Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (April bis Juni)

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/volksgemeinschaft1932a/0191
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2

*



2

2. Jahrg. / Ur. 96 -



Maitagen der deukſchen Arbeiterſchaft mit
Wiſſen und Duldung der maͤrriſtiſchen Ge-
werkſchafksklique „bejchert“: die Verewi-


Ü


kanntlich die „Stillhaltefrift“ ab für die
Tarifabkommen, die jamt und fonders ge-
kündigt ſind und nun neu feftgefeHt werden


hat die Syſtempreſſe der Deffentlichkeit hier-
von mit Bedacht - keinerlei Mitkfeilung ge-


dieſem parlamentariſchen Syſtem aljo Ddie





, Am 24 April fanden in Oeſterreich Lan-
des- und Kommunalwahlen ftatt. Es ergibt
ſich folgende Siknation: —
Auf der gaͤnzen Linie verlieren die So-
Naldemokrolen in ziemlich erheblicher An-
zahl an Stimmen. Cbenfo groß, feilweife
jedoch noch viel kataftrophaler iſt der DBer-

fonders erfreulich iſt und faſt reftlos das
_ politijche Blickfeld klärf, das iſt die Tat-
ſache der vollkommenen Zerfchiagung der
‚ Qikfelparfeien und Inkereffenfengruppen.
_ dum erſtenmal gelang es uns Nationalfozia-
liffen in Oeſterreich acht! teilweiſe ſogar
' 3ehn aufmarſchierende Parkeien ſo zu dezi-
mieren, daß beim endgültigen Reſultal le-
dialich noch drei Parleien beſtehen. „Die
Gewinner des Tages jedoch“, ſchreibt das


ſich Sozialen, ſind lediglich die Nakional-
fozialifen.“ 2

Damik ift die tatſächliche Lage umfchrie-
ben. Die Nationalſozialiſten haben, um ein
Beiſpiel herauszugreifen, in Wien von
27457 auf 201455 Sfimmen zugenommen.
Das hedeutfetf, daß ſich der Staͤdtfenat der
— Landesregierung nunmehr wie folgt zufam-
_ menfeBßt: GSozialdemokraten behalten zwar


die Chriftlih-Sozialen an die. Nakionalfo-
3ialiften 2 Stadirafsfige abgeben. Die Mie-
ner Verfreiung im Vundesrat feBk ſich dem-
_ nacdh 3ujammen: 2
Soʒialdemokraten
beute 8, fruͤher ebenfalls 8
Chriftlidh-Soziale 1 — —3
. . heute 2, früher ebenfalls 2
Nakionalfozialiften —
heute 2, früher
Die Wiener Bezirksverkretungen ſehen
ſich 3zufammen: *

S



Sozialdemokraten 373, früher 375
Chriftlich-Soziale und ; 2

Sroßdentjche 140, früher 253
Nakionalfozialiften 116, früher —
Kommuniſten 2, früher —

Die Folge dieſet Mandatsverkeilung iſt,
daß wir Nattonalſozialiſten in die Laudes
regierung von Oeſterreich (ebenfo. in die
Landesregierung von Nieder Oeſterreich
Wien und Salzburg eindringen, und zwar



Neichstagsſitzung

Verlin, 27. April. In der
Sthung des Reichstages ſtehl die Beratung
des von der Regierung vorgelegten Schul-
denkilgungsgefeBes, durch das die Kreuger-
anleihe verlängert werden ſoll auf der Ta-
gesordnung. In Verbindung Ddamit wird

eine politiſche Ausſprache ſtattfinden, die
auch als erſte Leſung des Reichshaushalis-
_ planes für 1932 anzuſehen iſt Als Grund
lage dafür wird der bis dahin fertiggeftellte
und dem Reichstag zugeleifete Haushalts-
entwurf dienen, obwohl der Reichsraͤt dieſen
Entwurf bis dahin noch nicht verabſchiedet
haben dürfte Ferner ſollen in der Aus
ſprache die Anträge der Parkeien mit bera-
fen werden Die Nationalfozialiften beret
fen unter Hinweis auf den Ausfall der Län-


Neuwahl des Reichstages vor. Die Kom-
muniſten werden eine Inferpellation einbrin-
gen die ſich mitf dem Fall Kreuget beſchäf
figf. Jn der Reichstagstagung, die zunächſt
_ Nnur vier Tage dauern wird, wird auch ein
GejeH über die Abfindung ausſcheidender
weiblicher Beamter beraten werden. Nach
der am 12. Mai eintretenden Pfingſtpauſe
wird der Reichtsag vorausfichtlich erft in der
- leßten Mai- oder erſten Juniwoche wieder
‚ 3ufammentrefen. Die Reichstagsfikung am
9. Mai beginnt um 15 Uhr. .












