1932 / 2. Iahrg. / Nr. 262
Freiverkauf 15 Pfg.
Mast
Heidelberg, Samstag, 19. November
n e i o e i.» c K v k « skoskv»rei»
6 LS irv di v LI 1 930
An» e i g « «.- Di« 8 gespokene Millimet-rzeil- 18 Pfgi Die 4gespaltene MillimetNHeile im
Tertteil 40 Psg: Für kleine Anzeigen: Di« 8 gespaltene Millimeter,eil« S Psg: Bei Medecholung
Wt n!ck>-usli-gend-m Taris. Schluß der Anzeigen-Annahme: 18 Uhr. Anz°.gen.Ann°hm°:
Le°poldstraße3 (Anlagch Telephen 1048. v.ahlungr. und ErMU-ngkort: Heitclberp AuSichlEicher
Gerichtsstand: Heidelberg. Postschecklonio: Die W»ll«gcmcin!ch»st, Karlsruhe L18S4. üNl un»
verl-ngt einaeiandte Ltanullrivte überneimen wir keine Lerantwvrtmi»
k-vk k-k^dikLdi. 0VLKW/kL0 Udiv S^Ui^dio
««an, Die BeMaemetnschaft Leibeldera. Leapoldstr. 8 fllnlager Leranigederr Otto Segel. Md«.
S^I-ItungrLmh^^^onED erschein, «mal »Och«««
vnd loste, monatlich -.10 RM.; bei TrLaerzuftellung zuzüglich sa Psg.: bei PostznsteNun, pqü«.
ktch SS Psg. Bestellungen nehmen di- Brieftrüger und PoSLmter entgegen. Jst die Zütun, am
«rschetue» tg-ch durch HSHere GewalN verhindert, besteht k-in Ansp-uch -u,
iS-L-lES -chL^neud« Bell«« an» allen WSe-t-E«.
Sin Lag, -v« Gsschtchte macht!
Mit dem Rücktritt des Kabinetts, Papen
ist die deutsche Innenpolitik an einem ent-
scheidenden Wendepunkt angelangk. Die jetzt
folgenden Tage entscheiden Deutschlands
Geschichte für Jahre, wenn an maßgeben-
der Stelle die Bedeutung und der Ernst der
Stunde erfaßt und erfühlt wird. Eine ganze
Reihe von Anzeichen lassen uns das hoffen.
Der gewohnt „forsche" Unterton der amtlichen
Mitteilung, mit der Herr von Papen der
Öffentlichkeit sein Abtreken kundgetan bat,
kann die übergroße Mehrheit des deutschen
Volkes nicht irreführen. Dieser Mann ist nicht
gegangen, um großzügig zu beweisen, daß die
Person nichts, die Sache alles für ihn bedeute,
sondern er mußte endlich die Folgerungen aus
seinem völligen Scheitern auf allen zur Stun-
de für Deutschland wesentlichen Gebieten zie-
hen. Innerlich erledigt war er von dem Augen-
blick an, als Hitler in seinem offenen Brief
den Unterschied dargestellt hakte zwischen dem
Staatsmann, den die Stunde fordert, und
Stimmigen L
dem Mann, der diese Stunde ungenützt mit
halben Experimenten verstreichen ließ. Dem
päpstlichen "Geheimkämmerer ging es auf sei-
ner letzten Wegstrecke kein Haar anders, als
seinem Borgänger, der sich im Augenblick des
Erscheinens einer ähnlich grundsätzlichen Ab-
rechnung unseres Führers zwar noch im End-
spurt eines Siegeslaufes wähnte, aber nichts-
destotrotz wenige Wochen später erledigt war.
Die Parallelität dieser beiden Vorgänge am
Ende der beiden „überparteilichen" Kabinette
ist sogar im zeitlichen Abstand zwischen bei-
den offenen Briefen und den Kanzlerstürzen
augenfällig.
Wenn man die Entwicklung der letzten
Tage überblickt, kommt man zu dem Ergeb-
nis, daß die letzten Reste eines ideenlosen und
unwahren Systems in Verkennung der tief-
greifenden Umwandlung im deutschen Volke in
verbrecherischem Geiste unternommen haben,
eine Herrschaft aufzurichken, die nicht das
Ziel halte, Deutschland zu helfen, sondern nur
rie LmpWge keim
wünschen ihre Vormachksskellung zu sichern.
