Zur marxiMMn MMeke SM»
Richard Wagnrr
1.
„Welches Unholds Ast liegt Hier verhohlen?
Welches Zaubrers Rat regle dies aus?
(Brünhilde in Götterdämmerung.)
Unter den Söhnen unseres deutschen Stam-
mes, die ob ihrer Seelengröße und Verdienste
um die deutsche Sache würdig sind, als „Volks-
geist" gepriesen zu werden und in der natio-
nalen Heldenverehrung ewig weiter zu leben,
steht in allererster Reihe Richard. Wagner. Er
ist zweifellos einer der bedeutendsten Men-
schen des deutschen Geschlechts, ja der ganzen
arischen Menschheit. Sein Leben und seine
Werke, seine Tapferkeit, Lauterkeit und Gei-
stesgröße erheben ihn zu einem Verehrungs-
würdigen. Darum ist von rechtswegen das
Jahr 1983 dem Andenken unsres Meisters ge-
weiht.
,Hch heiße Wilhelm Richard Wagner und bin
am 22. Mai 1818 in Leipzig geboren. Mein
Vater war Polizeiaktuarius und starb ein hal-
bes Jahr nach meiner Geburt", — so berich-
tet Wagner von sich in seiner frühesten selbst-
verfaßten Lebensbeschreibung.
Mithin stammte unser Held aus des „Volkes
Tiefe". Nicht Vorrecht und Besitz war sein
Adel, sondern Seelengröße und Geisteskraft.
In einem Leben ohne Ruh und Rast, voll Not
und Sorge, Kampf und Arbeit schwang er sich
empor ins Reich der ungekrönten Könige. Er
war ein Führer der Geister und Bahnbrecher
neuer Gedanken. Ein Meister der Tonsprache,
ein gottbegnadeter Dichter und Seher, ein ge-
üankentiefer Schriftsteller, ein Gestaltenschaf-
fer, wie die Erde nur wenige gesehen, ist er
einer der Größten im Reiche der deutschen
Kunst.
Noch mehr aber preisen wir Richard Wagner
als den unermüdlichen Verkünder der deut-
schen Wiedergeburt und todesmutigen Streiter
für Deutschlands Ehre und Auferstehung.
Knieend am Ufer des Rheinstroms hatte im
Frühjahr 1812 der in größter Not aus Frank-
reich heimkehrende arme Künstler mit Hellen
Tränen in den Augen seinem Vaterlande
ewige Treue geschworen. Deshalb lieben wir
ihn, weil er diesem Schwur bis zum Tode treu
geblieben, weU er bis zum letzten Atemzuge
mit der ganzen Glut seines Herzens für
Deutschlands Freiheit und Erneuerung, für ein
neues Reich gekämpft hat: für jene große
Sehnsucht der Nation, die bis zur Stunde un-
erfüllt geblieben ist:
„Dem deutsche« Geiste im deutschen Staats-
wesen die volleutsprechende Grundlage zu
geben, sodaß er frei und selbstbewußt aller
Welt sich kundgebe« kann, heißt aber soviel
als selbst die beste und einzig dauerhafte
Staatsversassnng gründen" (Vergl. R. Wag-
ner „Deutsche Kunst und deutsche Politik").
Was Wunder, baß Richard Wagners Kampf
für die Erneuerung des Reichs an Haupt und
Gliedern und Schaffung einer wahren Volks-
verfassung den tödlichen Haß derjenigen Kreise
erregte, welche von der „Mißverfassung" leben
und am Fortbestand des Alten ihren Vorteil
sehen. Was Wunder auch, daß jener „plastische
Dämon des Verfalls der Menschheit", das ist
„die von der Ausbeutung des allgemeinen Ver-
falls der Völker lebende verbrecherische Men-
schenart" die Volks- und Menschheitserneue-
rungslchre Wagners von jeher mit allen Mit-
teln bekämpft? Würde doch die Neugestaltung
der staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaft-
lichen Dinge und Verhältnisse die Aeste am
Lebeusbanm des Volkes absägen, worauf die
Parasiten „als überflüssige Naupennester das
Dasein der Schmarotzer führen". Daher ist
diesen Kreisen kein Mittel zu schlecht, um Ri-
chard Wagner zu verkleinern» seine Erneue-
rungslehre totzuschweigen, die Kenntnis des
Gedankeninhalts seiner Erlösungsspiele zu un-
terdrücken. Und diese Feindschaft bauert bis
zum heutigen Tag.
