Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

DOI chapter:
Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48727#0361
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Heidelberg, Freitag, den 27. Juli 1S23

Nr. 175

vezugrprei«: Monatlich einschlietzi.
TraaerlohnMk.NlM.—. Anzeigen-
tarife : Die r'.nfpalt. Petitzeile oder
deren Raum M mm breit) Mk.LMg,
iilr Auswärtige Mk. SSM. Reklame-
znzeigen (7« mm breit) Mk. «MV, für
Auswärtige Mk.SMO. Bet Wieder-
holungen Nachlaß nach Tarif,

Wer-SkliiM M «r «MM« «MllerW dn WlideM Meld«,. MM, Swdei». VW,«. Merda». M§m, NoSn. Mkvilew, Arbne. r»>chEqq,Mi. ME»
WMMWSSSSS»
5. Jahrgang

» 7 V M
k MUMM
WM V G GV VVWG WSLÄS


Gegen kommunistische
Volksverhetzung.
Wen» auch die weitesten Schichten des deutschen
Volkes alle Ursachen haben, mit der Bankerottswtrt-
ichaft des volksparteil ich en Kabinetts
Cuno mehr als unzufrieden zu sein, so ist das
deutsche Volk doch einsichtig genug, den Lockun-
Sen der Kommunisten, di« nur Wasser
auf die Mühlen der D e u ts chv S l ki schen
sind, zu widerstehen. Man wird daher die Kommn-
uisten am nächsten Sonntag hübsch allein lassen.
Jin übrigen aber ergeht die dringende Aufforderung
an die Reichsregierung, endlich eine Politik einzu-
schlagen, die dem hungernden Volke einigermaßen
Besserung geben. Denn mag man zu den Dingen
liehen, wie man will: So wie jetzt, kann es nicht
wehr lange weil ergeh en.
Kommunistische Demagogie.
Unter diesem Titel schreibt der „Badisch«
Staatsanzeiger":
Die kommunistische Presse Peitscht seit
einigen Wochen wieder die Arbeiter in einer nner-
hörten Weise auf. Man will die Volksseele
wls Kochen bringen, damit die kommunistische
Par! ei suppe zum Essen reif wird. Am 2 9. Juli,
a>so am k o mm c n d e n S o n n t a g, soll eine Ge -
ü e r a l m u st eru n g der kämpfenden Schaar ge-
i'alten werden. Die Generalmusteruug soll angeb-
t'ch ein Auftakt zum Kampf gegen die Faszisten sein.
7>n diesen Vorwand zugkräftig zu gestalten, bemüht
'ich die kommunistische Presse, die FasMengefahr
Ws besonders groß hinzustellen, sie tut, als ob über
-tacht der Rechtsputsch losbreche. In der Tat kann
WM bestritten werden, daß es auch in Baden
roh Organisationsverbots Nationalsoziali-
st e n gibt, welche gelegentlich auf Turn- oder Sport-
lesten bemerkbar sind. Auch ist richtig, daß Teue -
' u ngundNot, insbesondere in den Kreisen kauf-
stanntscher Angestellten oder ehemaliger Kommu-
wsten den Sinn für eine Juden Hetze gestärkt
i behaupten, diese Bewegung drehe dem
s «lagt fortgesetzt eine Nase und sei eben dabei, ihm
aus dem Sattel zu werfen, um die Monarchie aufs
