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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (März-April)

DOI Kapitel:
Nr. 77-100 (1/2. - 28. April)
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Menslag, 18. April 1933


^Do, daS hat sich schon tzerumgesprocheu?"
Inspektor Fan war wirklich erstaunt.
„Der Präsident hat bei de Lakromy anfragen
lassen, was Sie von ihm wollen, und der Kanz-
ler hat mich deshalb gestern abend telephonisch
angcrufen."
„Und.. ? fragte der Inspektor.
„Ich habe ihm geantwortet, daß ich nichts
weiß, worauf mir der Kanzler deutlich zu ver-
stehen gegeben hat, daß er von Ihnen unter
allen Umständen bis übermorgen die Verhaf-
tung jenes Mannes verlangt, der das Haupt
dieser Bande ist. Natürlich wird Sie der Präsi-
dent der Republik empfangen..."
,Hch denke, er wird es unter allen Umständen
tun...", gab Fan grimmig zur Antwort und
öffnete Dalenbroaa mit einer leichten Verbeu-

LS. ForkschmrS
/iZwei Arme nmklaMKdrkstt Mit Plötzlich von
LückwärtS mit stählerner Kraft. Dann wurde
»ihm ein Schwamm an die Nase gepreßt, und
er verspürte einen widerlich süßen Geruch ...
, Der „Große Chef" wuchs zu einem gigan-
tischen Koloß, dessen riesige Hände Bill immer
näherkameu, bis sie sich um seine Kehle legten.
Nichts sah er dann mehr vor sich als diese
maskierte Gestalt ... Sie wuchs und wuchs,
Lis sie das ganze Zimmer erfüllte und ihn
zu erdrücken schien.
jDa verlor Bill daS Bewußtsein.
Es kam nicht oft vor, daß der Polizeipräsident
einen seiner Untergebenen in dessen Kanzlei
üufsuchte. Inspektor Fan war daher sehr über-
rascht, als Dalenbrogg sein Büro betrat, die
Tür sorgfältig hinter sich schloß und sich dem
Detektiv gegenüber nteüerließ.
>„DaS ist nicht schön von Ihnen, Fan", be-
gann Dalenbrogg, „baß Sie mich wieder ein-
mal so ganz im unklaren lasten. Erst von Ihren
Kollegen muß ich erfahren, daß Sie in den
setzten vierundzwanzig Stunden verschiedene
Interessante Dinge erlebt haben. Ich habe zwar
demissioniert, aber mein Nachfolger ist noch
nicht bestimmt und deshalb", seine Stimme be-
kam einen schärferen Ton, ,chin ich noch immer
Ihr oberster Chef, Inspektor. Sie haben ine
Pflicht, mir Bericht zu erstatten. Also.. ?"
) „Entschuldigen Sie, Herr Präsident, aber ich
stehe knapp vor der Entscheidung. Ich komme
mir vor wie ein Soldat, der nun im Sturm-
schritt die letzten Hindernisse nimmt. Da Hab-
ich nicht viel Zeit, uw Meldungen zu er-
statten..."
) „Sie haben immer eine AuSreöe bei Se,
Hand", entgegnete Dalenbrogg.
^Der Inspektor dämpfte seine Stimme und
Erwiderte leise: ,Herr Präsident, dieses Haus
hat hundert unberufene Ohren, die ich nicht
kontrollieren kann. In jedem Zimmer, in den
Gängen, überall gibt eS Lauscher... Das Poli-
zeipräsidium ist von Verrätern durchseucht, und
solange wir nicht den Hauptschuldigen unschäd-
lich gemacht haben, bleibt uns nichts anderes
übrig, als vorsichtig zu sein und zu schweigen."
^„Ja, leider, ich muß Ihnen zustimmen! Und
tzerade deshalb bin ich auch froh, baß ich bald
gehen kann. Der neue Polizeipräsident soll dann
die große Reinigung durchführen... Ich glaube,
cs werden nicht viele Polizisten übrigbleiben
Lei dieser Prüfung." Er machte eine kleine
Pause, um dann freundschaftlich fortzufahren.
^Wissen Sie übrigens, was wir heute für einen
Tag haben?"
„Donnerstag", erwiderte Fan und lächelte.
.Sh Donnerstag..! Uird am Samstag sind

