Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

DOI Kapitel:
Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 8. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48727#0149
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

^-MM ^MM MM
i^^vsL« ^L»?VSMU U «ÄtW U WNWMMM NLiWLtssL
«sMrm>rmr « N^ W M L^v MU M» M M MM M M MW LLNLL'M::
«NLWUrW" d NkiKSSM«-»«
kMs-Selimii mr >ik EWeSeoMmm «n «MSeMe Skldklbnz, MM. swelm. komm, KerdO, Mo,»«». Me». MMeim. Arber«. raMrbWMe« o. Memel«,

Jahrgang

Heidelberg, Freitag, den 8. Juni 1923

Nr. 130


isitenlra^


tsinsr")
te Sieo^e



§erve/l
?8c/rä/^-
r

>K 2»
rksrtlk-i
sätre


precster 2»"
M!MS

Aärrgasso^

t^v^rev

»er 764

recster 20^
metrßer^
linken

«. Mktt^
s-,-
cher, BlcE

ttwVttE
silber, Bester
Deutsche 'c<
che, Altert""
Uhren. , .
einr. WinliN
58, Te^,
! gut erhal^

"-,'7NZ-
lore» ,
armen v r
u- 8 UU
, neuen Ersnj,
:r LandstchA»
-Kleinge'"^-
ich eine EsA
ihaltBr.e,kÄ'>!
el mit groß «e
es sich "
schast emer
>elt, w-rv x,,-'
r gebete"' /
Belohnung

Das neueste deutsche Angebot.

WkltWölWk 8SU hkl!
* Heidelberg, 8. Juni.

* Heidelberg, 8. Juni.
Es ist heraus. Das neueste Angebot dsr Re-
gierung Cuno. Das letzte? Zwar wurde schon das
neuliche Angebot der Regierung Cuno als das letzte

.Der Staatssekretär z. D. Professor Dr. Hirsch
Vorschläge gegen die Vailutanot veröffentlicht.
Ausführungen kommen zu dem zwingenden
Flusse, das; es lein andres Mittel zur Anpassung
Löhne an die wahnsinnige TMerung gibt, als
M „Avbeitnchmer, also Bsamte. Angestellte und
fetter die einseitige Last zugunsten derer, die der
Awogung der Valuta alsbald folgen, künftig ab
und Festsetzuns wcrlbeständigcr Löhn« und
^halte fordern".

. .Es ist daher notwendig, den Mgrisf „wcrtbe-
' "Nd i g" zu defurieven. Mit der Uebernahme der
/iegierung durch das Kabinett Cuno sollte
, rch die Führung von .Wirtschaftlern" das Ver-
"Men N-ark gshoben werden. Der Erfolg: der
Dollar stieg von 7000 auf 80 000! Nachdem der
^vltar bei der vorigen Hausse bis auf 50 000 htnauf-
schnellt war, wurde er durch Abgabe von Devisen
^"rch dw Reichsbank bis auf 21000 wieder herab-
«bdrückt. Die Folge war ein Sturmlauf der Jndu-
da die hemnrungAlose Spekulation mW damit
Erzielung phantastischer Mesen gewinne ein we-
eingeschränkt wurde. Es kam dann am 18. April
Durchbruch der Dämme, und hemmungslos
,^eMttete SpcLMtionswut den deutschen Markt,
"nr den Dollar voni 21 000 in sechs Wochen ans 80 000
"nanfzntreiden. Industrie und Landwirtschaft
'^"en nur noch Goldwerte, während die breite
^"sse nut wertlosen Papiersetzen abgespeist wird.
->t dem DoWr steigt die Not des Volkes
- s Riesenhaste und droht die wirtschaftlich Schwa-
in den Strudel hineinzuzerren, aus dem ein
'""Vortauchen unmöglich ist.
. Industrie und Landwirtschaft fordern
reise, decken sich mit diesen gegen jede
^wanknng zu verlangen als Gegenleistung, daß
, die Löhne in unzulänglichen Papiersetzen be-
yölltge BeseitiMNg jeder wirtschaftlichen
und AbschaMngi des — Achtstu n d e n-
^ 8sl Diesem Hohne nmß der unbeugsame Wille
.. Hand- und Kopfarbeiter entgegcngcstellt tvcr-
Mr sich gleichfalls die vom Besitz ausgestellte
""wrie der GEnrrrk unverzüglich in Anspruch zu
"^h'neu.