-teue zu etablieren, das geht entschieden zuweit.
. 7^r im der rcchtsbolschewistischen Bewegung orien-
' trt ist, steht die Dinge ruhig an.
Das Geheul über die Faszisten entspringt manch-
ual dem natürlichen Empfinden eines Schwäch-
' 'ngs. Immer wenn ein Mensch seiner Sache
' , !cht sicher ist, wenn er sich für die Sache zu schwach
''ult zu einer Verteidigung oder zu feig zum An-
wtff, dann verlegt er sich auss Klagen und Weinen
«er die böse Welt und die schlechten Menschen. Aus
chlcher Mentalität heraus suchen die Kommunisten
Baden mühsam das Material zusammen, um
wer staunenden Mitwelt zu erzählen, wie sehr die
Kommunisten in der Rolle der Verteidigung des
Vaterlandes tätig sind. Dt« Kommunisten, die den
Sowjetstaat anstreben, als Verteidiger
Republik
Wenn etwa die Kommunisten glauben, sich über
o« Gesetz und über Anordnungen der Regierung
^Nwcgsetzen zu körmen, so werden sie für die
folgen einzustehen haben, wobei recht sehr zu
Müschen wäre, daß es gelänge, di« Dr ah tz ie h er
/'^»stellen, anstatt immer wieder die Verführten,
bei solchen Gelegenheiten ins Unglück kommen,
' 'u<e die eigentlichen Ursachen zu wissen.
Jedenfalls sind sich dis Verantwortlichen
Staatsbehörden ihrer Aufgabe be-
« ß t, und sie werden ohne Rücksicht auf das üb-
7^ Geschrei ihre Schuldigkeit tun. In welchem
^aße das zu geschehen hat, richtet sich ganz nach den
Glichen Verhältnissen und ganz nach dem Ver-
wieg der Demonstranten.
Felddienftübung der Faschisten
. D« kommunistische „Arbeiterzeitung" bringt un-
Juli d. I. eine Meldung, nach welcher auf
'' »Liedolsheimer Gelände" eine kriegs-
Üb, Compagnie Faszisten eine Felddienst-
>>: »s" 6 abgehalten haben soll, die Ausrüstung hätte
den ^""Pistolen und Gewehren Modell 98 bestan-
- Hierzu schreibt die „Karlsr. Ztg.":
^ied , ?st z» bemerken, daß der Turnverein von
z„r wsheim am letzten Sonntag in der Tat einige
Ban7 o na lso z i al ist is ch e n Partei in
.W »wst ^blende, in Karlsruhe wohnende Leute
gehabt hat. Unter dem Vorantragen der
fqz-h "ssahne und einer Fahne in den alten Reichs-
bsttz iog der Turnverein durch mehrere Straßen
ah, ?'dli dann in seinem Lokal eine Versammlung
Blirak w^ther die üblichen nationalsozialistischen
tittia '»st ^^"'ttcht wurde». Zu dieser politischen Be-
"bhm. 'stw der Verein infolge einer Fühlung-
einzelner seiner Mitglieder auf dem Mün-
iche, m Turnfest Mit den Führern der baheri-
dhxr wiionalsozialisten. Die Veranstaltung war
tzttz »krV^Etlich überwacht, die auswärti-
" mv,»^^st" der Versammlung und die Red-
d ..,7^ Schluß der Versammlung außer-
ksttas! verhaftet. Die Stoatsanwalt-
dte Hafihefchlc aufrecht erhalten und das