Anndsnnt-Wvogvamm
für Dienstag, den 18. April 19.13.
Königswusterhausen: 12 W. Anschl.: Neue Schall-
platten. 13.45 N. 14 Konzert. 15 Jugend-
bastelstunde. 16 Für die Frau. 16.30 Nach-
mittagskonzert. 17.30 Lebende Tonseher. 18.05
Klassenkampf oder Volksgemeinschaft? 18.25
Unterhaltungsmusik. 19 „Stunde der Nation".
20.05 Abendunterhaltung. 22 W.N.S. 23 Spät-
konzert.
München: 12 Romanzen in L-Dur von Beet-
hoven. 12.15 Schallplattenkonzert. 13 Mittags-
konzert. 14 Z.W.N. 15.05 Stunde der Haus-
frau. 16.30 Vesperkonzert. 17.35 Raketen zum
Geburtstag des Reichskanzlers. 18.35 Sieben
Gesänge aus Goethes „Wilhelm Meister".
19 „Stunde der Nation". 20 Schrammel-Teio.
„Fidele Brüder". 20.55 Konzertstunde. 21.45
Vom Rokoko ins Biedermeier. 22.20 Z.W.N.S.
Mühlacker: 12 Opernmusik. 13.15 Z.N.W. 13.30
Mittagskonzert. 15 Blumenstunse. 15.30
Frauenstunde. 16 Frühlingslieder deutscher
Komponisten 16.30 Nachmittagskonzert. 18
Die Rätschebube besuchen den Hermesbur.
18.50 Z.N. 19 „Stunde der Nation". 21 Unter-
haltungskonzert. 22.15 Z.N.W. 22.35 Virtuose
Flötenmusik.
für Mittwoch, den 19. April 1933.
Königswusterhausen: 13.45 N. 14 Konzert. 16
Deutsches Theater im deutschen Walds. 16.80
Nachmittagskonzert. 17.10 Zeitdienst. 17.30
Große Kampfhandlungen des Weltkrieges.
18.0b Hauskonzert. 19 „Stunde der Nation".
20 Max von Schillings. 21.10 Der Jüngling
im Feuerofen. 22 W-N.T.

die acht Tage nm, die Ihnen der Kanzler als
Frist gegeben hat."
„Merkwürdig schnell vergeht die Zeit", ent-
gegnete der Inspektor. „Mir bleiben also nicht
einmal mehr drei Tage, um mein Versprechen
einzulösen."
,^)ch habe keine Hoffnung mehr, daß Sie
etwas erreichen, Fan. Es gibt eben Dinge, die
über die Kraft eines einzelnen gehen."
„Gut, Herr Präsident, aber was bann? Wol-
len Sie damit anbeuten, daß das Land dem
Terror einer Verbrecherbande ausgelicfert
bleiben soll? Das muß doch schließlich zur
Anarchie führen... Denken Sie an das war-
nende Beispiel, das uns Amerika gibt. Als
vor Jahren die Zeitungen von drüben die un-
glaublichsten Dinge über das Auftreten von
Banden von Chicago zu melden wußten, da
hielten wir dies alles für den geschickten Bluff
sensationslustiger amerikanischer Journalisten.
Inzwischen ist Al Capone der wirkliche Herr
von Chicago geworden... Ein Verbrecher, der
über die ganze Stabt herrscht! Warum sollte
ein genialer Mensch nicht versuchen, durch Ver-
brechen ein ganzes Land zu terrorisieren. Das
Narbengestcht hat Chicago bankerott gemacht,
und der Mann, den wir verfolgen, ist am besten
Wege dazu, unser Land in den finanziellen Ab-
grund zu treiben. Misten Sie. Herr Präsident,

daß man wegen der Fälschungen unserer Bank-
noten große Zahlungen heute nur mehr in eng-
lischen Pfundnoten oder in Gold annehmen
will..?"
Dalenbroggs Kopf sank schwer auf seine Brust
herab und er stöhnte.
„Und ich war Polizeipräsident", klagte er
leise. Dann aber raffte er sich zusammen und
fügte hinzu: „Darum verlasse ich auch meinen
Posten, schmählich geschlagen... Die Zeitungen
werden kein gutes Haar an mir lassen... Nun,
vieleicht habe ich all das verdient, weil ich zu
schwach... weil ich blind war."
Inspektor Fan bedauerte Dalenbrogg und
hätte ihm gerne gesagt, baß es gewiß nicht die
Schuld des Polizeipräsidenten mar, daß es so
weit gekommen ist. Aber er hatte den Kopf voll
anderer Pläne, und bevor der Präsident in sein
Büro kam, wollte Fan gerade weggehen. Da-
rum schwieg der Inspektor jetzt und hoffte nur
aus ein baldiges Ende dieser Unterredung, die
ihn im ungeeigenetsten Moment von wichtigen
und unaufhaltsamen Dingen abhielt.
Der Polizeipräsident hatte FanS Ungeduld
bemerkt und erhob sich.
,^ie haben sich bei dem Präsidenten der
Republik zu einer Unterredung anmeldeu las-
sen, Inspektor?" fragte der Präsident.

