7ürlSufta«rB«»uasnreis emschli»tzl.
Mgcrto^nM, My.-. Anzelgen-
MM:Die einspau. Petit^tle oder
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xzeigen (74mm breit) Ml. LÜ000, für
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Volkszeitung
SeschSft»stuildenS—SUHr. Sprech»
stunde« der Redaktion: lt—ISNHr.
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Tcl.-Adrn Volk Leitung Heidelberg.
Druck u. Verlag der Unterbadische»
Derlagsanstalt V. m. b. H., Heidel»
>. berg. Geschäftsstelle: Schröderstr.M.
Tel.: Grpedition SS73 u. Redak.LS7S.
r«gks-3ettv«s für -ie »erkliWe BevSNermg der Amlsbezitte Melbers, Wiesloch, SissbeiA, Wlvges, Lbervach, Morbach, Buches. Adelsheim, Aorbera, raOerbWossheim u. Wertheim
Jahrgang
Heidelberg, Montag, de« 6. August 1923
Nr. 180
Mehr Klarheit!
Berlin, 5. August
/ DK Regierung:» der alliierten Machte überbieten
Wch gegenwärtig geradezu au der Veröffentlichung
»hrer Dokument", die während des Gedanienans-
lkuschcs über die von England versuchte Beilegung
Iber Ruhrkliie ansgcarbeitet uud anszemuschl wur-
den Nur Herr Cuno hat Zeit, er denkt nicht
daran, ebenfalls d,r Welt jetzt klaren Wein einzu-
ßchenkln über das, was bisher von seiner Regierung
tznan wurde, um dem Ruyr.onssikt ein Lude zu
brachen. AkS er vor wenigen Wochen in Münster
«der die Rnbrkrlse sprach, erklärte er u. a., das; in
der Wilhelmstcatz? tagtäglich der Vtrsuch zur Ver-
Bändigung g.mach, werde und daß der. inst großes
Erstaunen »crrichnr dürfte, wenn di : Akien, die von
-er friedsertigcn Tätigkeit seines Kabinetts Kennl-
jtis geben, verössentltcht worden. W r lvürden wün-
kchen, das; diele Erklärung nicht übertrieben ist Da-
liir einen Beweis zu ewring:n, gleichzeitig aber auch
'nr Stärkung der imrerpolitischcn Front und zur
»nringung der uns so notwendigen Sympathien
nn Ausland wäre es deshalb jetzt uolw-ndig, die
Dokumente ttb-r die Berständigungsarveir der Re-
Jierung Cuno zu veröffentlichen
Solange das nicht gstcheher ist, können wir uns
edtgüch mii den bis scht erfolgten Veröffentlich»».
Aen der Alliierten b-schästigen. Ihre ausmcrksauic
Aeirachtung bew.ist, datz Deutschland »nur den
Alliierten kein: Fr-unde besitzt, die auch nur im ge-
ringsten daran denken, Herrn Cuno zuliebe eine
Veeudigung d-r Rnyrkrise herbeizuführen. Im
Vordergrund der Noten sicht die Verletdigung eig--
st'r I Dressen Alle sind sich einig darüber, das;,
bevor Verhandlungen beginnen, Deutschland zunächst
den passiven Widerstand auf geben soll d. h last d'e
tzleg-erung alle Verordnungen und Anordnungen
widerruft, di: nach der Auffassung der reg ercnden
Männer in den mastgebenden Ländern zur Stärkung
rer Abwehr gegen den Einbruch in deutsches Land
«iigstriagen haben Es ist wichtig, besonders her-
borzuhebcn, datz diese Auffassung auch bei den Eng-
ländern nnd bei der italienischen Rcgierung besteht
Die Meinungsverscht-d mH eiten liegen darin, da';
England und Italien, bevor sie Deutschland die
Ausgabe der Abweur offiziell «mpfeltten wollen, von
^'nukreich und Belg en vorerst ein Programm über
den Verlaus der danir beginnenden Verhandlungen
Wünschen, insbesond-re klar umrissene Linien für di:
unung verlang'!!, während Belg'cn und in noch
rl v,rschwommcn-r:>u Matze Frankreich sich b's-
"r lediglich in allgcmsti'.cn Redewcudungn bereit
"klärt haben, al? Entgelt für den Verzieh, auf un-
"e Abwehr die B-iatzunz zunächst .unsichtbar" zu
^.gchen und das Ruhrgebiet später nur nach ,,Ma>'-
gave der Erfüllung zu rämum"
I» Deutschland hat mau sich längst damit abg"
innd'u, datz an eine vorherig: Räumung Ws Ruhr-
heb'.eies, wie sie als Konzession für den Verzicht ani
Abwehr von unseren Rechtsradikalen und zeit-
weise auch von der Regierung gefordert wurde, nicht
dicht' zu denken ist Man sicht die Schwierigkeiten
n, die dem cntgrgenst h nr md stthtt, vcrlallen von
uer ganzen Welt, auch nicht die Stärke, Frankreich
wrd Belgi'n dazu zu beweg:», nachdem die riyeho
Kätschen Augenblicke Ende März und Anfang April,
,7 kür einen günstigen Abschluß des Ruhrabenteuers
'rach<>„, von der R-glnuug Cuno aas Furcht vor
ve» Deutschnailouaten verpatzt worden sind. Die
"^rgrotze Mehrheit des Volkes ist deshalb ,n einer
. "ständigung b:rät, die sich mit den Interessen
, Landes vereinbart. Sie will große und
-)weie Opfer bringen, aber sie mutz auch lm Inter-
ne des Friedens unserem Lande und dan it aus
Ulttden der allgemeinen Beruhigung in Eurora
daß dl: deutsche Staatshoheit in dem
lcstgcwg^'"" Oleibl, wie sie im Versailler Vertrag
winden wünschen, das; auch die amtlichen
j^.E^wllen, vi'llelchr durch Veran'aksung der
jetzt die Verösfcntlichiiug der
kiä " Dokumcnic rum Ankatz einer direkten V r-
swwwungsf.oniif n-bm.-n Deutschlands Wirt-
ch-astolage ist katastroobal, wir stehen vor lchweren
spi,. ' lteustg, deshalb nicht, lediglich V'-r-
fi oi^ ölärkung der innerpolilischen Al Wehr-
Ko," machen, sondern w'-r müssen auch »u einem
l„ , 'wkt nach außkn kommen bzw. »nm mMdesteu
wif , Versuch machen. Mit dem Gcred.-:
H,, wollen keine Kariiulation und mit den ewigen
g,g auf die Folgewirkungen einer N'ederlage
vcruFranktkich ist sie Kapitulation nicht zu
W-r aber glaubt in Deutschland — und
—'hwutz einmal ganz offen ausgesprochen werd:»
Wiiau? Zustand von heute noch auf viele Monate
bau» dä" ^'tragen ist? Kein Aar denkend:» Mensch
"ar tg? Hofsnungen hegen!
