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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (Oktober bis Dezember)

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Nr. 246 - Nr. 271 (1. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.53333#0333

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1932 / 2. Iohrg. / Nr. 248

Freiverkauf 15 Pfg.


Heidelberg, Donnerstag, 3. November

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Der KluMemh -es Reichskanzlers euWllt ein Mililiirbünknisangekoi an Frankreich

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Die preußische Regierung l (Braun-Severing)
stellt in einer Verlautbarung fest, bah sie Protest
dagegen einlegen müsse, dah sich die preußische
Regierung II (Papen-Bracht) nicht an den Leip-
ziger Urteilsspruch Halle.
er
In Hamburg wurden 8» Personen, zumeist
Kommunisten verhaftet, die unter dem Verdacht
stehen, an dem Ueberfall gegen Rationalsozialisten
am Mittwoch morgen beteiligt gewesen zu fein
*
Der deutsche Flieger von Gronau ist am Diens-
tag in Athen gelandet. Die nächste Station wird
Rom sein.
*
Die christlichen Gewerkschaften fordern in einem
Aufruf ihre Mitglieder auf, nur den Parteien
ihre Stimme zu geben, die gegen Papen
Kämpfen.
*
Die Unterschlagungen bei der Dresdener Orts-
krankenkaffe belaufen sich, wie jetzt sestgeslellt
wurde, auf 200 000 Mark.
Das Herrenklubmitglied von Gleichen gibt in
einem Brief an einen oflpreuhischen „Standes-
genoffen" zu, dah von Gayl in Sachen Ver-
faffungsreform von einem „Kreis" bestimmter
Leute „beraten" wird. — Natürlich Herrenklublek!
*
Die deutsch-dänischen Konkingentsverhandlungen
sind ohne eine Einigung abgebrochen worden. Ein
neuer Mißerfolg der Tomatenkommission!

Berlin, den 2. Nov.
In der „Deutschen Rundschau in Polen"
wird mikgekeilt, daß der Klubfreund des Reichs-
kanzlers Arnold Rechberg im Anschluß an

Die italienische Presse hak bereits über den
Bündnisvorschlag berichtet. Z. B. „Il Pe-
verll" und „Il Ambrosiano".
Herr von Papen hat bis heute weder sei-
nen Klubfreund Rechberg der Lüge geziehen,
noch an die Italienische Presse Berichtigungen
gesandt.
Seid Ihr Euch bewußt, was das bedeutet?
Hier wird
Stresemann in den Schatten gestellt!
War etwas anderes zu erwarten, als das
alles?
Wen wundert es, daß England und Ita-
lien auf die deutschen Aufrüstungsvorschläge
zu Gunsten eines deutsch-französischen Bünd-

eine längere Konferenz im Reichskanzlerpalais
vor dem Berliner Korrespondenten der fran-
zösischen Zeitschrift „Le Capital" u. a. folgen-
des sagte:

nisses „unfreundlich" erwiderten? Als Ant-
wort auf die Würdelosigkeit solcher Anbiede-
rung hielt Herriot eine voll Beleidigungen ge-
.gen..Deutschland strotzende Rede. Er behaup-
tet, Deutschland erziehe seine Kinder zum
Mord. Daraus enthüllt sich dieser Deutschen-
fresser Herriot, der in einem seiner Bücher
schrieb, daß „Deutschland in der Niedertracht
sich selbst gefällt", daß „der Deutsche den Be-
griff der Ehrlichkeit und der Ehre nicht kennt."
Doch diesem Herrn hat der deutsche Bot-
schafter in Paris die Goethe-Medaille über-
reicht.
Skahlhelmer und Deulschnakionals! Uebk
Ihr nicht Verrat an Euren Grundsätzen, in-
dem Ihr die Regierung von Papen stützt?

„Er (Herriot) habe auch den Vorschlag eines Militärbündnisses abgelehnt,
welches zwar nicht offiziell gemacht, dafür aber durch drei Personen mitgekeitt wor-
den ist. Der Vorschlag sah das militärische Übergewicht Frankreichs mit der
Stärke von 500 00V Mann französischer Soldaten gegenüber einer deutschen Trup-
penstärke von 300 000 Mann vor.
Vorgesehen war auch die Möglichkeit einer engsten Zusammenarbeit der
Generalstäbe der beiden Staaten. Französische Offiziere füllten dem deutschen Gene-
ralstab zugekeilt werden und umgekehrt. 3m Gegensatz zu seinem Vorgänger hak
sich Herr von Papen niemals darum bemüht, sich mit England und den Vereinig-
ten Staaten zur Isolierung Frankreichs zu verständigen. Die gegenwärtige Regie-
rung ist durchaus nationalistisch, gleichzeitig aber auch am meisten frankophil in
größerem Maß als alle Regierungen der letzten 10 Jahre."

