Boulanger, Terselbc hatle bekanntlich anf
der Kammerlribiine enlschieden abgeleugnek, datz
er feine Ernennung dem Herzog von Aumale
verdanke, Man sprach seither von einem
Briefe Boulanger's an den Herzog, welchcr
dieser Erklarung widerspreche; der General hal
den Brief durch die befreundcten Blättcr für
apokryph crklären lassen, Nun bringen hente
jene royalistischen Blätter folgenden Auszug
aus dem Kammerbericht voni 18, Juli 1886,
auf den sie vergleichend einen Brief des
?riegsministers Boulanger vom Mai 1880
olgen lasfen: „Abgeordnetenhaus. Sitzung
'vm 13, Juli 1886. Kricgsminister: Man
ordert mich auf nichl zu antworten: aber ich
ann mich nicht enthalten, dem ehrenwerthen
Anterbrecher, den ich nicht kenne und welcher
behauptet, der Herzog von Aumale habe mich
zum General aemacht, zu entgeanen, — Herzog
von Larochefoucauld - Bifaccia: Jch
habe es gesagt, — Kriegsminister: Jch
wurde zuni General ernannt, als der General
Wolff das 7, Armeecorps befehligte und
General Farre Kriegsminister war, Jch sehe
also nicht, was der Herzog von Aumale bei
meiner Ernennung zu thun gehabt hälte,"
s„Journal officiel" vom 14. Juli, M§. 1481,
Spalte 1.)
„7. Armeecorps 18. Division 25. Brigade
133. Jnfanterieregiment. DerOberst. Bellah,
8. Mai 1880. Monseigneur! Sie sind es,
der Sie meine Beförderung zum Vorschlag ge-
bracht haben: Jhnen danke ich meine Er-
nennung. Daher bitte ich Sie, bis es mir
vergönnt sein wird, Jhnen mündlich bei meiner
ersten Reise nach Paris meinen lebhaften
Dank darzubringen, den Ausdruck desselben ge-
nehmigen zu wollen. Jch werde jeder Zeil
stolz sein, unter einem Führer wie Sie gedient
zu haben, und gesegnel wäre der Tag, der
mich unter Jhr Commando zurückberiefe. Ge-
ruhen Sie, Monseigneur, die Versicherung
meiner tiefsten und ehrerbietigsten Hingebung
entgegennehmen M wollen. General Bou-
langer, An Monseigneur Herzog von
Aumale in Paris."
Das „Journal des Bruxelles" hatte schon
vor einchen Tagen einen Brief veröffenllicht,
dessen Sinn mit dem des oben stehenden
gleich bedeutend war, im Wortlaute aber da-
von abwich, Fast hat es nun den Anschein,
als ob dies uur gescheheu wäre, damil die
republikanische Pariser Blätter den Brief
dementirten und der ursprüngliche Text danu
um so wirksamer an's Lichl ^ezogen werden
könnte, So muß man wenigslcns aus einer
Note schließen, welche ihm im „Solcil" so-
Wohl als im „Figaro", im „Gaulois" und so-
gar im „Journal des Debats" übereinstininicnd
als Einleitung dient,
Rutzland und Polen.
Petersburg, 81, Juli, Der „N, Fr,
Presse" wird berichtel: Von glaubwürdiger
Seire verlautet, daß Herr v, Giers seiue
Villa in Oranienbauni keineufalls früher als
in der letzten Woche Juli alten Stils verlassen
werde, Die Verzögerung der Abreise des
Ministers in das Äusland auf die Vorbereitung
für die Hochzeit feiner Tochler zuriickzuführen,
sei kaum richtig, da der Antritt der Reise des
Ministers ausjchließlich von der politischen
Situation abhängt, die augenblicklich den
Besuch des Herrn v. Giers bei deni Fürstcn
Bismarck nicht geeignet erscheinen lästt.
Dessenungeachtet wird die Erhaltung von
sreundschaftlichen Beziehungen zwischen Ruß-
land und Deutschland nicht im Geringsten bc-
zweifelt: nur wiinsche das Petersburger Cabinet
irgend welche Garantie, daß Deutschland die
Freundschaft Rußlayd nicht wic bisher zu dessen
Nachtheil auSnützen werde, Ob in dieser Be-
ziehung schon eine Uebereinkunst erzielt, ist un-
oekannt, doch könne in jedem Falle von einem
sestereu Aneinanderschluß beiderNachbarstaatcn
nur auf iolcher Basis die Rede sein,
Holland.
Amfterdam, 30. Juli. Die Gefänguisse
sind mit Verhafteten llberfüllt und noch jeden
Tag werden ueue Vcrhaftungen vorgenommen,
der bedeulendste Fang aber, den man gemacht
hat, ist jedenfalls die Verhaftung Fortuyns,
des Anführers der Socialdemokraten in Amster-
dam und unstreitig des einflußreichsten und
verwegensten Mitgliedes der Umsturzpartei
neben Nieuwenhuis. Gestern Morgcn wurde
ein Flugblatt, auf dem der Name des Druckers
nichb angegeben war, in verschiedeuen Straßen,
besonders im Jordaan verbreitet, in welchem
die aufrührerische Bevölkerung wegen der
lZüchtigung", welche sie am Sonntag den
Polizisten hatte angedeihen lassen, belobt und
zum weiteren Widerstand aufgefordert wurde,
Wobci es au dcn hergebrachten Ausfällen gegen
das Militär und die städtischen Behörden nicht
fehlte, Der Verdacht richtete sich alsbald auf
Fortuyn, da in dem Flugblatt verschiedene
Ausdrücke und Sätze vorkamen, die er früher
schon in dem Blatte „Recht für Alle" gebraucht
hatte. Er soll auch bereits ununiwunden seine
Thal eingestanden haben, die ihm die verdiente
Strafe einbringen und ihn wohl auf längere
Zeil unschädlich machen wird. Die für Sonn-
tag von der Amsterdamer Abrhcilung der So-
cialistenliga angeküiidigte Bolksversammlimg ist
untersagt wordeu,
Bermischtes.
„ Das Cart Stangen' sche Reise -
Bureau, Berlin M,, Leipzigerstraße 24,
aiebt jetzt feinc Reiseprojecte in verändertcr
Form und zwar iu Quartheften mit reichen
Jllustrationen heraus. Es liegen uns die
sauber ausgestatteten Hefte I und II vor, dic
socben ausgegeben worden sind. Heftl enthält
Programnie für die nächsten Reisen nach
Spanien und Ostindien, welche in diesem
Herhst angetreten werden sollen, und Heft II
eine Zusammenstellung von allen Reisetouren,
welche Slangen's Bureau alljährlich unter-
nimmt. Aus einer Stalistik in diesem Heft
ersehen wir, daß von dem Bureau bis jetzl
schon 241 größere Gesellschaflsreisen nach dem
Auslande wirklich ausgeführt worden sind, eine
rmmerhin stattliche Zahl, darunter 2 um die
Erde, 2 nach Ostindien, 2 nach Amerika,
64 nach dem Orient, 64 nach Jtalien, 58 nach
Frankreich, 9 nach England, 12 nach Spanien,
28 nach Skandinavien, und aus den 3 Seiten
füllenden Referenzen neueren und älteren
Datums aeht hervor, daß die Reisen auch znr
Zufriedenyeil ausgeführt wordeu sind, Die
Prospecte werden auf Verlangen gratis verfandt,
Ein schwerer Unglücksfall hat sich
am Sonnabend in Berlin auf der von der
Dampfbahn befahrenen Strecke Zoologischer
Garten - Grunewald zugetragen, Als der
Dampfwagen gegen 11 Uhr Abends von
Grunewald kommend den Kurfürstendamm
passirte, versuchte der Führer eines vollbesetzten
Kremsers den Dampfwagen zu überholen, Jn
der Nähe des Gasthoses „Zur Sonne" war
ihm dies auch geluugcn, aber in demselben
Augenblicke trat auch die Katastrophe ein,
Der Dampfwaoen suhr auf den Kremser auf,
drückte ihn zwischen sich und die rcchtsseitige
Bordschwclle des jkurfürstendamiues, ein ent-
setzlicher Angstschrei erfolgte, der Hinterraum
oes.Kremsers war auf den Vorderraum ge-
drängt worden, und unter den Triimmern des
Kremsers sah man schwerverletzte Menschen
liegen. Fünf Personen wurden schwer verletzt,
zwei davon lebensgefährlich, gaben nach wenigen
Stunden bereits ihren Geist auf. Der Kutscher
des Kremsers wurde in weitem Bogen vom
Bock geschleudert. Einem Berichte des „D. T."
entnchmeu wir noch Folgendes: „Ungefähr
zivanzig Familien, namentlich ^Vergolder-
Familieii, hatten am genannten Tage einen
Ausflug nach dem Grunewald uuternommen,
und zwar mittelst emes Kremsers des Fnhr-
herrn Moritz, Lolhringerstraße 45. Bci der
Rückkehr Abends nach 10 Ilhr fnhr der Kutfcher,
trotz des bestehenden Verbots, auf der rechten
Seite des Fahrdamms und auch eiue weitere
Strecke aus den Eisenbahnschienen, Erst als
der Dampfwagen in Sicht kani, bog er aus,
bog aber, ungeachtet der dringendsten Warnun-
gen der Jnsassen des Kremsers, kurz vor dem
Heranbrausen der Maschine über die Schienen,
so daß die letztere den Wagen umwarf uud die
vcrheerendstenVerletzungen anrichtele, Am schwer-
sten verletzt sind der Bergolder Max Weinberg,
wohnhast Wcinbergsweg Nr. 7, dessen Ehefraü,
welche den erlittenen Vcrletzungeu im Elisabeth-
Krankenhause bereits erlegen ist, dic Frau Ver-
golder Hicke, wohnhaft Fürstenbergerstraße 5,
und deren Tochter Frieda; der Letzteren wurden
beide Beine im Oberschenkel abgefahren und
ist sie den Verletzungen auch bereits erlegen.
