Lionardo da Vinci aus Florenz. 23
In der Zeit als Lionardo das Bild vom Abendmahl
unter Händen hatte, malte er in demselben Refectorium an
Werth dieser Copien siehe Bossi äel Onacolo etc. p. 127 ff. Das
vollständige Verzeichniß siehe bei Pagave eä. 8sn. 5, Z4. Gallen-
berg, 103. Neber den traurigen Zustand des Originals siehe Bossi,
S. 193. Gallenberg, S. 99 ff. Dow. ?ino 8tori» ASnuina nel
Lenacoio etc. IVlilano 1796. Schon Vasari sagt in der Lebens-
beschreibung des Girolamo da Carpi, wo er der Copie von Mon-
signori erwähnt, er habe selbst im Jahre 1566 das Original in
Mailand so verdorben gefunden, daß es nicht viel besser als ein
Farbensseck ausgesehen. Die Behandlung in Oel, Feuchtigkeit der
Wand, Nachlässigkeit der Dominicanermönche, welche 1652 sogar
eine Thüre durch die Füße des Heilands brechen ließen und die
Mißhandlungen, die das Local in Kriegszeiten erfuhr, bewirkten
allmählich eine Zerstörung, die kaum einen Schatten von dem treff-
lichen Werk übrig ließ. Im Jahr 1726 wurde fast das ganze Bild
von dem Maler Belotti roh übermalt, später noch einmal in Tem-
pera retouchirt und eine zweite allgemeine Restauration im Jahr
1770 bedeckte aufs neue den größten Theil des Bildes mit unge-
schickten Farbenstrichen. Jetzt ist die Wand noch durch den von unten
aufsteigenden Salpeter gefährdet. Zu dem wenigen was ich im Jahr
1822 noch am kenntlichsten und reinsten fand, gehört der Kopf des
Heilands.
Kein andres Gemälde gibt einen bessern Maaßstab für die Höhe,
auf welche sich die damalige Kunst geschwungen hatte, und einen
wichtiger« Vergleichungspunkt mit den früher« Perioden der Malerei.
Stellt man die Composition Lionardo's mit denen zusammen, welche
Giotto oder einer seiner Schüler im Refectorium von St. Croce
und Dan. Ghirlandajo im kleinen Refectorium von St. Marco ge-
malt haben, so siebt man deutlich, wie die Malerei von dem bloß
Symbolischen zu dem Charaktervollen und Menschlichen, und zugleich
von der mangelhaften zur bezauberndsten Schönheit gelangt ist.
Bei Giotto sind es die Apostel in ihrer Würde, als Verkündiger
des göttlichen Wortes, die fast ohne leidenschaftlichen Ausdruck einzeln
neben einander sitzen, und von dem was der Heiland spricht, nur
so viel bewegt erscheinen, als es das Gefühl ihres heiligen Berufs
erlaubt; es sind typische Charaktere, symmetrisch neben einander
gestellt. Bei Ghirlandajo sind es schon die edlen tieffühlenden Men-
schen, deren Würde nicht im Bewußtseyn, sondern iu ihrer Natur
liegt; aber obgleich manches Motiv schon dasselbe ist, wie bei Lio-
In der Zeit als Lionardo das Bild vom Abendmahl
unter Händen hatte, malte er in demselben Refectorium an
Werth dieser Copien siehe Bossi äel Onacolo etc. p. 127 ff. Das
vollständige Verzeichniß siehe bei Pagave eä. 8sn. 5, Z4. Gallen-
berg, 103. Neber den traurigen Zustand des Originals siehe Bossi,
S. 193. Gallenberg, S. 99 ff. Dow. ?ino 8tori» ASnuina nel
Lenacoio etc. IVlilano 1796. Schon Vasari sagt in der Lebens-
beschreibung des Girolamo da Carpi, wo er der Copie von Mon-
signori erwähnt, er habe selbst im Jahre 1566 das Original in
Mailand so verdorben gefunden, daß es nicht viel besser als ein
Farbensseck ausgesehen. Die Behandlung in Oel, Feuchtigkeit der
Wand, Nachlässigkeit der Dominicanermönche, welche 1652 sogar
eine Thüre durch die Füße des Heilands brechen ließen und die
Mißhandlungen, die das Local in Kriegszeiten erfuhr, bewirkten
allmählich eine Zerstörung, die kaum einen Schatten von dem treff-
lichen Werk übrig ließ. Im Jahr 1726 wurde fast das ganze Bild
von dem Maler Belotti roh übermalt, später noch einmal in Tem-
pera retouchirt und eine zweite allgemeine Restauration im Jahr
1770 bedeckte aufs neue den größten Theil des Bildes mit unge-
schickten Farbenstrichen. Jetzt ist die Wand noch durch den von unten
aufsteigenden Salpeter gefährdet. Zu dem wenigen was ich im Jahr
1822 noch am kenntlichsten und reinsten fand, gehört der Kopf des
Heilands.
Kein andres Gemälde gibt einen bessern Maaßstab für die Höhe,
auf welche sich die damalige Kunst geschwungen hatte, und einen
wichtiger« Vergleichungspunkt mit den früher« Perioden der Malerei.
Stellt man die Composition Lionardo's mit denen zusammen, welche
Giotto oder einer seiner Schüler im Refectorium von St. Croce
und Dan. Ghirlandajo im kleinen Refectorium von St. Marco ge-
malt haben, so siebt man deutlich, wie die Malerei von dem bloß
Symbolischen zu dem Charaktervollen und Menschlichen, und zugleich
von der mangelhaften zur bezauberndsten Schönheit gelangt ist.
Bei Giotto sind es die Apostel in ihrer Würde, als Verkündiger
des göttlichen Wortes, die fast ohne leidenschaftlichen Ausdruck einzeln
neben einander sitzen, und von dem was der Heiland spricht, nur
so viel bewegt erscheinen, als es das Gefühl ihres heiligen Berufs
erlaubt; es sind typische Charaktere, symmetrisch neben einander
gestellt. Bei Ghirlandajo sind es schon die edlen tieffühlenden Men-
schen, deren Würde nicht im Bewußtseyn, sondern iu ihrer Natur
liegt; aber obgleich manches Motiv schon dasselbe ist, wie bei Lio-