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von Schmidt ein eigenartiges Interesse. Auf Wunsch des vorsitzendeu
hatte Pros. v. Schmidt aus der großen Zahl von Lhrendiplonien,
Lhrengaben und Medaillen, welche dessen vater, dem verstorbenen
lviener Dombanmeister, Friedr. v. Schmidt, verliehen worden waren,
eine sehr intcressante Sammlung ausaestellt. Der Dorsitzende, Dir.
v. Lange, erösfnete die versammlung mit einem Dortrag übcr deu
genannten, berühmten Gothiker, worauf Prof. v. Schmidt den aus-
gestellten Gegenständen eiuige erklärendc Worte beifügte. Die Diplome,
welche sich auf einen Ieitraum von über Zv Iahrcn erstreekten, boten
ein iuteressantes Bild der Entwickluug dieses moderneu Aunstgewerbe-
zweiges sowohl hinsichtlich der kalligraphischen wic der buchbinderischen
nnd metallotechnischen Seite. Unter den Medaillen ficlen namentlich
vier große goldeue Stllcke auf, welche eiuen Uketallwerth von je etwa
tZO Dukaten habeu: sie stellcn ein päpstliches ksonorar für ein Gut-
achten dar und zeigcn einerseits das Profilbild Pius lX., andrerseits
perspektivischc Innenansichten der vier khauxtkirchcn Roms von ganz
iiberrascheuder Fcinheit und Lorrectheit der Reliefperspektive. Diesc
kostbaren und seitenen Stücke — Arbeiten des Graveurs Bianchi —
gaben dem anwesendcn Louservator des kgl. Atüiizkabinets, Or. Rig-
gauer, Veranlassung, uber das vorkommen von Architektur-Darstcll-
ungen auf Medaillcn und Münzen iiberhauxt zu sprechcn. Aus Griechcu-
land kennt man nur zwci derartige Utiinzcu, und zwar mit Darstell-
ungcn der Akropolis und dcs Dionpsos-Thcaters in Athcn; der starkc
Gebrauch au architektonischen Darstellungen, den die Römer auf ihreu
kNünzen gemacht haben — Redner wics mehrere Lxemplare aus dem
königlicheii Ukünzkabinct vor —, fand im srühereii lllittclalter weder
in Byzanz, noch im übrigen Europa Nachfolge. Erst zu Barbarossa's
Aeit taucheu hin und wieder kNünzcn auf, welche typischc Darstclluugcn
kirchlicher Bauten enthalten; selten — wie in zwei vorgezeigten
Exemplaren — schwingcn sich die Darstellungcn zur Lharaktcrisiruug
bestimmter Bauten auf. Im spätern Nlittelalter werden derartige
Stücke seltencr und crst mit dem lDiedererwachen dcr Nledailleiikunst
im XVI. Iahrhundert, mchr uoch im XVII. Iahrhuudcrt, kommcn
Architekturen auf Nedaillen wieder in zahlreicheren Beispielcn vor; aus
dieser Aeit konnten einige herrliche, aus Bayern stammende Ltiicke
vorgelegt werden. 5ehr reich ist unser Iahrhundcrt an Deukmünzcn
mit Darstellungen von Gebäudcn; zu deu neuestcn der aiisgestelltcu
gehörtcu jenc mit dcr Lynagogc und der Prinz-Regcnteii-Brücke. Dem
lVunsche des Redners, bedeutsame Lreignisse durch INedaillen vcrewigt
zu sehen, kaun man gewiß beipflichten. — Die INittheilungen Or. Rig-
gauers, so sehr sich diesclbeu bei der Rürze der Zeit auf weuige Daten
beschräuken mußten, ließen doch erkennen, daß dieselben sehr wohl zu
einem Dortrag erweitert werdcn könnten; wir hosfen deshalb, dieser
Lrweiteruug vielleicht im nächsten lVintcr zu begeguen.
Die sicbeute lVochenversammluiig des lViuters, die erstc des
neucn Iahres wurde am I. Ianuar mit einigen begrüßendcu lVorten
des Vorsitzenden, Dir. von Lange eröffnet; hierauf sxrach Prof. Or.
