festen System wird der Ball gerollt, alles ist Berechnung: Stotz, Ab-
gabe, Zernierung, Angriff, Finte und Schutz.
Wenn heute unsere deutsche». Fnßballmannschastcn Siege über
Fntzballgäste von Weltruf ausweisen können,, so liegt die Wirkung
Nicht in der Schwäche der Gegner, sondern in der. Güte der Eigen-
mannschaft. Deutschland hat ja am längsten gebraucht, ehe es vor
den Wellsportverbänden hohes Können in Erscheinung treten lassen
konnte. Der deutsche Fußballer hat gelernt, nicht nur gut, sondern
„hart" spielen. In universeller Ausbildung treten die Futzvall-
lämpfer heute als austrainierte Gestalten voll jugendlicher Kraft
u,ld Geschicklichkeit an, sie scheuen unnötige Atem- und Krastver-
fchwendung und bannen den Ball durch die unsichtbaren Fäden
eines Regel- und Spielkodexes an ihren Fuß. Was man vor
Jahre» noch bewunderte: die Bravour, das Leder in rissigem
Bogen durch die halbe Bahn zu schleudern, ist jener großartigen,
deutschen Technik gewichen, die den Ball an den Boden fesselt und
das Leder von Manu zu Mann „rollen" läßt und nur in Momen-
ten der Gefahr zum schwunghaften Luftbogen greift, wobei wieder
getrachtet wird,'den fliegenden Ball durch Rnssangen zum Still-
stand zu bringen und das Roll spiel wieder zu beginnen. Denn
es ist klar: der Ball vor dem Fuß läßt sich am besten beobachten!
Sehr fördernd auf den höhen Klassenwett unserer Fußballspieler
wirkte die entwickelte Lauftechnik. Diese zeichnet sich heute nicht
Wie einst durch wahllose Zielrichtung aus, sondern betätigt sich in
flachen Sprüngen, die die Spieler unvermutet dort auftauchen
lassen, wo sic nicht erwartet werden. Durch diese Taktik verdoppelt
sich scheinbar die Mannschaft in ihrer Zahlstärke und gelangt, wenn
das Abgabespiel korrekt sunktioniert, überraschend schnell aus dem
eigenen ins Feld der Gegner. Dazu bedarf es geschickter Täu-
schnngsversuche, Flankenangriffe, Kopfstöße und überenergischer An-
stürme. Daß diese Manöver immer das Bestreben edlen Wett-
bewerbs wahren, zeichnet die deutschen Fußballmannschaften be-
sonders aus und wird von dem Gegner immer als sportliche Lei-
stnng anerkannt.
*
Er hat Fußball gespielt. Ein Lehrer ist ein eingefleischter Geg-
ner vom Fußballspiel. Bei größter Strafe hat er es seinen Schülern
verboten, in irgendwelcher Art mit dem Fuße diese spielende Be-
wegung nachzuahmen oder gar anszusühren, damit die Schul-
arbeiten nicht vernachlässigt werden. Jeder Schüler wird streng
angewiesen, gegenseitig auseinander zu achten, damit dieses Verbot
nicht umgangen wird. Eines Morsens beim Schulanfang meldet
sich ein leidenschaftlicher Angeber und meldet: Rische Karl hat
gestern Fußball gespielt. Aus allen Gesichtern maßloses, entsetztes
Erstaunen über die Frechheit. „Gestehe, Junge," donnert der Leh-
rer. Dem Schüler würgt es ab, er funkst und schluchzt, tödliche
Verlegenheit will ihm nicht die Lippen öffnen, da endlich platzt es
heraus: „Ja, Herr Lehrer, mit einem hartgefrorenen Pserdeopsel."
Tic folgende, unbändige Lachlust der Jugend nahm dem Lehrer
den Willen, zu strafen. Und da hat er klug gehandelt, aber das
Verbot blieb bestehen, auch für zweifelhafte Futzbällc.
Guts Muths: Neber Begriff und Wert des Spieles. Spiele
sind nötig zur Erhaltung der Gesundheit, zur Stärkung, Uebnng,
Abhärtung des jugendlichen Körpers. Ich habe sehr vielfältig und
lange Gelegenheit gehabt, den Einfluß der Bewegungsspiele sowie
der Leibesübungen überhaupt aus manchen. Verweichlichten, Furcht-
samen, körperlich Bequemen, Untätigen und Ungeschickten zn beob-
achten und ihn immer vortrefflich gesunden.
Das französische Arbettersportsest. Das internationale Treffen,
das anläßlich des französischen Arbeiter-Sportfestes zu Pfingsten
in Paris stattsand, hat bei den leichtathletischen Wcittämpfen fol-
gende Resultate gezeitigt: 100-Bard-Laus (NI, Meter): !. Gnillouet
(Franzose) in 11 Sekunden; 2. Longueville (Franzose); 3. Tollemans
(Belgier); 4. Bellegeer. 440-Yard-Lans (400 Meter): 1. Tenevean
(Franzose) in 56 Sekunden; 2. Michenau (Franzose); 3. Cretton
(Schweizer); 4. Terrem (Belgier); 5. Diachty (Schweizer); 6. Allen
(Engländer); 7. Walters (E,Isländer). I-Meilen-Lanf (1600 Meter):
1. Fremineur (Franzose) in 4 Minuten 46 Sekunden; 2. Bardou
(Franzose); 3. Caspargnard (Belgier); 4. Hammer (Engländer);
5. Perard (Belgier). I-Meilen-Stasettenlauf (1600 Meter): 1. Frank-
reich, 2. Belgien, 3. England, 4. Schweiz. 5000-Mcter-Lauf: Wurde
nur von französischen Läufern ausgeführt; Sieger ist Dolques mit
17 Minuten 34 Sekunden.
Die grauenhaften Gedanke», Vie sich in ihrem Hirn woben,
lrioben den Angstschweiß auf ihre Stirn.
Wer war in seinem Rechte? Zu wem würde sie stehen im
äußersten Falle? Was war der äußerste Fall?
Dort ans dem Bette verfchlummerte Hänschen die furchtbare
Nacht; das lächelnde KinderanWtz, Wer weiches sonnige Träume
huschten, Mdete einen ergreifende« Gegensatz zu dem kicfgesurchtcn,
sehmerzdurehivühlten GreisenaiEtz ckn Lehnstuhl, welchem die Er-
schöpfung den Schein des Friedens verlieh.
Je länger sie ans ihr Kind Wickle, desto klarer wurde ihr, daß
Jürgens im Recht Ivar, an seiner Seite war ihr Platz. Ader der
äußerste Fall! Es waren ja doch Brüder, sie liebten sich einst.
Es gab einen Wortstreit, ein Sluseinandergehen auf immer! Was
sollte sich denn sonst ereignen?
„Mutter, glaubst du, daß er Jürgens anfsncht in Whk?" fragte
sic nach langem Schweigen in ihrer Herzensangst.
Die Alte ösfnete mühsam die Augen- verständnislos.
„Harold," ergänzte Jette.