günjtig. Die Minifterialräte und Staats-
jekretäre haben bereits ihre Vorjchläge für
neue Belaſtungen des Bolkes, nach den
Weiſungen ihrer Herren Miniſter ausgear-
beitet Auch der Arbeiter foll wiederum
zu neuen Laſten und Abzügen des Hunger-
lohnes gezwungen werden. Die Gewerk
ſchaftselique weiß das lange und hat dabei
noch die Sthirn, ihre Mitalieder unter hohlen
Phraſen zur „Maifeier“ aufzurufen. Jahr-
zehnfelang hat ſich der Ddeutfche Arbeiter





die in diejem Mahlkampf ſo vernichtend ge-
ſchlagen wurden, daß ſie voͤllſtändig aus der
oſterreichiſchen Innenpolitik ausſcheiden

Ergebnis aus Niederöſterreich.
362 748 früher 300 796

Sozialdemokraten 212274 „ 291167
Naͤllonalſozialichen 110474 „ 34307
Großdeulſche 18398 „ 70172

Die Chriftlich-Sozialen verlieren 2, die
Großdeulſchen 5, der Landbund 1 Mandat.

Das Ergebnis von Nieder Oeſterreich iſt
mſofern bedeutend als in Zukunft ein
Nalionalſozialiſi in Ddie Landesverfreiung
beim Bundesrat einireten wird. .

Ergebnis aus Salaburg
54013 früher 61 163

Soʒialdemokraten _ 29810 „‚ 36900
Großdeulſche 2050 „ 16634
Heimathlock 2 5550 7058

Rationaljozialifien 24125 „ 4541

4901 , 6 758

Landbund

Die Auswertung dieſer Ziffern wird zur
Folge haben, daß die Ehriſtlich⸗Soztalen an









von volksfremden und ſchädlichen Hetzern
verführen laſſen Aun haf er die Praris
diejer „Programme“ am eigenen Leibe er-
der
roten Maifeier verfchwindet. Der deutſche
Arbeiter forderk Freiheit und Brot für
jeine Familie fein Volk und Vaterland.
Er läßt ſich nicht mehr für die Inkereſſen
der Inkternationale und ihre Schwindelma-
nöber auf die Straße locken

*

ſſterre

die Nationalſozialiſten einen Laͤndesregie-






*

Soweit ſich bis jetzt die Lage überblicken
läßt, werden die Nationalſozialiſten in den
drei angeführten Ländern ſo ſtark fein, daß
wir in den Bundesraf 4 Vertreter ſchicken
können Selbſt die gegneriſchen Blätker
verkünden in großen Ueberſchriften den na-
lionalſozialiſtiſchen Sieg. Tatſächlich haben
die Mahlen für Oeſterreich faſt noch eine
gtößere Bedeufung als die denkwürdigen
Sepkemberwahlen 1930. Denn zum erften-
mal 3iehen die Nationalfozialiffen in Ddie
Länderregierungen ein und treken damit
auch in den Bundesrak. Die marriſtiſche
Zweidrittel-Mehrheit in Mien wurde ge-
brochen, an einzelnen Stellen wurde die ab-
ſolule AMehrheit der Ehriſtlich Sozialen


Das öſterreichiſche Volk hat ſich in einer
bisher noch nicht dageweſenen Form für
die Natkionalfozialiffen entſchieden. Die erſte
und ſtändige Forderung von uns wird Da-


Fort mil den Schuldigenl







Bamburg 26. April. Die nationaljozia-
liftijde Bürgerfchaftsfraktion nimmt am
Dienstag zu dem Ausgang der Mahlen in
Hamburg Stellung und erklärf u. a.: „Eine
Klärung der Reglerungsverhältniſſe hak die
Der alte Senat
befindel ſich nach wie vor in der Minder-


NSDAD den unmißverſtändlichen Auftrag
zur Bildung eines neuen Senats erteilt
Dieſem Antrag wird ſich die NSDYADVP, nun-
mehr die ſtärkſte Parfei, nicht enkziehen.
Die Partel iſt zur Führung der Regierungs-
geſchäfte bereit und reicht ihre Hand allen
Öruppen, die gewillt find, gemeinjam mit
ihr am Miederanfban unferer Vaͤterſtadt
und damit Deukfchlands zu arbeiten.“

2

A. Oorbbels zur Lage
; Der wiederhergeſtellte Berlmer Gaulei-
ker Dr. Goebbels erklärt über die Stellung,






die na







gejchaffenen . innenpolitijchen
Lage: ; . .


ſich eveninell darauf gefaßt machen, daß das
jebige Syſtem unter allen Umftänden ent-
gegen den parlamenkarifchen Bräuchen der
Demokrakie die Macht behaupten wird, daß
e& nicht eher gehen wird, als bis feine PDar-
feien nur noch ſoviel Wähler auf ſich ver-
einigen, als fie Miniſter ftellen. Er ver-
alich die NSDAVP in ihrem revolutionären
Wollen mit den rebellierenden Banernfcha-
ren Florian SGeyers. Die natkionalfoziali-
ſtiſche Revolution müſſe jedoch jeGt mehr


nicht nötig, die äußeren Mittel der Bra-
chialgewalt anzuwenden, fie dürfte ihre


2





Diejes Verbol fucht feine Begründung


baher auch in Baden aufgelöſt werden.



Alle nakflonalfozialiftifchen


Jugendgenoſſen!


Die nakionalfozialififhe Iugend muß in


fegale Weije durch die
‘jmerbt nene Mitalieder!




