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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 151 - Nr. 160 (3. Juli - 13. Juli)
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6. Jahrgang

Heidelberg, Freitag, den 13. Juli 1923

Nr. 160
s.

MM II- lklN Wk.
* Heidelberg, 13. Juli.
Der englische Premier Baldwin hat gestern
endlich seine lang angekündigte Rede vkMten. Sie
Sah uns recht, wenn wir uns von ihrkeinewelt-
°tschütternde Wirkung versprachen, indem
sie sich daraus beschränkt, Englands bisherige
Politik zu unterstreichen. Die Rede Baldwins zeigt,
daß England das Ende des Ruhrkonsltkts,
dem es nie sympathisch gegenüberstand, so schnell
als irgend möglich wünscht — da» es aber
nicht in der Richtung seiner Politik liegt, sich darob
Mit Frankreich zu entzweien. Von Deutschland ver-
langt England die Erfüllung seiner Zahlungs-
verpflichtungen, von Frankreich Einsicht in
're Zahlungs Möglichkeiten Deutschlands.
2b die „nationalaktiven" Kreise Deutschlands end-
lich einsehen, daß jede Unterstützungsberettschaft
EnglanlG die vielverlästerte deutsche „Erfül-
lungs Politik" zur Voraussetzung hat? Ob
Poincare bereit ist, die nicht gerade blumenhaften
Mahnungen Englands zu beherzigen? Vorerst
scheint uns in nüchterner Erfassung der Dinge der
Moment immer noch nicht gekommen zu sein,
der die streitenden Parteien am Verhandlungstisch
vereint. Herr Poincarö möchte zu gern ana-
chronistische Rheinbund Politik treiben und Herr
uno will es mit seinen deutschnationalen Freun-
den nicht verderben. Die notleidendenVolks-
lassen jedoch müssen die Rechnung zahlen. Wie
'unge noch?
*

Die Rede Baldwins.
London, 12. Juli.
Das englische Unterhaus hatte heute einen gro-
»en Tag, Die Rede des Premiers Baldwin zog
^hlreiche diplomatische Kreise an, auch der deutsche
Botschafter war anwesend. In Erwiderung ans
eure Anfrage Macdonalds erklärte Bald-
win:
, In dem Gedanken, eine endgültige Regelung
""deizusühren, und damit kein weiterer unliebsamer
lusschub erfolgt, werden wir uns noch einmal
"tfen aussprechcn in dem Bewusstsein, Ge-
ilosien zu sein, verbunden durch dasselbe Schicksal
wd dieselben Ziel«. Wir sind entschlossen,
ccuischland für den von ihm angerichteten Schaden
'' kp a r a t t o n en leisten zu lassen. Wir haben in
"esex Frage nie geschwankt, und unser Volk wird
varia nie schwanken. Wir gehen sogar einen Schritt
"eiter, indem wir bereit sind,
jedes Mittel anz »wende«.
tun Deutschland »iS zur äußersten Grenze
wer Leistungsfähigkeit zum Zahlen zu zwingen.
Erlangen wir aber von Deutschland mehr, als
>eses zahlen kann, so werden wir unser« Ziele
'emals erreichen.
Europa kann sich niemals erholen, solange
folgenden Fragen nicht gelöst sind:
Zahlung der Reparationen, Ausgleich der
Ntc ralliierten Schnldung und die Be-
' riedigung Europas.
sm, Et diesen Fragen mutz die Welt sich beschäftigen,
gii Frankreich und Belgien um gerechte
N'vrüche bringen zu wollen. Wir haben bereits
sgeführt, fährt Baldwin fort, daß unserer Mei-
« nach -ie Besetzungdes Ruhrgebiets
'^t dazu führen werde, das Maximum
Reparationen für die Alliierten zu erzielen.
Besetzung des Gebietes einer Macht durch
im r ""dere Macht mitten im Frieden ist ein
d a ""ch^eit Grade ungewöhnlicher und be -
(^."orlichcr Vorgang, der so rasch wie rnög-
f^ ehrenhaftes Ende finden mutz. Wir sind
R ^erzeugt, datz die Methoden, die nur zum
! aDeutschlands führen können, für E n g-
b 'v. ftix seine Alliierten und für ganz Europa
^häng „ jzpoll sein ivürden.
b g '"" Januar machten wir in Paris ein Ange-
betr^r?"^ ^ir als ein« sehr großmütige Regelung
um etwas zu verhindern, was
An-aek "E Wirtschaftskatastrophe hielten. Dieses
s°n wurde von unseren Alliierten verwor-
Geist ^bitdem standen wir beiseite, beseelt von dem
serez aufrichtiger Loyalität für die Allianz, die un-
tsch^ ^ächtens die Hauptsicherheit für den europä-
ges^h.^fwden war und ist. Viele damals voraus-
Ällitei-^ folgen treten heute in Erscheinung. Die
,b o x erhalten weniger an Reparationen als
.Und ml- Besetzung (hört, Hörti bei der Opposition)
^lerZ erhalten, wird eingetrteben um den
öllnrh,,
"rüder Zerrüttung des deutschen WirtschaftS-
"st. pdr »r
^Ntm ^vsstcht auf einen vollständigen Zu-
fHcht /^bruch dieses Systems tn der Zukunft.
st viel»,, ivoh >rcr der betroffenen Gebiete sind t
- st Fällen s chiv e r e n L e t d e n unterworfen, i