„.Harold! Was WMt du von Harold?" Dam« schlossen sich
Wieder die müden Augen
Feite war allein mit einer Sterbenden. Wenn jetzt Jürgens
käme, wie wollte sie ihn empfangen, ihm alles gestehen, alles ver-
geben! Oh, nur eine atmende Brust, an der sie ihren Jammer aus-
wein eu konnte!
Sie trat vor das Hans, er kam oft früher als er sagte, wenn
tlm die Sehnsucht packte nach ihr, nach dem Kinde.
Ter Wattstrom flimmerte in seiner dunklen Umgebung wsr
flüssiges Silber. Das geblendete Auge war nicht imstande, einen
Gegenstand darin zu erkennen, aber deutlich vernahm sie das Ge-
räusch anfschlagender Ruder.
Heimkehrende von Wyk, kein Zweifel, mrr die Ruhe fiel ihr
ans, man kehrt sonst nicht io ruhig heim von Wyk, um Mitternacht.
Allmählich gewöhnte sich das Ange und sie erkannte zwei
Boote. Jedes Hoyger Segel war ihr bekannt, und jetzt ragten sie
scharf begrenzt in das klare Firmament. Jürgens Gaffelsegel war
nicht dabei. Die Fahrzeuge waren überfüllt, auch Frauen waren
baboi — und diese Ruhe! Schliefen denn alle oder war ein Un-
glück geschehen? Aber bei diesem Wetter? Gleichviel, sie erfuhr
Wenigstens von Jürgens. Sie wollte hinübereilen nach der Lan-
dungsstelle, ein unbestimmtes Gefühl 'hielt sie davon ab, das Rät-
selhafte in diesen schweigenden Nachen, das sie belauschen wollte!
Endlich landete man !Koin- Gelächter, Gekicher, wie sonst üb-
lich, wenn Mädchen und Frauen nach srohderlebiem Tag von Wyk
heinckehrlen. Auch kein eiliges HÄmei-len, wir doch' dir' spüle
Stunde gebot. Man wartet offenbar noch ans iemcmd oder et-
was, das erst noch ausgeladen werden mutzte. Die Schalten des
Hügels, aus dem sie stand, sielen über die Gruppe; sie eitle vor,
um deutlicher zu sehen.
(Fortsetzung folgt.)
Beschwerden
über
unregelmäßige Zustellung
der
„Volkszeitung"
melde man der Expedition, Schröderftrags 89«
Telephon 2673.
Soziale Rundschau.
Die Lage des Arbcttsmnrkles. Die Erwerbslos e-nzisser ist mit
der a»hatiend günstigen Entwicklung des Arbtttsnmtttes in stän-
digem Sinke» begriffen.
Das ArveilSzeitgesrtz für die Eisenbahn. Innerhalb der S-pit-
zenorgmMaiionen ist »och immer keine Einigung über ihre Stel-
lungnahme zu dem geplanten Arbeilszeitgesetz sür die Eisenbahn
erzielt worden. Der Termin für die Abgabe einer endgültigen Er«
klämng der Verbände war bereits vor einiger Zeit festgesetzt wor-
den, mußte aber immer wieder vertagt Werden. AM Mittwoch,
den 26. Juli werden nun die Verhandlungen Uber die bisher ge-
troffene Vereinbarung in dieser Frage ausgenommen Werde», so
saß man erwarten kann, daß eine Entscheidung über das Arveits--
zeitgesetz nach der einen oder anderen Richtung hin in absehbarer
Zeit zustande kommen wird.
Die Arveitslosenstatistik in der Schweiz.
Aus Bern wird gemeldet: Die Zahl der gänzlich Arbeitslosen
in der Schweiz betrug im Juni 59 456, von denen 22 356 bei Not-
stanidsaMeiten beschäftigt waren. Unterstützt wurden 23 242 Per-
som». Die Zahl der teilweise Arbeitslosen betrug im Fum 3V 629,
so daß insgesamt 90 088 Personen von der Arbeitslosigkeit betros-
fen wurde». Gegen Ende Juli ist die Zahl uni 10 000, gegen Ende
JE des vergangenen Jahres um rund 40 000 zurttckgegangen.
. .. -
Kommunales.
Gemeindepolttische Zeitfragen.
Gemeindejagden und Pachlschtihordmmg.
Das Ministerium des Innern gibt bekannt, daß »ach Art. 1
8 5 des Gesetzes vom 29. Juni 1922 zur Verlängerung der Pacht-
schutzordmmg auch die Gemeindejagde» unter dieses Gesetz salle».
Tic Gemeinden wären somit in der Lage, evtl. eine Erhöhung der
Pacht auch vor Ablauf des Pachtvertrages zu fordern. Lehnt der
Pächter Vie Erhöhung ab, ist das Pachteiingungsamt anßnrnscu.
Genteindebeamittl-Besoldung
Di-e 'letzte Sitzung des Badischen GemeindeverbanÄks stellte be-
treffs der Besoldung der Gemeindedeamtem folgende Richtlinien
aus:
1. Die Mai und Jnni-Regolnng der Reichsbosolduligsor'dnnng
findet auch auf die Beamten der Gemeinde Anwendung. Die
FraUenzutage wird nur den Vollbeschäftigten' und unter Berück-
sichtigung der geg«bei«n Verhältnisse im einzelnen Falle nur
dann gewährt, wenn die Fran im eigenen «der fremden Betrieb
nicht erwerbstätig ist.
2. Die Selbstversorger erhalten' für den Mona! Mai 30 Proz.
(statt 65 Proz.) und von, Juni an bis aus weiteres 5t) Pro;, des
allgemeinen TcnernngsznschlaRes, der Uebetteuernngszuschlag von
55 Prozent für Mai und von 160 Proz. vom Juni an ans die
ersten lOOhO Mk. (Grn-wdgchatt und Ortszufchwg) wird dagegen'
ganz gewährt. Vollbeschäftigten Gemc-indc-bMinten sollen indessen
in der Regel auch als SeWstvxrssrger sämtliche Zulage» bewilligt
werden'. Als Bollbeschftstigt gelte« nur Beamte mit achtstündiger
Arbeitszeit. Ms Se-lbsiversovgcr werden in der Regel diejenigen!
Beamten angesehen, welche 30 Ar ertragssähige landwirtschaft-
liche Fläche aus den Kopf ihrer unterhaltnugspslichtigeit Familie,
mindestens aber 100 Ar bebauen.
3. Diie Kinderzulagen werden nur den hauptberuflich beschäf-
tigten' Beamten gewählt. Ms hwupl-bernUich beschäftigte Beamten
gelten diejenigen, deren Einkommen vorwiegend aus dem Ge-
meindcdienst besteht.
* '
Dienstkleidung der nniformierten GemeMdebeamtrn. Die Ko-
sten für die Dicnstkleidnng der uniformierte» Gem«ndcbcamtcn
sollen bis aus weiteres in der' Regel zu einem Drittel von der Ge-
meinde und zu zwei Drittel» voll de» bett. Beamten bezahlt wer-
de».
Geldbeschaffung für WohnuugsbauLen.
