Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (Oktober bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 246 - Nr. 271 (1. November - 30. November)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53333#0369

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vvrkammkungsve-evot
vom 6. bis 19. November 1932.
Berlin, 3. Nov. Amtlich wirb mikge-
keilk: Der Reichspräsident Hal durch eine
auf Grund des Artikels 48 Absatz 2 -er
Aeichsverfassung erlassene Verordnung ein mit
dem Wahltage in Kraft tretendes Verbot
aller öffentlichen politischen Versammlun-
gen, also auch solcher, in geschlossenen Räu-
men erlassen, das zu -em in Kraft bleibenden
Demonstrakionsverbok hinzukrikk.
Das Verbot a l l e r.öffentlichen, politischen
Versammlungen ist auf die Tage vom 6. bis
19. November 1932 befristet.

FaitzmKnMMs Ssoml
gsgsn VapvR
Der Leiter des Instituts für Konjunkturfor-
schung, Prof. Wagemann, der unbestritten als
Autorität auf seinem Gebiete gilt, wendet sich nun-
mehr auch gegen die Papenschen Versuche der
»Wirtschafksankurbelung" und propagiert den na-
tionalsozialistischen Gedanken des öffentlichen Ar-
deiksbeschaffungsprogrammes: Beschaffung von
Arbeit, Vermehrung der nationalen Produktion
Und des nationalen Verbrauchs in erster Linie sind
die dringendsten Aufgaben der Gegenwart. Das
Streben, diese Aufgabe mit de» zweckmätzigstgen
Und rafchest wirkenden Mitteln eines Arbeiksbe-
schaffungsprogrammes zu lösen, sprenge alle Hin-
dernisse.
Auch von dieser Seile wird Herrn von Papen
uunmehr bescheinigt, das; er sich mit seinen Expe-
rimenten auf ein falsches Gleis begehen Hal. Es
dleibk abzuwarlen, wie stark die gegnerische Front
*rft werden musz, bis Herr von Papen endlich die
*olwe«dige« Konsequenzen zieht,


1S32 / 2. Zahrg. / Nr. M

i-on I-KKdiK^dl. 00LdIWKl.0 Udio SKUl^bio
«erlag, Die DoMgemctiüchast Hcideldng, LeopoNstr. » (Anlage). Herausgeber: Oll» wcgel. Mb»,
«chrlftleitung: Lutherstrabe 55, Telephon 4048. Die BollSgemeinschaft «scheint S mal wbchenw»
mnd lostet monatlich 2.10 RM.; bei Trägerzustellung zuzüglich »0 Psg.; bei Poltzustellung zuzüg»
^lch »8 Psg. Bestellungen nehmen die Briefträger und Postämter entgegen. Ist die Zeitung a»
Urscheiue» (auch durch hähere Gewalt) »«hindert, besteht lein Anspruch aus Entschädigung
ikegeliutchi, erschcioeud« Beil«-» «uä alle» Wissensgebiete».

Frelverkaus 15 Psg.

nfcküft

Heidelberg, 7. November 1932

n L I o e L.8 k n 6 k rr
LLLkrvblvLI 1SSV
A n , e i g e n . Die 8 gespaltene Millimeterzeile lb Psg, Die 4 gespallcuc MUlimetcrzeilc im
Textleil 4V Psg. Für lleinc Anzeigen: Tie 8 gespaltene Millimcterzclle 6 Psg: Bei Wiederholung
Radalt nach auslicgendem Taris. Schiub ter Anzeigen.Annahmc: 18 Uhr. Anzeigen-Annahme:
Leovolbs'rabe S (Anlage) Telephon 4048. .stahlung«-und Ersüllungsort: Heidelberg. AuAchliesjllcher
Gerichtssland: Heidelberg. Postschecklonto: Die BollSgemeinschaft, Karlsruhe L183ch Für «i-
»erlangt emgcsandie Manuslripie übernehmen Mir »eine WeraniwortunP


