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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (März-April)

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Nr. 51-76 (1. - 31. März)
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Novevt Wagner üveeakmmt die gesamte
baNsihe AiaatsMMa!t/Rs-N»gw»«ag««»»»«

Karlsruhe. 11. MSrz. Der Beauf-
kragle der Reichsregierung für die Polizei des
Landes Baden erließ am heutigen Tage fol-
genden Aufruf:
An das badische Volk!
Durch die Uebernahme der Polizeigewall
am 9. und 10. März ds. Is. hakte sich zuse-
hends eine Beruhigung der öffentlichen Mei-
nung und der Massen des Volkes bemerkbar
gemacht. Das wurde mit dem Augenblick
anders, als die Regierung am 10. März mit-
tags ihren Rücktritt erklärte. Die durch den
Ausgang der Wahl vom 5. März heraufge-
führken Spannungen traten dadurch in noch
schärfere Erscheinung. Insbesondere ergaben
sich gefährliche Meinungsver-
schiedenheiten zwischen örtlichen
Polizeistellen und den Verbänden
der Nationalen Erhebung.
Der in der Wahl vom 5. März MM Aus-
druck gekommene Volkswille drohte sich über
die Polizeigewall hinweg in den Besitz der
gesamten Macht zu sehen. Hinzu kam eine
Unmenge unkontrollierbarer Gerüchte, die
das Land durcheilten und die staatliche Ord-
nung noch mehr gefährden mußten.
Ich habe mich deshalb veranlaßt ge-
sehen, im Interesse der öffentlichen
Ordnung und Sicherheit des Landes
die gesamte Regierungsgewalt in Ba-
den auf Grund der > mir von der
Reichsregierung übertragenen Befug-
nisse zu übernehmen.
Die Amksobliegenheiten des badischen
Staatspräsidenten und Iustizministers Dr.
Schmitt, des badische» Ministers d. . In-
nern. Dr. Ilmhauer, des badischen Mini-
sters des Kultus und Unterrichts Dr. Bram-
gärtner und des badischen Finanzministers
Dr. Mattes sind in meine Hand Lberge-
gangen.
Die Befugnisse des Staatspräsidenten und
des Innenministers werden von mir selbst
ausgeübk.
Mil der Wahrnehmung folgender Geschäfte
werden kommissarisch beauftragt:
des Finanzministers: Landtagsabgeordne-
ter Waller Köhler, Weinheim;
des Iustizministers: Rechtsanwalt .L n p p,
M.d.A., Karlsruhe;
des Ministers des Kultus und Unterrichts:
Hauptfchrifkleiter Dr. phil. Otto
Wacker, Karlsruhe.
Als Kommissar zu meiner des mderen
Verwendung bestimme ich Polizei-
Oberleutnant a. D. Pf la mer,
Heidelberg,
zur Zell beauftragter Personalreferenk für
de« gesamten badischen Polizei- und Sicher-
heitsdienst.
Weiter werden ernannt je ein Hilfskom-
missar aus der Deukschnakionalen Volksparlei
und dem Stahlhelur.
Sämtliche Kommissare und Hilfskommissare
führen ihre Geschäfte ehrenamkl'ch.
Hissen von Hakenkreuzfahneu und schwarz-
weiß-roken Fahnen auf sämtlichen staatlichen
Gebäuden wird zugelassen.
Staatspräsident Dr. Schmitt wurde in
seiner Wohnung zu seiner persönlichen
Sicherheit in Schuhhafk genommen.
Gegen den beurlaubten Polizeioberst Blan-
kenhorn und Polizeimajor Kraukh ist Schuh-
haftbefehl ergangen.
Die badische Regierung gedachte als „ge-

chäfksführende" Regierung der deuk-
chen Revolution noch Schwierigkeiten berei-
en zu können. Unser Gauleiter hat den
chwarz-goldenen Herren die Faust unter die
Nase gehalten, er hat sie kurzerhand „a b -
treten" lassen. Und das badisch« Volk kann
dem kommissarischen Staatspräsidenten Robert
Wagner nur Dank wisse», daß er durch
kurzenlschlossenes Zugreifen die Unsicherheit
in Baden beseitigt Hal. Einer der ältesten
Mitkämpfer des Führers hält die Geschicke
unserer engeren Heimat in der Hand und kei-

ner ist so berufen wie Robert Wagner,
der für Deutschland hungerte, kämpfte
und litt, um unser Land in die Front derer,
die mit dem Führer für Deutschland arbeiten,
einzugliedern. Gauleiter Wagner Hal die al-
ten bewährten Kämpfer der NSDAD zu
kommissarischen Ministern ernannt: Waller
Köhler, Weinheim. Dr. Okto Wacker,
Karlsruhe, Johannes Rupp, Karlsruhe und
Karl Pflau mer, Heidelberg, diese Namen
bedeuten zusammen mit Gauleiter Wagner
ein Programm!

