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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 141 - Nr. 150 (21. Juni - 2. Juli)
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berg, weicyrr^rssieuer wlyrooerirv..-»».
Tel.: Expedition 26/3 u. Redak.S67S.

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^Morprei»-Monatlich etnschll«tzl.
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Holungen Nachlaß nach Tarif.
Tages-Zeitung für die werlMeVeMerung der Amtsbezirke Leidelbers. Wiesloch. KMeim. kvvinges. Sderbach. Mosbach. Buche». Adelsheim, Vorberg. rauberbischossW« u. Werthel»


5- Jahrgang

Heidelberg, Donnerstag, de« 28. Juni 1623

Nr. 147

Herr Cuno schweigt.
o Berlin>, 28. Juni. (Letztes Tcl.)
Herr Cuiro schweigt immer noch! Herr Cuno
-chtvelgt, trotzdem feststeht, daß sämtliche Angehöri-
gen der Mordsehme Mitglieder dev deutsch-
völkischen Organisationen sind. Auch die ncuer-
eings in Schlesien gegen die streikenden Land-
"weiter auftrctenden Selbstschutzorganisationen, die
""t Pistolen, Totschlägern u. dgl. seit langem be-
waffnet sind, stören den Reichskanzler in seiner
Zurückhaltung "isttt. Sein Blick ist zu kurzsichtig,
üm zu erkennen, daß wir dem Bürgerkrieg
»ahe sind, wenn nicht endlich auch von Reichs wegen
^gen das Mordsystem der Deutschvölkischen einge-
ühntten wird, Wie planmäßig diese Horden auf
den gewaltsamen Umsturz und die Rache an den
»Novemberverbrechern" Yinarbeiten, beweist ein
Vries, den unsere Parteigenossen in Göttingen
aus dem Bahnhof gefunden haben und der an einen
'Nürburger Studenten gerichtet war. In diesem
Vries heißt es u. a.:
„. . . aber ich mutz wahrscheinlich das Ma-
növer der Reichswehr in Süddeutschland
Milmach-'n. Da staunst du, nicht wahr? Aber es
'st streng geheim. Bei uns werden nämlich
alle Studiker militärisch ausgebildet und wir
Kriegsteilnehmer müssen höchstwahrscheinlich diese
Erholungsreise nach Süddeutschland, Gegend von
Ulm, mitmachen."
Das alles will Herr Cuno nicht sehen. Er fühlt
ltch Wohl in der Passivität nach innen und außen.
Vas mutz seins guten Gründe haben und man
darf sich in der Wilhelmstraße nicht wundern, wenn
Nrs Mißtrauen gegen diese Regierung innerhalb
der Arbeiterschaft immer größer wird.
Die Zurückhaltung wird jetzt schon allgemein ms
Vcwets dafür angesehen, daß Herr Cuno von
Unem Teil der im Ruhrgebiet verübten deutschvül-
Öfchen Missetaten unterrichtet war und er zur
Vermeidung eines innerpolitischen Skandals, den
w>ne Freunde von ehedem bet einem Durchgre's-n
Reichsregierung gegen die Mordbrenner durch
o'e vielen angedrohten „Enthüllungen" Hervorrufen
Wollen, schweigt! Ist diese Vermutung richtig,
Wür C,,no? Trifft cs zu, daß gewisse „National-
den" der Rechtsradikalen in engster Ber-
'"düng mit gewissen Retchsstellen gearbeitet
-'eben.
Es ist an der Zett, tzechäffentlich eine klare
' "Nvort erfolgt!