und es besteht die ernste Besorgnis einer Lebens-
mitte lknap pH eit. In dem Maße, wie die
produktiven Kräfte Deutschlands erschöpft werden,
schwindet die Wiederherstellung seines Kredits und
die Zahlung seiner Schulden in ungewisse Zukunft.
Den Preis für diesen Stand der Dinge bezahlt ein
europäisches Land mit dem Sinken seiner Wech-
selkurse, ein anderes mit der Abnahme seines

Hf Berlin, 12. Juli.
Vor der Berliner- Strafkammer sand in den letz-
ten Tagen der RevtsionSProzeß des Generals von
Walter gegen den Redakteur Schiff vom „Vor-
wärts" statt. Wenn auch die Urteilsverkündung
die Berufung des Genossen Schiff, der zu 1500 Mk
Geldstrafe verurteilt war, verwarf, so rollte der
Prozetz doch bedeutsames Material über das anti-
republikanische Heerlager auf. Wir verzeichnen da-
her nachfolgende Ausschnitte aus dem Prozeß» erlauf:
Die Stellung der Reichswehr.
Die Verteidigung des Beklagten führt Beweise
dafiir an, daß General v. Walter bis tn die letzte
Zeit hinein sich -an staatsfeindlichen Unternehmungen
und geheimen Verhandlungen beteiligt hat. Dafür
wurden verschiedene Berichte zitiert. Der Verrei-
diger verlas einen Brief des Obersten Freiherrn v.
Stolzenberg an v. Walter, in dem es heißt;
„Euer Exzellenz bitte ich, im Nachstehenden
kurzen Bericht geben zu dürfen über dm end-
gültigen Verlaus unserer Besprechungen nach mei-
ner Anwesenheit (April 1923) in München. Ich
trat sofort mit General Hellsritz in Anbin-
dung. General Hellfritz ist der Mann, brr seine
Kraft einsetzt und einsetzen wird, um in gemein-
samer Arbeit mit der Reichswehr das oben an-
geführte Ziel zu erreichen. Ohne diese gemein-
same Arbeit init der Reichswehr, dar-
über Herrchen nirgends Zweifel, ist dieses Ziel
nie zu «(reichen. Für die Provinz Schleswig-
Holstein, Hamburg usw. ist er die berufene Per-
sönlichkeit, mit der das Reichsweh rkom-
mando Stettin allein rechnet und arbeitet.
Nebenströmungen können selbstverständlich nicht
geduldet werden. Die Vorarbeiten, davon
habe ich mich persönlich überzeugt, stich in Vol-
lem Gauge nach Art der Tätigkeit unserer
früheren Bezirkskommandos, Einteilung in Gau«
und Gauleiter. Diese Grundlage, welch: hier
durch eine gemeinsame Arbeit aller vaterländi-
schen Verbände der Provinz mit General Hellfritz
an der Spitze und der Reichswehr jetzt gegeben
ist, wird eine Basis werden, auf der wettergwaul
werden kann. Alle Verbünde (Ehrhardt,
Baltikum, Stahlhelm, Oberland) in unserer Pro-
vinz babm sich General Hellfritz unbedingt
zur Verfügung gestellt. Die Finanzie-
rung des Niederdeutschen Heimatbund:S ge-
schieht Wetter irach Anweisung des Provinzial-
letters. Die einzige Sorge, datz die Reichs-
wehr bei einem lediglich inneren Konflikt nach
links rutschen könnte, besteht für mich nicht,
da in diesem ganz unwahrscheinlichen Falle Gene-
ral Hellfritz wie alle vaterländischen Verbände
nicht nur mitmachen würden, sondern, wenn er-
folgreich, gegen die Reichswehr mit der Waffe
vorgeben würden.
Mit ireudeutschem Grütze
Oberst Freiherr v. Stolzenberg.
Randbemerkung des Generals Hellfritz:
1. An O berst Freiherr v. Stolzenberg Dank; mit
Interesse gelesen. Schlußsatz: beanstand^; bitte
Exzelleirz v. W. zur Vernichtung ses Schrei-
bens ru veranlassen. Ab 10. Avril 1923. 2. Nicht
von mir geäußert. Hellfritz.
Gensr il Walter gab hierzu folgend« Erklä-
rungab: Für die Sache selbst sind diese Dokument«
ohne Belang, denn ich bin jetzt nach wei Jah-
ren ein freier Mann und ich spreche mir da« Recht
zu, mir wu vielen anderen, Sorge um da« Vater-
land zu machen. Ich bin stolz vorauf, Herrn von
Stolzenö rg zu kennen, der ein aufrechter Mann
und tapferer Offizier ist.
Die Stellung des badischen
Polizeiobersten Blankenhorn.
Polizei-Oberst Erich Blankenborn-Karls-
ruhe berichtet, er sei von einem Hauptmann Wag -
ner zu e'ner Versammlung eingeladen Worten, in
der General v. Walter über seine Erfahrungen 'm
Ruhrgebiets sprechen sollte. Ich war der Annahme,
erklärt der Zeuge, datz ich dort füc meins Polt,ei-
organisatwnen, für deren Ausbildung ich verant-
wortlich brn. Nützliches Mitnehmen könnte, und
ging hin.
Vorsitzender: In Uniform?
Zeuge; Nein, in Zivil. Ich traf daselbst etwa
f.10 Personen aus allen gesellschaftlichen Kreisen,
v. Walter sprach über die Bekämpfung der roten
Gefahr. Nach dem Vortrag ging ich weg.
Vor!: Hat General v. Walter zur Bildung von
Orsairisatienen aufgefordert?.

