Trschemt t^lich, mit «u-nahme
des Sonntag«, und kostet bei dm
Posten innerhalb de« Eroßh.
Baden halbjährlick st. 2. 30 kr.
Fiir Anzeigen wird der Raum ei-
ner dreispaltigen Petitzeile mit
2 Kreuzern berechnet.
ckS.
Der Volksfuhrer.
Bestellungen werden angenom-
men in Heidelberg in der G
Heidelberg, Donnerstag 22. Februar.
MLA.
Deutschland.
ä Frankfurt, 20. Februar. 174. Sitzung der Na-
zionalversammlung. Fortsetzung der Berathung über das
Wahlgesetz. Mitt erm aier erhält zuerst das Wort. Rotteck
(auf den sich Basssermann berufen), habe später seine
Ansicht über den „Zensus" geändert und denselben für ver-
werflich eerklärt. Der Redner weist im Einzelnen nach,
wie Fabrikarbeiter namentlich oft sehr selbstständig seien; er
ermahnt, durch die beabsichtigte Ausschließung nicht noch mehr
Aufregung zu schaffen und endet unter rauschendem Beifall.
Scheller, als Berichterstatter der Mehrheit des Ausschus-
ses wiederholt lang und breit die Einwände gegen das „all-
gemeine Stimmrecht." Alsdann wird zur Abstimmung ge-
schritten. Diese lieferte folgendes Ergebniß:
tz. 1. Wähler ist jeter unbescholtene Deutsche, welcher das 25.
Lebensjahr zurückgelegt hat. _
tz. 2. Von der Berechtigung zum Wahlen find ausgeschlossen:
s) Personen, welche unter Vormundschaft oder Kura el stehen; b) Per-
sonnen, über deren Vermögen Konkurs- oder Fallitzustand (Gant)
eröffnet worden ist, und zwar während der Dauer des Konkurs- oder
Gantverfahrens; c) Personen, welche eine Armenunterstützung beziehen
oder im letzten Jahr vor dec Wahl bezogen haben.
Die Abstimmung duuerte wegen der vielen Zusatzanträge
bis halh 5 Uhr.
Im §. 4 wurde das Wort „unbescholten" mit 137 ge-
gen 224 Stimmen angenommen, das Wort „selbstständig"
dagegen mit 422 gegen 21 Stimmen verworfen, und so
hätte also in diesem §. das Volksrecht gesiegt, wenn nicht
der hinkende Bote noch nachkommt! Der Ausschluß der un-
terstützten Armen wurde mit 266 gegen 186 Stimmen an-
genommen. Der Ausschluß der Dienstboten u. s.w. ist durch z
den Wegfall des Wortes „selbstständig" beseitigt. Alle An- j
träge auf „Zensus" wurden verworfen.
* Heidelberg, 21. Febr. Zu den berüchtigten zwei
Noten von Preußen und Oesterreich (siehe Volksführer
Nr. 28 und 37) kommt nun auch eine badische Erklärung,
welche nach der gestrigen Oberpostamtszeitung (dem Frank-
furter Mjnisterblatt) der-'badische Bevollmächtigte, Welcker,
dem Reichsministerium und den Bevollmächtigten der Einzel-
staaten im Namen seiner Regierung- abgab.
Diese Erklärung ist gegen die-Preußische und österrei-
chische Note gerichtet und von der Angst ausgepr/ßt, der
Großherzog von Baden werde „mediatisirt", d. h. abgesctzt
werden, nicht zwar durch die Nazionalversammlung (denn
die setzt keine Fürsten ab!) sondern durch die Könige in
Deutschland, wie es denn in der österreichischen Note aus-
drücklich heißt, daß es die (wohl noch nicht aufgegebene)
Absicht der österreichischen Regierung gewesen sei, „das Werk
der Vereinbarung in Frankfurt gemeinsam mit den Fürsten,
und zwar zunächst mit den Königen Deutschlands zu
beginnen". Auch haben'viele Zeitungsartikel verlauten las-
sen, daß die kleineren Länder zu den größern geschlagen wer-
den sollen, und der Volksführer hat gestern (in Nr. 43)
berichtet, wie die „Könige" verdächtige Verhandlungen mit
einanden führen, von denen man den Kleinfürsten Nichts
sagt. Alle diese Dingen fallen dem badischen Kleinfürsten
und seiner Regierung schwer aufs Herz.
