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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
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französischen Ab-macmingen geSunven lei uno
trotz dein dringenden Bedürfnis Belgiens nach bal-
digem Frieden davon nicht los komme. Gröbere
Freiheit hat Belga.» dagegen nach gewisser Meinung
gegenüber den späteren sachlichen Reparations-
fragen.
Peinliche Fragen.
Paris, 26. Infi. Die „HumaniE verö-fentltcht
tm fetten Druck die folgenden Zeilen: Vor einiger
Zeit wurde die Stadt Limburg besetzt. Ist Herr de
Bendel nicht in der Lage, den Grund für diese mili-
tärische Operation anzugeben? Man versichert, daß
die Städte Dillenburg und Weilburg und eine Grube
bei Siegen demnächst besetzt werden sollen. Könnte
Herr de Bendel nicht sagen, inwiefern diese Opera-
tion von Interesse ist und ob es sich um ein öffent-
liches oder em privates Interesse handelt? Ist Herr
de Bendel nicht davon unterrichtet, daß ein Teil der
Aktien der im besetzten Gebiet gelegenen Krupp
merke kürzlich Gegenstand einer Besitzeslivertragung
waren? Die öffentliche Meinung wird zweifellos
wünschen, daß diese Fragen, welche die wichtigsten
Probleme berühren, prompt beantwortet werden.
Getrennte Antworten Frankreichs
und Belgiens.
Paris, 26. Juli. Der belgische Gesandte teilte
Poincarö die Auffassung seiner Regierung mit. Als
bedeutendstes Ergebnis des Tages darf festgestellt
werden, daß Frankreich und Belgien, wie
die heutigen Morgenblätter einstimmig glauben, ge-
trennte Antworten nach London schicken
werden. Im übrigen habe ein Vergleich der beiden
Standpunkte gezeigt, das; zwischen Paris und Brüs
sel bereits eine grundsätzliche U eberein-
stimmun g bestehe.
Die französisch-belgische Antwort serttggestcllt.
Paris, 27. Füll. (Letztes Telegr.) Einer Mel-
dung der Havasagentur zufolge ist die französische
und belgische Antwort nach London fertiggcstellt. Es
wird darin Von Deutschland icke Aushebung des pa-s-
'siven Widerstandes verlang!. Die Räumung des
Ruhrgebietes soll nach Maßgabe der deutschen Zah-
lungen erfolgen.

Der badische Landtag im
Jahre 1922 — 23.
II. (Schluß.)
Die politische Einstellung des
Landtags.
- Von A Wcißman n.
Zu eigentlichen politischen Debatten ist cs in der
abgclaufenen Session nicht gekommen. Nur im
Haushalisausschus; und cinigemalc auch im Ncchts-
pflegeauSjchuß machten sich hier und da politische
Nachklänge geltend. — Der Landtag protestierte
feierlich gegen die Besetzung badischen Ge-
bietes durch die Franzosen und gab auch seiner
tiefsten Empörung über Vic brutalen Ausweisungen
und Verhaftungen aus dem Offenburger Bezirk
lebhaften Ausdruck.
Aus dem innenpolitischen Gebiet sühr-
ien meyrersmale Interpellationen der rechtsstehen-
den den Parteien über die verbotenen Regi-
ments fei ein, die Auflösung der Verbote von
,i rtionalsozialistischen oder gesinnungs-
verwandten Vereinen und Verbänden und
sonstige politische Sticheleien der Rechten zu scharfen
Debatten inr Plenum, aber es darf gesagt werden,
das; ihnen em agitatorischer Erfolg fast nie beschie-
den war. Ja, es kamen Interpellationen von ihnen
zur Begründung und Beantwortung, bei welchen
die KoaliliduSParteien nicht einmal in eine Be-
sprechung cintratc». Ausfällig war dabei nur, wie
bei einzelnen Gelegenheiten die D e n t s ch e V o lks-
partei (die früheren badischen Narionalliberaleu)
Pen ganz rechtsstehenden Parteien politische Gefolg-
schaft leistete oder auf eigene Faust gegen die Re-
gierung vorging. Man kann ruhig behaupten, die
Deutsche Voltspariei ist auf dem besten Wege, sich
in Baden zu einer koalitionsfeindlichen Partei zu
entwickeln und Arm tu Arm mit den Deutschnatio-
nalen die badische Regierung und die Mchrheits-

