbaren Herzens «rs-
blicken. Wir wollen ihm in erster Reihe dm Tribut
unserer Liebe und Verehrung därbringm und den
Himmel bittm, daß er ihn uns noch lange erhalten
möge. Aber auch unscres thcuerm Großberzogs lassm
Sie uns in dicser Stunde gedenken! Wir verehrm
in ihm nicht blos den eifrigen Schützer von Kunst
und Wiffenschast, dm Nsotor UaKniüeentissimus
der Ruperto-Carola, deffm Fürsorge die Universitäl
so außerordmtlich viel verdankt, nicht blos den
weisen, bürgerfrcundlich gesinnten Regentm, unter
deffen Szepter unser Land sich seit langen Jahren
glücklicher Zeitm und fortschreitmder Resscrung der
Verhältniffe erfreut, sondern ganz besonders auch dm
treum Bundesfürsten, wclcker dcr nationalm Eini-
gung jedm möglichm Vorschub geleistet und, um
dieselbe zu untcrstützm, in selbstloser Hingabe an die
Jntereffen des deuffchcn Vaterlandes die größtm
Opfer gebracht hat. Weit über die Grcnzcn des
badischen Landcs hinauS, wo immer Deutsche bei-
sammen sind, wird deshalb sein Name mit Liebe
genannt. Und so möge denn das erste Hock, das
diesen gewaltigen Raum durchbraust, dem Kaiser
und dem Großberzoge geltcn. Jch bitte Sie, meine
hochverehrtm Festgenossen, stimmm Sie Alle mit
mir ein in den Ruf: Se. Majestät der Deutjche
Kaiser Wilhclm und Se. königl. Hoheit dcr Groß-
herzog Fricdrich von Badm lebm hoch, hoch, hoch!"
Mit Bcgeisterung stimmte die Mmge in das Hoch
ein. Und wie der Redncr mit warmer Begcisterung
gesprochen, so weckte er wicdec laute Begeistcrung
m dm Herzm Derer, die seinen Wortm lauschtm.
Diese Stimmung wurde uocb geboben durch die
prächtigm Klänge deS Scheffelschen Jubiläumsliedes,
das der greise Komponist Vinc. Lachner in Musik
gesetzt bat.

Nun grüß' dich Gott, Altheidelberg!

Laut rufen alle Glocken

Vom Heil'gm Gcist durch Tbal und Berg

Zu jubelndem Frohlockm!

Funfhundert Jahr — ein hohes Wort,

Doch lang' uoch mcht das hehrfle!

. Blüh' du uur glückhaft weitcr fort,

Dann kommt das Tausmderste.

Frohgcmuth geht dann die Erzählung vom Kur-
fürstm Ruprecht und dem Leben der Studmtmschast
weiter. Nach dm Wortm: „Wetteifemd, wie um
Pfingstenzeit stch Blüthe drängt an Blüthe, that
Jeder seine Schuldigkcit nur in verschiedmer Gütc",
iächelt uns aus dem Orchester das „Was kommt
dort von der Höh" entgegen, und wmn später von
dem frcim dmtschen Geist die Rede ist, der uns das
Reich gcgebm, steigm die Akkorde mächtig auf und
verkündm uns die Wacht am Rhein. Die Huldi-
guug des Herrschergcschlechls, unter dem die Univcr-
sität ibre Blüthe erreicht hat, klang ebcnso weihevoll
und schön wie das der Ruperto - Carola zum
L>chluß mit kräftigcn Fanfarm ausgebrachte Hoch.
Dcs Festlieds schwungvolle Weise riß das Publikum
zu stürmischem Beifall hin, und cs mußte sofort
wiederholt wcrden. Es war cine wohlverdimte
Ovation, die dem greisen Komponistm, der in jugmd-
lichec Friscke selbst dm Taktstock führte, von dcn
jubelndm Tausmden dargebracht wurde. Dem
Scheffelsckm Festliede folgte cin schwungvolles
kräftiges Gedicht von Julius Wolff „Herrlich bfft
Du auferstandm, Deutschcs Reich', gleichfalls in der
Lachnerschm Komposition, die dm alten Herrn
wiederum unzähiigc Male unter dem Jubel der Zu-
hörer auf das Podium rief.

Parlamentarisches.

— Se.. Majestät der König hat, wie die
„Schlcs. Ztg." meldet, den von dem Verbandc des
alten und befestigten Grundbcsitzes in dem Land-
schastsbezirk Fürstmthümer Liegnitz und Wohlau
vräsentirten Kammerbcrrn und Rittmeister

* Se. Majestät dL^Kaiser und
König hat auch gestern seinen Kurgedrauch in
Wildbad Gastein in gewohnter Weise fortgesetzt
und nach seiner Rückkehr aus dem Bade eine
Promenade und später eine Ausfahrt unter-
nommen. Nach der Rückkehr ließ Aller-
höchstderselbe vom Ober-Hof- und Hausmar-
schall Grafen Perponcher und dem Chef des
Zivilkabinets, Wirkl. Geh. Rath v. Wil-
mowski, sich Vortrag halten und hatte am
Nachmittage eine Konferenz mit dem Vertreter
des Auswärtigen Amtes, Wirkl. Geh. Lega-
tionsrath v. Bülow. Um 4 Uhr fand bei Sr.
Majestät dem Kaiser im Badeschlosse ein
Diner statt, an welchem, wie schon kurz ge-
meldet,Jhre Majestät dieKaiserin von Oesterreich
mit ihrer Begleitung, der Fürst und die Fürstin
Bismarck, der Statthalter von Elsaß-Lothringen,

Slr. 860. 4
 
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