cno j »ch cinichliE
^> M!.-. Auzcigen-
d°r/n », 'b euypall. Pcüt-eile oder
für n. MN (M mm bre it) Mk.2M0,
sn.°i^wartige Mk. g-M. Neklame-
An°1?" "m breit) Mk. MM, für
«uswartige Mk.MM. Bei Wieder-
«wlungen Nachlaß nach Tarif
" 2^ NK'L'LtLSlLH
LM MW UK WM WA MA IWi WI LM PofticheckkonloKarlsruheNr.LsF
FMM Ms «M DU WU WW^ MW WS WA WW UW MU TeI,-Adr.:Volk»zeitungHeideIbe^
»WM. «M V-Z^-WM Druck u. Perlag der Unterbadisch»
M MWAW^ WM WM <FW»1 ME MDMA MM MZU MKU WWUW^W Vcrlaasanstalt «. m. b. H., Heide,
d MjM U^M berg. Geschäftsstelle: SchrödcrslrH
s ^We Tel.: Spedition M u.Redak.zSW
liaer-zkiiW W W werllWe IuMmi dn AMdkMe Melderi, MM, StEW. kWiigni. ikberM, Mo,»«-. Ma, Mebssel». »Mer». raMrU-Mna o. NeNW»
^^hrgang
Heidelberg, Samstag, den 28. Juli 1923
Nr. 17!
-- - »m»»!, »,M— --
LW WS Ml MWlllkll!
» Heidclberg, 28. Jrttl.
. Wj-d unterschreiben Wort für Wort die Entschlie-
^unq unserer mittelschlesischen Parteiorganisation,
von Parteivorstand und Reichstagsfraktion ver -
'chürfien Kamps gegen die Cuno-Re-
^'k'rttna und die unerbittliche Anwendung jedes
^schlichen parlarnentarischen und autzerparlamen-
"-ischcu Mittels fordert, um die Volksmassen vonr
uck des Hungers zu entlasten.
Es ist leider eine unbestreitbare Tatsache, das; die
^sitzenden Klassen Deutschlands bisher nut
mutalem Egoismus nicht bloß die Erhebung jeder
-«esttzsteucr zur Finanzierung des Ruhrkriegs ver-
gelt, sondern auch noch zu ihrem Steuerbetrug g i -
«antische R u h r kr i e g s g e w i n n e gefügt
""ben, die ebenfalls von den arbeitenden Massen
?"*ch Inflation aufgebracht werden mussten. Richt
Masse des arbeitenden Volkes, der durch die
^'üflationssteuer das letzteStückchenFleisch,
vas letzte Genußmiltel vom Munde weggerissen
Md, nicht das leidende Volk, das den Boden seiner
t-Nsten; unter sich wanken fühlt, unterstützt den
itnnzösischeu Imperialismus, sondern die bürger-
'')e Reichstagsmehrheit und ihre Cuno-Regie-
^"Ug, die einen in der Weltgeschichte noch nicht
"gewesenen Steuer- und Lohubetrug
,.^"ben, indem sie von Tag zu Tag wachsende Jn-
' ^wnZjteuxrst der werttät. Bevölkerung auferlegen,
Dex Segen der freien Wirtschaftam Wa-
nmarkt, den die bürgerliche Reichstagsmehrheit
b "Eir drn Widerspruch der Sozialdemokratie über
,mZ, heraufbeschworen hat, und eine zerfahrene
am Devisenhandel sind der Anlaß zu den
b p? 5 ltbar gewordenen Zuständen. Die Wert-
""Ndigkeit der Löhne, welche nun das
isi Mittel der Bekiimpsung der Teuerungsfolgen
siib. '"det sich erst in de>l Anfängen ihrer Durch-
D'if; die Wucherpolizet, so sehr wir ihr
"wn in geeigneten Fällen wünschen und sor-
> n nur Slusschreitungen treffen, die Teuerungs-
rate aber nicht aushalten kann, liegt auf der Hand.
^ r Forderung nach raschen, sich automatisch
anpassenden Lohnsestsetzuiugeii, die ja
^„' ^llaufnunmrerrerungen der Löhrrc, keine „Lobn-
tz,,,!^'"«Sen" sind, der einzige Ausweg, in
c '°'"duug mit scharfen Besitz steuern und
" vernünftige,r Außeuiwlitik.
j>a^° jetzt kann es unter keinen Um-
-B e n mehr Weilergehen. Dies muß selbst das
'Urb, * " er T a ge b l att" zugeben, das eine ver-
dcZ » ? Kritik der Wirtschafts- und Finanzpolitik
^erm "biuetts Cuno und der Minister Becker und
Dr>ls/s änstellt, indem es darauf hinweist, das; der
Dn,,,"urs beim Rücktritt Wirths 760» war.
"test, t Arbeit der „Fachmänner" steht das Baro-
Uj " ä»f Sturm. Die wachsende Not der b-eiien
"is v'' steigende Unruhe — sie sind das Ergeb-
djxallgemeiuen Verelendung, die
stab,^'"e Währungs- und Wirtschaftspolitik des
Ign "rtts Cilno und seine Helfer hat einreißcu
dih,^ . ^enan ein Jahr brauchte man, um die sozial-
lesb atische Forderung nach einer Goldan-
"ltfo^s? ^lirchzuführen. Damals, als die Forderung
steh, ^llt wurde, stand der Dollar auf 100», hente
E n t^?"f mehr als 60» 000! Dieser Mangelan
hq, st^ utzkraf t, dieses zögernde Schwanken
h«, ,'ETtaatsfinanzeu deni Abgrund nahegebracht,
bed^,,^re Stellmrg im Ruhrkonflikt erschwert und
^'sthjiit ietzt das ganze Volk mit würgender Not,
z„ ."ort den Bestand der Staatsordnung, führt
st'inRadikalisierung der Massen, der
Die ^t"ntwo,rtlicher Politiker tatenlos zusehen darf.