Ferncr ist schwer verletzt dcr Tischler Obst,
Brunnenstraße 11 wohnhafl, Nach den von
dem Anitsvorsteher Feurig aus Schöneberg an-
gestellten Ermittelungen trifft die Beamten der
Dampfbahn keinerlei Schuld, Auch in einer
uns Von der Kurfürstendammgesellschaft über-
sandten Zuschrift wird behauplet, daß dic
chuld an dem fürchterlichen Unglücksfalle
lediglich dcm Kutschcr des Krcmsers zuzu-
schreiben sei, der trotz eines von der Potizei
erlassenen Berbots die südliche Fahrstraße
des Kurfürstendamms befahrcu und die
Glockensignale des Danipswagens nicht
beachtet habe. Nach dem Nnglücksfallc
wurden von den Jnsassen des Kremsers
die Fenster des Dampfwageus durch Stein-
würfe zertrümmert und der Maschinist über-
fallen und dienstunfähig gemacht. Die Nnter-
suchung des Vorfalles ist auf Antrag der
Dampsbahnverwaltung sofort eingeleitet wor-
den, Auch der Kutscher des Kremsers soll er-
heblich verletzt sein, indem er nach dem Sturz
von dem Wagen noch unter die Hufe der
Pferdc gericlh, Von den Verwandten der Ver-
unglückieii ist bereits dem Stüatsanwalt An-
zeige über dcn Vorfall gemacht worden,"
Zwecks Linderunq deS schweren Nnglücks,
welches die Stadt Schweinsurt uud deren
Nmgegend in Gestalt eines furchtbaren
Nnwetters am 22. Juli heimsuchtc, hat sich
daselbst ein Hilfscomite gebildet, welches einen
Aufruf mit der Bitte um Beiträge für die
armen Leute, deren ganze Ernte zerstört worden
ist, versendet, Der geschäftsleitende Ausschuß
dcs Comites besteht aus den Herren Rechts-
anwalt G. Breitung, Bürgermeister C, von
chultes, Bezirksamtmaiin Ä, Anselm, Bankier
A, Lehnstacdt, Polizeiofsiciant I, C, Kirchner
und Magistratsactuar V, Reuter,
Loudon, 31, Juli, Der französische Luft-
schiffer F,L'hoste stieg amDonnerstagAbend
11' - Uhr in Cherbourg in seinem neuen
Ballon „Le Torpilleur" auf, mit der
Absicht, üher den Canal nach England zu
fliegen. Der Astronom Joseph Mangok
war sein einziger Begleiter, Die Reisc war
eine sehr erfolqreiche, Dcr von L'hosie erfun-
dene ncue Steuerapparat functionirte
vortrefflich, und während der Fahrt schleuderte
der Luftschiffer Schein-Torpedos auf vorüber-
iahrendc Schisfe, um die Nützlichkeit seiueS
Ballons sür kriegerische Zwecke zu demonstriren,
A»i Freilag Morgen 6 Uhr 15 Minuleii kaiii
der „Torpilleur" unweit London nieder, Die
höchfteHöhe, die erreicht wurde, war 3600 Fuß,
nnd die niedrigste Temperatnr, die verzeichnet
wurdc, 7 Grad Eentigrade, L'hoste und
Mangot beabsichtigcu, iu Kurzem eine Ballon-
fahrr vou Chcrbourg uach Norwcgen zu uiiter-
nelimeii.
Meck!envnrgische Nachrichten.
Roftork, 3. Aug. Nachdem der „Verein
zur Unterstütziing hnlfsbedürftiger
Predigertöchter in Mecklenburtz-Schwerin"
die Bestätigung und die Rechle einer juristi-
schen Persou erlaugl hat, veröffeiitlicht dcr der-
zeitigc, oherbischöflich bestätigte Vorstand des
Vcreins die „Grundleglichcn Bestimmiiugcn"
des Bereins. Nach denselben hat der Vereiu
denZweck, unverheirathetc, varer- und mutterloje,
hülfshedürftige Predigertöchter hiesigen Landes,
welche das 21, Lebensjahr vollendet haben,
je nach dcm Grade ihrer Hülfsbcdürftigkett
in haarem Gelde zu unterstlltzen, auch wenn
die verstorbenen Väter derselben nichl Mit-
glieder des Vereins waren. Mitglied des Ber-
'einS ist jeder Geistliche der Landeskirche, wel-
cher sich zn einem jcihrlichen Beitrage von 5
verpflichtct, Auf Leistung dieses Jahresbei-
beitrags ist die Haftpslicht der Milgljeder be-
schränkt, Die Mitgliedschaft erlischt ohne An-
sprücke an die Cane durch Anzeige des Aus-
tritks aus dem Verciu bei dem Vorstaude
desselbeii oder durch Berweigerung des Bei-
rrags, Zwecks Unterstützung der vom Vereins-
vorsrande dazu bestiiumteii Persoueu koliimeu
80 von hundert der Jahresbeiträge und die
Ziusen des Bereinsvermögens zur Ber-
theitung, Zwanzig von hundert der Jahres-
beiträgc, sowie die sonstigeii Ziiwenduiigen
werdeu, wenn nicht die Geber anders
bestimmen, zu einem vom Borstande sicher
und zinsbar zu belegenden VereinSvermögen
verwandt. Die Verwaltung des Bereius gc-
schieht unentgeltlich durch einen aus drei Mit-
gliedern bestehenden Borstand, der von der
Hauptversammlung gewählt und vom Großh.
Öbeikirchcnrathe be,tätigt wird, Alle zwei
Jahre scheidet ein Mitglied deö Voritandes
aus, doch ist die Wiederwahl gestattet, Der
Borstand beftimmt alljährlich auf Grund der
nachgewiesenen und von ihm erkundeten Ver-
mögensverhältnisse die zu unterstützenden Per-
sonen,sowicdieHöhe derUnlerstützung. Erberuft
dic.Hauptversammluiig mindcstens alle 2 Jabre,
leitet dieselbe und erstattet ihr einen Geschäfts-
bericht mit Vorlegung der Jahresrechnungen.
Die Hauptversammlung besteht aus sämnil-
licken Mitgliedern des Vereins. Jhr liegt die
Prüsung der Jahresrechnungen, die Entlastung
des Vorstandes aus denselben, sswie seine Er-
gänzung ob. Auch ist sie befugt, durch Be-
fchluß von zwei Dritteln ihrer anwesenden
Mitgtiedcr die „Grundleglichen Bestlmuiun-
gen" der Gescllfchasl abzuändern, Der Verein
hat seinen Sitz und Rechtsstand in Güjtrow,
auch wenn kein Mitglied seiues Vorstandes
dafelbst wohnen sollte. Die „Grnndlcglichen
Bestimniiingen" des Bcrein sowie alle Ab-
änderungen derselben untertiegen der Bestäti-
gung des Oberkirchenraths,
Der Referendar Hans Sachse hieselbst hat
auf Grund einer Arbeit „Die römisch-rechtlichen
Grundsätze über das Pfandprivileg wegen
vsi'8io iu ram und die Ziffer 7 des 8 41 der
deutschen Rcicksconcursordnung" und nach
stattgehabtem Colloquium am Mittwoch voriger
Wocke von der juristischen Facultät der
Universität Jena die Würde eines Doctors
iitrünscxiia suris erhatten, (M, A.)
Wie dic „M, Z." hört, hal die Meckl. Hhpo-
theken- und Wechselbank zu Schwerin die durck
die Anmeldungen zur Converlirung nicht ab-
sorbirien Stücke der 3'/sProcentigen mecklen-
burgischen consolidirten Anleihe sest
ilbernommen und beabsichtiat, das Papier an
der Berliner Börse einzuführen. Dcr Termin
für die Anmeldung zum llmtausch der Schuld-
verschreibungen der drei zum 2. Jan. bezw.
Ant. 1887 gekündigten Anleihen gegen die neue
cousolidirte Anleihe ist bekanntlich am 24, v M,
abgelaufen, Die letztere ist auf den Betrag
von 12 Miltionen Mark festgesetzt; wie viel von
diesem Betrage die Jnhaber der gekündigten
Schuldverschreibungen zum Umtausch an-
gemeldet haben, darüber verlautet noch nichls,
Nach der Fremdeutiste von Boltenhagen
sind seit dem 28, v. M. 38 Perscmen hin-
zugekommen, so daß die Gesammtzahl der
Fremden sich nunmehr auf 735 Personen
beläust,
Rostock, 3, Aug, Unter der Ueberschrist
„Eiu Au lodidakt" geben die „Meckl, Landes-
nachr," Mittheilungen über den Lebensgang
und die wissenschaftlichen Arbeiten eines
Mecklenburgers, der in seinem Heiinathlande
zuletzt als Lehrer am Gyninasium zu Wismar
(1873--1881) thätig war und seit Ostern 1881
in gleicher Eigenschaft am Gymnasium zu
Hagen in Westfalen wirkt: des vr, Johann
Hermann Heinrich Schmidt, Wir ent-
nehmen dem Artikel Folgendes: Der Genannte
wurde am 28, Jan, 1834 zu Gadebusch ge-
boren. Seinc Eltcrn gehörleu dem Arbeitcr-
stande an und waren, als er nach seiuer Con-
sirmation die städtische Bolksschule verlasseu
hatte, in deren erster Classe der mit leichker
ÄuffassunaSgabe uud außergewöhnlichcni Ge-
dächtniß beschenkte Knabe vier Iahre hatte
zubringen müssen, nicht in der Lage, seinem
Talente durch den Besuch einer höheren Schule
die entsprechende Nahrung zu verschaffen, Sie
gaben ihn bei eineni Handwcrker in die Lehre,
Obgleich er nuu für diesen fast dcu ganzen
Tag hindurch arbeiten mußte, fand er doch durch
Äusnutzung der wenigen freien Augenblicke und
durch Verkürzung des Schlafes so viel Zeit,
daß er sich aus entliehmen Büchern einige
skeiilitnisse in fremden Sprachen, in der Ge-
schichte und der Mathematik aneiguete, Als er
sich auf jene Weise ein uach seiner Meinung
hinlängliches Wissen erworben hatte, um in eine
von seinen Jahren nicht allzu weit abstehende
Gymnasialclasse aufgenonimen zu werden,
verließ er, mit den geringcn Ersparnissen
und einem Von Gönnern ausgebrachten Zu-
schuß ausgerüstet, seine Vaterstadt und ging
nach Schwerin, wo ihn der Director des Gymna-
siunis vr, Wex in dic Obertertia aufnahni,
Nach Halbjährigem Bcsnch dieser Claffe konnte
er schon m die Secunda versetzt werden, in
welcher er noch ein Jahr zubrachte und beson-
ders durch den Physikunterrichl des damaligen
Oberlehrers, jetzigen Geh. Ministerialraths Vr,
Dippc reiche Anregung erfuhr, Dann licß
er sich durch das Zureden seiner nach Amerika
ausgewanderten Brüder bestimmeii, ihnen dort-
hin zu folgen, wo ihm dic Hoffnung gemacht
wnrde, seineÄildung sorgenfreier abzuschließen
und sein Talent beffer zu verwerthen, Diese
Hofsnung sollle aber fehlschlagen, car verdiente
zwar Anfangs als Lehrer seinen Unterhalk,
mußte jedoch bald in Folge der Unbeständig-
keit aller dortigen Berhältnisse zu Karst und
Hacke greifen und lange Zeir hindurch als
Tagelöhner sauer crworbenes Brod cffen,
Doch zva er von seinem zweijährigen Ausent-
halt in Amerika reichen Gcwinn fiirHerz nnd
Kopf. Als eiu anfnierksamer Beobachler dcr
Natur ging er ihren Spuren nach, wo er sie traf,
und suchte jene selbst im kleinsteii Käfer zu
ergründen, Auck wnrde ihni hier Gelegenheit
zu lebendiger Beobachtung der Sprache und
Sitten von Ausländern: Engländern, Schotten,
Jrländern, Negern nnd Chinesen, geboten;
insbesondere legtc er den Grund zu ciner ge-
diegenen Kenntniß des Englischcn, Als er so-
viel erfpart hatte, uin die Heimreise nach
Dentschland bestreiten zu kiinnen, wandlc er
dem Lande seiner Hoffiiungen dcn Riicken,
Nicht an Gliicksgüteru, wohl aber an Er-
fahrungen und Sprachkeuntnissen rcicher, langte
er wieder in Gadebusch an, wo er Privat-
stunden zu ertheilen begann, Bald siedelte er
von dort nach Goldberg, einer für Privat-
unterricht ergiebigeren Stadt über, Dancben
war er unablcissig um seine weitere Ausbildung,
hauptsächlich in den alten Sprachen, beniühl
und erreichte auf autodidaktischem Wege einen
solchen Grad von Kenntnissen, daß er Michaelis
1866 vor dem Rostocker Gymnasium als Ex-
lraneus das Abitiirieiiten-Exanien mit der
Censur „II mit rühmticher Auszeichnung" be-
stand, Auch unterzog er sich unmittelbar dar-
aus der Prüfung oer Rostocker philosophischcn
Facultät für die Doctorwürde, und bestand
auch diese Prüfung rühmlich, Nicht lange da-
nack gab er jeinePrivarschule auf und ließsich
als Studenl der Philologie bei der Rostocker
Universitäi inimatriculiren, Er hörte biervvn
Mich, 1867—1868 philologische und nütur-
wissenschaftliche Collegia. Schon als Rostocker
Student veröffentlichte er ein von großer Be-
lesenheit in den Dichtungen der alten Griechen
und von nock größcrem Scharfsinii zeugendes
Buch, „die Eurhythmie in den Chorgesiingcn
der Griechen", als ersten Band seiner „Kunst-
formen", an welchem er eine Reihe von Jahren
angestrengt gearbeitet hatte, Jn klirzen
Zwischenräumen folgten 8 weitere Bände und
ein Leitfaden in der Rhythmik und Metrik
der Classischen Sprachen für Schulen.
