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Volksgemeinschaft: Heidelberger Beobachter, NS-Zeitung für Nordbaden (3) — 1933 (November-Dezember)

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Nr. 282-311 (1. - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.70881#0310
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Sells 2

Freitag, de« St. November 1S8S.

8. Jahrs /

Kirchlichen Einrichtungen, dt« VchVetzun- der
Ordens- und Klosterschulen, die Erklärung des
kirchlichen Vermögens zum Staatseigentum so-
wie das Verbot jeglichen Religionsunterrichts
mußte in einem Lande, das jahrhundertelang
wie kein zweites mit der katholischen Kirche
auf das engste verknüpft ist, zu einer Hellen
Empörung führen.
Nur zweieinhalb Aahre marxistische Miß-
wirtschaft genügten, um dem spanischen Volke
die Äugen zu öffnen über die „Errungenschaf-
ten" der jüdisch-freimaurerischen Republik. Mik
dem Stimmzettel haben sie es vermocht das
marxistische Joch von sich abzuschütteln und zu-
gleich damit dokumentiert, daß sie sich in der
nationalen Einigkeit wiedergefunden haben.
Werner Haas.

Das ««bgsukg»
amttiM» Wamvoaevats
-8- Berlin, 23. November. Das amtliche
Ergebnis der Volksabstimmung und der
Neichstagswahl liegt nunmehr endgültig vor.
Bereits nach elf Tagen konnte der Neicbswahl-
ausschuß zusammentreken und das endgültige
amtliche Ergebnis öffentlich verkünden. Reichs-
wahlleiter Ministerialdirektor Dr. Reichhardt,
der Präsident des Statistischen Reichsamtes,
stellte in Gegenwart der Beisitzer und des Ver-
treters des Reichsinnenministeriums, Oberre-
gierungsrat Dr. Fabricius, folgendes fest.
Stimmberechtigt waren am 12. November
,45178 713 Personen, davon haben aufgrund
tvon Stimmscheinen abgestimmt: 1231985.
Neichstagswahl:
Das endgültige Ergebnis für die Reichs-
tagswahl enthält 43 053 616 abgegebene Stim-
men, von denen 3 398 404 ungültig waren. Auf
den Kreiswahlvorschlag entfielen 39 655 212
gültige Stimmen. Die Zahl der auf den Kreis-
wahlvorschlag gewählten Abgeordneten be-
trägt demnach 645. Es verblieb ein Rest bei
der Teilung durch 60 000 der einzelnen Kreis-
wahlvorschläge von 955 212, sodaß auf den
Reichswahlvorschlag 16 Sitze entfallen. Die
Gesamtzahl der Abgeordneten ist nunmehr end-
gültig auf 661 festgesetzt worden.
Volksabstimmung:
Zur Volksabstimmung sind 43 491 575
Stimmen abgegeben worden, wobei 757 756
als ungültig erklärt werden mußten. Als gül-
tige Ja-Stimmen wurden festgestellt 40 632 628;
gegen den Volksentscheid stimmten 2101191
Wähler. 3n Prozenten errechnet wurden für Ja
Ä5.1°/„, für Nein 4,9°/« der Stimmen abgegeben.
Errichtung eines Reichsverkehrsheirats
-A- Vertin, 23. Nov. Im Reichsverkehrs-
mtnisterium fand heute eine Besprechung mit
führenden Persönlichkeiten der einzelnen Ver-
kehrszweige statt, in der der Neichsverkehrs-
minister grundsätzliche Ausführungen machte
über die Zusammenfassung der verschiedenen
Verkehrszweige in einem Reichsverkehrsamt
unter Führung des Reichsverkehrsministers.
Der Minister führte aus, das Verkehrswesen
müsse seine eigene Vertretung finden. Es sei
kein Teil des Nährstandes, der Wirtschaft, des
Handels oder anderer Berufsgruppen, son-
dern es stehe aus immer zwischen ihnen. In
diesen Reichsverkehrsrat wolle der Minister in
erster Linie die Männer der verschiedenen
Verkehrszweige berufen, welche sich als die
Führer in den einzelnen Verkehrsunterneh-
mungen herausgehoben hätten. Diesen Män-
nern werde er Vertreter des Nährstandes, der
Wirtschaft, des Handels und anderer Berufs-
gruppen zugesellen, um auch auf diese Weise
festzulegen, daß der Verkehr nicht in unfrucht-
barem Streit zwischen den verschiedenen Ver-
kehrsmittel« seine Erfüllung suche, sondern
in der Hingabe an de» Dienst am ganze»
Volk.

