Heidelberg, Montag, den 9. Juli 1923
Nr. 156
MM,
Monatlich -inschüesl.
M"l°hnMk.I«»0.-. Anzelgen-
d»?. ' Die einspalt. Petit,eile oder
Raum (SS mm breit) Mk. t000,
«»-IurwSrtige Mk. IMN. Reklame.
Wigen (71 mm breit) MI.3V0N, für
auswärtige Mk.tvvN. Bet Wieder-
Holungen Nachlak nach Tarif.
^»kü-zellm« M «e mrllWk MMNIM »er WMerltte -ewwer,. M,lO. Sie,Selm. kW!Wt>. «NN». MM-, SO«. MMI«. M«NL «erMMkia«. Memel»
Jahrgang
UV U U GH M UU UM AU UL
M «WA MWM WMh W?M> VerlaasanNall A. m. b. H.. Heivel-
V M WVANAZM M8M berg. Geschäftsstelle: Schrüderstr.89.
U ZM UM re!.-Erp«ditton387S».Redak.3«7».
rum
n
Angesichts der fortgesetzter« Verelen-
dungdesdeutsch en Volkes, der täglich stär-
keren Zuspitzung der nutzen- und innenpolitischen
Lage, der skandalösen Sabotageakte des zusehenden
Zusammenbruches der Mark, wäre eS
Pflicht desReichstags gewesen, in einer großen
politischen Aussprache die RegierungEuno zu
zwingen) Farbe zubekennen. Die Sozial-
demokratie verlangte diese Aussprache. Die
bürgerlichen Parteien lehnten sie ab. Der
Deutsche Reichstag will ans Geheitz der bürgerlichen
Parteien stumm bleiben. So wird das deutsche
Volk gezwungen, auf ganzer Breite den Kampf gegen
die äußeren und inneren Feinde aufzunehmen.
Ein notwendiger Antrag.
Münck> en, 8. Juli. Die so z i a l d em o k ra«
tische Landtagsfraktion hat folgende In-
terpellation eingebracht: „Wann gedenkt die Staats-
regierung des Freistaates Badern die am 11. Mat
1923 erlassene Notverordnung aufzuhe-
ben, die in einer einseitigen p arteiischen An-
Wen d u n g durch die bayerische Regierung stärkste
Beunruhigung in weiten Volkskreisen Hervorrufs.
* Heidelberg,-. Juli
Das Verbrechen auf der Duisbur,
felder Brücke in Verbindung mit anderen Ar-
tentaten hat nur einer, Zustand geschaffen, der jed.n
Augenblick zürn Zusammenbruch führen kann.
Es gehörte schon die ganze Borniertheit der deut-
schen Bürgerpresse dazu — die bekanntlich nicht ge-
ring ist —, um das Attentat auf den belgischen Ur-
lauberzug als Uugliicksfail hmzuftellen.
Was die nächsten Tage bringen werden, ist kaum
abzusehen. Wir haben gewarntund gewarnt,
aber alles vergeblich. Die bürgerliche Reichstags-
mehrheit brachte es in der Freitagssitzung sogar noch
fertig, eine Debatte über den passiven Widerstand
einfach zu crdrosseln. Mittlerweile ziehen neue
Hakcukreuzbandon im besetzten Gebiet oder an dessen
Rändern umher, werfen einige Bomben, verschwin-
den wieder und liefern die im passiven Widerstand
siebenden Arbeitermasse» de» brutalen Sftasmatz-
nahmen der Gegner aus.
Die sozialdemokratischen BezlrkS-
leit« ngendes besetzten Gebiets und di« freien
Gewerkschaften haben sich deshalb mit der
Lage beschäftigt und zum letzten Mal gewarnt. Ob
cs
Der Deutsche Buchdruckverband
gegen die bayerische Gewaltherrschaft
Nürnberg, 7. Juli. Heute begab sich ein«
Abordnung der hiesigen Ortsgruppe des Deut-
schen Buchdruckerverbandes (Gehilfen-
schaft) zum Staatspolizeiamt NüMberg-Fürth und
unterbreitete die Forderung, saß das aus fünf Tage
(vom 5. vis einschließlich 9. Juli) ergangene Ver-
bot der „Fränkischen Tagespost", das
als gänzlich un g c r c chtf e r 1 i g r anzusehen sei
so verkürzt werde, daß das genannte sozialdemokra-
tische Blatt Mu Montag, den 9. Juli, wieder erschei-
nen könne. Da der StaatskoMmissar diese Forde-
rung ab lehnte, erklärte die Buchdruckergehilfen-
schasr ihre Solidarität mit den- gematzreget.
ten Blatt dergestalt, daß sie keine Arv ei t leiste,
die es ermöglichen würde, daß am Montag, den S.
Juli in Nürnberg-Fürth -irgend eine Zeitung
erscheinen könnte Es erscheint also am 9. d. M. in
den beiden Städten keine Zeitung.
Angesichts der starken Zweifel, die in die Be-
rechtigung des Verbotes der „Tagespost" gesetzt
werden müssen, «nutz es doch aussallen, daß dasselbe
Staatspotizeianit duldet, daß fortgesetzt natio-
nalsozialistische Pamphlete erschüttert,
die ein Hohn auf den Zweck der bayrischen Notver-
ordnung sind.
Paris,
öffentlichten
düng wurde
in Mannheim wohnenden französisch.',, Staatsange-
hörigen Edmund Schuldes, der angeblich wider-
rechtlich von den deutschen Behörden in Schutzhaft
gehalten wird, von den französischen Behörden un-
geordnet, alle zwei Tage angesehene deutsche Per-
sönlichkeiten zu verhaften und bet gleicher Behänd-
lung, wie sie Schuldes erfährt, solange ctuzubehal-
ten, bis dieser fr ei gelassen sei. Bis jetzt
sind nach der amtlichen Meldung der Professor an
der Düsseldorfer Hochschule Keppler, der Essener
Banlkdirektor Sommerfeld, Justizrat Niederstes«! ans
Bochum und der Gymnasiallehrer Wetchrag aus
Dortmund festgesetzt worden.