Die Lage im Reich.
Als*?"!* Müller Fraktiorrrredner.
SUlNende aror"''^^^''" die am Mittwoch be-
Rcichsta«.» «!', ^gemeine politische Debatte im
den. E, ! Hermann Müller bestimmt wor-
dnng erster Redner nach der Begrün-
-"Ud dessi-n ^.^,,-bdor!age„ durch den Reichskanzler
A-Wrte toiu„,em "^"w "der die Polttttch« Lage zu
Lebensmittelkrawalle in Potsdam.
Pots d a m, 5. Aug. Hier kam eS gestern mor-
gen zu neuerlichen Lebensmitttlausschreitungen.
Gegen 4 Uhr früh hatte sich eine lange Butterpolo-
naise gebildet, denn das Gericht war im Umlauf,
datz die Bauernwagen «mir Butter nahten. ES kam
jedoch zu einer rsgslrechten Butterschlacht. Die
Schutzpolizisten krochen in die mit Zelten Überspann-
ten Wagen hinein. Die Frans» klammerten sich an
die Ledergurte, rissen an deut «»geschnallten Waffen
der Sipo und stürmten aus die Bauernwagen ein.
Erst gegen 7 Uhr morgens konnte die Schupo der
Mange Herr werde«
Zusammenstöße in Dresden.
Dresden, 5. Ang. Die bereits fett einigen
Tagen andauernde« Krisenstinrinnnla innerhalb der
erwerbslosen Bevölkerungsfchichten führte an ver-
chiedeneu Stellen der Stadt in den Nachmittags-
stunden zu Znsanmreulstötzeu zwischen Dcmoustrantou
und der Polizei. Die Demonstranten gingen mit
stetnlwürffen und Knüppeln gegen die Beamten vor.
Ein Pferd der berittenen Polizei brach unter den
Steinwürfen und Schlägen zusammen. Die Be°
anrten mutzten teilweise mit der blanken Waffe vor-
gehen, hauptsächlich trat jedoch der Gummiknüppel
in Tätigkeit.
Näheres über das geplante Rhein-
und Ruhropfer.
lieber das Rh'M- und Nuhropfer, das Kern-
stück des Steucrgttetz.'S, dir das Kabinett Luno dem
Re chklag lu der nächsten Woche vorzulegen gedenk,.
w>rd jetzt Näber-s bekannt. In der Begründung
ns Gesetzentwurfes wird betont, datz autzergcwövn-
.iche Anstrengungm gcmacht werden müssen, um die
durch die außerordentlich: r Aufwendungen d'Z
Reiches für Rhc'n und Ruhr erzeugte JnflationZ-
v lle abzuwenden oder doch zu mindnu. Zu dem
geschlichen Rulnovf-r sollen deshalb alle Lelstungs-
ähigen im deutschen Volke snrch Zuschläge zur Ein-
kcmmcnsteuer der besonderen No« steuein. Darüb n
g'uaus sollen die Krei'e, dir sich in heutiger Zeit be-
sondere Aufwmduugm iür Vrrkehrsmittel g'statien
kirnen, zu dem Rubropfer auch bewndere Beiträge
isleu Das löst durch cine auß nordeuilichr Abgabe
iller Jnhabei von Kraftfahrzeugen, sowoil Per-
cncn- wie Last'rasiwaz-n, und auch von Krafträdern
gc'chehrn. Br Krafträdern und Persouenkratlwag'n
i cträgt dir Abgabe das Fünfstgsache der Krastfahr-
slcuer uud ist >4 Tage nach dem Inkrafttreten des
Gesetzes bereiis zu cntr'chien. Der anderen äußerer-
rculi.beu Abgab' uutwliegen die Erwervsgesell
chaslcu. Dirn Abgabe richtet sich nach der Zeit des
Geschäftsabschluss:? für das Geschäftsjahr ZÜS1/22
Ais Abgabe ist ein Viertel der Körperschasissteuei
stir das Gelchäslsiahr >921/22, bcrviclsachr mit 3>
end „ahlbar berrltS am 3k. August, vorgesehcu wenn
der Geschäfk-savichlutz zw'schrn dem 1 Lktobcr und
3l Dczember 1922 crsokgte. Dic'etben GeNllichaften
l aben überdies am st. Oktober 192Z und am st Janu-
ar 1924 nochmals je dir Hälfte dcr Körberschafts-
stcuer sür 19)1.22, lnulkiplizsrrt mit e'nrr noch fest-
znsetzcndcn Steuergeld'ntwerlungswhl. zu beglcl-
hen. ErwerbSgesellschast.'n mit Geschäftsabfchlutz
eor dem 1. Oftobe: >9)2 bnw vor dem 1. April
le?3 haben di» Hälfte bezw. das einfache der Kör-
perichaftssteurr für 1921, 22, vervielfacht mit 35 am
31. August zu zahlen Entsorrchcude wettere Zah-
lungen Haven ebenfalls am st Oktober bezw am 5.
Januar 1924 zu erfolg»».
Außer dem GnrtzM'wurf über dielcs Rhein- und
Ruhcopser sind dein Neichsrat am Mittwoch auch
vcuscRedene Abändcruugsg«setze für Verbrauchs'
steuern zugegange» Vorgefehm ist dabei cine Er-
töhung der Bicrstru-r nA einer Stcnerbr'.astung
des Branerreivreises von etwa 20 Proz und de?
Kleiuverkanssprctses von etwa 8—12 Pro, gegen-
llcr ciner 28 bis 8.7 prozenttgen Belastung der
rauercivreisr und cin:r etnvrvzentigen Belastung
dcr .Ausschankeretlc, wie st» vom Reichstag zuletz'
veichlosjen wordm sind Beachtenswert ist dabei,
datz in der VorkricgSwit der BraurreipreiS mit et-
wa 13.6 Pro; belast:t war. Das Mtne-alwass-r-
stcuergcfetz soll ansz'hoben werden, da dessen Aus
w'nmcn d'e Vcrwaiiuiigskoslen nicht mehr deckt. Bu
d.» übrigen Verbrauchssteuer» ist ebenso wie bei der
Bwrsteuer vor allem vorgesehen, den Stemrertrag
ra cher wie bisher d-r Neichskasse zuzuführen Ein:
Erhöhung der Vermögenssteuer ist vom Rclchskabi-
ncit noch nicht endgültig v'ravschiedet, ist aber
glcichsälls im Rahmen der neuen Sieuwgesetze be-
: bstchtigk.
