«rschemi tSzlich, mit AuSnahm«
dcS Sonntags, and kostet bei dm
Posten innerhalb deS Großh.
Baden halbjährlich fl. 2. 3V kr.
Für Anzeigen wird der Raum ei-
ner dreispaltigen Petitzeile mit
tkreuzern berechnet.
Der Volksfnhrer.
L38» Heidelberg, Donnerstag 14. Juni. MAG.
Mit Bezug auf frühere Erlasse geben wir andurch be-
kannt, daß unter den zu aktivem Wehrdienst in der Linie ein-
berufenen Soldaten und Unteroffizieren zwar selbstverstanden
auch die Instruktoren, nicht aber diejenigen Staatsbürger
gehören, welche der sogenannten außerordentlichen Konskrip-
zion zugetheilt waren.
Karlsruhe, 11. Juni 1849.
Der Kriegsminister-Stellv ertreter.
Mayerhofer, Major.
Gesehen, Elsenhans.
Deutschland.
ILO. Karlsruhe, 12. Juni. 4. Sitzung der ver-
fassunggebenden Versammlung. Auf den Antrag des Abge-
ordneten Hiltmann von Bonndorf wird beschlossen, einen
Ausschuß niederzusetzen, um einen Gesetzentwurf über die
Behandlung der Befreiungsgesuche der Pflichtigen in's. 1.
Aufgebot der Volkswehr auszuarbeiten. Lehlbach berichtet
nachträglich über die Wahlen des 6. Wahlbezirkes (Bauer,
Thoma, Sturm, Sellinger'sind die Gewählten), welche
genehmigt werden. Auf den Antrag von Hoff von Mann-
heim wird beschlossen, daß allen Gemeinden die Lieferung
von Lebensmitteln aufgegeben wird, die in die stark von
Truppen besetzten Landcstheile am Neckar abzuliefern sind,
damit diese Landcstheile die Last der "Besetzung nicht allein
zu tragen haben. Auf den weiteren Antrag von Hoff wird
beschlossen, das Schandarm eriekor au fzu lösen.
Gögg, Mitglied der provisorischen Regierung und
Vorstand des Finanzministeriums, erstattet Bericht über den
Stand der Finanzen. Den Bestand der Kaffen des Landes
zu erheben, war nicht möglich. Dagegen befand sich, als
der Landesausschuß die Regierung antrat, in der Amortisa-
zionskasse, in der Generalstaatskasse, in der Eisenbahnschul-
dentilgungskaffe und in der Zehntschuldentilgungskasse ein
Baarvorrath von etwa 2 Millionen^ Gulden. Durch die
fehlerhafter Weise von dem ersten Kriegsminister Eichfeld
anbefohlene Auszahlung der abverdienten Einstandsgelder an
die Einsteber (im Betrag von etwa 800,000 Gulden), durch
die Anschaffung von Waffen, Munizion, Kriegsgeräth, und über-
haupt durch die Kosten der Nevoluzion, schmolzen sie auf etwa
1/2 Million herab, mit welcher indessen die gewöhnlichen
Staatsbedürfniffe noch einige Wochen bestritten werden kön-
nen. Bis dahin werden die rückständigen Steuern (im Be-
trag von 1 Million) und der Ertrag eines vorgeschlagenen
Zwangsanlehens bei den Reichen eingegangen sein. Nur
durch die strenge Sparsamkeit des Finanzministers war es
möglich, den Haushalt in solcher Ordnung zu halten. Der
verfassunggebenden Versammlung liegt es ob, neue Mittel
zu schaffen, und dem Volke, für seine Freiheit willig zu opfern,
was es opfern kann.
Sodann wird Bericht erstattet über die von dem Lan-
desausschuß und der provisorischen Regierung erlassenen Ge-
setze. Die Gesetze über Ertheilung der Amnestie an alle po-
litischen Verfolgten, Gefangenen und Flüchtlinge, sowie über
die vorläufige Forterhebung der direkten und indirekten Steu-
ern, endlich über die Befreiung der in's Land einzuführen-
den Waffen und der Munizion vom Eingangszoll werden
rasch berathen und nachträglich genehmigt, das letztere noch
mit dem Zusatz, daß die zum Behuf der Anfertigung von
Waffen erforderlichen Metalle (Eisen, Messing re.) ebenfalls
vom Eingangszoll befreit sein sollen.
Der Abgeordnete Au erklärt in Betreff seiner Doppel-
wahl, daß er für den 3. Wahlbezirk annehme.