Paris, 7. Inti. Aus Düsseldorf wird mit-
geteitt, daß die Besatzungsbehörden sich entschlossen
haben, allen Zügen, die das besetzte Gebiet
durchfahren, zwei Deuts che als Geiseln mit-
zugeben, nm Ms diese Weise eine Wiederholung von
Attentaten, wie sie am 30. Juni verübt worden
-cien, auszuschlietzen. Andern Blättern zufolge soll
es sich um eine Maßnahme handeln, die lediglich das
Gebiet des Brückenkopfs Duisburg-Ruhrort be-
rühre.
Paris, 8. Juli. Die belgische Besatzungs-
behörde hat nach einer Havasmeldung in der Duis-
burger Reichsbantstelle vier Milliarden Reicllsirark
beschlagnahmt.
Köln, 8. Juli. Der stellverir. Regterungsprä-
stdent von Düsseldorf, Osberregierungsrat Tor-
Wiel wurde, gestern aus der Fahrt von Gerresheim
von de» Franzosen verhaftet.
Wahre Bilder von der Ruhr.
Duisburg, 8. Juli. Die französische
Züge sind üb er füllt. Es Verkehren täglich
ab Duisburg 9 Züge in der Richtung Düsseldorf, Ü
in der Richtung Essen und 8 in der Richtung Ober-
hausen-Wanne. Die Mehrzahl der mitfahrenden
Deutschen gehört dem sogenannten M i ttel ft a n d
und den kleine« Gewerbetreibenden an. Die
Arbeiterschaft ist nur in ganz vereinzeltcnFälle» ver-
treten.
Duisburg, 8 Juli. (Eig. Bericht.) In
Duisburg hat sich die Lage außerordentlich
verschlechtert. Obwohl in der Ausnah »never-
ordnung nichts davon gesagt worden ist, daß die
Fens«r geschlossen werden Müssen und sich niemand
endlich fruchtbar wird?
Die Arbeiterschaft warnt!
Duisburg, 7. Juli. (Eig. Bericht.) Die
Zwangsmaßnahmen der Besatzung haben zu einer
kaum glaublichen Erbitterung der Bevölkerung ge-
gen die Besatzungstrnppen und die Dynamit At-
tentäter geführt. Vorläufig ist nicht abzusrhcn,
was sich in den nächsten Tagen noch ereignet. Die
sozialdemokratisch en Bezirksleitun-
gen des besetzten Gebietes und die freien Ge-
werk s ch asien haben sich deshalb mit der Lazc
beschäftigt und folgende Entschließung g« faßt, deren
Inhalt die Regierung beherzigen sollt-:
„Seit sechs Monaten siebt die Arbeiter-, Ange-
stellten und Beamtenschaft in einem Abwehrkamof,
der einzig dasteht in der Geschichte der Völker.
Dieser Kamps, der ausschiteßlich ein Kamps m t
wtrtschaf'iichen Mitteln sein und bleiben mutz, ist
in der letzten Zett durch den aktiven Wider-
stand in der gefährlichst>n Weise in Mißkredit
gebracht worden. In der vugaugencu Woche büß-
ten bei einem Anschläge auf eine», Eisenbahn,,«g
9 Menschen ihr Leben ein, wäycend 18 mehr oder
weniger schwer verletzt wurden Diese Tat löste
überall berechtigte Empörung aus. Auch die
werktägige Bevölkerung des Ruhrgebietes wendet
sich mit Abscheu gegen diese Gevaltakte. Nicht
allein, daß unser morali' ches Ansehen in
der ganzen Welt durch derartige Verbrrchcn er-
schüttert wird, werden diese auch von der Besat-
zung zum Anlaß genommen, durch drakoni-
sche S rrafm a ßna h m e u die Leide» der Be-
völkerung ins Ungemessene zu steigern. Diese
Leiden, die vermiede» werden konnten zermür-
ben den Kampfes w »len, und eS bestclil
die Gefahr, daß denk Gegner der Sieg reicht ge-
macht wird. Die nnterzeichmten Organisationen
erheben deshalb gegen ,-as verbrecherische Vor-
gehen der rechtsradikalen Geheimbünde den
schärfsten Protest. Sie verlangen von der Reichs-
regierung und den Regierungen der Länder, daß
diesem vaterlandsschädigenden Treiben gewissen-
loser Elemente mit allen Mitteln ein Ende ge-
macht wird. Es mutz mit dieser Politik der Dul-
dung Schluß gemacht werden, sonst sind die Fol-
gen unübersehbar. Jnr Interesse deS Abwehr>
kanrpses und der Aufrechterhaltung des Abwehr-
willens verlangen wir kategorisch die
schSrfsten Maßnahmen gegen diese Sorte
„Nationalhelden". Wir richten sowohl an
die Regierung und an die Parlamente das Er-
stachen, sofort tatkräftig einzugreifen, damit wir
vor schlimmerem bewahrt bleiben.
Die Sozialdemokratische Partei, Unterbezirk
Duisburg, Mülheim, Oberhausen.
Kartell der freie» Gewerkschaften.
Heidelberg, 9. Juli.
„ Wenn die verbohrten und eigensüchtigen Kapi-
!^>ste« nicht noch in letzter Stunde zur Einsicht
schien, stehen wir also vor wirtschaftlichen Kamp-
die unabsehbar sind. Die Arbeiterschaft,
J'e Überhaupt alle, die auf Papiermarkeinkommen
gewiesen sind, sind durch den Zusammenbruch
i^kerer Währung in die Verzweiflung grftie-
worden.
. Das deutsche Bolt kennt die Schuldigen an
» Zusammenbruch. Die kurzsichtige und ver-
7'kßdetc Politik der Besitzenden und ihrer Vertreter
Parlament und der Regierung haben bewußt
?'er aus schwachmütiger Uneutschlossenbeit die Fi-
^siZpolitit des Reiches zu einer in der Geschichte
^isvielloftn Schuldenwirtschaft gestaltet. Unter
?'k'en Umständen mußte unsere Währung zu-am-
Die Lage im Reich.
Bankrottwirtfchaft.
Wie wir hören, Hat Vie .schwebende Schuld deS
Reiches an diskontierten SchatzanWei-
sungen am 30. Juni die Höhe von r u n d 23H
Billionen Mark erreicht. (Bei dieser Zahl
dürsten sogar noch die Sirherheitsleislungen rind
weiteren ZahiunaSvcrpslichtnngen aus Swatzanwei«
stlngen und Wechseln »».berücksichtigt sein. Red.)