DeuWe Front Im Saargebiel
gegen SeparMten
A Saarbrücken, 28. Nov. In der Sitzung
des Landesrates wurde von der Deutschen
kkront eine Erklärung abgegeben, in Ser es
beißt: Mit eiserner Entschlossenheit und unbe-
rührt von allen Ereignissen verlangt das Volk
pn der Saar seine Rückkehr zum Vaterland.
Unser Verlangen ist an keine Bedingungen ge-
knüpft. Weder Personen noch Regierungsfor-
men im Reich werden für uns jemals ein
Grund sein, unsere Gesinnung zu wechseln
pder auch nur schwankend zu werden. Wir ver-
urteilen deshalb aufs Schärfste das Gebaren
Einiger volkssremder Leute, die im Auslande
Verwirrung stiften, als ob auch nur ein nen-
nenswerter Teil der Bevölkerung der Saar
für ihren Separatismus Verständnis hätte!
*
Entsendung eines päpstliche» Berichterstatters
nach dem Saargebiet.
Rom, 24. Nov. lEig. Mldg.) Wie wir er-
fahren, hat Papst Pius XI. -en Hauptnuntia-
turrat, Prälat Testa, nach dem Saargebiet ent-
fand mit der Aufgabe, -en kirchlichen Bereich
betreffende Fragen d«S SaargebieteS zu stu-
dieren «nd so dem Heiligen Stuhl eine von
politischen Sondertendenzen unabhängige Be-
urteilung der Lage zu ermöglichen. ES handelt
sich bei der in Aussicht genommenen Reife, wie
betont wird, nicht um eine kanonische Visita-
tion der beiden in Frage kommenden Diöze-
jemteUe vo» Trier und Speyer.

, t

t 1

Drvßsthttm- geht «tcht wte-es rmch Genf
St» Zntevvtvw des svyrers mit einem franrSslschen Zonenaliften

Paris, SS. November.
Der „Malin" veröffentlichte gestern eine
Unterredung, die der bekannte Spezialist für
Außenpolitik des französischen Wtrtschastsblat»
tcs „Ninformatiou", Ferdinand de Bri-
tt o », mit dem Reichskanzler Adolf Hitler
hatte. ES ist bas erste Interview, daS der
Führer einem französischen Journalisten gab.
I« der Unterredung hat der Kanzler offen
über seinen Weg gesprochen und Frankreich
nochmals ei» ehrliches Berständi»
gnngsangebot gemacht. ES ist eine
ganz große Geste, die der Führer gegenüber
nnserem westlichen Nachbarlande getan hat.
Es liegt n«n an Frankreich, in die Hand eiu-
z«schlage», die ihm gereicht worden ist.
Die Unterredung hat nicht nur in Paris,
sondern auch in den anderen Hauptstädten gro-
ßes Aufsehen erregt «nd wird eifrig bespro-
chen. Mit ihr wird »ach dem Zusammenbruch
der entsetzliche» Genfer Berfahrensmethoden
die Disknffio« über einedtrektedentsch-