D'e endgültige Verabschiedung der Geldanleihe
im Kabinelt bat noch versch ed-ne Verbeffnungen
gebracht, die sich im Rahmen der sozialdemokratischen
Forderungen an di-se Anleihe bcwegen. Dlesc An-
leihe ist vor allem auch gedacht als SparmSglichkeii
chr d'e breiten Massen Es ist deshalb von Bedeu-
tung, daß der Anlelvebclrag nicht begrenzt ist. Denn
die Snmmc von 500 Millionen Goldmark, zu deren
Ainsendcckung das Reich ermächtigt werden soll, geht
drei- bis viermal über den heutigen UM auf an Pr-
ptnmark. Wichtig ist sür sie kleinen Leute autzerdem,
datz die kleinsten Stücke des Anleihe einen Dollar
ausmachen, also cine Summe, die der Einzelne evti
vciste aufbrintzeu kann. Darüber hinaus werden di?
Sparkassen alS Anleihezeichner die Möglichkeit bv»-
k.n, Beträge unt-r eiuun Dollar als werlbeständige
Sparwuten in Zukunft cnst-zegenzunehmen. Nur die
Anletbestücke leicht umsetzbar zu gestalten, find sie
von der Börsenumsatzstcuer befreit und durch keinen
8inSschein belastet. Bei ihrer Einlösung nach 12
Jahren wird statt dessen vielmehr ein Zuschlag von
50 Ptoz. vergütet werden. Das bedeutet allerdings
eine Schlechierstcllung gegmüber den höheren
Stücken, die Mil 8 Proz Verzinst werden, während
drr 50 prozenftge Zuschlag noch kein-: 4 Proz. Ver-
zinsung ausmacht Hier weist die Anleihe unbedingt
ctnen.ungerechtferiigtcn Vorteil für die besitzende
Klasse auf. Diese und and:re Schönheitsfehler kön-
nen aver vom Reichstag iwch ansgemerzt wcrden.
IHM werden dt: St -unvoriagen iin Rahmm eines
Kreditgesetzes in diesen Tagen zug h:n.
Trotz Aufruf keine Kartoffel.
Trotz der Besprechungen der Landbundvertreter
mit dem Reichskanzler über die Verbesserung der Er-
nährungslage läßt die Frühkartosfelznfuhr weiter-
hin vieles ;u wünschen übrig. Von agrarischer Seite
legründct man dics n Mißstand wieder einmal mii
mangelhafter Wagcngcstcllung. Das Reichsverkedi's-
minislerium bestreitet einen Mangel in der Wagen-
gcstellung auf das entschi'denste. Wohl bestehe ganz
allgemein ein Wagenmangel, weil 70—80 000 Wagen
im besetzten Gebiet stecken Man müsse deshalb auch
süi den Abtransport der Ernte im Herbst mir
Schwierigkeiten rechnen. Auch lieg.- die Mehrzahl
dcr 1000 Kartofselbahuhöse im Reich au etwas
schwieriger zu erreichenden Nebenstrecken. Allein
Wie die Gestellungs- und F:hl;ahlen feit dem 20
Juli beweisen, könne die geringe Kartofselzufubr
tn die Städt: nicht im Wagenmangel gesucht wer-
d:n Am 20 Juli sciin «»stellt worben für Kartof-
feln 204 Wagen, gefehlt hätten 13, am 25. Juli ge-
stellt 276, gefehlt 15, am 30 Juli gestellt 3t9, gefehlt
66, am 31. Juli gestellt 415, gefehlt 53, am 1. August
gestellt 426, gefehlt 31 Däbci sei zu berücksichtigen,
datz jede Fehlzisfer sich aus 3—400 Babnböfe verteilt
Ferner stünden im Augenblick schon deshalb wieder
mehr Wagen zur Verfügung, weil infolge dcr Tarif-
erhöhung am 1 August di: Nachfrage nach Wagen
vor dcr Erhöhung besonders stark war.
Mir sind gespannt, welchen Gauud die Agrarier
nach dieser ;ablcumäßigen Widerlegung ivrcr Aus-
reden jetzt für die Zurückhaltung von Frühkartoffeln.
ang»ben,
Graf Reventlow Mitarbeiter der
„Noten Fahne".
Die enge Geistes- nnd Seelenverwandtschast
»lvischen Kommunistm und Deutschvölkifchm-, die
innige Berührung zwischen d:n Radikalen auf den
veidcn äußersten Flüg-l» kommt jetzt in der „Roten
Fahne" offen zum Ausdruck. In dcr DonnerStag-
uumMer des Zcntralorgaus der Kommunistischen
Partei Deutschlands crgreifcn der russische Einpeit-
scher der deutschen Kommunist»», Kaul Radek, .und
der einstige alldeutsche Hetzer der Vorkriegszeit und
jetzige Federsührer wr Deutschvölktschen, Graf R e -
ventlow, das Wort. Radek macht seinen deut-
schen Parteigenossen schwere Vorwürfe über ihre
bisherig» stümperhafte Arb- u. Don nahenden Ban-
kerott der deutschen Bourgeoisie hätte die KPD. zu
beschleunigen durch dir Organisierung der verelend>
Icn Kleinbürger. Gleich'.e tig aber gesteht er ein, daltz
Ne deutsch! Bourgeoisie organisiert sei wie keine der
Welt, während die Organisation der KPD. noch
-cichltch Viel zu wiinkclpn übrig lasse. E ne Niit-
gliederzahl von einer Million lei das mindeste, was
erreicht werden müsse. Erst dann, aber keinesfalls
jctzt sei die Zeit zur Generalsch'acht gekommen. Also
„nur immer langsam voran!" lautet die neueste Pa-
role Radeks.
Auf der anderen Seile ködert der deutschvölkische
Graf die kommunistische Meute, um „mit dein Kom-
munismus zu einer Kooperation gelangen" zu kön-
nen. Zu diesem Zweck vpistchert er, datz „an ein?
Fesselung der Arb:tt:rschaft nach Mussolinis Bei-
spiel" bei den Dcutschvölkttchm nicht gedacht werde
Auch denke keine völkische Organisation auch nur ent-
kernt daran, ,die srüb-ren deutschen oder ähnliche
Zustände wieder herauf-,»führen". Ans den Kapi-
-alismus und die alt-u Kascenvorteile Weitz der einst
>o rabiate Verfocht:r eines preußischen Kastendünkels
weidlich zu seuimpscn Reaktiouü« befanden sich
überhaupt nicht unter den Völkischen.