Zu, ^'Herstellung der Ernährung, zu der ebenso wie
j'oli„?bahnung einer besseren Devisen- und Finanz-
st„ . die Schaffung eines neuen, auf Gold gestell-
i n a dltshstems Vorbedingung ist, und starke
TioychMsfe in den Besitz zur Sanierung des
lst»„, ^'Mushalts und zur Verlangsamung der jetzt
drinlosen Tätigkeit der Notenpresse sind jetzt
hanh^stENdes Gebot. Aber cs gilt rasch zu
>>a^ breite,, Masse» des arbeitenden Bolles er-
l"stge„ jetzige Situation nicht weiter und ver-
hv,,.."^halb ,„j, Entschiedenheit eine Autzen-
dtjs Be r ständignng, eine repu-
oj»e ' j 0) r Innenpolitik und vor allem
*1 schäftspolit ik, ^ie die breiten
de „ - " " r H „ „ gxe xhj, tz, den besitzen-
Elstg, "ise„ endlich genügend Steuern auf-
"llcj^ . die Finanzverhältnissr zu sanieren. Dies
uns retten.
Zetten aber können uns die Agita-
stlste " " uö » e r de r A o in m uniste n, die als
de„ ""''Ndcte der Deutschvölkischen unser Volk
i "erij^ '' l» erkrieg Hetzen wollen, den dann dle
^ln«e,. Monarchie mit Waffengewalt nieder-
er .-'""'n
en,sH°rdern daher dringend de» Reichstag
, lere ""'stn Maßnahmen auf und richten an
«r""g .""eileitung die ernsthafte Mah-
» "stur ru kapitalistische» Kabinett Cuno
i HE" Eine Beteiligung an dem Bür-
s.' do H' den der Kommunisten lehnen wir
. " des 'Eden a l>. Wer daher den Auf-
bl'^ lnnnka». Volkes — und er wird, wenn
rillst den. st''r wieder kommen — will, der
""»er U-' """g^en A n t i fn sz i ste,t t ag der
hvslaus fern!
Ernste Lage im Reich.
Scharfe Kritik der Zentrums.
Berlin, 27. Juli. Mit ausfallender Schärfe
greift das Organ des Zentrums, die „Germania",
heute die Regierung Cuno an. Selbst in Zen-
trumsversammlungen hört man, wie das Blatt be-
richtet, eine Mißstimmung von gefährlichem Grade
stch äußern. Es herrscht „d. NoveMber-
Stimmu n g" im Lande.
Em Funke würde genügen, um die Explosion aus-
brechen zu lassen. Ungeachtet aller anderen Ent-
schuldiguugs- und Erklärungsgründe stellt das Zcn-
trumsblatt fest, daß das Elend zum wesentlichsten
Teil durch die Unterlassungssünden und verfehlten
Maßnahmen der Reichsrcgierung herbeigeführt wor-
den ist. Die „Germania", die wohl auch heute noch
dem früheren Reichskanzler W i r t h nahe steht, weift
darauf hin, wie leicht es der Reichskanzler Cuno im
Gegensatz zu seinem Vorgänger gehabt hätte, stark zu
sein, wenn er nur wollte, denn inner-politisch hat er
es besser als irgend einer seiner Vorgänger.
Wie die Dinge heute liegen, hat die Regierung
ven Anfang an zu großen Optimismus ge-
hegt und vor allem die Dauer des Rnhrkampfes
falsch eingeschätzt. Es wird dem Reichskanzler sogar
borgeworfen, daß er kein ost gebrauchtes Wort vom
„ehrlichen Kaufmann" nicht zur Richtschnur seines
innerpolitischen Handelns gemacht hat, denn ein ehr-
barer Kaufmann darf keine Ausgaben machen, ohne
für Deckung zu sorge», und die gewaltigen Kosten
des Ruhrkrieges hat man mii nichts anderes gedeckt
als mit der Notenpresse.
Weiter wird Cuno der Vorwurf gemacht, daß er
verhängnisvollen Einflüsterungen von schwer-
industrieller Seite viel zu sehr nachgegeben
hat. Zum Schluß beißt es: Kommt der Reichstag
zur Uebeneugung, daß die augenblickliche Regie-
rung nicht die Kraft und Autorität mehr hat, um
die Lage zu meistern, dann ist es seine Pflicht, die
Konseguenzen daraus ;n ziehen.
Vor einer Lebensmittelkatastrophe.
Berlin, 27. Juli. Die Lebensmittellage in
Berlin skt äußerst schlecht. Die beiden Berliner Bür-
germeister Boeß und Ritter sprachen heute mit-
tag beim Reichskanzler vor, um ihm die Not-
lage der Berliner Bevölkerung zu schildern. Die
städtische Verwaltung lehnt jede Verantwortung für
den weiteren Gang der Dinge ab und fordert, -aß
die Regierung sofort für größere Lebens-
mittel z u fu h r en nach Berlin zu erschwän-
lichen Preisen iorgt.
Die Lebensmittelversorgung Berlins steht de»
Blättern zufolge vor einer Katastrophe. Ein
großer Teil der Fleischer- und Kolonialwarenläden
laben 'hre Geschäfts lokale geschlossen, da ste über
keinerlei Ware mehr verfügen. Die Kartoffel-
zufuhren sind so gering, das; nur ein ganz kleiner
Teil der Bevölkerung Kartoffeln in geringen Men-
gen erhallen kann. Vor den ivcn gen noch offenen
Läden stehen die Hausfrauen zu Hunderten angestellt
und müssen viele Stunden warten, bis ste ein wenig
Margarine oder Schmal; erhalten, wofür Preise von
weit »brr 100000 Mk. für das Pfund verlangt
werden.
Eine Mahnung an die Landwirte.
Berlin, 27. Juli. Der amtliche preußische
Pressedienst schreibt: Es gehen Gerüchte um, daß in
einigen Gegenden des Landes aus Furcht vor be-
vorstehende» Unruhen die Beschickung der Märkte
durch die Landbesitzer unterlassen wird. Es
ist selbstverständliche und dringende Pfltchl aller
derer, die Lebensmittel produzieren, diese auf den
Markt zu bringen, da neben der wachsenden allge-
meinen Teuerung eine ungenügende Versorgung der
Bevölkerung mit Nahrungsmitteln außerordentliche
Gefahren im Gefolge haben könnte.
Gen. Scheidemann zur inneren Lage.
Kassel, 27. IM Gen. Scheid em an n ver-
öffentlicht im „Achtuhr-Abendblatt" zur inneren
Lage einen Artikel, in dem er darauf aufmerksam
macht, daß über die Beachtung, die Bayern vor-
zugsweise gesunden hat, die reaktionären Vorgänge
in anderen Teilen des Reiches übersehen werden.
Er zitiert aus dcim Kasseler sozialdemokratischen Or-
gan Fragen, die der Reichsregierung vorzulegen
sind.
