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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (2) — 1932 (Oktober bis Dezember)

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Nr. 221 - Nr. 245 (3. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.53333#0285

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1932 / 2. Jahr«. / Nr. 244


Vier Fragen an MnKenvnss

Ms fts Mssnr
München. 27. Okk. "Der „Völkische
Beobachter" veröffentlicht eine Erklärung der
Lügenabwchrzentrale der NSDAP, wonach
die Behauptungen. Adolf Hiller habe in sei-
ner Unterredung mit dem Reichspräsidenten
am 13. August sich ausbedungen, daß ihm vor
der Uebernahme der Macht drei Tage lang
die Straßen (unter Zurückziehung der staat-
lichen Machtmittel) für seine SA freigegeben
werden, von Abis Zerlegen seien
and Adolf Hitler mit keinem
Wort weder in dieser noch in anderer Form
für die SA gefordert habe.
Ms MEksmtStev
Herr von Papen und seine Clique innerhalb
und außerhalb der Regierung zogen aus, an-
geblich um die Parteien zu töten, eine Prä-
sidialmacht, „unabhängig von der Augenblicks-
stimmung der Masse" zu errichten. Höchstes
Ziel: Imperium sacrum! Wovon allerdings
noch nicht einmal ein Rockzipfel zu sehen ist.
Statt dessen aber finden wir den Suppenzettel
der politischen Scharlatane zur kommenden
Ncichstagswahl noch erheblich vergrößert.
82 Parteien ist eine Nekordziffer, die dem par-
teifeindlichen Papenkaüinett vorbei 'lten blieb.
Soweit hat es der parlamentarischste Reichs-
kanzler nicht gebracht. Das Bemerkenswerteste
an Lieser Erscheinung ist nunmehr, daß die
Hauptproduktion neuer Parteien aus die
Branche der Papen- oder Präsidialanhänger
fällt. Neben der verleugneten Präsidialpartei
finden wir eine Kaiscrpartet-Verein, Sozial-
monarchisten u. a. m. Sie alle wollen Papen
stützen. Herr Hngenberg, bisher einziger Fa-
vorit und embrionaler Regierungsparteidtkta-
tort, spuckt natürlich Gift und Galle. Das hat
man nun davon, wenn die Herren Minister
ihre Parteibücher wegwerfen: aus der Dra-
chensaat wachsen im Augenblick ungezählte
neue Schlanaen. Künstlerpech!
Z«»as SVD
Man ist von der marxistischen Kamarilla
mancherlei Schandtat und Lüge gewohnt. Den
Rekord hielt wohl die Wahlparole von den
„Hitlerbaronen". Nunmehr sind die Argu-
mente recht knapp geworden, denn gerade der
Arbeiter erkennt als den Schuldigen der re-
aktionären Herrschaft immer mehr die Sozial-
demokratie. In der hysterischen Verteidigung
unterlaufen der roten Presse die größten
Dummheiten. So wird in größter Ausma-
chung vom Sozialdemokratischen Pressedienst
die Meldung der „Flucht aus dem Hitlerla-
ger" verbreitet. Was ist Wahres daran? Die
Tatsache des Austritts des bisherigen Bre-
mischen BürgcrschastSpräsidenten Dr. Back-
haus aus der NSDAP. Herr Dr. Backhaus
hat erkannt, baß sein bürgerlich-reaktionäres
Herz stärker schlägt, als die eingebildete na-
tionalsozialistische Gesinnung und daraus die
Konsequenz gezogen. Es paßt ihm nicht, daß
der Nationalsozialismus keinen Kompromiß
mit dem Vergangenen cingehen will und den
Kapitalismus als ebenso erbitterten Gegner
betrachtet, wie den Marxismus. Dr. Back-
haus steht mehr auf dem Boden des „Herren-
tums", wie er ihn in der DNVP. und Stahl-
helmführung zu finden glaubt. Deshalb die
„Flucht" und eine wirklich sozialistische Partei
sollte cs eigentlich begrüßen, wenn die Klä-
rung selbst in den Reihen des Gegners rück-
sichtslos durchgcführt wird. Im Interesse der
Rechte des schassenden Volkes. Anders die '
SPD. Gerade an diesem Beispiel erkennt
man wiederum die Judasrolle des Marxis-
mus gegen den deutschen Sozialismus.

cks/n /n/)Z/r.-
Pupens Zusammenbruck
Bezahlte Schufte
Am die Badische Landesbank für Grrrnb-
und Hausbesih.

