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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (April bis Juni)

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*










/

*

—e 80


Seite 9




In der franzöſiſchen Wochenſchrift „Je suis


dolf Sitlers, die durch ihr erffaunliches
fteben naͤch Objektivität bemerkenswerf von
M perleumderijchen Hafgegeifer der


Süährer zum ReidH der Freibert
d des Brotes von einem wirk-
en Realpolitiker gezeichnet,

jondern wie er vor den kriliſchen
eines am Taͤtfaͤchenmatertal urfeilenden

Mir deröffenklichen ſie

nicht zu einer objektiven EinjteNung auf-


c jeßt noch durch die Zerrbrille des Syſtems


Trotz ſeinet unbejtre’tbaren Macht hat *
eit

gen gu fein, die ebenſo jäcdherlicdh wie
Das Unglück und die Gejahrt

‘ begnügt/ um die verſoͤn⸗
— des Führers der Nazis U beſchreiben
zu analyſieren.
En „Rlägliher AUnftreiher“, in oͤſterret
ſtaa-
Der

kwüm‘ieré, bfleibt dennoch ‘bevr
‚ Nann, vor dem alle, die Spötfer
. °°-tq11em‚ ingewif{fjen Augenblicken


gm‘ %ebeutumg algs der waͤhrſcheinliche Hert
deukfchen Schicfals, wenn er fich

ipm, dem „öfterrlrzgc;)gfd)@n
eur“, jeit jenenm Tage im QMai , wo
; * * Deufjche Arbeifer-
— Mündchen einfhrieb? Kann er im
Ugenblick nicht, ohne Widerjprüche heruorzu-
N, fagen: ch habe 12 Millionen Männer
— Mähler und Wählerinnen im Reih

Maifen, die ihm folgen, ‚ausrtufen: „JD

und Brot geben!”
* *
_ Die Bejcheidenheit ſeiner Herkunft follte man


— Dieſet Sohn von kleinen, n i zderen
die ſelbſt von bäurif chem
Mm {find, der Zandwerker der fünf


Ötzeit des Lebenz verbringt, war beffer ge-
Dpnef für den Kampf, als der Sohn eines


N Dor ihrer politijhen Laufbahn andere,











4 Berufe gehabt, die ‚ keineswegs brer
haben. ®anz im Gegenteil,


Muß man nicht notwendig zur Maſſe ge-
oder zu ihr gehört haben, um die Syn-
2 Rationalen und des 774 *

usficht verwirklichen zu können er
Matziftiiche (Geift des Klafjenkampfes, den die




M voraus zu verzweifeln, es unfernehmen,

*


ber er iſt es geworden nach Wahl/ wenn
legal um das Krepieren der Granaten und
Tranzöfiihen SGafe zu ernfen. Unſeres Wif-
f er nicht vier Jahre lang im Kriege in
vemdenlegion gedient; jondern er hat
* er hbayerifhen Armee feinen


T ift „Oefterreicher“.

3


denkfchen Bürgern bedeutet Deutſchland


< deuffchen Urtprungs und hat deutſche Ber-
( Er iſt im Jahre 1839 in Braunau
ederöfferreid geboren, wo ihn nur der


inwohner ja die Brüder ihrer baheriſchen
In find. Und waren nicht einige ſeinet
Ndfen aus dem jüdlihen Bayern gebürtig?
3wWölf oder fänfzehn Millionen Deutjchen,
em Defterreicher folgen, die Größen, die
ihım verbündet haben, ja ſelbſt die Ri-,

Die





valen der anderen Rechtsparkeien, die jeine Ein-
hürgerung verlangten, beweijen doch deutlich den
nebenfjächlichen Charakter deſer Taffache in Hit-
lers Geſchick In ſeiner Sand wird die Eigen-
ſchaft des „Keimaklojen“ bei den kommenden Er-
eignifjen noch eine Waffe mehr. Man hat
den Eindruck, als Jjühle Hitler, daß
er {o beffjer „Grofdeuffhland“ ver-
frif£f. Man zitiert jeine Erklärung vor SGe-
richt: Ich habe kein Baterland, Herx Präfi-
dent, aber ich bin ſtolz auf die germanifche Raffe,

