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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 111 - Nr. 120 (15. Mai - 26. Mai)
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Jahrgang

Heidelberg, Freitag, den 18. Mai 1923

Nr. 114

M

Herr Cuno hat nicht

Kein- Annexion! Damit würde
Bismarcks wieder begehen, der
annektiert habe. Ein besou-
für die Rheinprovtnz sei
Man müsse sie der Herrschaft
denn Preußen bedeute den

Zn
der
den

tigkett, tief unter dem Eindruck des Essener
Blutbades und der in Werden gefällten Schand-
urteile, bereigt hierdurch seine innigste Anteil-
nahme an dem Schicksal des ohnehin schon so
schwer heimgesuchten deutschen Volkes und spricht
die Hoffnung aus, -aß es sich in diesen Zeiten
schwerster Prüfung mit eisernem Willen behaupten
wird.

war. In -er
der VEsParteMche Abg.

, stand hinter ihnen. Denn was Radetzky und
Schwarzenberg in Oesterreich, Las besorgten der
Kart ätschen Prinz und Wrangel in Preu-
ßen. Die Soldateska aus den zurückgebliebenen
Gegenden machte mit dem „demokratischen Spuk"
Kehraus. Ucbrig blieben unerfüllte bürgerliche
. Ideale und gebrochene Fürstenworte. Erst mußte
sich dar Kapitalismus aus seinen Anfängen zu voller
Blüte entwickeln, erst mutzte in seinem Schoße die
moderne Arbeiterklasse erwachsen, um jenen Macht-
faktor zur Sicherung der demokratischen und revo-
lutionären Bestrebungen zu schaffen, Laren Wort-
führer, aber nicht Erfüller, die Parlamentarier aus
der Paulskirche waren.
Wenn heute, 75 Jahre nach der Eröffnung jenes
Parlanteiiits, die ersten Würdenträger der oeuifchen
Republik sich in Frankfurt zusammensinden, um je-
ner Vorkämpfer für Deutschlands Freiheit und Ein-
heit zu gedenken, so soll das Schicksal des Frank-
furter Parlaments uns Lebenden eilte Mahnung
sein. Es gilt, den parlamentarischen Vertretern des
Volkes eine gesellschaftliche Macht zur Sette zu
stellen, die ihren Beschlüssen Wirkung und Anerken-
nung verschafft, vor allem aber, um sie vor neuen
Ueberfällen und Ueberrumpeluwgen zu bewahren,
wie sie die Nationalversammlung von Frankfurt
und die von Wefinar erleben mußte.
Frankfurt«. M., 18. Mm. (Telsgr. Meldg.)
Die österreichischen Parlamentarier, die an der
Frankfurter Nationalseier teüln-chmen, sind: S-taals-
kamzler a. D. Dr. Karl Renner, Vie Präsidenten
des Ratisnalvats StaMspräisident a. D. Seitz und
Dr. F. Dinghofer, ferner den Gesandten a. D.
Dr. Ludo Hart m an«, Leopold Kunschak, Dr.
Karl Drexel, Christian Fi'scher, Karl Leuth-
n e r und Dr. Ernst Hampel. Mit ihnen kam, ge-
wissernmhen alls ReiseMarschall, Rogierungsrat Bo-
d o Vom Ministerium Les Aenßeren.
In seiner Begrüßungsrede führte Obcrbüvgermet-
stcr Voigt u. a. aus: Gerade die Zrinnerurrg an
Vas Jahr 1848 läßt uns Vie Blutsverwandt-
schaft beider Völker vor Augen treten. Je größer
die Not an uns Herantritt, desto mehr wollen wir
uns Vieser ZlHammsngechörigkeit bewußt sein. Prä'
sident Seitz erwiderte im Namen der Oesterreicher:
Einigende Bande halben die Deutschen Oesterreichs
und Vie Reichsdeutschen stets verbunden. Die
Deutschen Oesterreichs fühlten sich immer eins mit
den Deutschen im Reich. Die Sehnsucht des deut-
schen Volkes geht immer noch dahin, eine deut-
sche Ernhei't hcrzustellen.
Frankfurt a. M.„ 17. Mai. VonSchrift-
stellern und Dichtern werden an den Feierlich-
kürten der Rheinländer Jakob Kneip, der Arbei-
terdichter Heinrich Lerfch, Rudolf G. Binding,
Astons Paquet u. a. teilrrehmen. Gerh. Haupt-
mann, der gerade von seiner Reise aus dem Sü-
den zmückkehrt, wird ebenfalls erwartet. Von aus-
wärtigen politischen Persönlichkeiten
werden, soweit bisher bekannt ist, außer dem
Reichspräsidenten, dem preußischen Miru-
sterprästdenten Brau n, dein Reichsminister des In-
nern, Oeser, Vie Minister Brauns, Sebe-
rt n g und S >iering erscheinen. Ferner haben zu-
gesagt: badischer Staatspräsident Remmels,
würtienw. StMtspräsiident Dr. Hieb er, hessischer
Staatspräsident Ullrich, hessischer Finanzlministcr
Henrich, Vertreter des oldeNburgischen Staatz-
mintsteriinms, der Schauinvurg-Lippischen Laudes-
ragierimge», des Freistaats Thüringen, der Präsident
der Bürgerschaft von Bremen, der Vizepräsident der
Bürgerschaft von Hamburg, Hamburger SenatSmit- -
Meder,.GehMrrat Friedrich Payer, Oberbüvger-
müister Dr. Luppe (Nürnberg), Staatsprüsivcnt
a. D. Dr. Hummel (Heidelberg), der Rektor der
Universität Heidelberg mist zwei Senatsimit-
gliedein. Der deutsche Rckchswg, der hessische Land-
tag, der »vecklenburgische Landtag, sowie andere par-
lamentarische Körperschaften werden eine größere
Anzahl von Vertretern entsenden.
Die Festrede hält Professor Dr. Alfred Weber-
Heitdslberg. Reichspräsident Ebert spricht in der
Paulskirche.