Karlsruhe, 24. Juli. Wie uns zuverlässig mitgetcili wird,
stehen die meisten Städte und größeren Gemeinden vor Schwicäig-
ksiten in der Geldbeschaffung sür die Wohnnngsbauten. Atstehens-
mittsl im großen Umfang sind bei der gegeuwäriige» Geldk»apsu
»eit nicht zu erhalten. An manchen Orten steht deshalb die Ein-
ste klung der Bauten, trotz der imgehcnettichcu Wohnungsnot, un-
mittelbar bevor, wenn nicht rasche Hilfe kommt.
Die Hilfe kann den Gemeinden nur vom Staat kommen.
Zunächst mutz der Staat den Gemeinden Vorschüsse geben und
dann! sollte der Landtag, dem einstimmigen Anträge der Städte
entsprechend, die Wohnabgabe sofort auf einen Stand bringen,
der die Wetterführung der Baute» ermöglicht. Leider ist der
Reichstag ansein-ander gegangen, ohne durch ein. Reichsgesetz die
Sache einheitlich zu regeln. Das RSichsarbestsmintstcrinnr hat
Wahl bestimmt, daß Land und Gvmcinden ihre Zuschüsse sür die
Wohnung verdoppeln müssen, ohne aber zu fragen, woher das
Gelid kämmt. Wie wir höre», will das Arb-eitsminWeri-mn dem
Landtag »och in dieser Woche einen entsprechenden Gesetzentwurf
vorlege». Die Länder sind berechtigt, die Wohnavgave zu erhöhen,
ohne Rücksicht ans die vom Reich. festgesetzten Mindestsätze. Land-
tag und Negierung würden eine schwere Berantworinng auf sich
laden, wenn sie nicht von diesem Recht Gebrauch machen würden.
Allerdings haben auch die Städte und Gemeindeverbünde sür sich
allein das Recht zum Vorgehen. Aber scholl mit Rücksicht ans die
Lohn- und Geha-ltsverhRtnisse ist es nicht wünschenswett, daß
jede Stadt die Frage für sich allein löst. Es würde auch in de»
Bürgerausschttüen, wo die Vertreter der Einzclintcrcssen noch
mehr An Vordergrund steht als in einem Landesparlament, schwer
sein, die Vorlagen durchzubvingen-, und es würde hefliige Kämpfe
absctzen. Noch schwieriger ist das Vorgehen in den Wabunngs-
verbänden. Deshalb geht der dringende Ruf an den Landtag, den
Städten und Gemeinden zu helfen.
Gerrieindesmanzerr.
Vortrag des Oberbürgermeisters Dr. Küster
auf der Mitgliederversammlung des Bad. Stiidteverbandes
am 24. Mai 1922 in Mannheim.
Vik.
Finanz- und Steuerfrage»
(Forischung)
Mit dem Deuischen Städtetag müssen wir an der grundsätz-
lichen Berechtigung, Struerznfchläge auch auf die Einlommen zn
lagen, sesthalten. Einen anderen wirtlich brauchbaren Steuer-
träger als das Einkommen gibt cs nicht; die sonstigen Stenern
sind Behelfe und Ergänzungen, die Erlragsstenern- Beiträge zu
besonderen Lasten. Auf die Vermögenssteuer, die das fundierte
Einkommen wisst, haben die Städte ohnehin verzichtet, grundsätz-
lich allerdings zu Unrecht. Solange nicht die Einkommensteuer
Einnahmen und Ausgaben ausgleicht, wird nie wirkliche Ordnung
de» Gemeiiidefinanzen wiedergcgcben; die Steuergerechtigkeit wird
immer leiden unter den bitteren Notwendigkeiten des Augen-
blickes.
Unter den Znsatzsteuern müssen die Answandssteucrn ein«
besondere Rolle spielen und hierbei wiederum
die Verbrauchssteuern.
Die Wiederkehr von Abgaben aus den notwendigen Lebensbedarf,
also ans Fleisch, Brot, Kartoffel»', wird niemand wünschen. Die
„Energiestsuer", d. h. die Abgabe auf den Wert der Kraft, Weiche
die menschliche Arbeit ersetzt oder verstärkt (schwärze und Weiße
Kohle) ist noch nicht so durchgebildct, als daß eingehender Wer
sie gesprochen Werde» könnte; soweit sie eine Steuer aus Heizung
und Licht für häusliche Zwecke ist, Mrd sie nicht Anklang finden;
im übrigen kann allerdings eine HevanOehrmg derjenigen Eicergie-
erz-eugiing, die neben der gemeindlichen Erzeugung anftritt und sich
dem Gewinnanteil der Gemeinde entzieht, nicht grundsätzlich ab-
gelehnt werden.
Das wichtigste sind aber di«
Getriinkefteuern
aus Bier, Wein, Schaumwein und ähnliche Getränke, Blaum'-veiu,
Vielleicht auch auf Mineralwasser und künstlich bereitete Wasser.
Dazu könne treten eine Verzehrungssteuer auf Kaffee, Tee, Kakao,
Schokolade, vielleicht auch aus Südfrüchte und Leckerbissen. Der
Deutsche Städtetag hat bestimmt formulier» Anträge zum Lan-
dessteuergesetz gestellt, Vas in seiner neuen Fassung die Möglichkeit
der Erhebung solcher Steuern- mit höheren Sätze», als es bisher
nach dem ZollveroinsvertMS von, 1867 möglich war, schaffen soll.
Ueber die Form (Zuschlag oder selbständige Steuer) und die Er-
hebung kann vier nicht Näheres ausgesührt werde». Die Wichtig-
keit solcher Abgaben für den- Gemeindehaushalt ist ohne Wöstens
einleuchtend. Hierher gehört auch die in den Großstädten, besonders
jenen mit starkem Fremdenverkehr sehr verheißungsvolle Steuer
aus die Verzehrung in Wirtschaften „Gaststättensteuer" ge-
nannt. Ursprünglich nur für „LnxnKgaststätM" gedacht (eine Ab-
stufung nach solcher Grundlage besteht in Italien, wo 0,1-10 Proz.
erhoben -werde»), könnte sie nunmehr neben die Reichsumsavsteuer
treten und entweder ohne Staffelung oder mit solcher Zu-
schläge zu dieser Steuer einfü-hre» (von 10—20 Proz. — ö,4
Proz. des Umsatzes); ein solcher Vorschlag wird Wohl in der No-
velle zum Landcsftcn-ergefetz erscheine».