B. Riehl über die „Miinchener Runst vor ivo Jahren", also —
wenn man diese Periode in unser Iahrhundert herübergreifen läßt —
über jene Runst, in welcher die Aeime für den künstlerischen Aufschwung
unter Ludwig I. gelegt wurden. Nach deu Ausführungen des Redncrs
in dcren von Nuiiior gewürzter Einleitung die damalige „Pocsie des
Philisteriums" cine lebcndige Lchilderung crfuhr, fällt in diese Zeit
das lviedererwachen der Freude an dcr Natnr; als dcutlichster Aus-
druck dieser Freude darf wohl die Anlaae des Luglischen Gartens
angesehen werden. Von größter Bedcutung für die künstlerische Lnt-
wicklung INLnchens ist aber die Giündung der Zeichenschule in dcr
jetzigen alten Akademie (t?7o), einer Schule, welche die Vorgängeriu
der Runstakademie werdeu sollte. Au dercn kvicge stauden bedeutende
Rokoko-Rünstler, wie Lhrist. wiuk (s Z7I7) und Roman Ant. Boos
(f (8(0). Mnk, welcher u. a. die Airche zu Starnberg ausgemalt,
galt damals als der eiuzige tüchtige Freskomalcr; bei all seiuer Liebc
zum Rokoko legte er aber doch besondern Nachdruck auf Darstellungcu
aus dem Volksleben. Auch Boos war uoch ein ächter Rokokoküustler
— und doch steckte in ihm schon etwas von der klassizistischen Richtung
der Plastik, die sich im (9. Iahrhundert entwickclte; als Leisxiele
hiefür nannte Redner die von Boos gearbeiteten Statueu des Nympheu-
burger Parkes. Als weitere Gründer der Schule werdeu genaunt der
khofstukkator F. ZL Feichtmaier, die Naler, bezw. Rupferstecher Ignaz
Gcfele, Günther, Ldlinger, Aellerhoven, Illctlenleitner, der „ksofjagd-
kuxferstecher" I. G. lvinter. Besonders charakteristisch für viele
Meister dieser Zeit ist es, daß ihre Uuust vielfach an die niederläudischcn
Meister vom Lnde des (7. Iahrhunderts sich anschließt; auch diese
Thatsache weist auf deu verstärkteu Draug zum Naturstndium hin.
— Das zweite Lreigniß von Bedcutuug fllr die INünchener Aunst
war die Gründung der Galerie dnrch Rarl Theodor im Iahre ;78z,
an deren Spitze Iac. Dorncr gestellt wnrde, mit der Verpflichtung,
jährlich vier Bilder in uiederläiidischem Stil zu malen. Nachdem
dann Lnde des (8. Iahrhunderts der Zeichenunterricht auch iu den
Volksschulen eingerichtet worden war, gründcte INax Ioseph, am
;Z. Mai ;808, die Runstakademie; bezeichnend sür den Gründer der-
selben ist es, daß er gern Bilder kaufte, um dieselben dann nach aus-
wärts zu verschenken: man solle auch anßerhalb schen, was man in
lNüuchen male — das war seine INeiuung. Die INüuchencr Aunst
war damals vollständig geacn die übrige dcutsche Ruust abgeschlossen.
Die Absicht, auf dcr Akademie alle drei blldendeu Rünste gleichmäßig
vertretcn zu seheu, ließ sich schou von Anfang an nicht verwirklichen.
