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Sette 6

Donnerstag, -en 17. März 1932.

2. Jahrg. / Nr. 62

Ml Wtlberg.
Vorschriften für die Karwoche. Zn der Kar-
woche dürfen nur Aufführungen ernster Musik
«sowie Theater und Kinovorstellungen ernsten
Inhalts skaltfinden. Am Karfreitag sind sämt-
liche Theater, Lichtspielhäuser und Kabaretts ge-
schloffen.
Reifeprüfungen an der Oberrealschule mil
Realgymnasium. Die Reifeprüfung, die im
Bürgerausschußsaal des Rathauses staklfanö,
haben folgende Abiturienten bestanden: Ola:
Ludwig Ackermann, Otto Albrecht, Erwin Ba-
der, Heinz Baumann, Siegmar Bergfeld, Hein-
rich Broß, 3ohn Morrison Cleakor, Heinz
Grindler, Paul Kalbitz, Fritz Kolb, Okto Kunz-
mann, Oskar Minnier, Willi Moser, Max
Pries, Okto Reinhard, Walker Röderer, Edgar
Seih, Werner Beith, Peter Weber, Adolf Zu-
tavern. O 1 b: Hellmut Acker, Rupert Baum-
gartner, Richard Beck, Ludwig Coy, Karl
Dumtzlaff, Hermann Gauer, Erwin Hebel, Lo-
renz Hofmeister, Florenz Klemm, Hermann Rei-
del, Karl Heinz Rom, Walter Schaeffer, Erich
Späth, Georg Stahl, Karl Stortz, Heinrich
Weber, Karl Weber, Rudolf Weiß, O 1 Rg.:
Ernst Birmel«, Kurt Breymacyer, Heinrich
Grab, Heinz Hetz, Walker Hirschel, Herbert
Hüttner, Helmuts, Znklekofer, Harald Krauß,
Walker Kühn, Walter Kühner, Karl Lay, Adr.
Leimbach. Siegmund Lindenfelser, Walker Me-
nold, Walker Müller, Paul Niebel, Edwin
Pfützner, Erich Reinhard, Gerhard Schell,
Wolfgang Schmidt, Friedrich Schneider, Rudolf
Steckerk, Hermann Skrohle, Theodor Ullrich,
Kurt Walker, Alex Wetzel, Hanns Wirth, Wolf
Zehsche, Rudolf Ziegler.

Bon der Universität. An der Universität
Heidelberg sind in den einstweiligen Ruhestand
getreten: Der ordentliche Professor der Augen-
heilkunde und Direktor der Universitätsaugen-
klinik Geh. Hofrat Dr. August Wagenmann,
der ordentliche Professor der Astronomie, Ge-
heimer Rat Dr. Max Wolf, Direktor der Lan-
dessternwarte auf dem Königstuhl und der or-
dentliche Profegor der Philosophie Geh. Rat
Dr. Hch. Rickert.
Todessturz. 3m Hause Plöck 28 fanden gestern
früh gegen 3 Uhr Hausbewohner den Aukoauf-
seher 3os. Sepp, in einer Blutlache -liegend, tot
auf. Der Verunglückte führte tagsüber die Auf-
sicht im Parkplatz am Schloß.
Warnung vor einem Unterstühungsschwind-
ter. Zn Neuenheim und Handschuhsheim und in
der Weststadt bettelt seit kurzem in den späten
Abendstunden zwischen 8 und 10.3V Uhr ein
junger Mann aus Alsfeld mit der falschen An-
gabe, kein Obdach zu haben. Außerdem erklärt
derselbe, die Privatwohnung des Dr. Walter
vom Jugend- und Wohlfahrtsdienst zu suchen.
Auch dies entspricht nicht der Tatsache und ist
nur «in Borwand, um eine möglichst große Un-
terstützung zu erhalten. Es empfiehlt sich, den
Betreffenden abzuweisen.
Kaust nickt beim^uäen!

„AWklMWllM", dn „sollst so kiilssge MW"
W MM-KkkMlok ons der Am MM

Also betitelte jüngst die rote Tante aus der
Schröderstraße, jenen Buchdrucker, der von uns
wegen seines Verhaltens in der Generalver-
sammlung der Buchdrucker angeprangert wurde.
Soll man ernst bleiben, soll man weinen? —
Was sagen die Buchdrucker-Kollegen zu dieser
märchenhaft zarten Charakteristik des „Buch-
druck e r s ch la p p e ", der plötzlich als „sanf-
ter Heinrich" dem staunenden Publikum vor-
geführt Wird?