Man sieht, auch dem Herrn Grafen heilig, der
Zweck d'e Mittel, genau wie bet Radek, als er
Ichlageter zu verherrlichen wußte, um die Ratto-
ualistcn für den Kommunismus etnzufangeu. Of-
fener kann di? Verbrüderung zwischen Völkischen
".> d Kommunisten nicht dargttau werden, als durch
Lese Auslassungen zweier Führer aus den extremen
Lagern in den Spalten ein- und derselben Nummer
der „Roten Famic". Wie lange wird cS dauern,
lis Karl Radek oder Braller ihre Weisheiten im
„Deutschen Tageblatt" des Herrn Mulle zum Besten
geben, um der Arbeiterschaft die Augen darüber zu
öffnen, wie ernst es dcn kommunistischen Häuptlin-
gen mit der Einheitsfront der Arbeiter ist?
Ein fragwürdiger Nachfolge^
Einen mehr denn fragwürdigen Nachfolger hat
der berühmte Jenenser Naturwisfcnsch-afttcr und
Philosoph Ernst Haeckel in Professor Ludwig
Plate gefunden. Schon bald nach der Ueberuähme
Ws von Haeckel gclchafscu:n Zoologischen Justiiuts
uz Jena enthüllte er Qualitäten, die ihn als Mensch
auf die tiefste Stufe drückten. Dem beuiihmten Ge-
lehrten erklärte er in barschem Ton, daß er alleint-
ger Direktor des (von Haeckel geschaffenen) Museums
sti nnd daß sich Haeckel seinen Anordnungen unb>
diirgl zu fügen habe So springt der Schüler mit
dem Lehrer um, an dessen wissenschaftliche Welt-
bedeutung er auch nicht im entferntesten beranreicht.
Wes Geistes Kind d'ese« Gelehrte ist, ha, > r auch
neulich in einem Kolleg über Zoologie bewiesen, in
dem er sich zu den wüstesten poMschen Ausfällen
verleiten Netz und das Katheder des Hörsaals zum
eMlcmiti'tchen Podium zu stempeln wusste. In
-iner Pogromhetze gegen die Juden bewg er auch die
Sozialdemokratie -in, indem er leinen öSr.rn ver-
buchet?: „Sehen Sie di« Sozialdemokratie an, die
i ns das Elend der Revolution gebracht har; sie ist
e ne jüdische Erfindtmg. Marx und Lassalle waren
Inden. Di; Sozialdemokratie ist Vie erste Ursache
unseres Unglücks! Solange das deutsche Volk das
nicht eingesehen hat, wird cs mit uns Wetter ab-
wärts gehen." — S-ttie teilweise von stürmischem
Beifall der studentischen Hörerschaft nut:rbrochen?
Hetzi cd« schloß Mi, dein Satz: „Die Juden können
sich übev Pogrome nicht Wundern; denn die rot;
Masse des Volkes stellt immer ans ein»r lieferen
Stufe als die Gebildeten" Ob man ans einer noch
tieferen Stufe als dieser „Gebildete" der Jenaer
Un-ivcrsität, dem die Erziehung eines Teils des deut-
schen Volkes anvertraut ist, stehe» kann, wird man
iiglich bezweifeln können.
Ein neuer Beweis des Bankrotts.
Die Neichsr-gierung bat durch Verordnung ibn
Maßnahmen über Yen Handel mit ausländischen
Zahlungsmittelu zum Einbeilskurs vom 29. Juni
uud außerdem 8 2 dr V'rordnuug über Termin-
geschäfte und den Handel mit Dollarschatzauweisun-
gc,i zum Einheitskui! vom 3- Juli aufgsk,el>en. Da-
durch wird der freie Devisenhaudel wiederhergestellt,
ko datz die Möglichkeit besteht, einen wirkliche»
Marktausgleich in den Devisenkursen herbeizusüü-
reu. Die Aushebung der cn'kpuxluudeu Verordnung
kann ebenfalls nur al? neuer BcwciS des NaukrottS
dcr gegeuwärttg.'N Regierung betrachte, werden.
Internationale Lage.
Keine Antwort an Deutschland?
L o n >d o n, 4. Aug. Das; die englische Regierung
Fvankreich und Belgie», -mit der Veröffentlichung
gewisser Dokumente sich zuvorlommcn ließ, mutz
peinlich überraschet«. Der politische Korrespondent
des „Manchester Guardian" neun, dies ein un-
faires diplomatisches Manöver der Alliierten, wo-
bei das langsame eiMische Tempo und die hier
üblich: Wocheneinde-Stimi.uiuua auSgeuntzt wurde.
Wichtiger ist jedoch das, daß dieser Korrespondent,
der gcstcm informiert war, die englisch« Regierung
bereite ihre Antwort an Deutschland vor, heut« als
ziemlich autoritative Information sesrslellen kann
eine solche separate Antwort werde nicht abgeschich
werden
Bergbaubetrieb unter französtsch f
Regie.
Essen. 5. Aug. Die Maßnahmen der Fran
zosen zur direkten Ausbeutung der deutschen Berg»
werke und vor allem der Kokereien, die sich bereits
in dsn Besetzungen der Zeche der Harp. BevAa«
A.-G. sowie der Zocke,, Recklinghausen l und Dorst-
feld airknndigten, habe jetzt auch General Desoutt?
ihr« „gesetzliche" Sanktion erhalten.
Vom besetzten Gebiet.
Eine Kundgebung des Reichs-
präsidenten.
Berlin, 5. Aug. Der Reichspräsident hat dem
Generalsekretär der rheinischen Zentrums-Partei aut
die ihm übermittelte Kundgebung der Mein-Kon-
fc-'cuz in Heidelberg folgende Antwort zugobei!
lauen:
Den, -Generalsokretariat der rheinischen Zen-
trunrspartei danke in herzlichst für die UeberMitt-
lung der Kundgebung der RMn-Konfereuz der
Zentrumspartei, von deren Ausführungen ich mii
lebhafter Teilnahme und Bewegung Keuutttts ge-
no,mnren habe. Die Kundgebung ist ein eindring-
liches nnd bedeutsames Bekenntnis der Bevölkerung
«m Rhein und an der Ruhr zum Reich und zu»!
deutschen Wolke und ein« deuliche Mblehuug aller
durch fremde Mächte in deutsches Land lliueiirge-
rragenen SondcrWstrehungcn. Möge Ihr Protest
gegen die Gewaltherrschaft über die friedliebend!
und arbeitssame Bevölkerung in der Welt nicht
uugshört Verhallen! Mit Ihnen bin ich der Aus-
fassung, daß gesteigert? Opferlmst und stärker«
Leistungsw'ille des ganzen deutschen Volkes uner-
läßlich sind, mn den Schwierigkeiten der Stund«
Herr zu werden und den Kampf nm unser Recht
^erfolgreich zu Emde zu führen. Ick) hohe Jbrt
Kundgebung dein Reichskanzler übermittelt, dä»ni>
sie bei den wer diese Frage zuk Zeit im Gange be-
findlichen Beratungen als Wtllensausdruck der
bart duld-nden Bevölkerung im besetzten Gebiet d»
notwendige Beachtung findet..