Es sind Fragen, zu welchem Zwecke bei Han-
delsikamimern viele Millionen von militaristisch ein-
gestellten Leuten Matnmelt werden, zu welchem
Zwecke junge Männer bei Tag und Nacht militärisch
ausgebildet werden, für wen man in den Zeitungen
täglich Schußwaffen zu kaufen sucht und Kr wen
Parabellu in Pistolen bei der Kasseler Schutzpolizei
gestohlen wurden.
Aus allein ersieht Scheidemann, daß die Auffas-
sung des Reichskanzlers über die Möglichkeit deS
Bürgerkrieges, die im Aufruf vom 18. Juli verneint
wurde, fatsch ist. Der Reichskanzler kennt die
Situation im Innern so wenig, wie er den Leut-
nant Roßbach gekannt hat, als er ihn empfing.
BreiLscheid will Klarheit.
Das bei den Delegiertenwahlen der Metallaribei-
ter zu ihrem, Kasseler Verban-stag wieder deutlich
hervorgetretetre Abwanderu der Arbeiterschaft aus
den Reihen de Sozialdemokratie nach links veran-
lagt Gen. Dr Brettscheid in einem Artikel
„Klarheit tut not!" in der „Leipziger VolkAztg."
die Gründe zu suchen, durch die sich die Erfolge der
Kommunisten erklären. Er hält die im „Vorwärts"
genannten drei Ursachen, nämlich die skrupellose
Agitation der Kommunisten, die ungünstigen wirt-
schaftlichen Verhältnisse und die Gleichgültigkeit der-
jenigen, die überhaupt nicht zur Wahl gegangen
sind, nicht für eine ausreichende Begründung. Er
steht den tiefsten Grund in der zu starken Be-
schränkung der sozialdcuiokraiischen Tätigkeit auf
das Parlament und weiter in der Unklarheit, die
über das eigentliche Verhältnis der Sozialdeinokra-
tie zur Regierung bestehe. „Unsere Stellung zu
Cuno und seinen Kollegen entbehrt der Klarheit, sie
ist für unsere Anhänger im Lande sehr schwer ver-
ständlich." Breitscheid bespricht dann Lie durch den
Ruhrkampf und das Verhalten der Regierung wäh-
rend dieser Zeit goschassene Lage und kommt zu dem
Schluß, unter diesen Umständen dürfe es für die
Sozialdemokratie kein Schwanken mehr geben. „Sie
muß", so resümiert er, „eine unzweideutige Oppo-
sitionspolitik machen".
Warum so spät?
Berlin, 27. Fnli. Der WiederMammeutritt
des Reichstages erfolgt, soweit sich bisher
übersehen laßt, nicht vor dem S. August, spätestens
am 17. August.
Kommunisten und Deutschvölkische
Arm in Arm.
Berlin, 27. Juli. Die Verbrüderung der
Kommu »isten mit den deutschvölkischen
M onarchiste n macht immer größere Fortschritte,
nachdem Radek in seiner Rede den „Helden" Schla-
geier gefeiert hat. Unser Hamburger Parteiblatt,
das „Echo", ist in der Lage, einen weiteren und sehr
stichhaltigen Beitrag Kr diese Bündnisbestrebungen
beizubrtngen. Er druckt aus einem R u n dschrei -
ben der kommunistischen Zentrale an
die Bezirksleitungen Stellen ab, die offensichtlich
zeigen, daß die kommunistische Zentral« zu einem
Ueberetnkommeu mit der faszistischen Bewegung
kommen will; es heißt darin:
„Ihr habt Wohl alle die glänzende Rede des Ge-
nossen Radek über Schlageter gelesen. Manch
einer hat stch vielleicht dabei nicht ganz Wohl
gefühlt und manch einer hat sich vielleicht über
den To» gewundert, mit dem Radek zu den deutschen
Faszistcn spricht. Aber schon jetzt läßt sich feststellen,
daß der Eindruck seiner Rede in den Reihen der
Nationalisten ein gewaltiger war. Indem kom-
menden Bürgerkrieg, der jetzt eine
Notwendigkeit ist, und von nnseien Gegnern
mit aller Planmäßigkeit vorbe-wnet wird, müssen
wir Opfer sparen. Das hängt natürlich d«rvon ab,
inwieweit es uns gelingen wird, schon jetzt einen
Teil der kleinbürgerlichen Kreisefür uns
zu gewinnen. Daß es nicht unmöglich ist, dafür
haben wir unzählige Beweise aus Deutschland, das
beweist auch der Eindruck der Rede des Genossen
Radek und eS ist auch tatsächlich so, daß, wenn wir
cs gut verstehen, diese ehrlichen nationalen Kreise
richtig anznpacken, es uns nicht schwer sein wird,
ihnen zu beweisen, das; die einzige Rettung für sie
und das von ihnen so heiß geliebte Deutschland nur
in dem mit uns gemeinsamen Kampfe be-
steht. Bereits in unzähligen Fällen hat eine solch«
Situation unter den nationalen Kreisen gut« Er-
folge gezeigt."
Zum Schlüsse ivird dann den Genossen gesagt, sie
sollten nicht so sehr begriffsstutzig sein,
es sei die dringendste Pflicht der Bezirksleitungen
und Funktionäre, in dieser Hinsicht Aufklärnng zu
kchasfen. Dsr A n t 1 sas z ist eu ta g, der von den
Kommunisten mit so großem Lärm inszeniert wird,
sollte also den zukünftig Verbündeten nur beweisen,
wie st ar k die kommunistische Bewegung ist und wie
es sich deshalb notwendig macht, sich mit ihr, Ivie es
lo schön heißt, „zu gemeinsamem Kampfe zu ver-
einigen"
Der sozialistisch und gewerkschaftlich organi-
sierte» Arbeiterschaft müssen doch mm
endlich die Augen aufgehen über Bestrebungen, die
ste ganz vom eigentlichen Ziele der Arbeiterbewe-
gung absiihren.
Trotz des Verbotes.
Essen, 27. Juli. Trotz des Versammlungs-
verbotes am „Antifaszistentag" durch die deutschen
und französischen Behörden fordern die K o m m u -
nisten des Einbruchsgebietes zu Kundgebun-
gen am 29. Juli aus unter der Parole „Sturz der
Regierung Cuno, Ausrufung einer Arbeiter- und
Bauernregierung, Bündnis mit Rußland".