Je näher das Richard Wagner-Gedenkjahr
heranrückte, desto höher schwoll die Lügenflut,
die von der genannten Seite gegen den Ver-
künder der deutschen Wiedergeburt vergiftend
ausgespieen wird. Die im vergangenen Jahr
in mehreren Städten Deutschlands und Oester-
reichs erfolgte Neuaufführung des „Ning des
Nibelungen" bot den Feinden des Bayreuther
Gedankens erwünschte Gelegenheit zu weiteren
unerhörten Hetzeir. Ein Brodem von Hatz und
Lüge ergoß sich über Richard Wägner und sein
Werk aus, als im verwichenen September der
Bon Dr. Edwin Müller, Karlsruhe.
„Siegfried" in neuer Ausstattung über die
Bretter der Berliner Staatsoper ging. Wir
werden unten auf einige dieser Anwürfe ein-
gehend zurückkommen.
Es ist offensichtlich, von welcher Richtung her
der Lügenfeldzug gegen unsren deutschen Mei-
ster angezettelt und geleitet wird. Die Frage:
„Welches Unhold List liegt Hier verhohlen"
braucht nicht erst gestellt zu werden. Richard
Wagner hat schon 1869 aus die Quelle jener
Feindseligkeit hingewiesen. Auch heute sind es
wiederum dieselben Hasser, die mit allen Mit-
teln der Lüge und Verleumdung versuchen,
nicht nur die Persönlichkeit des Meisters, son-
dern auch die Bedeutung seiner Werke herab-
zusetzen und bet unserm Volke verächtlich zu
machen.
Diese Feststellung erscheint notwendig, damit
jeder Deutsche weiß, wo die Front des Fein-
des steht, und wohin wir uns bei der Lügen-
abwehr zu richten haben. Aber auch uns
selbst haben wir anzuklagen: Unsre Schuld ist,
daß wir seit Jahren versäumt haben, das Volk
über den Gedanken von Bayreuth und die Be-
deutung der Schriften und Bühnenwerke Ri-
chard Wagners hinreichend aufzuklären. Be-
hagen wollten wir, und überhörten dabei das
schöpferische „Stirb und Werde". Dies Ver-
säumnis ist nunmehr nachzuholen.
Zuvörderst aber gilt es, uns zu wappnen
und die Kampfmittel und Angriffsweise der
Feinde kennen zu lernen. Seit Jahren sam-
melt die Schriftleitung des „Monatsblatt des
Bayreuter Bundes" alle wichtigen Aeutzerun-
gcn, welche in der Presse über Wagner und
seine Werke zur Veröffentlichung gelangen.
Daraus ersehen wir, daß vornehmlich die mar-
xistische, sozialdemokratische wie kommunistische
Presse die Hetze gegen Richard Wagner be-
treibt, jene Presse, hinter deren Vertarnung
seit drei Menschenaltern der „plastische Dä-
mon des Verfalls", als verborgener Draht-
zieher — nach der Weise Alberichs und Hagens
in „Götterdämmerung" — das Werk der Volks-
zersetzung und Ständeverhctzung betreibt.
Diese Presse also, welche vorgibt, die „revo-
lutionäre" Arbeiterschaft von der Geißel des
„Imperialismus, Kapitalismus und Klerika-
lisuurs" zu erlösen — sie bespeit am allerge-
hässigsten das Andenken des großen Menschen-
freundes, dessen Lebenswerk den Kampf gegen
die erwähnten menschenfeindlichen Mächte zum
Gegenstände hat! Das sollte jedem ernsten
Arbeiter zu denken geben. Denn ehrlicher-
weise müßte gerade die Presse der revolutio-
nären deutschen Arbeiterschaft dem Verkünder
der „großen Menschheitsrevolutiou" höchste
Ehre erweisen.