«

der ich angehötre .. .
*

B'g heute hat Sitlers Boͤrmarſch noch nicht
aufgehörf. Für die Folge jeiner Saufbahn hat
er meifterhaft die erſten Etappen jeiner Eriftenz
nuhbar zu machen verſtanden Geif einer ent-
behrungsteiden Jugend in Wien dhat er das
Gefühl für die deutſche Raſſe und den Haß
gegen die Iuden bewahrt

Bom qgroßen Krlege behalt er für Immer,
was er Fronkgeilft neunf, eins der hHäufigiten
Themen jeiner Lehre und jeiner Reden. Mit
Gas in den Augen und in den Lungen haf er
Don franzöfijcher Erde den Haßı auf den Sallier,.
den Erbfeind, mitgebracdht.

In der deutſchen Revolukion bekam er den
Miderwillen vor der Niederlage und dem De-
faitigmus, Abſcheu vor dem Zolchſteß⸗ den
die Sozialiffen in den Rücken des deulſchen
Soldaten führfen, andere f undamentale Leif-
mofive ſeiner —



Benn man annehmen darf, daß ſein erfter



Ausgangspunkt das Jahr 1919 war, jo iff ſicher
das zweife Dakum das Scheitern des Putſches
in Bayern am 9. November 1928.

Bon nun an haben ſeine Eigenſchaften als
Organijafor, Propagandijt und Lenker freien
Lauf und zeigen jih In hervorragendem Maße.
Sifler erreicht, was weder Kunze mif jeiner
deuͤlſchfozialen Partei, noch Graefe und Wulle
mit der ant ſemitiſchen Freiheitsgruppe erreichen
und Forkentwickeln konnfen: eine revolutionäre
Bewegung, die nakionaliftifdh und 10-
zialifijch ift. GSo entffeht die gegenwärfige
NSDAP., die Rationalfoz aliſtiſche Deutſche Ur-
beiterpartei

Er wächſt lawinengleich: fjeine Berfrefer im
Reichstag von 1928: 12, kommen nach den
Bahlen vom 14. September mit 107 Mandaten
mieder, heufe würden fie waͤhrſcheinlich 200 Sihe
_ bekommen, wenn man zu Neuwahlen ſchritte.

Bom Anfang an hat er durch Eifen Geſchich
lichkeif und Propaganda durh das Wort über
ganz Deutſchland! durch das ganze Reich hin ein
jajt unzerftörbares Reh ausgedehnt, Er be-
‚fcOränkt ſich nicht auf die Eroberung des Wahl-
körpers, wo er übrigens bei jeder Teilwahl ge-
winnt, jondern [äßk auch Länderregierungen
durch ſeine Leute —

Seit 1923 gab es keine überftürzien Sand-
lungen von jeifen Sitlers mehr. Er ließ ſich
nicht mehr verjuchen durch SGelegenhe‘ten, die
als günftig angefehen werden konnten, noch durch
jeine Forfjchriffe, deren ungeheure Schnelligkeit
ibm alles zu erlauben ſchien. Seine wahrhaft



koloffale Organifakions- und Propagandatälig
keit äußert ſich ganz einfach durch wachſenden
Druck und ein langjames Heranrücken an die
Raͤcht Indem er ſich weniger als verführerifcher
‚Redner bhefäfigie, veranftaltet er Kundgebungen,
die darauf abzielen, ihHn als machkvollen Staats-
mann hinzuftellen. Davon künden jeine DBer-
handlungen mit dem Reichspräfidenten, mf dem
Innenminifter und dem Kanzler. Ebhenjo ſeine
Beziehungen mit dem Ausland: England, Ika-
fien, Amerika. Troh mancdher Abſpaltungen-
denen er enkgegenfrefen mußte, haf der qroße
Führer bis heute gerade wegen ſeiner legalen
Takfik die Sturmfruppen friſch und . kampf-
bere'f in jeiner Hand behalten, Die. blufigen
Opfer, die fie Woche für Woche erdulden müf-
jen, und die Treuebekenntuife der Sterbenden
heweifen, daß SHikler es verſtanden Hafk, den Fa-
nafismus der Hihiaſten zu erhalten für den Faͤll
wo die Uebernahme der Gewalt notwendig wer-
den ſollte.