Die Kugel am Fatz.
Roman von Reinhold Ortmann.
(28. Fortsetzung.)
. „Jetzt hat der Spaß ein Ende. Glaubst du, mich
im der Nase ttcrumMren zu können. Mädel? Drü-
jden magst du meir.'.-ovcgen tun was du willst. Jn°-
üerhailb meines FMritbezirkes aber verbitte ich mir
alte Eigenmächtigkeiten und alle kindischen Streiche.
Dio Fra» Mayrhofer MM ebenfalls ins Kranken-
paus gehen oder sich eine bezahlte Pflegerin neh-
men. Dir verbiete ich mit aller Entschiedenheit, dei-
nen Fuß noch einmal über ihre Schwelle zu setzen."
„Das solltest dn nicht tun. — Ich habe es ver-
sprochen. Und-auch du brächest ein einmal Gege-
benes Wort nicht."
„Unsinn! Kinderei! Ein «Versprechen, >das zu
ß-ebe-n du kein Recht hattest,-kann dich nicht binden."
„Ich bin zwanzig Jahre alt, Papa!"
„Und benimmst dich wie eine Fünfzehnjährige.
Daß du mir eines Tages so kommen könntest, hätte
ich allerdings nicht für möglich gehalten."
„Es tut mir auch schrecklich leid. Aber ich kann
Nicht anders. Wenn du etwas ruhiger geworden
-ist, wirst du es gewiß verstehen, daß ich nicht an-
Pers handeln darf."
Röchling stand aus und ging mit aus den Rücken
gelegten Händen ein paarmal durchs Zimmer. Dann
-lieb er vor Gaby stehen. .
„Ich bin kein Freund von dramatischen Auftrit-
ten", sagte er. „Und ich habe nun.genug von der
Geschichte. Du solltest mit deinen zwanzig Jahren
in der Tat alt genug sein, deine Handlungen und
ihre möglichen Folgen selbst abzuwägen. Tn also,
Was du glaubst verantworten zu können. Meine
Meinung kennst du"
Er ließ sich wieder in seinen Schrcibsessel fallen
und griff nach dem Bleistift. Langsam ging Gaby
zur Tür.
„Ich habe nicht das Bewußtsein, etwas Schlech-
tes zu tun, Papa", sagte sie in bescheidenem Ton.
»Mw ich hoffe, du Wirst mir verzeihen."-

Parteien zum Kampfe yeraüszussrdern. Ist, näch-
sten Jahre ist R ei chs t a gs w a h l und da glaubt
man wahrscheinlich, aus dieser Seite bessere politische
Geschäfte machen zu können.
Interessant ist auch der ständig währende Kampf
zwischen dem Zentrum und dem bad»-
schen Landbund.. In den Plenair- »der Rus-
schuß-Sitzungeu pst nran oft geradezu überrascht, mit
welcher Virtuosität es das Zentrum fertig bringt,
seinen gefürchteten Partner auf dem Lande auf die
parlamentarische Anklagebank zu setzen. Sicher ist
die Hälste der polemischen Debatten im Plenum
mit diesen „häuslichen" Auseinandersetzung«« aus-
gefüllt worden; sie wuchsen sich dann regelmäßig zu
einer Streitfrage aus, wer die Landwirtschaft am
besten schütze und für sie das meiste tue, ein Gebüh-
ren, das vorn der Sozialdemokratie gar manchmal
mit den kräftigen Zwischenrufen beantwortet wurde:
Jawohl, für die Landwirtschaft hat

Das mag manchen Leuten innerhalb und außerhalb
des Parlaments nicht Passen, aber sie müssen sich
damit abfinden, zumal ihnen auch Gen. Remmclr
gar keine Gelegenheit gibt oder gegeben hat, an sei-
ner Amtsführung irgend etwas anszusetzen; inr Ge-
genteil, es pst ihm während der neunmonatlichen
DessionSdauer weder von der äußersten Rechten,
noch von der äußersten Linken ernsthafte Opposition
entstanden. — In das badische Unterrichts-
ministerium ist im Herbst vorigen Jahres neu
eingetreten der Professor Dr. Hellpach als Nach-
folger Dr. Hummels; in sein Ressort fielen die hef-
tigen Kämpfe,'welche in der beendeten Session wegen
der bekannten Gewährung von Milliardcn-
Vorschüsscn an die badischen Reli-
gionsgemeinschaften ausgesochten wurden.
Die Sozialoemotratic hat mehrfach der Auffassung
Rannt gegeben, daß diese Darlehen, für welche der
badische Staat dem Reich gegenüber hastet, nicht