tvo KommuMfte« im MMOsLÄg
Vaps« voingt Se« Volschewisrrws — Fest mit Vape«r

Die Wahlschlachk ist geschlagen. Die deutsche
Freiheitsbewegung hak sich als unbesiegbares Boll-
werk erwiesen. Ein Drittel der deutschen Wähler-
schaft hat sich erneut zu Adolf Hitler bekannt. 12
Millionen stehen treu zu seiner Fahne. Der
Schwemmsand ist auf das Trockenbett der Reak-
tion zurückgeflukek, und rund 2 Millionen sind der
Arne ferngeblieben. Herr von Papen, der sein
Präfldialkabinett durch diese Wahl verankern
wollte, ist in einer hoffnungslosen Minderheit ge-
blieben. Nur ein Neuntel des Volkes hak sich
für ihn erklärt. Die NSDAP hak 35 Sitze ver-
loren. Wir trauern diesen Mandaten nicht nach,
wie wir auch den fluktuierenden Stimmungswählern
nicht nachkrauern, die hinter der Kraft unserer Be-
wegung einherschlichen. Bei prozentualer Haltung
hätten wir 215 Mandate erreichen müssen. Wir
haben 4 Prozent abgenommen. An innerer Kraft
aber haben wir das Vielfache gewonnen.
Die SPD hat 12 Mandate von 133 verloren.
Sie wird hinkünfkig mit 121 Sitze» vertreten sein.
Der Zentrumskurm hat ebenfalls einen Ritz be-
komine». Me Juden haben sich von dieser Partei
abgewendet und sind mit fliegenden Fahnen zur
Reaktion des Herrn Hugenberg abmarschierk, die
zusammen mit dem Landvolk von 4ü auf 50 Abge-
ordnete gestiegen ist. Am meisten profitiert an der
Papenpolitik haben die Kommunisten dir mit 100
Sitzen in den Reichstag einziehen. Das ist der
Erfolg Papens!
Noch ein Jähr lein mit diesem
Reichskanzler und Deutsch-
land wird zur Sowjetunion!
Genau so wie die alten Konservativen die So-
zialdemokraten grotzgezüchket haben, züchtet Herr
v. Papen den Kommunismus. Es ist eine uralte
Spielregel, datz jeder Druck Gegendruck erzeugt

und es ist eine politische Binsenwahrheit, datz die
zerstörenden Kräske immer dann Zuwachs gewin-
nen , wenn die Regierung eines Landes den ar-
beitenden Masten das Existenzminimum raubt.
Niemals hätte der Bolschewismus in Deutschland
diese Stärke erreichen können, wenn nicht eine
reaktionäre Regierung den deutschen Arbeiter
ideell und materiell entrechtet hätte. So ist der
kommunistische Auftrieb die zwangsläufige Folge
des reaktionären Kurses, der in Verbeugungen
gegen die internationalen Gewalten und in Stock-
schlägen gegen die arbeitenden Massen auslief.

Darum auch das Anwachsen des Bolschewismus und
das Ueberhandnehwen einer Gesinnung, die sich
die völlige Zerstörung unserer Nation und die
Errichtung einer Sowjetdikkatur unler Moskauer
Herrschaft zum Ziele seht. Me hundert Kommuni-
sten im deutschen Reichstag sind ein warnendes
und drohendes Zeichen für alle, die sehen wollen,
datz es mit dem Vertreter des Herrenklubs und
seinen reaktionären Steigbügelhaltern von der
DNVP und der VP nicht weiter gehen darf.
Die Papenregierung zog aus, den Marxismus
zu bekämpfen und bot ihm lediglich eine neue

So sieht -er neue Reichstag aus!

6. 11.32
3l. 7. 32
14. 9. 30
20. 5. 28
N5VW
ISS
23»
M
ir
SPD
121
133
143
153
KPD
10V
89
77
54
Zentrum
69
76
68
62
DNVP
51
4V
41
73
DVP
11
7

BVP
19
22
19
16
Staatspartei
2
4
14
25
Chr.-Soz.
5
3
14

Dt. Hann.


3
3
Wirtschaftspartei
2
2
23
23
' Dtsch. B.
2
2
6
8
Landbd.

2
3
3
Landvolk

1
19
12
Gesamtmandate
577
608
577
491

Das «svMAstgs WaAesgevais.

Reichstagswahl
6. 11. 32
°/°
Reichstagswahl
31. 7. 32
°/°
Reichstagswahl
14. S. 30
Va
RSIP«
11MM
zz.z
13 715 M
37,3
«MM
18,3
SPD
73VVV0V
20,7
7959 000
21,8
8575000
24,5
KPD
6000 VVO
17,0
5282 000
14,3
4590000
13,1
Zentrum
4300000
11,9
4589000
12,5
4127000
11,8
DNVP
3000 000
8,0
2177 000
5,9
2457000
7
BVP
1100000
3,1
1192 000
3,2
1058000
3
DVP
660 000
1,8
436000
1,2
1577 000
4,5
Staatspartei
327 000
37100«
1
1322000
3,8
Chr.-Soz.
396000
364000
1
869 000
2,5
Dt. Hann.
63000
46000
0,1
166000
0,5
Wirtsch.-P.
107 000
146000
0,4
1361000
3,9
Dt. Bauern
144000
137600
0,4
339000
1
Landbund

96000
0,3
193000
0,6
Landvolk
105000
90000
0,2
1108000
3,2
Volksrecht
32000
40000
0,1
271000
0,8
SAP
20000
72000
0,2


