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Deutsche Volks-Zeichenschule: Enthaltend: Einfache Vorlagen, Ornamente, Pflanzen, Bäume und Landschaften, Marine-Studien, Thiere, Vögel, perspectivisches Zeichnen — Reudnitz bei Leipzig, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.19464#0122
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Deutsche Volks-Zeichen-Schule.

GrtLäutertirngerr zu Iig. 1 unö 2.

Die Entstehung des perspektivischeu Bildes eiues Gegeustaudes kann man sich dadurch
am besteu verdeutlichen, daß mau zwischen das Auge uud diesen Gegeustand eine Glastafel
gestellt deukt und vou dem für die Herstelluug der Zeichuung des Gegenstaudes nöthigeu
Punkte eineu Strahl uach dem Auge zieht, wobei man nur ein Auge zum Sehen beuutzt.
Wenu die Durchschnittspuukte dieser Strahlen mit der Glastafel alsdann iu einer der An-
ficht des Gegenstandes eutsprecheuden Weise auf der Glastafel miteiuander verbuudeu werden,
so eutsteht auf der Glastafel das perspektivische Bild des Gegeustandes. Hierbei ist zur
Erzielung eines der Natur entsprechenden Bildes vorauszusetzeu, dafz das Auge sich soweit
von der Glastafel eutferut befindet, daß dasselbe das darauf entsteheude Bild mit einem
Blicke übersehen kaun, d. h. daß das Bild sich im Sehkreise befindet. Dieser Sehkreis.
Gesichtskreis, ist also der Umfaug eines Raumes, den das Auge während einer ruhigeu
Haltung des Kopfes mit leichter uud ganz uugezwungener Bewegung zu fassen vermag.

Fig. 1. Es ist a d eiue in Perspektive zu legende gerade Liuie. ist die auf dem
Papier senkrechtstehend gedachte Vildebene und daher auch die Horizontallinie.

6 ist der Standpunkt des Beschauers und OL die Gruudlinie. Man zieht von n und
d Gerade nach 0, welche die Vildebene in und 0- schneiden, von welchen Punkten man
Senkrechte zur Grundlinie zieht. Man halbirt den Gesichtswinkel 000 in 6, so wird die
Gerade 6 0 die Mittellinie des bezüglichen Gesichts- oder Sehwinkels und gleichzeitig der
zur Bildebene senkrechte Sehstrahl sein. Man verlüngert die Linie nd, bis sie die Bild-
ebene in I trifft, und von diesem Durchschnittspunkte zieht man eine Gerade senkrecht zur
Grundlinie, bis sie dieselbe im Punkte L trifft. Vom Standpunkte 0 zieht man eine
Linie parallel mit nd, bis sie die Horizontallinie in trifft, so ist D der fogenannte

Verschwindungspunkt (Accidentalpunkt), d. h. derjenige Punkt, in welchem sich die perspek-
tivischen Bilder aller zur ursprünglichen Geraden parallelen Geraden bei unendlicher
Verlängerung treffen.

Von L zieht man eine Gerade nach ll, dieselbe durchschneidet die vorher von und

O gezogenen Senkrechten in N und die Gerade, IlH ist das perspektivische Bild vvn nd.

Fig. 2. Es ist das perspektivische Bild eines gleichseitigen Dreiecks eäe zu finden,
weuu 0 der Staudpuukt ist. Von den Punkten eäe zieht man Gerade nach 0, welche die
Bildebene in OLiO schneiden. Man halbirt den Winkel, wetchen die von den beiden änßer-
sten Punkten e und e gezogenen Linien einschließen, also Winkel OOO im Punkte 0-, und
zieht OlO senkrecht auf ^.U, und die Centrallinie der perspektivischen Darstellung bildet.
Um die Verschwindungspunkte zu findeu, zieht man von 0 parallel zu eä bis zum Durch-
schnitt ll mit ^.U, welches der eine Verschwindungspunkt ist. Um einen zweiten zu finden,
zieht man von 0 parallel mit äe bis zum Durchschnitt I mit ^.L. Man verlängert eä
bis zum Durchschuitt X und zieht die Senkrechte LO bis an die Grundlinie. Von U zieht
man eine Gerade nach II, von derselben wird durch die Seukrechteu von O und O das
Stück IlH abgegrenzt, welches das perspektivische Bild von eä ist. Von X zieht man eine
Gerade nach dem Verschwindungspunkt I bis zum Durchschuitt 0 mit der Senkrechten von
U, so ist XO das perspektivische Bild von ä e. Verbindet man dann noch O ll, so ist
IlXO das perspektivische Bild von eä s.
 
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