An unsere Leser!
Teuerung schreitet unaufhaltsam fort, sie folgt dem Verfall der Mark in
1 immer schnellerem Tempo. Alle Rohstoffe, alle Fertigfabrikate, alle Löhne
und Gehälter müssen dem Zwange unentrinnbarer, wirtschaftlicher Gesetze
folgen. In dem Bewußtsein, den Interessen der Gesamtheit unseres deutschen
Volkes zu dienen, sind die Zeitungen bisher der allgemeinen Preisentwicklung
nur in weitenr Abstand gefolgt und mit ihren Preisen erheblich hinter der not-
wendigen Steigerung zurückgeblieben. Sie hofften auf eine günstigere Entwick-
lung der Dinge. Diese Hoffnung hat betrogen und die Verlage sehen sich jetzt
genötigt, angesichts der rapid steigenden Papierpreise, der unablässig
aufwärts gehenden Kosten für Nachrichtendienst und Redaktion, sowie der ge-
waltigen Mehraufwendungen für Löhne, Gehälter und Vertrieb, die Bezugspreise
ihrer Blätter der Geldentwertung mehr als bisher anzupassen. Schwer ringen
heute alle Zeitungen ohne Ausnahme um ihre Existenz, aber niemals war ihre
Erhaltung aus politischen und wirtschaftlichen Gründen notwendiger als gerade
jetzt. Wir zweifeln nicht, dgß jeder Leser das einsteht und daß er es verstehen
wird, wenn jetzt die Verlage vom Bezieher fordern, was sie haben müssen, wenn
die Zeitungen nicht verkümmern oder ihre Unabhängigkeit gefährden wollen.
Volkszeitung — Heidelberger Tageblatt — Badische Post
Neueste Nachrichten — PfAzer Bote.

m a n w i e d c r Zeit, für die ?! otlage und
vre Beschwerden der Arvetier aber
n icht! Dar Landbund wehrt sich meistens ganz
kräftig gegenüber dem parlamentarischen Druck des
Zentrums, aber es fehlen ihm die geschritten und
rednerisch schlagfertigen Kräfte, über welche die
stärkste Partei des Landtages bekanntlich in reichem

Wieder zurückgezahlt werden: sie wird leider recht
behalten.
Zum Schluß sei noch des Todes zweier hervor-
ragender Mitglieder des badischen Landtages ge-
dacht: des Oberlandesgerichtspräsidenten Dr.
Zehnter vom Zentrum und unseres vor acht Ta-
gen beigesetzten Gen. Georg Strobel. Beide

Die SelbstmordpoliLik des
Mittelstandes.
Zu diesem Thema macht die „Voss. Zill-*
«ende aktuelle Bemerkungen: „
Auf keinem Gebiet läßt sich besser mit Worte
trefflich streiten und aus Worten .ein System °'
reiten als in Bezirken der Fragen des Geld- "
Finanzwesens. Nur wenige wissen damit VesckM '
Und die verbreiten meist noch einen NYMbuS "
die Dinge, als ob es sich um kaum begreifbare Pf.
bleme handelt. Wenigstens für den kann: begreif/
der nicht mindestens den rmttonalökonomischen 2-"
tor erworben hat. Wenn die Ausstrahlungen M
cher Probleme in die Politik hinüberreichen,
ergibt sich ein weites Feld fiir demagogische
ver, die nicht der Aufklärung, sondern der
oder weniger bewußten Irreführung dienen.
dieses MÄnöverfeld werden die SUnd « nbä "
getrieben und der Wert des Volkes preisoegev'M
Insbesondere diejenigen, die man des Wb»st,
cmklägt. Diese Anklage glaubt das sehr ltt'A
denn daß von Tag zn Tag die Preise steigen, .
sichtbar und kaum zu widerlegen. Das Volk n(M^
es am ehesten aus seinem eigenen täglichen
kauf bei den Kleinen wahr, die ihm direkt als
käufer gegenüberireten, und Krawalle von der .
wie sie in Breslau geschehen sind, fordern M.
Opfer zunächst bei denjenigen, die die Waren S
Schau stellen, deren Anschauung allmählich "
großen Massen unerschwinglich wird.
Das Volk merkt wohl, daß sein R-eallohn
weil sein Einkommen hinter dem Steigen
Preise znrückbleibt. Aber das Volk kann E
durchschauen, datz die Preise nur nominell h .
her stich, weil das Mehr an Geld, das der
mann bekommt, weniger wert ist, als das -gerillS^,
Quantum vorher, und weil es noch weniger
sein wird in dem Augenblick, wo der KaufmM
neue Waren kaufen muß. Der Staat, der nichts,.
Willen und nicht die Kraft hat, den Wert des .
des stabil zu halten, derselbe Staat, der sich "'M
allen möglichen Vorwänden der Verpflichtung
zieht, den Kaufmann durch Schaffung einer WM '
beständigen Anlage wenigstens die Mögt'"
kett zu geben, sich vor dem Geldschwund von
Augenblick des Verkaufs seiner Waren bis ZU
Augenblick des Wiedcrein-kausS neuer Waren M
schützen, lädt die Last feiner Verantwortung M
die schwächsten Schultern der Kleinsten, auf M
Mittelstand. Und an dieser wohlweisen Sta".,,,
Politik, die zum Ruin aller Mittelschichten stMz,
muß (einschließlich der Angestellten), beteiligen ' ,
aktiv diejenigen wirtschaftlichen Interessenten, dM,
bezahlte ZeitungÄdemagooen hinterher diese
Mittelschichten znm Kampf gegen die Rcp«t>
auffordern, die für sie nichts tue.