3m 3ahre 1925 erklärte der Schriftsetzer
Fritz Fonkius, Mitarbeiter bei der roten
Tanke -in der Schröderstraße, er wähle nicht den
„Massenmörder". Heute erklärt der gleiche Ge-
sinnungsakrobak Fonkius, ich wähle Hinden-
burg, damit das heutige System bestehen bleibt.
Außerdem bezeichnet« dieser Genosse, den wir
uns dieserhalb merken werden, unseren Führer
Adolf Hitler als „Gauner und Land-
streicher". Diese Aeußerung wird das
Bllrsch'chen noch einmal bedauern getan zu
B. sch" ? ir.mal ,
Die srumbe Aenkrumstanke, Frau Ne ir-
re ith er erhält den Besuch eines Reisenden,
dem sie erklärt: „3etzk wirds besser, wo der
Hindenburg bleibt." Der Reisende meinte in-
dessen, unter diesem System werde -es nicht

Dabei ist der „Schlappe" für seine Gewalt-
tätigkeit und Streitsucht bekannt. Wer zählt die
Völker, nennt die Namen, denen er nicht schon
— mit dem Mund allerdings — „die Kno-
chen zerbrochen hätte". Kaum eine
Buchdruckerversammlung, kaum ein Buch-
druckerfest, auf dem der „Schlappe" nicht Kol-
legen bedroht, Streit angefangen oder Krach
geschlagry hätte.
Wenn wir uns nicht sehr täuschen, bekam er

besser werden. Worauf die Zentrumstante ent-
rüstet rief: „Wenn dieser „Schlowak"
(Hitler) zur Macht kommt, dann wirds noch
schlimmer!" Auch diese Beschimpfung unse-
res Fahrers wird zu den Akten genommen und
auf den Tag aufbewahrk!
Lin besonders prächtiger Zindenburgwähler
ist der städtische Beamte Schäfer. Einen Tag
nach der Hindenburgwahl 19-25 sagte dieser
Herr: „3ch habe nicht geglaubt, daß es in
Deutschland 14 Millionen Rindoiecher gibt!" —
Heute ist der gleiche Schäfer „treuer" Hinden-
burgwähler, nach seinem eigenen Ausspruch
also ein . . .
Zu gegebener Zelt werden wir noch weiter«
Aeuß-erungen solcher Systemgrößen veröffent-
lichen!

s. Zt. seine „Friedlichkeit" an der
Darmstädter-Hof-Ecke sogar polizeilich -bestätigt!
Ein Exemplar „Hitler, mein Kampf"
demjenigen, der «inen Eid darauf leisten will,
daß der „Schlappe" sonst immer „so
friedlich und ruhig" gewesen ist. —
*
Daß es auch sonst noch „schlagkräftige Leute"
unter -den Kollegen gibt, das beweist eine
Reichsbannermühe, die noch heute auf der
Kriminalpolizei auf Abholung wartet.
Damals wurden Studenten nachts von etli-
chen Genoffen überfallen und blutig geschlagen.
Am Tatort blieb eine Reichsbannermüke zurück,
deren Eigentümer trotz Nachforschungen der
Polizei nicht gefunden werd«, konnte. — Er-
innern sich „Onkel und Neffe" noch an diese
dunkle Angelegenheit? — Der Onkel steht
^rdoittzr ävr Laust uuä 8lirn,
Hinein in äie Leiden äer R8VO

dem großen Adolf Rausch und auch dem Buch-
druckerverband nicht fern, und auch den Nef-
f e n dieses Onkels, ein städtischer Beamter, der
auf diese Art „Fremdenwerbung" trieb,
dürfte in allernächster Nähe des ungekrönten
Buchdruckerkönigs zu finden sein. — Wir
empfehlen den Genossen, die Reichsbannermüh«
zum Gebrauch für die Wellblechfront abzuholen.
Oder sollten die „sonst so ruhigen Kol-
legen" Angst vor der Kriminalpolizei haben?