Die Lage im Reich,
v. Knilltng und Cuno.
München, 28. Juni. Im bayerischen Land-
wg hielt Ministerpräsident v. Knilltng eine Po-
'iUsthe Rede, wobei er u. a. erklärte, Frankreich hat
öen Weltkrieg von 1914 verschuldet durch feine Jahr-
üunderle alte Rheinpolitik und führt auch Henle
Hkteg, um seine letzten Ziele zu Verwirklichen. Ohne
Rückgängigmachung der unberechtigten Maßnahmen
Franzosen gegen freie deutsche Volksteile gibt
keine wirtschaftliche Verständigung. Solange
Frankreich am Rhein steht, gibt es für Europa kei-
"en Friede». Am 2. Mat hat die Reichsregterung
"" die alliierten Mächte eine Note gerichtet, in
"r sie neuerdings ihre Bereitschaft zu Verhandlun-
Ken erklärt. Die bayerische Regierung war nicht
" allem damit einverstanden. Bayern
mbe es als sein gutes Recht angesehen, in einzelnen
ställeu eure abweichende Meinung gegen-
'Wer der Reichsregierung zu vertreten. Die Mini-
er der deutschen Länder kommen doch nicht bloß
w" Fafagen nach Berlin. Die gegenwärtige Reichs-
wgteruirg kann das Vertrauen beanspruchen,
o" sie den Erfordernissen gerecht wird. Gerüchte
einer auch nur vorübergehenden Versttm-
'"'n g zwischen der Reichsregierung und der baye-
, Whxn Regierung aus diesem Anlatz sind halt-
°ke Erfindungen.

Eine Anklagerede
, München, 27. Juni. (Letztes Telegr.) Im
Menschen Landtag hielt Abg. Genosse Dill als
iw Wort aus die außenpolitischen Darlegungen -es
"Nisterprästdenten eine machtvolle Anklagerede
,?ken die sog. „nationale" Regierung. Indem er
hütens der sozialdemokratischen Fraktion das Ge-
d- Knillings ablehnte, wies er darauf y'n, daß
, ohrcnd Herr v. Lerchenfeld noch versucht hafte,
d "öteltg durch die Minen der „Ordnungszell-:" h'.n-
. "'chzuschwimmen, der jetzige bayerische Minister-
ösident kurz nach seinem Amtsantritt zu den
ktersglidischeir Verbänden hinttberge-
"Ken ist, zu jener Sammlung von wirklichen vastr-
Wische» Freunden, den Tatfödemlistcn, Monar-
. "en und politischen Abenteurern, die aus dein be-
Wien Ordnungsblock herausgewachsen sind. An
Sem T"ke, als das französische Militär ins Ruhr-
H>et einmarschterte, klebte an den Plakatsäulen
sx ""öhens ein Aufruf der Nationalsozialisten: „Nn-
"mps gilt nicht den Franzosen, sondern den
.^Mberverbrechern. Nieder mit ihnen!"
die ^wiesen, so fuhr Genoesse Dill fort, daß sich
stellt w"sgewalt vor die bewaffneten Gehelmbünde
wein schützt. Ich bin beauftragt, im Namen
de,»«/ vier zu erklären, datz die Sozial-
ratie in Bayern — und dazu gehört auch d'e