Nicht einmal die paar Männer im Kabinett
waren von einheitlichem Willen beseelt. Auch
in diesem kleinen Kreis prallten die Gegen-
sätze scharf aufeinander. Der Reichskanzler
v. Papen dürfte bereits vor Tagen resigniert
haben, während die Männer um Gayl mit
allen erdenklichen Mitteln darnach strebten,
die Macht in die Hand zu bekommen. Diese
Männer wollten Kämpfen, nicht für Deutsch-
land, sondern für sich, für ihre Person, für
ihre Position, für ihren Kopf.
Wir kennen die Mikkel, die man ange-
wandt hak, um den Reichspräsidenten auf Ge-
deih und Verderben mit dem System Papen-
Gayl zu verbinden, aber wir wissen auch, daß
diese Versuche zunächst durch die eigene Schuld
dieser Männer scheitern mußten. Man war
zu herrisch geworden und Hatte Pläne er-
örtert, die nicht davor zurückschreckten, auch
dem Reichspräsidenten gegenüber Druckmittel
anzuwenden. Für diese Kreise war der Reichs-
ReWsprWenlell
Berlin, 18. Rov. lieber die Empfänge
beim Reichspräsidenten ist lediglich zu melden,
daß die für Freitag vorgesehenen Unterredun-
gen programmäßig erfolgt sind und zwar
empfing der Reichspräsident in den Mittags-
stunden den -eutschnakionalen Parteiführer
Dr. Hugenberg, am Nachmittag um 18.00 Uhr
»en Zenkrumsführer Prälat Kaas und eine
Stunde darauf den Führer der Deutschen
Volkspartei Dr. Dingeldey. Ueber das Ergeb-
nis dieser Unterredungen — sofern von Er-
gebnissen nach Lage der Dinge setzt schon ge-
sprochen werden könnte — wird von allen
Seiten strengstes Stillschweigen bewahrt, um
me Entwicklung nicht zu stören. Entscheidende
Bedeutung wird dem Empfang des Führers
»er NSDAP, Adolf Hitler, zukommen, der
Mr Samstag vormittag vorgesehen ist. Adolf
Hitler ist zusammen mit den Abgeordneten
sfrick und Straßer in Begleitung von Oberst-
leutnant Brückner und den Herren Dietrich
und Hanfstenael am Freitag nachmittag im
Flugzeug in Berlin eingekroffen. Reichskaas-
mäsidenk Göring vnd Hauptmann a. D.
Roebm wurden noch für Freitag abend er-
wartet. Eine Stellungnahme zur gegenwärti-
Uen Lage wird von zuständiger nationalsozia-
listischer Seite nachdrücklich abaelekmk. Die
Entscheidung liege allein bei Adolf Hitler.
Gleichfalls für Samstag ist der Emvfang des
^kaatsraks Schäffer für die Bayerische Volks-
parkei beim Reichspräsidenten vorgesehen.
*
Die NSK gab gestern nachmittag gegen 5
Wr eine Meldung durch, in der es u. a. hieß:
Die von keinerlei Sachkenntnis getrübten,
sich diametral widersprechenden Kommenlakio-
GS«k«O von Wsm «SM
DrMfMSKd SSftKM«
Rom, 18. Nov. Reichskagspräsident Gö-
r>ng hak seinen Aufenthalt in Rom anläßlich
bes faschistischen Europakongresses infolge der
Mnerpolitischen Entwicklung in Deutschland
plötzlich abgebrochen und ist am Freitag vor-
mittag von Rom nach München abgeflogen.
Er traf gestern abend in der Reichshauptskadk
ein.
nen der gegnerischen Presse über die Regie-
rungsbildung sind, soweit sie die Haltung der
NSDAP betreffen, zu lächerlich, um sich mit
ihnen zu befassen. Die nationalsozialistische
Auffassung ist im grundsätzlichen bekannt.
Ueber Besprechungen «nd Verhandlungen des
Führers im einzelnen wird der Oeffenllich-
keit zu gegebener Zeit Mitteilung gemacht
werden.