Michaelis 1868 ging er nach Berlin, meldete
lich dort zuni Exainen pro kaoiiltats ckoosncki
in deu philologischen Wissenschasten, welches er
iin Januar 1869 bestand, und wurde darauf
zunächst interimistisch, seit Ostern desselben
Jahres definitiv beim Königlichen Wilhelms-
Gymnasiuni angestellt, Jn dieser Zeit erschien
der zweite Band seiner „Kunstformen", Ein
halbes Jahr danach wurde er als ordenllicher
Lehrer an das Gyninasium zu Husum be-
rufen, wo er vorzugsweise den sranzösischen
und englischen Unterricht in dcn oberen Classen
zu ertheilen hatte und den dritten und vierten
Band seiner „Kunstformen" ausarbeitete, Hier
weilte er 4 Jahre, bis er vom Rathe dcr
Stadt Wismar zum ordentlichen Lehrer der
großen Stadtschule erwählt ward, Nunmehr
uuterrichtete er hauptsächlich im Griechischen
und Lateinischen, Außer dem Ordinariate der
Tertia (später Obertertia) nnd dcm daniit ver-
bundeneii Unterrichte in den alten Sprachen
versah er den naturwiffeiischaftlichen Uuterricht
in dieser Claffe und sührte die Primaner in
die griechischen Dichter, sowie in die philosophi-
scheii uud rhetorischen Schriften des Cicero
eni; auch lag ihm dic Correctur der lateinischen
Aufsätze und Exercitien in Prima ob, Daneben
lehrte er an einer höheren Töchkerschule deutsche
Litcratur und fand doch noch so Viel Muße,
ein Werk über „Synonymik der griechischen
Sprache" (Leipzig, Teubner. 1876 — 1879,
3 Bcinde) zu schreiben. Zu Ostern 1881 wurde
er als erster Oberlehrer an das Gymnastum
zu Hagen berufen, das um die bis dahm
fehlende Prima erweitert iverden sollte; er war
dazu ausersehen worden, diese Claffe einzu-
ricklen. Mit dem Ordinariate der neuen
Claffe des Gymnasiums, welches mit unter
der Leitung des Realghmnasial-Directors
Stahlberg steht, wurde ihm der Unterricht im
Griechischen, Lateinischen und Deutschen zu-
gewiesen. Die ihm gewordene schwierige Auf-
gabe löste er glänzend. Jm Sommer 1882
wurde die neugebildete Prima schon von
24 Schülern besucht, Das erste Abilurienlen-
Examen bestanden Ostern 1883 elf Ober-
primaner, Die Anerkeunung von Seiten der
vorgesetzten Behörden blieb nicht aus: Schmidt
wurde vor einigen Wochen der Character eines
Profcffors verlieben,
* Nostock. 3, August, Von morgeii ab
werden zur Orientiruuq für die Dampfschiffe
von Beginn der Dunkelheit bis 12Uhr Nachts
auf den Pfählen 14, 19 und 20 der Unter-
warnow wiederum Laternen hrennen,
(Vgl, Anitl, Bekanntmachunqen der Stadt
Rostock.)
Am Donnerstag j)kachmiltag um 4 Uhr
findet auf der Werfte der Rostocker Actien-
Gesellschafl für Schiff- und Ma-
ickinenbau der Stapellauf eines fiir Ham-
burger Rechuung erbauten eisernen Segel-
sckiffes statt, des größten Schiffes, welches
bisher auf Rostocker Werfteu gebaut ist.
dic lctzte Jahres-
Mittheiluug eines
Cafsirers schloß.
aufgestellten Mo-
erledigt, die Er-
zweite . ... ... __ ....
Leben zu rufen, Preise für die Sieger beim
Segeln und Rudern sollen unter der Bade-
gesellschaft zusammengebracht werden, Es soll
die beste Aussicht vorhanden sein, daß das
Project ins Leben tritt,
Rostock, 3, Aug. (Eingesand t.) Der
Dampfer „Graf Mottke" beabsichtigl dem
Bernehmen nach am Donnerstag eine Seetour
nach Wustrow einzulegen, Die Pforten des
Himmels, welche sich zum Berdruß derFerien-
Reisenden sehr oft erschlicßen und manche Tour
zu nichte machen, werden hoffentlich diesnial
dem Unternehmen hold sein. Wcun die Sonne
mit ihrem Glanze die Fahrt begleitet, so kann
es eine sehr hiibsche und wohlthuende Fahrt
werden,
Giistrow, 1, Aug, Nach der „M, Z," ist
der Gymnasialdirector Or, Raspe zu Mi-
chaelis d, I, pensionirl, An seine Stelle tritt
demVernehmen nachOberlehrer vi-.Fritzsche
hiesclbst, Auch der Abgang des Oberlehrers
Vermehren von der hiesigenDoinschule steht
zu Michaelis d, I, bevor,
^ Waren, 1, Aug, Jn der gestrigen,
Vcrsammlung des hicsigen Vorschuß-Ver-
eius berichtete der Dcputirte übcr den Ver-
bandstag zu Röbel, Die Qnartalbilanz er-
giebt cinen Caffenbestaud von 14 463,47 „/ö und
eine Abschlußsumme von 797 159,15 „E, der
Zinsfuß für Vorschiiffe ist von heute ab auf
5 pCt, herabgefetzt,
Q Teterow, 3. Aug, Die gestrige Haupt-
vcrsaniniluiig der sreiwilligenFeuerwehr
wurde vom Hauptmanu Th. Strutz eröffnet.
Zuncichst wurde die Präsenzliste festgestellt.
§s hatten sich zu der Versannnlung auch
diejenigen Mitglieder eingefunden, welche den
Kaufmann Libnau zu ihrem Hauptniann er-
wjihlt haben, Diese forderte der Hauptinann
auf, das Local zu vcrlassen, was ohne Wider-
spruch geschah, Sodann verlas der Cassirer
den Revisionsbericht über
rechnung, woran sich die
Rechenschaftsberichts des
Die ini Revisionsbericht
nituren sind zuni Theil
ledigung der noch bestehenden wird vom
Hastptmann verheißen. Herr Senator
Engelhardl machte noch darauf aufmerkiäm,
daß in der Rechnnng zur Amortisalion dcs
znventarwcrthes 2 pCt, des letztjährigen
Werlhes abgeschrieben seien, Dieses Verfahren
sei nichl correcl: vielmehr habe die Abschreibung
vom ursprünglichen Werlh des Jnventars zu
geschehen, Es empfekle sich Vielleicht, jetzl eine
Jnvcntur ailfziiiichmen, um daS Bereins-
vermögen genau festzustellen, — Dec Haupt-
nianu thcille hierauf mit, daß dcr Vorstand
den Obersteiger Sievert zum Delegirten fiir
den Verbaudütag in Parchim erwählt babe,
uiid daß dicscin dic nothwendigen Auslagcn cr-
stattet werden sollten, Es folgte die Berathung
über Abünderung des Vereinsstatuts bezüglich
der Bestininiungen über die Zusammensetzung
des Vorstandes und den Modus seiner
Wahl, Bisher bestaiid der Vorstand aus
den drci Führern (Hauptmann, Unterhaupk-
mann und Obersteiger) und vier activen
Mitgliedcru, Der Vorschlag des Borstnndes
ging dahin, daß eineö dieser letzteren vier
Vorstandsniitglieder auch aus dcn Feuer-
wehrfreunden gcwählt werden könne, Die
Versammlung stinimt diesem Vorschlage zu.