HaMuUeiM MeMWWer

5MMe kMrbiWikurfe
Am Freitag, den 18. März, abends 8 Uhr,
findet im großen Saal des Gemeindehauses
Neuenheim, Lutherstraße 85/67 die Schlußfeier
-der Winterkurse für Erwerbslose statt. Eine
Anzahl Kursteilnehmer wirken in Musik und
Theaterspiel zusammen. Ein Männer- und ein
Mädchenchor singen mehrstimmig heitere Lie-
der, ein kleines Orchester spielt eine Gavotte aus
einer Sonate von Händel und ein Menuett aus
einem Orchesterkrio von Skamitz. Ein Lustspiel
von Roderich Benedix „Die relegierten Studen-
ten" kommt zur Aufführung.
Die mitwirkenden Erwerbslosen hoffen,
durch ihre Vorführungen ihren -erwerbslosen
Leidensgenoffen ein paar Stunden der Zer-
streuung und Erheiterung zu bieten. Zugleich
hoffen wir, daß ein weiter Kreis interessiert ist,
die Leistungen der Erwerbslosen zu sehen. 3m
Saaleingang werden die Arbeiten, die im
Bastelkurs für Männer und Mädchen seit
Weihnachten gearbeitet wurden, ausgestellt. —
Einig» besonders hübsche Kinderspielzeuge sind
darunter, ferner bunte Schürzen für kleine
Mädchen und grüne Gärknerschürzen für Kna-
ben. Zwei Prachtstücke unter den Arbeiten der
Bastler sind eine Burg mit Zinnen und Zug-
brücke und ein Radiokasten. Kakteenständer,
Nistkästen für Vögel und andere praktische

Holzgegenstände werden ausgestellt. Ein Teil
der Arbeiten ist für den Verkauf bestimmt.
Die Eintrittskarten zur Aufführung kosten
1.— RM (für reservierte Plätze) und 50 Pfg.
An Erwerbslose werden die Karten unentgelt-
lich gegen Ausweis der Stempelkarte ausgege-
ben. Karten sind an der Abendkasse und auf der
Geschäftsstelle der Slädt. Errverbslosenkurse,
Arbeitsamt, Zimmer 14, zu haben. Der Saal
wird um 7.30 Uhr geöffnet.
*
Neue Studienreisen für Kaufleute
Die Ferienzeit macht in diesem 3ahre dem
Berufstätigen besondere Sorge. Es werden nicht
nur billige Erholungsmöglichkeiten gesucht, son-
dern es -ist auch der Wunsch der Ferienreisen-
den, eine StudiengelegSnheik mit der Erholungs-
pause zu verbinden. Für Kaufmannsgehilfen
und Kaufleute ist die Organisation von Skudien-
und Ferienfahrten besonders zu begrüßen. 3n
diesem 3ahre berücksichtigen z. B. die Reisen
des Deutschnationalen Handlungsgehilsen-Ver-
bandes fast ausschließlich deutsches Volkstum
innerhalb und außerhalb der Reichsgrenzen. —
-Eine Ausnahme macht die Studienreise nach
London und Oxford, weii England auch heule
noch für das Kaufmannskum «ine besondere
Rolle spielt. Hervorzuheben ist die Organisa-
tion einer Kunstreise, die unter Führung des
Kunskschrifkstellers Professor Dr. L. Schreyer

von Naumburg nach Bamberg führt. Die Wan-
derungen und Kunstb-etrachtungen in thüringi-
schen und fränkischen Domen und Burgen sollen
den Teilnehmern unvergeßliche Eindrücke der
Denkmäler alter deutscher Kultur vermitteln.
Weitere Reisen innerhalb Deutschlands führen
an den Rhein, vom goldenen Mainz zum heili-
gen Köln, von der llederfrohen -Studentenskadt
Heidelberg durch den Schwarzwald zum Boden-
see, ferner nach Hamburg und zur roten Felsen-
insel Helgoland. Gruppenroander-ungen berück-
sichtigen Bayerns Schlösser und Hochgebirge,
Kärnten, Steiermark und Wien. Doppelt not-
wendig ist heute die Aufrechterhaltung der Be-
ziehung zum deutschen Grenztand. Dazu dient
eine Wanderung ins deutsche Alpenland Süd-
tirol und eine Gruppenwanderung von Dresden
nach Deutschböhmen nach der ältesten deutschen
Universitätsstadt Prag. Den Zeitverhältniffen
entsprechend sind die Kostenbeikräge erheblich
herabgesetzt worden. Ausführliche Angaben ent-
hält das Reiseheft, das bei der hiesigen G'.-
schäfks-stelle des DHV, Bismarckstraße 19, oder
der Abteilung Studien- und Ferienfahrken des
DHV, Hamburg 36, abgefordert werden kann.