französische AnSsprach« eröffnet.
Hoffentlich begreifen die Staatsmänner Frank-
reichs endlich die Stunde!
Der Reichskanzler habe erklärt, schreibt de
Brtnon einleitend, baß seine Einstellung stets
die gleiche geblieben sei. Er wünsche die Aus-
sprache und die Verständigung, weil er darin
die Garantie für den Frieden erblicke. Er
wolle, daß dieser wahrhafte Frieden zwischen
loyale» Gegnern geschloffen werde. Er habe
dies wiederholt erklärt, aber man habe ihm im-
mer nur durch mißtrauische Worte geantwortet.
Sein Wille habe sich jedoch nicht gewandelt.
„Ich glaube, so erklärte der Reichskanzler, baß
das Ergebnis der Volksabstimmung meinem
Wunsche eine neue Kraft gibt. Wenn früher
Stresemann und Brüning verhandelten, so
konnten sie sich nicht darauf berufen, baß bas
Volk hinter ihnen stehe. Ich habe ganz Deutsch-
land hinter mir! Ich habe dem Volke nichts
verheimlicht, was ich wollte. Das Volk hat
meine Politik gebilligt."

«e!a Dsittfchev Mv Mksgr

Das Gespräch geht dann auf das deutsch-
französische Problem über. Hitler glaubt, so
schreibt de Brinon, an die Notwendigkeit einer
deutsch-französischen Verständigung: „Ich habe
die Uebcrzeugung, so erklärte Ser Reichskanz-
ler, daß, wenn die Frage des Saargebietes,
das deutsches Land ist, einmal geregelt ist,
nichts Deutschland und Frankreich in Gegen-
satz zueinander bringen kann. Elsaß-Lothringen
ist keine Streitfrage, aber wie lange noch wirb
man wiederholen müssen, baß wir weder ab-
sorbieren wollen, was nicht zu uns gehört, noch
daß wir uns von irgend jemand lieben lassen
wollen, der uns nicht liebt! In Europa besteht
nicht ei« einziger Streitfall, der eine» Krieg
rechtfertigt. Alles läßt sich zwischen den Negie-
rungen der Völker regeln, wenn sie das Ge-
fühl ihrer Ehre und ihrer Verantwortlichkeit
besitzen. Es gibt ein von vaterländischem Geist
beseeltes Polen und ein nicht weniger an sei-
nen Traditionen Hängendes Deutschland. Zwi-
schen ihnen bestehen Differenzen und Nei-
bungspunkte, die auf einen schlechten Vertrag
zurückgehen, aber nicht wert wären, das kost-
bare Blut zu vergießen, denn es sind immer
die Vesten, die auf den Schlachtfeldern fallen.
Deshalb ist zwischen Deutschland und Polen
ein gut-nachbarliches Abkommen möglich."
„Man beleidigt mich, ruft der Reichskanzler
ans, wen« man weiterhin erklärt, baß ich de«
Krieg will. Sollte ich Wahnwitziges wolle«?
Den Krieg? Er würde keine Regelung bringen,
sondern nur die Weltlage verschlechtern. Er
würde das Ende unserer Nassen bedeuten, die
Elite sind und in der Folge der Zeiten würde

man sehen, wie Asien sich auf unserem Konti-
nent festsetzt und der Bolschewismus trium-
phiert. Wie wollte ich einen Krieg wünschen,
während doch die Folgen des letzten Krieges
noch auf uns lasten und sich noch dreißig oder
vierzig Jahre lang fühlbar machen werden.
Ich denke nicht für die Gegenwart, sonder»
ich denke an die Zukunft. Ich habe vor mir
eine lange innerpolitische Arbeit. Ich habe dem
Volke den Begriff seiner Ehre wiedergegeben.
Ich will ihm auch die Lebensfreude wieder
schenken. Wir bekämpfen das Elend. Schon ha-
ben wir die Arbeitslosigkeit zurückgedrängt,
aber ich will Besseres leisten! Ich werde noch
Jahre brauchen, um dahin zu gelangen. Glau-
ben Sie, daß ich meine Arbeit durch einen
Krieg zunichte machen will?"
Das ganze Volk M VerleMgung
DeuWlanks
Der Berichterstatter wies in diesem Zusam-
menhang auf die äußeren Aufmachungen hin,
die man in Deutschland finde: die Freude an
der Verherrlichung der Kraft.
Der Reichskanzler erwidert darauf, baß
Deutschland fähig sein müsse, sich zu verteidi-
gen. Sein Programm lasse sich folgenderma-
ßen präzisieren: Kein Deutscher für eine«
neuen Krieg, aber für die Verteidigung seines
Vaterlandes das gesamte Volk. Wenn die Ju-
gend in Deutschland in Reih und Glied mar-
schiert, wenn sie die gleiche Kleidung trägt, so
deshalb, weil sie die neue Ordnung und ihre
Garantie verkörpere.