Weiter wurde vorgeschlagen, daß der Vorstand
nickt wie biSher alljährlich, sondern daß drci
Führcr auf 3 Jahre, die vier übrigcn Vorstands-
mitglieder auf 2 Jahre gewählt werden, so daß
in jedem Jahre ein Führer und zwei sonstige
Vorstaiidsniilgtieder iii wählen siud, Das erste
Mal solle das Loos bestimmeu, wer ausfcheide,
Äuch dieser Borschlag wurde ohne Widerspruch
angenommen und zwar mit dem Zusatzc, daß
die Ausgcschiedeiien wieder wählbar sind, — Unter
den ausgetreleuen resp, ausgeschiedenen Mit-
gliedcrn befinden sich zweiVorstandsniitgliedcr: cs
vcrnothwendigen sich darum Ersatzwahlen, Diese
sielen auf dcn Senator Engelhardt als
Feuerwehrfreund und auf den Kamerad
Lindstaedt sür die Zcit bis Neujahr 1888,
Schließlich überreichte der Hauplnianii dem
Wasserzusiihrer Rufsow für 15jährige Dienst-
zeit die silbcrne Medaille und eiu kunstvoll
ausgeführtcs Diplom, — Die Bersanimlung
war von clwa 30 Personen besucht. Der
Verein zählt jetzt 25 active Mitglicder und 39
Feuerwehrfreunde, welche letztere einen Beitrag
von jährlich 6 .// zahlen,
—8, Stavcnhagcn, 2, Aug, Heute Bor-
mittag war der Termin für die Verpachtung
der Chausseeaeld-Hebestelle zu Ritzerow an
der Rostock-Neubrandenburger Chaussee, Die
Berpachtung sollte auf unbestimmte Zeit vom
1, Oclober d, I, an stattfinden, Die bisherigc
Pacht betrug 2070,//. Die dreiMeistbietenden
waren: Jäger König-Zapkendorf, Schmied
. tein-Eldena und Gastwirth Rußdorf-Teterow
mit bezw, 1060, 1050 und 1030 Gö. Die Aus-
wahl unter diesen drci Pcrsoncn blieb noch für
kurze Zeit vorbchalteii,
L, Warin, 2, Aug, Ani letztcn Sonnabcnd
wurde hieselbst das vor dem Mühlenthore
8ub (dii'. 177 belegene Gastwirth Wendt'sche
Hausgrundstück im Zwangsversteigerungs-Ber-
fahren vom Amtsgerichl ösfentlich nieistbielend
verkäuft. Das Grundstück, welches bisher iqil
einer Hypothekenschuld von 15 800 ^// belastet
war, wurde einem der Hypothekengläubiger,
Herrn Qbfthändler Weger aus Freienwalde a. O.
fiir deu Kaufpreis vou 9500 zugeschlagen.
Frievland, 1. Aug, Gestern Vormittag
fand auf dem Hagedorn hieselbst bei schönem
Wetter der angekündigte Remontemarkt
statt, Es waren wohl gegen 30—40 Füllen
angetrieben, Von diesen wurden jedoch nur
2 ausgcsucht und schließlich von diesen beidcn
nur eins sür ca, 600—700 „// von der Com
mission angekauft, (M. T.)
Woldegk, 1, Aug. Gestern feierte Herr
Or. Otto Witte küerselbst sein 25jähriges
Arztjubiläuni. Jm Laufe des Vormitlaas er
schien außer anderen Gratulanteu auch eine
Deputation und überrcichte im Austrage der
Eeuude des Zubitars cm 'werthvoües stlbernes
Eßbefteck, Der Kriegerverein, deffen Mitglied
Herr I)r. W, nt, marjchirte IN Wehr und
Waffe, mit Mustk und wehender Jahne auf,
um ebenfalls jemen Glückwunsch darzubringen,
Äm Nachmittag vereinigte sich eine größere
-i'- cinein Festessen auf dem
Rathskeller, (M. Z.)
Telegraphische Nachrichten.
" Heidelberg, 3,Aug„ Vorm, (Telegr.
Dev. d. „Roftocker Ztg. ) Der deutsche
Kronprinz kras heute Morgen um 8 Uhr mit-
telst Extrazuges vou Bayreuth hier ein und
wurde am Bahnhofe von dem Großherzog,
dem Prinzen Ludwig Wilhelm, dem comman-
direnden General v, Obernitz, dem Gesandcen
v, Eisendecher, dem gesammten Großherzog-
lichen Hofstaate, dem Prorector an der Spitze
des engercn Senats, deni gesammten Stadt-
rath und den Spitzen der Civil- und Militär-
behördeu empfangen. Nach der herzlichsten Be-
grüßung des Großherzogs schritt der Kron-
prinz, welcher die Uniform seinesschlesischen Dra-
gonerregiments mit dem Badischen Hausorden
angelegt hatte, die als Ehrenwache aufgestellte
8. Compagnie des 2. badischen Grenadier-
Regiments Nr, 110 ab und gab bei der dar-
auf folgenden Vorstellung der Anwesenden dem
Prorector Bekker gegenüber seiner Freude
Ausdruck, vom Kaiser hierher gesandt zu sein.
Jedes einzelne Senatsmitglied ward mir der
huldreichsten Ansprache Seitens des Kron-
Prinzeu und des Großherzogs mil Händedruck
begrüßt, Der Letztere erwiderte auf den Dank
dcr mit Rangerhöhung oder Ordcnsdeco-
rationen Ausgezeichneten auf das Huldreichste,
Die beiden Bürgermeistcr Or. Witckens und
vr. Walz wurden voni Kronprinzen in
Unterhaltung gezogen, Nach viertelstündi-
gem Aufenthalt bestiegen der Kronprinz,
der Großherzog und Priuz Ludwig die
offenen Großherzoglichen Equipagen, denen
Spitzreiter voraufritten, und begaben sich durch
die dichten Zuschauerniassen, von begeistertem
Hochrufen begleitet, nach dem Großherzoglichen
Palais, woselbst der Kronprinz Absteigequarrier
genommen hat.
* Heidelberg, 3, Aug (Tel. Dep. d.
„Rostocker Ztg.") Nach dem Festgottesdienst
in der Heiligeugeistkirche fand Festact in der
Aula statt, bei welchem der Großherzog und
der Kronprinz Reden hielten, Der Kronprinz
entbot Gruß und Glückwünsche des Kaisers,
erinnerte an die ruhmreiche Geschichte und die
wechselvollen Schicksale der Hochschule im
Kampfe um Glaubensrecht und Forschungs-
recht, Um so glänzender strahle ihr Ehren-
schild jetzt in der Sonne des einigen Bater-
landes. Die Erinnerung an die große Stunde,
wo der Großherzog als Erster dem Fürsten
unseres sieghaften Bolkes mit deni Namen des
Kaisers gchuldigt, sei bedculsam für die gegen-
wärtige Feier, Das Voranschreiten mit einem
großen und guten Entschlusse sei das Anrech:
des Zähringer Hauses und dieser ruhmvollen
Universität, welche immer befkiffen gewesen sei,
die geistigen und sitklichen Bedingungen der
Wiedergeburt des deutschen Bolksthums zu
pflegeu, Deutsche aller Gauen hätten sich hier
als Söhne eines Vaterlandes wiedererkannt;
der Sohn des Nordens lernte den Sohn des
Südens als Bruder lieben, uni heimgekehrt den
Glauben an die Volksgeineinfchaft auszubreilen,
der jetzt unsere Stärke sei. Nach der nunmehr
gewonnenen Einigung gelte es, die friiheren
Tugendcu zu bewahren: je höhere Gipfel in
dcr Wissenschaft und dem geschichtlichen Leben
erstiegen seien, desto größerer Besonnenheit und
Selbstverleirgnung bediirse es. Lehrer und
Lehrende möchten an der Wissenschaft im Leben
festhalten, an Wahrhaftigkeit, strenger geistiger
Zuchl und Förderung des Brudersinnes, damit
aus dem Geiste des Freimuths und derFried-
fertigke.it Kraft erwachse, nm die Lebensformen
unseres Bolksthums gedeihlich auszubilden.
Heidclberg als der ältcstcn eine untcr den
Ilniversitäten möge au Thatkrast die jüngjte
bleibeii.
* Heidelberg,3.Aug.,j)lächm. (Tel. Dev.
d. „Rostocker Ztg.") Der Festact in der
Aulg begann und schloß mit Musik. Der
Großherzog, von den Würdenträgern der Ilni-
versität umgeben, die gekreuzten Scepler vor
sich, jäß auf der Estrade. Neben der Groß-
herzogin saß der Kronprinz. Zunüchst verlas
der Großherzog seine Anrede, daran schloß sich
die Rede des Kronprinzen, worauf Prorector
Bekker antwortele. Weitere Ansprachen Hielten
der Cullusniinister Nokk, der Kamiilerpräsident
Lamey, der päpstliche Abgeordnete Stevenson,
Professor Zeller (Berlin) Namens der deutscken
Universitäten, Zeller (Paris) Namens der aus-
ländischen Universitäten,
* Bayreuth, 2. Aug,, Abends, Se, K
und K. H, der Kronprinz ist mit I, K. H. der
Prinzessin Victoria heute Abend sofort nach
Beendigung der Parsifal-Auffuhrung wieder
abgereijt, Der Weg vom Thcaler bis zum
Bahnhof war electrisch beleuchtet und von
einer zahlreichen Menfchennienge besetzt, welche
dem Kronprinzen enthustastische Ovationen
darbrachle, Beini Abschiede sprach der Kron-
priuz dem Bürgermcister Muncker geaenüber
seine große Zufriedenheit über den ihm be-
reiteten Enipjang, sowie über die vollendete
Aufführung deS „Parsifal" aus,
* Babreuth, 3, Aug, (Tel. Dep. d.