In Würzburg ist Ende April 1922 die von dem Deutschen
Städietag ebenfalls erstrebte
Erhöhung der Umsatzsteuer
Von 2 aus 2>L Proz. zwischen den Finanzministern der Länder
und dem Reichsjinanzministcrinm vereinbart worden. Damit ist
sie freilich so wenig wie mancher andere Teil der dortige» Vcrciw
balungen- gesichert. Der Reichstag hat ja vor kurzem erst die Er-
höhung ans 2 Proz. beschlossen; ob er geneigt -ist, den Verbrauch
mit einem weiteren Proz. zu belasten, wird sich zeige». Die
Erhöhung sollte aber nicht zugunsten der Länder und Gemeinden,
sondern nur der Gemeinden erfolge»'. Die jetzige Beteiligung der
Gemeinde» mit einem Zwanzigstel ist ja sehr niedrig und wird
nicht dem Anspruch gerecht, -en der örtliche Verband, die ört-
liche Gesamlheit der Schassenden und Verbrauchende», die so
recht die Voraussetzungen des Absatzes und des Verbrauches be-
gründet hm, erheben darf. Das „Land", -esse» Or-gmäsnms viel
weniger wichtig ist sür Erzeugung und Absatz, ist jetzt stärker als
die Gemeinde berücksichtigt (mit ein Zc-Hntcl). Die Unrsatzsten?
patzt sich der Geldentwertung unmittelbar an; sie liefert fortgesetzt
Erträge; aus diesem Grunde wäre sie für die Gemeinden von
besonderer Wichtigkeit. Aus manches Keine Gesät! Würtz«
Verzichtet werden können, wenn- diese Quelle ergiebiger flösse.
An der Grnnderwerbssteiier
zu 4 Proz. des Wertes hat das Reich einen Anteil von 1)<> Proz.
Nach den Würzburger Verhandlungen würde das Reich aus diese»
Anteil verzichten. Bisher halte beispielsweise die Gemeinde
Mamcheim Proz. erhalten und einen Zuschlag von 2 Pro;, er-
hoben, so daß cs von der Gesamtauflage von 6 Proz. für sich süns
Zwölftel (2-2 Proz.) besaß. Der Deutsche Städtetag beansprucht
auch hier, wo örtliche Werte, gewonnen wiederum ans der Ge-
meinschaft -er Gemeindeau-gchöri-gen, eine so große Nolle spie-
!e», UcLcvweifnng des ganzen Betrages. Wir müsse» uns dem
an'schlietzen. Tas Erträgnis wird ein schwankendes sein. Im
Augenblick würden in Mannheim, wenn der ganze bisherige
Rcichsanteil der Gemeinde zuflösse, 2ZJ Millionen Mark erwartet.
. Der Deutsche Städtetag Hal bei der Reichsregiernng beantragt,
den Gemeinden die Staffelung des Zuschlages zur
ReichSznwachsstcner
und der Belastung des Wertzuwachses bis zum Höchstbetrag von
5Ü Proz. (bisher 30 Proz.) zu erstatte». Das Badische Finanz-
ministerium hat diesen Antrag im März 1922 befürwortet und
Witt das Ergebnis abwarten, ehe cs der weiteren Anregung einer
landesgefetzlichen- Regelung nühcrtritt. In anderen Bundesstaa-
ten sind dir Zuschläge nicht in der rohen Form der Verdoppelung
des Gemcindcanteiles (innerhalb obigen Höchstbclrages) notwen-
dig. Sollte Vic Erhöhung c-intrcte», so würden die Gemeinden
eine» wiederum sehr schwankenden Mehrbetrag erhalten, dessen
Höhe natürlich von örtlichen Verhältnissen abhängt. Grimdiätz-
iieh würde ja die ganze Znwachsstcner aus Grundstücke der Ge-
meinde gehören.
Das Reich ist bereit, ans das Erträgnis seiner Krastsahrr.'M«
ste-ncr zn verzichicn, sobald in den Ländern F äh r z e u g st e n e r b
emgeführt sind, die den Wegmttcrhaltnngspflichlen zusallcn. Man
wird hoffen dürfen, daß auch Baden diese V-ervsliKtnng aksbrM
erfüllt nutz daß damit ein Teil der Wegebauiast gedeckt wird; str
Mannheim würde bei den gegenwärtigen Verhältnissen ungcsähk
ein Dreißigstel der einschlägigen Ausgaben gedeckt sein.
Die Fremdenstrner,
die vielleicht auch als eine Art Zweckstcner gellen darf, könnte er-
giebiger gestaltet werden, wenn unser Land sür Stenerordnungen
die Gcnehmignng in Aussicht stellt, die eine Erhöhung (Vcrdovpc-
lunig) der gewöhnlichen Sätze bei solchen Fremden vorschen, die
nicht in Deutschland wobnen. Es wäre dann möglich, die Lätze
für -re EintzeiM'ischen nicht »och Weiler zn. erhöhen; der Anfall
Würde je nach dem Fremdenverkehr und dessen Herkunft seh: vc-
irächMch sein (vgl. Baden-Baden!). In BgKerit ist diese Rege-
lung anerkannt worden.
...... —--
AW tzer UMWWWW.
Ein Sieg der Freie» Gewerkschaften.
UMcrtürkheim, 24. Juli. Bei den BerMbsratswählen in den
Daimler Wetten erreichten die. Freie» Gewerkschaften mit 2181
Stimmen 13 Sitze, die Hirfch-Dttnckcrschcn Gcwcrkvcrcine mit 3-16
Stimmen zwei Sitze und die Christlichen Gewerkschaften mit 292
Stimme» einen Sitz.
Briefkasten.
Mehrere Abonnenten. Anonyme Anfragen beantworten! Wik
nicht.
G. H. stl Bammenlnl. Ter Hans-Herr ist nicht berechtigt, die
Leitung abzunehmen, ««bald sie bei der Mietung der Wohnung
vorhanden war. <
I. Sch., hier. J-bre Beschwerde haben wir unserer Biirger-
ausschutzfrakiwn zur Acntzerung übergeben. Mit der Revolutton
in „Solo" wollen Sic sich noch etwas gednldcn.
Freier Wassersportverein 1919. Jeden Moniag (Jugendliche) und
Donnerstag (Erwachsene) Ucbungsstnude im slädk. Hallenbad
von 1^7—8 Uhr. Dorl-seldst werden Neuanmeidmigen entgegen-
genommen.
VersammrungskalSNder.
Leimen. Mittwoch, den 26. d. M., abends halb 9 Uhr im Gast-
haus zum „Nößle": MitgUiderVettamminng. Wichtigkeit -er
Tagesordnung halber ist vollzähliges Erscheinen dringend not-
wendig.
Eberbach. Donnerstag, 27. Juni, abends 8 Uhr im „Krabbenstein":
Mitgliederversammlung. Tagesovdmmg: ,Dns
Göriitzer Parteiprogramm" (2. Teil). Res.: Gen. Ain an».
Eppelheim. Donnerstag, 27. Juli, abends 8 Uhr, in der „Rose":
Volksversammlung. Referent: Gen Dr. Kraus.
Stadtihealer-Spielplan.
Mittwoch, 26. Juli, a. M.: „Das Dreimäderl-Haus", Gastspiel des
Kammersängers Dr. Paul Kuhn von der Sraatsoper in Wien.
Anfang 8 Uhr.
Donnerstag, 27. Juli, a. M.: „Alt-Heidelberg". Ehrenabend M
Josef Stumpf anläßlich seines 45jährigen Bühnenjubiläums.
Anfang 8 Uhr.
Freitag, 28. Juli, in Miete: „Der Troubadour". Anfang 8 Uhr,
Samstag, 29. Juli, a. M.: „Börsensiebcr". Anfang 8 Uhr.
gabe, Zernierung, Angriff, Finte und Schutz.