gung die Tür.
Wenige Minuten später verließ der Inspektor
das Polizeipräsidium.
Er hatte dem Polizeipräsidenten verschwie-
gen, daß ihm für zehn Uhr vormittags die an-
gesuchte Unterredung mit dem Präsidenten der
Republik bewilligt worden war. Als er an der
großen Kathedrale vorbeischritt, schlug die Uhr
gerade halb zehn. Obwohl das Regierungs-
gebäude kaum fünf Minuten entfernt war, be-^
schlcunigte Fan doch seine Schritte.
Um den Verkehrslärm fernzuhalten, wäre«!
hier die Straßen für Autobusse, schwere Auto-
mobile und für alle Fahrzeuge, die zu Last-
transportzwecken dienten, gesperrt. Auch dis
Straßenbahn besaß in unmittelbarer Nähe des,
Regierungsgebäudes keine Linien. Uber die
breiten, spiegelblanken Asphaltstraßen glitten
die großen vornehmen Wagen hoher Negie-
rungsbeamter und der Diplomaten. Trotzdem
gab es gerade in diesem Teil der Stadt noch
einige Baulichkeiten, die fast hundert Jahre!
alt waren. Auch sie dienten einst teilweise der
Negierung und der Stadtverwaltung, eigneten
sich aber längst nicht mehr für diese Zwecket
Man hatte sie aber in pietätvoller Weise nich(
niedergerissen, weil es sich um interessante Bau-
lichkeiten handelte.
Fortsetzung folgt!
«WSMIWÜWIWISIIIVINSIM«

Die Settelkerger LieSeriM in ihrem MilMmsjahr

Am 1. Januar beging die Heidelberger
Liedertafel als Auftakt zu ihrem 75. Stif-
tungsfest in ihrem derzeitigen Vereinslokal
die Gedenkstunde, an der vor 75 Jahren san-
gesfrohe Männer sich zusammenfanden, um
die Heidelberger Liedertafel aus der Taufe
zu heben. Die damaligen Gesangvereine Ca-
cilia und Sängerbund schlossen, um der Ein-
heit Willen, einen Bund, um in verstärktem
Matze das deutsche Sängerideal zu pflegen.
Schon 1859 trat der Chor anläßlich eines Sän-
gerfestes auf dem Schlosse mit großem Erfolg
auf. Das Gründungsjahr 1862 des
badischen Sängerbundes sieht die Heidelber-
ger Liedertafel als Mitbegründerin. So sehr
auch manchmal Stürme den Bau umtobten,
ihrem ihr von den Gründern in die Wiege
gelegten Vermächtnisse ist die Heidelberger
Liedertafel die ganze Zeit ihres Bestehens
treu geblieben.
Im Kriege 1870/71 erwarb der Verein
durch Wohlkätigkeikskonzerte, die
er veranstaltete, 700 Gulden für wohltätige
Zwecke. Als ein Höhepunkt in der Vereins-
geschichte verdient das 25jährige Jubiläum
hervorgehoben zu werden, das in den Tagen
des 26. und 27. August 1883 unter großer
und begeisterter Anteilnahme der Bevölkerung
und auswärtiger Gäste in großem Rahmen
gefeiert wurde. Das im Bandhaus abgehal-
tene Konzert mit anschließendem Bankett sah
18 Vereine aus ganz Baden, sowie die hie-
sigen Brudervereine und den Straßburger
Männergesangverein. Der Festzug durch die
Straßen der Stadt brachte ganz Heidelberg
auf die Beine. Auf dem Ludwigsplah hielt
der damalige Oberbürgermeister Bilabel die
Festrede. Schwere Kämpfe hinderten die ge-
sunde Entwicklung des Vereinslebens, bis
dann unter Leitung der Dirigenten Arnold
und Herrigel eine Wendung zum Besseren
einkrat. Als im Jahre 1887 der allen unver-
geßliche Raksdiener Christian Vogt an die
Spitze des Vereins trat, begann ein rascher
Aufstieg. 22 Jahre führte er sein schweres
Amt in vorbildlicher Weise. Am 1. April
1909 erfolgte sein Rücktritt. 90 Mitglieder
fand er bei seinem Amtsantritt vor, 400 hin-
terließ er seinem Nachfolger Ernst Schmalz.
Während der Amtszeit Christian Vogt be-
treute u. a. Haupklehrer Herrigel den Chor.
Seine Aufgabe übernahm im Jahre 1892
der jetzige Ehrenchormeister Adolf Dürr, der
seine wackere Sängerschar von Erfolg zu Er-
folg führte. Dürrs Eintritt in die Liedertafel
brachte neues Leben und einen sehr beachtens-
werten Aufstieg in gesanglicher Hinsicht. Die
Liedertafel errang unter seiner Leitung am
24. Juni 1894 zum ersten Male unter starker
Konkurrenz bei dem Gesangwektsireit in Nek-
karbischofsheim einen ersten Preis mit gol-
dener Medaille. Pfingsten 1895 fand unter
Beteiligung von 96 badischen Vereinen das
6. badische Sängerbundesfest in Karlsruhe
statt. In der Klasse L (erschwerter Volksge-
sang für Stadtvereine) errang die Liedertafel
den zweiten Preis. Am 7. Juli des gleichen