- Ez ist wertlos, mühevolle Berechnungen nach
^.tiwdemem Multiplikator auszustellen. Das Sprich-
"Die Statistik lässt sich von jedem gebrauchen",
dl? die Wahrheit. ES gibt nur ein« Grundlage
^'Berechnung, di« Beträge, die von der Reichs-
sh für ein Goldstück gezahlt werden. Diese Zis-
sind von der rnatzgebenden Reichsstelle als
um^Eor für die Papiermark geschaffen, und es ist
einzusehen, warum in einem demokratischen
^ta«t Ausnahmegesetz für die Darbenden ge-
^/chfen ivird, indem die Goldwertrechrmng nur siir
'r Besitzenden Geltung haben soll.
h Die Berechnung der- Löhne in Goldinarr ermög-
sofortiges Anpassen wach deine Durchschnitt der
^ochenkunse und schasst die wahre Indexziffer,
m der einzig und allein jeder Wucher zu erfas-
ist. Diese Indexziffer würde eine Gletchartig-
rn der Sluffassung über Wucher bei den einzelnen
^^sprüsiungsstcllen, Reichswirtschaftsamt u. Wu-
^^.Merichien herveiführen, während heute jede ein-
Instanz ihre eigne abweichende Auffassung hat.
s^. Münde aber auch die wilden Kontrollorgane be-
die zn Zwangsverkäufen siihren, die Waren
» * Markte verschwinden lassen und dem Reiche
i'ei«?^usforderungen ein tragen, die letzten Endes
' -i)r Steuerzahler abzutragen hat.
n<n,^Enn zugegeben werden must, das; mit kommu-
sg "i^en Mitteln die Wirtschiastslage wicht verbessert,
"»Iw " verschlimmert wird, so ist aber die Lohn-
df der Industrie und Landwirtschaft der Urheber
Unruhen in den Städten. ^Während die ganze
sich 'steift a>uf dem Spiele steht, verweigert Jndu-
brei, Agrarier dum das geringste Opfer, um der
Masse klar vor Augen zu führen, das; sie
ausübende Gewalt in der deutschen Re-
schs .fsn Händen haben. Anders der gesamte deut-
fgh^. ^chzelhandel. Er hat jetzt aim eignen Leibe er-
^»Sw- "Essen, daß trotz der täglichen gewaltigen
E^üse "^^^vegnng des Dollars die wahllosen Ein-
6en » "E Hamstevelen der früheren Haussebcwegun-
bej^ "^blelbnr, weil die Kaufkraft der breiten ar-
"^en Atasse restlos erschöpft ist. Der Einzclhan-
h«U,j "'ß, das; er mit der Kaufkraft der Träger der
stellt? t Wirtschaft, also der Arbeiter und Ange-
m„ D Ellt. Er muß aus diesem Grunde gezwun-
l>Nt die Entlohnung in Goldmark eintreten,
^lger,durchaus recht, w-enu er zu der Schluß-
^8c,> kommt: „Die Forderung nach wertbcstän
doch „ kühnen, die sich die Gewerkschaften bisher
'stlle' 'm! eigen gemacht haben, wird sich aus dem
Markfall zwangsläufig ergeben." Alle
^chn,°"Nüere müssen zurückgeftellt werden,
riesengroße Not alles bisher durch
k»ll, Opfer ErkAnpfte hiuwegschwcunucn
inuß sofort gehandelt werden-