Die Zunahme seit dem 31. Mai beträgt rund 1?
Billionen
Geiseln.
8- Juli. Rach einer von Havas ver-
amtlichen Düsseldorfer Met-
als Vergeltung für die Festnahme des
Wie steht es an der Ruhr?
». Juli I
g-Hoch-j
Dkl VkilWk MWWlU
Zum 11. August.
Endlich scheint man doch ernstlich an die Feier
des Versassungstages heranzugehen. Weun man
wie immer in Deutschland, so auch hier nicht in jener
mitreißende» Form vorgeht, die von vornherein re-
mitente Elemente niederzwingt, so geht man jetzt
doch augenblicklich einen Schritt nach vorwärts-
Amtlich wird mitgeteill:
Der Reichstag Hai das Gesetz über die Feiertage
»richt mehr verabschiedet. Während eine große Mehr-
heit sür die reichs gesetzliche Festlegung
der großen christlichen Feiertage, für den Berfas-
sungstag und den Gedenktag für die Opfer des Krie-
ges gesichert war, konnte unter den Parteien eine die
Mehrheft für die Schlutzabstimmung sichernde Ver-
ständigung darüber noch nicht erzielt werde», ob
über die Regierungsvorlage hinaus entsprechend
den Beschlüssen des Ausschusses auch der 1. Mai
der Feiertagsgesetzung der Länder entzogen werden
und der Herbstbußtag da, wo er nach dem In-
krafttreten der Reichsverfassung abgeschasft ist, Wie-
der cingeführt werden soll. Aus diesem
Grunde wurde die Verabschiedung des Gesetzes vor-
läufig zurückgestellt. Die Retchsregierung hält an
der Notwendigkeit fest, das Gesetz baldmöglichst zu
verabschieden, damit das Deutsche Reich aus
der die Einheit gefährdenden Mannigfaltigkeit der
FeiertagSgestaltnng und den fortwährenden Kämp-
fen auf diesem Gebiete herauskommt, weshalb auch
für die beidell genannten Punkte eine Verständigung
der Parteien für die Schlußabstimmnng erzielt wer-
den mutz.
Die Aufschiebung trifft formell auch die Fest-
setzung des Versassungstages als Nationalfeiertag.
Nachdem aber die Regierungsvorlage in der Schlujz-
abstimmung des Reichsrats von den Ländern -in-
stimmig angenommen ist und in diesem Punkte
auch die Zustimmung des Reichstags gesichert er-
scheint, wird der V e rf a s s u n g s t a g in Fort-
bildung der Uebung der beiden letzten Jahre auch
i n dt es em I a üre festlich begangen werden. We-
gen der Beteiligung der Länder ist die Reichsrcgie-
rung mit den Länderregter ungen berei'S in
VerbindMlg getreten.
Die Feier soll in diesem Jahre mit einem
„Rhein- und Ruhrtag" verbunden werden,
um den Gefühle,i der Geschlossenheit Deutschlands,
des Dankes an die leitenden Mitbriidcr und veL
festem Entschlusses der Erhaltung von Rhein uns
Ruhr sür unser Vaterland im Zusammenhang mft
dem allgemeinen Bekenntnis znm Staat und seiner
Verfassung starken Ausdruck geben.
h, Dieser Zusammenbruch bedeutet ans der einen
O^te eine ungeheuere täglich wachsende Verrlen-
auf der andern Seite eine wirtschaftliche
?'Uchie»twicklnng, die mit ihren saugenden Fang-
^te» den gesamten städtischen Mittelstand,
I? Arbeiterschaft, die Beamten und «le
^tsttgen Berufe erdrosselt.
. Aber nicht allein dem Staate gegenüber ver-
^iger« die am Zusammenbruch der Mark sich berei-
ZAnden S a ckw ert b es i tzer die Erfüllung der
. ^Nentarstc» Staatsbürger-Pflicht, sie verweigern
^ichzEg Arbeiterschaft die Möglichküt,
einen auskömmlichen Lohn sich selbst kiimmer-
SU erhalten und wirtschaftliche Werte zu schaf-
„ N- Eine Woche bereits streiken in Berlin die Holz-
t. ^ter. Die Metallarbeiter Berlins stehen umn-j-
in einem Riesenkampse, der eine ungeheure
^ftchaftliche E:schüt>enm.g mit sich bringen mutz.
'^Bauarbeiter und andere folgen.
d,Ite alle kämpfen nicht nm einen Stundenlob»,
fragwürdige Bedeutung mit jeden» Tage zu-
^winenschmilzt. Es bandelt sich sür die Arbeiter !>n
h^^ste» Sinne überhand, nicht um eilten angeblich
er» Lohn, sondern um die eürlicl, c Bezuh -
ü eines t a r i f l i ch v er e i n b a r t e n Lohnes.
I' grenzenlos wa.hsends Tenernng hat alle Lohn-
,„^ien velschoveit. ja übeihaupt numöglicy ge-
, ^t, Lolmreglungeu in der bisherigen Weise vor-
-chmem
ist ^'Oer gesamtes S Y st e m d e r L o b u r e g l u n g
überlebt und unmöglich geworden.
ans eine neue Grundlage gestellt
z„ . w- Aus der Haltnng der Industriellen ist aber
d».Mießeu, daß sie den Lohn betrug mit allen
ölen sorisetzc »t wollen. Wer dies ko ist, will
t>i>, — darüber mögen sie sich keiner Täuschung
g "^ben — den Kampfausder ganzen Li -
^e/', Tue Arbeiterschaft kann einfach dem Zustand
ngew'.hüeit, nicht weiß, was sie mit
st ' Loh» von heuie morgen beginnen soll, 'licht
st, ertragen. Wenn Industrie und Lau d-
h-^schaff, wenn der Groß- und Klein-
r,^del sjch durch Kalkulation in fester Wäh-
ttst,g- durch Wiederbeschasfnngsprets, Schlüsselzahl
Kegen die Folgen des Zusammenbruchs unse-
kq». Harr nnd darüber hinaus sich sicbepstellen, so
dst,-' die Arbeiterschaft unmöglich ertrage», daß
Sicherstellung ausschließlich aus ihre Kosten
stst' Sie befindet sich beute in einem Zustande
A ernstlicher und seelischer Depression, die sich
dkr„, k-n Kämpfen entladen mutz, »venu ihre For-
k »ach ehrlichem Lohn keine Erfüllung findet,
i/e Kämpfe werden aber nicht Verzweiflungs-
lt,,„ einer steuerlosen, ihres Weges und Zieles
Kq .,issen Masse sein, sondern, der bewußte
ihr? d f der größte» Organisationen der Welt, die
it schöpfen aus de» Erfahrungen und
kiln d, eines halbe» Jahrhunderts. Und das
sink " Kämpfen die große Bedeutung.