Als Architekt wirkte Rarl v. Fischer, desseu Rrankenhaus ((77^ — 77),
Prinz Rarl-Palais, Noftheatcr, als verhältuißmäßig bedeutende Leist-
ungeu anznseheu sind; von ihm stammen auch die Plänc für die ueucu
Stadttheile (nach Auflassung dcr Fcstungrwerke) und zahlreiche für
die INiethhäuser des ,9. Iahrhuuderts charakteristisch gewordeue Privat-
häuser. Auf dem Gebiete der Plastik waren besonders R. A. Boos
und Franz Schwanthalcr lehrend thätig; von Letztcrem stamincn n. a.
der sogenanute,, ksarmlos" und das Rumford-Dcnkmal. Der INaler petcr
Langer ist dcrjcnige, welcher den echten Ulassizismns (808 nach München
verpflanzte; gegcu seinen Sohn Paul crhob sich danu die Reaktion,
welche der Naturalistik ihre Rcchte einräumte. Es folgen dann kiauber,
Dillis, Doruer, Ivageubauer, Albrecht Adam, Peter kseß — und damit
beginntt die Blüthezeit Nünchener Uuiist untcr Ludwig k. Uonnte
man iin kfiublick auf das Ikeberwiegcu des geistlichen Elements im
(8. Iahrhuiidert Müuchen „das deutsche Rom" neniien, so war Uöuig
Ludwig bcstrcbt, diescs Ivort im Sinne der Uunst wahr zu macheu;
Müucheu wurde zur leiteuden Stadt dcr ganzen Uunstrichtuiig des
(9. Iahrhunderts.
In der achteu Ivochcnvcrsammlniig — am (O. Ianuar —
bchandcltc Or. jur. Uarl Schaefer die im kfinblick auf die kvelt-
ausstellung zu Lhicago zur Zeit brenneude Frage übcr den „Schutz
deutscher Unnstwerke uud kunstgewerblicher Erzcngnissc im Auslande".
Die „kfeimath" eincs Uunstwerkes uud das „llrsprnugsland" eines
gewerblichen Lrzcnguisses bildeten die Ausgangspunkte der interessanten
Ausführungen, welche zunächst den gewaltigen Unterschied zwischen
dcm 5chutz, deu eiu Uunstwerk und jenem, den cin kunstgewerb-
lichcs Erzeuguiß geuießt, zum Bcwußtsciu brachten. IVährend
seit (88S deutsche Uunstwerke iu den meisten andcren Staate», unter
voraussetzuug der Gegeuseitigkeit, geschützt sind, fehlt es an einer
ähnlichcn Uebereinkunft znm Schulze des Uunstgewerbes; mit Amerika
besteht hiusichtlich der Uunst seit einem Iahrc ciu Abkominen, wobei
allerdings zu bemerkeu, daß Amerika Unnstwerke überhaupt nnr unter
einschränkendcii Ledingungen schützt. Ein Abkommen, welches dem
deutscheu Unnsthaudwerk in Amerika Schutz gegen Nachahmung ge-
währe» soll, ist augeublicklich in Schwcbe. Allerdings hatten sich im
Iahre (88Z schon (7 Staaten iu Paris zu eiuem derartigen Schutz
auf Gegeuseitigkeit vereinigt; Dentschland ist dieser Vcreinigung iudessen
uicht beigetretcn, da in Folge der Gegenseitigkeit dcr Schutz deutscher
Erzeugnisse in deu meiste» auderen Ländcrn ein geringerer gewcseu
wäre, als derjenige ausländischer Erzeuguisse ru Deutschland. Besondere
Abkommen wnrden indessen gclegentlich der ksandelsverträge mit Gester-
reich und Italien abgeschlossen; eiu selbständiger vertrag mit der
Schweiz liegt zur Zcit dem Reichstag vor. Bisweileu kann da, wo
kein Musterschutz bestcht, die Fabrikmarke als Lrsatz dafiir dieneu;
für Aussteller in Lhicago, deren kfcimathsland uicht zu jenen (7 ver-
tragschließenden Staateu gehört, ist es jcdcufalls das Beste und Sicherste,
sofort mit der Ausschiffung ihrer etwa vor Nachahmung zu schützenden
Gegenstände dieselbeu iu die amerikanische Musterrolle eintragen zu
lasseu. Als Zukunftsidcal, wofür die kvelt vielleicht im Iahre 2000 rcif
ist, denkt sich Reduer ein interiiationales Musteramt, welches als Lentrale
den Musterschutz sämmtlicher Lulturstaateu i» fich vereinigen würdc.