E b e r t, Reichspräsident.
Mgcrto^nM, My.-. Anzelgen-
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«r Auswärtige M. 10000. Reklame-
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Auswärtige Wk.«öOO0. Bei Wieder-
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r«gks-3ettv«s für -ie »erkliWe BevSNermg der Amlsbezitte Melbers, Wiesloch, SissbeiA, Wlvges, Lbervach, Morbach, Buches. Adelsheim, Aorbera, raOerbWossheim u. Wertheim
Jahrgang
Heidelberg, Montag, de« 6. August 1923
Nr. 180
Mehr Klarheit!
Berlin, 5. August
/ DK Regierung:» der alliierten Machte überbieten
Wch gegenwärtig geradezu au der Veröffentlichung
»hrer Dokument", die während des Gedanienans-
lkuschcs über die von England versuchte Beilegung
Iber Ruhrkliie ansgcarbeitet uud anszemuschl wur-
den Nur Herr Cuno hat Zeit, er denkt nicht
daran, ebenfalls d,r Welt jetzt klaren Wein einzu-
ßchenkln über das, was bisher von seiner Regierung
tznan wurde, um dem Ruyr.onssikt ein Lude zu
brachen. AkS er vor wenigen Wochen in Münster
«der die Rnbrkrlse sprach, erklärte er u. a., das; in
der Wilhelmstcatz? tagtäglich der Vtrsuch zur Ver-
Bändigung g.mach, werde und daß der. inst großes
Erstaunen »crrichnr dürfte, wenn di : Akien, die von
-er friedsertigcn Tätigkeit seines Kabinetts Kennl-
jtis geben, verössentltcht worden. W r lvürden wün-
kchen, das; diele Erklärung nicht übertrieben ist Da-
liir einen Beweis zu ewring:n, gleichzeitig aber auch
'nr Stärkung der imrerpolitischcn Front und zur
»nringung der uns so notwendigen Sympathien
nn Ausland wäre es deshalb jetzt uolw-ndig, die
Dokumente ttb-r die Berständigungsarveir der Re-
Jierung Cuno zu veröffentlichen
Solange das nicht gstcheher ist, können wir uns
edtgüch mii den bis scht erfolgten Veröffentlich»».
Aen der Alliierten b-schästigen. Ihre ausmcrksauic
Aeirachtung bew.ist, datz Deutschland »nur den
Alliierten kein: Fr-unde besitzt, die auch nur im ge-
ringsten daran denken, Herrn Cuno zuliebe eine
Veeudigung d-r Rnyrkrise herbeizuführen. Im
Vordergrund der Noten sicht die Verletdigung eig--
st'r I Dressen Alle sind sich einig darüber, das;,
bevor Verhandlungen beginnen, Deutschland zunächst
den passiven Widerstand auf geben soll d. h last d'e
tzleg-erung alle Verordnungen und Anordnungen
widerruft, di: nach der Auffassung der reg ercnden
Männer in den mastgebenden Ländern zur Stärkung
rer Abwehr gegen den Einbruch in deutsches Land
«iigstriagen haben Es ist wichtig, besonders her-
borzuhebcn, datz diese Auffassung auch bei den Eng-
ländern nnd bei der italienischen Rcgierung besteht
Die Meinungsverscht-d mH eiten liegen darin, da';
England und Italien, bevor sie Deutschland die
Ausgabe der Abweur offiziell «mpfeltten wollen, von
^'nukreich und Belg en vorerst ein Programm über
den Verlaus der danir beginnenden Verhandlungen
Wünschen, insbesond-re klar umrissene Linien für di:
unung verlang'!!, während Belg'cn und in noch
rl v,rschwommcn-r:>u Matze Frankreich sich b's-
"r lediglich in allgcmsti'.cn Redewcudungn bereit
"klärt haben, al? Entgelt für den Verzieh, auf un-
"e Abwehr die B-iatzunz zunächst .unsichtbar" zu
^.gchen und das Ruhrgebiet später nur nach ,,Ma>'-
gave der Erfüllung zu rämum"
I» Deutschland hat mau sich längst damit abg"
innd'u, datz an eine vorherig: Räumung Ws Ruhr-
heb'.eies, wie sie als Konzession für den Verzicht ani
Abwehr von unseren Rechtsradikalen und zeit-
weise auch von der Regierung gefordert wurde, nicht
dicht' zu denken ist Man sicht die Schwierigkeiten
n, die dem cntgrgenst h nr md stthtt, vcrlallen von
uer ganzen Welt, auch nicht die Stärke, Frankreich
wrd Belgi'n dazu zu beweg:», nachdem die riyeho
Kätschen Augenblicke Ende März und Anfang April,
,7 kür einen günstigen Abschluß des Ruhrabenteuers
'rach<>„, von der R-glnuug Cuno aas Furcht vor
ve» Deutschnailouaten verpatzt worden sind. Die
"^rgrotze Mehrheit des Volkes ist deshalb ,n einer
. "ständigung b:rät, die sich mit den Interessen
, Landes vereinbart. Sie will große und
-)weie Opfer bringen, aber sie mutz auch lm Inter-
ne des Friedens unserem Lande und dan it aus
Ulttden der allgemeinen Beruhigung in Eurora
daß dl: deutsche Staatshoheit in dem
lcstgcwg^'"" Oleibl, wie sie im Versailler Vertrag
winden wünschen, das; auch die amtlichen
j^.E^wllen, vi'llelchr durch Veran'aksung der
jetzt die Verösfcntlichiiug der
kiä " Dokumcnic rum Ankatz einer direkten V r-
swwwungsf.oniif n-bm.-n Deutschlands Wirt-
ch-astolage ist katastroobal, wir stehen vor lchweren
spi,. ' lteustg, deshalb nicht, lediglich V'-r-
fi oi^ ölärkung der innerpolilischen Al Wehr-
Ko," machen, sondern w'-r müssen auch »u einem
l„ , 'wkt nach außkn kommen bzw. »nm mMdesteu
wif , Versuch machen. Mit dem Gcred.-:
H,, wollen keine Kariiulation und mit den ewigen
g,g auf die Folgewirkungen einer N'ederlage
vcruFranktkich ist sie Kapitulation nicht zu
W-r aber glaubt in Deutschland — und
—'hwutz einmal ganz offen ausgesprochen werd:»
Wiiau? Zustand von heute noch auf viele Monate
bau» dä" ^'tragen ist? Kein Aar denkend:» Mensch
"ar tg? Hofsnungen hegen!
Die Lage im Reich.
