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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 151 - Nr. 160 (3. Juli - 13. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48727#0295
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KZU«-P«k: Monatlich etnschlteU.
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^rwärtige Mk.bvtXl. Bei Wiedev
Mlungeu Nachlaß nach Tarif.


ikeschSft»ftunden8—SUHr. Sprech»
stunden der Redaktion: 11—ILNHil.
Postscheckkonto KarlsruheNr.LW/7'.
Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelbera.
Druck u. Verlag der Unterbadische»
Wcrlagsanstalt G. m. b. H., Heidel-
berg. Geschäftsstelle: Schröderstr.8».
Tel..- Expedition ANS II. Redak.287«.

Äsu-SklM» m M MMWkrnMenW «n MrdeM Mklber«, MM, ewsew. Woi-M NerlM, Mrdch, »Mei, MMN, »Merl. sWinWMkN li. WMkN

Jahrgang

Heidelberg, Mittwoch, den 11. Juli 1923

Nr. 158

der

Dkl AK WW Slk SM.
Heidelberg. 11. Ju'.i.
Die Preise für Wetzen und Roggen,
für die Vclksmassen wichtigsten Nahrungsmittel,
^Ebe» den Weltmarktpreis überschrit-
tst Mit andern Motten: Die anterikani-
en Farmer liefern heute trotz des hohen Dollar-
aries, trotz wesentlich höherer Arbeitslöhne das für
Herstellung von Backinaren notwendige Ge-
bilde billiger als unsere deutschen Agra-
rier.
Tie freie Wirtschaft, die unser kapitalistisch
eingestelltes Bürgertum immer verlangt hat, zeigt
^ch hier wieder in einer Glanznummer. Es ist der
blutigste Witz der sogenannten Weltgeschichte, daß zu
ben Opfern dieser wirtschaftlichen Anarchisten-
bvlitik nicht in letzter Linie Hunderitausende, vlel-
^bht Millionen Angehörige eben desselben
Bürgertums gehören. Damit die Söhne und Enkel
«st, freien Markte sich die Taschen stillen können, müs-
lrn ihre Eltern und Großeltern darben und hungern.
planlose Wirtschaft, das freie Spiel der Kräfte
ülarschtert mit festem Tritt über die Leichen der
blutsverwandten und schwingt jauchzend die
'chivLrz-weist-ro'e Fahne des Profits.
Könnte man diese Schau-Wirtschaft als eine Fa-
üiilienangelrgenheit der kapitalistischen Schichten
^trachten, ließe uns die Sache kali. Aber jede
lorotpreiSerhöhung, jede Preiserhöhung
überhaupt, fordert auch tm Proletariat Mil-
^vnenopser von Toten und Siechen. Wo die
Schnitten immer kleiner, die Fettmengen immer ge-
chstger werden, wo Milch und Eier unerreichbare De-
votesten sind, da wird die Gesundheit des schaffen-
ist Mannes untergraben, welkt die forgengeplagte
nr.au allzufrüh, werden die Kinder kränkelnde
Schwächlinge. Ein lebensuntüchtiges
Volk wächst br, an. Und wie steht es erst mit den
Kurzarbeitern, den Arbeitslosen, den
sozial-, Kriegs-, Klein- und Zwerg-
^n tnern, mit all denen, die der öffentlichen
Wohlfahrtspflege anheimgefallen sind? Der grtn -
stde Tod schwingt hier seine Sense ohne Rast
Ustd wie Grashalme legt er Leiche an Leiche in
Klaucnvollen Schwaden hin. Eine furchtbare Ernte
b-r Nachkriegszeit, ein entsetzliches Denkmal einer
"Gesellschaftsordnung", die nur noch zerstören kann.
So zieht der Mechanismus der vom Bürgertum
-forderten freien Wirtschaft seine Kreise sachlich,
^"rn kalt nach Angebot, Nachfrage und Frachten.
das Getriebe vom Blute der Geräderten und
^ttstaurpfterr dampft, ob die Verzweiflungsschreie
sich Wehrenden, das Gewimmer der Sterbenden
Getöse der kapitalistischen Wirtschaftsmaschin«
^bäuerlich übertönt, das kümmert die Maschinisten
lüwt. Sie münzen Geld, Profit, sammeln Milliar-
eu über Milliarden» und dünken sich die Götter,
o, denen die andern im Staube liegen, leben oder
mrben müssen, ganz wie sie es in ihrem Rate be-
ließen.
. Wann werden alle, die heute noch den Rücken
?Wgeu und die „Weisheit" ihrer Schlächter anbeten,
yb der Ueberzeuguug kommen, daß es nur eine
Fettung aus diesem Sumpfe gibt: die sozial!-
.^sche, planvoll geordnete Wirt-
'<h»ft,