Mtt Wsttstea Mtttswr

Das Gespräch wandte sich dann den Mitteln
zu, durch die das deutsch-französische Problem
bereinigt werden könnte.
Der Reichskanzler führte nach der Schilde-
rung de Brinons aus: „Wie die Verständigung
zwischen gleichberechtigten Nachbarländern ver-
wirklicht werden kann? Mein Vaterland ist
nicht eine zweitrangige Nation, sondern eine
große Nation, der man eine unerträgliche Be-
handlung aufgezwungen hat. Wenn Frankreich
seine Sicherheit auf der gefährlichen Unmög-
lichkeit Deutschlands, sich zu verteidigen ,auf-
zubäuen gedenke, dann ist nichts zu machen,
denn die Zeiten, in denen das möglich wäre,
sind zu Ende.
Wenn Frankreich aber seine Sicherheit in
einem Abkomme« finden will, bi« ich bereit,
alles anznhören, alles zu begreife», alles zn
unternehmen. Man weiß ziemlich genau, wo-
rin die von Deutschland geforderte Gleichheit
besteht. Moralisch handelt es sich um ein ab,
solnt gleiches Recht. Die praktische Durchfüh-
rung kann etappenweise erfolgen, und man
kastn über die Einzelheiten verhandeln. Aber
man sagt mir: gewiß, Gleichheit, jedoch keine
Gleichheit ohne Gegenleistung. Welche Gegen-
leistung? Man müßte endlich den Inhalt des
französischen Wortes Sicherheit kennen!"
Auf den Hinweis de BrinonS, daß man in
Frankreich auch die Gewißheit haben möchte,
daß nach endgültiger Regelung der Differen-
zen nicht neue Schwierigkeiten auftauchen, er-
widerte der Kanzler: „Ich allein entscheide über
die Politik Deutschlands, wenn ich mein Wort
gebe, dann bin ich gewohnt, es zu halten. Was
ist also noch notwendig? Ich habe keinen Thron
geerbt. Ich habe aber eine Doktrin aufrecht zu
erhalten. Ich bin ein Mensch, der handelt, nnd
der seine Verantwortung übernimmt. Ich bürge
mit meiner Person vor dem Volk, das ich führe
und das mir die Kraft gibt. Aber sprechen wir
von der französischen Sicherheit! Wenn man
mir sagen würde, war ich für sie tun kann,
würde ich es gern tu«, wenn eS sich nicht um
eine Unehre oder ein« Drohuna für mein Land
handelte. Ein englischer Journalist hat ge-
schrieben, daß man zur Beruhigung Europa-
eine Verständigung »wischen Deutschland und
Frankreich herbeiführen und Frankreich die
zusätzliche Sicherheit eines Verteidigungsbünd-
nisses mit England geben müßte. Wenn es
sich um ein derartiges Bündnis handelt, will
ich -er» unterschreiben, den» ich hab« keines-