Als*?"!* Müller Fraktiorrrredner.
SUlNende aror"''^^^''" die am Mittwoch be-
Rcichsta«.» «!', ^gemeine politische Debatte im
den. E, ! Hermann Müller bestimmt wor-
dnng erster Redner nach der Begrün-
-"Ud dessi-n ^.^,,-bdor!age„ durch den Reichskanzler
A-Wrte toiu„,em "^"w "der die Polttttch« Lage zu
Lebensmittelkrawalle in Potsdam.
Pots d a m, 5. Aug. Hier kam eS gestern mor-
gen zu neuerlichen Lebensmitttlausschreitungen.
Gegen 4 Uhr früh hatte sich eine lange Butterpolo-
naise gebildet, denn das Gericht war im Umlauf,
datz die Bauernwagen «mir Butter nahten. ES kam
jedoch zu einer rsgslrechten Butterschlacht. Die
Schutzpolizisten krochen in die mit Zelten Überspann-
ten Wagen hinein. Die Frans» klammerten sich an
die Ledergurte, rissen an deut «»geschnallten Waffen
der Sipo und stürmten aus die Bauernwagen ein.
Erst gegen 7 Uhr morgens konnte die Schupo der
Mange Herr werde«
Zusammenstöße in Dresden.
Dresden, 5. Ang. Die bereits fett einigen
Tagen andauernde« Krisenstinrinnnla innerhalb der
erwerbslosen Bevölkerungsfchichten führte an ver-
chiedeneu Stellen der Stadt in den Nachmittags-
stunden zu Znsanmreulstötzeu zwischen Dcmoustrantou
und der Polizei. Die Demonstranten gingen mit
stetnlwürffen und Knüppeln gegen die Beamten vor.
Ein Pferd der berittenen Polizei brach unter den
Steinwürfen und Schlägen zusammen. Die Be°
anrten mutzten teilweise mit der blanken Waffe vor-
gehen, hauptsächlich trat jedoch der Gummiknüppel
in Tätigkeit.
Näheres über das geplante Rhein-
und Ruhropfer.
lieber das Rh'M- und Nuhropfer, das Kern-
stück des Steucrgttetz.'S, dir das Kabinett Luno dem
Re chklag lu der nächsten Woche vorzulegen gedenk,.
w>rd jetzt Näber-s bekannt. In der Begründung
ns Gesetzentwurfes wird betont, datz autzergcwövn-
.iche Anstrengungm gcmacht werden müssen, um die
durch die außerordentlich: r Aufwendungen d'Z
Reiches für Rhc'n und Ruhr erzeugte JnflationZ-
v lle abzuwenden oder doch zu mindnu. Zu dem
geschlichen Rulnovf-r sollen deshalb alle Lelstungs-
ähigen im deutschen Volke snrch Zuschläge zur Ein-
kcmmcnsteuer der besonderen No« steuein. Darüb n
g'uaus sollen die Krei'e, dir sich in heutiger Zeit be-
sondere Aufwmduugm iür Vrrkehrsmittel g'statien
kirnen, zu dem Rubropfer auch bewndere Beiträge
isleu Das löst durch cine auß nordeuilichr Abgabe
iller Jnhabei von Kraftfahrzeugen, sowoil Per-
cncn- wie Last'rasiwaz-n, und auch von Krafträdern
gc'chehrn. Br Krafträdern und Persouenkratlwag'n
i cträgt dir Abgabe das Fünfstgsache der Krastfahr-
slcuer uud ist >4 Tage nach dem Inkrafttreten des
Gesetzes bereiis zu cntr'chien. Der anderen äußerer-
rculi.beu Abgab' uutwliegen die Erwervsgesell
chaslcu. Dirn Abgabe richtet sich nach der Zeit des
Geschäftsabschluss:? für das Geschäftsjahr ZÜS1/22
Ais Abgabe ist ein Viertel der Körperschasissteuei
stir das Gelchäslsiahr >921/22, bcrviclsachr mit 3>
end „ahlbar berrltS am 3k. August, vorgesehcu wenn
der Geschäfk-savichlutz zw'schrn dem 1 Lktobcr und
3l Dczember 1922 crsokgte. Dic'etben GeNllichaften
l aben überdies am st. Oktober 192Z und am st Janu-
ar 1924 nochmals je dir Hälfte dcr Körberschafts-
stcuer sür 19)1.22, lnulkiplizsrrt mit e'nrr noch fest-
znsetzcndcn Steuergeld'ntwerlungswhl. zu beglcl-
hen. ErwerbSgesellschast.'n mit Geschäftsabfchlutz
eor dem 1. Oftobe: >9)2 bnw vor dem 1. April
le?3 haben di» Hälfte bezw. das einfache der Kör-
perichaftssteurr für 1921, 22, vervielfacht mit 35 am
31. August zu zahlen Entsorrchcude wettere Zah-
lungen Haven ebenfalls am st Oktober bezw am 5.
Januar 1924 zu erfolg»».
Außer dem GnrtzM'wurf über dielcs Rhein- und
Ruhcopser sind dein Neichsrat am Mittwoch auch
vcuscRedene Abändcruugsg«setze für Verbrauchs'
steuern zugegange» Vorgefehm ist dabei cine Er-
töhung der Bicrstru-r nA einer Stcnerbr'.astung
des Branerreivreises von etwa 20 Proz und de?
Kleiuverkanssprctses von etwa 8—12 Pro, gegen-
llcr ciner 28 bis 8.7 prozenttgen Belastung der
rauercivreisr und cin:r etnvrvzentigen Belastung
dcr .Ausschankeretlc, wie st» vom Reichstag zuletz'
veichlosjen wordm sind Beachtenswert ist dabei,
datz in der VorkricgSwit der BraurreipreiS mit et-
wa 13.6 Pro; belast:t war. Das Mtne-alwass-r-
stcuergcfetz soll ansz'hoben werden, da dessen Aus
w'nmcn d'e Vcrwaiiuiigskoslen nicht mehr deckt. Bu
d.» übrigen Verbrauchssteuer» ist ebenso wie bei der
Bwrsteuer vor allem vorgesehen, den Stemrertrag
ra cher wie bisher d-r Neichskasse zuzuführen Ein:
Erhöhung der Vermögenssteuer ist vom Rclchskabi-
ncit noch nicht endgültig v'ravschiedet, ist aber
glcichsälls im Rahmen der neuen Sieuwgesetze be-
: bstchtigk.