Werdet Mitglied in der Verbands-
gruppe Nationalsozialisten im Ncichs-
verband deutscher Rnndfunktcilneymer

Heidelberger Auslands-
schulden
Von Hans Steffen, Heidelberg.
Aus den kürzlich gemachten Darlegungen der
Stadtverwaltung über die Belastung der städti-
schen Werke ging hervor, daß dies« heute mit
einem Fremdkapital von 8,3 Millionen RM
arbeiten, woraus sich ein Schuldendienst für
Tilgung und Verzinsung von 860 000 RM er-
gibt. Danach scheint die Stadt für di« Werk«
auch erhebliche Mengen innerdeutschen Kapi-
tals herangezogen zu haben, den die Verpflich-
tungen an -das Ausland sind beinahe so hoch,
wobei zu berücksichtigen ist, daß die Auslands-
gelder nicht bloß für die Werke in Betracht ge-
kommen waren. Leider hat man nicht erfahren,
wie hoch sich die ehemalige und heutige tat-
sächliche Quote allein für die Werke stellt.
Es dürfte wenig bekannt sein, daß Heidel-
berg bei seiner fundierten -Schuld an vier Aus-
ländsanleihen beteiligt ist, wenn es auch unmit-
telbar nur einmal an den Markt trat. Bekannt
ist die Aufnahme der Amerikaanleihe von 1,5
Millionen Dollar von 1925. Einen kleineren
Posten stellt der Anteil dar, der aus einer
Schwrizeranleih« der Badischen Landesbank in
Höhe von 13 Millionen Fr. nach Heidelberg ge-
flossen ist: er betrug 585 000.— Fr. Durch die
Eingemeindung von Rohrbach kamen aus einer
in Amerika aufaenommenen Anleihe dieses
Ortes weitere 58 200 Dollar hinzu. Endlich be-
steht der Schweiz gegenüber noch eine Art von
Aufwerkungsanleiye aus 1917. Es interessiert
hier nicht, auf welch umständlichem Wege der
Aufwertungsbetrag errechnet wurde: es genügt
vielmehr, daß offiziell eine Schuld von 4,472
Millionen Fr. anzuerkennen waren, -die aber

nicht voll begeben sind, da die Stadt .selbst
Stücke hiervon im Besitze hak. Diese Anleihe ist
übrigens am 1. Oktober 1936 fällig, am glei-
chen Tage ein mit der Aufwertung in Verbin-
dung stehender Kredit der Reichsbank, der
aber allem Anscheine nach nicht voll in Anspruch
genommen ist.
Mittlerweile hat sich nun die ehemalige
Schuld (abgesehen von der Aufwerkungsanleihe)
vermindert. Es Kann angenommen werden,
daß von der unmittelbaren großen Anleihe be-
reits 157 500 Dollar, von der aus Rohrbach
5 800 Dollar und der Girozentrale 35 000 Fr.
auf Ende 1931 zurückgezahlt waren. Aber diese
Verminderung ändert nichts an den gleichblei-
benden Verpflichtungen der Stadt) denn die
Anleihen sind sämtlich Amokisakionsdarlehen,
bei denen der durch die Verkleinerung der
Schuld ersparten Zinsen zur verstärkten Til-
gung herangezogen werden. Auf diese Weise
wird erreicht, daß die Laufzeit wesentlich be-
schleunigt wird.
Abgerundet hat die Stadt für 1932 an Zinsen
und Tilgungen zu zahlen für:
Giroanleihe 48 000 Fr., -unmittelbare Emis-
sion 135 000 Dollar, Rohrbacher Teil 4 000
Dollar. Das sind 627 000 RM, wobei zu be-
achten ist, daß auch andere Zwecke bei der Be-
-gebung in Betracht gekommen waren als ledig-
lich für die städtischen Werke.
Es fragt sich nun, ob bei den heutigen gün-
stigen Ankaufskursen der deutschen Ausländs-
anleihen sich nicht eine erhebliche Verringerung
der Schuld herbeiführen läßt. Soweit die bei-
den Dollaranleihen in Betracht kommen. Ist fol-
gendes zu berücksichtigen:
Eine freiwillig« Tilgung über den vorgesch-rie-
benen Satz hinaus ist nach dem Anleiheverkrag
grundsätzlich erlaubt: aber sie soll keinen Einfluß
auf die regelmäßige Quote haben. Fürs erste