wegs die Absicht, meinen Nachbar anzugreifen.
Polen sieht das jetzt ein, aber weil Polen öst-
licher liegt als Frankreich, kennt es uns bes-
ser."
Keine Rückkehr nach Sem
de Brinon wirft ein, daß der Rücktritt
Deutschlands ans dem Völkerbund eine tiefe
Erregung ausgelöst habe und fragt an, ob
Deutschland nach Genf zurückkehren werde.
Die Antwort des Reichskanzlers lautet nach
den Worten de Brinons: „Als ich Genf ver-
ließ, habe ich eine notwendige Handlung voll-
zogen, und ich glaube damit zur Klärung der
Lage beigetragen zu haben. Wir werde« nicht
nach Genf znrückkehren. Der Völkerbund ist
ein internationales Parlament, in dem die
Mächtegruppen im Gegensatz zu einander ste-
hen. Die Mißverständnisse sind dort verschärft,
anstatt gelöst worden. Ich bin stets bereit, und
ich habe das bewiesen, Verhandlungen mit
einer Regierung anzubahnen, die mit mir spre-
chen will."
de Brinon zieht ans seiner Unterredung
mit dem Reichskanzler de« Schluß, daß bas
Urteil des englische« Jonrnalisten G. Ward
Pries, der auf Grund seiner Unterredung
mit dem Reichskanzler von dessen Aufrichtigkeit
überzengt wnrde, zntrifft.

W»U-Gchs
-es SMev-Znievoksws
4- Paris, 28. Nov. Die gesamte franzö-
sische Presse beschäftigt sich eingehend mit dem
Interview des Reichskanzlers.
„Volonte" beglückwünscht Fernand de
Brinon und den „Matin", daß sie den Mut
aufgebracht haben, die kategorischen, präzisen,
klaren Ausführungen de» Reichskanzlers zu
Gunsten des Frieden- und der Annäherung
beider Länder, dir bisher von dem größten
Teil der französischen Presse entstellt worden
seien, den Franzosen näherzubrtngen. So
werbe ein Gegengewicht geschaffen «ege« die
völlig ««erklärliche Initiative deS „Petit Pa»
risien", der Dokumente veröffentliche, deren
Echtheit nicht bewiesen worden sei «nd auch
nicht bewiese« werde« könne und die nur eiueS
bezwecke», die «t»-l-e Löf«»« -» verzügeru.