Pfalz — heute Zwei Peiniger hat, nämlich
die französische brutale Mtlitärgewalt im besetzten
Gebiet und die königlich bayerische Regierung von
Knilltng. Die Sozialdemokratie hat die feste Zu-
verficht, datz sie beide überdauerst Die Kräfte gegen
den republikanischen Einheitsstaat ersah man am
besten im Hochverratsprozetz Fuchs-Machhaus. Wir
wissen, daß die Leidensgenossen an Rhein und Ruhr
zugleich für uns mit ringen, für das einige grobe
Deutschland. Und darum fühlen wir uns auch ver-
pflichtet, mit aller Kraft, trotz «Len Schikanen, alle
Angriffe gegen die Reichsetnheit mit aller Energie
abznwehren, alle dunklen Machenschaften aufzu-
decken, mögen wir auch Existenz lind Leben gegen
diese nationalaktiven Mordvubcn aufs Spiel fetzen!
In Bayern ist ein vaterländischer Ordnungsmann
der, so schloß Dill seine Rede, der die Retchsverfas-
sung beseitigen will, die Reichsregterung lästert und
die Symbole des Reichs in den Kot ziehst Man
sagt hier vaterländisch und versteht darunter monar-
chisch. Rian nennt sich Positiv christlich und fordert
die Austilgung der Andersdenkenden.
Die Untersuchung der Parchimer
Mordtat.
Berlin, 27. Juni. Die Nachforschungen der
Berliner politischen Polizei nach Mitschuldigen an
dcnr Parchimer Mord werden hier mit größ-
tem Nachdruck wettergeführt, da sich der Verdacht
zn verstärken scheint, datz gerade in der Reichs-
yauptstadt noch Mitwisser an dem Racheakt
der Mecklenburger Rotzbachleute zu suchen sind. Nach
den Mitteilungen einer Korrespondenz haben heute
bei verdächtigen Personen zahlreiche Haus-
suchungen stattgefunden, bet denen zum Teil
umfangreiches Material der Beschlagnahme verfiel
Schwerin, 28. Juni. (Eig. Draht-er.) Die
eigenartige Leitung der Voruntersuchung in der
Mordangelcgenhett Kadow durch den Unterfu-
chungsmtnister hat den Innenminister der mecklen-
burgischen Regierung veranlaßt, von sich aus die
Verhaftung der in dringendem Verdacht der Mit-
wisserschaft stehenden Oberleutrmnt Fricke, Ober-
leutnant v. Lewts und Rittergutsbesitzer Schütt-
kens von Gut Neuhof anzuordnen. Die mrcklen-
buvgische Staatsanwaltschaft hat es bisher unter-
lassen, trotz des vorliegenden Materials, das die
genannten Personen schfver belastet, einen Haftbe-
fehl gegen sie zu erlassen.
Staat und Wirtschaft.
Der Kamps zwischen Staat und Wirtschaft steht
aus der Spitze. Was noch jahrelanger stetiger Ent-
wicklung bedurft hätte, hat der Ruhrkrieg in wenigen
Monaten ausreifen lassen. Staatsfeindlicher
und g em c t n g e fäh rl i ch e r als in Len letzten
stchs Monaten, hat noch n i e eine Gesellschaftsklasse
gehandelt, wie die besitzenden Schichten
Deutschlands in den Stunden Höch st er Not
des Vaterlandes. Der Staat ist für sie eine unbe-
queme Einrichtung geworden. Deutschland ivird
sich verständigen und bezahlen müssen. Vom zehn-
prozentigen Lohnabzug sind die Summen nicht mehr
aufzubringen. Rette sich, Wer kann. Und sie ver-
suchen es. ..Phoenix", „Rheinstahl", „Schetdeman-
wl„ haben bereits die Mehrheit ihres Aktienbesitzes
an ausländische Kapitalisten verlauft. Jeden Tag
meldet die Börse neuen großen Effektenvcrkauf ans
Ausland. Bürgerliche Zeitungen berechnen, datz
zwei Driilel des Vermögens von Hugo Stinnes
in ausländischen Unternehmungen steckt, zu
denen sogar die französische Kanonenfabrik
Schneider-Creuzor gehört. Die Badischen
Anilin- und Sodawerke haben schon lang«
ihrer sämtlichen Patente gegen gute Franks nach
Westen verschoben. König Dollar rief, und alle, alle
kamen. Fort von der deutschen Mark, heim in die
ausländischen Kronen, Franks, Pfunds. Gott strafe
England und segne feinen Sterling. Wenn man
nebenbei noH die deutschen Eisenbahnen und die
Post krappcn kann, her damit! Wenn noch einige
Millionen Deutscher verhungern, was ist dabrt!
Niemand in der Welt w'rd Deutschland Helse«,
wenn wir cs nicht sclbst vollbringen. Das Kapi-
tal hat sich seine öffentliche Meinung in seiner von
ihm gekauften Presse geschaffen. Es hat sich
sein Militär, seine Schntzgarde gekauft durch zahl-
lose gut gerüstete Bünde und Geheimorgantsatio-
nen. Was hat -er Staat, die Republik? Nichts!
Und kann alles haben, wenn wir die Stunde und
die Kraft von Millionen hinter uns stehender arbei-
tender Massen nützen, die ihren Gegner und den
Feind des Staates kennen. Millionen des Prole-
tariats, die heute noch mit uns sind, morgen aber
mit denen, die eine Macht stabilisieren.
Schutz der Währung.
Berit 'N, 27. Juni. Der „ S ozialdem. Pa r-
lainentsdien st" schreibt uns:
Wir brauchen ein Schutzgesetz für die
Währung, das umrffchädigende Handlungen ein
für alle mpl einest Riegel vorschievt und sie mit den
allerschärfften Strafen belegt. Wer die Mark schä-
digt, handelt schlimmer als ein Landesverräter.
An der T sch echoslowakt e hat sich diese
Auffassung durchgesetzt. Trotzdem die tschechische
Krone seit langen! Mb! ist, hat di« Regierung dem