Jahres hakte sie unter Dürr's Leitung einen
ganz besonders schönen Erfolg zu verzeichnen.
Unter schwerster Konkurrenz errang sie bei
dem Gesangwettstreit in Wiesloch in der er-
sten Klasse den ersten Preis, sowie den Eh-
renpreis der Stadt Wiesloch und am 24. Juli
1900 in Neustadt a. d. H. in der ersten Klasse
einen ersten Preis.
Aber auch innerhalb unserer Vaterstadt
hob sich unter der Stabführung Dürr's das
Ansehen der Liedertafel durch gesangliche
Beteiligung an mancherlei größeren vaterlän-
dischen Veranstaltungen, gegeben von der
Stadt, sowie durch eigene große Konzerte
und wohlgelungene Veranstaltungen. Der
gediegene Verlauf des großangelegken Mäh-
rigen Stiftungsfestes im Jahre 1898 ist haupt-
sächlich auf sein Konto zu buchen. In die Zeit
seines Wirkens fiel auch der Besuch vieler
auswärtiger Gesangvereine. Am 1. Januar
1903 trat Adolf Dürr wegen vermehrter dienst-
licher Arbeit von seinem Dirigentenposten zu-
rück. In Anbetracht seines ersprießlichen
Wirkens wurde er zum Ehrenmitglied er-
nannt.
Nach Ausbruch des Weltkrieges scharte
sich das zurückgebliebene Häuflein abermals
um Adolf Dürr, da sich der damalige Chor-
meister C. Berger auch unter den 75 Einbe-
rufenen befand. So war es möglich, wäh-
rend des Krieges gesanglich aufzutreten. Ein
Stamm alter Sänger hielt wacker und treu
zu Dirigent Dürr und Vorstand Schmalz. Sie
wirkten in den Lazaretten und bei vaterlän-
dischen Veranstaltungen mit. Von den Ein-
berufenen sind 24 nicht mehr heimgekehrk.
Ihrer zum Gedenken schmückt das Vereins-
lokal die Ehrentafel. Weihnachten 1919 wurde
Adolf Dürr in Anbetracht seiner großen Ver-
dienste um die Pflege des deutschen Liedes
und in dankbarer Anerkennung seines 42jäh-
rigen Wirkens als Gesangssolist und Diri-
gent, wovon insgesamt 15 Jahre auf die Lie-
dertafel entfallen, zum Ehrenchormeister er-
nannt. Haupklehrer Walch leitete hierauf
den Chor neun Jahre, bis er 1912 von Ober-
reallehrer Berger, Mannheim, übernom-
men wurde, der ihn dann bis zum Ausbruch
des Krieges leitete.
Der 3. Februar 1920 wurde zum entschei-
denden Wendepunkt in der musikalischen Ent-
wicklung des Chores. Universikäksmusikdirek-
tor Dr. H. M. Poppen übernahm die Lei-
tung. Was allein an technischem Können
und durch die musikalische Erziehung gewon-
nen wurde, beweisen die immer höher zu be-
wertenden Leistungen des Chores bis auf den
heutigen Tag. In der Person des neuen
Lhormeisters Dr. Osfried Wachter hat die
Heidelberger Liedertafel den Nachfolger Pro-
fessor Poppens gefunden. Wenn der heutige
Chor eine ansehnliche Vermehrung erfahren
hat, so ist das das Verdienst Dr. Wachters,
der der Tradition des Vereins treu geblieben
ist. Wenn die Heidelberger Liedertafel in ih-
rem Jubiläumsjahr innerlich festgefügt steht,
so spielen Einigkeit und Sangesfreudigkeit