Der greise General Litzmann richkeke an seinen ehemaligen Kameraden Hinden-
burg folgende vier Fragen, auf deren Beankworkung das ganze nationale Deutschland mit
Spannung wartet. Denn das ist doch wohl klar, daß der Reichspräsident einem um das
Vaterland so hochverdienten Manne wie dem General Litz mann antworten muß, wenn
er weiß, was nationaler Anstand fordert. Auch in diesem Falle, ja, gerade hier, wo sich zwei
geschichtliche Gestalten gegenüberstehen, ist keine Antwort auch eine Antwort. Nun die
Fragen:
1. „Warum hast Du Dich im Oktober 1918 nicht hinter Deinen langjährigen Mit-
arbeiter und Kampfgefährten, General Ludendorff, gestellt?"
2. „Warum hast Du am 9. November 1918 Deinen obersten Kriegsherrn bestimmt,
nach Holland zu fliehen?"
3. „Warum hast Du in den Jahren 1925/31 fast durchweg mit dem Marxismus re-
giert, obwohl das nationale Deutschland Deine Wahl zum Reichspräsidenten
ermöglichte?"
4. „Warum hast Du am 13. August 1932 dem Führer der nationalsozialistischen
Bewegung, Adolf Hitler, das Kanzleramt verweigert, das vor ihm Männer
einer Partei innehalten, die kein Baterland kennt, das Deutschland heißt?"

Die Fragen sprechen Bände zum deutschen Bolke, und eine Nichlbeankwor-
tung würde noch viel mehr sagen!

SK-Marm MrtzLvd GasE
von K-mmimlftesr eomssOKS

* Berlin, 28. Oktober.
In der vergangenen Nacht wurde in der
Oranienburger Straße der 49 Jahre alte
SA.-Mann Richard Harwik von einer Bande
Kommunisten angefallen »n- mit alle» mögli-
che« Mordhandwerkzengen z« Boden geschla-
gen. Pg. Harwik befand sich allein ans dem
Heimwege. Passanten, die den Schwerverletz-
ten in seinem Blute liegend vorfande», ver-
anlaßten seine Uebersührnng in das nächste
Krankenhaus. Gestern vormittag ist er gegen
11 Uhr seinen schwere« Verletzungen erlegen.
Pg. Harwik war von Beruf Zimmermann
«nd Vater von 4 Kindern.
Fast kein Tag vergeht, an dem das natio-
nale Deutschland nicht die Fahnen vor neuen
frischen Gräbern senken müßte. Pg. Harwik
ist der achte Tote innerhalb 8 Tagen. Herr
von Paven bat die Regierung Braun-Sever-

ing abgesetzt, weil der Zustand Deutschlands
unter ihren Maßnahmen einem latenten
Bürgerkrieg gleichzusctzen war. Heute ist es
nicht anders! Täglich fallen deutsche Men-
schen von den Kugeln roter Banditen getrof-
fen, täglich beklagt das nationale Deutschland
neue Opfer «nd nichts geschieht, nm dem Wü-
ten der marxistischen Terrorbanden Einhalt
zu gebieten. Herr von Papen, der Kanzler
des Kabinetts der „nationalen Konzentration"
war es» der das nationale Deutschland mit
vertiertem marxistischen Untermenschentnm
auf eine Stuse stellte!
Gestsrn fiel Pg. Harwik! Auch sein Tod
wird für bas nationalsozialistische Deutschland
ein Fanal sein. Wir werden weiter kämpsen
und der Sieg des nationalsozialistische»
Deutschland wird die Erfüllung seines Todes
sein!