Unternehmer sind vielleicht gute Rechtler
le»,? privaten Wirtschaftsleben tüchtige Gefchäfts-
d >ld - Aber es fehlt ihnen jede geschichtliche
sst .de Politische Traditton, sonst hät-
?ftl * längst eingelenkt. Was in dem wirtschaftlich
e» Polen, was in dem verstümmelten
^lch längst Tatsache ist, erklären unsre Unter-
x dd (e tiir Deutschland unmöglich. Was in Eng-
setbstverständlichste Sache von der Welt ist,
u licken die Unternehmer Deutschlands, dte
dienstwilligen Presse von einer widerwärtig
^Aichas, ^eberbeblichkeiteir sind, den Ruin der
si»? uinderWährungist allerdings schon
'»h.sie verlotterte, auf Betrug aufgebaute F l-
t/"Ht " b Lohnpolitik hat ihn uns ge-
, UtchDie Masse des deutschen Volkes ist heute
bh tz e Politik seiner Besitzenden ruiniert. Damit
st"' Äst lebt endlich Schluß gemacht wer-
es die Unternehmer zum Kampfe kom-
tn A„f wird der Kampf entscheiden.
st "kech/'l^der Arbeiter steht das einfachste Men-
rst lt L verlangen nicht mehr als ehrli-
k 'e h n für ehrliche Arbeit. Das ist
" °"u»»g, die nicht nur die gewerblichen
ie>sto augeht: sic wird geteilt von allen
Ü?, wo,-« die bislang mit Papiermark äbgftun-
^nd. Die erschöpften ausgsmergelten
- Wit wller Hand- und Kopfarbeiter wehren
"'m Kraft gegen die abgrundtiefe Ver-
- m die sie sonst versinke»r müßtem
AiüSs««! M gmzkll LNk
* :öeldelbera.9. Juli.
am Fenstsv zeigen, -darf, wt»d vo>, ,den belgilschen
Wachtpostm fortwährend in die Häuser ge-
,choss en. Auch werden ohue sveiteres Personell
aus den Häusern heraus veöhaftet. Dte Verhaf-
teten mußten mit hochgehobenen Händen durch die
Stadt gehen. Die Anzalhl der Verhaft u ««en
ist so groß, «atz es kaum möOlich ist, di« Zahl fest-
zustellcn. Das gleiche trifft «ns die Zahl der Ver-
wundeten zu. Die sreigc'laffenen Verhafteten klagen
allgemein Mer die schweren Mißhandlungen.
Drohungen für Offenburg.
Offenburg, 7. Juli. In der Nacht
Freitag stich wiederum Mau eranf obläge, dte
sich gegen die französische Besatzung richten, an ver-
schiedenen Stellen der Stadt «»geklebt worden. Da?
Beisatzuirgskomniaudo hat dem Stadwa, daraufhin
eröffnet, datz in, W ivderh oluugs falle unnachsichtiicb
Sa»ikt tonen verhängt suerden und zwar in
Form einer Sperrung des gesamten Stratzcnver-
kehrs während der ganzen Nacht. Der Siadtrat
fordert irvfolgedessen in öffentlicher Bekamrtmachung
dte Einwohnerschaft auf, mitzuhelfen, diesen zweck-
losen Unfttg zu verhindern.
Trostlos.
W»e die Dinge an. der Ruhr stehe», zeigt sol
gende Klage eines schlichten Arbeiters aus Bor-
st e n:
„Kohlen kriegen wir kein Bröckcbcn mehr In
Säckchen darf man schon gar keine mehr tragen.
Lissv ist andauernd am Schmuggeln. Im Körb-
chen unke» ein Paar Bröckchen, Kohle, obenauf Kolo-
nialwaren, die wir auf der anders» Seite der Lippe
holen. So Pilgert sie getreu etne Halbe Stunde
weit um ein Paar Brückchen Koble, damit »vir we-
nigstens eine w «r m e Mahlzeit und für das
Kind die Flasche mache» können». Wir werden uns
demnächst das Essen überhaupt abgewöhucn müssen,
da auch schois Lühcnsnlittel angel»alten werden.
Aber es hilft alles nichts, wir hnngcrn ebcr,
wir im Ruhrrevier, als datz w »r kaplknlie -
r e n, d. h. Wir Arbeiter haltens vis znm Letzten.
Wie es mit den Ind u stri er i t t e rn und Ge-
süiäftemachern anssieht, »nag ich »übt swilder-n. Die
Luinpen verraten u-ns durch ihr Geld. Nur ein Bei-
spiel: Für einen Stempel aus den Patz bezahle» sie
50000 Mk, der Arbeiter aber stellt geduldig vcn
morsens 3 Uhr bis albenlds 6 Uhr ununrcrbrockicn
-und wartet und kommt so drei bis vier Tage lang,
versäumt Arbeit und Verdienst,,harrt aber aus und
kriecht nicht vor den Bajonetten. Mas man sonst
noch alles erlebt, spottet jeder Beschreibung"
Diese einfache Schilderung zeigt u-ns besser als
große Reden der Herren Enno und anderer Durch-
haltspolttiker, wie die Dinge im Ruhrgebiet liegen.
Greift die Retchsregierung nicht sofort ein nnd
bietet ihre ganzen Machtmittel geg-m die nationa
Wischen Verbrecher auf, dann könnte es sein, datz
wir in kurzer Zett vor einen» T » ü »n m erhausen
stShen, der das ganze deutsche Volk unter sich begra-
ben würde.