.FllAwmvM.
„Münchener Post" bringt folgende Kritik
^E^btankvolttik:
Dif Reichsbank hat weiterhin versucht, durch
H^ttonierung der Anmeldungen dem
yüar einen erheblich unter Newhorker Parität lie-
h/'bttr Markpreis zu gebe«. Der Sinn dieser Ra-
l^üierung ist folgender: Die Reichsbank will den
k^iststigen Newhorker Markkurs nicht aner-
i«/ü en. Setzt sie aber einen niedrigeren Kurs
io verpflichtet sie sich damit zu diesem für den
^tter vorteilhaften Kurs Devisen tatsächlich abzu-
Würde sie nun jede Nachfrage befriedigen,
st (.'"ürden Handel und Svekulatwn sich die gün-
f^? G elegemHett zur billigen Beschaffung von
bes>- * Valuta nicht ent ged en lasse«, die Devrsen-
der Reichsdank wären bald geleert. Jn-
^fx ^-ssen besriodegt die Reichsbank den angewel-
Bedarf nur teilweise, sie schaltet gegen-
z. B. den ganzen vom Ausland her äuge«
B'Sdarf gänzlich aus und -gibt -den Jnlands-
ü nur eine« Bruchteil dessen, was sie nach
h AmmelduniMn brauchen.
be^stn mit divsen Mitteln -die Mark geho-
-Üru, üterdim? Die nächsttisgemde Wirkung solcher
hj^üttrungspolittk wird sein, daß säuttliche De-
^Nkf^üfer sich aus die nachfolgende Rationierung
d. h. wett änehr Devisen zum Kauf
als sie brauchen, um nach erfolgtem Ab-
ülösh-üNnpfäch das zu haben,' was sie bekommen
Natürlich können sie dabei insofern gc-
' hereinfallen, als die Repartierung aus-
^-ss^/ ^nn, so daß sie inehr Devisen über nehmen
üsirfj ' üls ste berechnet haben; aber bei der gagen-
stst Kursentwicklumg ist dies zmn mindesten
Großen -und Kreditfähigen ein sehr ertrag-
^chcl". Die Rationierung muß also durch
^,"üraninwldungen sehr rasch Wirkungs-
^«h^''kden, und -außerdem bedeutet sie eine Er-
übermäßigen Ausorderung frenwer Va-