Neuerdings lieben es die Drahtzieher des
Marxismus, Richard Wagner als den „Groß-
meister der Bourgeoisie" zu verschreien,' eine
tückische List, die nur bezweckt, das Arbeiter-
volk mit Haß gegen unfern deutschen Meister
zu erfüllen. Denn der Ausdruck „Bourgeois"
bedeutet nach dem Katechismus der Marxbibel
den niederträchtigsten Halunken der Welt, den
der „klassenbewutzte" Arbeiter aus tiefster See-
le verachtet und, wenn die „proletarische Dik-
tatur" dereinst erstatten ist, wie einen Wurm
zertreten wird. Die „Bourgeois" sind das
satte, Renten verzehrende Spießbürgertum,
welches eigennützig und herzlos an der kapita-
listischen Ordnung festhält, gleichgültig, ob
Millionen enteigneter Brüder im Hungerelend
verkommen.
Aber diese Lüge vom „Großmeister des kapi-
talistischen Bürgertums" ist so handgreiflich,
daß ihre Widerlegung unnötig erscheint. Die
Verleumder sind nicht in der Lage, in den
Bühnenspielen, Schriften, Briefen und priva-
ten Aeußerungen Wagners auch nur eine Stel-
le zu zeigen, wo der kapitalistischen Weltord-
nung das Wort geredet wird. Wagners Nevo-
lutionsgedichte „Die Not" und „An einen
Staatsanwalt" sind alles andere als die Ver-
herrlichung des Renten verzehrenden Bourge-
ois und des kapitalistischen Staats. Und läßt
nicht Wagner im „Ning" und „Parsifal" die
ganze geschichtlich gewordene Weltordnung und
ihre Träger, die „Götter", „Riesen", „Zwerge",
„Schächer", die „reißenden Raubtiere" wie die
„rechnenden" und „betenden", die „Götter des
Gelbes", die „Götter der Industrie", die „Göt-
ter der Krämerwelt", das sind die Herren der
Banken, Börsen, Warenhäuser, alle welche
„nach dem Ringe gieren", um durch Geld und
Eigentum über besitzlose Nebenmenschen Macht
und Herrschaft zu erlangen — samt und son-
ders der verdienten Vernichtung rnüeimfab
len? Hat nicht Wagner den Ausbeutern des
Kapitalismus in den Gestalten des grundbe-
sitzenden Fafner und des geldgierigen Alberich
ein abschreckendes Denkmal gesetzt. Warum
erzählten die marxistischen Arbeiterführer ihren
Massen nicht den Sinn der „Götterdämme-
rung", wo dort der kapitalistischen Gesellschafts-
ordnung, welche die Liebe von der Welt ver-
trieb, das Todesurteil gesprochen wird? Nach
deren Zusammensturz ließ Richard Wagner
— als „seines heiligsten Wissens Hort" die
Worte sprechen:
„Nicht Gut, nicht Gold,
noch göttliche Pracht;
nicht Haus, nicht Hof,
noch herrischer Prunk:
nicht trüber Verträge
trügender Bund,
noch heuchelnder Sitte
hartes Gesetz;
selig in Lust und Leid
Läßt — die Liebe nur sein." —
Wagner bekannte von sich: „Meine Sache ist,
Revolution zu machen, wohin ich komme". Die
Erlösung vom Fluche der Geldherrschast und
Tyrannei ist nach Wagners ausdrücklicher Er-
klärung nur möglich „durch die allgewaltige
Kraft der Revolution", d. h. durch eine gänz-
liche Umgestaltung der politischen und sozialen
Zustände im Sinne einer wahren Volksge-
meinschaft. Das war von Richard Wagner
durchaus ernst gemeint. Weil er des Volkes
Not als eigenes Leid empfand, warf er sich im
Jahre 1848—49 unter Hintansetzung seiner
Stellung als königlich sächsischer Kapellmeister
todesmutig in den Strom der Revolution, um
durch Wort, Schrift und Tat für die Unter-
drückten gegen die Unterdrücker zu kämpfen.
Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Steck-
brieflich verfolgt als Brecher neuer Bahnen,
maßlos befehdet und verhöhnt, mußte der
flüchtige Revolutionär als Heimatloser, oft im
bittersten Hungerelend lebend, ein halbes
Menschenalter lang in der Fremde das Brot
der Verbannung essen.