Der Flagsenerlah öes AeichsprWenten
Berlin, 12. März. Reichskanzler Adolf Hitler gab am Sonntag nachmittag im
Rundfunk folgende» Erlaß des Reichspräsidenten dem deutschen Volke bekannt:
„Am heutigen Tage, an dem in ganz Deutschland die alten schwarz-weiß
roten Fahnen zu Ehren unserer Gefallenen auf Halbmast wehen, bestimme ich, daß
vom morgigen Tage ab bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben die schwarz-
weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzflagge gemeinsam zu hissen sind. Diese Flag-
gen verbinden die ruhmreiche Vergangenheit des Deutschen Reiches und die kraft-
volle Wiedergeburt der deutschen Nation. Vereint sollen sie die Macht des Staates
und die innere Verbundenheit aller nationalen Kreise des deutschen Volkes ver-
körpern.
Die militärischen Gebäude und Schiffe hissen nur die Reichskriegsflagge.
Berlin, den 12. März 1933. Der Reichspräsident.
gez. von Hindenburg.
Der Reichskanzler
gez. Adolf Hitler."

Evttiivung des NvkNskanrlees Kdvlf Sttlev
Reichskanzler Adolf Hiller gab im Anschluß an die Bekanntgabe des Flaggen-
erlasses des Reichspräsidenten folgende Erklärung ab:
„Mik diesem Erlaß Hal der Herr Reichspräsident bis zur endgültigen Regelung von
sich aus verfügt, daß die Fahne der nationalen Erhebung nunmehr auf den Staats- und
öffentlichen Gebäuden neben unserer unvergeßlichen ehrwürdigen Tradilionsfahne des
alten Deutschen Reiches künftighin zu wehen hat.
KationaifortaUKenr SK- «ad ss-Mknnert
Damit ist nach außen hin sichtbar durch diese Vermählung der Sieg der' nationalen
Revolution gekennzeichnet. Uns alle muh in dieser historischen Stunde, da wir gerade zu-
rückkehren vo« den Feiern für unsere toten Kameraden neben dem Gefühl der Dankbar-
keit für den hochherzigen Entschluß des Generalfeldmarschalls eine stolze Befriedigung er-
füllen. Ein 14 jähriger Kampf um die Macht hak nunmehr seinen sichtbaren symbolischen
Abschluß gefunden. Es ist aber nunmehr an uns, selbst dafür zu sorgen,
Laß diese Macht von jetzt ab durch nichts mehr erschüttert wird.
Als Euer Führer und im Namen der Regierung der nationalen Revolution fordere
ich Euch daher auf. die Ehre und damit auch die Würde des neuen Regiments so zu ver-
treten, daß es vor der deutschen Geschichte dereinst auch in Ehren und Würde zu bestehen
vermag.
Mit dem heutigen Tage, da nun auch symbolisch die gesamte vollziehende Gewalt in
die Hände des nationalen Deutschland gelegt wurde, beginnt der
zweite Abschnitt
unseres Ringens. Von nun ab wird der Kampf der Säuberung und Inordnungbringung
des Reiches ein planmäßiger und von oben geleiteter sein. Ich befehle Euch daher von
jetzt ab, strengste und blindeste Disziplin! Alle Einzelaktionen haben von jetzt ab
zu unterbleiben. Nur dort, wo die Feinde der nationalen Erhebung sich unseren gesetz-
lichen Anordnungen mit Gewalt widersetzen, oder wo sie einzelne unserer Männer oder
marschierende Kolonnen überfallen, ist der Widerstand dieser Elemente sofort und
gründlichst zu brechen! Im übrigen aber ist es nun unsere Aufgabe, dem ganzen deut-
scheu Volke und vor allem auch unserer Wirtschaft das Gefühl der unbedingten Si-
cherheit zu geben. Wer es von jetzt ab versucht, durch Einzelakkionen Störungen un-
seres Verwatkungs- oder des geschäftlichen Lebens herbeizuführen, handelt bewußt gegen
die nationale Regierung. Denn heute sind wir für das Reich verantwortlich, well es in
unsere Hand gegeben ist.
Meine Parteigenossen! Ihr habt in 14 jähriger Arbeit für dieses nunmehr
entstehende Deutschland gekämpft.
Heute ist die Fahne dieses Kampfes staatlich sanktioniert!
Ihr könnt aber auch daran ersehen, wohin uns Eure Disziplin und Unterordnung ge-
führt hak. Nur dies allein kann uns nunmehr weiterleiten. Unser Sieg ist so groß, daß
wir nicht kleinliche Rachsucht empfinden können.
Sollten die Feinde der nationalen Erhebung irgendeinen Widerstand versuchen, dann
wird der Witte der Regierung der nationalen Revolution sie blitzschnell niederzwingen und
' Ihr werdet die Beseht« erhallen. Hütet Euch aber vor Provokateuren und Spitzeln, die.