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von Schmidt ein eigenartiges Interesse. Auf Wunsch des vorsitzendeu
hatte Pros. v. Schmidt aus der großen Zahl von Lhrendiplonien,
Lhrengaben und Medaillen, welche dessen vater, dem verstorbenen
lviener Dombanmeister, Friedr. v. Schmidt, verliehen worden waren,
eine sehr intcressante Sammlung ausaestellt. Der Dorsitzende, Dir.
v. Lange, erösfnete die versammlung mit einem Dortrag übcr deu
genannten, berühmten Gothiker, worauf Prof. v. Schmidt den aus-
gestellten Gegenständen eiuige erklärendc Worte beifügte. Die Diplome,
welche sich auf einen Ieitraum von über Zv Iahrcn erstreekten, boten
ein iuteressantes Bild der Entwickluug dieses moderneu Aunstgewerbe-
zweiges sowohl hinsichtlich der kalligraphischen wic der buchbinderischen
nnd metallotechnischen Seite. Unter den Medaillen ficlen namentlich
vier große goldeue Stllcke auf, welche eiuen Uketallwerth von je etwa
tZO Dukaten habeu: sie stellcn ein päpstliches ksonorar für ein Gut-
achten dar und zeigcn einerseits das Profilbild Pius lX., andrerseits
perspektivischc Innenansichten der vier khauxtkirchcn Roms von ganz
iiberrascheuder Fcinheit und Lorrectheit der Reliefperspektive. Diesc
kostbaren und seitenen Stücke — Arbeiten des Graveurs Bianchi —
gaben dem anwesendcn Louservator des kgl. Atüiizkabinets, Or. Rig-
gauer, Veranlassung, uber das vorkommen von Architektur-Darstcll-
ungen auf Medaillcn und Münzen iiberhauxt zu sprechcn. Aus Griechcu-
land kennt man nur zwci derartige Utiinzcu, und zwar mit Darstell-
ungcn der Akropolis und dcs Dionpsos-Thcaters in Athcn; der starkc
Gebrauch au architektonischen Darstellungen, den die Römer auf ihreu
kNünzen gemacht haben — Redner wics mehrere Lxemplare aus dem
königlicheii Ukünzkabinct vor —, fand im srühereii lllittclalter weder
in Byzanz, noch im übrigen Europa Nachfolge. Erst zu Barbarossa's
Aeit taucheu hin und wieder kNünzcn auf, welche typischc Darstclluugcn
kirchlicher Bauten enthalten; selten — wie in zwei vorgezeigten
Exemplaren — schwingcn sich die Darstellungcn zur Lharaktcrisiruug
bestimmter Bauten auf. Im spätern Nlittelalter werden derartige
Stücke seltencr und crst mit dem lDiedererwachen dcr Nledailleiikunst
im XVI. Iahrhundert, mchr uoch im XVII. Iahrhuudcrt, kommcn
Architekturen auf Nedaillen wieder in zahlreicheren Beispielcn vor; aus
dieser Aeit konnten einige herrliche, aus Bayern stammende Ltiicke
vorgelegt werden. 5ehr reich ist unser Iahrhundcrt an Deukmünzcn
mit Darstellungen von Gebäudcn; zu deu neuestcn der aiisgestelltcu
gehörtcu jenc mit dcr Lynagogc und der Prinz-Regcnteii-Brücke. Dem
lVunsche des Redners, bedeutsame Lreignisse durch INedaillen vcrewigt
zu sehen, kaun man gewiß beipflichten. — Die INittheilungen Or. Rig-
gauers, so sehr sich diesclbeu bei der Rürze der Zeit auf weuige Daten
beschräuken mußten, ließen doch erkennen, daß dieselben sehr wohl zu
einem Dortrag erweitert werdcn könnten; wir hosfen deshalb, dieser
Lrweiteruug vielleicht im nächsten lVintcr zu begeguen.
Die sicbeute lVochenversammluiig des lViuters, die erstc des
neucn Iahres wurde am I. Ianuar mit einigen begrüßendcu lVorten
des Vorsitzenden, Dir. von Lange eröffnet; hierauf sxrach Prof. Or.