«en» nicht z» verhindern, die die endgültig
deutsch-französische Annäherung sicher» kö»"^
„Oeuvre" schreibt, wenn Hitler ausfüM
daß durch einen Krieg nicht- geregelt werb-
und die Weltlage nur verschlechtert werde»
könnte, müsse jeder diese offenkundig« Wa^'
hett unterschreiben. Wenn man nun beider'
seits den Frieden wolle, sei eS bann uns"'
lässig, sonderbar und unanständig, daß M«"
sich offen unter vier Augen sage, wie man D
die Verwirklichung und Erhaltung deS Frst'
dens denke?
„JournS« Industriell«" schreibt, der
Appell Hitlers zu einer direkten beutsch-fra"'
zösischen Aussprache werbe präziser und die
französische Negierung werde binnen kurzes
eine Entscheidung zu treffe« habe«, die v»»
große« Folgen sein könne.
Der „Ami du Peuple" begrüßt den E?'
danken einer deutsch-französischen Aussprache
verurteilt die Chloroformier«»« der ösfem'
liehen Meinung durch angebliche Enthüllungen
wie die des „Petit Paristen", ist aber der
sicht, daß eine fruchtbringende direkte Ab-
sprache erst möglich sein werde, wen«
Frankreich mit dem jetzige« System aufSf'
räumt werde u«d ein Man« auftrete, der
würdiger Weise mit Hitler verhandeln kS»«e
Ein großer Teil der übrigen Pariser
Presse, und darunter vor allem „Echo de
Paris", „Figaro", „Populatr e" nimm'
das Interview lediglich zum Anlaß, «m er-
neut gegen eine dentsch-französische Verstand''
gung zu Hetze». In ihrer Hilflosigkeit gegen'
über den klaren Ausführungen des Kanzlers
an denen ihre sonst so erfolgreiche Umbe«'
gungskunst scheitert, klammern diese Blätter
sich an die vom „Petit Pa risien" vek'
öffentlichsten kümmerlichen Dokumente. Selb"
die Verdächtigung deS Interviews ist zM"
Beispiel „L'Ordre" ein willkommenes Mit'
tel der internationalen BrunnenoergiftuNS-
Keines der zum Ueberdrutz wiederholten Äk'
gumcnte erscheint ihnen zu fadenscheinig ober
zu überholt, um nicht dazu zu dienen, die am'
richtige deutsche Friedenskundgebung als Tä«'
schungsmanöver, Machtstreben usw. hinzu'
stellen.
/.o/rr/o/7,"
London, SS. Nov. DaS im „Matin" er-
schienene Interview des Reichskanzler- wird
in der englischen Presse in längere«
Auszügen wiedergegeben. Unter der Uebek'
schrift „Hitlers Friedensangebot an Frank'
reich" erscheint eine Unterredung auf der ek'
sten Seite des RothermerblatteS „EveninS
News", bas besonders die Ausführungen
Hitlers über ein englisch-sranzösische» Der'
teidtgungsbünbniS — dem Liebltngsplan Lord
Rothermers — unterstreicht. Hervorgehoben
wird auch die Erklärung Hitlers, daß Deutsch'
land nicht nach Gens zurückkehren wolle.
-0-
FranzWüre Abgeordnete sür direkte
deuW-jramMckie Verhandlungen
st- Paris, 23. Nov. Das „Petit Jo Ul'
nal" hat verschiedene Abgeordnete über ihre
Eindrücke von dem gestern vom „Matin" vek'
öffentlichten Interview deS Reichskanzlers be'
fragt.
Der Abgeordnete Jaequtnvt von bek
Fraktion Marin antwortete: Um mit Deutsch'
land zu verhandeln, brauche Frankreich eilst
ziemlich starke Regierung. Jacqutnot ist bek
Ansicht, daß Deutschland Vorschläge mache"
solle. Er will die Aufrichtigkeit der AuSfüh'
rungen des Reichskanzlers nicht bestreite«,
glaubt aber bestimmt, baß sie durch Handl««'
gen belegt werden müßten sl). Jmmerhl«
schenke Polen der Aufrichtigkeit Glauben, u«d
das könnte ein Beispiel für gewisse Politiker
sein, die eine Umorgantsation der französische"
Außenpolitik anstrebten.
Der Abgeordnete Henri Hay« vo« dek
Unabhängigen Linken, der gestern im auS'
wärtigen Ausschuß auf die Bedeutung des I«'
tervicwS hingewiesen hatte, erklärte u.
„Ich bi« Anhänger direkter Berhandlnnge"
mit Deutschland. Für derartige Besprechung^
brauchen wir vor allem eine starke stabile Re-
gierung. Eine provisorische Regierung darf
nicht einmal die Verhandlungen aufnehmen-
Hinter Hitler steht das ganze deutsche Volk.
Die Negierungen sind nur die Wortführer
der Völker. Dem dentschen Volk muß das ge*
samte französische Volk antworte«."
Der Abgeordnete Champetier d« Ribe-
(katholischer Demokrat) spricht sich ebenfalls
für direkte Verhandlungen aus, wünscht aber
die Form der alten Diplomatie hierfür.
Der radikale Abgeordnete Grisoni ist für
jede Verhandlung, die «ine loyale beiderseitige
Annäherung ermöglicht, »oran-gesetzt, daß
der Völkerbund ober daS, waS vo» ihm übrig
bleibt, ans dem Sausenden gehalten werde.
Der neusozialistische Abgeordnete Gonaat,
der wegen de« Rücktritt- Deutschlands vow
Völkerbund Bedenken erheben zu sollen glaubt,
ist jedoch der Ansicht, daß daS eine diploma»
tische Aussprache nicht verhindern dürfte. Er
warnt vor aller Angstpsychose, die den aus«
richtigen Beziehungen zwischen beiden Lä>*
der» -rotze« Abbruch täte».
 
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