--c>-
Die .DM" rum Besuch Hillers
bei Hindenburg
Berlin, 18. Nov. Die „DAZ" schreibt
u. a.: „Auffassungen, die dem Reichspräsiden-
ten vorschreiben möchten, er müsse die Par-
teien fragen: Wo ist Eure starke Persönlich-
keit? Wo ist Euer Programm? Wo ist Eure
Mehrheit? und bei nicht zureichender Beant-
Köln, 18. November.
Nm Dienstag wurde in seiner Wohnung der
Chefredakteur unserer verschiedenen am Gau-
verlag Köln-Aachen erscheinenden Tageszei-
tungen, Pg. Dr. Winkelnkemper durch
zwei Beamte der volitischeu Polizei verhaf-
tet.
Pg. Dr. Winkelnkemper war gerade vom
Nachtdienst in der Redaktion zurückgekehrt und
lag schlafend zu Bett. Da infolgedessen nie-
mand öffnete, holte« die Beamten einen
Schlosser herbei, der das Schlost zerstö-
ren und dieTüraufbrechcu mutzte.
Dann erklärte man Dr. Winkelnkemper für
verhaftet und führte ihn durch die Stadt zum
Strafgesängnis Klingelpütz.
Dr. Winkelnkemper hatte bereits im
Frühjahr 8 Wochen Gefängnis
verbüßt — Strafen, die er sich in seiner Tätig-
keit als Redakteur «nd Redner zugezogen
hatte. Vor der Wahl am 31. Juli war unser
Parteigenosse, der schwer blasleidend ist, ent-
lasse» worbe«. Trotzdem sich inzwischen der
Strafrechtsansschutz des prentzische« Landtags
Mit de« vermiedenem t« der.HauvtsaLe^mf
workung sofort die Verhandlungen als ergeb-
nislos einstellen, um unter Verzicht auf die
angedrohke große Konzentration auf das alte
Kabinett zurückzugreifen, dürften nicht den
wahren Inlensionen des Reichspräsidenten
entsprechen. Für ausschlaggebende Frage, ob
eine Verständigung zwischen Hindenburg und
Hitler möglich ist, wird es von großer Bedeu-
tung sein, daß die nationalsozialistische Partei-
führung offenbar entschlossen ist, unter den
Mißverständnissen der Vergangenheit einen
Strich zu ziehen und den ehrlichen Versuch
einer Zusammenarbeit zu unternehmen. Im
Vordergrund dürften nach dem was aus na-
tionalsozialistischen Kreisen verlautet, zwei
Forderungen stehen:
1. Die Arbeitsbeschaffung,
2. Die unbedingte Vernichtung des Kommu-
nismus."
Grund des Republikschutzgesetzes zustanöege-
kommenen Urteile» beschäftigt hatte, und man
annehmen mutzte, daß diese Nntersuchtrug auf-
schiebende Wirkung haben würde, erfolgte jetzt
ibie Verhaftung zur Verbüßung von weite-
ren dreieinhalb Monaten Gefäng-
nis:
Dr. Winkelnkemper wurde von einer größe-
ren Zahl von Parteigenosse» auf seinem Weg
zum Gefängnis begleitet. Mit Hitler-Heil ver-
abschiedete er sich von seine« Kampfgefährten,
während sich die Kerkertür hinter ihm schloß.
Erneut ist damit einer unserer rheinischen
Führer hinter die Gesängnismanern gebracht
worden, die so viele unserer Kämpfer keunen-
gelerut haben. Es wirst ei« bezeichnendes Licht
auf das „nationale Kouzentrationssystem
der Herren Bracht «nd Papen, daß sie sich S«
Vollstrecker« der Schreckensurteile mache», me
unter der roten Herrschaft wege« augeolichcr
Beleidigung der rote« Parteibnchveamten ge-
fällt wurde«. Die rheinische« Nationalsoziali-
sten jedoch werden durch diesen Gewaltakt ge-
gen eine« ihrer Führer lediglich gestählt im
Kamvswillen zur Ueverwindnng aller volM
ftziudlrÄe« Systeme von links und rechts.