B. Riehl über die „Miinchener Runst vor ivo Jahren", also —
wenn man diese Periode in unser Iahrhundert herübergreifen läßt —
über jene Runst, in welcher die Aeime für den künstlerischen Aufschwung
unter Ludwig I. gelegt wurden. Nach deu Ausführungen des Redncrs
in dcren von Nuiiior gewürzter Einleitung die damalige „Pocsie des
Philisteriums" cine lebcndige Lchilderung crfuhr, fällt in diese Zeit
das lviedererwachen der Freude an dcr Natnr; als dcutlichster Aus-
druck dieser Freude darf wohl die Anlaae des Luglischen Gartens
angesehen werden. Von größter Bedcutung für die künstlerische Lnt-
wicklung INLnchens ist aber die Giündung der Zeichenschule in dcr
jetzigen alten Akademie (t?7o), einer Schule, welche die Vorgängeriu
der Runstakademie werdeu sollte. Au dercn kvicge stauden bedeutende
Rokoko-Rünstler, wie Lhrist. wiuk (s Z7I7) und Roman Ant. Boos
(f (8(0). Mnk, welcher u. a. die Airche zu Starnberg ausgemalt,
galt damals als der eiuzige tüchtige Freskomalcr; bei all seiuer Liebc
zum Rokoko legte er aber doch besondern Nachdruck auf Darstellungcu
aus dem Volksleben. Auch Boos war uoch ein ächter Rokokoküustler
— und doch steckte in ihm schon etwas von der klassizistischen Richtung
der Plastik, die sich im (9. Iahrhundert entwickclte; als Leisxiele
hiefür nannte Redner die von Boos gearbeiteten Statueu des Nympheu-
burger Parkes. Als weitere Gründer der Schule werdeu genaunt der
khofstukkator F. ZL Feichtmaier, die Naler, bezw. Rupferstecher Ignaz
Gcfele, Günther, Ldlinger, Aellerhoven, Illctlenleitner, der „ksofjagd-
kuxferstecher" I. G. lvinter. Besonders charakteristisch für viele
Meister dieser Zeit ist es, daß ihre Uuust vielfach an die niederläudischcn
Meister vom Lnde des (7. Iahrhunderts sich anschließt; auch diese
Thatsache weist auf deu verstärkteu Draug zum Naturstndium hin.
— Das zweite Lreigniß von Bedcutuug fllr die INünchener Aunst
war die Gründung der Galerie dnrch Rarl Theodor im Iahre ;78z,
an deren Spitze Iac. Dorncr gestellt wnrde, mit der Verpflichtung,
jährlich vier Bilder in uiederläiidischem Stil zu malen. Nachdem
dann Lnde des (8. Iahrhunderts der Zeichenunterricht auch iu den
Volksschulen eingerichtet worden war, gründcte INax Ioseph, am
;Z. Mai ;808, die Runstakademie; bezeichnend sür den Gründer der-
selben ist es, daß er gern Bilder kaufte, um dieselben dann nach aus-
wärts zu verschenken: man solle auch anßerhalb schen, was man in
lNüuchen male — das war seine INeiuung. Die INüuchencr Aunst
war damals vollständig geacn die übrige dcutsche Ruust abgeschlossen.
Die Absicht, auf dcr Akademie alle drei blldendeu Rünste gleichmäßig
vertretcn zu seheu, ließ sich schou von Anfang an nicht verwirklichen.