„Rostockcr Ztg.") Die Beerdigung der
Leiche Franz Liszt's erfolgte heute Bormittag
um 10 Uhr unter Theilnahme zahlreicher
hiesiger und auswärtiger Leidtragenden, Der
Kronprinz ließ gestern Abend vor seiner Ab-
reiie eineu Kranz für Liszt's Grab in der
Villa Wahnfried abgeben,
* Wien, 2, Aug„ Abends, Am 7, d, triit
der Preffe" zufolge im Handelsministerium
eine Conserenz von Bertretern der Ministerien
der Justiz, des Ackerbaues und des Handets
zusamnien, um über deu vomHandelsministeriuni
'ausgearbeiteten Entwurf eines Markenschutz'
gesetzes zu berathen.
der Kammerlribiine enlschieden abgeleugnek, datz
er feine Ernennung dem Herzog von Aumale
verdanke, Man sprach seither von einem
Briefe Boulanger's an den Herzog, welchcr
dieser Erklarung widerspreche; der General hal
den Brief durch die befreundcten Blättcr für
apokryph crklären lassen, Nun bringen hente
jene royalistischen Blätter folgenden Auszug
aus dem Kammerbericht voni 18, Juli 1886,
auf den sie vergleichend einen Brief des
?riegsministers Boulanger vom Mai 1880
olgen lasfen: „Abgeordnetenhaus. Sitzung
'vm 13, Juli 1886. Kricgsminister: Man
ordert mich auf nichl zu antworten: aber ich
ann mich nicht enthalten, dem ehrenwerthen
Anterbrecher, den ich nicht kenne und welcher
behauptet, der Herzog von Aumale habe mich
zum General aemacht, zu entgeanen, — Herzog
von Larochefoucauld - Bifaccia: Jch
habe es gesagt, — Kriegsminister: Jch
wurde zuni General ernannt, als der General
Wolff das 7, Armeecorps befehligte und
General Farre Kriegsminister war, Jch sehe
also nicht, was der Herzog von Aumale bei
meiner Ernennung zu thun gehabt hälte,"
s„Journal officiel" vom 14. Juli, M§. 1481,
Spalte 1.)
„7. Armeecorps 18. Division 25. Brigade
133. Jnfanterieregiment. DerOberst. Bellah,
8. Mai 1880. Monseigneur! Sie sind es,
der Sie meine Beförderung zum Vorschlag ge-
bracht haben: Jhnen danke ich meine Er-
nennung. Daher bitte ich Sie, bis es mir
vergönnt sein wird, Jhnen mündlich bei meiner
ersten Reise nach Paris meinen lebhaften
Dank darzubringen, den Ausdruck desselben ge-
nehmigen zu wollen. Jch werde jeder Zeil
stolz sein, unter einem Führer wie Sie gedient
zu haben, und gesegnel wäre der Tag, der
mich unter Jhr Commando zurückberiefe. Ge-
ruhen Sie, Monseigneur, die Versicherung
meiner tiefsten und ehrerbietigsten Hingebung
entgegennehmen M wollen. General Bou-
langer, An Monseigneur Herzog von
Aumale in Paris."
Das „Journal des Bruxelles" hatte schon
vor einchen Tagen einen Brief veröffenllicht,
dessen Sinn mit dem des oben stehenden
gleich bedeutend war, im Wortlaute aber da-
von abwich, Fast hat es nun den Anschein,
als ob dies uur gescheheu wäre, damil die
republikanische Pariser Blätter den Brief
dementirten und der ursprüngliche Text danu
um so wirksamer an's Lichl ^ezogen werden
könnte, So muß man wenigslcns aus einer
Note schließen, welche ihm im „Solcil" so-
Wohl als im „Figaro", im „Gaulois" und so-
gar im „Journal des Debats" übereinstininicnd
als Einleitung dient,
Rutzland und Polen.
Petersburg, 81, Juli, Der „N, Fr,
Presse" wird berichtel: Von glaubwürdiger
Seire verlautet, daß Herr v, Giers seiue
Villa in Oranienbauni keineufalls früher als
in der letzten Woche Juli alten Stils verlassen
werde, Die Verzögerung der Abreise des
Ministers in das Äusland auf die Vorbereitung
für die Hochzeit feiner Tochler zuriickzuführen,
sei kaum richtig, da der Antritt der Reise des
Ministers ausjchließlich von der politischen
Situation abhängt, die augenblicklich den
Besuch des Herrn v. Giers bei deni Fürstcn
Bismarck nicht geeignet erscheinen lästt.
Dessenungeachtet wird die Erhaltung von
sreundschaftlichen Beziehungen zwischen Ruß-
land und Deutschland nicht im Geringsten bc-
zweifelt: nur wiinsche das Petersburger Cabinet
irgend welche Garantie, daß Deutschland die
Freundschaft Rußlayd nicht wic bisher zu dessen
Nachtheil auSnützen werde, Ob in dieser Be-
ziehung schon eine Uebereinkunst erzielt, ist un-
oekannt, doch könne in jedem Falle von einem
sestereu Aneinanderschluß beiderNachbarstaatcn
nur auf iolcher Basis die Rede sein,
Holland.
Amfterdam, 30. Juli. Die Gefänguisse
sind mit Verhafteten llberfüllt und noch jeden
Tag werden ueue Vcrhaftungen vorgenommen,
der bedeulendste Fang aber, den man gemacht
hat, ist jedenfalls die Verhaftung Fortuyns,
des Anführers der Socialdemokraten in Amster-
dam und unstreitig des einflußreichsten und
verwegensten Mitgliedes der Umsturzpartei
neben Nieuwenhuis. Gestern Morgcn wurde
ein Flugblatt, auf dem der Name des Druckers
nichb angegeben war, in verschiedeuen Straßen,
besonders im Jordaan verbreitet, in welchem
die aufrührerische Bevölkerung wegen der
lZüchtigung", welche sie am Sonntag den
Polizisten hatte angedeihen lassen, belobt und
zum weiteren Widerstand aufgefordert wurde,
Wobci es au dcn hergebrachten Ausfällen gegen
das Militär und die städtischen Behörden nicht
fehlte, Der Verdacht richtete sich alsbald auf
Fortuyn, da in dem Flugblatt verschiedene
Ausdrücke und Sätze vorkamen, die er früher
schon in dem Blatte „Recht für Alle" gebraucht
hatte. Er soll auch bereits ununiwunden seine
Thal eingestanden haben, die ihm die verdiente
Strafe einbringen und ihn wohl auf längere
Zeil unschädlich machen wird. Die für Sonn-
tag von der Amsterdamer Abrhcilung der So-
cialistenliga angeküiidigte Bolksversammlimg ist
untersagt wordeu,
Bermischtes.
„ Das Cart Stangen' sche Reise -
Bureau, Berlin M,, Leipzigerstraße 24,
aiebt jetzt feinc Reiseprojecte in verändertcr
Form und zwar iu Quartheften mit reichen
Jllustrationen heraus. Es liegen uns die
sauber ausgestatteten Hefte I und II vor, dic
socben ausgegeben worden sind. Heftl enthält
Programnie für die nächsten Reisen nach
Spanien und Ostindien, welche in diesem
Herhst angetreten werden sollen, und Heft II
eine Zusammenstellung von allen Reisetouren,
welche Slangen's Bureau alljährlich unter-
nimmt. Aus einer Stalistik in diesem Heft
ersehen wir, daß von dem Bureau bis jetzl
schon 241 größere Gesellschaflsreisen nach dem
Auslande wirklich ausgeführt worden sind, eine
rmmerhin stattliche Zahl, darunter 2 um die
Erde, 2 nach Ostindien, 2 nach Amerika,
64 nach dem Orient, 64 nach Jtalien, 58 nach
Frankreich, 9 nach England, 12 nach Spanien,
28 nach Skandinavien, und aus den 3 Seiten
füllenden Referenzen neueren und älteren
Datums aeht hervor, daß die Reisen auch znr
Zufriedenyeil ausgeführt wordeu sind, Die
Prospecte werden auf Verlangen gratis verfandt,
Ein schwerer Unglücksfall hat sich
am Sonnabend in Berlin auf der von der
Dampfbahn befahrenen Strecke Zoologischer
Garten - Grunewald zugetragen, Als der
Dampfwagen gegen 11 Uhr Abends von
Grunewald kommend den Kurfürstendamm
passirte, versuchte der Führer eines vollbesetzten
Kremsers den Dampfwagen zu überholen, Jn
der Nähe des Gasthoses „Zur Sonne" war
ihm dies auch geluugcn, aber in demselben
Augenblicke trat auch die Katastrophe ein,
Der Dampfwaoen suhr auf den Kremser auf,
drückte ihn zwischen sich und die rcchtsseitige
Bordschwclle des jkurfürstendamiues, ein ent-
setzlicher Angstschrei erfolgte, der Hinterraum
oes.Kremsers war auf den Vorderraum ge-
drängt worden, und unter den Triimmern des
Kremsers sah man schwerverletzte Menschen
liegen. Fünf Personen wurden schwer verletzt,
zwei davon lebensgefährlich, gaben nach wenigen
Stunden bereits ihren Geist auf. Der Kutscher
des Kremsers wurde in weitem Bogen vom
Bock geschleudert. Einem Berichte des „D. T."
entnchmeu wir noch Folgendes: „Ungefähr
zivanzig Familien, namentlich ^Vergolder-
Familieii, hatten am genannten Tage einen
Ausflug nach dem Grunewald uuternommen,
und zwar mittelst emes Kremsers des Fnhr-
herrn Moritz, Lolhringerstraße 45. Bci der
Rückkehr Abends nach 10 Ilhr fnhr der Kutfcher,
trotz des bestehenden Verbots, auf der rechten
Seite des Fahrdamms und auch eiue weitere
Strecke aus den Eisenbahnschienen, Erst als
der Dampfwagen in Sicht kani, bog er aus,
bog aber, ungeachtet der dringendsten Warnun-
gen der Jnsassen des Kremsers, kurz vor dem
Heranbrausen der Maschine über die Schienen,
so daß die letztere den Wagen umwarf uud die
vcrheerendstenVerletzungen anrichtele, Am schwer-
sten verletzt sind der Bergolder Max Weinberg,
wohnhast Wcinbergsweg Nr. 7, dessen Ehefraü,
welche den erlittenen Vcrletzungeu im Elisabeth-
Krankenhause bereits erlegen ist, dic Frau Ver-
golder Hicke, wohnhaft Fürstenbergerstraße 5,
und deren Tochter Frieda; der Letzteren wurden
beide Beine im Oberschenkel abgefahren und
ist sie den Verletzungen auch bereits erlegen.