und äußerste bezeichnet. Mer die .sozialistenreine"
rechtsgerichtete Negierung des Hern; Cuno läßt ja
mit sich reden. Aehnlich, wie auf dem Jahrmarkt
der „Jakob" dem letzten Angebot ein allerletzte-
folgen läßt, um schließlich noch mit einem äußersten
Trumpf aufzuwarten, handelt die Regierung Cuno
nach einer Schachennetbode, die östlichen Handels-
genien sehr angemessen wäre. Ob wir damit weiter
kommen?
Wenn auch die Frage der Sicherheiten im An-
gebot nicht angeschnitten ist und ihm auch sonst eine
ganze Reihe von Mängeln anhasten, so bedeutet
doch sicherlich bezüglich der Verjhaudlu'ngssähWeit
dieses jetzige Ergänzungsangebot einen
greifbaren Fortschritt. Einen greifbaren Fortschritt
insofern, als die Garantien schärfer umrissen sind,
als dies bisher der Fall. Ob dies jedoch genügend
ist, nachdsm der Ruhrkonflikt bis zur Siedehitze ge-
diehen ist? Ob nicht heute als ungenügend bezeich-
net wird, was vor einem Jahr, als die Deutsche
Liberale Volkspartet noch gegen die Erfüllnngspo-
lilik zeterte, ausreichend gewesen wäre, die Ruhr-
besetzung zu verhindern und dem deutschen Volk
dte Möglichkeit zu friedlichem Ausbau zu gewähret;?
Leider viel zu spät, so telegraphiert uns der So-
zialdemokratische Parlamenitsdienst, hat dte gegen-
wärtige Reichsregierung ans thron Fehlern in der
Außenpolitik und ans der Entwicklung der Ver-
hältnisse in den letzten vier Wochen gelernt. Aber
das Ergebnis der Brüsseler Konferenz wirkt auf
die Zukunft der Entwicklung, auf die Art der Lö-
sung unheilvolle Schattenseiten.
Frankreich veuhält sich, wie uns dte letzten Tele-
gramme meWen, auch dtefer Note gegenüber ableh-
nend. Beim Empfang der Pressevertreter erklärte
Potncare: Die Not« enthält nichts Wer die Frage
des Passiven Widerstandes. Das ist aber der Punkt,
über den wir Auskunft wollen. Wenn wir Deutsch-
land antworten sollen, werden wir fragen: Wollt
Ihr den Widerstand im Ruhrgebiet aufgeben oder
nicht? Wenn Ihr es tut, müßt Ihr alle Verord-
nungen Widerrufs», die den Widerstand uvd dte
Sabotage herbetführten, und die Unterstützung der
Streiks etnstellen. In diesem Fall kann verhandelt
werben. Andernfalls ist die Antwort auf die deut-
sche Note bereits durch das Brüsseler Kommunique
gegeben.
Beim Empfang am Quai d'Orsay wurde weiter-
hin den französischen Pressevertretern erklärt: Dte
deutsche Note enthält kein« Ziffern Wer dte Repa-
vattonsstttnine. Sie verlangt ein Moratorium, ohne
Sachleistungen in Aussicht zu stellen. Es bietet
als Garantie die Eisenbahnen, die ein bedeutendes
Defizit aufwetsen. Ebenso ist man am Quai d'Ov-
fay der Ansicht, daß di« neue deutsche No-te den Eng-
läichern keine Grundlage zur Aufnahme von Ver-
handlungen bisten werden.
Uebov die Aufnahme der Note in England liegen
noch keine Meldungen vor. Beachtlich ist jedoch sine
Antwort des Ministerpräsidenten Baldwin auf eine
Anfrage im Unterhaus, worin er erklärte: Wenn
die deutsche Note eine geeignete Grundlage dar-
stellen wird, so wird sich heute abend noch seststellen
lassen, was sie eigentlich bietet und was sie versagt.
Die deutsche Note.
Berlin, 7. Juni.
Die Retchsre g>i erung hat heute den Regie-
rungen in London, Rom, Paris, Brüssel,
Washington und Tokio zur Erläute-
rung und Ergänz ung der Note vom 2. Mat
folgendes Memorandum übermittelt:
1. Die deutsche Regierung hat nach sorgfältiger
und gewissenhafter Untersuchung ihre ehrliche
Ansicht darüber zum Ausdruck gebracht, war
Deutschland an Reparationen zu leisten fähig
ist. Sie würde nicht aufrichtig handeln und das
Problem seiner wirklichen Lösung nicht näher brin-
gen, wenn sie, nur um dte politischen Schwierigkei-
ten des Augenblicks vorübergehend zu erleichtern,
mehr versprechen wollte, als nach ihrer Ueber-
reugung das deutsche Volk bet Anspannung aller
seiner Kräfte zu halten imstande ist.
Dte Frage nach der deutschen Leistungsfähigkeit
ist jedoch eine T a t s a ch e » f r a g e, über die ver-
miedene Meinungen möglich sind, Deutschland