Dße neue VeefolgrmssweUe
gegen Sie KSDMK
Präsident von Hindenburg nur em Mittel zum
Zweck und man wäre skrupellos genug ge-
wesen, sich des Reichspräsidenten dann zu ent-
ledigen, wenn man in ihm nicht mehr ein
Mittel, sondern ein Hemmnis erblickt hätte.
Es scheint bis ins Reichspräsidenten-Pa-
lais gedrungen zu sein, daß die Verehrung
für Hindenburg in diesen Kreisen abgrundtiefe
Heuchelei war. Der Reichspräsident hak aber,
wie er schon mehrfach bewiesen, nie mehr An-
laß zu schnellem Handeln gesehen, als in den
Augenblicken, da er sich bewußt werden mußte,
von den Männern, denen er vertraut hakte,
getäuscht worden zu sein.
Das ist — so hoffen wir bestimmt — was
den heutigen 19. November grundlegend vom
13. August unterscheidet: Das heute fehlende
Vertrauen des Reichspräsidenten zu den
Männern eln's Zirkels, dessen Selbskbewußk-
sein im umgekehrten Verhältnis zu seiner Be-
deutung und seinen Fähigkeiten stand und
auch heute noch steht.
Heute wird unser Führer wieder vom
Reichspräsidenten empfangen werden. Heute
aber wird zwischen diesen beiden Männern
anders verhandelt werden, als am 13. August.
Der damals zwischen beiden stand, hak in der
Zwischenzeit bewiesen, daß seine „Erfolge" nur
die kommunistische Mandaksziffer in die Höhe
trieben, während für Deutschland keine Ak-
tivposten verbucht werden können. Der heu-
tige Tag steht gerade wegen dieser veränder-
ten inneren Situation im Brennpunkt des
Interesses von ganz Deutschland, ja der gan-
zen Welk. Gerade diejenigen aber, die am
lautesten die Forderung nach Stärkung der
Autorität des Mannes an Deutschlands Spitze
erheben, versuchen mit den abgefeimtesten
Mitteln der Verdrehung und der skrupellose-
sten Gerüchkemacherei, dem Reichspräsidenten
in seiner Entscheidung vorzugreifen. Gewisse
„deukschnakionale" Blätter sind sich mit dem
Frankfurter Iudenblakk völlig darüber einig,
daß „zwischen Hindenburg und Hitler eine un-
überbrückbare menschliche Kluft" bestehe. Sie
leiern unaufhörlich chre Beschwörungsformeln,
daß ,,Hitler dieser Tatsache Rechnung kragen"
und „sich in seinen Forderungen mäßigen"
solle. Sie malen in allen Farben die Folgen
aus, die ein Scheitern der Verhandlungen an
der Personenfrage „nicht zuletzt für die NS-
DAP selbst" nach sich ziehen würde. Sie zer-
brechen sich unsere Köpfe und sind „besorgt"
um uns. Wir kennen diese Taktik und lä-
cheln über diese Beflissenheit, denn wir wis-
sen an unserer Spitze einen Mann, der sich
in seinen Entscheidungen noch nie gerichtet
hat nach der „öffentlichen Meinung", sondern
immer nur nach seiner aus staatsmännischer
Genialität und absoluter Zielklarheit ent-
springenden Ileberzeugung. Wir wissen, daß
dieser Mann eine von jenen ungewöhnlichen
Begabungen ist, die iy solcher Lage nicht nach
außen, sondern in sich hinein hören
und damit aber auch die vor der Geschichte
unbedingt richtige Entscheidung mit instink-
tiver Sicherheit erfassen. Man kann diese
Feststellung wohl am besten belegen durch
den Hinweis auf den 13. August. Mancher
in unseren Reihen hakte vielleicht damals
auch für eine andere Entscheidung des Führers
Verständnis gehabt. Heute wissen wir, auf wel-
chem Trümmerfeld wir ständen, wenn Hitler
auch nur durch eine zeitlich begrenzte Tole-
rierung der Papenexperimenke das Verkrau-
enskapital seiner Bewegung aufs Spiel gesetzt
hätte. Heute, nach dem Zusammenbruch Pa-
pens erkennen nicht nur die damaligen 14
Millionen, sondern auch noch weitere Kreise
Freiverkauf 15 Pfg.