strafrechtliche Verfahren wegen Organisierung eines
verbotenen Vereins eröffnet. Eine Bewaffnung Mit
Schußwaffen lag näht vor.
Angesichts des Umstandes, daß die .Arbeiter-
zeitung" immer wieder zur Bildung von Hundert-
schaften auffoiidert, die gesetzlich einfach nicht erlaubt
Werden können, steht sich übrigens die badische Re-
gierung genötigt, durch den Generalstaatsanwalt die
Frage prüfen zu lassen, inwieweit derartigen
Treibereien noch länger ruhig zugesehen werden
kann. Die Kommunisten werden hierauf zwar wie-
der das übliche Geschrei über das ihnen angeblich
zugefügte Unrecht erheben. Wer sich aber fortwäh-
rend in Provokationen schlttmnster Art und in de-
magogischer Hetze ergeht, mutz sich auf einen Wider-
stand hiergegen gefaßt machen."

Berlin, 26. JE Die „Rote Fahne" fordert
trotz Verbots zum Antifaszisteutag auf. Die preutz.
Regierung erklärt nun: „Gegen Versuche, ungeachtet
des Verbots Versammlungen unter freiem Himmel
oder Umzüge zu veranstalten, ist mit allen
Machtiwj.tleln rücksichtslos einzuschretten."
M 1inchc n, 26. Juli. (Erg. Bericht.) Das Mi-
nisterium des Innern hat jede Art von Kundgebung
an dem von den Kommunisten zum Antifaszisteutag
erklärten 29. Juli verboten.
Hamburg, 26. Juli. Wie die staatliche Presse-
stelle mittelst, hat der Senat zum Schutz der öffent-
lichen Sicherheit und Ordnung gemäß Artikel 48 der
Reichsverfassung sämtliche für Sonntag im Ham-
burger Staatsgebiet geplanten öffentlichen Kund-
gebungen, insbesondere Demonstrationen und Ver-
sammlungen jeder Art verboten.
Zum Frankfurter Mord.
Frankfurt«. M, 26. Juli. Die unausgesetz-
ten Bemühungen der Behörden, die Täter zu er-
mitteln, die den Staatsanwalt Dr. Haas ermor-
d e t Haben, nehmen guten Fortgang. Heute wurden
vier Personen festgenommen, die als Haiupttüter in
Betracht kommen. Unter den Verhafteten befindet
sich auch ein ehemaliger Hilfspolizist, der
schon zugegeben hat, daß er am Zuge teilgenommen
bat. Es ist der Staatsanwaltschaft ein anony-
mes Schreiben zngegangen, in dem es heißt,
daß in Bälde noch drei wettere Stau sL-,
anwältc, die mit Namen genannt werden, alb-
geschlachtet werden würden.
Die Voraussetzungen
der Gegenrevolution.
* Heidelberg, 27. Juli.
Die gegenrevolutionären Elemente
jubeln. Die Folgen der durch ihre Politik erwirk-
ten Ruhrbesetzuug machen sich in furchtbarer Weise
bemerkbar. Hunger und Not gehen um. Uirruhen
drängen sich leise zischelnd empor. So recht das
Fahrwasser, dem ruhigen Bürger gruselig zu machen,
tun für die „alten Zustände" zu begeistern. Der be-
dauerliche Mord an Staatsanwalt Haas gelegent-
lich der Frankfurter Unruhen ist der reaktionären
Meute ein gesundes Fressen, um den Ruf nach dem
„starken Mann" erschallen zu lassen und jeden Ar-
bctteraufstieg im Keime zu ersticken. Der Frankfur-
ter Mord genügt der Reaktion jedoch nicht. Um
„intervenieren" zu können, muß mehr passiert sein.
Deshalb ist der Reaktion der „Antisasztstentag" der
Kommunisten ein sehr günstiges Geschenk in der Er-
wartung, daß er ihnen weiteres Material liefert.
Jeder vernünftige Republikaner und Parteigenosse
bleibt daher dem Kommunistenrummel vom nächsten
Sonntag fern. Denn so unzufrieden wir alle mit
Recht über die heutigen — unhaltbar gewordenen
— Zustände sind, mit derartigen Dingen wird nichts
geändert und nur der Reaktion Wasser aus die
Mühlen geleitet. Hierfür liefert Italien einen
treffenden Beweis. In einem Artikel „Lerntvon
Ro m!" setzt Genosse Modigliani- Rom die Ur-
sachen des Sieges von Mussolini auseinander, wo-
bei er erklärt:
Die Kraft des italienischen Sozia-
lismus reichte missdestens aus für eine Politik
der Befestigung der Freiheiten, der
demokratischen Erneuerung des Staates, der Ver>-
ankerung und des Ausbaues der sozialen
Gesetzgebung: sie reichte mindestens aus, um
in der auswärtigen Politik alle internatio-
nalen Anstrengungen gegen die falschen
sogenannten Friedensverträge zu unterstützen.
Aber all das war nicht „revolutionär"
genug. Es wurde als „Reformismus"
verschrien und verworfen. Ja, noch mehr: dieses
abgelehnte Programm wurde verleumdet und
alle „guten Genossen" vom maxynalistischen Flügel
nahmen für bare Münze alle Verdrehungen und
Torheiten, die von den bürgerlichen Gegnern des
Sozialismus gegen diejenigen Führer erfunden
und verbreitet wurden, die öffentlich für eine
„rechtssozialistssche" Politik eintraten. So bah
auch hierin die Extremisten des Sozta-
l Ismus, wenn auch ohne eS zu wollen, in dl«
Hände der Extremisten der Reaktion ar-
beiten; sie waren ihnen dabei behilflich, joden Ver-
such zu verhindern, die Forderungen und den
Kampfgeist der Massen in die Bahn eines großen
Versuches demokratischer, sozialer und Pazifisti-
scher also im wahrsten Sinne des Wortes:

sozialistischer — Erneuerung zu lenken. Wohl hat
fikan — sogar auf maximaltstischen Kongressen —
seither, jedoch zu spät, erkannt, daß bei einer
^rechtssozialistischen" Politik schon das Signal
zum Angriff bereits den Sieg bedeutet haben
würde. Aber die sozialistischen Heeresmasfen
kämpften auf einer anderen Front. . . . Oder viel-
mehr: sie warteten darauf, daß der marimalistische
Generalstab seinen großen Sowjet plan fer-
tigstelle! Und sie warten heute noch darauf. . . .
Denn auf einmal bekamen es die italienischen
Kapitalisten mit der Angst zu tun, angefan-
gen mit den Agrariern Norditaltens und der Tos-
cana, und gingen zum Gegenangriff über.
Der Faszismus war und ist also nichts anderes
als der Auf st and dcsitalientschen Ka-
pitalismus gegen eine Revolution
di« nicht erfolgte, und gegen ein demo-
kratisches Durchdringen des Prole-
tariats, das dagegen sehr wohl hätte erfolgen
könne».
Das ist in klassischer Klarheit die Aufhellung
der surchtbaren Gefahr, in die sich das Pro-
letariat begibt, wenn es aus Neigung zum Extrem
von links die Extreme von rechts zur Herrschaft
kommen läßt. Denn auf nichts anderes als auf
einen Sieg der Faszisten würde es auch in Deutsch-
land hinauslausen, wenn die deutsch« Arbeiterklasse
tölpelhaft genug wäre, den Ratschlägen der Kommu-
nisten zu folgen. Sie sind nichts anderes als die
Voraussetzungen der Gegenrevolution.