Nr. 156
MM,
Monatlich -inschüesl.
M"l°hnMk.I«»0.-. Anzelgen-
d»?. ' Die einspalt. Petit,eile oder
Raum (SS mm breit) Mk. t000,
«»-IurwSrtige Mk. IMN. Reklame.
Wigen (71 mm breit) MI.3V0N, für
auswärtige Mk.tvvN. Bet Wieder-
Holungen Nachlak nach Tarif.
^»kü-zellm« M «e mrllWk MMNIM »er WMerltte -ewwer,. M,lO. Sie,Selm. kW!Wt>. «NN». MM-, SO«. MMI«. M«NL «erMMkia«. Memel»
Jahrgang
UV U U GH M UU UM AU UL
M «WA MWM WMh W?M> VerlaasanNall A. m. b. H.. Heivel-
V M WVANAZM M8M berg. Geschäftsstelle: Schrüderstr.89.
U ZM UM re!.-Erp«ditton387S».Redak.3«7».
rum
n
Angesichts der fortgesetzter« Verelen-
dungdesdeutsch en Volkes, der täglich stär-
keren Zuspitzung der nutzen- und innenpolitischen
Lage, der skandalösen Sabotageakte des zusehenden
Zusammenbruches der Mark, wäre eS
Pflicht desReichstags gewesen, in einer großen
politischen Aussprache die RegierungEuno zu
zwingen) Farbe zubekennen. Die Sozial-
demokratie verlangte diese Aussprache. Die
bürgerlichen Parteien lehnten sie ab. Der
Deutsche Reichstag will ans Geheitz der bürgerlichen
Parteien stumm bleiben. So wird das deutsche
Volk gezwungen, auf ganzer Breite den Kampf gegen
die äußeren und inneren Feinde aufzunehmen.
Ein notwendiger Antrag.
Münck> en, 8. Juli. Die so z i a l d em o k ra«
tische Landtagsfraktion hat folgende In-
terpellation eingebracht: „Wann gedenkt die Staats-
regierung des Freistaates Badern die am 11. Mat
1923 erlassene Notverordnung aufzuhe-
ben, die in einer einseitigen p arteiischen An-
Wen d u n g durch die bayerische Regierung stärkste
Beunruhigung in weiten Volkskreisen Hervorrufs.
* Heidelberg,-. Juli
Das Verbrechen auf der Duisbur,
felder Brücke in Verbindung mit anderen Ar-
tentaten hat nur einer, Zustand geschaffen, der jed.n
Augenblick zürn Zusammenbruch führen kann.
Es gehörte schon die ganze Borniertheit der deut-
schen Bürgerpresse dazu — die bekanntlich nicht ge-
ring ist —, um das Attentat auf den belgischen Ur-
lauberzug als Uugliicksfail hmzuftellen.
Was die nächsten Tage bringen werden, ist kaum
abzusehen. Wir haben gewarntund gewarnt,
aber alles vergeblich. Die bürgerliche Reichstags-
mehrheit brachte es in der Freitagssitzung sogar noch
fertig, eine Debatte über den passiven Widerstand
einfach zu crdrosseln. Mittlerweile ziehen neue
Hakcukreuzbandon im besetzten Gebiet oder an dessen
Rändern umher, werfen einige Bomben, verschwin-
den wieder und liefern die im passiven Widerstand
siebenden Arbeitermasse» de» brutalen Sftasmatz-
nahmen der Gegner aus.
Die sozialdemokratischen BezlrkS-
leit« ngendes besetzten Gebiets und di« freien
Gewerkschaften haben sich deshalb mit der
Lage beschäftigt und zum letzten Mal gewarnt. Ob
cs
Der Deutsche Buchdruckverband
gegen die bayerische Gewaltherrschaft
Nürnberg, 7. Juli. Heute begab sich ein«
Abordnung der hiesigen Ortsgruppe des Deut-
schen Buchdruckerverbandes (Gehilfen-
schaft) zum Staatspolizeiamt NüMberg-Fürth und
unterbreitete die Forderung, saß das aus fünf Tage
(vom 5. vis einschließlich 9. Juli) ergangene Ver-
bot der „Fränkischen Tagespost", das
als gänzlich un g c r c chtf e r 1 i g r anzusehen sei
so verkürzt werde, daß das genannte sozialdemokra-
tische Blatt Mu Montag, den 9. Juli, wieder erschei-
nen könne. Da der StaatskoMmissar diese Forde-
rung ab lehnte, erklärte die Buchdruckergehilfen-
schasr ihre Solidarität mit den- gematzreget.
ten Blatt dergestalt, daß sie keine Arv ei t leiste,
die es ermöglichen würde, daß am Montag, den S.
Juli in Nürnberg-Fürth -irgend eine Zeitung
erscheinen könnte Es erscheint also am 9. d. M. in
den beiden Städten keine Zeitung.
Angesichts der starken Zweifel, die in die Be-
rechtigung des Verbotes der „Tagespost" gesetzt
werden müssen, «nutz es doch aussallen, daß dasselbe
Staatspotizeianit duldet, daß fortgesetzt natio-
nalsozialistische Pamphlete erschüttert,
die ein Hohn auf den Zweck der bayrischen Notver-
ordnung sind.
Paris,
öffentlichten
düng wurde
in Mannheim wohnenden französisch.',, Staatsange-
hörigen Edmund Schuldes, der angeblich wider-
rechtlich von den deutschen Behörden in Schutzhaft
gehalten wird, von den französischen Behörden un-
geordnet, alle zwei Tage angesehene deutsche Per-
sönlichkeiten zu verhaften und bet gleicher Behänd-
lung, wie sie Schuldes erfährt, solange ctuzubehal-
ten, bis dieser fr ei gelassen sei. Bis jetzt
sind nach der amtlichen Meldung der Professor an
der Düsseldorfer Hochschule Keppler, der Essener
Banlkdirektor Sommerfeld, Justizrat Niederstes«! ans
Bochum und der Gymnasiallehrer Wetchrag aus
Dortmund festgesetzt worden.