Nie in seinem ganzen Leben hat eS Richard
Wagner mit den „oberen Zehntausend" gehal-
ten. „Stets konnte ich nur für die Leidenden
Partei ergreifen, ... niemals habe ich es ver-
mocht, diese Parteinahme fallen zu lassen",
sagt er in seiner „Mitteilung an meine Freun-
de". Wagners Zuneigung galt immerwährend
der „Tiefe" des Volkes. Seinem Mitgefühl
für den leidenden Teil der Nation und seiner
Verachtung gegenüber einer hochmütigen Her-
ren- und Vesitzerschicht hat Wagner in der
Klage der „Rheintöchter" — dem Sinnbild des
enteigneten,.entrechteten Volkes — am Schluß
des.Liheingold" ergreifend Ausdruck gegeben:
„Traulich und treu ist's nur in der Tiefe,
falsch und feig ist, was dort oben sich freut."
Darum, ihr revolutionären deutschen Arbei-
ter, so möchte man ausrufen, tut ihr nicht gut
daran, einen Marx, Lassalle, Kautzky, Cohn
usw. als eure Befreier zu ehren. Hat euch die
Lehre des Karl Marx, die Richard Wagner
schon vor 85 Jahren die „abgeschmackteste und
sinnloseste Lehre" genannt hat, auch nur eine
einzige Träne getrocknet? Hat diese Lehre
euch nur einen Schritt vom Joch der Knecht-
schaft entfernt? Seid ihr nicht vielmehr durch
diese Lügcnlehre gänzlich dem Herrn des in-
ternationalen Aktien-, Bank- und Börsenkapi-
tals ausgeliefert worden? Nun müßt ihr, wie
Wagner es vorausgesagt und im Ningtrauer-
spiel euch warnend vor Augen führt,
„spüren und graben
die Beute schmelzen
und schmieden den Guß
ohne Ruh und Rast
den Hort zu häufen den Herrn!"
Besser wahrlich stünde es um euch, ihr deut-
schen Arbeiter, wenn ihr, statt euch im Nebel-
reich marxistischer Hirngespinste herumführen
zu lassen, die Auferstehungslehre Richard Wag-
ners erforscht, seine Negenerationsschristen be-
herzigt und den Gedankeninhalt der Erlösungs-
spiele verwirklicht hättet^ Denn hier ist die
wahre Menschheitsrevolution und Volkser-
neuerung verkündet. Und hier sind auch die
Wege gezeigt, die zur Rettung aus den Skla-
venketten des WeltkapltalS führe».
„Uever nichts hat Richard Wagner mehr nach-
gedacht als über die Erlösung" — das sagt
Nietzsche, sein späterer ärgster Feind. Es hat
etwas ergreifendes, zu sehen, schreibt Arthur
Drews in seinem Buche: „Der Ideengehalt von
Richard Wagners dramatischen Dichtungen im
Zusammenhang mit seinem Leben und seiner
Weltanschauung", wie Wagner sich bis zuletzt
um das Schicksal unserer Kultur und Rasse
sorgt, und auf Mittel sinnt, den drohenden
Verfall unseres Geschlechtes abzuwenden. Die-
ser Drang nach Wiedergeburt, nach einer Er-
neuerung und Veredelung der Menschheit ist
tief in seiner Natur begründet: Er taucht schon
früh bei dem Künstler auf, der die weltge-
schichtl-che Entwicklung unter dem Gesichtspunk-
te der großen Menschheitsrevolutiou betrachtet.
Er liegt seinen kunstreformatorischen Bestre-
bungen zugrunde, erzeugt seine politischen und
sozialen Reformibeen, macht ihn zum Dichter
der Erlösung, und hat in seinem „Parstval"
nur seinen letzten und tiefsten Ausdruck er-
halten. Und wie er durch seinen „Ring des
Nibelungen" das Interesse für germanische
Sage und deutsche Geschichte neu belebt hat,
so hat er durch seine Regenerationslehre viele
dazu veranlaßt, sich auf ihre nationale Eigen-
art und ihr rassisches Wesen zu besinnen.