Ferncr ist schwer verletzt dcr Tischler Obst,
Brunnenstraße 11 wohnhafl, Nach den von
dem Anitsvorsteher Feurig aus Schöneberg an-
gestellten Ermittelungen trifft die Beamten der
Dampfbahn keinerlei Schuld, Auch in einer
uns Von der Kurfürstendammgesellschaft über-
sandten Zuschrift wird behauplet, daß dic
chuld an dem fürchterlichen Unglücksfalle
lediglich dcm Kutschcr des Krcmsers zuzu-
schreiben sei, der trotz eines von der Potizei
erlassenen Berbots die südliche Fahrstraße
des Kurfürstendamms befahrcu und die
Glockensignale des Danipswagens nicht
beachtet habe. Nach dem Nnglücksfallc
wurden von den Jnsassen des Kremsers
die Fenster des Dampfwageus durch Stein-
würfe zertrümmert und der Maschinist über-
fallen und dienstunfähig gemacht. Die Nnter-
suchung des Vorfalles ist auf Antrag der
Dampsbahnverwaltung sofort eingeleitet wor-
den, Auch der Kutscher des Kremsers soll er-
heblich verletzt sein, indem er nach dem Sturz
von dem Wagen noch unter die Hufe der
Pferdc gericlh, Von den Verwandten der Ver-
unglückieii ist bereits dem Stüatsanwalt An-
zeige über dcn Vorfall gemacht worden,"
Zwecks Linderunq deS schweren Nnglücks,
welches die Stadt Schweinsurt uud deren
Nmgegend in Gestalt eines furchtbaren
Nnwetters am 22. Juli heimsuchtc, hat sich
daselbst ein Hilfscomite gebildet, welches einen
Aufruf mit der Bitte um Beiträge für die
armen Leute, deren ganze Ernte zerstört worden
ist, versendet, Der geschäftsleitende Ausschuß
dcs Comites besteht aus den Herren Rechts-
anwalt G. Breitung, Bürgermeister C, von
chultes, Bezirksamtmaiin Ä, Anselm, Bankier
A, Lehnstacdt, Polizeiofsiciant I, C, Kirchner
und Magistratsactuar V, Reuter,
Loudon, 31, Juli, Der französische Luft-
schiffer F,L'hoste stieg amDonnerstagAbend
11' - Uhr in Cherbourg in seinem neuen
Ballon „Le Torpilleur" auf, mit der
Absicht, üher den Canal nach England zu
fliegen. Der Astronom Joseph Mangok
war sein einziger Begleiter, Die Reisc war
eine sehr erfolqreiche, Dcr von L'hosie erfun-
dene ncue Steuerapparat functionirte
vortrefflich, und während der Fahrt schleuderte
der Luftschiffer Schein-Torpedos auf vorüber-
iahrendc Schisfe, um die Nützlichkeit seiueS
Ballons sür kriegerische Zwecke zu demonstriren,
A»i Freilag Morgen 6 Uhr 15 Minuleii kaiii
der „Torpilleur" unweit London nieder, Die
höchfteHöhe, die erreicht wurde, war 3600 Fuß,
nnd die niedrigste Temperatnr, die verzeichnet
wurdc, 7 Grad Eentigrade, L'hoste und
Mangot beabsichtigcu, iu Kurzem eine Ballon-
fahrr vou Chcrbourg uach Norwcgen zu uiiter-
nelimeii.
Meck!envnrgische Nachrichten.
Roftork, 3. Aug. Nachdem der „Verein
zur Unterstütziing hnlfsbedürftiger
Predigertöchter in Mecklenburtz-Schwerin"
die Bestätigung und die Rechle einer juristi-
schen Persou erlaugl hat, veröffeiitlicht dcr der-
zeitigc, oherbischöflich bestätigte Vorstand des
Vcreins die „Grundleglichcn Bestimmiiugcn"
des Bereins. Nach denselben hat der Vereiu
denZweck, unverheirathetc, varer- und mutterloje,
hülfshedürftige Predigertöchter hiesigen Landes,
welche das 21, Lebensjahr vollendet haben,
je nach dcm Grade ihrer Hülfsbcdürftigkett
in haarem Gelde zu unterstlltzen, auch wenn
die verstorbenen Väter derselben nichl Mit-
glieder des Vereins waren. Mitglied des Ber-
'einS ist jeder Geistliche der Landeskirche, wel-
cher sich zn einem jcihrlichen Beitrage von 5
verpflichtct, Auf Leistung dieses Jahresbei-
beitrags ist die Haftpslicht der Milgljeder be-
schränkt, Die Mitgliedschaft erlischt ohne An-
sprücke an die Cane durch Anzeige des Aus-
tritks aus dem Verciu bei dem Vorstaude
desselbeii oder durch Berweigerung des Bei-
rrags, Zwecks Unterstützung der vom Vereins-
vorsrande dazu bestiiumteii Persoueu koliimeu
80 von hundert der Jahresbeiträge und die
Ziusen des Bereinsvermögens zur Ber-
theitung, Zwanzig von hundert der Jahres-
beiträgc, sowie die sonstigeii Ziiwenduiigen
werdeu, wenn nicht die Geber anders
bestimmen, zu einem vom Borstande sicher
und zinsbar zu belegenden VereinSvermögen
verwandt. Die Verwaltung des Bereius gc-
schieht unentgeltlich durch einen aus drei Mit-
gliedern bestehenden Borstand, der von der
Hauptversammlung gewählt und vom Großh.
Öbeikirchcnrathe be,tätigt wird, Alle zwei
Jahre scheidet ein Mitglied deö Voritandes
aus, doch ist die Wiederwahl gestattet, Der
Borstand beftimmt alljährlich auf Grund der
nachgewiesenen und von ihm erkundeten Ver-
mögensverhältnisse die zu unterstützenden Per-
sonen,sowicdieHöhe derUnlerstützung. Erberuft
dic.Hauptversammluiig mindcstens alle 2 Jabre,
leitet dieselbe und erstattet ihr einen Geschäfts-
bericht mit Vorlegung der Jahresrechnungen.
Die Hauptversammlung besteht aus sämnil-
licken Mitgliedern des Vereins. Jhr liegt die
Prüsung der Jahresrechnungen, die Entlastung
des Vorstandes aus denselben, sswie seine Er-
gänzung ob. Auch ist sie befugt, durch Be-
fchluß von zwei Dritteln ihrer anwesenden
Mitgtiedcr die „Grundleglichen Bestlmuiun-
gen" der Gescllfchasl abzuändern, Der Verein
hat seinen Sitz und Rechtsstand in Güjtrow,
auch wenn kein Mitglied seiues Vorstandes
dafelbst wohnen sollte. Die „Grnndlcglichen
Bestimniiingen" des Bcrein sowie alle Ab-
änderungen derselben untertiegen der Bestäti-
gung des Oberkirchenraths,
Der Referendar Hans Sachse hieselbst hat
auf Grund einer Arbeit „Die römisch-rechtlichen
Grundsätze über das Pfandprivileg wegen
vsi'8io iu ram und die Ziffer 7 des 8 41 der
deutschen Rcicksconcursordnung" und nach
stattgehabtem Colloquium am Mittwoch voriger
Wocke von der juristischen Facultät der
Universität Jena die Würde eines Doctors
iitrünscxiia suris erhatten, (M, A.)
Wie dic „M, Z." hört, hal die Meckl. Hhpo-
theken- und Wechselbank zu Schwerin die durck
die Anmeldungen zur Converlirung nicht ab-
sorbirien Stücke der 3'/sProcentigen mecklen-
burgischen consolidirten Anleihe sest
ilbernommen und beabsichtiat, das Papier an
der Berliner Börse einzuführen. Dcr Termin
für die Anmeldung zum llmtausch der Schuld-
verschreibungen der drei zum 2. Jan. bezw.
Ant. 1887 gekündigten Anleihen gegen die neue
cousolidirte Anleihe ist bekanntlich am 24, v M,
abgelaufen, Die letztere ist auf den Betrag
von 12 Miltionen Mark festgesetzt; wie viel von
diesem Betrage die Jnhaber der gekündigten
Schuldverschreibungen zum Umtausch an-
gemeldet haben, darüber verlautet noch nichls,
Nach der Fremdeutiste von Boltenhagen
sind seit dem 28, v. M. 38 Perscmen hin-
zugekommen, so daß die Gesammtzahl der
Fremden sich nunmehr auf 735 Personen
beläust,
Rostock, 3, Aug, Unter der Ueberschrist
„Eiu Au lodidakt" geben die „Meckl, Landes-
nachr," Mittheilungen über den Lebensgang
und die wissenschaftlichen Arbeiten eines
Mecklenburgers, der in seinem Heiinathlande
zuletzt als Lehrer am Gyninasium zu Wismar
(1873--1881) thätig war und seit Ostern 1881
in gleicher Eigenschaft am Gymnasium zu
Hagen in Westfalen wirkt: des vr, Johann
Hermann Heinrich Schmidt, Wir ent-
nehmen dem Artikel Folgendes: Der Genannte
wurde am 28, Jan, 1834 zu Gadebusch ge-
boren. Seinc Eltcrn gehörleu dem Arbeitcr-
stande an und waren, als er nach seiuer Con-
sirmation die städtische Bolksschule verlasseu
hatte, in deren erster Classe der mit leichker
ÄuffassunaSgabe uud außergewöhnlichcni Ge-
dächtniß beschenkte Knabe vier Iahre hatte
zubringen müssen, nicht in der Lage, seinem
Talente durch den Besuch einer höheren Schule
die entsprechende Nahrung zu verschaffen, Sie
gaben ihn bei eineni Handwcrker in die Lehre,
Obgleich er nuu für diesen fast dcu ganzen
Tag hindurch arbeiten mußte, fand er doch durch
Äusnutzung der wenigen freien Augenblicke und
durch Verkürzung des Schlafes so viel Zeit,
daß er sich aus entliehmen Büchern einige
skeiilitnisse in fremden Sprachen, in der Ge-
schichte und der Mathematik aneiguete, Als er
sich auf jene Weise ein uach seiner Meinung
hinlängliches Wissen erworben hatte, um in eine
von seinen Jahren nicht allzu weit abstehende
Gymnasialclasse aufgenonimen zu werden,
verließ er, mit den geringcn Ersparnissen
und einem Von Gönnern ausgebrachten Zu-
schuß ausgerüstet, seine Vaterstadt und ging
nach Schwerin, wo ihn der Director des Gymna-
siunis vr, Wex in dic Obertertia aufnahni,
Nach Halbjährigem Bcsnch dieser Claffe konnte
er schon m die Secunda versetzt werden, in
welcher er noch ein Jahr zubrachte und beson-
ders durch den Physikunterrichl des damaligen
Oberlehrers, jetzigen Geh. Ministerialraths Vr,
Dippc reiche Anregung erfuhr, Dann licß
er sich durch das Zureden seiner nach Amerika
ausgewanderten Brüder bestimmeii, ihnen dort-
hin zu folgen, wo ihm dic Hoffnung gemacht
wnrde, seineÄildung sorgenfreier abzuschließen
und sein Talent beffer zu verwerthen, Diese
Hofsnung sollle aber fehlschlagen, car verdiente
zwar Anfangs als Lehrer seinen Unterhalk,
mußte jedoch bald in Folge der Unbeständig-
keit aller dortigen Berhältnisse zu Karst und
Hacke greifen und lange Zeir hindurch als
Tagelöhner sauer crworbenes Brod cffen,
Doch zva er von seinem zweijährigen Ausent-
halt in Amerika reichen Gcwinn fiirHerz nnd
Kopf. Als eiu anfnierksamer Beobachler dcr
Natur ging er ihren Spuren nach, wo er sie traf,
und suchte jene selbst im kleinsteii Käfer zu
ergründen, Auck wnrde ihni hier Gelegenheit
zu lebendiger Beobachtung der Sprache und
Sitten von Ausländern: Engländern, Schotten,
Jrländern, Negern nnd Chinesen, geboten;
insbesondere legtc er den Grund zu ciner ge-
diegenen Kenntniß des Englischcn, Als er so-
viel erfpart hatte, uin die Heimreise nach
Dentschland bestreiten zu kiinnen, wandlc er
dem Lande seiner Hoffiiungen dcn Riicken,
Nicht an Gliicksgüteru, wohl aber an Er-
fahrungen und Sprachkeuntnissen rcicher, langte
er wieder in Gadebusch an, wo er Privat-
stunden zu ertheilen begann, Bald siedelte er
von dort nach Goldberg, einer für Privat-
unterricht ergiebigeren Stadt über, Dancben
war er unablcissig um seine weitere Ausbildung,
hauptsächlich in den alten Sprachen, beniühl
und erreichte auf autodidaktischem Wege einen
solchen Grad von Kenntnissen, daß er Michaelis
1866 vor dem Rostocker Gymnasium als Ex-
lraneus das Abitiirieiiten-Exanien mit der
Censur „II mit rühmticher Auszeichnung" be-
stand, Auch unterzog er sich unmittelbar dar-
aus der Prüfung oer Rostocker philosophischcn
Facultät für die Doctorwürde, und bestand
auch diese Prüfung rühmlich, Nicht lange da-
nack gab er jeinePrivarschule auf und ließsich
als Studenl der Philologie bei der Rostocker
Universitäi inimatriculiren, Er hörte biervvn
Mich, 1867—1868 philologische und nütur-
wissenschaftliche Collegia. Schon als Rostocker
Student veröffentlichte er ein von großer Be-
lesenheit in den Dichtungen der alten Griechen
und von nock größcrem Scharfsinii zeugendes
Buch, „die Eurhythmie in den Chorgesiingcn
der Griechen", als ersten Band seiner „Kunst-
formen", an welchem er eine Reihe von Jahren
angestrengt gearbeitet hatte, Jn klirzen
Zwischenräumen folgten 8 weitere Bände und
ein Leitfaden in der Rhythmik und Metrik
der Classischen Sprachen für Schulen.