Parlament den Entwurf eines Gestzes zum Schutz
der tschechoslowakischen Wärung vorgelegt. Seine
Grundgedanken sind in fassenden drei Paragraphen
enthalten:
„1. Wer ohne wirtschaftlichen Bedarf oder
darüber hinaus fremde Zahlungsmittel
gegen heimische ZahluguSnbittel kaust oder diese
gegen fremde Zahlungsmittel und Edelmetalle
verkauft, wird wegen Vergehens mit schweren Ker-
keyskrasen von sechs Monaten bis zu zwei
Jahren bestrafst
2. Ebenso wird bestraft, wer bei einer Rechts-
handlung, deren Gegenstand einheimische oder
fremde Zahlungsmittel oder Edelmetalle sind, in
einer Art vorgeht, van der nach seinem Berus,
seinen Kenntnissen und Erfahrungen erkennen
Mutz, datz es der tschechoslowakischen Währung
schädlich sein könnte.
3. Wer sich dieser Taten schuldig macht in der
Absicht, die tschechoslowakische Währung zu schädi-
gen, wird Wogen Verbrechens mit schwerem Ker-
ker in der Dauer von 1—5 Iahren bestraft."
Deutschlands Währung fällt dauernd. Trotzdem
darf bet uns joder Handlungen begehen, die die
Mark weiter in den Abgrund treiben, die Wirt-
schlaft schädigen, die Staatsftuauzeu ruinieren und
den passiven Widerstand an der Ruhr und am Rhein
untergraben. Der Schutz der Währung muß des-
halb gesetzlich sestgMegt werden und strenge
Strafe über denjenigen verhängt werden, der aus
Leichtfertigkeit oder in böswilliger Absicht Handlun-
gen unternimmt, die der Allgenreinheit Schaden zu-
fügen.
Änterefsentenpolitik.
München, 27. Juni. Der Bayrische Indu-
strie v e r b a n d hat an das Reichswtrtschafts-
mtnisterium und an die sonst beteiligten Stellen Te-
legramme gerichtet, in denen er Einspruch erhebt
gegen die geplante Erhöhung bzw. Wieder-
einführung der Aussührabgaben.