eine besondere Rolle. Dem Verein kann es
zur Ehre gereichen, mit die ältesten Sän-
ger im Heidelberger Sängergau zu haben.
Schneidermeister Franz Schreiner und
Privatmann Bartholomäus Herion, die 55
und 54 Jahre dem deutschen Liede die Treue
gehalten haben, sind heute noch aktive Sän-
ger. Außerdem besitzt der Verein noch vier
Sänger, die über 50 Jahre im Sängerleben
stehen, und zwar, Theodor Marquardt,
Georg Schäfer, Joseph Lama de, Robert
Schneider, lieber 40 Jahre sind es 21
Sänger, über 30 Jahre 22 Sänger.
Die Heidelberger Liedertafel begeht nun
ihr
75jähriges Stiftungsfest
am Sonntag, den 16. Juli,
mit einem großen Chorkonzert mit an-
schließendem Bankett im großen
Saal der Stadt Halle. Wenn auch die
Zeiten nicht dazu angetan sind, große Feste
zu feiern, so betrachtet es der Verein als
seine besondere Pflicht, den Tag der Zeit ent-
sprechend zu feiern, gerade in der Zeit, wo
Idealismus für das deutsche Lied bitter not
tut. Die mit der Heidelberger Liedertafel be-
freundeten Gesangvereine von Nah und Fern
haben bereits ihre Zusage gegeben, sodaß am
16. Juli 1933 dem musikliebenden Publikum
von Heidelberg Gelegenheit geboten ist, Per-
len des deutschen Liederschatzes zu hören. Eine
ganz besondere Genugtuung bietet sich der
Heidelberger Liederkasel, daß unser Ober-
bürgermeister Herr Dr. Neinhaus das Pro-
tektorat über das Jubiläum übernommen
hat. Außerdem werden dem Ehrenausschuß
prominente Persönlichkeiten Heidelbergs an-
gehören. Die Heidelberger Liedertafel wird
auch fernerhin dem deutschen Sänger-
ideal die Ächtung erweisen, getreu ih-
rem Wahlspruch: Dem Lied und Freunde
treu, dem Baterland das Merk!
Froh pfälzisch, deutsch und frei, so grüßt
Alt-Heidelberg! O. F.
Musikabeud. Am Mittwoch abend veranstal-
tete Musikdirektor Emil Sahlender mit sei-
nen Schülern und einigen Gästen einen Musik-
abend im Musiksaal Pfeiffer. Das sehr reich-
haltige u. abwechslungsreiche Programm brachte
u. a. Werke von Richard Wagner, Brahms, Pfitz-
ner, Hugo Wolf, Sahlender. Emil Sahlender
stellte seine Gesangs- und Klavierschüler vor.
Leider fielen bei den Klavierwerken einige tech-
nische Unsauberkeiten und ganz besonders solche
im Pedal unangenehm auf. Bei den Liedern
war Emil Sahlender ein sicherer und führender
Begleiter. Bedauerlicherweise hatte sich das
Programm so in die Länge gezogen (eine Stunde
länger als vorgesehen), daß die Zuhörer leider
nicht mehr aufnahmefähig genug für das Mo-
zart-Klavierkonzert waren. Irmgard Münzen-
meier (wohl früher Schülerin von Sahlender,
später bei Prof. Nehberg, Mannheim) verfügt
über eine saubere Technik und Leichtigkeit tm
Anschlag. Die zahlreich Anwesenden spendeten
ihr wohlverdienten, herzlichen Beifall
 
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