Eintritt Frankfurts in den Zollverein: neuer Aufschwung des Handels 107
zehnten. Der Offenbacher Lederhandel zum Beispiel hörte ganz
auf - - nach Frankfurt wurde die unerhörte Zahl von zehntausend
Zentnern Leder gebracht. Den Triumph der Frankfurter ver-
anschaulickt ein hübsches Spottblatt (im Besitz des historischen
Museums). „Wie die Offenbacher ihre Mess' suchen", steht unter
dem Bild. Ein paar Leute laufen ängstlichen Gesichts, Laternen
in der Hand, auf einem großen leeren Platz der guten Stadt Offen-
bach herum, und finden sie nicht.
Daß die Mauth, die man nun mit den Offenbachern teilte, doch
eigentlich ein Danaergeschenk wäre, betont ein anderes lithogra-
phiertes Blatt (ebenfalls im Besitz des historischen Museums).
Darauf sind die Frankfurter als die neuen Trojaner dargestellt,
die das Offenbacher Mauthgebäude, eine Art hölzernes Pferd, in
ihre Stadt ziehen. Damit war der innerste Grund des langen
Widerstrebens der Frankfurter regierenden Kreise berührt. Der
Handelsstaat Frankfurt war nicht mehr souverän. Was
konnte da aus der politischen Souveränität werden? Zu-
nächst herrschte aber nur der preußische Kaufmann in Frank-
furt. Hier war der Sieg vollkommen. Statt der englischen und
belgischen Wolle dominierte nun die rheinpreußische, und besonders
gute Geschäfte machten mit Schweizer Waren die Neufchateler
als Untertanen des Königs von Preußen. Daß man von Preußen
so abhängig geworden war, mochte manchen Altfrankfurter recht
wurmen. Davon zeugt ein farbiges Blatt aus dem Jahre 1838
(im Besitz des historischen Museums). Ein Ratsherr in schwarzer
Kniehosentracht und Perücke läuft mit einer Laterne in der Hand
durch die Stadt. Am Mainufer werden Schiffe mit preußischen
Waren ausgeladen. „Ist das noch unsere alte Freireichsstadt?",
steht darunter.
Im ganzen konnte aber doch auch die lokalpatriotische Wehmut
den fraglos glänzenden Aufschwung des Frankfurter geschäftlichen
Lebens nicht leugnen. Der kosmopolitische Nachtwächter Dingel-
stedts*), der bei seiner Wanderung auch durch Frankfurt kommt,
staunt über das Leben, das durch die Messe noch immer in die
Stadt strömte. Er schildert es anschaulich:
Alle Häuser voll Affichen,
Geld auf allen Wechseltischen,
Jeder Winkel eine Bude,
Und die dritte Nas' ein Jude.
0 Erschienen 1842 in Hamburg.
zehnten. Der Offenbacher Lederhandel zum Beispiel hörte ganz
auf - - nach Frankfurt wurde die unerhörte Zahl von zehntausend
Zentnern Leder gebracht. Den Triumph der Frankfurter ver-
anschaulickt ein hübsches Spottblatt (im Besitz des historischen
Museums). „Wie die Offenbacher ihre Mess' suchen", steht unter
dem Bild. Ein paar Leute laufen ängstlichen Gesichts, Laternen
in der Hand, auf einem großen leeren Platz der guten Stadt Offen-
bach herum, und finden sie nicht.
Daß die Mauth, die man nun mit den Offenbachern teilte, doch
eigentlich ein Danaergeschenk wäre, betont ein anderes lithogra-
phiertes Blatt (ebenfalls im Besitz des historischen Museums).
Darauf sind die Frankfurter als die neuen Trojaner dargestellt,
die das Offenbacher Mauthgebäude, eine Art hölzernes Pferd, in
ihre Stadt ziehen. Damit war der innerste Grund des langen
Widerstrebens der Frankfurter regierenden Kreise berührt. Der
Handelsstaat Frankfurt war nicht mehr souverän. Was
konnte da aus der politischen Souveränität werden? Zu-
nächst herrschte aber nur der preußische Kaufmann in Frank-
furt. Hier war der Sieg vollkommen. Statt der englischen und
belgischen Wolle dominierte nun die rheinpreußische, und besonders
gute Geschäfte machten mit Schweizer Waren die Neufchateler
als Untertanen des Königs von Preußen. Daß man von Preußen
so abhängig geworden war, mochte manchen Altfrankfurter recht
wurmen. Davon zeugt ein farbiges Blatt aus dem Jahre 1838
(im Besitz des historischen Museums). Ein Ratsherr in schwarzer
Kniehosentracht und Perücke läuft mit einer Laterne in der Hand
durch die Stadt. Am Mainufer werden Schiffe mit preußischen
Waren ausgeladen. „Ist das noch unsere alte Freireichsstadt?",
steht darunter.
Im ganzen konnte aber doch auch die lokalpatriotische Wehmut
den fraglos glänzenden Aufschwung des Frankfurter geschäftlichen
Lebens nicht leugnen. Der kosmopolitische Nachtwächter Dingel-
stedts*), der bei seiner Wanderung auch durch Frankfurt kommt,
staunt über das Leben, das durch die Messe noch immer in die
Stadt strömte. Er schildert es anschaulich:
Alle Häuser voll Affichen,
Geld auf allen Wechseltischen,
Jeder Winkel eine Bude,
Und die dritte Nas' ein Jude.
0 Erschienen 1842 in Hamburg.