Erlaubnis zum Antifaszistentag.
Weimar, 27. Juli. Das thüringische Staats-
ministerium gestattete die „Antijaszistenruudgebun-
gcn" am Sonntag, es sind jedoch alle Vorsichts-
maßregeln getroffen, um Ausschreitungen bei
den Kundgebungen zu verhindern^
Ul Kl „llllWM« MW" Sk
WISkMkMWlI Mßk
wird in dem Rmidschreiben eines „völkischen" Wer
bcbabüroS gesprochen. Es findet sich daran sotgciW
Stell«:
„Es ist leider nur zu wahr, das; unser« nmio
nale PNesse in ihren Gesinnuugskreiscn und Orga
Matronen nicht die Untersttttzung uns Fördcnut
findet, wie die sozialistischen und libemiH
Zeitungen bei ihren Anhängern. Wir erinnert
daran, wie schon während des Krieges, daun st
der Revolution und bis heute noch die sozialißi
scheu Organisationen es als eine ihrer Haupt
auf gab en betrachten, ihre Mittet uns ihr
Mitglieder ganz in den Dienst der Verb r e i
tnng und Förderung ihrer Zeitui:
g« n zu stellen. Tatkräftig und bis!»
die kleinsten Kreise ihrer Gcw-rk
schäften und O r g a n i s a r i o n c u hinciZ
hat sich auch das letzte Mitglied dcr sostaii
stischen Verbände für die Machlvorbcrei
t n n g und den täglichen Einfluß seine
Presse eingesetzt. Noch heute (wo diese Pc*
schon so gewaltig überhand genommen bat) crle'
beu wir cs hier z. B., das; beim Anssall von Bo>
tensrauen oder sonstigen Störungen in d'r .'m
stell»«« ohne weiteres Gewcrkschasls- und Partei,
Mitglieder bedingungslos einspriugcn, um mk
den henMungslosen Fortgang Lieser politische»
Maschine zn sichern."
Wir wünschten, es wäre wahr, was Las geg
uerische Rundschreiben da sestsicllcn zu lönnm
glaubt. Leider trisft cs aber durchaus nicht übemö
z». Aber cs sollte so sein. Uno dic Parici
genösse» und freie» Gewerkschaftler sollten es fik
zur dringendsten Aufgabe »lachen, daß es cudM
überall so wird, wie es hier geschudcn ist.
Laßt euch Liefe widerwillige Auerlcunuug vo»
gegnerischer Sette ein Ansporn sei», alle Kraft s,t
die Ausbreitung der sozialdmiotraiikaicn „Ven*
eiuMseheu! Mit der Presse steht >-. i. r
fällt unsere Sache. Wir siehe» vor ein *
schwer.'n Belastungsprobe. Die Steigerungen dst
Bezugspreise, zu der uns die kapitalistisch».' Aüc>,
beuluugswtrtschlas! zwingt, sotten »msec« Press.' zuu
Erliege» bringen. Zeigt Leu Gegnern, Laß ste
dabei verrechnen! Siebt geschlossen hinter en..»
Presse! Nicht bloß jede Abbestellung, sondern lebst
jede UntevlassunaSsünde in dec Werbearbeit bed :>
tet eine Schwächung der Partei.
Die Lage im Reich.-
Rechtsentwrcklung in Württemberg
Genosse Wilhelm K e i l - Stuttgart scbrechk
uns:
Es bat Leu Anschein, als ob Würtle m dort
sich allmählich zu einem zweiten Baperu en»
Wickeln wollte. Die n a t i o n a t s o ; i a l i sl i s ch t
Agitation ist vor etwa einem Jahr von Bayers
ans in Las benachbarte württeuwergiscl-e Gebiet
hineiugettageu worden und hat sich seiidcm mit ric»
sigemk Geldaufwand und unter Ausschlachtung L.f
Lurch den Rnhreinfall der Franzosen in weitest
Volkskreiscn erzeugten nationalistischen Sttmuunnl
in bedenklicher Weil« au s g eb r c i t e t. Fn vielen
württembersischm Gemeinden bestehen heute
i« a t i o na l s o z i a t i st ischc Ortsgruppen,
die ihre Stoß- und Sttmutrupps, HuuL'crlschasien
und neuerdings auch „Regimenter" bilden und in
mehr oder weniger verschleierter Form Uebungest
militärischer Art abhalten. Unser« Prcssc war wie-
derholt in der Lag«, über Nachtmärswe und nächt-
liche Manöverüblingen aufs genaueste zu berichten,
uUL vor einigen Tagen machte einer unserer Abge-
ordneten im Landtag Mitteilung von eugcu Ver-
bindungen zwischen gewissen Reichswchrofsiziers-
kreisen und nationalsozialistischen Führern, sowie
von gemeinsamen Nebnngen wsirttombcrgischcr Na-
tionalsozialisten und bayerischer Reichswehr aus
dein großen Truppenübungsplatz Münsingen.
Die württembergische Regierung aber läßt die
Dinge laufen. Herr Bolz vom Zentrum, dcr
württemhergiscbe Innenminister, gestattet es, daß
die Polizei — ganz wie tu Bayern — mit aller
Schärfe gegen Li« Kommunisten vorgeht,
den nationalsozialistischen Hetzern zum
Bürgerkrieg aber volle Bewegungsfrei,
heit läßt Im Dezember v. Js. war infolge von
blutigen Exzessen, die bet natioualsoziatistischin
Versammlungen in Geislingen und Göppingen
vorgekommen ivaren, ein Verbot aller öffentliche»
Versammlungen ausgesprochen worden. Die
Rationalsoziatist«>i verhöhnten dieses Verbot
durch dreiste Umgehungen, ließen bei ihren unter an-
derer Bezeichnung veranstalteten Zusammenkünften
sogar Redner sprechen, die in Bayern Redeverbot
hatte», und das Ministerium des Innern schwieg
dazu. Nunmehr ist das Verbot aufgeboben.