luta — für den einzelnen Unrernchn« NM -gerade-
zu ein Zwang vor, derartige Dings mtttmnachen,
wen»« er sich nicht vo« der skrupellosan- Konkurrenz
ausschalten lassen will — und damüt einen krassen
Widerspruch zu der MEniung leitender Wirt-
schaftsstellien des Reiches, daß nur der für den
Augenblick unbedingt erforderliche De-
visenbedarf geltend gemacht werdan dürfe. Aber dte
ungüiiOigen Wirkungen reichen noch weiter. Das
Interesse des Markkurses verlangt dringend, daß
die Exporteure ihre entbehrlichen Devisen
nicht behalten, sondern auf den Markt
bring em. Nimmt man ihnen die Möglichkeit le-
galer Abgabe ihrer Valuten zu einem Preise, der
mit der Einschätzung d»r Mark durch die übrige Welt
iwevettrstimmt, so werden sie ihre Devisen eben nicht
verkaufe« sondern Hamstern. Dgs ist nicht
fchSnz entspricht aber sehr der Eigenart der kapitali-
stischem Wirtschaftsordnung, daß es ein fehl törich-
ter Fehler ist, eine solche Wirkung in Rechnung zu
stellen. Die dritte bedauerliche Folge der gegenwär-
tigem Form der Kuvsregmürung ist die zwangsläu-
fige Entstehulch eines umfangreichen Devisenschlrich.
Handels, der sich die Kursdifferenz zwischen Berlin
nnd New York zunutze machen wir- und die Reichs-
bank in Gefahr bringt, jede Kontrolle Über den De-
visemtnarkt zu verlieren.
Kommandieren läßt sich der Markkurs nicht. Er
kann nur günstig beeinflußt werden durch Erhöhung
des Dcviscnangebots. Das eine Mittel bedeutet Be-
schaffung von Devisen durch die Wirtschaftskreisc
im Wege der Uebernahme von Goldschatzanweisun-
gen, das andere viel heilsamere, läuft auf energische
Steuerpolitik hinaus. Hiervon will jedoch di«: Re-
gierung Cuno als Sachwalterin von Großkapital
und Industrie nichts wissen.

Internationale Lage.
Ein Attentat ans den deutschen
Geschäftsträger in Brüssel.
Berlin, 9. Juli. Nach eitler Meldung aus
Brüssel wurde der dortige deutsche Geschäfts-
träger gestern abend nach dem Verlassen der Ge-
sandtschaft beim Betteten seines Privathauses von
einem jungen Belgier durch einen Faustschlag leicht
verletzt und nach der Festnahme des Täters von
diesem beleidigt.
Die belgische Regierung wurde ans diplomati-
schem Wege um Entschuldigung und um Be-
strafung des Täters ersucht
Brüssel, 10. Juli. Der Ageitce Beige zufolge
hat die Regierung beschlossen, wegen des Angriffs
auf den deutschen Geschäftsträger eine Unter-
suchung einzuleiten.
Vorsichtige Beurteilung.
London, 10. Juli. Der R.K.-Vertteter der
„Franks. Ztg." schreibt: Die Ankündigung einer dem-
nächstigen Erklärung Baldwins bringt die
Spannung in den politischen Kreisen und der
Presse auf de» Höhepunkt, ohne jedoch augen-
scheinlich in breiteren Kreisen das Gefühl aus-zulö-
scn, daß mar» vor einer nationalen Entscheidung
stehe. Gleichviel welche Entwicklung für die spätere
Zukunft denkbar, dürfen die zahlreichen tempera-
mentvollen Aeußerungen nicht irreführen. Die
englische Regierung wird sicherlich alles vermei-
den, was ihrer Aktion eine dramatische Zu-
spitzung gäbe, und wird aus zahlreichen bekann-
ten Gründen immer Wieder bestrebt sein, eine Bahn
einzuschlagen, in dte gegebenenfalls Frankreich
binnen kurz oder lang einlenken kann. Ein
Mißverstehen dieser Situation in Deutschland könnte
katastrophal werden
Es wäre also verfehlt, sich den überschwenglichen
Hoffnungen der nationalistischen Presse anzuschlie-
ßen, da England, so sehr es ein Ende -es Konflikts
wünscht, vermutlich nach wie vor Kompromiß-
wege gehen wird.