Handels, ein drittes mit zunehmender Ar-
beitslosigkeit. Es ist kein« Uebertreibung,
wenn man sagt, datz di«
Wiederherstellung der Welt in Gefahr
ist und daß der Friede, für den so große Opfer
gebracht wurden, auf dem Spiele steht.
Wir hoffen auf die Mitarbeit Frank-

Zeuge: Nein. Es wurde blotz der AedarTe
ausgesprochen, datz, wenn es losgehen sollte, Waf-
fe n vorhanden seien. Wenn wir nur das ge-
ringste Gesetzwidrige ausgefallen wäre, häi s ich
selbstverständlich meinem vorgesetzten Minister Be-
richt erstarket.
V o r s.: Der b a d i s ch e S t a a t s p r ä l i d e n t
hat aber diese Versammlung verurteilt und
vor Walter gewarnt.
Zeuge: Ich wurde am nächsten Tage zum Mi-
nister gerufen, und er machte mich auf de Gefahr
dieser Versammlung in sehr energ'scher Fo:a auf-
merksam. Er meinte, es wäre unmögl' ch gewe-
sen, datz ich daran teilgenommcn hätte. Er sagte
allerdings, ich hätte die politische Tragweite dieser
Versammlung nicht ermessen können.
Verteidiger: Erinnern Sie sich, daß Walter
sagte, die Hauptsache ist Geld, mit Geld Mlammt
man alles Gewehre, Kanonen, Flugzeuge Mm.
Zeuge: Ich erinnere mich nur, daß er sagte,
wenn die Zeit komme, werden Waffen da iein
Verteidiger: Jedenfalls har der badische
Staatspräsidcnt die Versammlung als eine Ge-
fahr für den Staat angesehen.
Zeuge: Ja, das ist zweifellos.
Polizciinspektor Becker aus Stuttgart
erzählt, datz ihm sogar von dem Minister der Auf-
trag gegeben wurde, General v. Watterfestzu-
nehmen, nachdem bekannt geworden war, was
in der Versammlung gesprochen wurde. Im Hotel,
erzählt der Zeuge, wurde mir gesagt, v. Walter sei
im Automobil weggesahren, jedenfalls nach Baden.
Er komme jedoch vielleicht zurück. Ich habe daraus
in dar Nähe gewartet. Um 6 Uhr früh habe ich
wieder hingeschickt; da erfuhr ich, datz er in der
Richtung München bereits um ^6 Uhr abgereist sei.
Vorsitzender: Wurde der Einberufer der
Versammlung, Hauptmann Wagner, nicht straf-
rechtlich verfolgt?
Zeuge: Ja. wiederholt. Er hat inehrere Male
gesessen, hauptsächlich wegen, Geheimbündelei. Es
endete aber immer mit einer Einstellung.
Das Ergebnis.
Neber das Ergebnis der Verhandlungen schreibt
der Verteidiger von Schiff, Rechtsanwalt Alwin
Sänger:
Man resümiere ohne Leidenschaft: Erprobte,
ernste Männer des Volkes ersuchen den General
der Republik um eine Erklärung von solch
selbstverständlicher Simplizität, datz selbst der mili-
tärischste Instinkt seine Zustimmung erteilen
müßte. Ein Millionenheer arbeitender Massen ist
eben zur ruhigeren Einstellunz gebracht, die Wider-
stände gegen ein Ueberschichiablommen sind restlos
dank der Einsicht der Arbeiter beseitigt. Nur eine
einzige Quelle neuer, schwerer Beunruhigung für
ein gut Stück deutschen Landes bestehl; der republi-
kanische Reichswehrgeneral soll nicht zur Regierung
der Verfassung stehen, sondern mit den kapptstischen
Rechtsbrechern sympathisieren. Man beschwört Herrn
v. Matter, ein einziges unzweideutiges
Wort d«r unbedingten, beschworenen Zuverlässig-
keit gegenüber der Regierung Ebert-Bauer zu
sprechen, man nracht ihn auf die furchtbaren, bluti-
gen Folgen dieser Urfierlassung aufmerksam; der
General bleibt hartnäckig bet seiner Weigerung,
schiebt — da es unnütze Opfer an Menschen zu ver-
meiden gilt! — Kompetenzfragen i-n den
Vordergrund und wartet die Erfolge des Staats-
mannes Kapp ab.
Di« vaterländische Selbstverständlichkeit, daß es
nur eine Treue, einen Eid, »mr einen Gehorsam, nur
eine Verfassung, nur ein« Legalität gibt und geben
kann, soll in manchen Köpfen Wohl nur im Hoheits-
gebiet irgendeines repräsentativen Talentes der Fa-
milie Hohenzollern oder dero frenndwilligen
Vettern gelten. —
Im Kaiserreiche: aktive Treue, in der Re-
publik: Abwarten!
Der Oefsentlichkett wird das vorgelegte und be-
kannt gewordene Material genügen, Einsicht und
Urteil zu gewinnen über die unerhörten Ge-
fahren, die Verantwortungslose in steigendem
Matze für den Bestand des Reiches heraufführen.
Herr. General v. Walter Persönlich wird es sich ge-
fallen lassen müssen, unter diejenigen Monarchisten
gerechnet zu werden, die gegen die Republik
organisieren. Die Neichsbehörden, das Reichswehr-
ministerium in allererster Linie, haben die Aufgabe,
die Prozeßakten sorgfältig zu studieren und den tn
diesem Prozeß aufgcdcckten Konspirationen bis auf
den tiefsten Grund zu gehen! '