Sowohl innerhalb der demokratischen
als der Zentrumspartei wird die Haltun«
Les Ministers Bol; nicht einmütig gebilligt. Ein
starker linker Flügel der Demokraten, der in der
Berliner, Frankfurter und selbst der schweizerische»
Demokmtenpresse seine Mahn- und Warnrufe hat
vernehmeu lassen, sieht mit großer Besorg-
nis der Zukunft entgegen, vermag sich aber in der
^> M!.-. Auzcigen-
d°r/n », 'b euypall. Pcüt-eile oder
für n. MN (M mm bre it) Mk.2M0,
sn.°i^wartige Mk. g-M. Neklame-
An°1?" "m breit) Mk. MM, für
«uswartige Mk.MM. Bei Wieder-
«wlungen Nachlaß nach Tarif
" 2^ NK'L'LtLSlLH
LM MW UK WM WA MA IWi WI LM PofticheckkonloKarlsruheNr.LsF
FMM Ms «M DU WU WW^ MW WS WA WW UW MU TeI,-Adr.:Volk»zeitungHeideIbe^
»WM. «M V-Z^-WM Druck u. Perlag der Unterbadisch»
M MWAW^ WM WM <FW»1 ME MDMA MM MZU MKU WWUW^W Vcrlaasanstalt «. m. b. H., Heide,
d MjM U^M berg. Geschäftsstelle: SchrödcrslrH
s ^We Tel.: Spedition M u.Redak.zSW
liaer-zkiiW W W werllWe IuMmi dn AMdkMe Melderi, MM, StEW. kWiigni. ikberM, Mo,»«-. Ma, Mebssel». »Mer». raMrU-Mna o. NeNW»
^^hrgang
Heidelberg, Samstag, den 28. Juli 1923
Nr. 17!
-- - »m»»!, »,M— --
LW WS Ml MWlllkll!
» Heidclberg, 28. Jrttl.
. Wj-d unterschreiben Wort für Wort die Entschlie-
^unq unserer mittelschlesischen Parteiorganisation,
von Parteivorstand und Reichstagsfraktion ver -
'chürfien Kamps gegen die Cuno-Re-
^'k'rttna und die unerbittliche Anwendung jedes
^schlichen parlarnentarischen und autzerparlamen-
"-ischcu Mittels fordert, um die Volksmassen vonr
uck des Hungers zu entlasten.
Es ist leider eine unbestreitbare Tatsache, das; die
^sitzenden Klassen Deutschlands bisher nut
mutalem Egoismus nicht bloß die Erhebung jeder
-«esttzsteucr zur Finanzierung des Ruhrkriegs ver-
gelt, sondern auch noch zu ihrem Steuerbetrug g i -
«antische R u h r kr i e g s g e w i n n e gefügt
""ben, die ebenfalls von den arbeitenden Massen
?"*ch Inflation aufgebracht werden mussten. Richt
Masse des arbeitenden Volkes, der durch die
^'üflationssteuer das letzteStückchenFleisch,
vas letzte Genußmiltel vom Munde weggerissen
Md, nicht das leidende Volk, das den Boden seiner
t-Nsten; unter sich wanken fühlt, unterstützt den
itnnzösischeu Imperialismus, sondern die bürger-
'')e Reichstagsmehrheit und ihre Cuno-Regie-
^"Ug, die einen in der Weltgeschichte noch nicht
"gewesenen Steuer- und Lohubetrug
,.^"ben, indem sie von Tag zu Tag wachsende Jn-
' ^wnZjteuxrst der werttät. Bevölkerung auferlegen,
Dex Segen der freien Wirtschaftam Wa-
nmarkt, den die bürgerliche Reichstagsmehrheit
b "Eir drn Widerspruch der Sozialdemokratie über
,mZ, heraufbeschworen hat, und eine zerfahrene
am Devisenhandel sind der Anlaß zu den
b p? 5 ltbar gewordenen Zuständen. Die Wert-
""Ndigkeit der Löhne, welche nun das
isi Mittel der Bekiimpsung der Teuerungsfolgen
siib. '"det sich erst in de>l Anfängen ihrer Durch-
D'if; die Wucherpolizet, so sehr wir ihr
"wn in geeigneten Fällen wünschen und sor-
> n nur Slusschreitungen treffen, die Teuerungs-
rate aber nicht aushalten kann, liegt auf der Hand.
^ r Forderung nach raschen, sich automatisch
anpassenden Lohnsestsetzuiugeii, die ja
^„' ^llaufnunmrerrerungen der Löhrrc, keine „Lobn-
tz,,,!^'"«Sen" sind, der einzige Ausweg, in
c '°'"duug mit scharfen Besitz steuern und
" vernünftige,r Außeuiwlitik.
j>a^° jetzt kann es unter keinen Um-
-B e n mehr Weilergehen. Dies muß selbst das
'Urb, * " er T a ge b l att" zugeben, das eine ver-
dcZ » ? Kritik der Wirtschafts- und Finanzpolitik
^erm "biuetts Cuno und der Minister Becker und
Dr>ls/s änstellt, indem es darauf hinweist, das; der
Dn,,,"urs beim Rücktritt Wirths 760» war.
"test, t Arbeit der „Fachmänner" steht das Baro-
Uj " ä»f Sturm. Die wachsende Not der b-eiien
"is v'' steigende Unruhe — sie sind das Ergeb-
djxallgemeiuen Verelendung, die
stab,^'"e Währungs- und Wirtschaftspolitik des
Ign "rtts Cilno und seine Helfer hat einreißcu
dih,^ . ^enan ein Jahr brauchte man, um die sozial-
lesb atische Forderung nach einer Goldan-
"ltfo^s? ^lirchzuführen. Damals, als die Forderung
steh, ^llt wurde, stand der Dollar auf 100», hente
E n t^?"f mehr als 60» 000! Dieser Mangelan
hq, st^ utzkraf t, dieses zögernde Schwanken
h«, ,'ETtaatsfinanzeu deni Abgrund nahegebracht,
bed^,,^re Stellmrg im Ruhrkonflikt erschwert und
^'sthjiit ietzt das ganze Volk mit würgender Not,
z„ ."ort den Bestand der Staatsordnung, führt
st'inRadikalisierung der Massen, der
Die ^t"ntwo,rtlicher Politiker tatenlos zusehen darf.