verkennt nicht, daß es unter den a-ngeiMicklichen
Verhältnissen ungemein schwer ist, zu einer sicheren
Schätzung zu gelangen. Aus diesem Grunde hat
die deutsche Regierung sich erboten, di« Entschei-
dung einer
unparteiischen internationalen Instanz
über die Höhe und Art der Zahlungen anzunehmen.
Ein stärkerer Beweis für den Reparationswillen
Deutschlands ist nicht denkbar.
Die deutsche Regierung ist bereit, alle Unter-
lagen für eine zuverlässige Beurteilung der deutschen
Leistungsfähigkeit betznbringen. Sie wird aus Er-
ordern vollen Einblick in die staatliche Finanz
gebahmng gewähren und alle gewünschten Aus-
künfte Wer dte Hilfsquellen der deutschen
Volkswirtschaft erteilen.
2. Die deutsche Regierung hatte die Ausgabe
großer Anleihen in Aussicht genommen, um den
repamtionsberechtigten Mächten baldmöglichst er-
hebliche Kapitalbeträge zuzusüchren. Solange sich Vie
Ausgabe von Anleihen in großen Beträgen als u n-
durchführbar erweist, ist die deutsche Regierung
auch damit einverstanden, daß an Stelle der
Kapimhsummen ein System von Jahresleistun-
gen tritt.
3. Da die alliierten Regierungen Wert daraus
legen, schon jetzt genauere Angaben Wer die
Auswahl und die Ausgestaltung der von Deutsch-
land ins Auge gefaßten Sicherheiten zu erhalten,
schlägt die deutsche Regierung folgende Garan-
tien für dte Durchführung des endgültigen Repa-
mtionsplanes vor:
a) Die Reichsbahn
wird mit allen Anlagen und Einrichtungen von dem
sonstigen Reichsderimögen losgelöst und in ein
Sondervermög e n umgewandelt, das in Ein-
nahmen und Ausgaben von der allgemeinen Fi-
nanzverwaltung unabhängig ist rind unter eigener
Verwaltung steht. Die Reichsbahn gibt Gold-
obltgationen in Höhe von 10 Milliarden
Gold mark aus, Vie alsbald als erststelli-
ges Pfandrecht aus das Sondervormögen ein-
getragen werden und vom 1. Juli 1927 ab mit 5
Prozent verzinslich sind, also eine Jahresleistung
von 500 Millionen Goldmark sicherste««».
b) 11m eine weitere Jahresleistung von
500 Millionen Goldmark
vom 1. Juli 1927 ab sichevMtellen, wird die deutsche
Regierung alsbald
die gesamte deutschc Wirtschaft,
Industrie, Banken, Handel, Verkehr imd Landwirt-
schaft zu einer Gamntte horanziehen, die als erst-
klassiges Pfandrecht in Höhe von 10 Milliarden
Goldmark auf den gewerblichen, den städtischen und
den land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitz ein-
getragen wird. Die 500 Millionen Goldmark Jah-
resleistung werden entweder mittelbar im Nahmen
einer allgemeine», auch den übrigen Besitz erfassen-
den Steuer oder umuittelba« von den belasteten
Objekten «aufgebracht.
c) Außerdem werden
dte Zölle auf Gcnustmittel und die Verbrauchs
steuern
auf Tabak, Bier, Wein und Zucker, sowie die Er-
träge des Branntweinmonopols als Sicherheit
sür die Jahresleistung verpfändet. Der Rohertrag
dieser Zölle und Verbrauchsabgaben, der sich im
Durchschnitt der letzten Vorkriegsjahre aus rmrd 800
Millionen belief, ist zwar seitdem infolge des Ver-
lustes an Land und Volk und infolge des vermin-
derten Verbrauchs auf etwa ein Viertel zurückgegan-
gen, mit der Gesundung der Wirtschaft wird er je-
doch automatisch wieder steigen.
4. Zum Schluß glaubt dte deutsche Regierung
folgendes betonen zu nrüfsen:
In einer so großen und so verwickelten Frage
können entscheidende Fortschritte nickst durch schiist-
kiche Darlegungen, sondern durch mündlichen Ge-
dankenaustausch am Verhandlungstisch erzielt wer-
den. Deutschlands Zahlungsvermögen hängt von
der Art der Lösung des Gefamtproblems ab. Die
Zahlungsmcthode kann nur in unmittelbarer Aus-
sprache mit den Empfangsberechtigten geregelt wer-
den. Die Festlegung der Garantien in ihren Ein-
zelheiten bedarf der Mitwirkung derjenigen, denen
die Garantien dienen sollen. Zur Lösung aller die-
ser Fragen sind mündliche Verhandlungen
nötig.
Deutschland erkennt seine Verpflichtung zur Re-
paration an. Die deutsche Regierung wiederholt ihr
Ersuchen, eine Konferenz zu berufen, um den
besten Weg zur Erfüllung dieser Verpflichtung zu
vereinbaren.
Berlin, 7. Juni. Die Note ist mit einem kur-
zen, so ruralen Begleitschreiben an die verschiedenen
Regierungen abgeschickt worden, das sür jeden
Bestimmungsort einen besonderen Text hat,
mit Rücksicht daraus, daß die letzte deutsche Note von
den Kabinetten von - London, Parts, Brüssel und
Rom besonders beantwortet wnH«,