reichs und Belgiens nicht weniger als auf
Italiens Mitarbeit. Tatsächlich haben wir al-
len Grund, anzunehmrn, daß die Ansichten der ita-
lienischen Regierung sich in wesentlicher Ueberein-
stimmung mit der unsrtgeu befinden. Wir hoffen,
datz wir für unsere Bestrebungen, ebenso wie für
die allgemeine Beurteilung der Lage die Zusti m -
nrung der Alliierten finden. Wir sind nicht
der Meinung, datz dtetnderdeutschenNote
enthaltenen Vorschläge, seien sie nun an-
gemessen oder nicht, ignoriert werden sollen Wir
rönnen nicht billigen, datz eine schriftliche
Auseinandersetzung dieser Art über Angelegenhei-
ten, die im Interesse aller liegen, gänzlich einsei-
tig geführt wird, oder datz Vorschläge, von denen
cs sich zeigt, datz sie Keime einer möglichen Regelung
enthalten, gleichzeitig behandelt werden. England
ist bereit, die Verantwortung für die Vorbereitung
des Entwurfes einer Antwort auf die deutsche Ant-
wort zu übernehmen.
Der Eindruck der Rede.
London, 12. Juli. (Priv.-Tel. der „Franks.
Ztg."> Die vor einem überfüllten Hans mit feier-
lichstem Ernst verlesene Erklärung Baldwins hinter-
ließ im allgemeinen einen starken Eindruck
und rief demonstrativen Beifall hervor. Die Er-
klärung läßt die Grundrichtung der englischen Po-
litik zweifelsfrei erkennen. Das englische Kabinett
bietet zum letzten Mal Frankreich die Möglichkeit,
alle kommenden Schritte gemeinsa in zu tun und
betont den unabänderlichen Willen Englands, im
Rahmen der deutschen Leistungsfähigkeit die Repa-
rationen etnzuziehen und gegebenenfalls zu erzwin-
gen. Aber die englische Regierung ist nicht be-
reit, weiter zuzu warten, darum soll die
unverzügliche Aufstellung eines Entwurfs für eine
Antwort an Deutschland und separate Ab>cn-
dung nach Berlin erfolgen, falls sich die übrigen
Alliierten nicht binnen kürzester Frist aus Grund des
englischen Entwurfes über -eine gemeinsame Antwort
einigen. Ein wichtiger Punkt ist, daß London keine
Verschleppung mehr duldet. Die Erklärung
wurde zuvor von Baldwin den Führern der anderen
Parteien vorgelegt und gebilligt. Mit ihr über-
nimmt England endgültig die Führun g, und in
unterrichteten Kreisen herrscht die Meinung vor, datz
nicht nur Italien auf Englands Seite sein
werde, was Baldwin selbst anssprach, sondern daß
auch Belgien ein dringendes Bedürfnis nach
einer solchen Aktivität erkennen läßt. Anderseits