Mast
Heidelberg, Samstag, 19. November
n e i o e i.» c K v k « skoskv»rei»
6 LS irv di v LI 1 930
An» e i g « «.- Di« 8 gespokene Millimet-rzeil- 18 Pfgi Die 4gespaltene MillimetNHeile im
Tertteil 40 Psg: Für kleine Anzeigen: Di« 8 gespaltene Millimeter,eil« S Psg: Bei Medecholung
Wt n!ck>-usli-gend-m Taris. Schluß der Anzeigen-Annahme: 18 Uhr. Anz°.gen.Ann°hm°:
Le°poldstraße3 (Anlagch Telephen 1048. v.ahlungr. und ErMU-ngkort: Heitclberp AuSichlEicher
Gerichtsstand: Heidelberg. Postschecklonio: Die W»ll«gcmcin!ch»st, Karlsruhe L18S4. üNl un»
verl-ngt einaeiandte Ltanullrivte überneimen wir keine Lerantwvrtmi»
k-vk k-k^dikLdi. 0VLKW/kL0 Udiv S^Ui^dio
««an, Die BeMaemetnschaft Leibeldera. Leapoldstr. 8 fllnlager Leranigederr Otto Segel. Md«.
S^I-ItungrLmh^^^onED erschein, «mal »Och«««
vnd loste, monatlich -.10 RM.; bei TrLaerzuftellung zuzüglich sa Psg.: bei PostznsteNun, pqü«.
ktch SS Psg. Bestellungen nehmen di- Brieftrüger und PoSLmter entgegen. Jst die Zütun, am
«rschetue» tg-ch durch HSHere GewalN verhindert, besteht k-in Ansp-uch -u,
iS-L-lES -chL^neud« Bell«« an» allen WSe-t-E«.
Sin Lag, -v« Gsschtchte macht!
Mit dem Rücktritt des Kabinetts, Papen
ist die deutsche Innenpolitik an einem ent-
scheidenden Wendepunkt angelangk. Die jetzt
folgenden Tage entscheiden Deutschlands
Geschichte für Jahre, wenn an maßgeben-
der Stelle die Bedeutung und der Ernst der
Stunde erfaßt und erfühlt wird. Eine ganze
Reihe von Anzeichen lassen uns das hoffen.
Der gewohnt „forsche" Unterton der amtlichen
Mitteilung, mit der Herr von Papen der
Öffentlichkeit sein Abtreken kundgetan bat,
kann die übergroße Mehrheit des deutschen
Volkes nicht irreführen. Dieser Mann ist nicht
gegangen, um großzügig zu beweisen, daß die
Person nichts, die Sache alles für ihn bedeute,
sondern er mußte endlich die Folgerungen aus
seinem völligen Scheitern auf allen zur Stun-
de für Deutschland wesentlichen Gebieten zie-
hen. Innerlich erledigt war er von dem Augen-
blick an, als Hitler in seinem offenen Brief
den Unterschied dargestellt hakte zwischen dem
Staatsmann, den die Stunde fordert, und
Stimmigen L
dem Mann, der diese Stunde ungenützt mit
halben Experimenten verstreichen ließ. Dem
päpstlichen "Geheimkämmerer ging es auf sei-
ner letzten Wegstrecke kein Haar anders, als
seinem Borgänger, der sich im Augenblick des
Erscheinens einer ähnlich grundsätzlichen Ab-
rechnung unseres Führers zwar noch im End-
spurt eines Siegeslaufes wähnte, aber nichts-
destotrotz wenige Wochen später erledigt war.
Die Parallelität dieser beiden Vorgänge am
Ende der beiden „überparteilichen" Kabinette
ist sogar im zeitlichen Abstand zwischen bei-
den offenen Briefen und den Kanzlerstürzen
augenfällig.
Wenn man die Entwicklung der letzten
Tage überblickt, kommt man zu dem Ergeb-
nis, daß die letzten Reste eines ideenlosen und
unwahren Systems in Verkennung der tief-
greifenden Umwandlung im deutschen Volke in
verbrecherischem Geiste unternommen haben,
eine Herrschaft aufzurichken, die nicht das
Ziel halte, Deutschland zu helfen, sondern nur
rie LmpWge keim
wünschen ihre Vormachksskellung zu sichern.