Lüge« Haven kurze Vettw!
Vs« mavEUUm« zmgvlattvevttU»«« sevlchMM das sandwvvk gslegi

Karlsruhe, den 2. Nov. 1932.
Auf Ankrag des Gauleikers und anderer
nationalsozialistischer Amkswalker, die in einem
marxistischen Flugblatt auf das ordinärste per-
sönlich angegriffen wurden, hak das Badische
Landgericht Karlsruhe heule nachmittag be-
reiks folgende Verfügung erlassen:
Badisches Landgericht Z.K.IV.
4 Z. A. V. 137/32
Karlsruhe, 2. Nov. 1932
In Sachen des Robert Wagner Gau-
leiker M. d. L. in Karlsruhe, Kaiser-
straße 133. Prozeßbevollmächkigker RA.
Giehne und Rupp hier gegen Herrn Os-
kar Scholz, Mannheim Bk. 19, wegen
einstweiliger Verfügung.
Auf Antrag des klagenden Teiles ergeht
wegen Dringlichkeit ohne mündliche Verhand-
lung gemäß §8 627, 933, 940, 8 937 Abs. 2
der Zivilprozeßordnung
Einstweilige Verfügung.
1. Dem Anlraggegner wird unkersagk, bei
Vermeidung einer Haftstrafe bis zu 6 Mo-
naten oder einer Geldstrafe bis zu Reichs-
mark 5000.—- für jeden Fall der Zuwider-
handlung gegenüber dem Antragsteller, folgen-
de Behauptungen aufzustellen:

clsm /n/rs/t.'
Wie sie lügen!
Flugzeugkakastrophe im Spessart.
30 Prozent Acntenkürzung bei den Reichs-
bahnpensionskassen. — Trotzdem Beitrags-
erhöhung.

a) Er habe sich bei Parteifreunden durchge-
bettelt.
b) Er habe seinen Namen nur deshalb in
Wagner geändert, um zu verbergen, daß
er Syphilis habe. Dem Ankraggegner
wird auch untersagt, diese Behauptung in
der Weise aufzustellen, als ob ein Dritter
jene Behauptung von sich aus aufgestellt
und verbreitet habe.
c) Er habe an verdächtigen Krankheikserschei-
nungen gelitten.
d) Er habe offenkundige Ankerschlagungen
oder Unregelmäßigkeiten innerhalb der
Partei gedeckt.

Zwischen der geschäftsführenSen bayrischen
Regierung und dem Reichskabinett ist wieder
einmal das Kriegsbeil ausgegraben. Dabei
darf man dem grollenden Ministerpräsidenten
trotz der unzweifelhaften Berechtigung und er-
freulichen Deutlichkeit seiner Kritik nicht über
den Weg trauen. Das unangenehme Gefühl
einer Scheinopposition, Gegensätze über die
man reden will, mit Hilfe derer wieder einmal
Sonderwünsche befriedigt sein wollen, läßt sich
auch durch die kräftigste Sprache nicht wegmi-
schen. Es wäre deshalb verfehlt, die Span-
nungen zwischen dem offiziellen Berlin und
München allzu ernst zu nehmen, um so mehr,
als dadurch die wirkliche Lage nur vertuscht
wird. Praktisch hat Herr von Papen von den
süddeutschen Negierungen genau so viel oder
wenig zu befürchten, als von den abgetakelten
. Prenßenministern. Damit sollen die möglichen

Dem Antrag liegt folgende Begründung
zu Grunde:
Die Sozialdemokratische Partei Badens
verbreitet das in der Anlage angeschlossene
Flugblatt. Verantwortlich für dieses Flug-
blatt zeichnet ein gewisser Scholz, der Antrag-
gegner. Dieses Flugblatt stellt eine Reihe
von gemeinen und unerhörten Behauptungen
auf, denen sofort entgegengekreken werden
muß, wenn dieses Flugblatt den Larin ge-
nannten Personen nicht ungeheuerlich schaden
soll. Im Einzelnen führe ich aus:
Herr Wagner Hal sich in seinem Leben
niemals durchgebetlelt, er hak auch niemals