Es wird daher erklärt, Baden werde sich nicht aus-
schließen lassen, da der Großherzog mit derselben Ehre und
Kraft den „Königstitel" führen könnte, mit der ihn andere
deutsche Fürsten führen (des jetzigen Großherzogs Vater
sollte diesen Titel wirklich auch einmal annehmen, wollte
aber nicht); wenn derselbe Opfer bringe, so. seien diese für
das gemeinsame Vaterland und nicht für einzelne Für-
sten; er habe auch mit den größten gleiche Rechte und
werde sich diese nicht nehmen lassen; er gebe keinem Könige
das Recht, ihn bei Seite zu setzen.
Dieser allerdings kraftvollen Erklärung werden ohne
Zweifel die übrigen Kleinfürsten beitreten, denn ihnen soll
ja das Messer auch an den Hals gesetzt werden, und das
ist eine ärgerliche Geschichte!
Indessen hat die preußische Regierung bereits eine
zweite Note geschickt, in der sie ihren Vorschlag aufrecht
hält und sich dagegen ausspricht, daß nur mit den Köni-
gen vereinbart werde. Der Schlaukopf von Preußen also
macht den Kleinfürsten neue Hoffnung, um sie um so sicherer
zu fangen.
Und was sagt das Volk in Baden zu diesem treulosen
'Fürstenspiel, in dem es den Hanswurst spielen soll?
Nun, obwohl unser Großherzog uns außerordentlich
lieb und wcrth ist, und theuer dazu, so geben wir ihn doch
herzlich gern her, weil wir gern einmal probiren möchten,
ob es denn wahr sei, was derBekk, der Wassermann
und ihre Helfershelfer sagen, daß nämlich die Republik noch
schlechter sei, als die Monarchie.
Ader dagegen, daß die Fürsten Deutschlands Unsern
Großherzog „ mediatisiren" , müssen wiruns verwahren;
nicht wegen ihm, (er kann, wie gesagt, gehen, wann er
will), aber wegen uns. Denn ein Volk ist keine Waare,
mit der die Könige machen dürfen, was sie wollen; nnd
wenn wir unsern Großherzog nicht mehr mögen, so wollen
wir deßwegen doch nicht würtembergisch oder baierisch oder
preußisch werden. Wenn er „mediatisirt" sein soll, so kön-
nen wir'sbselber thun, und werden uns ohne die Könige be-
helfen können. Wir bleiben, was wir sind: Badner, d.h.
demokratische Deutsche, die für die Republik beten, chje für's
tägliche BrodH Amen. H
Aus dem Amt Lahr^ 14. Februar. -In hiesi-
gem Amte wurve in Menge ein Flugblatt vertheilt, welches
wahrscheinlich von dem Zichorienfabrikant Völker in Lahr
verfertigt ist und ein Zuspruch sein soll an die Wahlmänner
des Lahrer Bezirks, die bis Samstag wieder zu wählen ha-
ben. Natürlich; es könnte ein Anderer gewählt werden, als
der Herr Völker, und da muß man bei der Hand sein.
Aber der Flugblattschreiber, sei er, wer er will, hält die
Wahlmänner doch für gar zu dumm, wenn er meint, sie mit
seinem armseligen Geschmier hinter's Licht zu führen. Er sagt,
die Republik koste Geld, viel Geld, das könne man an
Frankreich sehen. Aber eben darum wollen wir keine fran-
zösische Scheinrepublik, sondern eine ungefähr wie die Schweiz
des Sonntag«, und kostet bei dm
Posten innerhalb de« Eroßh.