Nicht einmal die paar Männer im Kabinett
waren von einheitlichem Willen beseelt. Auch
in diesem kleinen Kreis prallten die Gegen-
sätze scharf aufeinander. Der Reichskanzler
v. Papen dürfte bereits vor Tagen resigniert
haben, während die Männer um Gayl mit
allen erdenklichen Mitteln darnach strebten,
die Macht in die Hand zu bekommen. Diese
Männer wollten Kämpfen, nicht für Deutsch-
land, sondern für sich, für ihre Person, für
ihre Position, für ihren Kopf.
Wir kennen die Mikkel, die man ange-
wandt hak, um den Reichspräsidenten auf Ge-
deih und Verderben mit dem System Papen-
Gayl zu verbinden, aber wir wissen auch, daß
diese Versuche zunächst durch die eigene Schuld
dieser Männer scheitern mußten. Man war
zu herrisch geworden und Hatte Pläne er-
örtert, die nicht davor zurückschreckten, auch
dem Reichspräsidenten gegenüber Druckmittel
anzuwenden. Für diese Kreise war der Reichs-
ReWsprWenlell
Berlin, 18. Rov. lieber die Empfänge
beim Reichspräsidenten ist lediglich zu melden,
daß die für Freitag vorgesehenen Unterredun-
gen programmäßig erfolgt sind und zwar
empfing der Reichspräsident in den Mittags-
stunden den -eutschnakionalen Parteiführer
Dr. Hugenberg, am Nachmittag um 18.00 Uhr
»en Zenkrumsführer Prälat Kaas und eine
Stunde darauf den Führer der Deutschen
Volkspartei Dr. Dingeldey. Ueber das Ergeb-
nis dieser Unterredungen — sofern von Er-
gebnissen nach Lage der Dinge setzt schon ge-
sprochen werden könnte — wird von allen
Seiten strengstes Stillschweigen bewahrt, um
me Entwicklung nicht zu stören. Entscheidende
Bedeutung wird dem Empfang des Führers
»er NSDAP, Adolf Hitler, zukommen, der
Mr Samstag vormittag vorgesehen ist. Adolf
Hitler ist zusammen mit den Abgeordneten
sfrick und Straßer in Begleitung von Oberst-
leutnant Brückner und den Herren Dietrich
und Hanfstenael am Freitag nachmittag im
Flugzeug in Berlin eingekroffen. Reichskaas-
mäsidenk Göring vnd Hauptmann a. D.
Roebm wurden noch für Freitag abend er-
wartet. Eine Stellungnahme zur gegenwärti-
Uen Lage wird von zuständiger nationalsozia-
listischer Seite nachdrücklich abaelekmk. Die
Entscheidung liege allein bei Adolf Hitler.
Gleichfalls für Samstag ist der Emvfang des
^kaatsraks Schäffer für die Bayerische Volks-
parkei beim Reichspräsidenten vorgesehen.
*
Die NSK gab gestern nachmittag gegen 5
Wr eine Meldung durch, in der es u. a. hieß:
Die von keinerlei Sachkenntnis getrübten,
sich diametral widersprechenden Kommenlakio-
GS«k«O von Wsm «SM
DrMfMSKd SSftKM«
Rom, 18. Nov. Reichskagspräsident Gö-
r>ng hak seinen Aufenthalt in Rom anläßlich
bes faschistischen Europakongresses infolge der
Mnerpolitischen Entwicklung in Deutschland
plötzlich abgebrochen und ist am Freitag vor-
mittag von Rom nach München abgeflogen.
Er traf gestern abend in der Reichshauptskadk
ein.
nen der gegnerischen Presse über die Regie-
rungsbildung sind, soweit sie die Haltung der
NSDAP betreffen, zu lächerlich, um sich mit
ihnen zu befassen. Die nationalsozialistische
Auffassung ist im grundsätzlichen bekannt.
Ueber Besprechungen «nd Verhandlungen des
Führers im einzelnen wird der Oeffenllich-
keit zu gegebener Zeit Mitteilung gemacht
werden.