Internationale Lage.
Die französischen Forderungen.
Parts, 7. Juni. Der „Tcmps" veröffent-
lichte gestern abend an leitender Stelle sieben
Grundsätze, auf denen Frankreich nach seiner Ver-
sicherung unbedingt bestehen wird. Am Quai d'Or-
say wird dazu bemerkt, patz der „Temps" den offi-
ziellen französischen Standpunkt im großen und gan-
zen richtig wtedergebe. Diese Grundsätze besagen:
1. Vorbedingung für die Verhandlungen mit
Deutschland ist die Einstellung des passiven Wider-
standes.
2. Das Ruhrgebiet wird nur staffelwetse
nach Maßgabe der deutschen Zahlungen geräumt.
3. Frankreich fordert 26 Milliarden Goldmark,
falls England und Amerika Vie interalliierten Schul-
den stretchen.
4. Frankreich verlangt andernfalls außer den
-'6 Milliarden Goldmark noch die Summen, deren
Rückzahlung Amerika und England von ihm
sordern.
5. Frankreich lehnt j e d e neue Diskussion
über die deutsche Zahlungsfähigkeit und folglich auch
ein internationales Schiedsgericht ab.
6. Frankreich ist gerne bereit, allen vernünftige»
Anregungen zur Beschaffung von Zahlungsmitieln
für die deutsche Regierung zuzustimmen, lehnt aber
die Verantwortung für entsprechende Maß-
nahmen im nichtbesetzten Deutschland ab
und würde keine Herabsetzung seiner Schuld an-
nehmen, die etwa damit begründet wäre, daß dte
Maßnahmen der Reichsregierung nicht den erwarte-
ten Erfolg hätten.
7. Im besetzten Gebt et will Frankreich im
Verein mit seinen Verbündeten und im gemeinsa-
men Interesse alle Einnahmequellen, die
sür Reparationszahlungen Vorbehalten
werden müssen, selbst verwalten und das nach
wie vor unter Ausschluß jeden politischen Hinterge-
dankens.
De« „Temps" behandelt weiter die Sicher-
heit s s r a g e. Zu diesem Titel seiner Ausführun-
gen wird am Quai d'Orsay ausdrücklich bemerkt,
sie gehen nicht -unbedingt den offiziellen Stand-
punkt wieder. Nach dem „Temps" wären Verhand-
lungen mit Deuischlmrd Wer dte Sicherhettsfrage
gegenwärtig noch verfrüht: dagegen Wäre es zu
begrüßen, wenn ein französisch englischer Meinungs-
austausch über das Problem swttsände. Das Blatt
hält ein Bündnis zwischen Frankreich und Eng-
land, wie Lord Eurzon es wünscht, für möglich,
falls die beiden Mächte sich verpflichten, eine An-
passung der Versailler Bestimmungen über
Deutschlands Grenzen zuzulassen.
Parts, 7. Juni. Havas msldei aus Brüssel:
Painoare verläßt Donnerstsag früh 8 Uhr Brüssel,
um nach Paris zurückzukohren. Er wurde nach
Schluß der Konferenz vom König empfangen, mit
dem er eine lange und wichtige Unterredung
hatte.
Die alliierte Einheitsfront.
Paris, 7. Juni. Mehrere Blätter melden,
Potncarö habe gestern in Brüssel seine Zustim-
mung zur Einberufung einer interalliierten Konse-
renz gegeben, die von Belgien vorbereitet werden
soll und wahrscheinlich in Ostende stattftnden werde.
Eine offizielle Bestätigung Vieser Meldung liegt zur
Zeit nicht vor, doch wird sie in politischen Kreisen
für ^glaubhaft gehalten, zumal übereinstimmend der
Eindruck vorherrscht, daß die französische Regierung
trotz aller Vorbehalte im Prinzip den Gedanken -er
Wiederherstellung der alliierten Einheitsfront an-
genommen hat.