D'e endgültige Verabschiedung der Geldanleihe
im Kabinelt bat noch versch ed-ne Verbeffnungen
gebracht, die sich im Rahmen der sozialdemokratischen
Forderungen an di-se Anleihe bcwegen. Dlesc An-
leihe ist vor allem auch gedacht als SparmSglichkeii
chr d'e breiten Massen Es ist deshalb von Bedeu-
tung, daß der Anlelvebclrag nicht begrenzt ist. Denn
die Snmmc von 500 Millionen Goldmark, zu deren
Ainsendcckung das Reich ermächtigt werden soll, geht
drei- bis viermal über den heutigen UM auf an Pr-
ptnmark. Wichtig ist sür sie kleinen Leute autzerdem,
datz die kleinsten Stücke des Anleihe einen Dollar
ausmachen, also cine Summe, die der Einzelne evti
vciste aufbrintzeu kann. Darüber hinaus werden di?
Sparkassen alS Anleihezeichner die Möglichkeit bv»-
k.n, Beträge unt-r eiuun Dollar als werlbeständige
Sparwuten in Zukunft cnst-zegenzunehmen. Nur die
Anletbestücke leicht umsetzbar zu gestalten, find sie
von der Börsenumsatzstcuer befreit und durch keinen
8inSschein belastet. Bei ihrer Einlösung nach 12
Jahren wird statt dessen vielmehr ein Zuschlag von
50 Ptoz. vergütet werden. Das bedeutet allerdings
eine Schlechierstcllung gegmüber den höheren
Stücken, die Mil 8 Proz Verzinst werden, während
drr 50 prozenftge Zuschlag noch kein-: 4 Proz. Ver-
zinsung ausmacht Hier weist die Anleihe unbedingt
ctnen.ungerechtferiigtcn Vorteil für die besitzende
Klasse auf. Diese und and:re Schönheitsfehler kön-
nen aver vom Reichstag iwch ansgemerzt wcrden.
IHM werden dt: St -unvoriagen iin Rahmm eines
Kreditgesetzes in diesen Tagen zug h:n.
Trotz Aufruf keine Kartoffel.
Trotz der Besprechungen der Landbundvertreter
mit dem Reichskanzler über die Verbesserung der Er-
nährungslage läßt die Frühkartosfelznfuhr weiter-
hin vieles ;u wünschen übrig. Von agrarischer Seite
legründct man dics n Mißstand wieder einmal mii
mangelhafter Wagcngcstcllung. Das Reichsverkedi's-
minislerium bestreitet einen Mangel in der Wagen-
gcstellung auf das entschi'denste. Wohl bestehe ganz
allgemein ein Wagenmangel, weil 70—80 000 Wagen
im besetzten Gebiet stecken Man müsse deshalb auch
süi den Abtransport der Ernte im Herbst mir
Schwierigkeiten rechnen. Auch lieg.- die Mehrzahl
dcr 1000 Kartofselbahuhöse im Reich au etwas
schwieriger zu erreichenden Nebenstrecken. Allein
Wie die Gestellungs- und F:hl;ahlen feit dem 20
Juli beweisen, könne die geringe Kartofselzufubr
tn die Städt: nicht im Wagenmangel gesucht wer-
d:n Am 20 Juli sciin «»stellt worben für Kartof-
feln 204 Wagen, gefehlt hätten 13, am 25. Juli ge-
stellt 276, gefehlt 15, am 30 Juli gestellt 3t9, gefehlt
66, am 31. Juli gestellt 415, gefehlt 53, am 1. August
gestellt 426, gefehlt 31 Däbci sei zu berücksichtigen,
datz jede Fehlzisfer sich aus 3—400 Babnböfe verteilt
Ferner stünden im Augenblick schon deshalb wieder
mehr Wagen zur Verfügung, weil infolge dcr Tarif-
erhöhung am 1 August di: Nachfrage nach Wagen
vor dcr Erhöhung besonders stark war.
Mir sind gespannt, welchen Gauud die Agrarier
nach dieser ;ablcumäßigen Widerlegung ivrcr Aus-
reden jetzt für die Zurückhaltung von Frühkartoffeln.
ang»ben,
Graf Reventlow Mitarbeiter der
„Noten Fahne".
Die enge Geistes- nnd Seelenverwandtschast
»lvischen Kommunistm und Deutschvölkifchm-, die
innige Berührung zwischen d:n Radikalen auf den
veidcn äußersten Flüg-l» kommt jetzt in der „Roten
Fahne" offen zum Ausdruck. In dcr DonnerStag-
uumMer des Zcntralorgaus der Kommunistischen
Partei Deutschlands crgreifcn der russische Einpeit-
scher der deutschen Kommunist»», Kaul Radek, .und
der einstige alldeutsche Hetzer der Vorkriegszeit und
jetzige Federsührer wr Deutschvölktschen, Graf R e -
ventlow, das Wort. Radek macht seinen deut-
schen Parteigenossen schwere Vorwürfe über ihre
bisherig» stümperhafte Arb- u. Don nahenden Ban-
kerott der deutschen Bourgeoisie hätte die KPD. zu
beschleunigen durch dir Organisierung der verelend>
Icn Kleinbürger. Gleich'.e tig aber gesteht er ein, daltz
Ne deutsch! Bourgeoisie organisiert sei wie keine der
Welt, während die Organisation der KPD. noch
-cichltch Viel zu wiinkclpn übrig lasse. E ne Niit-
gliederzahl von einer Million lei das mindeste, was
erreicht werden müsse. Erst dann, aber keinesfalls
jctzt sei die Zeit zur Generalsch'acht gekommen. Also
„nur immer langsam voran!" lautet die neueste Pa-
role Radeks.
Auf der anderen Seile ködert der deutschvölkische
Graf die kommunistische Meute, um „mit dein Kom-
munismus zu einer Kooperation gelangen" zu kön-
nen. Zu diesem Zweck vpistchert er, datz „an ein?
Fesselung der Arb:tt:rschaft nach Mussolinis Bei-
spiel" bei den Dcutschvölkttchm nicht gedacht werde
Auch denke keine völkische Organisation auch nur ent-
kernt daran, ,die srüb-ren deutschen oder ähnliche
Zustände wieder herauf-,»führen". Ans den Kapi-
-alismus und die alt-u Kascenvorteile Weitz der einst
>o rabiate Verfocht:r eines preußischen Kastendünkels
weidlich zu seuimpscn Reaktiouü« befanden sich
überhaupt nicht unter den Völkischen.
Man sieht, auch dem Herrn Grafen heilig, der
Zweck d'e Mittel, genau wie bet Radek, als er
Ichlageter zu verherrlichen wußte, um die Ratto-
ualistcn für den Kommunismus etnzufangeu. Of-
fener kann di? Verbrüderung zwischen Völkischen
".> d Kommunisten nicht dargttau werden, als durch
Lese Auslassungen zweier Führer aus den extremen
Lagern in den Spalten ein- und derselben Nummer
der „Roten Famic". Wie lange wird cS dauern,
lis Karl Radek oder Braller ihre Weisheiten im
„Deutschen Tageblatt" des Herrn Mulle zum Besten
geben, um der Arbeiterschaft die Augen darüber zu
öffnen, wie ernst es dcn kommunistischen Häuptlin-
gen mit der Einheitsfront der Arbeiter ist?