Internationale Lage.
Sandierung?
London, 27. Juni. Der Minister des Aeutzern
Lord Curzon hat gestern den deutschen Bot-
schafter Dr. Sthamer empfangen.
Der Kongreß der Völkerbundrligerr
Wien, 27. Juni. In der Tagung des Völker-
bundsligenkongresses kam auch die Repara-
tion s f r a g e zur Erörterung.
Der Belgier Roland sprach in sehr versöhn-
lichem Tone, worauf der Franzose Henessy er-
klärte, lveder die französische Nation noch die fran-
zösische Regierung denke daran, deutsches Gebiet zu
annektieren Frankreich wünsche nur dieWiede r-
gutmachung des Schadens und den Wiederauf-
bau der verwüsteten Gebiete.
Der deutsche Delegierte Graf Bernstorfs er-
widerte, Deutschland sei sich dessen bewußt, daß Re-
parationen geleistet werden müssen, wendet sich aber
entschieden gegen territoriale Ansprüche
Frankreichs und gegen dessen militärische Un-
ternehmungen. Unter dein Druck von Bajonetten
könne kein Deutscher bereit sein zu zahlen. Menn
Frankreich deutsches. Gebiet räume, sei Deutschland
bereit, seine Verpflichtung zu erfüllen.
Die sodann angenommene Entschließung
forderte, daß die Reparationsfrage vor den Völ-
kerbund komme, daß die Höhe der- Reparations-
summe durch unparteiliche Fachleute un-
ter Zuziehung Deutschlands und Amerikas bestimmt
und Deutsch lan d unter der Garantie des Völ-
kerbundes ein internationaler Kredit ge-
währt werde.

Vom besetzten Gebiet.
Zunehmender Mangel
Elberfeld, 27. Juni. (Eig. Bericht.) Der
Kohlen- und Rohstoffmangel macht sich
im besetzten Gebiet täglich mehr bemerkbar. In
Dortmung ist die Union, die über 12000 Arbei-
ter beschäftigt, wegen Erz- und Kohlenmangels
sttllgelegt worden. Aus den gleichen Gründen wer-
den die Phönix Werke in Hörde und der Be-
trieb der Firma Hösch in Dortmund, die ebenfalls
große Belegschaft beschäftigt, den Betrieb schließen
müssen.

Köln, 26. Juni. Der päpstliche Delegat Testa
überreichte eine Spende von 500 000 Lire für wohl-
'ätige Zwecke.

Die Lage im Ausland.
Jahreskonferenz der Labour Party.
London, 27. Juni. Bet der zur Zeit stattsin-
venden Jahrskonferenz der Arbeiterpartei erklärte
der Vorsitzende Sidney Webb in seiner Eröff-
nungsrede, allen gegenwärtigen Schwierigkeiten liege
die kriegerische Spannung von dem einen bis zum
anderen Ende Europas zu Grunde, die das Ergeb-
nis der Verträge fei, die den Weltkrieg beendet hät-
ten. Vielleicht niemals m der Geschichte habe cs ein
derartiges. Fiasko wie dasjenige der Staatsmänner

gegeben, denen die Welt 1919 die Ausgabe anver-
traut habe, einen wirklichen Frieden zu schließen»
Wetter wurde in -der Eröffnungssitzung der Antrag
der kommunistischen Partei mu Ausnahme in die Ar-
beiterpartei erneut v erworfen und zwar mit
2 880 000 gegen 366 000 Stimmen.
Englische Luftflottenrüstung.
London, 27. Juni. Im UntcrlMise nwchtt
Baldwin eine Mitteilung Wer die Verstär-
kung der Luftstrettmacht zur Verteidigung
des Mutterlandes um 34 Geschwader. Er erklärte,
die Regierung sei zu der Schlußfolgerung gelangt,
daß, abgesehen von der Befriedigung der Bedürf,
nisse der Marine und des Heeres und den Verpflich-
tungen in Indien und anderen überseeischen Läiv
dern, die britische Luftstrettmacht eine Werteidigungs-
flotte zum Schutze der Heimat einschlteßen- müsse, die
genügend stark fei, Um England ausreichend
gegen Luftangriff der stärksten Luftstrett-
m a ch t innerhalb von Schlagwette zu schützen. Eine
solche Streitnracht müßte organisiert werden. Zu-
nächst sollte die Streitmacht zur Deckung der Heimat
aus 53) Geschwadern bestehen, die so schnell wie
irgend möglich gebildet weiden müßten. Das Er-
gebnts dieses Vorschlags bedeute eine Vermeh-
rung der bisher bewilligten Luftinacht um 34 G e -
schwader. Entsprechend der Verpflichtung Groß-
britanniens, wie sie aus der VölterbunLs-satzung sich
ergebe, werde Großbritannien mit anderen Regie-
rungen znsamMlenwivken, um die Stärke der Luft-
rüstungen zu vermindern riach Grundsätzen, die de-
nen des Washingtoner Vertrags ähnlich seien.
Ponsonbh fragte, ob dieser neue Rüstung s-
wettbewerb zu denselben Ergebnissen führen
Werde ivie der vorige Rüsttrngswettbewerb.
Baldwin erwiderte: „Nein, ich hoffe
nicht."
Mißstimmung.
P « r t s, 27. Juni. Das englische Luftflottenpro».
grauim hat verstimmt. Salbst von sehr gemäßigten!
Organen wird der Gedanke vertrete»!, datz Framkreich
den Wettlauf um die stärkste Luftflotte auf-
neh men müsse, zumal es sich nach allen Seiten
zu schützen habe und deshalb den früher von der
englischen Marine beanspruchten Zwei-Mächte-
Standard haften müße.
Ein Attentat auf Paschitsch.
Belgrad, 27. Juni. Gegen den Minlsterprä-
sS-enlen Paschitsch wurde heute nachmittag ein Re-
volvemttentat verübt. Paschitsch blieb un-
verletzt. Der Attentäter wurde verhaftet. Es ist
ein gewisser Rajitsch.
Verräter Dorten.
Parts, 27. Juni. Dr. Dorten, der gegen-
wärtig inParts weilt, hielt in einem nationalisti-
schen Verein enen »Vortrag über die „rheinische Un-
aibhängtgkettsbeweglUlng".