verhehlt sich niemand, daß die Prozedur auch m
besten Falle eine sehr beträchtliche Zeit bean-
spruchen wird.
P ari s, 12. Juli. In Paris ist man mit Bald-
wins Rede zufrieden, weil sie die endgültige Ent-
scheidung abermals binausschiebt und s»
Zeit zu neuen Verhandlungen läßt. Dagegen hat
hier die scharfe Verurteilung der französischen Ruhr-
politik durch die englische Regierung umso peinlicher
überrascht.
Eine Rede Greys.
London, 12. Juli. Im Oberhaus verlaK
Lord Curzon die gleiche Erklärung wie Baldwin
im Unterhaus. Hierauf erklärte Lord Grey zu»
Frage der Sicherheit Frankreichs, die von Frarckrcich
gebrauchte Methode zur Besetzung des Ruhrgebiets
sei nicht geeignet, das erstrebte Ziel zu er-
reichen, sondem dazu, geradedas Gegenteil
zustande zu bringen. Di« Lehre» der Vergangen-
heit zeigten, datz der Militarismus keiner Ra-
tion und keiner Gruppe von Nationen Sicherheit
bringen könne. Der Versuch, die Sicherheit auf
Kosten anderer Nationen zu erhalten, habe stets mit
einen Mißerfolg geendet.

Vom besetzten Gebiet.
Unterbindung der Arbeitslosen-
unterstützung.
Elberfeld, 12. Juli. (Eig. Bericht.) Die Be-
satzung unternimmt jetzt dem Versuch den passiven
Widerstand durch Unterbindung der Auszah-
lung von Arbeitslosenunterstützung zu brechen. Die
belgische Bcsatzungsbehörde hat der Düsseldorfer
Negierung mitgeteilt, datz in Zukunft in Ueberein-
stimmung mit der Entscheidung der Rheinland-
kommission jede Verteilung von Geldern der Ruhr-
und Rheinhilfe untersagt ist. Die entsvrechenden
Konten der Regierung sind an Banken, öffentlichen
und privaten Instituten gesperrt. Regierungspräsi-
dent Dr. Grützner hat gegen diese Maßnahme ent-
schiedenen Protest erhoben. Er teilte der belgi-
schen Besatzungsbehörde tn einem Schreiben mit,
datz die Regierung die Pflicht habe, in Not befind-
liche Staatsbürger nach Kräften zu unterstützen.
Darum habe er seine Beamten angewiesen, das Air-
sinnen der belgischen Besatzungsbehörde nicht zu be-
achten.
Das Ende der Verkehrssperre.
Essen, 12 Juli. Der Ptatzkommwtdant HÄ
der Stadtverwaltung schriftlich nvitgeteilt, datz dtt
Verkehrssperre bis zu dem vorgesehenen bestimmten
Tewnin (15 Juli) wieder au MH oben iverde.
M a n n !> e i m 12. Juli. Heute Morgen um 8
Uhr Hasten die Franzosen PostdireMon lind TeWra-

Nie WW tzer RE
Em ergebnisreicher Prozetz.
 
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