Ruhr.
Dortmund, 17. Mai. (Eig. Bericht.) Aus de«
Zeche „Katserstuhl II" trat die Belegschaft am
Mittwoch in den Streik. Die Belegschaft forderte
eine Abschlagzahlung von 200 000 deren Zah-
lung abgelehnt wurde. Ein Trupp von ungefähr
100 Mann zog nach der Schachtanlage „Kaiserstuhl
I", stürmte den Zechenplatz und das Maschinenbaus.
Ein Teil der Streikenden erzwang sich dann Lis
Eitifahrt in den Schacht und holte die Untertags-
arbeiter heraus, sodaß nun auf beiden Schächten dir
Arbeit ruht. Zwecks Beilegung des Streiks hat der
Reichskommissar sofort Verhandlungen angesetzt.
Die Belegschaft der Elektrizitätswerk«
und des Verbandes der Elektrizitätswerke in Krukel
ist ebenfalls in den Streik getreten, weil ihre For-
derung auf Zahlung einer Wirtschaftsbeihilse nicht
entsprochen wurde. Der von den Organisationen
angenommene Schiedsspruch, der für die erste Hälfte
Mat 12 Proz. Lohnerhöhung Vorsatz, genügte der
Belegschaft nicht. In den zur Beilegung des
Streiks eingeleiteten Verhandlungen erklärte sich die
Betriebsleitung bereit, zunächst 100 000 .si Vorschuß
zu zahlen, über dessen Verrechnung nach Rückkehr
der abwesenden GesanitgeschästsMhnrng der Werke
verhandelt werden soll. Die Wiederaufnahme der
Arbeit macht die Belegschaft Von der Bezahlung der
Streikschicht abhängig.
Die Belegschaft der Gas- und Wasserwerke in
Dortmund führt gleichfalls z. Zt. eine Lohnbe-
wegung. Sie fordert aus Anlaß der enormen Teu-
erung die sofortige Zahlung eines Vorschusses. Auch
vier sind Verhandlungen eingeleitet.
Dortmund, 17. Mai. In Duisburg haben
die Franzosen im Bureau der Gewerkschaft deutscher
Eisenbahner eine Haussuchung abgehalten. In
Essen sind heute morgen die Eifenbahnbetrieos- mW
Verkehrsämter von den Franzosen besetzt word-m
Duisburg, 18. Mai. In der Wohnung eines
Elseichahnveamten in Ruhrort wurde die Stations-
kaffe Mit 72 Millionen Mark durch die belgische Kri-
minalpol-dzei beschlagnahmt.
Zur Besetzung der Anilinfabrik.
Mannheim, 17. Mai'. Der „T. U." wird gc»
schrieben: Im Ludwigshafener wie im OPPau-w
Werk der Badischen Anilin- und Dodafabrik sind die
lebenswichtigsten Abteilungen (Gas, Elektrizität,
Strom und Wasser) nock) sin Betrieb. Nach der
gestrigen Angsstelltensusammenkunft fand eine Arbei«
terverfammllung statt, in der über die Lage Bericht
erstattet wurde. Weiter böschästige sich eine vom
Betriebs- und Arbeiterrat einberufen« Weiksver-
sammlUng mit der Nagelung und Auszahlung der
am 15. Mwi fälligen Gühälter. Es sind zu diesem
Zwecke vier Zahlstellen errichtet worden.
Ludwigshafen, 17. MM. Die Franzosen
haben eine große Anzahl elsässischer Arbeiter heran-
geschafft und haben nist der Verladung der Farb-
stoffe begonnen.