Maße verfügt.
Mit den Demokraten läßt sich im allgemei-
nen im badischen Landtag Politik machen. Ihre
Zaktt beträgt aber nur 7 Abgeordnete; dazu ist be-
kanntlich ihr agitatorisch gewandtestes Mitglied, der
frühere Minister Dr. Hummel, ans der badischen
Regierung ansgeschieden und tritt im Landtag nur
selten oder gar nicht mehr hervor. Wenn sie den
überaus fleißigen und kenntnisreichen Verwaltungs-
juristen Dr. Glöckner nicht in den Ausschüssen sitzen
hätten, sähe es nm ihre Vertretung im Parlament
übel aus.
Die K o m muniste n reden zwar viel, mehr im
Plenum, als in den Ausschüssen, aber ihr parla-
mentarischer Einfluß ist gleich Null. Sie stellen keine
brauchbaren Abünderungsantwäge, arbeiten sich nicht
in die Geschmälerten ein und schlagen auf diese
Weise für die Arbeiterschaft und für alle Bedrückten
des Volkes gar nichts heraus. Wenn ihre Wähler-
schaft wüßte, wie wenig sie ihnen positive Errungen-
schaften zn danken hat, würde sie ihnen bald die
politische Gefolgschaft kündigen. Es muß. eben
immer wieder betont werden, es kommt auf die Ge-
staltung der Gesetze, auf ihren Inhalt und ihre
Auswirkung au, ni-cht auf die Reden, die dabei ge-
halten werden, obgleich sie gewiß oft notwendig und
nützlich sind.
Seit Beginn der letzten Parlamentssession steht
ein Sozialdemokrat als Staatsprä-
sident an der Spitze der badischen Regierung.

Ms der Kommerzienrat einige Stunden später
in seinem Hause erschien, war das erste Wort, das
er an Olga richtete, eine Frage nach Gaby.
„Weißt dn denn nicht, daß sie drüben in der Ko-
lonie ist?" fragte sie verwundert zurück. „Ich
glaubte sie habe mit dir darüber gesprochen. Sie
ließ sich in der Küche einen .Korb mit Essen Her-
richten, Packte etwas Wüsche zusammen und zog tyr
cinfachstLS Hauskleid an. Dann fuhr sie im Auto
fort. Als ich wissen wollte, was das alles bedeutete,
und ob ich sie nicht begleiten solle, erwiderte sie, sie
habe eine Krankenpflege bei einer alleinstehenden
Frau in der Kolonie übernommen, und du seiest
bereits unterrichtet. Meine Begleitung lehnte sie
ab."
„Es ist gut. Ich Weitz allerdings, um was es
sich handelt. AVer meine Zustimmung habe ich nicht
gegeben, und ich ersuche dich, dein Verhalten dem-
entsprechend emzurichten. Solange Gabriel« da
drüben verweilt, ist sie für keinen von uns vorhan-
den. Was nachher zu -göschehen hat, wird sich fin-
den."
Olga war sehr bestürzt.
„Wenn ich das geahnt Hätte, hätte ich Gaby ge-
wiß zugeredet, ans ihr Vorhaben zu verzichten."
„Sie ist kein Kind mehr und muß wissen, was
sie tut. Aber mein Vetter hat recht, wem, er sagt,
datz sie nachgerade ausängt, uns über den Kopf zu
wachsen. Sie scheint zu vergessen, wer sie ist, und
welche Stellung ihr in meinem Hause zukommt."
„O aPPa!"
„Nimm sie nicht in Schutz! Soll ich es etwa
ruhig geschehen lassen, daß sie sich in ihrer Launen-
haftigkeit über alles hinwegsetzt, was uns für schick-
lich gilt? Nein — diesmal bin ich entschlossen, ihr
eine ernste Lehre zu erteilen."
Da eben die Hausdame und bald nach ihr auch
der Präsident mit seinem Sohne eintrat, sagte Olga
nichts mehr. Sie blieb während des Mittagessens
sehr still und versuchte später, als sie ihres Vaters
aus kurz« Zeit habhaft werden tonnte, noch einmal
ans das vorige Gespräch zurückznkommen. Aber der