Wenn heute unsere deutsche». Fnßballmannschastcn Siege über
Fntzballgäste von Weltruf ausweisen können,, so liegt die Wirkung
Nicht in der Schwäche der Gegner, sondern in der. Güte der Eigen-
mannschaft. Deutschland hat ja am längsten gebraucht, ehe es vor
den Wellsportverbänden hohes Können in Erscheinung treten lassen
konnte. Der deutsche Fußballer hat gelernt, nicht nur gut, sondern
„hart" spielen. In universeller Ausbildung treten die Futzvall-
lämpfer heute als austrainierte Gestalten voll jugendlicher Kraft
u,ld Geschicklichkeit an, sie scheuen unnötige Atem- und Krastver-
fchwendung und bannen den Ball durch die unsichtbaren Fäden
eines Regel- und Spielkodexes an ihren Fuß. Was man vor
Jahre» noch bewunderte: die Bravour, das Leder in rissigem
Bogen durch die halbe Bahn zu schleudern, ist jener großartigen,
deutschen Technik gewichen, die den Ball an den Boden fesselt und
das Leder von Manu zu Mann „rollen" läßt und nur in Momen-
ten der Gefahr zum schwunghaften Luftbogen greift, wobei wieder
getrachtet wird,'den fliegenden Ball durch Rnssangen zum Still-
stand zu bringen und das Roll spiel wieder zu beginnen. Denn
es ist klar: der Ball vor dem Fuß läßt sich am besten beobachten!
Sehr fördernd auf den höhen Klassenwett unserer Fußballspieler
wirkte die entwickelte Lauftechnik. Diese zeichnet sich heute nicht
Wie einst durch wahllose Zielrichtung aus, sondern betätigt sich in
flachen Sprüngen, die die Spieler unvermutet dort auftauchen
lassen, wo sic nicht erwartet werden. Durch diese Taktik verdoppelt
sich scheinbar die Mannschaft in ihrer Zahlstärke und gelangt, wenn
das Abgabespiel korrekt sunktioniert, überraschend schnell aus dem
eigenen ins Feld der Gegner. Dazu bedarf es geschickter Täu-
schnngsversuche, Flankenangriffe, Kopfstöße und überenergischer An-
stürme. Daß diese Manöver immer das Bestreben edlen Wett-
bewerbs wahren, zeichnet die deutschen Fußballmannschaften be-
sonders aus und wird von dem Gegner immer als sportliche Lei-
stnng anerkannt.
*
Er hat Fußball gespielt. Ein Lehrer ist ein eingefleischter Geg-
ner vom Fußballspiel. Bei größter Strafe hat er es seinen Schülern
verboten, in irgendwelcher Art mit dem Fuße diese spielende Be-
wegung nachzuahmen oder gar anszusühren, damit die Schul-
arbeiten nicht vernachlässigt werden. Jeder Schüler wird streng
angewiesen, gegenseitig auseinander zu achten, damit dieses Verbot
nicht umgangen wird. Eines Morsens beim Schulanfang meldet
sich ein leidenschaftlicher Angeber und meldet: Rische Karl hat
gestern Fußball gespielt. Aus allen Gesichtern maßloses, entsetztes
Erstaunen über die Frechheit. „Gestehe, Junge," donnert der Leh-
rer. Dem Schüler würgt es ab, er funkst und schluchzt, tödliche
Verlegenheit will ihm nicht die Lippen öffnen, da endlich platzt es
heraus: „Ja, Herr Lehrer, mit einem hartgefrorenen Pserdeopsel."
Tic folgende, unbändige Lachlust der Jugend nahm dem Lehrer
den Willen, zu strafen. Und da hat er klug gehandelt, aber das
Verbot blieb bestehen, auch für zweifelhafte Futzbällc.
Guts Muths: Neber Begriff und Wert des Spieles. Spiele
sind nötig zur Erhaltung der Gesundheit, zur Stärkung, Uebnng,
Abhärtung des jugendlichen Körpers. Ich habe sehr vielfältig und
lange Gelegenheit gehabt, den Einfluß der Bewegungsspiele sowie
der Leibesübungen überhaupt aus manchen. Verweichlichten, Furcht-
samen, körperlich Bequemen, Untätigen und Ungeschickten zn beob-
achten und ihn immer vortrefflich gesunden.
Das französische Arbettersportsest. Das internationale Treffen,
das anläßlich des französischen Arbeiter-Sportfestes zu Pfingsten
in Paris stattsand, hat bei den leichtathletischen Wcittämpfen fol-
gende Resultate gezeitigt: 100-Bard-Laus (NI, Meter): !. Gnillouet
(Franzose) in 11 Sekunden; 2. Longueville (Franzose); 3. Tollemans
(Belgier); 4. Bellegeer. 440-Yard-Lans (400 Meter): 1. Tenevean
(Franzose) in 56 Sekunden; 2. Michenau (Franzose); 3. Cretton
(Schweizer); 4. Terrem (Belgier); 5. Diachty (Schweizer); 6. Allen
(Engländer); 7. Walters (E,Isländer). I-Meilen-Lanf (1600 Meter):
1. Fremineur (Franzose) in 4 Minuten 46 Sekunden; 2. Bardou
(Franzose); 3. Caspargnard (Belgier); 4. Hammer (Engländer);
5. Perard (Belgier). I-Meilen-Stasettenlauf (1600 Meter): 1. Frank-
reich, 2. Belgien, 3. England, 4. Schweiz. 5000-Mcter-Lauf: Wurde
nur von französischen Läufern ausgeführt; Sieger ist Dolques mit
17 Minuten 34 Sekunden.
Die grauenhaften Gedanke», Vie sich in ihrem Hirn woben,
lrioben den Angstschweiß auf ihre Stirn.
Wer war in seinem Rechte? Zu wem würde sie stehen im
äußersten Falle? Was war der äußerste Fall?
Dort ans dem Bette verfchlummerte Hänschen die furchtbare
Nacht; das lächelnde KinderanWtz, Wer weiches sonnige Träume
huschten, Mdete einen ergreifende« Gegensatz zu dem kicfgesurchtcn,
sehmerzdurehivühlten GreisenaiEtz ckn Lehnstuhl, welchem die Er-
schöpfung den Schein des Friedens verlieh.
Je länger sie ans ihr Kind Wickle, desto klarer wurde ihr, daß
Jürgens im Recht Ivar, an seiner Seite war ihr Platz. Ader der
äußerste Fall! Es waren ja doch Brüder, sie liebten sich einst.
Es gab einen Wortstreit, ein Sluseinandergehen auf immer! Was
sollte sich denn sonst ereignen?
„Mutter, glaubst du, daß er Jürgens anfsncht in Whk?" fragte
sic nach langem Schweigen in ihrer Herzensangst.
Die Alte ösfnete mühsam die Augen- verständnislos.
„Harold," ergänzte Jette.