Zu, ^'Herstellung der Ernährung, zu der ebenso wie
j'oli„?bahnung einer besseren Devisen- und Finanz-
st„ . die Schaffung eines neuen, auf Gold gestell-
i n a dltshstems Vorbedingung ist, und starke
TioychMsfe in den Besitz zur Sanierung des
lst»„, ^'Mushalts und zur Verlangsamung der jetzt
drinlosen Tätigkeit der Notenpresse sind jetzt
hanh^stENdes Gebot. Aber cs gilt rasch zu
>>a^ breite,, Masse» des arbeitenden Bolles er-
l"stge„ jetzige Situation nicht weiter und ver-
hv,,.."^halb ,„j, Entschiedenheit eine Autzen-
dtjs Be r ständignng, eine repu-
oj»e ' j 0) r Innenpolitik und vor allem
*1 schäftspolit ik, ^ie die breiten
de „ - " " r H „ „ gxe xhj, tz, den besitzen-
Elstg, "ise„ endlich genügend Steuern auf-
"llcj^ . die Finanzverhältnissr zu sanieren. Dies
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Zetten aber können uns die Agita-
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de„ ""''Ndcte der Deutschvölkischen unser Volk
i "erij^ '' l» erkrieg Hetzen wollen, den dann dle
^ln«e,. Monarchie mit Waffengewalt nieder-
er .-'""'n
en,sH°rdern daher dringend de» Reichstag
, lere ""'stn Maßnahmen auf und richten an
«r""g .""eileitung die ernsthafte Mah-
» "stur ru kapitalistische» Kabinett Cuno
i HE" Eine Beteiligung an dem Bür-
s.' do H' den der Kommunisten lehnen wir
. " des 'Eden a l>. Wer daher den Auf-
bl'^ lnnnka». Volkes — und er wird, wenn
rillst den. st''r wieder kommen — will, der
""»er U-' """g^en A n t i fn sz i ste,t t ag der
hvslaus fern!
Ernste Lage im Reich.
Scharfe Kritik der Zentrums.
Berlin, 27. Juli. Mit ausfallender Schärfe
greift das Organ des Zentrums, die „Germania",
heute die Regierung Cuno an. Selbst in Zen-
trumsversammlungen hört man, wie das Blatt be-
richtet, eine Mißstimmung von gefährlichem Grade
stch äußern. Es herrscht „d. NoveMber-
Stimmu n g" im Lande.
Em Funke würde genügen, um die Explosion aus-
brechen zu lassen. Ungeachtet aller anderen Ent-
schuldiguugs- und Erklärungsgründe stellt das Zcn-
trumsblatt fest, daß das Elend zum wesentlichsten
Teil durch die Unterlassungssünden und verfehlten
Maßnahmen der Reichsrcgierung herbeigeführt wor-
den ist. Die „Germania", die wohl auch heute noch
dem früheren Reichskanzler W i r t h nahe steht, weift
darauf hin, wie leicht es der Reichskanzler Cuno im
Gegensatz zu seinem Vorgänger gehabt hätte, stark zu
sein, wenn er nur wollte, denn inner-politisch hat er
es besser als irgend einer seiner Vorgänger.
Wie die Dinge heute liegen, hat die Regierung
ven Anfang an zu großen Optimismus ge-
hegt und vor allem die Dauer des Rnhrkampfes
falsch eingeschätzt. Es wird dem Reichskanzler sogar
borgeworfen, daß er kein ost gebrauchtes Wort vom
„ehrlichen Kaufmann" nicht zur Richtschnur seines
innerpolitischen Handelns gemacht hat, denn ein ehr-
barer Kaufmann darf keine Ausgaben machen, ohne
für Deckung zu sorge», und die gewaltigen Kosten
des Ruhrkrieges hat man mii nichts anderes gedeckt
als mit der Notenpresse.
Weiter wird Cuno der Vorwurf gemacht, daß er
verhängnisvollen Einflüsterungen von schwer-
industrieller Seite viel zu sehr nachgegeben
hat. Zum Schluß beißt es: Kommt der Reichstag
zur Uebeneugung, daß die augenblickliche Regie-
rung nicht die Kraft und Autorität mehr hat, um
die Lage zu meistern, dann ist es seine Pflicht, die
Konseguenzen daraus ;n ziehen.
Vor einer Lebensmittelkatastrophe.
Berlin, 27. Juli. Die Lebensmittellage in
Berlin skt äußerst schlecht. Die beiden Berliner Bür-
germeister Boeß und Ritter sprachen heute mit-
tag beim Reichskanzler vor, um ihm die Not-
lage der Berliner Bevölkerung zu schildern. Die
städtische Verwaltung lehnt jede Verantwortung für
den weiteren Gang der Dinge ab und fordert, -aß
die Regierung sofort für größere Lebens-
mittel z u fu h r en nach Berlin zu erschwän-
lichen Preisen iorgt.
Die Lebensmittelversorgung Berlins steht de»
Blättern zufolge vor einer Katastrophe. Ein
großer Teil der Fleischer- und Kolonialwarenläden
laben 'hre Geschäfts lokale geschlossen, da ste über
keinerlei Ware mehr verfügen. Die Kartoffel-
zufuhren sind so gering, das; nur ein ganz kleiner
Teil der Bevölkerung Kartoffeln in geringen Men-
gen erhallen kann. Vor den ivcn gen noch offenen
Läden stehen die Hausfrauen zu Hunderten angestellt
und müssen viele Stunden warten, bis ste ein wenig
Margarine oder Schmal; erhalten, wofür Preise von
weit »brr 100000 Mk. für das Pfund verlangt
werden.
Eine Mahnung an die Landwirte.
Berlin, 27. Juli. Der amtliche preußische
Pressedienst schreibt: Es gehen Gerüchte um, daß in
einigen Gegenden des Landes aus Furcht vor be-
vorstehende» Unruhen die Beschickung der Märkte
durch die Landbesitzer unterlassen wird. Es
ist selbstverständliche und dringende Pfltchl aller
derer, die Lebensmittel produzieren, diese auf den
Markt zu bringen, da neben der wachsenden allge-
meinen Teuerung eine ungenügende Versorgung der
Bevölkerung mit Nahrungsmitteln außerordentliche
Gefahren im Gefolge haben könnte.
Gen. Scheidemann zur inneren Lage.
Kassel, 27. IM Gen. Scheid em an n ver-
öffentlicht im „Achtuhr-Abendblatt" zur inneren
Lage einen Artikel, in dem er darauf aufmerksam
macht, daß über die Beachtung, die Bayern vor-
zugsweise gesunden hat, die reaktionären Vorgänge
in anderen Teilen des Reiches übersehen werden.
Er zitiert aus dcim Kasseler sozialdemokratischen Or-
gan Fragen, die der Reichsregierung vorzulegen
sind.