unklar und dun-
Ansicht nach in ihrem
und 16 Milliarde,»
nelbsn audercjm auch

Internationale Lage.
Noch kerne Klarheit..
Berlin, 17. Mat. Die Reichsrcgierung ist noch
immer >Ächt zu einem festen Entschluß gekommen.
Sie will Vie eingegangenen Noten beantworten,
lieber Vas „Wie" besteht jedoch noch keine Klarheit.
Der deutsche Botschafter Dr. Stahmer hatte gestern
im „Foreign Office" mit dem Unterstaatssekretär
Sie Ehre Crew eine längere Unterredung Wer den
Stand der Rsparationsfrage.
Zu späte Einsicht.
Berlin, 17. Mai. Auch Volks partei-
liche Kreise sähen allmählich die Fehler der letzten
dsutschcin Note ein, die, wie man glaubt, stark von
Rücksichten auf Bayern bestimmt
„Zück" schreibt nämlich
Freiherr v. RHeinbaben:

^°"Ech einschließ l.
'wse°d" Mk.4M0.-7 Anzeigen,
dstkn Petitzeile oder
sir M mm breit) Mk. SM,
??'Ä?>"L"lge Mk. SSV. Reklame-
mm breit) Mk. «M, für
tvl >st"re Mk. 8M. Bei Wieder-
Nachlaß nach Tarif.

^"Ugsteus gefühlsmäßig erfaßten, konnten
^ußsschen Junker den Spottvers singen:
Wir wollen Preußen bleiben!
Der Teufel hol' das Treibe^
Das Preußen ruiniert
Und Deutschland fabriziert.
§ Alle einzelstaatlichen Monarchen und Regierun-
l waren in ihren Remtern geblieben/ Ucber sie
,eg wollte das Parlament einen Reichsoberba.il
l '^sen. Die notwendigen Machtmittel dazu
^-.is «s nicht in der Hand. Die einzige Positive
die hinter ihm stand, war eine zeitlang das
"- .lraucn des Volkes und dis durch die Revolution
;.^^leneu Btt rge rw e h re n. Aber schon we-
Tage nach seinem Zusammentritt mußte das
h ""'skirchenpaAament erleben, daß in der benach-
Bundesfestung Mainz der preußische Trup-
.'^UkwEdant mit militärischer Gewalt die Ent -
k'i^fnung der Bttvgerwehr erzwang. Anfgefor-
Entwaffnung auf Grund ihres souve-
Rechtes Einhalt zu gebieten, enthüllte die
konstitutorenden Versammlung jedoch
<!ted PEsische Ohilmacht. Sie crschöpsie sich in
Hal,?' u"d Verchandlnugen, bis die wirtlichen Macht-
/>er»" "r Doutschland nicht nur ihre Beschlüsse, son-
^selbst hinwegsegten. Hatte diese Ver-
8e»^ der Revolution, die oberste
küsm„" "" Reiche zunächst einem habsbnr-
o m Reichsverweser übertragen,
>pater cm besonderes politisches Msi-
^rstus zu vollenden, als sie dem König von
Preußen die Kaiserkrone an-trug. Man weiß,
k't welchsr Geringschätzung dieser Vorjahr
thelms II. jene Deputation empfing, die beauf-
gt war, ihm seine Wahl zum „Kaiser der Deut-
ln,^ anzutündigen, wie er sich weigerte, einerr
p. "?lEren Reif" anzunehmen, den» der „Luder-
ruch der Revolution" anhafte. So schöne
'!lndsä tze auch auf dem Werfassungspapier zu-
engestellt waren, so. wenig reale Macht