„.Harold! Was WMt du von Harold?" Dam« schlossen sich
Wieder die müden Augen
Feite war allein mit einer Sterbenden. Wenn jetzt Jürgens
käme, wie wollte sie ihn empfangen, ihm alles gestehen, alles ver-
geben! Oh, nur eine atmende Brust, an der sie ihren Jammer aus-
wein eu konnte!
Sie trat vor das Hans, er kam oft früher als er sagte, wenn
tlm die Sehnsucht packte nach ihr, nach dem Kinde.
Ter Wattstrom flimmerte in seiner dunklen Umgebung wsr
flüssiges Silber. Das geblendete Auge war nicht imstande, einen
Gegenstand darin zu erkennen, aber deutlich vernahm sie das Ge-
räusch anfschlagender Ruder.
Heimkehrende von Wyk, kein Zweifel, mrr die Ruhe fiel ihr
ans, man kehrt sonst nicht io ruhig heim von Wyk, um Mitternacht.
Allmählich gewöhnte sich das Ange und sie erkannte zwei
Boote. Jedes Hoyger Segel war ihr bekannt, und jetzt ragten sie
scharf begrenzt in das klare Firmament. Jürgens Gaffelsegel war
nicht dabei. Die Fahrzeuge waren überfüllt, auch Frauen waren
baboi — und diese Ruhe! Schliefen denn alle oder war ein Un-
glück geschehen? Aber bei diesem Wetter? Gleichviel, sie erfuhr
Wenigstens von Jürgens. Sie wollte hinübereilen nach der Lan-
dungsstelle, ein unbestimmtes Gefühl 'hielt sie davon ab, das Rät-
selhafte in diesen schweigenden Nachen, das sie belauschen wollte!
Endlich landete man !Koin- Gelächter, Gekicher, wie sonst üb-
lich, wenn Mädchen und Frauen nach srohderlebiem Tag von Wyk
heinckehrlen. Auch kein eiliges HÄmei-len, wir doch' dir' spüle
Stunde gebot. Man wartet offenbar noch ans iemcmd oder et-
was, das erst noch ausgeladen werden mutzte. Die Schalten des
Hügels, aus dem sie stand, sielen über die Gruppe; sie eitle vor,
um deutlicher zu sehen.
(Fortsetzung folgt.)
Beschwerden
über
unregelmäßige Zustellung
der
„Volkszeitung"
melde man der Expedition, Schröderftrags 89«
Telephon 2673.
Soziale Rundschau.
Die Lage des Arbcttsmnrkles. Die Erwerbslos e-nzisser ist mit
der a»hatiend günstigen Entwicklung des Arbtttsnmtttes in stän-
digem Sinke» begriffen.
Das ArveilSzeitgesrtz für die Eisenbahn. Innerhalb der S-pit-
zenorgmMaiionen ist »och immer keine Einigung über ihre Stel-
lungnahme zu dem geplanten Arbeilszeitgesetz sür die Eisenbahn
erzielt worden. Der Termin für die Abgabe einer endgültigen Er«
klämng der Verbände war bereits vor einiger Zeit festgesetzt wor-
den, mußte aber immer wieder vertagt Werden. AM Mittwoch,
den 26. Juli werden nun die Verhandlungen Uber die bisher ge-
troffene Vereinbarung in dieser Frage ausgenommen Werde», so
saß man erwarten kann, daß eine Entscheidung über das Arveits--
zeitgesetz nach der einen oder anderen Richtung hin in absehbarer
Zeit zustande kommen wird.
Die Arveitslosenstatistik in der Schweiz.
Aus Bern wird gemeldet: Die Zahl der gänzlich Arbeitslosen
in der Schweiz betrug im Juni 59 456, von denen 22 356 bei Not-
stanidsaMeiten beschäftigt waren. Unterstützt wurden 23 242 Per-
som». Die Zahl der teilweise Arbeitslosen betrug im Fum 3V 629,
so daß insgesamt 90 088 Personen von der Arbeitslosigkeit betros-
fen wurde». Gegen Ende Juli ist die Zahl uni 10 000, gegen Ende
JE des vergangenen Jahres um rund 40 000 zurttckgegangen.
. .. -
Kommunales.
Gemeindepolttische Zeitfragen.
Gemeindejagden und Pachlschtihordmmg.
Das Ministerium des Innern gibt bekannt, daß »ach Art. 1
8 5 des Gesetzes vom 29. Juni 1922 zur Verlängerung der Pacht-
schutzordmmg auch die Gemeindejagde» unter dieses Gesetz salle».
Tic Gemeinden wären somit in der Lage, evtl. eine Erhöhung der
Pacht auch vor Ablauf des Pachtvertrages zu fordern. Lehnt der
Pächter Vie Erhöhung ab, ist das Pachteiingungsamt anßnrnscu.
Genteindebeamittl-Besoldung
Di-e 'letzte Sitzung des Badischen GemeindeverbanÄks stellte be-
treffs der Besoldung der Gemeindedeamtem folgende Richtlinien
aus:
1. Die Mai und Jnni-Regolnng der Reichsbosolduligsor'dnnng
findet auch auf die Beamten der Gemeinde Anwendung. Die
FraUenzutage wird nur den Vollbeschäftigten' und unter Berück-
sichtigung der geg«bei«n Verhältnisse im einzelnen Falle nur
dann gewährt, wenn die Fran im eigenen «der fremden Betrieb
nicht erwerbstätig ist.
2. Die Selbstversorger erhalten' für den Mona! Mai 30 Proz.
(statt 65 Proz.) und von, Juni an bis aus weiteres 5t) Pro;, des
allgemeinen TcnernngsznschlaRes, der Uebetteuernngszuschlag von
55 Prozent für Mai und von 160 Proz. vom Juni an ans die
ersten lOOhO Mk. (Grn-wdgchatt und Ortszufchwg) wird dagegen'
ganz gewährt. Vollbeschäftigten Gemc-indc-bMinten sollen indessen
in der Regel auch als SeWstvxrssrger sämtliche Zulage» bewilligt
werden'. Als Bollbeschftstigt gelte« nur Beamte mit achtstündiger
Arbeitszeit. Ms Se-lbsiversovgcr werden in der Regel diejenigen!
Beamten angesehen, welche 30 Ar ertragssähige landwirtschaft-
liche Fläche aus den Kopf ihrer unterhaltnugspslichtigeit Familie,
mindestens aber 100 Ar bebauen.
3. Diie Kinderzulagen werden nur den hauptberuflich beschäf-
tigten' Beamten gewählt. Ms hwupl-bernUich beschäftigte Beamten
gelten diejenigen, deren Einkommen vorwiegend aus dem Ge-
meindcdienst besteht.
* '
Dienstkleidung der nniformierten GemeMdebeamtrn. Die Ko-
sten für die Dicnstkleidnng der uniformierte» Gem«ndcbcamtcn
sollen bis aus weiteres in der' Regel zu einem Drittel von der Ge-
meinde und zu zwei Drittel» voll de» bett. Beamten bezahlt wer-
de».
Geldbeschaffung für WohnuugsbauLen.