Es sind Fragen, zu welchem Zwecke bei Han-
delsikamimern viele Millionen von militaristisch ein-
gestellten Leuten Matnmelt werden, zu welchem
Zwecke junge Männer bei Tag und Nacht militärisch
ausgebildet werden, für wen man in den Zeitungen
täglich Schußwaffen zu kaufen sucht und Kr wen
Parabellu in Pistolen bei der Kasseler Schutzpolizei
gestohlen wurden.
Aus allein ersieht Scheidemann, daß die Auffas-
sung des Reichskanzlers über die Möglichkeit deS
Bürgerkrieges, die im Aufruf vom 18. Juli verneint
wurde, fatsch ist. Der Reichskanzler kennt die
Situation im Innern so wenig, wie er den Leut-
nant Roßbach gekannt hat, als er ihn empfing.
BreiLscheid will Klarheit.
Das bei den Delegiertenwahlen der Metallaribei-
ter zu ihrem, Kasseler Verban-stag wieder deutlich
hervorgetretetre Abwanderu der Arbeiterschaft aus
den Reihen de Sozialdemokratie nach links veran-
lagt Gen. Dr Brettscheid in einem Artikel
„Klarheit tut not!" in der „Leipziger VolkAztg."
die Gründe zu suchen, durch die sich die Erfolge der
Kommunisten erklären. Er hält die im „Vorwärts"
genannten drei Ursachen, nämlich die skrupellose
Agitation der Kommunisten, die ungünstigen wirt-
schaftlichen Verhältnisse und die Gleichgültigkeit der-
jenigen, die überhaupt nicht zur Wahl gegangen
sind, nicht für eine ausreichende Begründung. Er
steht den tiefsten Grund in der zu starken Be-
schränkung der sozialdcuiokraiischen Tätigkeit auf
das Parlament und weiter in der Unklarheit, die
über das eigentliche Verhältnis der Sozialdeinokra-
tie zur Regierung bestehe. „Unsere Stellung zu
Cuno und seinen Kollegen entbehrt der Klarheit, sie
ist für unsere Anhänger im Lande sehr schwer ver-
ständlich." Breitscheid bespricht dann Lie durch den
Ruhrkampf und das Verhalten der Regierung wäh-
rend dieser Zeit goschassene Lage und kommt zu dem
Schluß, unter diesen Umständen dürfe es für die
Sozialdemokratie kein Schwanken mehr geben. „Sie
muß", so resümiert er, „eine unzweideutige Oppo-
sitionspolitik machen".
Warum so spät?
Berlin, 27. Fnli. Der WiederMammeutritt
des Reichstages erfolgt, soweit sich bisher
übersehen laßt, nicht vor dem S. August, spätestens
am 17. August.
Kommunisten und Deutschvölkische
Arm in Arm.
Berlin, 27. Juli. Die Verbrüderung der
Kommu »isten mit den deutschvölkischen
M onarchiste n macht immer größere Fortschritte,
nachdem Radek in seiner Rede den „Helden" Schla-
geier gefeiert hat. Unser Hamburger Parteiblatt,
das „Echo", ist in der Lage, einen weiteren und sehr
stichhaltigen Beitrag Kr diese Bündnisbestrebungen
beizubrtngen. Er druckt aus einem R u n dschrei -
ben der kommunistischen Zentrale an
die Bezirksleitungen Stellen ab, die offensichtlich
zeigen, daß die kommunistische Zentral« zu einem
Ueberetnkommeu mit der faszistischen Bewegung
kommen will; es heißt darin:
„Ihr habt Wohl alle die glänzende Rede des Ge-
nossen Radek über Schlageter gelesen. Manch
einer hat stch vielleicht dabei nicht ganz Wohl
gefühlt und manch einer hat sich vielleicht über
den To» gewundert, mit dem Radek zu den deutschen
Faszistcn spricht. Aber schon jetzt läßt sich feststellen,
daß der Eindruck seiner Rede in den Reihen der
Nationalisten ein gewaltiger war. Indem kom-
menden Bürgerkrieg, der jetzt eine
Notwendigkeit ist, und von nnseien Gegnern
mit aller Planmäßigkeit vorbe-wnet wird, müssen
wir Opfer sparen. Das hängt natürlich d«rvon ab,
inwieweit es uns gelingen wird, schon jetzt einen
Teil der kleinbürgerlichen Kreisefür uns
zu gewinnen. Daß es nicht unmöglich ist, dafür
haben wir unzählige Beweise aus Deutschland, das
beweist auch der Eindruck der Rede des Genossen
Radek und eS ist auch tatsächlich so, daß, wenn wir
cs gut verstehen, diese ehrlichen nationalen Kreise
richtig anznpacken, es uns nicht schwer sein wird,
ihnen zu beweisen, das; die einzige Rettung für sie
und das von ihnen so heiß geliebte Deutschland nur
in dem mit uns gemeinsamen Kampfe be-
steht. Bereits in unzähligen Fällen hat eine solch«
Situation unter den nationalen Kreisen gut« Er-
folge gezeigt."
Zum Schlüsse ivird dann den Genossen gesagt, sie
sollten nicht so sehr begriffsstutzig sein,
es sei die dringendste Pflicht der Bezirksleitungen
und Funktionäre, in dieser Hinsicht Aufklärnng zu
kchasfen. Dsr A n t 1 sas z ist eu ta g, der von den
Kommunisten mit so großem Lärm inszeniert wird,
sollte also den zukünftig Verbündeten nur beweisen,
wie st ar k die kommunistische Bewegung ist und wie
es sich deshalb notwendig macht, sich mit ihr, Ivie es
lo schön heißt, „zu gemeinsamem Kampfe zu ver-
einigen"
Der sozialistisch und gewerkschaftlich organi-
sierte» Arbeiterschaft müssen doch mm
endlich die Augen aufgehen über Bestrebungen, die
ste ganz vom eigentlichen Ziele der Arbeiterbewe-
gung absiihren.
Trotz des Verbotes.
Essen, 27. Juli. Trotz des Versammlungs-
verbotes am „Antifaszistentag" durch die deutschen
und französischen Behörden fordern die K o m m u -
nisten des Einbruchsgebietes zu Kundgebun-
gen am 29. Juli aus unter der Parole „Sturz der
Regierung Cuno, Ausrufung einer Arbeiter- und
Bauernregierung, Bündnis mit Rußland".