Die Lage im Reich.
Der „ehrbare Kaufmann".
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Herr Cuno hat wirklich keine guten Tage,
all seinen Regierungssorgen bereitet ihm jetzt
deutschvölktsche Abgeordnete Wulle auch noch
Schmerz, seine durch den Minister des Innern ab-
gegebene Erklärung über den Empfang Roßbachs
und v. Graefes als unw ah r zu bezeichnen. Das
mutz ausgerechnet dem „ehrbaren Kaufmann"
passieren. In seinem „Deutschen Tageblatt" sagt
Wulle, es fei nicht wahr, daß der Kanzler über Roß-
bach nicht informiert war, als er ihn empfing und
daß Herr Cuno Herrn v. Graefe vor Unbesonnen-
heiten gewarnt habe. Richtig sei vielmstw, „daß
Herr Cuno über die Bedeutung des Herrn Rotzbach
und über Ziel und Zweck der von ihm geleiteten
Jugendorganisation durch eine politische Persönlich-
keit g e n a u u n t e r r t ch t e t worden ist und daß er
infolge dieser Unterrichtung Herrn Roßbach em-
pfangen hat." Die angeblichen „Warnungen" des
Reichskanzlers an Graefe sehen nach Wulle folgen-
dermaßen aus: Graefe hat in verschiedenen Be-
sprechungen Herrn Cuno zum Ausdruck gebracht,
,datz es lediglich das Verdienst der Führerschaft Vers
Freiheitspartei gewesen sei, wenn die völkische Ju-
gend, die durch die amtlichen Quälereien vis aufs
Blut gereizt worden sei, sich von Unbesonnenheiten
bisher! zurückgehalten habe.
verfehlt, unserem völkischen Führer dafür feinen
Dank auszusprechcu".
Diese „Feststellungen" des Abgeorneten Wull«
gestatten einen tiefen Blick hinter die Kulissen und
zeigen den Reichskanzler Dr. Cuno in 'einer völligen
politischen Hilflosigkeit. Es scheint, daß sich in der
nächsten Umgebung des Reichskanglers informato-
rische Kräfte befinden, die ausschließlich'bestrebt sind,
das Ansehen der Rcichsregicrung zu schädigen. So