Karlsruhe, 24. Juli. Wie uns zuverlässig mitgetcili wird,
stehen die meisten Städte und größeren Gemeinden vor Schwicäig-
ksiten in der Geldbeschaffung sür die Wohnnngsbauten. Atstehens-
mittsl im großen Umfang sind bei der gegeuwäriige» Geldk»apsu
»eit nicht zu erhalten. An manchen Orten steht deshalb die Ein-
ste klung der Bauten, trotz der imgehcnettichcu Wohnungsnot, un-
mittelbar bevor, wenn nicht rasche Hilfe kommt.
Die Hilfe kann den Gemeinden nur vom Staat kommen.
Zunächst mutz der Staat den Gemeinden Vorschüsse geben und
dann! sollte der Landtag, dem einstimmigen Anträge der Städte
entsprechend, die Wohnabgabe sofort auf einen Stand bringen,
der die Wetterführung der Baute» ermöglicht. Leider ist der
Reichstag ansein-ander gegangen, ohne durch ein. Reichsgesetz die
Sache einheitlich zu regeln. Das RSichsarbestsmintstcrinnr hat
Wahl bestimmt, daß Land und Gvmcinden ihre Zuschüsse sür die
Wohnung verdoppeln müssen, ohne aber zu fragen, woher das
Gelid kämmt. Wie wir höre», will das Arb-eitsminWeri-mn dem
Landtag »och in dieser Woche einen entsprechenden Gesetzentwurf
vorlege». Die Länder sind berechtigt, die Wohnavgave zu erhöhen,
ohne Rücksicht ans die vom Reich. festgesetzten Mindestsätze. Land-
tag und Negierung würden eine schwere Berantworinng auf sich
laden, wenn sie nicht von diesem Recht Gebrauch machen würden.
Allerdings haben auch die Städte und Gemeindeverbünde sür sich
allein das Recht zum Vorgehen. Aber scholl mit Rücksicht ans die
Lohn- und Geha-ltsverhRtnisse ist es nicht wünschenswett, daß
jede Stadt die Frage für sich allein löst. Es würde auch in de»
Bürgerausschttüen, wo die Vertreter der Einzclintcrcssen noch
mehr An Vordergrund steht als in einem Landesparlament, schwer
sein, die Vorlagen durchzubvingen-, und es würde hefliige Kämpfe
absctzen. Noch schwieriger ist das Vorgehen in den Wabunngs-
verbänden. Deshalb geht der dringende Ruf an den Landtag, den
Städten und Gemeinden zu helfen.
Gerrieindesmanzerr.
Vortrag des Oberbürgermeisters Dr. Küster
auf der Mitgliederversammlung des Bad. Stiidteverbandes
am 24. Mai 1922 in Mannheim.
Vik.
Finanz- und Steuerfrage»
(Forischung)
Mit dem Deuischen Städtetag müssen wir an der grundsätz-
lichen Berechtigung, Struerznfchläge auch auf die Einlommen zn
lagen, sesthalten. Einen anderen wirtlich brauchbaren Steuer-
träger als das Einkommen gibt cs nicht; die sonstigen Stenern
sind Behelfe und Ergänzungen, die Erlragsstenern- Beiträge zu
besonderen Lasten. Auf die Vermögenssteuer, die das fundierte
Einkommen wisst, haben die Städte ohnehin verzichtet, grundsätz-
lich allerdings zu Unrecht. Solange nicht die Einkommensteuer
Einnahmen und Ausgaben ausgleicht, wird nie wirkliche Ordnung
de» Gemeiiidefinanzen wiedergcgcben; die Steuergerechtigkeit wird
immer leiden unter den bitteren Notwendigkeiten des Augen-
blickes.
Unter den Znsatzsteuern müssen die Answandssteucrn ein«
besondere Rolle spielen und hierbei wiederum
die Verbrauchssteuern.
Die Wiederkehr von Abgaben aus den notwendigen Lebensbedarf,
also ans Fleisch, Brot, Kartoffel»', wird niemand wünschen. Die
„Energiestsuer", d. h. die Abgabe auf den Wert der Kraft, Weiche
die menschliche Arbeit ersetzt oder verstärkt (schwärze und Weiße
Kohle) ist noch nicht so durchgebildct, als daß eingehender Wer
sie gesprochen Werde» könnte; soweit sie eine Steuer aus Heizung
und Licht für häusliche Zwecke ist, Mrd sie nicht Anklang finden;
im übrigen kann allerdings eine HevanOehrmg derjenigen Eicergie-
erz-eugiing, die neben der gemeindlichen Erzeugung anftritt und sich
dem Gewinnanteil der Gemeinde entzieht, nicht grundsätzlich ab-
gelehnt werden.
Das wichtigste sind aber di«
Getriinkefteuern
aus Bier, Wein, Schaumwein und ähnliche Getränke, Blaum'-veiu,
Vielleicht auch auf Mineralwasser und künstlich bereitete Wasser.
Dazu könne treten eine Verzehrungssteuer auf Kaffee, Tee, Kakao,
Schokolade, vielleicht auch aus Südfrüchte und Leckerbissen. Der
Deutsche Städtetag hat bestimmt formulier» Anträge zum Lan-
dessteuergesetz gestellt, Vas in seiner neuen Fassung die Möglichkeit
der Erhebung solcher Steuern- mit höheren Sätze», als es bisher
nach dem ZollveroinsvertMS von, 1867 möglich war, schaffen soll.
Ueber die Form (Zuschlag oder selbständige Steuer) und die Er-
hebung kann vier nicht Näheres ausgesührt werde». Die Wichtig-
keit solcher Abgaben für den- Gemeindehaushalt ist ohne Wöstens
einleuchtend. Hierher gehört auch die in den Großstädten, besonders
jenen mit starkem Fremdenverkehr sehr verheißungsvolle Steuer
aus die Verzehrung in Wirtschaften „Gaststättensteuer" ge-
nannt. Ursprünglich nur für „LnxnKgaststätM" gedacht (eine Ab-
stufung nach solcher Grundlage besteht in Italien, wo 0,1-10 Proz.
erhoben -werde»), könnte sie nunmehr neben die Reichsumsavsteuer
treten und entweder ohne Staffelung oder mit solcher Zu-
schläge zu dieser Steuer einfü-hre» (von 10—20 Proz. — ö,4
Proz. des Umsatzes); ein solcher Vorschlag wird Wohl in der No-
velle zum Landcsftcn-ergefetz erscheine».