Erlaubnis zum Antifaszistentag.
Weimar, 27. Juli. Das thüringische Staats-
ministerium gestattete die „Antijaszistenruudgebun-
gcn" am Sonntag, es sind jedoch alle Vorsichts-
maßregeln getroffen, um Ausschreitungen bei
den Kundgebungen zu verhindern^
Ul Kl „llllWM« MW" Sk
WISkMkMWlI Mßk
wird in dem Rmidschreiben eines „völkischen" Wer
bcbabüroS gesprochen. Es findet sich daran sotgciW
Stell«:
„Es ist leider nur zu wahr, das; unser« nmio
nale PNesse in ihren Gesinnuugskreiscn und Orga
Matronen nicht die Untersttttzung uns Fördcnut
findet, wie die sozialistischen und libemiH
Zeitungen bei ihren Anhängern. Wir erinnert
daran, wie schon während des Krieges, daun st
der Revolution und bis heute noch die sozialißi
scheu Organisationen es als eine ihrer Haupt
auf gab en betrachten, ihre Mittet uns ihr
Mitglieder ganz in den Dienst der Verb r e i
tnng und Förderung ihrer Zeitui:
g« n zu stellen. Tatkräftig und bis!»
die kleinsten Kreise ihrer Gcw-rk
schäften und O r g a n i s a r i o n c u hinciZ
hat sich auch das letzte Mitglied dcr sostaii
stischen Verbände für die Machlvorbcrei
t n n g und den täglichen Einfluß seine
Presse eingesetzt. Noch heute (wo diese Pc*
schon so gewaltig überhand genommen bat) crle'
beu wir cs hier z. B., das; beim Anssall von Bo>
tensrauen oder sonstigen Störungen in d'r .'m
stell»«« ohne weiteres Gewcrkschasls- und Partei,
Mitglieder bedingungslos einspriugcn, um mk
den henMungslosen Fortgang Lieser politische»
Maschine zn sichern."
Wir wünschten, es wäre wahr, was Las geg
uerische Rundschreiben da sestsicllcn zu lönnm
glaubt. Leider trisft cs aber durchaus nicht übemö
z». Aber cs sollte so sein. Uno dic Parici
genösse» und freie» Gewerkschaftler sollten es fik
zur dringendsten Aufgabe »lachen, daß es cudM
überall so wird, wie es hier geschudcn ist.
Laßt euch Liefe widerwillige Auerlcunuug vo»
gegnerischer Sette ein Ansporn sei», alle Kraft s,t
die Ausbreitung der sozialdmiotraiikaicn „Ven*
eiuMseheu! Mit der Presse steht >-. i. r
fällt unsere Sache. Wir siehe» vor ein *
schwer.'n Belastungsprobe. Die Steigerungen dst
Bezugspreise, zu der uns die kapitalistisch».' Aüc>,
beuluugswtrtschlas! zwingt, sotten »msec« Press.' zuu
Erliege» bringen. Zeigt Leu Gegnern, Laß ste
dabei verrechnen! Siebt geschlossen hinter en..»
Presse! Nicht bloß jede Abbestellung, sondern lebst
jede UntevlassunaSsünde in dec Werbearbeit bed :>
tet eine Schwächung der Partei.
Die Lage im Reich.-
Rechtsentwrcklung in Württemberg
Genosse Wilhelm K e i l - Stuttgart scbrechk
uns:
Es bat Leu Anschein, als ob Würtle m dort
sich allmählich zu einem zweiten Baperu en»
Wickeln wollte. Die n a t i o n a t s o ; i a l i sl i s ch t
Agitation ist vor etwa einem Jahr von Bayers
ans in Las benachbarte württeuwergiscl-e Gebiet
hineiugettageu worden und hat sich seiidcm mit ric»
sigemk Geldaufwand und unter Ausschlachtung L.f
Lurch den Rnhreinfall der Franzosen in weitest
Volkskreiscn erzeugten nationalistischen Sttmuunnl
in bedenklicher Weil« au s g eb r c i t e t. Fn vielen
württembersischm Gemeinden bestehen heute
i« a t i o na l s o z i a t i st ischc Ortsgruppen,
die ihre Stoß- und Sttmutrupps, HuuL'crlschasien
und neuerdings auch „Regimenter" bilden und in
mehr oder weniger verschleierter Form Uebungest
militärischer Art abhalten. Unser« Prcssc war wie-
derholt in der Lag«, über Nachtmärswe und nächt-
liche Manöverüblingen aufs genaueste zu berichten,
uUL vor einigen Tagen machte einer unserer Abge-
ordneten im Landtag Mitteilung von eugcu Ver-
bindungen zwischen gewissen Reichswchrofsiziers-
kreisen und nationalsozialistischen Führern, sowie
von gemeinsamen Nebnngen wsirttombcrgischcr Na-
tionalsozialisten und bayerischer Reichswehr aus
dein großen Truppenübungsplatz Münsingen.
Die württembergische Regierung aber läßt die
Dinge laufen. Herr Bolz vom Zentrum, dcr
württemhergiscbe Innenminister, gestattet es, daß
die Polizei — ganz wie tu Bayern — mit aller
Schärfe gegen Li« Kommunisten vorgeht,
den nationalsozialistischen Hetzern zum
Bürgerkrieg aber volle Bewegungsfrei,
heit läßt Im Dezember v. Js. war infolge von
blutigen Exzessen, die bet natioualsoziatistischin
Versammlungen in Geislingen und Göppingen
vorgekommen ivaren, ein Verbot aller öffentliche»
Versammlungen ausgesprochen worden. Die
Rationalsoziatist«>i verhöhnten dieses Verbot
durch dreiste Umgehungen, ließen bei ihren unter an-
derer Bezeichnung veranstalteten Zusammenkünften
sogar Redner sprechen, die in Bayern Redeverbot
hatte», und das Ministerium des Innern schwieg
dazu. Nunmehr ist das Verbot aufgeboben.
Sowohl innerhalb der demokratischen
als der Zentrumspartei wird die Haltun«
Les Ministers Bol; nicht einmütig gebilligt. Ein
starker linker Flügel der Demokraten, der in der
Berliner, Frankfurter und selbst der schweizerische»
Demokmtenpresse seine Mahn- und Warnrufe hat
vernehmeu lassen, sieht mit großer Besorg-
nis der Zukunft entgegen, vermag sich aber in der