Heute war die Versammlung rasch in der Erledigung
ihrer Geschäfte; wenn sie in derselben Weise fortfährt (wo-
ran nicht zu zweifeln lst), so bat das Volk Ursache, mit ihr
zufrieden zu sein. Nach Nachrichten von Kriegsschauplatz
wird in den nächsten Tagen schon, vielleicht schon heute, von
den fürstlichen Soldaten um unsere Grenze ein doppelter
Angriff auf die Rheinpfalz und auf unser badisches Frei-
heitsheer beabsichtigt. Der abgesetzte Reichöverweser Johann
hat den Einmarsch anbefohlen. Es stehen Truppen bei
Darmstadt, Frankfurt, Kreuznach und Aschaffenburg; die
Würtemberger rücken auf Heilbronn vor. Es ist zunächst
auf die Besetzung der Rheinpfalz mit ihren 2 Festungen
Landau und Germersheim abgesehen. Die Reichsregentschaft
in Stuttgart dagegen hat Baden und die Pfalz unter den
Schutz des Reiches gestellt, und, was die Hauptsache ist, un-
ser Freiheitsheer hat den besten Muth, und brennt vor Be-
gierde, sich mit dem Feind zu messen; auch werden sie in
dem General Mieroslawsky einen Oberbefehlshaber be-
kommen, dessen Namen allein dem Feinde Schrecken einflößt.
Gott schütze das Vaterland und die Freiheit!
Karlsruhe, 9. Juni. Es ist bei allen Stürmen
dieser deutschen Bewegung in Baden eine erhebende Bemer-
kung für den Patrioten, die zahllosen Opfer, die ernste Be-
geisterung zu sehen, die sich kund gibt. Wie verschwinden
vor dieser Einmüthigkeit des Volkes die wenigen selbstsüchti-
gen Gegner, so sehr auch ihre Federn sich in Lohnblättern
vervielfältigen mögen, um die badische Erhebung zu schmä-
hen, zu untergraben! Die Reichsverfassung ist das Panier,
die meisten entschiedenen Republikaner unterziehen sich ihr.
Allerdings mag die verzehnfachte Thätigkeit auf sämmtlichen
Amtsstuben der Staatsverwaltung grell von jenen harmlosen
Tagen abstechen, wo das bequeme Resioenzleben vom Ruhe-
bette aus die geduldige Heerde lenkte, die heute in wilder
Aufregung gährt. Indessen bewährt sich trotz dieser unver-
meidlichen Erscheinung der Sinn des Volkes für Ordnung
und Gesetz, die überall gewahrt und geachtet werden. Unsere
Volkswehr, erstes Aufgebot, ist jetzt gut bewaffnet und so
geübt, daß es kühn jedem Feinde die Spitze bieten kann.
Wenn man glaubt, daß durch die Entfernung der früheren
Offiziere die Linientruppen zum Schlagen untüchtig wären,
so vergißt man die Erlebnisse der ersten französischen Revo-
luzion, welche bekanntlich schnell mit den ruhmvollsten Offizie-
ren aus dem Volke die Lücken ergänzte, welche die Auswan-
derung in den Reihen des Heeres gemacht hatte. Wir wissen
recht gut, daß Baden schwach und klein; aber eben so füh-
dcS Sonntags, and kostet bei dm
Posten innerhalb deS Großh.
Baden halbjährlich fl. 2. 3V kr.
Für Anzeigen wird der Raum ei-
ner dreispaltigen Petitzeile mit
tkreuzern berechnet.
Der Volksfnhrer.
L38» Heidelberg, Donnerstag 14. Juni. MAG.
Mit Bezug auf frühere Erlasse geben wir andurch be-
kannt, daß unter den zu aktivem Wehrdienst in der Linie ein-
berufenen Soldaten und Unteroffizieren zwar selbstverstanden
auch die Instruktoren, nicht aber diejenigen Staatsbürger
gehören, welche der sogenannten außerordentlichen Konskrip-
zion zugetheilt waren.
Karlsruhe, 11. Juni 1849.
Der Kriegsminister-Stellv ertreter.
Mayerhofer, Major.
Gesehen, Elsenhans.
Deutschland.
ILO. Karlsruhe, 12. Juni. 4. Sitzung der ver-
fassunggebenden Versammlung. Auf den Antrag des Abge-
ordneten Hiltmann von Bonndorf wird beschlossen, einen
Ausschuß niederzusetzen, um einen Gesetzentwurf über die
Behandlung der Befreiungsgesuche der Pflichtigen in's. 1.
Aufgebot der Volkswehr auszuarbeiten. Lehlbach berichtet
nachträglich über die Wahlen des 6. Wahlbezirkes (Bauer,
Thoma, Sturm, Sellinger'sind die Gewählten), welche
genehmigt werden. Auf den Antrag von Hoff von Mann-
heim wird beschlossen, daß allen Gemeinden die Lieferung
von Lebensmitteln aufgegeben wird, die in die stark von
Truppen besetzten Landcstheile am Neckar abzuliefern sind,
damit diese Landcstheile die Last der "Besetzung nicht allein
zu tragen haben. Auf den weiteren Antrag von Hoff wird
beschlossen, das Schandarm eriekor au fzu lösen.