In Würzburg ist Ende April 1922 die von dem Deutschen
Städietag ebenfalls erstrebte
Erhöhung der Umsatzsteuer
Von 2 aus 2>L Proz. zwischen den Finanzministern der Länder
und dem Reichsjinanzministcrinm vereinbart worden. Damit ist
sie freilich so wenig wie mancher andere Teil der dortige» Vcrciw
balungen- gesichert. Der Reichstag hat ja vor kurzem erst die Er-
höhung ans 2 Proz. beschlossen; ob er geneigt -ist, den Verbrauch
mit einem weiteren Proz. zu belasten, wird sich zeige». Die
Erhöhung sollte aber nicht zugunsten der Länder und Gemeinden,
sondern nur der Gemeinden erfolge»'. Die jetzige Beteiligung der
Gemeinde» mit einem Zwanzigstel ist ja sehr niedrig und wird
nicht dem Anspruch gerecht, -en der örtliche Verband, die ört-
liche Gesamlheit der Schassenden und Verbrauchende», die so
recht die Voraussetzungen des Absatzes und des Verbrauches be-
gründet hm, erheben darf. Das „Land", -esse» Or-gmäsnms viel
weniger wichtig ist sür Erzeugung und Absatz, ist jetzt stärker als
die Gemeinde berücksichtigt (mit ein Zc-Hntcl). Die Unrsatzsten?
patzt sich der Geldentwertung unmittelbar an; sie liefert fortgesetzt
Erträge; aus diesem Grunde wäre sie für die Gemeinden von
besonderer Wichtigkeit. Aus manches Keine Gesät! Würtz«
Verzichtet werden können, wenn- diese Quelle ergiebiger flösse.
An der Grnnderwerbssteiier
zu 4 Proz. des Wertes hat das Reich einen Anteil von 1)<> Proz.
Nach den Würzburger Verhandlungen würde das Reich aus diese»
Anteil verzichten. Bisher halte beispielsweise die Gemeinde
Mamcheim Proz. erhalten und einen Zuschlag von 2 Pro;, er-
hoben, so daß cs von der Gesamtauflage von 6 Proz. für sich süns
Zwölftel (2-2 Proz.) besaß. Der Deutsche Städtetag beansprucht
auch hier, wo örtliche Werte, gewonnen wiederum ans der Ge-
meinschaft -er Gemeindeau-gchöri-gen, eine so große Nolle spie-
!e», UcLcvweifnng des ganzen Betrages. Wir müsse» uns dem
an'schlietzen. Tas Erträgnis wird ein schwankendes sein. Im
Augenblick würden in Mannheim, wenn der ganze bisherige
Rcichsanteil der Gemeinde zuflösse, 2ZJ Millionen Mark erwartet.
. Der Deutsche Städtetag Hal bei der Reichsregiernng beantragt,
den Gemeinden die Staffelung des Zuschlages zur
ReichSznwachsstcner
und der Belastung des Wertzuwachses bis zum Höchstbetrag von
5Ü Proz. (bisher 30 Proz.) zu erstatte». Das Badische Finanz-
ministerium hat diesen Antrag im März 1922 befürwortet und
Witt das Ergebnis abwarten, ehe cs der weiteren Anregung einer
landesgefetzlichen- Regelung nühcrtritt. In anderen Bundesstaa-
ten sind dir Zuschläge nicht in der rohen Form der Verdoppelung
des Gemcindcanteiles (innerhalb obigen Höchstbclrages) notwen-
dig. Sollte Vic Erhöhung c-intrcte», so würden die Gemeinden
eine» wiederum sehr schwankenden Mehrbetrag erhalten, dessen
Höhe natürlich von örtlichen Verhältnissen abhängt. Grimdiätz-
iieh würde ja die ganze Znwachsstcner aus Grundstücke der Ge-
meinde gehören.
Das Reich ist bereit, ans das Erträgnis seiner Krastsahrr.'M«
ste-ncr zn verzichicn, sobald in den Ländern F äh r z e u g st e n e r b
emgeführt sind, die den Wegmttcrhaltnngspflichlen zusallcn. Man
wird hoffen dürfen, daß auch Baden diese V-ervsliKtnng aksbrM
erfüllt nutz daß damit ein Teil der Wegebauiast gedeckt wird; str
Mannheim würde bei den gegenwärtigen Verhältnissen ungcsähk
ein Dreißigstel der einschlägigen Ausgaben gedeckt sein.
Die Fremdenstrner,
die vielleicht auch als eine Art Zweckstcner gellen darf, könnte er-
giebiger gestaltet werden, wenn unser Land sür Stenerordnungen
die Gcnehmignng in Aussicht stellt, die eine Erhöhung (Vcrdovpc-
lunig) der gewöhnlichen Sätze bei solchen Fremden vorschen, die
nicht in Deutschland wobnen. Es wäre dann möglich, die Lätze
für -re EintzeiM'ischen nicht »och Weiler zn. erhöhen; der Anfall
Würde je nach dem Fremdenverkehr und dessen Herkunft seh: vc-
irächMch sein (vgl. Baden-Baden!). In BgKerit ist diese Rege-
lung anerkannt worden.
...... —--
AW tzer UMWWWW.
Ein Sieg der Freie» Gewerkschaften.
UMcrtürkheim, 24. Juli. Bei den BerMbsratswählen in den
Daimler Wetten erreichten die. Freie» Gewerkschaften mit 2181
Stimmen 13 Sitze, die Hirfch-Dttnckcrschcn Gcwcrkvcrcine mit 3-16
Stimmen zwei Sitze und die Christlichen Gewerkschaften mit 292
Stimme» einen Sitz.
Briefkasten.
Mehrere Abonnenten. Anonyme Anfragen beantworten! Wik
nicht.
G. H. stl Bammenlnl. Ter Hans-Herr ist nicht berechtigt, die
Leitung abzunehmen, ««bald sie bei der Mietung der Wohnung
vorhanden war. <
I. Sch., hier. J-bre Beschwerde haben wir unserer Biirger-
ausschutzfrakiwn zur Acntzerung übergeben. Mit der Revolutton
in „Solo" wollen Sic sich noch etwas gednldcn.
Freier Wassersportverein 1919. Jeden Moniag (Jugendliche) und
Donnerstag (Erwachsene) Ucbungsstnude im slädk. Hallenbad
von 1^7—8 Uhr. Dorl-seldst werden Neuanmeidmigen entgegen-
genommen.
VersammrungskalSNder.
Leimen. Mittwoch, den 26. d. M., abends halb 9 Uhr im Gast-
haus zum „Nößle": MitgUiderVettamminng. Wichtigkeit -er
Tagesordnung halber ist vollzähliges Erscheinen dringend not-
wendig.
Eberbach. Donnerstag, 27. Juni, abends 8 Uhr im „Krabbenstein":
Mitgliederversammlung. Tagesovdmmg: ,Dns
Göriitzer Parteiprogramm" (2. Teil). Res.: Gen. Ain an».
Eppelheim. Donnerstag, 27. Juli, abends 8 Uhr, in der „Rose":
Volksversammlung. Referent: Gen Dr. Kraus.
Stadtihealer-Spielplan.
Mittwoch, 26. Juli, a. M.: „Das Dreimäderl-Haus", Gastspiel des
Kammersängers Dr. Paul Kuhn von der Sraatsoper in Wien.
Anfang 8 Uhr.
Donnerstag, 27. Juli, a. M.: „Alt-Heidelberg". Ehrenabend M
Josef Stumpf anläßlich seines 45jährigen Bühnenjubiläums.
Anfang 8 Uhr.
Freitag, 28. Juli, in Miete: „Der Troubadour". Anfang 8 Uhr,
Samstag, 29. Juli, a. M.: „Börsensiebcr". Anfang 8 Uhr.