Das „Ring"-Drama ist im Sinne Wagners
das Weltgedicht der Erlösung aus dem Banne
der Selbstsucht, der Machtgier und des Eigen-
nutzes. Es führt uns vor Augen, wie die
Weltordnung des Kapitalismus entstand, wie
diese Mißordnung menschenknechtenb und völ-
kermordend wirkte, und wie sie endlich samt
ihren Trägern untergeht» — was wir ja heute
erschütternd erleben. Der „Ring des Nibe-
lungen", als dessen Fortsetzung der „Parsifal"
und die „Meistersinger" zu betrachten sind, ist
bas hohe Lieb des deutschen Sozialismus,
welcher mit dem marxistischen Staatskapitalis-
mus nicht das geringste gemein hat; denn
deutscher Sozialismus ist nationale Volks-
gemeinschaft, ist körperschaftlicher Zusammen-
schluß aller nationalen Volks- und Wirtschafts-
glieder. DaS ist baS Ziel der b e u t sch e n Re-
volution.
Das Rtngtrauersptel ist gedichtet als „Tyr-
täusgesang der großen Revolution für die Hel-
den dieser Revolution". Indem Wagner un-
serm deutschen Volk im Spiegel des Kunstwer-
kes'das Bild seines eigenen Wesens und einer
besseren Zukunft vor Augen hält, will er uns
begeistern zum todesmutigen Kampfe gegen
die bestehende „Weltordnung des Luges, Tru-
ges und der Heuchelei und des gesetzlich orga-
nisierten und legalisierten Mordes und Rau-
bes". Die Erlösungsspiele sollen aufstacheln
zur Empörung gegen den „anarchischen, nur
noch von den Lastern der Gesellschaft lebenden
Staat", und gegen di« entgöttlichte impotend
gewordene kirchliche Religion, die keinen Ein-
fluß mehr auf das sittliche Leben der großen
Masse auszuüben imstande ist. Und nicht eher
soll nach Richard Wagner der Befreiungs-
kampf ein Ende nehmen, als bis jene Ausbeu-
ter und Nutznießer der gegenwärtigen Mitz-
orbnung ins Nichts hinabgesunken, und alle
„Lügenherrscher und Lügenlehrer eine erlo-
schene Spezies geworden sind."
„Parsifal" und «M eistersinger" sind
die großartigsten Führerfpieg «l, die je von
einem Volksgeist seiner Nation geschenkt wor-
den sind. Ist nicht auch Parsival das Beispiel
eines wahrhaftigen Revolutionärs? Er zeigt,
wie man dem Seelenknechter den Speer der
Macht entwindet. Er entthront einen entar-
teten, Willensschwächen König, weil derselbe als
Volkshaupt untauglich ist, seinen Volksgenos-
sen ein Beispiel der Echtheit zu geben und ein
Vorbild der Vollkommenheit zu sein." Ich
verwalte nun dein Amt!" Denn nur der
Höchstvollkommene, Kraftvolle, Selbstlose, Lie-
bende, Entsagende, sich selbst Ueberwinbende ist
würdig, als Haupt des Volkes zu walten.
Der dritte Akt der „Meistersinger" of-
fenbart uns den Geist des erneuerten deutschen
Volkes, jenes „Volkes der Urgemeinschastlich-
keit", welches Richard Wagner „im vollendet-
sten Sinne wiederhergestellt" wissen will. Er
zeigt uns das Volk der Zukunft, wo nicht mehr
der Wurm und die Raupennester des Egois-
mus an den Wurzeln und Arsten des Volks-
baums das „Dasein der Schmarotzer" führen.
Er schildert eine Bolksverfassung, wo deutsches
Recht — der Geist der Körperschaftlichkeit und
Volksgemeinschaft — die Triebfeder unsrer
Wirtschaft bildet; wo nicht mehr entartetes Un-
termenschentum obenan ist und auf die Guten
drückt, sondern wo die Besten oben sind und
die Schlechten Niederhalten. Jenes Volkswe-
sen, „wo das Vaterland und seine
Güter dem Volke gehören und die»
ses sich selber gehört."
(Fortsetzung folgt)'