Michaelis 1868 ging er nach Berlin, meldete
lich dort zuni Exainen pro kaoiiltats ckoosncki
in deu philologischen Wissenschasten, welches er
iin Januar 1869 bestand, und wurde darauf
zunächst interimistisch, seit Ostern desselben
Jahres definitiv beim Königlichen Wilhelms-
Gymnasiuni angestellt, Jn dieser Zeit erschien
der zweite Band seiner „Kunstformen", Ein
halbes Jahr danach wurde er als ordenllicher
Lehrer an das Gyninasium zu Husum be-
rufen, wo er vorzugsweise den sranzösischen
und englischen Unterricht in dcn oberen Classen
zu ertheilen hatte und den dritten und vierten
Band seiner „Kunstformen" ausarbeitete, Hier
weilte er 4 Jahre, bis er vom Rathe dcr
Stadt Wismar zum ordentlichen Lehrer der
großen Stadtschule erwählt ward, Nunmehr
uuterrichtete er hauptsächlich im Griechischen
und Lateinischen, Außer dem Ordinariate der
Tertia (später Obertertia) nnd dcm daniit ver-
bundeneii Unterrichte in den alten Sprachen
versah er den naturwiffeiischaftlichen Uuterricht
in dieser Claffe und sührte die Primaner in
die griechischen Dichter, sowie in die philosophi-
scheii uud rhetorischen Schriften des Cicero
eni; auch lag ihm dic Correctur der lateinischen
Aufsätze und Exercitien in Prima ob, Daneben
lehrte er an einer höheren Töchkerschule deutsche
Litcratur und fand doch noch so Viel Muße,
ein Werk über „Synonymik der griechischen
Sprache" (Leipzig, Teubner. 1876 — 1879,
3 Bcinde) zu schreiben. Zu Ostern 1881 wurde
er als erster Oberlehrer an das Gymnastum
zu Hagen berufen, das um die bis dahm
fehlende Prima erweitert iverden sollte; er war
dazu ausersehen worden, diese Claffe einzu-
ricklen. Mit dem Ordinariate der neuen
Claffe des Gymnasiums, welches mit unter
der Leitung des Realghmnasial-Directors
Stahlberg steht, wurde ihm der Unterricht im
Griechischen, Lateinischen und Deutschen zu-
gewiesen. Die ihm gewordene schwierige Auf-
gabe löste er glänzend. Jm Sommer 1882
wurde die neugebildete Prima schon von
24 Schülern besucht, Das erste Abilurienlen-
Examen bestanden Ostern 1883 elf Ober-
primaner, Die Anerkeunung von Seiten der
vorgesetzten Behörden blieb nicht aus: Schmidt
wurde vor einigen Wochen der Character eines
Profcffors verlieben,
* Nostock. 3, August, Von morgeii ab
werden zur Orientiruuq für die Dampfschiffe
von Beginn der Dunkelheit bis 12Uhr Nachts
auf den Pfählen 14, 19 und 20 der Unter-
warnow wiederum Laternen hrennen,
(Vgl, Anitl, Bekanntmachunqen der Stadt
Rostock.)
Am Donnerstag j)kachmiltag um 4 Uhr
findet auf der Werfte der Rostocker Actien-
Gesellschafl für Schiff- und Ma-
ickinenbau der Stapellauf eines fiir Ham-
burger Rechuung erbauten eisernen Segel-
sckiffes statt, des größten Schiffes, welches
bisher auf Rostocker Werfteu gebaut ist.
dic lctzte Jahres-
Mittheiluug eines
Cafsirers schloß.
aufgestellten Mo-
erledigt, die Er-
zweite . ... ... __ ....
Leben zu rufen, Preise für die Sieger beim
Segeln und Rudern sollen unter der Bade-
gesellschaft zusammengebracht werden, Es soll
die beste Aussicht vorhanden sein, daß das
Project ins Leben tritt,
Rostock, 3, Aug. (Eingesand t.) Der
Dampfer „Graf Mottke" beabsichtigl dem
Bernehmen nach am Donnerstag eine Seetour
nach Wustrow einzulegen, Die Pforten des
Himmels, welche sich zum Berdruß derFerien-
Reisenden sehr oft erschlicßen und manche Tour
zu nichte machen, werden hoffentlich diesnial
dem Unternehmen hold sein. Wcun die Sonne
mit ihrem Glanze die Fahrt begleitet, so kann
es eine sehr hiibsche und wohlthuende Fahrt
werden,
Giistrow, 1, Aug, Nach der „M, Z," ist
der Gymnasialdirector Or, Raspe zu Mi-
chaelis d, I, pensionirl, An seine Stelle tritt
demVernehmen nachOberlehrer vi-.Fritzsche
hiesclbst, Auch der Abgang des Oberlehrers
Vermehren von der hiesigenDoinschule steht
zu Michaelis d, I, bevor,
^ Waren, 1, Aug, Jn der gestrigen,
Vcrsammlung des hicsigen Vorschuß-Ver-
eius berichtete der Dcputirte übcr den Ver-
bandstag zu Röbel, Die Qnartalbilanz er-
giebt cinen Caffenbestaud von 14 463,47 „/ö und
eine Abschlußsumme von 797 159,15 „E, der
Zinsfuß für Vorschiiffe ist von heute ab auf
5 pCt, herabgefetzt,
Q Teterow, 3. Aug, Die gestrige Haupt-
vcrsaniniluiig der sreiwilligenFeuerwehr
wurde vom Hauptmanu Th. Strutz eröffnet.
Zuncichst wurde die Präsenzliste festgestellt.
§s hatten sich zu der Versannnlung auch
diejenigen Mitglieder eingefunden, welche den
Kaufmann Libnau zu ihrem Hauptniann er-
wjihlt haben, Diese forderte der Hauptinann
auf, das Local zu vcrlassen, was ohne Wider-
spruch geschah, Sodann verlas der Cassirer
den Revisionsbericht über
rechnung, woran sich die
Rechenschaftsberichts des
Die ini Revisionsbericht
nituren sind zuni Theil
ledigung der noch bestehenden wird vom
Hastptmann verheißen. Herr Senator
Engelhardl machte noch darauf aufmerkiäm,
daß in der Rechnnng zur Amortisalion dcs
znventarwcrthes 2 pCt, des letztjährigen
Werlhes abgeschrieben seien, Dieses Verfahren
sei nichl correcl: vielmehr habe die Abschreibung
vom ursprünglichen Werlh des Jnventars zu
geschehen, Es empfekle sich Vielleicht, jetzl eine
Jnvcntur ailfziiiichmen, um daS Bereins-
vermögen genau festzustellen, — Dec Haupt-
nianu thcille hierauf mit, daß dcr Vorstand
den Obersteiger Sievert zum Delegirten fiir
den Verbaudütag in Parchim erwählt babe,
uiid daß dicscin dic nothwendigen Auslagcn cr-
stattet werden sollten, Es folgte die Berathung
über Abünderung des Vereinsstatuts bezüglich
der Bestininiungen über die Zusammensetzung
des Vorstandes und den Modus seiner
Wahl, Bisher bestaiid der Vorstand aus
den drci Führern (Hauptmann, Unterhaupk-
mann und Obersteiger) und vier activen
Mitgliedcru, Der Vorschlag des Borstnndes
ging dahin, daß eineö dieser letzteren vier
Vorstandsniitglieder auch aus dcn Feuer-
wehrfreunden gcwählt werden könne, Die
Versammlung stinimt diesem Vorschlage zu.