Yebrgens muß man Hitkler vom deufkf-
ihden Standpunkt verſtehen und begrei-
jen. Ein {ypftematijher Vergleich mit Muſſolint
und dem Fajchismus in Ikalien kann leicht die
Zatfachen und Möglichkeiten verfälichen.

*

Hitler, haf man gefagt, iſt eine der Formen
der deulſchen Unzufriedenheif. Wein. Er ift die -
Form der deutſchen Unzufriedenheit jelbjft, Wenn
er die Maſſen im Laufe der Berfammlungen, die
er zu Tauſenden «bhälf, mit jeiner begeifternden
Beredſamkeit mit ſich reißt, dann ftellt man feſt.
Deulſchland ſpricht durch ihn! Wenn morgen
ein neuer Plutarch Hitler ſtudierte Rönnkfe er
als Gegenſtand eines parallelen Lebens nichts
anderes finden als die Geſchichte der deutſchen
„Nidkannahme 1918“. So ift die Unper-
fönlichkeit ein Charakterijtikum der Perſoͤnlich
keit Sitlers geworden.








Auf Grund der 4. Notverordnung des
Reichspräfidenten ſind ab 1. 1. 32 auch die
Vergütungen der Poſtſtelleninhaber um wei-
fere 9 Prozent zu kürzen. Dieſe Kürzung
wurde bis jeßt vom Poſtamt unkerlaſſen im
guken Glauben, bei der geringen Bezahlung
don 10.— RM monaͤklich würde keine Kür-
zung einkreten. Da dies jedoch nicht zukrifft,
werden die Aemiter die für Januar und Fe-
bruar zuviel bezahlten Bekräge von 1,80
Reichsmark bei der Märzzahlung einbehal-

weniger 1,40 (14 Proʒent von 10.— RAM.)
iſt gleich 8,60 RAM. abzüglich 1,80 Gan. und
Febr.) alfo 6,80 RM.

Hierzu ſchreibt uns ein Poſtſtelleninhaber:

Seit Zahren erhalten wir 10.— RM.
als Vergütung für den Dienſt als Poff-
ſtelleninhaber! Dieſer Dienſt beſteht darin,
daß ich von morgens 7 bis abends 7 Uhr
mich mit den Poſtgeſchäften abgeben muß.
Wir ſind hier in einem kleinen Dorf, aber
ich muß jeden Augenblick da ſein, um Pa-
kete anzunehmen, Geldzahlungen zu erledi-
gen oder Poſtwertzeichen abzugeben; außer-
dem naͤtürlich die Bedienung des Telefons,
und dies alles für 10 Mark monatlich: da-
für bekomme ich dann obendrein noch den
Schmutz ins Saus getragen. Von dieſen
10 Mark werden jeßt 14 Prozent gekürzt.
Ich erhalte alſo monatlich nur noch 8,60
Mark. Vergleicht man nun meinen Riefen-
gehalt mit den Gehältern der Rundfunk-



direktoren oder den hohen Gehältern der

oberen Poſtverwaltung, ſo wird man mir zu-
ſtimmen, wenn ich über dieſe liederliche Be-
zaͤhlung, bei der großen Arbeit, erboßt bin.
Außzerdem wurde mir die Kürzung erſt einen
Tag nach der Präfidentenwahl mitgeteilt.
mit der faden Ausrede, daß man vor der
Wahl mit einem Nachlaß der Kürzung ſei-
tens der Poſtverwaltung gerechnek hat.

Einer der vielen ſchlechtbezaͤhlten
Poſtſtelleninhaber.

*

Man fieht, wie auch hier das Prinzip
hochgehalten wird: Die Großen ſind zu ſcho-
nen auf Koſten der Kleinen und Kleinſten!

Beamte! Gebt dem Syſtem die Quiktung!

Wählt HBitler!