Die Lage im Reich.
Reichrtagstagung.
Ueberuächste Woche Zusammentritt.
Der Dollar hat an den Auslandsbörsen bereits
den Stand von 700 000 überschritten; die Teuerung,
di« so verheerend die Kaufkraft der Arbeiterschaft
mitgenommen hat, droht von dieser Seite einen
Anirieb zu erhalten. Und zu alledem gesellt sich das
Gespenst der Lebens mittelknappheit, die
teilweise bereits verhindert, daß man für die mit
Nullen reich gezierte» Geldscheine der Reichsbank
den wichtigsten Bedarf kaufen kann.
In dieser furchtbaren Situation hat sich die
Reichsregierung endlich gemeinsam mit dem Reichs-
tagsprLsident«» Löbe entschlossen, den Reichstag i in
Laufe des Monats August, und zwar aus
übernächste Woche einzuberufen. Der Tag läßt sich
noch nicht genau bestimmen, weil die gesetzgeberi-
schen Maßnahmen, die zum Schutze der Wäh-
rung geplant sind, in dieser Woche erst das Rcichs-
kabtnett und den Reichsrat passieren müssen, ehe sie
für den Reichstag beratungsreif werden. Mit die-
ser Beratung wird sich dann selbstverständlich auch
ein« politische Aussprache über die äußere und
innere Lage verbinden.
So sehr diese Einberufung begrüßenswert und
notwendig ist, sowenig wird sie einen Erfolg
bringen, wenn nicht rasche gesetzgeberische
Maßnahmen Hand in Hand gehen. Die Ge-
duld des Volkes erträgt kein Zuwarten mehr.
Kleine Stücke bei Goldanleihe.
Berlin, 26. Juli. Es verlautet, daß das
Reichsfinanzministerium in seiner Vorlage Uber dre
Go ldan leihe den ursprünglich vorgesehenen
festen Satz der kleinsten Stücke von 5 Dollar
auf 2 Dollar umgewandelt hat. Im ganzen soll die
Anleihe 106 Millionen Go.dmark betragen, wovon
zunächst im August eine Serie von 25—26 Millionen
aufgelegt werden soll.
Kohlenimporteure und Marksturz.
London, 26. Juli. Di« „Times" beschäftigen
sich heute ausführlich mit den sensationellen Vor-
gängen an der Londoner Börse, die zum neuen Tief-
stand der Mark gefühlt haben. Das Blatt teilt mit,
daß die Londoner Bankier erk irrten, daß die Mark-
verkäufe von kleinen hiesig:» Makler» im Auftrag
Amsterdamer Agent:» deutscher Kohlenimporteure
vorgenommen worden sind, um, koste es, was es
wolle, sich jetzt mit Pfunds eimzudecken, die zur
Zahlung der im Herbst erforderlichen Kohleneinfuhr
ans England dienen sollen.
Angesichts der Tatsache, daß die. Dollarparität
heute in Newport 760000 Alk. war, ist dieser Vor-
gang sehr beachtlich.
Eine Verleumdung Eisners.
München, 24. JE (Eig. Bericht.) Die so-
zialdemokratische Interpellation über das Ergebnis
des Hochverratsprozessrs Fuchs Machhaus, vor
Mein die Kompromiittierung sogenmmter vaterlän-
discher Persönlichkeiten, wie Rupprecht von Wittels-
bach u. a., hat in den Kreisen der Bayerischen
Volk Spartet eine außerordentliche Erregung
hervorgerufen. Selbst die „Augsburger P o st-
Iet tun«", «die sich seit langem bemüht, die Poli-
tik ihrer Partei der bösartigen Hetze zu entkleiden
und die überhaupt eine Brücke hinüber zum Rctchs-
zentkum sei» Wik, begibt sich — freiwillig oder auf
Befehl — aller Sachlichkeit, wenn sie schreibt:

„Di» Sozialdemokratie hat überhaupt ket
Recht sich über Verrat moralisch zu entrüste!
Ihr Pathos ist tMmer hohl und falsch. Fast 5
Jahre lang hat sie die ihr nachlausenden Masse
mit Verrat gespeist und sie systematisch zu Vern
erzogen, zu Verrat alles dessen, Inas geheim, deck
Einzelne» heilig und dem Vaterland Wirtnit
war. Das ganze Spitzelt»»,, das heute uns»
öffentliches Leben so vergiftet und unser Staats
Wesen korrumpiert, ist das ureigenste Wert der So
zialdemokratte und den Verrätersiveckcu entspru»
gen."
UNS dann scheut sich das Blatt nicht, die V o r«
bereit ungen Eisners für die Revolutwi
1918 (Eisner war bekanntlich bis Ende SePlembn
1918 eingekerkert) mit dem ehrlosen Hochverrat del
Fuchs zu vergleichen, indem es schreibt:
„Herr Auer möge doch einmal uachsorschet
lassen, wie viel Hundert Millto ne „Gold
mark Eisner vom Ende September bis zu»
Noveniber 1918 in München zur Inszenierung nist
Finanzierung der Revolution ausgegeben hat
Eisners Revoluttonsschatz war, wie jetzt seststeist
so groß, daß er heute nur nach Billionen berechtig
Werde» kann. Hat der wissende Auer davon num!
gewußt? Er müßte das wissen, woher die iur
geheuren Summen Eisners kamen, wer die Geld
einpsäuger waren. Er kann vielleicht auch sage»
ob gar kein sozialistischer Führer oder späteres
Minister etwas von den Geldquelle» und dei
Geld au sg aber, Eisners gemerkt hat. Hat aut
die sozialdemokratische Parteileitung München!
gar nichts davon gemerkt? Woher stammte dm
GM? Aus Deutschland oder aus dem Aus
lauide? Einstweilen nur soviel darüber."
Ein solcher mit Verleumder!jcheir Angriffen ge
spickter politischer Kampf bedeutet selbst iu SZaver»
etwas ungewöhnliches. Wir zweifeln nicht, daß dt'
verschleiert ausgesprochenen Behauptungen von Z'4
ständiger Seite eine unzweideutige Zurück
Weisung erfahren werden. Merkwürdig bcrühis
es im übrigen, daß nachdem bisher doch schon iiSck
drei Jahre seit dem Kapp-Putsch vergangen find
dieses ungeheure Material gegen Eisner und vck
allem gegen die sozialdemokratische Partei erst neue
an Tageslicht gezogen »iw parteipolitisch ausg«
schlachtet werden soll.