--c>-
Die .DM" rum Besuch Hillers
bei Hindenburg
Berlin, 18. Nov. Die „DAZ" schreibt
u. a.: „Auffassungen, die dem Reichspräsiden-
ten vorschreiben möchten, er müsse die Par-
teien fragen: Wo ist Eure starke Persönlich-
keit? Wo ist Euer Programm? Wo ist Eure
Mehrheit? und bei nicht zureichender Beant-
Köln, 18. November.
Nm Dienstag wurde in seiner Wohnung der
Chefredakteur unserer verschiedenen am Gau-
verlag Köln-Aachen erscheinenden Tageszei-
tungen, Pg. Dr. Winkelnkemper durch
zwei Beamte der volitischeu Polizei verhaf-
tet.
Pg. Dr. Winkelnkemper war gerade vom
Nachtdienst in der Redaktion zurückgekehrt und
lag schlafend zu Bett. Da infolgedessen nie-
mand öffnete, holte« die Beamten einen
Schlosser herbei, der das Schlost zerstö-
ren und dieTüraufbrechcu mutzte.
Dann erklärte man Dr. Winkelnkemper für
verhaftet und führte ihn durch die Stadt zum
Strafgesängnis Klingelpütz.
Dr. Winkelnkemper hatte bereits im
Frühjahr 8 Wochen Gefängnis
verbüßt — Strafen, die er sich in seiner Tätig-
keit als Redakteur «nd Redner zugezogen
hatte. Vor der Wahl am 31. Juli war unser
Parteigenosse, der schwer blasleidend ist, ent-
lasse» worbe«. Trotzdem sich inzwischen der
Strafrechtsansschutz des prentzische« Landtags
Mit de« vermiedenem t« der.HauvtsaLe^mf
workung sofort die Verhandlungen als ergeb-
nislos einstellen, um unter Verzicht auf die
angedrohke große Konzentration auf das alte
Kabinett zurückzugreifen, dürften nicht den
wahren Inlensionen des Reichspräsidenten
entsprechen. Für ausschlaggebende Frage, ob
eine Verständigung zwischen Hindenburg und
Hitler möglich ist, wird es von großer Bedeu-
tung sein, daß die nationalsozialistische Partei-
führung offenbar entschlossen ist, unter den
Mißverständnissen der Vergangenheit einen
Strich zu ziehen und den ehrlichen Versuch
einer Zusammenarbeit zu unternehmen. Im
Vordergrund dürften nach dem was aus na-
tionalsozialistischen Kreisen verlautet, zwei
Forderungen stehen:
1. Die Arbeitsbeschaffung,
2. Die unbedingte Vernichtung des Kommu-
nismus."
Grund des Republikschutzgesetzes zustanöege-
kommenen Urteile» beschäftigt hatte, und man
annehmen mutzte, daß diese Nntersuchtrug auf-
schiebende Wirkung haben würde, erfolgte jetzt
ibie Verhaftung zur Verbüßung von weite-
ren dreieinhalb Monaten Gefäng-
nis:
Dr. Winkelnkemper wurde von einer größe-
ren Zahl von Parteigenosse» auf seinem Weg
zum Gefängnis begleitet. Mit Hitler-Heil ver-
abschiedete er sich von seine« Kampfgefährten,
während sich die Kerkertür hinter ihm schloß.
Erneut ist damit einer unserer rheinischen
Führer hinter die Gesängnismanern gebracht
worden, die so viele unserer Kämpfer keunen-
gelerut haben. Es wirst ei« bezeichnendes Licht
auf das „nationale Kouzentrationssystem
der Herren Bracht «nd Papen, daß sie sich S«
Vollstrecker« der Schreckensurteile mache», me
unter der roten Herrschaft wege« augeolichcr
Beleidigung der rote« Parteibnchveamten ge-
fällt wurde«. Die rheinische« Nationalsoziali-
sten jedoch werden durch diesen Gewaltakt ge-
gen eine« ihrer Führer lediglich gestählt im
Kamvswillen zur Ueverwindnng aller volM
ftziudlrÄe« Systeme von links und rechts.