Vom gefesselt r
sewftve»ea«i«Ss einss rvntfchsa Miatftvvs

Als vor wenigen Tagen Alfred Rosen-
berg, der Künder unseres neuen Kulturwol-
lens, auf Einladung des „Kampfbundes für
Deutsche Kultur" in Düsseldorf sprechen sollte,
hielt es die Papen-Kulturreakkion für ange-
bracht, diese Veranstaltung zunächst zu unter-
sagen, um sie erst auf spätere dringende Vor-
stellungen hin freizugeben. Die Reaktionäre
unterscheiden sich auch in ihrer kulturellen
Einstellung in keiner Weise von dem schwarz-
roten System, das im Dez. 1931 die große
Kulkurtat fertigbrachke, die Aufführung von
Werken Webers, Wagners und Bruckners,
die in einem nationalsozialistischen Sympho-
niekonzert gebracht werden sollten, unter Vor-
schiebung des weihnachtlichen Burgfriedens
zu verbieten!
Daß die Herrenklubler durch dieses uner-
hörte Vorgehen gegen deutsche Kultur nicht
nur in dieser Weise dem Kulturbolschewismus
Vorschub leisten, sondern ihn auch in der Tat
betreiben, zeigt eine Ankündigung des jüdi-
schen Paul Szolnay-Verlages in Wien,
im Börsenblatt des deutschen Buchhandels
(Nr. 263 vom 8. 10. 32). Die Anzeige gibt
das Faksimile folgenden Briefes des Reichs-
ministers des Innern. Frhr. von Gayl, wie-
der:

„Für die freundliche Uebersendung des
Romans des Herrn Kasimir Eli-
sch midl „Deutsches Schicksal" Lanke ich
verbindlichst. Ich habe das Buch mit sehr
großem Interesse gelesen. Seit
Jahren habe ich kein Buch in -er Hand ge-
habt, das mich so gefesselt hat und
das mich nicht nur durch die Gestaltung
-es Schicksals der Hauptpersonen, sondern
auch durch seine warme und tiefe Lie-
be zu Deutschland gefesselt hat!
Ich wünsche dem Buch eine weite Ver-
breitung. Den anliegenden Brief bitte ich
an die mir unbekannte Adresse des Herrn
Kasimir Edschmidt weikerzugeben.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Frhr. v. Gayl."
Ausgerechnet der tschechische Jude Kasimir
Edschmidt, der sich als Zersetzungsliterat her-
vortat, macht in Vaterlandsliebe! Ausgerech-
net Freiherr von Gayl fällt auf die „warme
und tiefe Liebe zu Deutschland" herein, die
ein konjunkturwitkernder, tschechischer Jude
plötzlich geschäftsmäßig vertreibt! Vom Ju-
den gefesselt! Das ist das Selbstbekenntnis
eines Papenministers!

