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Verworn, Max
Zur Psychologie der primitiven Kunst; ein Vortrag — 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.67306#0008
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Empfindungs- und Vorstellungsleben von Völkern zu geben,
von denen kein gesprochenes und kein geschriebenes Wort
je Zeugnis ablegen wird. Freilich muß, wenn dieses Aus-
drucksmittel nutzbar gemacht werden soll, die psychologische
Analyse der Kunstproduktionen von einer viel breiteren Basis
ausgehen, als von einem einseitigen Schönheitsbegriffe. Wir
müssen uns auch auf diesem Gebiete gewöhnen, den heutigen
Menschen im Zusammenhänge mit seinen primitiveren Vor-


Fig. I. Weidendes Renntier. Paläolithische Knochengravierung
aus dem Keßlerloch bei Thayngen. Nach Merk.


Fig. 2. Renntiere, das hintere weiblich. Paläolithische Knochen-
gravierung von La Madeleine. Nach Lartet und Christy.

stufen bis weit in seine tierische Vorfahrenreihe hinein zu
betrachten. Nur so werden viele Züge in unserem heutigen
geistigen Leben verständlich und sichtbar, die sonst erstaunlich
erscheinen, wenn wir sie bemerken, oder die ganz im Ver-
borgenen bleiben. Der entwicklungsgeschichtliche Gedanke
muß auch in das Gebiet der Kunstpsychologie seinen Einzug
 
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