Dar Parlament in der
Paulskirche.
Die Feier des 18. Mai.
H Frankfurt a. M. steht ein altertümlicher Kir-
yz. die Paulskirche bemannt. Weit über dis
ihrer Stadt, ja, ihres Landes hinaus ist st-
Jak berühmt geworden. Vor nunmehr 75
flatterten von ihrem Turme die Farben
B warz-rot-gold, die Farben der d mischen
i ^'cheit und der deutschen Einheit. Und im Innern
, Kuppelbaues tagte das erste deutsche Parla-
, u.!, Ef Grund eines bis dahin : nerhört
'-en Wahlrechts gewählt, w hohem Maße die „Sou-
,»??üität der Nation" Verkörperte, wie sein erster
Resident volltönend verkündete. Die Nation,
.7° Gegensatz zu der Unzahl von kleinen und klein-
Staaten, die bisher Deutschland dargestevt
."en. Die Souveränität, im Gegensatz zu
'M selbstherrlichen Potentaten, die in diesen Staa-
ten auf ihre Art regierten.
h-. Das Parlament oder, wie es sich amtlich nannte,
n konstituierende Versammlung war wirklich eine
'ersammlung von „Köpfen", wie sie dem Libe-
,mismus aller Zeiten als Idee vorgeschwebt haben.
. "ehrte von hohem Rufe, Dichter, Advokaten und
' «dner aller Grade. Begreiflich, daß das deutsche
seiner politischen Unerfahrenheit und Hoff-
"Ngzwlig.^t hx-u, dieser Versammlung von Den-
lu und Gelehrten wirklich eine große Tai orwar-
e. Sollte sie doch dem Reiche eine Verfassung
geben, die eine einheitliche Verfassung auf
. Rokratifcher Grundlage. Was auf den Barikaden
b den einzelnen Ländern errungen war, sollte die
ganzen Volke gewählte konstituierende Ver-
Rmlnng fest verankern und v«schm>elzen zu einem
^°ßen Einheilswerke. Indessen mit der „Souve-
^1-^ der Nation" hat es seine eigene Bewandr-
Wenn nicht eins die Mehrzahl bildende
Wölkern-ngsklasse mit ihren vorherrschenden Jn-
^tcssen und Ansprüchen dieser Souveränität des
7>olkeZ Has Gepräge gibt, so verlieren sieb die
erschwdenen Schichten in einem Kleinkrieg um Ne-
Enläcklichkeiten. Und diejenigen, gegen die das
fwchl des Volkes aufgerichtet werden sollte, ziehen
"s solchen) Streit ihren Sondervoneil. In Par
^inentssttten unsrfahrcn, getragen von dem hohen
^ ^ußtsctu ihrer Würde, begannen die Abgeord
^len hex Paulskirche ihre Tätigkeit alSoald mit
l wen, wobei einer den anderen zu übertrumpfen
b wte. Das Verfassungswerk, dessen Schaffung seine
Kondore Ausgabe bildete, wurde in mona'clangen
cratungen verschleppt. Und während sich die Nü
^ordneten über die Grundrechte des Volkes ivte
H er die Notwendigkeit einer Zentratgewalt die
«st vse zerbrachen, rüstete draußen in allen Ecken und
'-den die Reaktion, um Parlament, Verfassung
sik" d« Zentralgewalt zum Teufel zu jagen. Tie-
ach'üen, die später am lautesten vom „einigen
,,eutschland" sangen, wollten damals nichts schn-
st^r, Vorherrschaft im Klein-
oftatent u m aufrechterhaltcn. Ob Hohenzollcrn,
j ' Habsburger, ob WUtclsbacher — das R ch ivar
"en nichts, ihre Sonderherrschast aber all's. Wäh- ,
iw^ Bürgertum in den Städten und die erst.
Anfangsstadium ihrer Entwicklung befindliche
ibeiterklasse die Notwendigkeit einer Wirtschaft-
und politischen Einheit der deutschen Nation
die