Vom besetzten Gebiet.
Umwandlung von Todesurteilen ii
lebenslängliche Zwangsarbeit.
Aachen, 26. Juli. Das belgische Kriegs
gericht verhandelt« in der Bemsuugstirstanz gcge«
dir Deutschen Graf Keller, Ludwig Schulze
Eugen Ringen berg und Kurt Lorbeer, vor
denen die drei erste» Wege» angeblichen Sabotage»
Versuchs zum Tode, der "letzte zu lebenSläugliclres
Zwangsarbeit verurteilt worden waren. In de>
Vschandlung, di« nahezu sechs Stunden dauert«
wurde das Urteil gegen Keller, Schulze und Ringel»
berg in lebenslängliche Zwangsarbeit
bei Lorbeer in zwanzigjährige Zwangs«
arbeit umgewandeft.
Aufhebung der Verkehrsfperre im
badischen Besetzungsgebiet.
Karlsruhe, 26. Juli. Im Maxauer un»
im Offenburger Gebiet ist die vor kurzes
von den Franzosen verbüngie VerkehrSsperre Wiede»
aufgehoben worden, die Persoivenziige verkehre«
wieder bis Ortenverg. Aiuh die Ludwigs»
Hafener Brücke ist wie alle Uebergängc Wiede»
gangbar.
Frankfurt, 26. Juli. Wie mitgeteilt wird,
steht die Grenze zwischen besetztem und unbesetzteit
Gebiet nur tagsüber offen. Von 8 Uh,
ab ends bis 5 Mir mögens bleibt sie'gesperrt.
- ,
Mannheim, 26. Juli. Gestern haben dtt
Franzosen mit dem Abtransport der Nutz'
Holzvorräte der Badischen Anilin- unil
Sodafabrik in Ludwigshafen begonnen. Es
handelt sich um geschnittenes Holz, das von der Ani«
lin- und Sodafabrik für Bauten bestimmt War. Del
Wert des Holzes geht in die Milliarden.
Werdcn, 26. Juli. Vom französische» Kriegs»
gcricht wurde der Stüde»i und Oberleutnant des
Reserve Aarhus, der vor mehreren Wochen aus dent
Zuchthaus entwichen war, in Abwesenheit wcgcst
angeblicher Spionage zum Tode verurteilt.

Internationale Lage.
Frankreichs Verschleppungstaktik.
London, 26. Juli. Der französischen Taktik,
die offensichtlich auf Verschleppung avzielh
dürste entsprechen, was der Pariser Berichterstatter
der „Times" als die in Paris herrschende Aust
fassung bezeichnet: Für Deutschland vtcibe nur dit
Wahl: Kapitulation oder Zu-ammcn'
bruch Auch im Hinblick auf die Ausstchien einet
belgischen Vermittelung sind die Erwart
tungen neuerdings gedämpft. Man wiro dnrct
Paris etwas unliebsam daran crinnert, daß Bel»
gten in den wichtigen Vorfragen, n'ttiili^
bezüglich des passiven Widerstand-s un» dci OKU«
patton des Ruhrbezirks, durch hie früheren veigisch«
 
Annotationen