Paris, 7. Inti. Aus Düsseldorf wird mit-
geteitt, daß die Besatzungsbehörden sich entschlossen
haben, allen Zügen, die das besetzte Gebiet
durchfahren, zwei Deuts che als Geiseln mit-
zugeben, nm Ms diese Weise eine Wiederholung von
Attentaten, wie sie am 30. Juni verübt worden
-cien, auszuschlietzen. Andern Blättern zufolge soll
es sich um eine Maßnahme handeln, die lediglich das
Gebiet des Brückenkopfs Duisburg-Ruhrort be-
rühre.
Paris, 8. Juli. Die belgische Besatzungs-
behörde hat nach einer Havasmeldung in der Duis-
burger Reichsbantstelle vier Milliarden Reicllsirark
beschlagnahmt.
Köln, 8. Juli. Der stellverir. Regterungsprä-
stdent von Düsseldorf, Osberregierungsrat Tor-
Wiel wurde, gestern aus der Fahrt von Gerresheim
von de» Franzosen verhaftet.
Wahre Bilder von der Ruhr.
Duisburg, 8. Juli. Die französische
Züge sind üb er füllt. Es Verkehren täglich
ab Duisburg 9 Züge in der Richtung Düsseldorf, Ü
in der Richtung Essen und 8 in der Richtung Ober-
hausen-Wanne. Die Mehrzahl der mitfahrenden
Deutschen gehört dem sogenannten M i ttel ft a n d
und den kleine« Gewerbetreibenden an. Die
Arbeiterschaft ist nur in ganz vereinzeltcnFälle» ver-
treten.
Duisburg, 8 Juli. (Eig. Bericht.) In
Duisburg hat sich die Lage außerordentlich
verschlechtert. Obwohl in der Ausnah »never-
ordnung nichts davon gesagt worden ist, daß die
Fens«r geschlossen werden Müssen und sich niemand
endlich fruchtbar wird?
Die Arbeiterschaft warnt!
Duisburg, 7. Juli. (Eig. Bericht.) Die
Zwangsmaßnahmen der Besatzung haben zu einer
kaum glaublichen Erbitterung der Bevölkerung ge-
gen die Besatzungstrnppen und die Dynamit At-
tentäter geführt. Vorläufig ist nicht abzusrhcn,
was sich in den nächsten Tagen noch ereignet. Die
sozialdemokratisch en Bezirksleitun-
gen des besetzten Gebietes und die freien Ge-
werk s ch asien haben sich deshalb mit der Lazc
beschäftigt und folgende Entschließung g« faßt, deren
Inhalt die Regierung beherzigen sollt-:
„Seit sechs Monaten siebt die Arbeiter-, Ange-
stellten und Beamtenschaft in einem Abwehrkamof,
der einzig dasteht in der Geschichte der Völker.
Dieser Kamps, der ausschiteßlich ein Kamps m t
wtrtschaf'iichen Mitteln sein und bleiben mutz, ist
in der letzten Zett durch den aktiven Wider-
stand in der gefährlichst>n Weise in Mißkredit
gebracht worden. In der vugaugencu Woche büß-
ten bei einem Anschläge auf eine», Eisenbahn,,«g
9 Menschen ihr Leben ein, wäycend 18 mehr oder
weniger schwer verletzt wurden Diese Tat löste
überall berechtigte Empörung aus. Auch die
werktägige Bevölkerung des Ruhrgebietes wendet
sich mit Abscheu gegen diese Gevaltakte. Nicht
allein, daß unser morali' ches Ansehen in
der ganzen Welt durch derartige Verbrrchcn er-
schüttert wird, werden diese auch von der Besat-
zung zum Anlaß genommen, durch drakoni-
sche S rrafm a ßna h m e u die Leide» der Be-
völkerung ins Ungemessene zu steigern. Diese
Leiden, die vermiede» werden konnten zermür-
ben den Kampfes w »len, und eS bestclil
die Gefahr, daß denk Gegner der Sieg reicht ge-
macht wird. Die nnterzeichmten Organisationen
erheben deshalb gegen ,-as verbrecherische Vor-
gehen der rechtsradikalen Geheimbünde den
schärfsten Protest. Sie verlangen von der Reichs-
regierung und den Regierungen der Länder, daß
diesem vaterlandsschädigenden Treiben gewissen-
loser Elemente mit allen Mitteln ein Ende ge-
macht wird. Es mutz mit dieser Politik der Dul-
dung Schluß gemacht werden, sonst sind die Fol-
gen unübersehbar. Jnr Interesse deS Abwehr>
kanrpses und der Aufrechterhaltung des Abwehr-
willens verlangen wir kategorisch die
schSrfsten Maßnahmen gegen diese Sorte
„Nationalhelden". Wir richten sowohl an
die Regierung und an die Parlamente das Er-
stachen, sofort tatkräftig einzugreifen, damit wir
vor schlimmerem bewahrt bleiben.
Die Sozialdemokratische Partei, Unterbezirk
Duisburg, Mülheim, Oberhausen.
Kartell der freie» Gewerkschaften.
Heidelberg, 9. Juli.
„ Wenn die verbohrten und eigensüchtigen Kapi-
!^>ste« nicht noch in letzter Stunde zur Einsicht
schien, stehen wir also vor wirtschaftlichen Kamp-
die unabsehbar sind. Die Arbeiterschaft,
J'e Überhaupt alle, die auf Papiermarkeinkommen
gewiesen sind, sind durch den Zusammenbruch
i^kerer Währung in die Verzweiflung grftie-
worden.
. Das deutsche Bolt kennt die Schuldigen an
» Zusammenbruch. Die kurzsichtige und ver-
7'kßdetc Politik der Besitzenden und ihrer Vertreter
Parlament und der Regierung haben bewußt
?'er aus schwachmütiger Uneutschlossenbeit die Fi-
^siZpolitit des Reiches zu einer in der Geschichte
^isvielloftn Schuldenwirtschaft gestaltet. Unter
?'k'en Umständen mußte unsere Währung zu-am-
Die Lage im Reich.
Bankrottwirtfchaft.
Wie wir hören, Hat Vie .schwebende Schuld deS
Reiches an diskontierten SchatzanWei-
sungen am 30. Juni die Höhe von r u n d 23H
Billionen Mark erreicht. (Bei dieser Zahl
dürsten sogar noch die Sirherheitsleislungen rind
weiteren ZahiunaSvcrpslichtnngen aus Swatzanwei«
stlngen und Wechseln »».berücksichtigt sein. Red.)