> „Ein unbehagliches Gefühl darüber hat
: sich eingestellt, als ob neben jener uns demütigenden
- und verständnislosen harten Kritik des Auslandes
l auch eigene Fehler und eigenes Richterkenaen
dessen, woraus es ankonrmt, unsere Lage verschlech-
! tert lMben. Entgegen vielsn Warnungen und
! Ratschläigsrs hat schließlich der letzte Reparatious-
Vorschlag der Rsgierung eine Foran angenommen,
die es möglich m/achte, daß jetzt Mch noch der eng-
' lische SOatzkanzler in formeller WM« tm Unterhaus
' die deutsche Zahlenrechnuug
- kel nannte, weil sie feiner
Gesamtbetrag zwischen 30
schwankte. Das weist doch
darauf hin, daß wir uns in Zukunft esnichtmehr
gestatten dürfen, derartige Unklarheiten Liber un-
sere außerordentlichen und aufrichtigen Anstrengun-
gen zur Lösung des Reparationsprovlems aufkom-
nren und bestehen zu lassen!"
Eine Rede Loucheurs.
Paris, 17. Mit. Der ehemalige Minister L o re-
ch e u r äußerte sich in einer öffentlichen Rede in
Vincerrnes in einer von dem republikanischen Ko-
mitee einberufenen Versammlung über ifi« wirt-
schaftliche Lage Frankreichs, wobei er u. a. erklärte:
Wir konnten in den Vertrag eins Reparar'ons-
ztffer nicht einschreiben lassen. Sie mußte be-
grenzt bleiben durch die Zahlungsfähigkeit
Deutschlands. Wenn man wollte, daß Deutsch-
land seine Verpflichtungen erfülle, hätte man ihm
die Weltmärkte offen halten müssen. Aber
Deutschland ist durch seine Jnflationspolitik fast
ruiniert. Es hat dadurch der Welt beweisen wol-
len, daß es nicht zahlen kann. Seit einem Fahr
führt es nichts mehr aus.
Deutschland kann zunächst nicht bar zahlen, son-
dern nur in Waren. Um diese liefern zu können,
mutz es produzieren. Was geschieht aber in
der Zwischenzeit? Irgend jemarid mutz eingrei
fen, um Deutschland zu helfen. Die internationale
Anleihe ist geboten, nm Deutschland die Mög-
lichkeit zum Produzieren und Exportieren zu ge-
währen, damit es in den Stand gesetzt würde, die
Reparationen zu bezahlen. Schließlich sprach Lon-
cheur noch von der Sicherheit Frankreichs. Da der
amsrikanisch crtglische Pakt nicht zustande gekommen
sei, müßten Maßnahmen auf dem linken Rheinufcr
getroffen werden,
man den Fehler
Elsatz-Lothringen
dercs Statut
aber notwendig.
Preußens entziehen,
Krieg. Außerdem müßte eine internationale Or-
ganisation zur Kontrolle der Eisenbahnen auf dem
linken Rheinufer geschaffen werden. Frankreich
wolle nur sein Recht, aber es wolle auch den Frieden
gewinnen.
Frankreichs Kosten.
Paris, 18. Mai. (Letztes Telegramm.) Im
KmnmevausschUtz betonte Poincare neben der Er-
klärung, daß er an seiner bisherigen Pol itik fesch alte,
daß die To-tallsMnme der Kosten der Ruhrokkupmiou
auf 62 650 000 Franken beläuft. Die Eimmchmeu aus
Zöllen, Lizenzen, Forsten und Strafgelder belaufen
sich auf 36 Millionen. Die Einnahmen aus Natn-
Mlisferungen betragen 36 680 000 Franke«.
Hughes als Ankläger.
Paris, 17. Mai. Aus Washington meldet die
„Chicago Twbune": In einer Rede, die Staats-
sekretär Hughes in Washington hielt, erklärte er,
der Völkerbund als Agentur zur Sicherung des
Friedens habe Schiffbruch gelitten. Der Frie-
den könne mit Gewalt nicht aufrecht erhalten werden.
Wenn aber die jetzigen Hüter des Friedens selbst
Streitigkeiten miteiuantder hätten, so müsse man
fragen, wer sigenAich diese FriedemsHMer bswachcn
soll.
Eine sozialistische Stimme.
Paris, 17. Mai. Der Generalsekretär der
französischen 'ozialistischen Partfi, Paul Faure,
schreibt im „Povulaire": Unsere leitenden Männer
scheinen tatsächlich verrückt zu sein. Nachdem sie
den Arbeitern des Ruhrgebiets geschmeichelt
und versucht bab-n, sie in ihre Kombination himein-
zuziehen, machen sie sich wahrhaftig das Vergnügen,
sie ohne Sinn und Verstand zu verur-
teilen, ohne sich um die Rückwirkungen zu küm-
mern, die ein solches Verfahren nach sich ziehen
kann. Daher hat der Nationalrat der iranzö-
sischen sozialistischen Partei es für nötig erachtet,
gegen diese ebenso unbilligen wie dummen Urteile
zu protestieren. Wie oft wird man denen, die
zu unserem Unglück bie Macht innehaben, doch wie-
derholen müssen, daß Frankreich durch eine derartige
Haltung nichts gewinnen, aber alles verlieren kann.
Unsere führenden Männer dienen ihrem Lande nicht,
wenn sie mit dem Säbel rasseln und die
Eisenbahner des Ruhrbezirks und die Vertre-
ter der Gewerkschaften vor die Kriegsgerichte der
Besatzungsarmee stellen. Ganz im Gegenteil, es gibt
kein besseres Mittel, um den passiven Widerstand in
Deutschland zu bestärken.
Berlin, 17. Mai. Der Reichspräsident
erhielt aus dem Haag folgendes Telegramm: „Der
Hauptvorstaud des holländischen Bundes für in
ternationale Humanität und Gerech-

-M MG .....
MW WM MW MDI zDR Posticheckki'nto Karlsruhe Nr.W.->77.
M W AM M. M M H
Veriaqsanstalt G. m.b.H., Heidel!
S MZW -MM berg.Gelchasl-stcllclSchröderstr.z».
'V M TeM Erpcditi onLökSu.Redak.W/L
sU d!e lvkrMZ?VeW!kkk!W Zer AMOezitte ßeidklberg. Mlesloch. SWhe'M, EMngeu. WeröllÄ. MsböH. VOen. MelsheiA. Borberg. TallSerSWofrhe!« ti. Werthew
 
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