Gögg, Mitglied der provisorischen Regierung und
Vorstand des Finanzministeriums, erstattet Bericht über den
Stand der Finanzen. Den Bestand der Kaffen des Landes
zu erheben, war nicht möglich. Dagegen befand sich, als
der Landesausschuß die Regierung antrat, in der Amortisa-
zionskasse, in der Generalstaatskasse, in der Eisenbahnschul-
dentilgungskaffe und in der Zehntschuldentilgungskasse ein
Baarvorrath von etwa 2 Millionen^ Gulden. Durch die
fehlerhafter Weise von dem ersten Kriegsminister Eichfeld
anbefohlene Auszahlung der abverdienten Einstandsgelder an
die Einsteber (im Betrag von etwa 800,000 Gulden), durch
die Anschaffung von Waffen, Munizion, Kriegsgeräth, und über-
haupt durch die Kosten der Nevoluzion, schmolzen sie auf etwa
1/2 Million herab, mit welcher indessen die gewöhnlichen
Staatsbedürfniffe noch einige Wochen bestritten werden kön-
nen. Bis dahin werden die rückständigen Steuern (im Be-
trag von 1 Million) und der Ertrag eines vorgeschlagenen
Zwangsanlehens bei den Reichen eingegangen sein. Nur
durch die strenge Sparsamkeit des Finanzministers war es
möglich, den Haushalt in solcher Ordnung zu halten. Der
verfassunggebenden Versammlung liegt es ob, neue Mittel
zu schaffen, und dem Volke, für seine Freiheit willig zu opfern,
was es opfern kann.
Sodann wird Bericht erstattet über die von dem Lan-
desausschuß und der provisorischen Regierung erlassenen Ge-
setze. Die Gesetze über Ertheilung der Amnestie an alle po-
litischen Verfolgten, Gefangenen und Flüchtlinge, sowie über
die vorläufige Forterhebung der direkten und indirekten Steu-
ern, endlich über die Befreiung der in's Land einzuführen-
den Waffen und der Munizion vom Eingangszoll werden
rasch berathen und nachträglich genehmigt, das letztere noch
mit dem Zusatz, daß die zum Behuf der Anfertigung von
Waffen erforderlichen Metalle (Eisen, Messing re.) ebenfalls
vom Eingangszoll befreit sein sollen.
Der Abgeordnete Au erklärt in Betreff seiner Doppel-
wahl, daß er für den 3. Wahlbezirk annehme.
Heute war die Versammlung rasch in der Erledigung
ihrer Geschäfte; wenn sie in derselben Weise fortfährt (wo-
ran nicht zu zweifeln lst), so bat das Volk Ursache, mit ihr
zufrieden zu sein. Nach Nachrichten von Kriegsschauplatz
wird in den nächsten Tagen schon, vielleicht schon heute, von
den fürstlichen Soldaten um unsere Grenze ein doppelter
Angriff auf die Rheinpfalz und auf unser badisches Frei-
heitsheer beabsichtigt. Der abgesetzte Reichöverweser Johann
hat den Einmarsch anbefohlen. Es stehen Truppen bei
Darmstadt, Frankfurt, Kreuznach und Aschaffenburg; die
Würtemberger rücken auf Heilbronn vor. Es ist zunächst
auf die Besetzung der Rheinpfalz mit ihren 2 Festungen
Landau und Germersheim abgesehen. Die Reichsregentschaft
in Stuttgart dagegen hat Baden und die Pfalz unter den
Schutz des Reiches gestellt, und, was die Hauptsache ist, un-
ser Freiheitsheer hat den besten Muth, und brennt vor Be-
gierde, sich mit dem Feind zu messen; auch werden sie in
dem General Mieroslawsky einen Oberbefehlshaber be-
kommen, dessen Namen allein dem Feinde Schrecken einflößt.
Gott schütze das Vaterland und die Freiheit!
Karlsruhe, 9. Juni. Es ist bei allen Stürmen
dieser deutschen Bewegung in Baden eine erhebende Bemer-
kung für den Patrioten, die zahllosen Opfer, die ernste Be-
geisterung zu sehen, die sich kund gibt. Wie verschwinden
vor dieser Einmüthigkeit des Volkes die wenigen selbstsüchti-
gen Gegner, so sehr auch ihre Federn sich in Lohnblättern
vervielfältigen mögen, um die badische Erhebung zu schmä-
hen, zu untergraben! Die Reichsverfassung ist das Panier,
die meisten entschiedenen Republikaner unterziehen sich ihr.
Allerdings mag die verzehnfachte Thätigkeit auf sämmtlichen
Amtsstuben der Staatsverwaltung grell von jenen harmlosen
Tagen abstechen, wo das bequeme Resioenzleben vom Ruhe-
bette aus die geduldige Heerde lenkte, die heute in wilder
Aufregung gährt. Indessen bewährt sich trotz dieser unver-
meidlichen Erscheinung der Sinn des Volkes für Ordnung
und Gesetz, die überall gewahrt und geachtet werden. Unsere
Volkswehr, erstes Aufgebot, ist jetzt gut bewaffnet und so
geübt, daß es kühn jedem Feinde die Spitze bieten kann.
Wenn man glaubt, daß durch die Entfernung der früheren
Offiziere die Linientruppen zum Schlagen untüchtig wären,
so vergißt man die Erlebnisse der ersten französischen Revo-
luzion, welche bekanntlich schnell mit den ruhmvollsten Offizie-
ren aus dem Volke die Lücken ergänzte, welche die Auswan-
derung in den Reihen des Heeres gemacht hatte. Wir wissen
recht gut, daß Baden schwach und klein; aber eben so füh-