waren Züerden und große Stützen ihrer Partei und
Zehnter sowohl wie Strobel haben für ihre Partei
in hervorragendem Matze gewirkt und gegenseitig
auch im Landtag manchen Strauß ausgesochten. Sie
hinterlassen beide große Lücken in ihren Reihen, die
nicht so leicht Wieder zu ersetzen sind.

So darf denn die abgclausene Landtagssession
als ein« reck)! arbeitsreiche und auch für Land und
Volk fruchtbare bezeichnet werden. Waren auch grö-
ßere politische Aussprachen nicht zu verzeichnen, so
darf doch festgesteltt werden, daß die Regierung und
hi« Koalttionsmehrheil des badischen Landtages
Harschend bemüht war, dem Ansturm aller
staatsfeindlichen Elemente, den Na-
tionalsozialisten nicht minder Wie den H i t-
ler-Gard ist en, energisch die Stirn zu bieten.
In Baden kommen die Herrschaften
nicht durch ; das mögen sie sich für. immer gesagt
sein lassen. Der Schutz der jungen badischen Repu-
blik ist in guten Händen und die badische Sozial-
demokratie wird zu diesem Zwecke auch immer aus
den, Posten seiet.
Ganz dringend zn wünschen ist allerdings auch,
datz der im Oktober wieder neu zusammeutretende
Landtag dieFranzosennichtmehrtm Of-
fenburg er Bezirk und in den Hafen-
gebieten von Mannheim und Karls-
ruhe vvrsindet.

Kommerzienrat lehnte es kurz ab, sich weiter dar-
über zu äußern.
„Was daraus entstehen mag, hat Gaby sich selber
zuzuschreiben. Von dir aber erwarte ich aus das
bestimmteste, daß dn meinen Willen achtest und vor-
läufig keinen Versuch machst, dich mit ihr in Ver-
bindung zu setzen."
An Arno Günthers Seite ritt Olga durch Len
spätherAstlichen Wald. Es hatte seines eindring-
lichen, saft sbchetldm Zuredens bedurft, um sie heute
zu diesem Spazierritt zu bewegen, denn sie war noch
inmner sehr niedergeschlagen. Gaby war nun schon
seit zwei Tagen fort, und da Röchling mit dem Prä-
sidenten tiber die Angelegenheit gesprochen hatte,
war auch Arm über den Zusammenhang der Dinge
unterrichtet. Er vermied es mit Olga davon zu re-
det,, aber er hatte es bei ihrer schlechte» Stimmung
bisher auch nicht für angczeigt gehalten, ihr mit
dem zu kommen, was ihm mehr als alles anders
amc Herzen lag- Sein Urlaub näherte sich dem Ende,
und die Verlö'bnisfrage mutzte selbstverständlich vor-
her; ins reine gebracht sein. Er rechnete ja nicht im
Ernste mit der Möglichkeit einer Abweisung; aber
er war bet allem Selbstvertrauen doch nicht ganz
frei von einer leichte» Unsicherheit, die ihn, bisher
tn Mugenblicken, die für ein« Erklärung geeignet ge-
wesen wären; schließlich immer wieder die Lippen
verschlossen hatte.
Sv einfach und so durchsichtig, wie er im Anfang
geglaubt, war die Natur dieses Mädchens doch wohl
nicht. Ihre immer gleiche, ruhige Liebenswürdig-
keit, der sich auch bei schärfster Beobachtung nie
etwas Gemachtes oder Gekünsteltes an-merken ließ,
hatte ihn dazu verführt, sic für temperamentlos zu
hallen und von jener nachgiebigen Sanftheit, die in
der Regel nur unbedeutenden Frauen eigen ist. Run
aber wußte er längst, daß sie durchaus nicht unbe-
deutend war, und auch hinsichtlich ihrer Tempera-
mentlosigkeit waren 'ihm des öfteren starke Zweifel
gekommen.
Der Vorfall bei Marions letztem Besuch hatte
ihm zu denken gegeben. Was da in ihren Augen
ausaefiammt war. als sie für den MngMrisfenen ein-