Abgegebene
Stimmen
35 300 000
37162 VOV
84
35 224 000
82
Davon ungültig
. —.
279 000
0,7
268 000
«,7
Nichtwähler
9500000
7 064 VVO
16
7 758 00«
18
WalMerechügte
4LHWS00
, 442A VW
42V82 0S«

Chance. Mit Lohnraub und Gummiknüppel wird
diese Welkpest, die sich am gestrigen Sonntag er-
neut tiefer in den deutschen Volkskörper gefressen
hak nicht beseitigt. Allein der Nationalsozialismus
mit seiner volksbefreienden Ree kann in zäher
Arbeit die deutsche Nation vor dem Sowjekchaos
retten. Diejenigen Wähler, die gestern ihre Stim-
me für die Plukokratie abgegeben haben, werden
den Ernst der Lage erst dann erkennen und ver-
spüren, wenn ihnen die Nagaika der Sowjekban-
den um die Ohren klatscht. Wir haben keinen
Grund diese satten Spietzer vor ihrem Verderben
zu schützen. Wir führe» de» Kampf für das schaf-
fende Volk gegen die gewissenlosen roten Tyran-
nen asiatischer Geistesrichtung. Bei der letzten
Auseinandersetzung, die nicht auf der Ebene des
Parlamentarismus ausgekragen wird, werden wir
das Sturmbanner mit dem Hakenkreuz setzen. Die-
sen Sieg raubt uns niemand, weder Herr v. Pa-
pen noch Herr Jakob Goldschmidt, die gestern dem
Piratenfetzen mit dem Sowjetstern zum Siege ver-
holfen haben.
Das deutsche Volk hak gesprochen und durch
die Wahl in seiner überwältigenden Mehrheit er-
neut erklärt, datz es die Fortsetzung des Papen-
Kurses nicht wünscht. Nach dem Buchstaben und
nach dem Sinn der Verfassung hak dieser Reichs-
kanzler zu verschwinde». Wenn die Reichsregie-
rung glaubt, sich autzerhalb der geschriebene» Ge-
setz« stellen zu müssen, dann liegt für uns kein
Grund vor, diese Gesetze mehr zu respektieren, als
es die Regierung selber tut.
w. k.

Anssve Swa«gsa«ftags
Wie unsere Leser bemerkt haben, wurden wir
gestern seitens des Herrn von Papen mit einer
Zwangsauflage bedacht, die eine Stellung-
nahme gegen den vor einigen Wochen erschie-
nenen Brief Adolf Hitlers an den Herrn
Reichskanzler darstellen sollte. Es war uns
verboten, in der gleichen Nummer zu dieser
Auflage Stellung zu nehmen — aber bas hat
sich wohl auch erübrigt.
Wir müssen schon sagen, daß es recht merk-
würdige Methoden sind, auf diese Weise in
nationalsozialistischen Zeitungen kostenlose
Wahlpropaganöa für sich selbst zu machen, Herr
von Papen. Vielleicht ein Hcrrcnklubgebrauchl
Wir wissen es nicht.
Bezeichnend ist jedenfalls, daß die ganze Er-
klärung Papens vorsichtig um alles Wesentliche
des Hitlerbriefes herumging und lediglich eine
Nebensächlichkeit herausgrisf, um daran allerlei
Gestammel zu knüpfen, das weniger überzeug-
te, als es öurchblicken ließ, in welch peinlicher
Verlegenheit die Regierung durch die präzisen
Angriffe Adolf Hitlers geraten ist und wie we-
nig sie darauf zu sagen weiß.
Wenn die Auflage schloß, daß „man" Las,
Urteil über die Ausführungen Adolf Hitlers
„dem Volke überlassen" wolle, so können wir
nur feststellen, daß das auch durchaus in un-
serem Sinn« liegt-bas Volk wirb ja einstens
noch ein sehr deutliches Urteil sprechen, Herr
von Papen!
Unsererseits überlassen wir selbstverständlich
auch die Handlungsweise einer Negierung, die
am letzten Tage vor der Wahl auf diese Weise
noch für sich Stimmung zu machen sucht, eben-
falls gerne dem Urteil des Volkes!
Als besonders interessant müssen wir noch
erwähnen, daß öaS vollziehende Organ der
ZwangSauflage des Herrn von Papen nie-
mand anderes war, als der — sozialdemokra-
tische badische Innenminister Genosse R ü k -
kert, dessen Unterschrift ja auch Las Begleit-
schreiben trug.
Jaja, „ein frommer Knecht war Fridolin —
(womit heute nicht der Herr Staatsrat Heu-
 
Annotationen