Dße neue VeefolgrmssweUe
gegen Sie KSDMK
Präsident von Hindenburg nur em Mittel zum
Zweck und man wäre skrupellos genug ge-
wesen, sich des Reichspräsidenten dann zu ent-
ledigen, wenn man in ihm nicht mehr ein
Mittel, sondern ein Hemmnis erblickt hätte.
Es scheint bis ins Reichspräsidenten-Pa-
lais gedrungen zu sein, daß die Verehrung
für Hindenburg in diesen Kreisen abgrundtiefe
Heuchelei war. Der Reichspräsident hak aber,
wie er schon mehrfach bewiesen, nie mehr An-
laß zu schnellem Handeln gesehen, als in den
Augenblicken, da er sich bewußt werden mußte,
von den Männern, denen er vertraut hakte,
getäuscht worden zu sein.
Das ist — so hoffen wir bestimmt — was
den heutigen 19. November grundlegend vom
13. August unterscheidet: Das heute fehlende
Vertrauen des Reichspräsidenten zu den
Männern eln's Zirkels, dessen Selbskbewußk-
sein im umgekehrten Verhältnis zu seiner Be-
deutung und seinen Fähigkeiten stand und
auch heute noch steht.
Heute wird unser Führer wieder vom
Reichspräsidenten empfangen werden. Heute
aber wird zwischen diesen beiden Männern
anders verhandelt werden, als am 13. August.
Der damals zwischen beiden stand, hak in der
Zwischenzeit bewiesen, daß seine „Erfolge" nur
die kommunistische Mandaksziffer in die Höhe
trieben, während für Deutschland keine Ak-
tivposten verbucht werden können. Der heu-
tige Tag steht gerade wegen dieser veränder-
ten inneren Situation im Brennpunkt des
Interesses von ganz Deutschland, ja der gan-
zen Welk. Gerade diejenigen aber, die am
lautesten die Forderung nach Stärkung der
Autorität des Mannes an Deutschlands Spitze
erheben, versuchen mit den abgefeimtesten
Mitteln der Verdrehung und der skrupellose-
sten Gerüchkemacherei, dem Reichspräsidenten
in seiner Entscheidung vorzugreifen. Gewisse
„deukschnakionale" Blätter sind sich mit dem
Frankfurter Iudenblakk völlig darüber einig,
daß „zwischen Hindenburg und Hitler eine un-
überbrückbare menschliche Kluft" bestehe. Sie
leiern unaufhörlich chre Beschwörungsformeln,
daß ,,Hitler dieser Tatsache Rechnung kragen"
und „sich in seinen Forderungen mäßigen"
solle. Sie malen in allen Farben die Folgen
aus, die ein Scheitern der Verhandlungen an
der Personenfrage „nicht zuletzt für die NS-
DAP selbst" nach sich ziehen würde. Sie zer-
brechen sich unsere Köpfe und sind „besorgt"
um uns. Wir kennen diese Taktik und lä-
cheln über diese Beflissenheit, denn wir wis-
sen an unserer Spitze einen Mann, der sich
in seinen Entscheidungen noch nie gerichtet
hat nach der „öffentlichen Meinung", sondern
immer nur nach seiner aus staatsmännischer
Genialität und absoluter Zielklarheit ent-
springenden Ileberzeugung. Wir wissen, daß
dieser Mann eine von jenen ungewöhnlichen
Begabungen ist, die iy solcher Lage nicht nach
außen, sondern in sich hinein hören
und damit aber auch die vor der Geschichte
unbedingt richtige Entscheidung mit instink-
tiver Sicherheit erfassen. Man kann diese
Feststellung wohl am besten belegen durch
den Hinweis auf den 13. August. Mancher
in unseren Reihen hakte vielleicht damals
auch für eine andere Entscheidung des Führers
Verständnis gehabt. Heute wissen wir, auf wel-
chem Trümmerfeld wir ständen, wenn Hitler
auch nur durch eine zeitlich begrenzte Tole-
rierung der Papenexperimenke das Verkrau-
enskapital seiner Bewegung aufs Spiel gesetzt
hätte. Heute, nach dem Zusammenbruch Pa-
pens erkennen nicht nur die damaligen 14
Millionen, sondern auch noch weitere Kreise