Die Zunahme seit dem 31. Mai beträgt rund 1?
Billionen
Geiseln.
8- Juli. Rach einer von Havas ver-
amtlichen Düsseldorfer Met-
als Vergeltung für die Festnahme des
Wie steht es an der Ruhr?
». Juli I
g-Hoch-j
Dkl VkilWk MWWlU
Zum 11. August.
Endlich scheint man doch ernstlich an die Feier
des Versassungstages heranzugehen. Weun man
wie immer in Deutschland, so auch hier nicht in jener
mitreißende» Form vorgeht, die von vornherein re-
mitente Elemente niederzwingt, so geht man jetzt
doch augenblicklich einen Schritt nach vorwärts-
Amtlich wird mitgeteill:
Der Reichstag Hai das Gesetz über die Feiertage
»richt mehr verabschiedet. Während eine große Mehr-
heit sür die reichs gesetzliche Festlegung
der großen christlichen Feiertage, für den Berfas-
sungstag und den Gedenktag für die Opfer des Krie-
ges gesichert war, konnte unter den Parteien eine die
Mehrheft für die Schlutzabstimmung sichernde Ver-
ständigung darüber noch nicht erzielt werde», ob
über die Regierungsvorlage hinaus entsprechend
den Beschlüssen des Ausschusses auch der 1. Mai
der Feiertagsgesetzung der Länder entzogen werden
und der Herbstbußtag da, wo er nach dem In-
krafttreten der Reichsverfassung abgeschasft ist, Wie-
der cingeführt werden soll. Aus diesem
Grunde wurde die Verabschiedung des Gesetzes vor-
läufig zurückgestellt. Die Retchsregierung hält an
der Notwendigkeit fest, das Gesetz baldmöglichst zu
verabschieden, damit das Deutsche Reich aus
der die Einheit gefährdenden Mannigfaltigkeit der
FeiertagSgestaltnng und den fortwährenden Kämp-
fen auf diesem Gebiete herauskommt, weshalb auch
für die beidell genannten Punkte eine Verständigung
der Parteien für die Schlußabstimmnng erzielt wer-
den mutz.
Die Aufschiebung trifft formell auch die Fest-
setzung des Versassungstages als Nationalfeiertag.
Nachdem aber die Regierungsvorlage in der Schlujz-
abstimmung des Reichsrats von den Ländern -in-
stimmig angenommen ist und in diesem Punkte
auch die Zustimmung des Reichstags gesichert er-
scheint, wird der V e rf a s s u n g s t a g in Fort-
bildung der Uebung der beiden letzten Jahre auch
i n dt es em I a üre festlich begangen werden. We-
gen der Beteiligung der Länder ist die Reichsrcgie-
rung mit den Länderregter ungen berei'S in
VerbindMlg getreten.
Die Feier soll in diesem Jahre mit einem
„Rhein- und Ruhrtag" verbunden werden,
um den Gefühle,i der Geschlossenheit Deutschlands,
des Dankes an die leitenden Mitbriidcr und veL
festem Entschlusses der Erhaltung von Rhein uns
Ruhr sür unser Vaterland im Zusammenhang mft
dem allgemeinen Bekenntnis znm Staat und seiner
Verfassung starken Ausdruck geben.
h, Dieser Zusammenbruch bedeutet ans der einen
O^te eine ungeheuere täglich wachsende Verrlen-
auf der andern Seite eine wirtschaftliche
?'Uchie»twicklnng, die mit ihren saugenden Fang-
^te» den gesamten städtischen Mittelstand,
I? Arbeiterschaft, die Beamten und «le
^tsttgen Berufe erdrosselt.
. Aber nicht allein dem Staate gegenüber ver-
^iger« die am Zusammenbruch der Mark sich berei-
ZAnden S a ckw ert b es i tzer die Erfüllung der
. ^Nentarstc» Staatsbürger-Pflicht, sie verweigern
^ichzEg Arbeiterschaft die Möglichküt,
einen auskömmlichen Lohn sich selbst kiimmer-
SU erhalten und wirtschaftliche Werte zu schaf-
„ N- Eine Woche bereits streiken in Berlin die Holz-
t. ^ter. Die Metallarbeiter Berlins stehen umn-j-
in einem Riesenkampse, der eine ungeheure
^ftchaftliche E:schüt>enm.g mit sich bringen mutz.
'^Bauarbeiter und andere folgen.
d,Ite alle kämpfen nicht nm einen Stundenlob»,
fragwürdige Bedeutung mit jeden» Tage zu-
^winenschmilzt. Es bandelt sich sür die Arbeiter !>n
h^^ste» Sinne überhand, nicht um eilten angeblich
er» Lohn, sondern um die eürlicl, c Bezuh -
ü eines t a r i f l i ch v er e i n b a r t e n Lohnes.
I' grenzenlos wa.hsends Tenernng hat alle Lohn-
,„^ien velschoveit. ja übeihaupt numöglicy ge-
, ^t, Lolmreglungeu in der bisherigen Weise vor-
-chmem
ist ^'Oer gesamtes S Y st e m d e r L o b u r e g l u n g
überlebt und unmöglich geworden.
ans eine neue Grundlage gestellt
z„ . w- Aus der Haltnng der Industriellen ist aber
d».Mießeu, daß sie den Lohn betrug mit allen
ölen sorisetzc »t wollen. Wer dies ko ist, will
t>i>, — darüber mögen sie sich keiner Täuschung
g "^ben — den Kampfausder ganzen Li -
^e/', Tue Arbeiterschaft kann einfach dem Zustand
ngew'.hüeit, nicht weiß, was sie mit
st ' Loh» von heuie morgen beginnen soll, 'licht
st, ertragen. Wenn Industrie und Lau d-
h-^schaff, wenn der Groß- und Klein-
r,^del sjch durch Kalkulation in fester Wäh-
ttst,g- durch Wiederbeschasfnngsprets, Schlüsselzahl
Kegen die Folgen des Zusammenbruchs unse-
kq». Harr nnd darüber hinaus sich sicbepstellen, so
dst,-' die Arbeiterschaft unmöglich ertrage», daß
Sicherstellung ausschließlich aus ihre Kosten
stst' Sie befindet sich beute in einem Zustande
A ernstlicher und seelischer Depression, die sich
dkr„, k-n Kämpfen entladen mutz, »venu ihre For-
k »ach ehrlichem Lohn keine Erfüllung findet,
i/e Kämpfe werden aber nicht Verzweiflungs-
lt,,„ einer steuerlosen, ihres Weges und Zieles
Kq .,issen Masse sein, sondern, der bewußte
ihr? d f der größte» Organisationen der Welt, die
it schöpfen aus de» Erfahrungen und
kiln d, eines halbe» Jahrhunderts. Und das
sink " Kämpfen die große Bedeutung.