Vom besetzten Gebiet.
Dte Verkehrssperre geht zu Ende.
Mannheim, 10. Juli. Die interalliierte
Rheinlandkommisston teilt mit, daß die Verkehrs-
sperre mit dem Ablauf der vierzehntägigen Sperre
ihr Ende erreichen wird, so -aß von diesem Zeit-
punkt ab die Patzücstimmungen wie vor dem Eintritt
der Sperre gelten.
Milliardenbeschlagnahme.
K ar ls r u h e, 10. Juli. Bei Maxau Wurde ein
größerer Betrag von den Franzosen beschlagnahmt.
Den französischen Beichten zufolge handelt es sich
nm 17 Milliarden Mark.
Die Hochfelder Attentäter.
Essen, 10. Juli. Das französische Nachrich-
tenblatt bringt folgende Schilderung -er Attentäter
der Hochfelder B rück e n sp r e n g un g. Die
Bombe scheint durch zwei Zivilisten milge-
bracht worden zu sein. Die Zivilisten hatten zwei
ncne, anscheinen- schwere Rtemenkoffer

bei sich, dte wahrscheinlich auch die Explofionskör-
per enthielten. Der erste Zivilist war groß, be-
leibt, hatte ein volles Gesicht, einen starken schwar-
zen Schnurrbart und scheint 35 bis 40 Jahre alt zu
sein. Er trug einen dunklen Anzug, dunklen Man-
tel, schwarze Schuhe und einen Weichen dunklen
Hut Der zweite Zivilist war von mittlerer Statur,
hatte ein schmales Gesicht, war battlos und scheint
25 vis 30 Kchre alt zu sein. Er trug einen grauen
Anzug, einen halblangen Sommermantel aus Hel-
lem Stoff und einen Weichen dunklen Hut.
Verkehrshinderung.
Frankfurt a. M., 10. Juli. Heute früh kurz
vor 6 Uhr erschien in Buchschlag eine französische
Radfahrerabteilung von etwa 25 Mann und löste
an -er Station die Schienen auf eine gewisse
Strecke. Dann begaben sie sich Wetter nach dem
Bahnhof Sprendstngen und machten auch
dort den Verkehr durch Lockerung der Schienen un-
möglich. Mit diesen: Eingriff wurde der Pen-
delverkehr von Frankfurt nach Buchschlag und
zurück und von da nach Oberrvden-Dreieichenhain
zum Stillstand gebracht.
Keine Besetzung Frankfurts.
London, 10. Juli. Der Abgeordnete Pon-
sonby fragte in der Montagssitzung des Unter-
hauses, ob die Regierung Kenntnis habe von der
Absicht der französischen Militärbehörden, Frank-
furt und Kasselzu besetzen. Ronald Mac Neill
antwortete daraus verneinend.

Die Lage im Reich.
Die Ursache der Finanzzerrüttung.
Berlin, 10. Juli. In der Schlußsitzung des
Retchstagsausschusses zur Untersuchung über den
Markstur; führte Georg Bernhard zur Frage
der Inflation aus, daß das Hauptgewicht auf die
ungedeckte Schuld des Staates zu legen
sei. Die steigenden Warenpreise beruhten aus dem
Mißtrauen, das entstand, weil das Publikum
sich sage, es geschehe nichts, um wenigstens
das Loch zuzuHalten. DsL„Str'.gen der Waren-
preise sei der ganz primitive Ausdruck eines wach-
senden Mißtrauens, genau wie z. B. das
Steigen des Dollarkurses. Die Engländer und
Amerikaner sagte», wir sollten überhaupt einen
ernsthaften Versuch machen, unsere Zahlungs-
bilanz festzustellen. Im Verlauf seiner Ausfüh-
rungen vertrat der Zeuge die Ansicht, -aß diese Bi-
lanz in Deutschland nicht passiv, sondern aktiv sei
und unsere innere F ina n z g e b a r u n g der Kern
des Uebels sei. Ohne den Versuch der
Schaffung von Goldsteuern
könne man nicht eine technische Maßnahme durch-
führen, geschweige denn eine dauernde Besserung.
Hinsichtlich der Zahlungsbilanz müsse man auch be-
denken» daß es eine erhebliche Zahl deutscher
Auslandsanlagen im Auslande gebe. Hätten
Wir schon früher eine Stabilisierung der Währung
vorgeuommen, so würden wir diese auswärtigen
Ablagen gar nicht haben.
Die Attentäter von Münster.
Münster, 10. Juli. Eimr der Attentäter auf
unser Parteiblatt in Münster ist am Montag ver-
haftet worden. Die Spuren führen in die Kreise
bckamtter rechtsradikaler Organisationen. "Zwei wei-
teren Tätern ist mau auf der Spur.
Vom Münchener Turnfest.
München, 10. Juli. Zur Aufrechterhaltung
der Ordmmg und Ruhe während des jetzt stattfin-
denden deutschen Turnfestes ist das Tragen
von Abzeichen und Fahnen politischer Verbände,
die ausreizerw wirken können (Hakenkreuz, Sowjet-
stern usw.) verboten worden.