Das ganze DeutWant jall es jein
Von B. Seeger-Kelbe.
Der Führer hak mehr als einmal, besonders
aber in seinen letzten Reden an die deutsche
Nation das Bekenntnis abgelegt, daß es sein
Ziel vom ersten Tage seines Kampfes an ge-
wesen sei, das ganze deutsche Volk zu einer
willens- und geflnnungsmäßigen Einheit zu-
sammenzufassen. Diesem Ziel dienten der
Appell an die Nation am 5. März und alle
darauf folgenden Maßnahmen des Führers.
Diesem Ziel dient vor allen Dingen der un-
erbittliche Kampf gegen den Marxismus.
Was heißt Kampf -em Marxismus? Da kom-
men die ewigen Nörgler und Besserwisser
und sagen: „Ihr Nationalsozialisten wollt die
Marxisten ausrotten, ihr wollt den deutschen
Arbeiter rechtlos machen, ihr betrachtet euch
alleinals die Nationalen und schließt die
Hälfte des Volkes aus." Jeder Sah ein
schlimmes Mißverstehen oder ein böswilliges
Nichkverstehenwollen! Was wir ausrotten
werden, das ist die marxistische Gesinnungs-
und Denkart, nicht aber den deutschen Arbei-
ter oder Intellektuellen, der noch in ihren
Netzen verstrickt ist. Was wir brutal nieder-
treten werden, das sind die Erscheinungen, die
aus dieser marxistischen Denkart in der Pra-
xis des Staatslebens und des Lebens unseres
Volkes noch immer wuchern. Es genügt
nicht, ein paar besonders giftige und hervor-
stehende Korruptionspflanzen aus dem Volks-
boden herauszureißen. Nein, von Grund auf
muß ganze Arbeit geleistet werden, muß
die Pflugschar der geistigen und seelischen Er-
neuerung tief, sehr tief durch den verunkrau-
teten Boden, auf dem das neuerstandene Volk
in einem neuen Reich wachsen soll, gezogen
werden.
Wir werden die deutsche Arbeiterschaft
nicht rechtlos machen. Das können wir auch
gar nicht, denn rechtloser als in diesen ver-
gangenen 14 Jahren ist der deutsche Arbeiter
nie gewesen! Aber wir wollen den deutschen
Arbeiter von einer verbonzken Führer-, besser
Verführerschicht befreien, die Zeit genug hakte,
ihr Können unter Beweis zu stellen, die aber
kläglich versagte, die es sich selbst wohl sein
ließ, aber dabei vergaß, wozu sie die Ge-
schichte einst berufen hatte. Befreien von
einer Führerschlcht, die, als nun das deutsche
Volk das Trümmerfeld ihrer Tätigkeit er-
kannt hatte, ins Ausland ausriß, soweit sie
noch hinauskam.
Ein halbes Jahrhundert internatio-
naler Marxismus hak den deutschen
Arbeiter unter unverständiger Nachhilfe einer
kleinen reaktionären Clique außerhalb
der Nation gestellt. Und es ist vielleicht
die größte Unwahrhaftigkeit, wenn heute
marxistische „Führer" mit frecher Stirm auf-
treten und behaupten: „Wir haben in den
vergangenen 14 Jahren sehr viel geleistet.
Wir haben die deutsche Arbeiterschaft dem
Staate wiedergewonnen!" Wer dem deut-
schen Arbeiter 14 Jahre lang einhämmerte:
„Erst kommk die „internationale Solidarität"
der proletarischen Klasse, und dann erst
Deutschland", der hat den deutschen Arbeiter
nicht hinein in den deutschen Staat, son-
dern immer weiter von ihm fort-
geführt!
Dieser internationale Geist, der die Welt
über die Heimat, die Klasse über die Volks-
gemeinschaft stellt, der wird ausgerottet mit
Stumpf und Stiel. Auf so gesäubertem Bo-
den wird das Fundament des neuen Reiches
gegründet werden, auf sicherster Basis, auf
dem ganzen deutschen Volke ruhend. Nie-
mand täusche sich darüber, daß der Bau die-
ses deutschen Domes Jahre allein kür den
 
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