7

Propagandaleifung:
gez.; Cerff.





Reichskommiffare
als letzter Dreh?

NSDAP gegen die Einſehung von Reichs-
kommiſſaren in den Ländern.

München, 27 April. Unter Hinweis .
auf den Ruf nach einem Reichskommiffar,
der zur Zeit in einem Teil der Preſfe erho-
ben wird, erklärfe am Mittwoch Reichs-
fagsabgeordnefer rank II München im
Völkiſchen Beobachter“, daß die Reichs-
leitung der NSDAP jeden DBerfuch, die
Sreiftaaien des Deuffchen Reiches im
Wege eines Reichskommiffariats - um ihre !
eigenen ſtaaklichen Rechte zu bringen, als
offene Kriegserklärung an die Nakion be-
krachten würde. Adolf Hitler habe wieder-


er den Vorausſetungen der Legalität in
jeder Weiſe entſprechen werde. Die Naͤtto-
nalſozialiſten ſeien daher dem Wortlaut der
republikaniſchen Bekenntniffe ihrer Gegner
enkſprechend Koalitionsfähig. Da jeder nen-
gewählte Landiag die Rechtspflicht befibe,
eine den AMehrheitsverhältniffen entfpre- |
chende Regierung zu bilden, könne nicht
unter dem Vorwand, die Natkionalfozialiften
ſeien als „Berfafflungsfeinde“ oder „Staats-
feinde“ nicht koalitionsfähig,

rungsbildung mit Nationalfozialiften aus


kommijjar gefordert werden

Schiebung?

Sretvura 26. April, In Freiburg tagte
der Verband BVBadijher Genoffenfchafien um
ſahungegemäß die Neuwahlen vorzunehmen.

Der Wahlvorfehlag des Berbandes war ge-
druckt in den Händen jedes einzelnen ffimmbe- |
rechfigien Genoffenfchaftsmitgliedes, E3 wurde
ein Gegenvorſchlag der Oppofilion durch Herrn
Schank, Kirchheim, der Verfammlung vorgelefen
und der Abſtimmung anheim gegeben,

Die Abſtimmung ergab eine überwäl-
ligende Mehrheit für den Antrag
Schank (per Akklamalkion). . .

‚Da aber die abgegenen Stimmen nicht die
Hälfte aller ſtimmberechtigten Mitglieder über-
ſchrith lehnte der Vorſihende Keidel den Antrag
Schank als nicht durchgegangen ab. Von der
Oppofilion wurde die Gegenprobe verlangt, die
aber abgelehnt wurde e ;

_ Darauf wurde die Oppofikion aufgefordert,
* den Saal zu verlaffen.

Anter lauten Proteſtrufen „Schiebung“ wurde
der Saal von der Oppofikion verlaffen, ſodaß von
den 1000 Beſuchern noch efwa 100 in der Fefl-
halle zurückblieben. Damitk wurde mif aller Of-
fenheit zum Ausdruck gebracht, daß die Oppo-
fition die Uchbermacht haffe, ;

Wenn man bei den bad. Genoffenſchaften
glaubf, die Mihwirtſchaft und Verſchwendung
gefchäftsordnungsmäßige Kniffe janklionieren zu
können, um im alten Öleis weikerfaͤhren zu kön-
nen, {o wird man fich getäuſcht haben.

Wir kommen auf die ganze Ungslegenheit
noch ausführlich zurück.

Drei Mordbanditen
verhaftet

Berlin, 27. April. Aus Anlaßz der To-
tung des Nationalſozialiſten Udo Curth, der
am 24 April gegen 4.30 Uhr in der Mök-
kern-Straße durch einen Schläfenſchuß nie-
dergeſtrecht wurde und gleich darauf im Ur-
ban-Krankenhaus gefforben ift, ſind heute
dem Vernehmungsrichter im Polizeipräfl-
dium die Arbeiter Franz Mels, Karl Hoff-
mann und Kurt Schulz vorgeführt worden.
Gegen die Vorgeführten ift Haftbefehl er-
laffen worden, und zwar gegen Mels wegen
Mordes und Vergehens gegen das Schuß-
waffengefeB, und gegen Hoffmann und
Schulz wegen Beihilfe zum Mord.

Siller allo uh leue Meltgefahr!

Waſhiuglon, 26. April Der repubki-
kanijche Abgeordnete Fiſh aus Newyork,
der Mikglied des auswärtigen Ausſchuffes
des Repräjentkantenhaufes iff, äußerte fich
über den Ausgang der Preußenwahlen.
Dabei betonte er, er glaube nich? daß Adolf

Hikler eine Drohung für Frankreich oder
irgend ein anderes Land bedenute, Das
deutſche Volk liebe fein Vaterland. €

wolle Frieden und Gerechkigkeit, aber keinen
neuen Krieg

Griechenland gibt die
Golddeckung auf

Athen, 27. April. Die Kammer hat
am Dienstag nachmiffag den Geſehenutwuͤrf
über die Aufgabe der Golddeckung der
Drachme angenommen. Das Geſeh tritt fo-
‚forf in Kraft. ) ; ;





 
Annotationen