Weiter wurde vorgeschlagen, daß der Vorstand
nickt wie biSher alljährlich, sondern daß drci
Führcr auf 3 Jahre, die vier übrigcn Vorstands-
mitglieder auf 2 Jahre gewählt werden, so daß
in jedem Jahre ein Führer und zwei sonstige
Vorstaiidsniilgtieder iii wählen siud, Das erste
Mal solle das Loos bestimmeu, wer ausfcheide,
Äuch dieser Borschlag wurde ohne Widerspruch
angenommen und zwar mit dem Zusatzc, daß
die Ausgcschiedeiien wieder wählbar sind, — Unter
den ausgetreleuen resp, ausgeschiedenen Mit-
gliedcrn befinden sich zweiVorstandsniitgliedcr: cs
vcrnothwendigen sich darum Ersatzwahlen, Diese
sielen auf dcn Senator Engelhardt als
Feuerwehrfreund und auf den Kamerad
Lindstaedt sür die Zcit bis Neujahr 1888,
Schließlich überreichte der Hauplnianii dem
Wasserzusiihrer Rufsow für 15jährige Dienst-
zeit die silbcrne Medaille und eiu kunstvoll
ausgeführtcs Diplom, — Die Bersanimlung
war von clwa 30 Personen besucht. Der
Verein zählt jetzt 25 active Mitglicder und 39
Feuerwehrfreunde, welche letztere einen Beitrag
von jährlich 6 .// zahlen,
—8, Stavcnhagcn, 2, Aug, Heute Bor-
mittag war der Termin für die Verpachtung
der Chausseeaeld-Hebestelle zu Ritzerow an
der Rostock-Neubrandenburger Chaussee, Die
Berpachtung sollte auf unbestimmte Zeit vom
1, Oclober d, I, an stattfinden, Die bisherigc
Pacht betrug 2070,//. Die dreiMeistbietenden
waren: Jäger König-Zapkendorf, Schmied
. tein-Eldena und Gastwirth Rußdorf-Teterow
mit bezw, 1060, 1050 und 1030 Gö. Die Aus-
wahl unter diesen drci Pcrsoncn blieb noch für
kurze Zeit vorbchalteii,
L, Warin, 2, Aug, Ani letztcn Sonnabcnd
wurde hieselbst das vor dem Mühlenthore
8ub (dii'. 177 belegene Gastwirth Wendt'sche
Hausgrundstück im Zwangsversteigerungs-Ber-
fahren vom Amtsgerichl ösfentlich nieistbielend
verkäuft. Das Grundstück, welches bisher iqil
einer Hypothekenschuld von 15 800 ^// belastet
war, wurde einem der Hypothekengläubiger,
Herrn Qbfthändler Weger aus Freienwalde a. O.
fiir deu Kaufpreis vou 9500 zugeschlagen.
Frievland, 1. Aug, Gestern Vormittag
fand auf dem Hagedorn hieselbst bei schönem
Wetter der angekündigte Remontemarkt
statt, Es waren wohl gegen 30—40 Füllen
angetrieben, Von diesen wurden jedoch nur
2 ausgcsucht und schließlich von diesen beidcn
nur eins sür ca, 600—700 „// von der Com
mission angekauft, (M. T.)
Woldegk, 1, Aug. Gestern feierte Herr
Or. Otto Witte küerselbst sein 25jähriges
Arztjubiläuni. Jm Laufe des Vormitlaas er
schien außer anderen Gratulanteu auch eine
Deputation und überrcichte im Austrage der
Eeuude des Zubitars cm 'werthvoües stlbernes
Eßbefteck, Der Kriegerverein, deffen Mitglied
Herr I)r. W, nt, marjchirte IN Wehr und
Waffe, mit Mustk und wehender Jahne auf,
um ebenfalls jemen Glückwunsch darzubringen,
Äm Nachmittag vereinigte sich eine größere
-i'- cinein Festessen auf dem
Rathskeller, (M. Z.)
Telegraphische Nachrichten.
" Heidelberg, 3,Aug„ Vorm, (Telegr.
Dev. d. „Roftocker Ztg. ) Der deutsche
Kronprinz kras heute Morgen um 8 Uhr mit-
telst Extrazuges vou Bayreuth hier ein und
wurde am Bahnhofe von dem Großherzog,
dem Prinzen Ludwig Wilhelm, dem comman-
direnden General v, Obernitz, dem Gesandcen
v, Eisendecher, dem gesammten Großherzog-
lichen Hofstaate, dem Prorector an der Spitze
des engercn Senats, deni gesammten Stadt-
rath und den Spitzen der Civil- und Militär-
behördeu empfangen. Nach der herzlichsten Be-
grüßung des Großherzogs schritt der Kron-
prinz, welcher die Uniform seinesschlesischen Dra-
gonerregiments mit dem Badischen Hausorden
angelegt hatte, die als Ehrenwache aufgestellte
8. Compagnie des 2. badischen Grenadier-
Regiments Nr, 110 ab und gab bei der dar-
auf folgenden Vorstellung der Anwesenden dem
Prorector Bekker gegenüber seiner Freude
Ausdruck, vom Kaiser hierher gesandt zu sein.
Jedes einzelne Senatsmitglied ward mir der
huldreichsten Ansprache Seitens des Kron-
Prinzeu und des Großherzogs mil Händedruck
begrüßt, Der Letztere erwiderte auf den Dank
dcr mit Rangerhöhung oder Ordcnsdeco-
rationen Ausgezeichneten auf das Huldreichste,
Die beiden Bürgermeistcr Or. Witckens und
vr. Walz wurden voni Kronprinzen in
Unterhaltung gezogen, Nach viertelstündi-
gem Aufenthalt bestiegen der Kronprinz,
der Großherzog und Priuz Ludwig die
offenen Großherzoglichen Equipagen, denen
Spitzreiter voraufritten, und begaben sich durch
die dichten Zuschauerniassen, von begeistertem
Hochrufen begleitet, nach dem Großherzoglichen
Palais, woselbst der Kronprinz Absteigequarrier
genommen hat.
* Heidelberg, 3, Aug (Tel. Dep. d.
„Rostocker Ztg.") Nach dem Festgottesdienst
in der Heiligeugeistkirche fand Festact in der
Aula statt, bei welchem der Großherzog und
der Kronprinz Reden hielten, Der Kronprinz
entbot Gruß und Glückwünsche des Kaisers,
erinnerte an die ruhmreiche Geschichte und die
wechselvollen Schicksale der Hochschule im
Kampfe um Glaubensrecht und Forschungs-
recht, Um so glänzender strahle ihr Ehren-
schild jetzt in der Sonne des einigen Bater-
landes. Die Erinnerung an die große Stunde,
wo der Großherzog als Erster dem Fürsten
unseres sieghaften Bolkes mit deni Namen des
Kaisers gchuldigt, sei bedculsam für die gegen-
wärtige Feier, Das Voranschreiten mit einem
großen und guten Entschlusse sei das Anrech:
des Zähringer Hauses und dieser ruhmvollen
Universität, welche immer befkiffen gewesen sei,
die geistigen und sitklichen Bedingungen der
Wiedergeburt des deutschen Bolksthums zu
pflegeu, Deutsche aller Gauen hätten sich hier
als Söhne eines Vaterlandes wiedererkannt;
der Sohn des Nordens lernte den Sohn des
Südens als Bruder lieben, uni heimgekehrt den
Glauben an die Volksgeineinfchaft auszubreilen,
der jetzt unsere Stärke sei. Nach der nunmehr
gewonnenen Einigung gelte es, die friiheren
Tugendcu zu bewahren: je höhere Gipfel in
dcr Wissenschaft und dem geschichtlichen Leben
erstiegen seien, desto größerer Besonnenheit und
Selbstverleirgnung bediirse es. Lehrer und
Lehrende möchten an der Wissenschaft im Leben
festhalten, an Wahrhaftigkeit, strenger geistiger
Zuchl und Förderung des Brudersinnes, damit
aus dem Geiste des Freimuths und derFried-
fertigke.it Kraft erwachse, nm die Lebensformen
unseres Bolksthums gedeihlich auszubilden.
Heidclberg als der ältcstcn eine untcr den
Ilniversitäten möge au Thatkrast die jüngjte
bleibeii.
* Heidelberg,3.Aug.,j)lächm. (Tel. Dev.
d. „Rostocker Ztg.") Der Festact in der
Aulg begann und schloß mit Musik. Der
Großherzog, von den Würdenträgern der Ilni-
versität umgeben, die gekreuzten Scepler vor
sich, jäß auf der Estrade. Neben der Groß-
herzogin saß der Kronprinz. Zunüchst verlas
der Großherzog seine Anrede, daran schloß sich
die Rede des Kronprinzen, worauf Prorector
Bekker antwortele. Weitere Ansprachen Hielten
der Cullusniinister Nokk, der Kamiilerpräsident
Lamey, der päpstliche Abgeordnete Stevenson,
Professor Zeller (Berlin) Namens der deutscken
Universitäten, Zeller (Paris) Namens der aus-
ländischen Universitäten,
* Bayreuth, 2. Aug,, Abends, Se, K
und K. H, der Kronprinz ist mit I, K. H. der
Prinzessin Victoria heute Abend sofort nach
Beendigung der Parsifal-Auffuhrung wieder
abgereijt, Der Weg vom Thcaler bis zum
Bahnhof war electrisch beleuchtet und von
einer zahlreichen Menfchennienge besetzt, welche
dem Kronprinzen enthustastische Ovationen
darbrachle, Beini Abschiede sprach der Kron-
priuz dem Bürgermcister Muncker geaenüber
seine große Zufriedenheit über den ihm be-
reiteten Enipjang, sowie über die vollendete
Aufführung deS „Parsifal" aus,
* Babreuth, 3, Aug, (Tel. Dep. d.
„Rostockcr Ztg.") Die Beerdigung der
Leiche Franz Liszt's erfolgte heute Bormittag
um 10 Uhr unter Theilnahme zahlreicher
hiesiger und auswärtiger Leidtragenden, Der
Kronprinz ließ gestern Abend vor seiner Ab-
reiie eineu Kranz für Liszt's Grab in der
Villa Wahnfried abgeben,
* Wien, 2, Aug„ Abends, Am 7, d, triit
der Preffe" zufolge im Handelsministerium
eine Conserenz von Bertretern der Ministerien
der Justiz, des Ackerbaues und des Handets
zusamnien, um über deu vomHandelsministeriuni
'ausgearbeiteten Entwurf eines Markenschutz'
gesetzes zu berathen.