Unternehmer sind vielleicht gute Rechtler
le»,? privaten Wirtschaftsleben tüchtige Gefchäfts-
d >ld - Aber es fehlt ihnen jede geschichtliche
sst .de Politische Traditton, sonst hät-
?ftl * längst eingelenkt. Was in dem wirtschaftlich
e» Polen, was in dem verstümmelten
^lch längst Tatsache ist, erklären unsre Unter-
x dd (e tiir Deutschland unmöglich. Was in Eng-
setbstverständlichste Sache von der Welt ist,
u licken die Unternehmer Deutschlands, dte
dienstwilligen Presse von einer widerwärtig
^Aichas, ^eberbeblichkeiteir sind, den Ruin der
si»? uinderWährungist allerdings schon
'»h.sie verlotterte, auf Betrug aufgebaute F l-
t/"Ht " b Lohnpolitik hat ihn uns ge-
, UtchDie Masse des deutschen Volkes ist heute
bh tz e Politik seiner Besitzenden ruiniert. Damit
st"' Äst lebt endlich Schluß gemacht wer-
es die Unternehmer zum Kampfe kom-
tn A„f wird der Kampf entscheiden.
st "kech/'l^der Arbeiter steht das einfachste Men-
rst lt L verlangen nicht mehr als ehrli-
k 'e h n für ehrliche Arbeit. Das ist
" °"u»»g, die nicht nur die gewerblichen
ie>sto augeht: sic wird geteilt von allen
Ü?, wo,-« die bislang mit Papiermark äbgftun-
^nd. Die erschöpften ausgsmergelten
- Wit wller Hand- und Kopfarbeiter wehren
"'m Kraft gegen die abgrundtiefe Ver-
- m die sie sonst versinke»r müßtem
AiüSs««! M gmzkll LNk
* :öeldelbera.9. Juli.
am Fenstsv zeigen, -darf, wt»d vo>, ,den belgilschen
Wachtpostm fortwährend in die Häuser ge-
,choss en. Auch werden ohue sveiteres Personell
aus den Häusern heraus veöhaftet. Dte Verhaf-
teten mußten mit hochgehobenen Händen durch die
Stadt gehen. Die Anzalhl der Verhaft u ««en
ist so groß, «atz es kaum möOlich ist, di« Zahl fest-
zustellcn. Das gleiche trifft «ns die Zahl der Ver-
wundeten zu. Die sreigc'laffenen Verhafteten klagen
allgemein Mer die schweren Mißhandlungen.
Drohungen für Offenburg.
Offenburg, 7. Juli. In der Nacht
Freitag stich wiederum Mau eranf obläge, dte
sich gegen die französische Besatzung richten, an ver-
schiedenen Stellen der Stadt «»geklebt worden. Da?
Beisatzuirgskomniaudo hat dem Stadwa, daraufhin
eröffnet, datz in, W ivderh oluugs falle unnachsichtiicb
Sa»ikt tonen verhängt suerden und zwar in
Form einer Sperrung des gesamten Stratzcnver-
kehrs während der ganzen Nacht. Der Siadtrat
fordert irvfolgedessen in öffentlicher Bekamrtmachung
dte Einwohnerschaft auf, mitzuhelfen, diesen zweck-
losen Unfttg zu verhindern.
Trostlos.
W»e die Dinge an. der Ruhr stehe», zeigt sol
gende Klage eines schlichten Arbeiters aus Bor-
st e n:
„Kohlen kriegen wir kein Bröckcbcn mehr In
Säckchen darf man schon gar keine mehr tragen.
Lissv ist andauernd am Schmuggeln. Im Körb-
chen unke» ein Paar Bröckchen, Kohle, obenauf Kolo-
nialwaren, die wir auf der anders» Seite der Lippe
holen. So Pilgert sie getreu etne Halbe Stunde
weit um ein Paar Brückchen Koble, damit »vir we-
nigstens eine w «r m e Mahlzeit und für das
Kind die Flasche mache» können». Wir werden uns
demnächst das Essen überhaupt abgewöhucn müssen,
da auch schois Lühcnsnlittel angel»alten werden.
Aber es hilft alles nichts, wir hnngcrn ebcr,
wir im Ruhrrevier, als datz w »r kaplknlie -
r e n, d. h. Wir Arbeiter haltens vis znm Letzten.
Wie es mit den Ind u stri er i t t e rn und Ge-
süiäftemachern anssieht, »nag ich »übt swilder-n. Die
Luinpen verraten u-ns durch ihr Geld. Nur ein Bei-
spiel: Für einen Stempel aus den Patz bezahle» sie
50000 Mk, der Arbeiter aber stellt geduldig vcn
morsens 3 Uhr bis albenlds 6 Uhr ununrcrbrockicn
-und wartet und kommt so drei bis vier Tage lang,
versäumt Arbeit und Verdienst,,harrt aber aus und
kriecht nicht vor den Bajonetten. Mas man sonst
noch alles erlebt, spottet jeder Beschreibung"
Diese einfache Schilderung zeigt u-ns besser als
große Reden der Herren Enno und anderer Durch-
haltspolttiker, wie die Dinge im Ruhrgebiet liegen.
Greift die Retchsregierung nicht sofort ein nnd
bietet ihre ganzen Machtmittel geg-m die nationa
Wischen Verbrecher auf, dann könnte es sein, datz
wir in kurzer Zett vor einen» T » ü »n m erhausen
stShen, der das ganze deutsche Volk unter sich begra-
ben würde.