Soziale Rundschau.
Demonstration der Banarbkiter.
Mannheim. Wegen Lohnforderungen
uwnstricrtcn gestern mehrere Tausend Banabbei"
Vor dem „Rosengarten" sprachen mehrere
zu den demonstrierende» Bauarbeitern-. JnMM.,
ist die Lohnregelung erfolgt und die Arbeit st'M
ausgenommen worder^
Die Gehälter der Mannheimer Angestellte"
Die Verhandlungen, die gestern zwischen 'M
Arbeitgeberverband und de» Organisationen
Angestellten geführt wurden, sind gescheitert, da
derung und Angebot zu weit auseinandergD'M
Man einigt sich lediglich daraus, daß an, S«lw
200 Prozent des Jnnigchalts ausgezahlt wesM
Der Schlichtungsallsschuß wird nunmehr §
Schiedsspruch zn fällen haben.
Die neuen Hebamnrengebühren.
Karlsruhe, 26. Juli. Unter AnfhebrE.^k
Verordnung von, 13. Juni werden mit soso"" y
Wirkung die Gebühren fiir die einzelnen D>e"f'^
stuiWen, die die von einer Gemeinde bestellten
amunen neben -dem von der Gemeinde bewWM^
festen Gehalt von den ihre Hilfe in Anspruch
menden anfordern kau», geändert. Danach be>'^f
der Satz für die Besorgung einer Geburt 240-
ZOOM, Ml., bei Zwillingen 300—350 006

trat, hatte sich nur noch sehr wenig von wickMek
Leidenschaftlichkeit unterschieden. Und trotz MO
damaligen- Niederlage, die er nicht allzu ernst "M,
dachte er gerne au -die Neim Szene zurück, diM,ch'
ohne daß sie es ahnte, eine bisher vermißteDl
ihres Wesens enthüllt hatte. Denn es verlaW-mpi'
durchaus nicht nach einer temperamentlosen AM
Er hatte eine viel zn hohe Meinung von sw) > xck
als datz er sich nicht zugetraut Hütte, die Satt" M
Leidenschaft, sofern sie nur überhaupt VE,
waren, in einem weiblichen Herzen zum sia
zu bringen. Und es machte ihm Vergnüg"'!,,iü
jene Stunden seines künftigen Ebelebens ans-s M
len, ün -denen alle Schranken der Konvention S"
sein würden.
Die jetzige Art ihres Verkehrs gewährte '"Pick
leider keine Möglichkeit, Versuche nach diel" M
tung hin aingustelleii. Olga mochte noch w ,7 iE
MG noch so verwandtschaftlich zutraulich s» g-v
plaudern, eine gewisse Grenze der Annüh er»
sic ihn doch niemals überschreiten. Ein
Blick, eine leise und dennoch sehr beredte
wegniW genügten dann, ihm ihr Mißfallen
geben, und er batte es bisher nicht aewam- ,„el>
Warnungen zu übersehen. Ueberbaupt
würdigen Augen! Seit der ersten Stunde
sich- eingcredet, datz er sie gerade um Mer - , n
Augen willen liebe. Und doch waren MM e n
Grunde höchst unbequem. Denn sie sm,,
Gabe, forschend und prüfend zu blicken, sch«
sonst unerschütterliche Selbstsicherheit mwene
recht erheblich ins Wanken gebrachtbar -
Blicke sind das erste, was sie sich also". Er
wird abgewöhnen müssen, Dachte er bann.
dafür, beständig einen kleinen Untersucyu,^e
mit langen Haaren mir gegenüber am
haben.
(Fortsetzung folgt.)

b'
«MS»! „RIHGSA
Nl-stgllnncksn im »ri«kka8ten im Oe1
nreiitzrrulegen. ^litsrbertei' überall S
 
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