Schwierigkeiten bei den kommenden Beratun-
gen im Neichsrat keineswegs unterschätzt wer-
den. Dabei genießen die Vertreter der geschäfts-
führenden bayrischen Negierung genau so we-
nig Vertrauen im Volke, wie ihre Kollegen in
Preußen. Geht es ihnen doch nicht so sehr oder
überhaupt, um die Vertretung des Volkes ge-
gen die Diktate einer über den Wolken schwe-
benden Negierung, als um die Durchsetzung
ihrer Sonderinteressen, für deren Erfüllung
sie den Protest und die Opposition gerne einzu-
tauschen bereit sind. Die Entscheidung gegen das
Papenregime und der Sturz des Neichskabi-
nettes wird auf einem anderen Schlachtfeld fal-
len. Am 6. November hat das deutsche Volk die
Möglichkeit gegen das System von gestern und
heute, das sich im innersten Wesen in Nichts
unterscheidet, sein Urteil in die Wagschale zu
werken. >

Bayerische „MMmschum

Syphilis gehabt, wie der Ankraggegner be-
hauptet. Es ist auch nicht richtig, daß der Gau-
propagandaleiter Kramer eine ähnliche Be-
hauptung ausgestellt hak, genau so ungeheuer-
lich und unwahr ist die Behauptung, als ob
der Antragsteller an „verdächtigen" d. h. an
syphiliskischen Krankheitserscheinungen gelitten
hat.
Herr Wagner war wohl öfters krank,
diese Krankheiten sind auf Ueberarbeikung
zurückzuführen. Herr Wagner war zur Wie-
derherstellung seiner Gesundheit auch öfters
gezwungen, in die Erholung zu gehen. Er war
einmal in der Schweiz und einmal in Süd-
tirol, aber nie auf Parkeikosten. Er war von
Gesinnungsfreunden seinerzeit eingeladen; der
Partei ist kein Pfennig an Auslagen ent-
standen. Sehr schwerwiegend ist die Behaup-
tung, als ob der Antragsteller als verant-
wortlicher Leiter des Gaues Baden Korrup-
kivnsfälle oder Ankerschlagungen und Anregel-
mäßigkeilen inner/ üb der Partei decke. Auch
hier muß den Behauptungen des Ankraggeg-
ners mit Entschiedenheit enkgegengekreten
werden. Bezüglich des Falles des Altstadt-
rats Kübele in Lahr verweise ich auf die an-
geschlossene eidesstattliche Versicherung. Zur
Glaubhaftmachung der tatsächlichen Behaup-
tungen beziehe ich mich einmal auf das vor-
liegende Flugblatt, desgleichen auf die eides-
stattlichen Versicherungen des Herrn Wagner
und des Herrn Kramer.
Das Flugblatt wurde hier in Karlsruhe
auf allen Straßen verbreitet. Die Zuständig-
keit von Karlsruhe ergibt sich ans dem Ge-
sichtspunkt der unerlaubten Handlung.
Der Vertreter des Antragstellers:
gez. Rupp.
Gauleiter Wagner hat zur Unterstützung
dieses Antrages folgende eidesstattliche Er-
klärung dem Gericht abgegeben:
Eidesstattliche Versicherung:
Ich versichere hiermit an Eidesstakt, nach-
dem ich mir bewußt bin, daß falsche Angaben
in eidesstattlichen Versicherungen strafbar sind:
1. Ich habe mich in meinem Leben noch
nie durchgebektelk.
2. Ich habe in meinem Leben noch nie Sy-
philis gehabt.
3. Ich habe noch nie an verdächtigen Krank-
heist rrscheinungen gelitten. Ich war wohl ver-
schiedentlich nervenkrank. Diese Krankheit
ist auf Aeberarbeikung zurückzuführen.
4. Ich war noch niemals auf Parkeikosten
im Ausland. Es ist richtig, daß ich im Jahre
1930 in Zürich und 1931 in Bozen zur Wie-
derherstellung meiner Gesundheit war.
5. Ich habe noch niemals offenkundige Ar
kerschlagungen oder Anregelmäßigkeiten m '
meinem Namen gedeckt, sondern bin immc
rücksichtslos durchgefahren.
6. Es ist vollkommen unrichtig, daß iH
einen Stamm von ergebenen Kreaturen von
finsterer Vergangenheit hatte und daß ich ge-
gen alte Parteikämpfer vorgegangsn sei, wel-
che offenkundige Korrupkionsfälle aufdeckken.
Gegen den Herrn Köbele in Lahr waren wohl
eins Reihe von Vorwürfen erhoben, bei der
Prüfung hat sich aber ein Grund zum Aus-
schluß nicht Nachweisen lassen. Köbele wurde
lediglich wegen unordentlicher Geschäftsfüh-
rung seiner Parleiämter enthoben.
Karlsruhe, den 2. November 1932
gez. Wagner
«. b. U.
Ebenso Hal der Gaupropagandaleiker er-
klärt:
Eidesstattliche Versicherung:
Ich versichere hiermit an Eidesstatt, nach-
dem ich darauf hingewiesen worden bin, daß
 
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