Als Architekt wirkte Rarl v. Fischer, desseu Rrankenhaus ((77^ — 77),
Prinz Rarl-Palais, Noftheatcr, als verhältuißmäßig bedeutende Leist-
ungeu anznseheu sind; von ihm stammen auch die Plänc für die ueucu
Stadttheile (nach Auflassung dcr Fcstungrwerke) und zahlreiche für
die INiethhäuser des ,9. Iahrhuuderts charakteristisch gewordeue Privat-
häuser. Auf dem Gebiete der Plastik waren besonders R. A. Boos
und Franz Schwanthalcr lehrend thätig; von Letztcrem stamincn n. a.
der sogenanute,, ksarmlos" und das Rumford-Dcnkmal. Der INaler petcr
Langer ist dcrjcnige, welcher den echten Ulassizismns (808 nach München
verpflanzte; gegcu seinen Sohn Paul crhob sich danu die Reaktion,
welche der Naturalistik ihre Rcchte einräumte. Es folgen dann kiauber,
Dillis, Doruer, Ivageubauer, Albrecht Adam, Peter kseß — und damit
beginntt die Blüthezeit Nünchener Uuiist untcr Ludwig k. Uonnte
man iin kfiublick auf das Ikeberwiegcu des geistlichen Elements im
(8. Iahrhuiidert Müuchen „das deutsche Rom" neniien, so war Uöuig
Ludwig bcstrcbt, diescs Ivort im Sinne der Uunst wahr zu macheu;
Müucheu wurde zur leiteuden Stadt dcr ganzen Uunstrichtuiig des
(9. Iahrhunderts.
In der achteu Ivochcnvcrsammlniig — am (O. Ianuar —
bchandcltc Or. jur. Uarl Schaefer die im kfinblick auf die kvelt-
ausstellung zu Lhicago zur Zeit brenneude Frage übcr den „Schutz
deutscher Unnstwerke uud kunstgewerblicher Erzcngnissc im Auslande".
Die „kfeimath" eincs Uunstwerkes uud das „llrsprnugsland" eines
gewerblichen Lrzcnguisses bildeten die Ausgangspunkte der interessanten
Ausführungen, welche zunächst den gewaltigen Unterschied zwischen
dcm 5chutz, deu eiu Uunstwerk und jenem, den cin kunstgewerb-
lichcs Erzeuguiß geuießt, zum Bcwußtsciu brachten. IVährend
seit (88S deutsche Uunstwerke iu den meisten andcren Staate», unter
voraussetzuug der Gegeuseitigkeit, geschützt sind, fehlt es an einer
ähnlichcn Uebereinkunft znm Schulze des Uunstgewerbes; mit Amerika
besteht hiusichtlich der Uunst seit einem Iahrc ciu Abkominen, wobei
allerdings zu bemerkeu, daß Amerika Unnstwerke überhaupt nnr unter
einschränkendcii Ledingungen schützt. Ein Abkommen, welches dem
deutscheu Unnsthaudwerk in Amerika Schutz gegen Nachahmung ge-
währe» soll, ist augeublicklich in Schwcbe. Allerdings hatten sich im
Iahre (88Z schon (7 Staaten iu Paris zu eiuem derartigen Schutz
auf Gegeuseitigkeit vereinigt; Dentschland ist dieser Vcreinigung iudessen
uicht beigetretcn, da in Folge der Gegenseitigkeit dcr Schutz deutscher
Erzeugnisse in deu meiste» auderen Ländcrn ein geringerer gewcseu
wäre, als derjenige ausländischer Erzeuguisse ru Deutschland. Besondere
Abkommen wnrden indessen gclegentlich der ksandelsverträge mit Gester-
reich und Italien abgeschlossen; eiu selbständiger vertrag mit der
Schweiz liegt zur Zcit dem Reichstag vor. Bisweileu kann da, wo
kein Musterschutz bestcht, die Fabrikmarke als Lrsatz dafiir dieneu;
für Aussteller in Lhicago, deren kfcimathsland uicht zu jenen (7 ver-
tragschließenden Staateu gehört, ist es jcdcufalls das Beste und Sicherste,
sofort mit der Ausschiffung ihrer etwa vor Nachahmung zu schützenden
Gegenstände dieselbeu iu die amerikanische Musterrolle eintragen zu
lasseu. Als Zukunftsidcal, wofür die kvelt vielleicht im Iahre 2000 rcif
ist, denkt sich Reduer ein interiiationales Musteramt, welches als Lentrale
den Musterschutz sämmtlicher Lulturstaateu i» fich vereinigen würdc.
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