müßten also trotzdem noch die planmäßigen Be-
träge nebenbei getilgt werden. Die durch ver-
stärkte freiwillige Rückzahlung vernichteten
Stücke könnten also erst gegen Ende der Lauf-
zeit sich bemerkbar machen. Das wäre für dis
große Amerika-Anleihe von großem Vorteil:
denn bei ihr muß, da sie in 25 3ahren zurück-
gezahlt wird, im letzten 3ahre eine einmalige
Resttilgungsquote von fast 20 Prozent entrich-
tet werden.
Eine Verkürzung der vorgesehenen Laufzeit
kann aber auch bei der planmäßigen Tilgung
herbeigeführk werden. Denn die Rückzahlung
braucht nicht durch Auslosung zu geschehen, was
bei den -unmittelbaren Anleihen noch ein fünf-
prozentiges Aufgeld bedingt, sondern darf auch
-durch Kauf geschehen. Aber die Stadt hat bei
beiden Dollaranleihen keinen Einfluß auf den
Ankaufspreis: denn sie muß das dem Zah-
lungsagenten überlassen, der nach freiem Er-
messen vorgeht. Es würde aber beim Ankauf
bei den heutigen Kursen die Möglichkeit be-
stehen, mehr Stücke zu erwerben, als plan-
mäßig vorgesehen. Hierzu ist der ZahlungsagSnk
bei beiden Anleihen verpflichtet: er kann also
nicht das nicht benötigte, ihm von der Stadt
überwiesene Geld in seinem Geschäft arbeiten
taffen. Es ist also damit zu rechnen, daß für den
Fall, daß gekauft und nicht ausgelost wird, die
Schuld tatsächlich schon erheblich herunter-
gegangen ist.
Selbstverständlich steht es der Stadt frei,
selbst Stücke zu kaufen und sie als Vermögens-
anlage anzusehen. Sie würde also an sich selbst
Zinsen zahlen, ^inwieweit das geschehen ist, ist
unbekannt. -Gegenwärtig sind ihr durch die De-
visenvorschriften natürlich Grenzen gesetzt.
Die nennwerkmählgen oben genannten Be-
träge hat die Stadt natürlich niemals bekom-
men: immer war «in Disagio zu berücksichtigen.

Dazu kommen nun aber noch weitere laufend«
Ausgaben für Eintösungsprovistonen. Auch sind
wegen der Notierung an der New Horkei
Börse Ueberkragungsbüros nach amerikanischem
Börsengesetz zu unterhalten. Von Einfluß auf
die effektive Belastung ist weiter der Zinsver-
lust, der dadurch entsteht, daß die Annuitäten
mehrere Wochen vorher abzuführen sind. Das
sind aber Bindungen, denen sich die Stadt nicht
entziehen konnte, wenn sie auf das amerikani-
sche Kapital nicht verzichten wollte.
Wünschenswert wäre eine Aufklärung sei-
tens der Stadt über einen Vertragspunkt, von
dem sie behauptet, daß sie ihn nicht kennt. Der
Treuhänder, die Chatam Dvenix National
Bank verfügt über eine Abschrift des Darlehns-
vertrages. -in dem -u. a. etwa folgendes steht:
Die Stadt Heidelberg zahlt die Annuitäten
aus der Grund- und Gewerbesteuer, ferner der
Einkommensteuer und sorgt dafür, daß während
der Dauer der Anleihe diese Stenern mindestens
so groß sind wie 1924.
Hak die Stadt das wirklich vereinbart, so
heißt das einmal, daß mindestens die Steuern in
gleicher Höhe wie 1924 erhoben werden müssen,
und zwar grundsätzlich bis 1950, und dann daß
die Werke zunächst nicht herangezogen werden
können.
Diese Möglichkeit ergibt sich erst in zweiter
Linie: denn es heißt weiter: wenn die Steuern
nicht aufgebrawl werden können, dann müssen
andere Einkunftsquellen erschlossen werden.
Das scheint jetzt der Fall zu sein, besonders
hinsichtlich der Einkommensteuer, auf die die
Stadt, da sie eine Reichssteuer ist, an der sie
nur anteilmäßig beteiligt wird, keinerlei Ein-
fluß hat. Aber man wird doch fragen müssen,
ob man ohne weiteres die städtischen Werke zur
grundsätzlichen Aufbringung der Auslandsver-
pflichkungen heranziehen kann.
 
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