Baden halbjährlick st. 2. 30 kr.
Fiir Anzeigen wird der Raum ei-
ner dreispaltigen Petitzeile mit
2 Kreuzern berechnet.
ckS.
Der Volksfuhrer.
Bestellungen werden angenom-
men in Heidelberg in der G
Heidelberg, Donnerstag 22. Februar.
MLA.
Deutschland.
ä Frankfurt, 20. Februar. 174. Sitzung der Na-
zionalversammlung. Fortsetzung der Berathung über das
Wahlgesetz. Mitt erm aier erhält zuerst das Wort. Rotteck
(auf den sich Basssermann berufen), habe später seine
Ansicht über den „Zensus" geändert und denselben für ver-
werflich eerklärt. Der Redner weist im Einzelnen nach,
wie Fabrikarbeiter namentlich oft sehr selbstständig seien; er
ermahnt, durch die beabsichtigte Ausschließung nicht noch mehr
Aufregung zu schaffen und endet unter rauschendem Beifall.
Scheller, als Berichterstatter der Mehrheit des Ausschus-
ses wiederholt lang und breit die Einwände gegen das „all-
gemeine Stimmrecht." Alsdann wird zur Abstimmung ge-
schritten. Diese lieferte folgendes Ergebniß:
tz. 1. Wähler ist jeter unbescholtene Deutsche, welcher das 25.
Lebensjahr zurückgelegt hat. _
tz. 2. Von der Berechtigung zum Wahlen find ausgeschlossen:
s) Personen, welche unter Vormundschaft oder Kura el stehen; b) Per-
sonnen, über deren Vermögen Konkurs- oder Fallitzustand (Gant)
eröffnet worden ist, und zwar während der Dauer des Konkurs- oder
Gantverfahrens; c) Personen, welche eine Armenunterstützung beziehen
oder im letzten Jahr vor dec Wahl bezogen haben.
Die Abstimmung duuerte wegen der vielen Zusatzanträge
bis halh 5 Uhr.
Im §. 4 wurde das Wort „unbescholten" mit 137 ge-
gen 224 Stimmen angenommen, das Wort „selbstständig"
dagegen mit 422 gegen 21 Stimmen verworfen, und so
hätte also in diesem §. das Volksrecht gesiegt, wenn nicht
der hinkende Bote noch nachkommt! Der Ausschluß der un-
terstützten Armen wurde mit 266 gegen 186 Stimmen an-
genommen. Der Ausschluß der Dienstboten u. s.w. ist durch z
den Wegfall des Wortes „selbstständig" beseitigt. Alle An- j
träge auf „Zensus" wurden verworfen.
* Heidelberg, 21. Febr. Zu den berüchtigten zwei
Noten von Preußen und Oesterreich (siehe Volksführer
Nr. 28 und 37) kommt nun auch eine badische Erklärung,
welche nach der gestrigen Oberpostamtszeitung (dem Frank-
furter Mjnisterblatt) der-'badische Bevollmächtigte, Welcker,
dem Reichsministerium und den Bevollmächtigten der Einzel-
staaten im Namen seiner Regierung- abgab.
Diese Erklärung ist gegen die-Preußische und österrei-
chische Note gerichtet und von der Angst ausgepr/ßt, der
Großherzog von Baden werde „mediatisirt", d. h. abgesctzt
werden, nicht zwar durch die Nazionalversammlung (denn
die setzt keine Fürsten ab!) sondern durch die Könige in
Deutschland, wie es denn in der österreichischen Note aus-
drücklich heißt, daß es die (wohl noch nicht aufgegebene)
Absicht der österreichischen Regierung gewesen sei, „das Werk
der Vereinbarung in Frankfurt gemeinsam mit den Fürsten,
und zwar zunächst mit den Königen Deutschlands zu
beginnen". Auch haben'viele Zeitungsartikel verlauten las-
sen, daß die kleineren Länder zu den größern geschlagen wer-
den sollen, und der Volksführer hat gestern (in Nr. 43)
berichtet, wie die „Könige" verdächtige Verhandlungen mit
einanden führen, von denen man den Kleinfürsten Nichts
sagt. Alle diese Dingen fallen dem badischen Kleinfürsten
und seiner Regierung schwer aufs Herz.