„Deutſche Poſt“

So nennt ſich das Organ des Reichs-
verbandes deutſcher Poſt · und Telegraphen-
beamten e. %. Diejes Organ fühlt ſich in
ſeiner Rummer 10 vom 10. März 10832 be-

_ müßigt, die Parole für Hindenburg auszu-
geben. Eine ungeheuer große Anzahl von
voſtbeamken verkritt die Auffaſſung daß ihr
Organ in erſter Linie die wirkſchaftlichen und
ſonftigen Inkereſſen der deutſchen Poft- und
Telegtaphenbeamten wahrzunehmen und
keine einſeitige Parteipolitik zu kreiben hat.
Daß das Organ ausgerechnet den Kandida-
fen des Rolverordnungsſyſtems propagierf,
iſt unbegreiflich, zumal gerade unker der




Verſammlungsreiſen an der See.



Präſidentſchaft Zindenburgs eben dieſe Not
verordnungen erlaſſen worden ſind, die
hauptfächlich die unteren deukſchen Poff- und
Telegraphenbeamten durch den Gehalksabbau
hart gettoffen haben. Es iſt eine Sünde
wider die Intereſſen dieſer nokleidenden Be-
amten, für den Vertreter einer Politik
Propaganda zu machen, die es dahin ge-
bracht hat, daß beiſpielsweiſe ein Briefkräger,
der eine Familie mit 2 Kindern hat, durch
den „Segen der Nokverordnungen! am
erſten eines jeden Monats einen Gehalts
zettel in die Hand gedrückt bekommt in
Höhe von 153 Mk. Es wäre angebrachker
geweſen, wenn dieſes Organ gerade vor der
Wahl dieſen Gehaltszettel abgedruckt hätte,
um die deulſchen Poft- und Telegraphen
beamten immer wieder darauf hinzuweiſen-
wie ſegensreich ſich für ſie dieſe Politik der
Regierung Brüning unker der Präfident-
ſchaͤft Hindenburgs ausgewirkt hat Der
deuiſchẽ Poſtbeamke wird das nicht ver-
geſfen und am 10. April ſeine Stimme dem
Kaͤndidaten der deukſchen Freiheitsbewegung
geben, der dieſes Unrecht an den unteren
Beamten wieder gut machen wird.
Ein Brieffräger,

Nulifeſchiebet!

Wie aus dem Verſammlungsanzeiger des
badiſchen Volksdienſtorgans zu erſehen iſt,
ſoll am Freitag, den 8. April Reichstags-
aͤbgeordneter Schmechel Mannheim über das
Zhema „Der Kampf gegen das Syftem“ in
Bertheim ſprechen „Kuliffenfchieber“
Schmechel haf ſchon einmal in Wertheim
geſprochen und ſich damals gründlich blamiert.
Scheinbar langt es ihm aber immer noch
nicht. Da die Bolksdienffverfammlungen in
Wertheim bisher immer. {chlecht befucht wur-
den, verfucht man nun durch Vortäuſchung
falfcher Tatfachen die Leute hinter dem
Ofen vorzulocken. Das Zhema erweckt den
Anſchein als bekämpfe der Volksdienſt das
heutige Syftem. Dem iſt aber nicht ſo Der
Bolksdienjt hat bisher bei allen SGelegen-
heiten die Rotverordnungsregierung Brii-
ning geſtüht! Der Volksdienſt hat ſich da-
durch gaͤnz aukomakiſch in die Fronk der
Syſtemparteien eingereiht. „Der Kampf ge-

gen das Syftem“ iſt alſo nur ein Lockmittel.
Die Wertheimer Bevölkerung wird hierauf
nicht hereinfallen Phylar.

2







— DHaupifehriftieiter Dr. D, Kattermann.
— für und Rolitik: Dr. W, ⏑—
— für Nußenpolitit, Feuilleton und Koman: B, Seeger-Reide)
für Semeindepolitit, Solales und Bewegungsteil der Seairie WMasze
— — W, Ragel-Mannuheim; für Gemeindepokkit,
ofales und Bewegungateil der übrigen Gebiete; Ucherle; s Ral
— und Sport: Neberle; für Anzeigen: Gammer-HeiBale
rere Oft-Mannheim, Gdirrulgtg;;ä — ( Natzel, . ON
n Mannheim.. }
ESprechüunden der Kedaktion: täglih 17—18 Nn
Druderei Winter, Heidelberg;
 
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