Ein fragwürdiger Nachfolge^
Einen mehr denn fragwürdigen Nachfolger hat
der berühmte Jenenser Naturwisfcnsch-afttcr und
Philosoph Ernst Haeckel in Professor Ludwig
Plate gefunden. Schon bald nach der Ueberuähme
Ws von Haeckel gclchafscu:n Zoologischen Justiiuts
uz Jena enthüllte er Qualitäten, die ihn als Mensch
auf die tiefste Stufe drückten. Dem beuiihmten Ge-
lehrten erklärte er in barschem Ton, daß er alleint-
ger Direktor des (von Haeckel geschaffenen) Museums
sti nnd daß sich Haeckel seinen Anordnungen unb>
diirgl zu fügen habe So springt der Schüler mit
dem Lehrer um, an dessen wissenschaftliche Welt-
bedeutung er auch nicht im entferntesten beranreicht.
Wes Geistes Kind d'ese« Gelehrte ist, ha, > r auch
neulich in einem Kolleg über Zoologie bewiesen, in
dem er sich zu den wüstesten poMschen Ausfällen
verleiten Netz und das Katheder des Hörsaals zum
eMlcmiti'tchen Podium zu stempeln wusste. In
-iner Pogromhetze gegen die Juden bewg er auch die
Sozialdemokratie -in, indem er leinen öSr.rn ver-
buchet?: „Sehen Sie di« Sozialdemokratie an, die
i ns das Elend der Revolution gebracht har; sie ist
e ne jüdische Erfindtmg. Marx und Lassalle waren
Inden. Di; Sozialdemokratie ist Vie erste Ursache
unseres Unglücks! Solange das deutsche Volk das
nicht eingesehen hat, wird cs mit uns Wetter ab-
wärts gehen." — S-ttie teilweise von stürmischem
Beifall der studentischen Hörerschaft nut:rbrochen?
Hetzi cd« schloß Mi, dein Satz: „Die Juden können
sich übev Pogrome nicht Wundern; denn die rot;
Masse des Volkes stellt immer ans ein»r lieferen
Stufe als die Gebildeten" Ob man ans einer noch
tieferen Stufe als dieser „Gebildete" der Jenaer
Un-ivcrsität, dem die Erziehung eines Teils des deut-
schen Volkes anvertraut ist, stehe» kann, wird man
iiglich bezweifeln können.
Ein neuer Beweis des Bankrotts.
Die Neichsr-gierung bat durch Verordnung ibn
Maßnahmen über Yen Handel mit ausländischen
Zahlungsmittelu zum Einbeilskurs vom 29. Juni
uud außerdem 8 2 dr V'rordnuug über Termin-
geschäfte und den Handel mit Dollarschatzauweisun-
gc,i zum Einheitskui! vom 3- Juli aufgsk,el>en. Da-
durch wird der freie Devisenhaudel wiederhergestellt,
ko datz die Möglichkeit besteht, einen wirkliche»
Marktausgleich in den Devisenkursen herbeizusüü-
reu. Die Aushebung der cn'kpuxluudeu Verordnung
kann ebenfalls nur al? neuer BcwciS des NaukrottS
dcr gegeuwärttg.'N Regierung betrachte, werden.
Internationale Lage.
Keine Antwort an Deutschland?
L o n >d o n, 4. Aug. Das; die englische Regierung
Fvankreich und Belgie», -mit der Veröffentlichung
gewisser Dokumente sich zuvorlommcn ließ, mutz
peinlich überraschet«. Der politische Korrespondent
des „Manchester Guardian" neun, dies ein un-
faires diplomatisches Manöver der Alliierten, wo-
bei das langsame eiMische Tempo und die hier
üblich: Wocheneinde-Stimi.uiuua auSgeuntzt wurde.
Wichtiger ist jedoch das, daß dieser Korrespondent,
der gcstcm informiert war, die englisch« Regierung
bereite ihre Antwort an Deutschland vor, heut« als
ziemlich autoritative Information sesrslellen kann
eine solche separate Antwort werde nicht abgeschich
werden
Bergbaubetrieb unter französtsch f
Regie.
Essen. 5. Aug. Die Maßnahmen der Fran
zosen zur direkten Ausbeutung der deutschen Berg»
werke und vor allem der Kokereien, die sich bereits
in dsn Besetzungen der Zeche der Harp. BevAa«
A.-G. sowie der Zocke,, Recklinghausen l und Dorst-
feld airknndigten, habe jetzt auch General Desoutt?
ihr« „gesetzliche" Sanktion erhalten.
Vom besetzten Gebiet.
Eine Kundgebung des Reichs-
präsidenten.
Berlin, 5. Aug. Der Reichspräsident hat dem
Generalsekretär der rheinischen Zentrums-Partei aut
die ihm übermittelte Kundgebung der Mein-Kon-
fc-'cuz in Heidelberg folgende Antwort zugobei!
lauen:
Den, -Generalsokretariat der rheinischen Zen-
trunrspartei danke in herzlichst für die UeberMitt-
lung der Kundgebung der RMn-Konfereuz der
Zentrumspartei, von deren Ausführungen ich mii
lebhafter Teilnahme und Bewegung Keuutttts ge-
no,mnren habe. Die Kundgebung ist ein eindring-
liches nnd bedeutsames Bekenntnis der Bevölkerung
«m Rhein und an der Ruhr zum Reich und zu»!
deutschen Wolke und ein« deuliche Mblehuug aller
durch fremde Mächte in deutsches Land lliueiirge-
rragenen SondcrWstrehungcn. Möge Ihr Protest
gegen die Gewaltherrschaft über die friedliebend!
und arbeitssame Bevölkerung in der Welt nicht
uugshört Verhallen! Mit Ihnen bin ich der Aus-
fassung, daß gesteigert? Opferlmst und stärker«
Leistungsw'ille des ganzen deutschen Volkes uner-
läßlich sind, mn den Schwierigkeiten der Stund«
Herr zu werden und den Kampf nm unser Recht
^erfolgreich zu Emde zu führen. Ick) hohe Jbrt
Kundgebung dein Reichskanzler übermittelt, dä»ni>
sie bei den wer diese Frage zuk Zeit im Gange be-
findlichen Beratungen als Wtllensausdruck der
bart duld-nden Bevölkerung im besetzten Gebiet d»
notwendige Beachtung findet..
E b e r t, Reichspräsident.