Politische Ueberficht.
Der Patriot Stinner.
Die „Deutsche Allgemeine Zeitung",
in der die wirtschaftlichen Interessen ihres Eigen-
tümers, Herrn Sttunes, von kapitalistischen Volks-
wirtschaftlern uud von iwergelausenen Sozialdemo-
kraten gerade nicht immer mit besonderem Geschick
wahrgenommen werden, besitzt bekanntlich auch
einen Inseratenteil, der ebenso bezeichnend
ist, wie „Politik und Wirtschalst". Die Ausgabe
von Sonnabend, den 23. Juni, vormittags, brachte
auf den ersten Zwei Setten mit triumphierenden
Ueberschriftsn einen HeDengesang vom Hause Stin-
nes und verfehlte Nicht, die Aussagen der Gegner
vor dem Untersuchungsa-usschuß der Mark stützungs-
kommisston mit hämischen- Worten herunterzusetzen.
Auf der dritten Sette nun, die z. T. den Inseraten
gewidmet ist, lefe-n wir in großer Aufmachung fol-
gende Offerte:
Ratgeber und Vertrauensmann
eines der deutschen
Finanzgenies
auf Volks- und privatwirtschaftlichein
Gebiet, Dr. rer. Pol. und Vollchemtker
mit allen Mängeln und Möglichkeiten
der derzeitigen Gesetzgebung, die zwi-
schen Gold u. Papier orakelt, vertraut,
würde seine Tätigkeit bei gleichen
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Bedingungen tauschen. Anfragen unter
usw.
Hier wird also in unve-rhttllter Form ein An-
gebot zur B ei Hilfe der Steuerhin«
terziehziehung sowie sonstiger bedenklicher
Machenschaften auf finanzpolitischem Gebiet aus-
gesprochen. Es ist nicht verwunderlich, daß das
ausgerechnet iin Matt des Herrn Stinnes geschieht!
Eine bayrische Idylle.
Vor dein Staatsgertchtshof zum Schutze der
Republik ist noch ein Prozeß gegen den Heraus-
geber des „Völkischen Beobachters" in München,
Dietrich Eckart, anhängig. Als sich dieser
Hauptkräke-eler gerichtlich verantworte» sollte,
legte er sich ins Bett und sclnckle dem Ge-
richt ärztliche Zeugnisse ein, die seine angeblich«
 
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