Nationalsozialismus u. Spitzeltum.
Dortmund,?. Juni. (Etg. Bericht.) Der Kri-
minalpolizei ist es gelungen, einen weiteren
Spitzel zu verhaften, dev in französischem
Solde stand und der Angehöriger der Organi-
sation Heinz ist. Er hat u. a. den vom Düsseldorfer
Kriegsgericht zu lebenslänglicher Zwangsarbeit vea-
uvteMen Sadowski in die Hände der französischen
Besatzungsbehörden gespielt. In: ganzen sitzen vier
Spitzel wegen dieser Angelegenheit hinter Schloß
nnd Riegel. Die Verhafteten waren in der Organi-
sation Heinz und in anderen natioualsozialistischeil
Organisationen sehr aktiv. Es steht fest, daß
Angehörige der Organisation Heinz nach der Berk-
haftung Sehlageters noch 700 000 Mark von den
Franzosen bekommen haben.
Am Südmnde des besetzten Gebietes, besonders
in Elberfeld, macht M eine neue Sammelor-
ganisation zur Aufnahme der aufgelösten Or-
ganisationen bemerkbar. Sie führt den Namen
„S eester n". Die Angehörigen tragen blaue See-
mützen mit gelbem Schild. Es kommen Leute in
Frage, Vie bereits vchbotenen nntionaffozialistffchen
Organisationen angehöstten. Jin Kreis Lennep
wurde ein Wasscnlager ausgefunden. Die Be-
wohner leisteten Widerstand. Es nmßien Ver-
haftu ngeu vorgenomme» werden.
 
Annotationen