Hamburg. 10. Juli. Trotzdem die National-
sozialistische Arbeiter-Partei in Hamburg verboten ist,
wurde sie im geheimen weitergeführt. Der Leiter,
Josef Klaut, bei dem zahlreiches Material gefun-
den wurde, wurde -aber sestgenommen.

Die Lage iw Ausland.
Der Wettbewerb auf dem Rhein»
Kehl, 10. Juli. In der französischen Deputier-
tcnkammer wurde von der französischen. Regierung
der Gesetzentwurf über die Umwandlung des Straß-
burger Rheinhmfens in einen autonomen Hafen ein-
gebracht, sowie über die Ausführungen von Erwei-
terungsarbeiten an diesem Hafen, wobei vor allem
auf die Konkurrenzfähigkeit dieses Hafens gegen
Kehl hingewiesen wurde. Dte Benutzer dieses Ha-
fens müssen gleiche Vorteile, wie sie ihnen in den
anderen deutschen Häfen wie z. B. Kehl geboten, er-
halten.
Ein russischer Protest.
Moskau, 10. Juli. Tschitscherin richMe an
PoiucarS erneu Protest der Sowjetrcgierung gegen
die Zurückbehaltung und den Verkauf von russischen
Schissen und macht die französische Regierung für
die Folgen verantwortlich.

Hitler in Wien.
Wien, S. Juli. Dieser Tage hat sich, wie be-
stimmt verlautet, Hitler zu Besprechungen mit
österreichischen und deutschen Natioiurlsozialificn aus
der Tschechoslowakei in Wien aufgebalten.
Wie Mussolini reformiert.
Rom, 10. Juli. Die Regierung hat beschlossen,
die Erbschaftssteuer unter den nächsten An-
gehörigen abzuschaffen. Der rein kapitalistische
Charakter der Regierung Mussolinis tritt immer
klarer hervor.
Volkswirtschaft.
Wertbeständiger Profit.
Di« Arbeitnehmer plagen sich mi-t der Erreichung
der Indexklausel ab. Die Unternshmer er-
ledigen derlei Aufgaben viel einfacher Ein Freun-
des „Vorwärts" schickt ihm ein Schreiben, des-
sen wichtigster Teil lautet:
Verband der deutschen Bere-tmdgsanstalten fiir
baumwollene Gewebe E. V.
Leipzig, den 30. Juni 1923.
P- P.
Das Tempo -er Geldcmwertung nötigt uns,
die Verbandsvreise rascher als bisher bei der
Steigerung der Gestehungskosten cmznpaisen. Die
von uns veröffentlichte Schlüsselzahl wird demge-
Mläß künftig imm rr nur von Montag bis Sonn-
abend einer Woche gelten. Die Rechnu ng e n
werden nicht mehr die Sch'üssÄzahl, sondern le-
diglich die Gr un d z i s fer summ e enthalten.
Die Bezahlung der Rechnungen wird zu erfolgen
haben nach der jeweiligen Schlüsselzahl, Vic in
der Woche der A bsendung der Zahlung gii >.
Mit dieser Schlüsselzahl ist die Grundzifsersumme
der Rechnung, die ans dieser Woche datiert, in der
nächsten Woche bezahlt, so ist dte in nächster
Woche gültige Schlüsselzahl anzuwendeu. Dies
gilt auch für Rechnung-nr, die am Ende einer
Woche abgesandt werden, dem Kunden abcr erst
Anfang der nächsten Woche zugehcn.
Wenn die Arbeiter und Angestellten die Anpas-
sung ihres ehrlich verdienten Geldes an die »er-
gangene Woche verlangen, dann können das die
Unlernshmer bekanntlich nicht billigen, weil sonst die
Kaufkraft des Konsunrenten zu groß wird!
Im Jahresbericht der Magdeburg.'»
F e u e rv e rs ich er un gs-Gesellschaft betßi B
außerdem:
Der Schadenverlauf des Berichtsjahrs kau»
in allen von -er Gesellschaft betrieben«: G<«
schiiftszweigen als normal angesehen sverde«.
Dagegen inachte sich für das gange Versicherwtgs
«werbe die nm die Jahresmute verschärft ein
setzende und bis zum Jahresschluß schnell fort
schreitende Entwertung der Mark schä-
digend geltend. Gegen diese Schädigungen
sind Sondeveimichtungen getroffen, wie die be-
sonders für die Industrie wichtige Versicherung
nach Richt zahlen, dte sich der Preisbewe-
gung automatisch anpasse m Dem -Ver-
sicherungsnehmer wie dein Versicherer kann jedoch
nur durchgreifend durch die ErmöMchung der
Versicherung in stabiler Währung gebolfeu wer-
den. Die Versicherung in fremder
Währung ist für unser Wirtschaftsleben unter
-en derzeitige» Verhältnissen nach Uebcrzcugnng
der Verwaltung eine Notwendig kett.
Man sicht, auch hier ist die wertbeständige Rech-
nung sieWstverständlich. Nur für Arbeiter und Aw
gestellte tauig sie nichts.