Deutschland im beeilt
Von Benito Mussolini
Das bedeutendste Ereignis in der interna-
tionalen Politik ist zur Zeit der offiziell«
Schritt der deutschen Negierung fn England
Frankreich, Italien und bei den kleineren Staa-
ben, die Anmeldung des deutschen Anspruches
auf gleiches Recht auf dem Gebiet der milk
tärischen Rüstungen.
Diese Forderung ist bereits in Interview»
und anderen Aeußerungen des Generals vo«
Schleicher erhoben worben, der immer mehr in
den Vordergrund z>» treten scheint und offen-
sichtlich ein Mann von bemerkenswerter Ent-
schlußkraft wie überhaupt die stärkste Persön-
lichkeit des Kabinetts Papen ist.
Das konnte nicht sonderlich überraschen
Auf der Gegenseite war, nach der Haltung de«
Presse zu urteilen, die öffentliche Meinung in
Frankreich fast einmütig gegen die deutsche
Forderung gerichtet. In England bekundet«
man Zurückhaltung, während die öffentlich«
Meinung Italiens ihre Sympathie mit dem
deutschen Verlangen zum Ausdruck brachte.
In einem solchen Augenblick mutz nüchterne
Ucberstgung walten und dürfen nicht Gefühls-
regungen, die noch — allzu spät und unzeit-
gemäß — im Krieg ihren Ursprung haben, übe,
den ruhigen Verstand die Oberhand gewinnen,
besonders wenn wir uns einer neuen Lage
gegenüberseherr.
Diese neue Lage entstand mit dem Tag, da
Deutschland als Mitglied des Völkerbundes
ausgenommen wurde, und — wie das entspre-
chend der Bedeutung Deutschlands nur logisch
war — sofort einen dauernden Sitz im Völker-
bundsrat erhielt. Im selben Augenblick wurde
für Deutschland die juristische Gleichheit aner-
kannt, nämlich die Gleichheit der Rechte und
Pflichten mit den anderen Mächten.
Dann kam Locarno, wo Deutschland und
Frankreich die Unterstützung und Garantie
Englands und Italiens erhielten. Diese Ga-
rantie — die für den Fall eines französischen
Angriffs auf Deutschland bzw. eines deutschen
Angriffs auf Frankreich wirksam werden soll'
— bedeutete offenbar, daß Deutschland und
Frankreich auf dieselbe Stufe gestellt wurden,
daß sie also beide dieselbe Verpflichtung haben,
nicht anzugreifen, und dasselbe Recht auf Ver-
teidigungsschutz bei einem Angriff des andern.
Diese Vorgeschichte mutz in Erinnerung geru-
fen werben, wenn man zu dem Problem die
historisch richtige und politisch sinngemäße Ein-
stellung gewinnen will. Dennoch ist Deutsch-
land trotz seiner Aufnahme in den Völker-
bund, trotz des Locarno- und sogar trotz des
Kellog-Paktes noch immer in der Verfassung
eines Staates zweiten Ranges. Es wurde
durch die Bestimmungen des Versailler Ver-
trages praktisch entwaffnet. Versailles zwang
ihm einen bescheidenen militärischen „Status"
auf, notdürftig ausreichend für die Verteidi-
gung und für die Aufrechterhaltung der Ord-
nung im Innern.
Aber in demselben Versailler Vertrag war
oie Abrüstung Deutschlands nur als Einlei-
tcng einer allgemeinen Senkung des Rüstungs-
standes auf die Ebene des deutschen gedacht.
Das war eine feierliche Verpflichtung, die bis-
her nicht eingehalten worden ist.
Die Arbeiten der vorbereitenden Abrüstungs-
kommission haben fünf Jahre in Ansvruch ge-
nommen. Die Konferenz selber dauerte nur
fünf Monate. Uever hundert Reden wurden
gehalten. Die Druckschriften türmten sich zu
Wolkenkratzerhöhe, aber der kreißende Niesen-
berg gebar nur das Mäuslein der Bcnesch-Re-
solution, während die Vorschläge Grandis bei-
seite geschoben wurden, obgleich sie präzis, prak-
tisch und wirksam waren. Man muß notwen-
digerweise zu der Erkenntnis gelangen, daß
die Abrüstungskonferenz in ihrer ersten und
Wichtigsten Phase schließlich Schiffbruch erlit-
ten hat.
In der Zwischenzeit, b. h. in den Monaten
zwischen Abschluß und Wiedereröffnung der
Abrüstungskonferenz ist Europa von Waffen-
gerassel und Waffenlärm erfüllt wie nie zu-
vor. Die Enttäuschung ist allgemein, beson-
ders in Deutschland, wo man sich bewußt ge-
worden ist, daß die Signatarmächte des Ver-
sailler Vertrages — mit Ausnahme Italiens
-^.keinen BrÄuä gemacht haben, eine wirklich«
 
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