Es wird daher erklärt, Baden werde sich nicht aus-
schließen lassen, da der Großherzog mit derselben Ehre und
Kraft den „Königstitel" führen könnte, mit der ihn andere
deutsche Fürsten führen (des jetzigen Großherzogs Vater
sollte diesen Titel wirklich auch einmal annehmen, wollte
aber nicht); wenn derselbe Opfer bringe, so. seien diese für
das gemeinsame Vaterland und nicht für einzelne Für-
sten; er habe auch mit den größten gleiche Rechte und
werde sich diese nicht nehmen lassen; er gebe keinem Könige
das Recht, ihn bei Seite zu setzen.
Dieser allerdings kraftvollen Erklärung werden ohne
Zweifel die übrigen Kleinfürsten beitreten, denn ihnen soll
ja das Messer auch an den Hals gesetzt werden, und das
ist eine ärgerliche Geschichte!
Indessen hat die preußische Regierung bereits eine
zweite Note geschickt, in der sie ihren Vorschlag aufrecht
hält und sich dagegen ausspricht, daß nur mit den Köni-
gen vereinbart werde. Der Schlaukopf von Preußen also
macht den Kleinfürsten neue Hoffnung, um sie um so sicherer
zu fangen.
Und was sagt das Volk in Baden zu diesem treulosen
'Fürstenspiel, in dem es den Hanswurst spielen soll?
Nun, obwohl unser Großherzog uns außerordentlich
lieb und wcrth ist, und theuer dazu, so geben wir ihn doch
herzlich gern her, weil wir gern einmal probiren möchten,
ob es denn wahr sei, was derBekk, der Wassermann
und ihre Helfershelfer sagen, daß nämlich die Republik noch
schlechter sei, als die Monarchie.
Ader dagegen, daß die Fürsten Deutschlands Unsern
Großherzog „ mediatisiren" , müssen wiruns verwahren;
nicht wegen ihm, (er kann, wie gesagt, gehen, wann er
will), aber wegen uns. Denn ein Volk ist keine Waare,
mit der die Könige machen dürfen, was sie wollen; nnd
wenn wir unsern Großherzog nicht mehr mögen, so wollen
wir deßwegen doch nicht würtembergisch oder baierisch oder
preußisch werden. Wenn er „mediatisirt" sein soll, so kön-
nen wir'sbselber thun, und werden uns ohne die Könige be-
helfen können. Wir bleiben, was wir sind: Badner, d.h.
demokratische Deutsche, die für die Republik beten, chje für's
tägliche BrodH Amen. H
Aus dem Amt Lahr^ 14. Februar. -In hiesi-
gem Amte wurve in Menge ein Flugblatt vertheilt, welches
wahrscheinlich von dem Zichorienfabrikant Völker in Lahr
verfertigt ist und ein Zuspruch sein soll an die Wahlmänner
des Lahrer Bezirks, die bis Samstag wieder zu wählen ha-
ben. Natürlich; es könnte ein Anderer gewählt werden, als
der Herr Völker, und da muß man bei der Hand sein.
Aber der Flugblattschreiber, sei er, wer er will, hält die
Wahlmänner doch für gar zu dumm, wenn er meint, sie mit
seinem armseligen Geschmier hinter's Licht zu führen. Er sagt,
die Republik koste Geld, viel Geld, das könne man an
Frankreich sehen. Aber eben darum wollen wir keine fran-
zösische Scheinrepublik, sondern eine ungefähr wie die Schweiz