Republik Badeu.
Ferrerverficherungsfragen.
Unser Karlsruher /^-Mitarbeiter schreibt uns;
Z»«m Gchän'deverstcherimgsgcsetz beschloß der
Haushialtssaus schuß, jetzt noch nicht end-
ettdgülttg Stellung zu nehmen. Die Regierung
wurde ersucht, bis zum» Herbst eine Deukscbrlft
vorMsgcn, t» welcher die Frage der Gefahren-
klassen, der Teuerungs- und de: Rückversichern»:«
behandelt, bcsttzmnte Vorschläge gemacht sind und
zahlenmäßiges Material beigebracht ist. Auch sott
geklärt werden, in welchem Umfange ein« sogen.
Wollversicherung möglich ist. Soweit die Vorlage
nicht darauf Bezug bat, wurde sic gleichwohl ser-
ttggcstellt und die einzelnen Paragraphen durch-
beraten, mit einigen redaktionellen und inhaltlichen
AMderungen fand sie Annahme.
Beachtlich war die Genemldiskussion, bei wel-
cher sich parteipolitische Gegensätze — wie vorher
beim LandesMckxnsteuergesetz — nicht ergaben, die
verschiedenen Redner, machten auf die unterschied-
lichen Beurteilungen der Feuers«fahr gegen frü-
her aufmerksam. Sie liegt heute nicht mehr auf
der« Laude, sondern in de« Städten mit feuergefähr-
lichen Industrien, daher Las Drängen nach
Einführung von Gefahrenklassen seitens der Städte
Die Feuergefahr auf dem Lande habe sich zweifel-
los vermindert. Die Gefahr des sogen. Hotzenvlitzcs
sei beseitigt. Gefordert wurde auch eine Aufklä-
rung der Jugend in der Schule, wie man Feuers-
gesiahren begegnet und eine Mahnung an die Ne-
gierung gerichtet, die Einführung von Handlöfck-
appgraten, wie Minimax n. s. w zu fördern.
Brennt es Heun, ist der Schaden riesengroß. Der
Ausbau der Feuerwache» muß voraeiwmmen wer-
de». Die Wachen der Industrie bcd> men ost eine
Verminderung -ec Gefahr.
 
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